Mittagsjournal 1985.08.09

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Einen schönen guten Tag, meine Damen und Herren.
    Louis Glück begrüßt Sie heute bei Mittagschanal.
    Zunächst ein kurzer Überblick.
    Zum Weinskandal heute mahnende Worte von Bundespräsident Rudolf Kirschschläger, gesprochen bei der Eröffnung der Klagenfurter Holzmesse.
    Ferner erste Kommentare zum neuen Weingesetzentwurf, den gestern Minister Heiden vorgelegt hat.
    Um die Ermittlungen der Justiz gegen die Panscher
    könnte es auch bei einer Pressekonferenz von Minister Hofner gehen.
    Die weiteren Themen, Wiener Geheimgespräche, Südafrika, USA über die Apartheid, Unruhen wir analysieren.
    Interview mit Jerusalems Bürgermeister Teddy Kolleck über die Schließung des österreichischen Spitals in Ostjerusalem, Kolleck greift Österreich scharf an.
    Und im Kulturteil, Bearbeitung einer Mozart-Messe durch den Komponisten Helmut Eder für die Salzburger Festspiele.
    Am Beginn aber jetzt die nachrichtenverantwortliche Redakteur ist heute Mittag Edgar Theider und unser Sprecher Herbert Slavik.
    Österreich.
    Bei der Eröffnung der Klagenfurter Holzmesse nahm Bundespräsident Kirchschläger auch zum Weinskandal Stellung.
    Der Bundespräsident sprach von einer etwa alle fünf Jahre wiederkehrenden Serie von Skandalen.
    Diese Periodizität müsse unterbrochen werden, da sonst die Leistungen Österreichs als Kulturnation im Ausland verdeckt würden.
    In diesem Zusammenhang verlangte das Staatsoberhaupt einen moralischen Aufbruch über alle Parteigrenzen hinweg.
    An der Holzmesse beteiligen sich nahezu 400 Aussteller aus 21 Ländern.
    Thema eines internationalen Forst- und Holzzymposions sind die durch Luftverunreinigung entstandenen Waldschäden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die im Regierungsbezirk Stuttgart gefundenen, mit Diethylenglykol verseuchten Weine müssen zu Industriealkohol destilliert werden.
    Nach Angaben der Landesregierung von Baden-Württemberg sei der sichere Schutz der Verbraucher sowie die Verhinderung von Umweltschäden maßgeblich für diese kostenaufwendige Entscheidung gewesen.
    Gegen den ursprünglich erwogenen Rücktransport nach Österreich habe vor allem die Unklarheit gesprochen, was dort mit dem Wein geschehen solle, hieß es in einer Erklärung.
    Von der Destillierungsverordnung sind im Regierungsbezirk Stuttgart bis zu 700.000 Flaschen Wein betroffen.
    Österreich.
    Die Hochwasserkatastrophe dürfte nun auch im Osten des Bundesgebietes den Höhepunkt überschritten haben.
    Der Wasserstand der Donau sinkt, mit Ausnahme des Bereichs um Heimburg, weiter.
    Bei der Wiener Reichsbrücke wurde zuletzt ein Pegelstand von 7,7 Meter gemessen.
    Gestern Nachmittag hatte die Donau den Höchststand von 7,34 Meter erreicht.
    Bei Hainburg beträgt der Wasserstand 8 Meter, die Tendenz ist leicht steigend.
    In Ips fiel der Pegel in den Vormittagsstunden um 30 Zentimeter auf 6,31 Meter.
    Trotzdem stehen in Ober- und Niederösterreich die Feuerwehren entlang des Stromes im Dauereinsatz.
    Noch immer müssen zahlreiche Sicherungsarbeiten durchgeführt werden.
    Bei Hainburg ist ein Behelfsdamm gebrochen, eine Siedlung wurde überschwemmt.
    Im schwer betroffenen Mach-Land bei Amstetten ist man nun verstärkt bestrebt, die noch dort lebenden Bauern in weniger gefährdete Gebiete umzusiedeln.
    Das gesamte Ausmaß der Hochwasserschäden wird erst in den kommenden Tagen annähernd zu überblicken sein.
    Man rechnet mit mehreren hundert Millionen Schilling.
    Die Opfer der Hochwasserkatastrophe sollen von Bund und Ländern rasche Hilfe erhalten.
    Die Unwetter haben bisher zwölf Menschenleben gefordert.
    Österreich
    Unterrichtsminister Herbert Moritz hat Montag, den 23.
    Dezember, für schulfrei erklärt.
    Der Stadtschulrat für Wien und die Landesschulräte wurden ersucht, dies auch für die Schulen in ihrem Aufsichtsbereich anzuordnen.
    Moritz will mit dem schulfreien Tag einerseits Energie sparen und andererseits den Familien Gelegenheit geben, eine ganze Woche gemeinsam Urlaub zu machen.
    Im zweiten Rechtsgang des ersten WBO-Prozesses werden heute in Wien die Angeklagten angehört.
    Bei dem Verfahren wird geprüft, ob die vom Gericht in Eisenstadt 1983 verhängten Strafen aufrecht bleiben.
    Der Hauptangeklagte, Ernst Rauchwarther, bat heute um Minderung seiner Strafe in der Höhe von zehn Jahren Gefängnis.
    Horst Tietze hatte ebenfalls zehn Jahre Haft und Johann Tiewald sechs Jahre erhalten.
    Mit dem Urteil ist für kommenden Dienstag zu rechnen.
    Österreich, Südafrika.
    Die Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und Südafrika in Wien sind heute Vormittag abgeschlossen worden.
    Einzelheiten sind bisher nicht bekannt geworden.
    Auf südafrikanischer Seite wurden die Gespräche von Außenminister Rulof Botha geführt.
    An der Spitze der amerikanischen Delegation standen Sicherheitsberater Robert McFarlane und der stellvertretende Außenminister Chester Crocker.
    Botha ist nach Frankfurt weitergereist, wo er mit einem Vertreter des Bonner Außenministeriums zusammentreffen wird.
    In Wien hat der südafrikanische Außenminister auch mit einem Angehörigen der britischen Botschaft verhandelt.
    Bei den Unruhen in Südafrika sind nach jüngsten Meldungen bisher 38 Menschen ums Leben gekommen.
    160 Personen sollen verletzt worden sein, mehr als die Hälfte von ihnen durch Gummigeschosse der Sicherheitskräfte.
    Seit drei Tagen konzentrieren sich die Unruhen auf die Stadt Durban, wo der Ausnahmezustand nicht gilt.
    Die Behörden haben die Polizei verstärkt, den Ausnahmezustand bisher aber nicht erweitert.
    Friedensnobelpreisträger Bischof Desmond Tutu hat die Regierung neuerlich zu Verhandlungen aufgerufen.
    Andernfalls, sagte Tutu, rechne er mit einer ungeheuren Katastrophe.
    Die Regierung unterschätze die Wut der jungen Schwarzen, die sich von Demonstrationen der Stärke der Behörden nicht einschüchtern ließen.
    Tutu betonte, er wisse nicht, wie lange die Schwarzen noch aufgemäßigte Führer wie ihn hören würden.
    Togo.
    Papst Johannes Paul setzt heute seinen Besuch in Togo fort.
    Der Papst wird heute in der Hauptstadt Lomé mit Priestern von Naturreligionen zusammentreffen.
    Höhepunkt des Besuches ist morgen die Weihe von zwölf einheimischen Seminaristen zu Priestern.
    Johannes Paul wird auch Kamerun, die Elfenbeinküste, die Zentralafrikanische Republik, Sahire, Kenia und Marokko besuchen.
    Eine Reise in das südliche Afrika ist, wie der Papst in einer Pressekonferenz erklärte, derzeit nicht geplant.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Zu dem gestrigen Anschlag auf den amerikanischen Luftwaffenstützpunkt beim Rhein-Main-Flughafen von Frankfurt haben sich heute die Untergrundorganisationen Rote Armee Fraktion und Action Direct bekannt.
    Das Frankfurter Büro der Deutschen Presseagentur erhielt einen entsprechenden Brief.
    Darin bezeichnet sich ein bisher nicht bekanntes Kommando George Jackson als Urheber des Anschlags.
    Bei dem Attentat waren zwei Menschen ums Leben gekommen und elf zum Teil schwer verletzt worden.
    Das Deutsche Bundeskriminalamt fahndet nach zwölf mutmaßlichen Mitgliedern der RAF, die in jüngster Zeit in den Untergrund gegangen sind.
    USA.
    In amerikanischen Flugzeugen werden nun bewaffnete Sicherheitskräfte, sogenannte Sky Marshals, eingesetzt.
    Sie sollen Entführungen durch Terroristen verhindern.
    Der Einsatzplan ist geheim.
    Die Sky Marshals reisen auf mehreren Strecken in den USA und nach Übersee mit.
    Die amerikanische Regierung hatte diese Maßnahmen nach der Entführung einer TWA-Maschine nach Beirut von Mitte Juni angekündigt.
    Japan.
    Nagasaki gedenkt heute der 70.000 Opfer des zweiten amerikanischen Atombombenabwurfs vor 40 Jahren.
    Im Friedenspark der Stadt hielten 25.000 Menschen zum genauen Zeitpunkt der Explosion um 11.02 Uhr eine Schweigeminute ab.
    Der Bürgermeister von Nagasaki, selbst ein Überlebender der Katastrophe, appellierte an die Supermächte, das Wetterrüsten einzustellen.
    Zwölf Uhr ist es jetzt und acht Minuten, Freitag, Mittag, wie immer etwas ausführlicher das Wetter, wie wir es am Wochenende erwarten können.
    Ich habe jetzt Verbindung mit Felix Hufnagel von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien, von der Wiener Hohen Warte.
    Herr Hufnagel, wie wird es denn am Wochenende, nachdem offenbar der große Regen endlich vorbei ist?
    Grüß Gott.
    Nun, ich habe recht gute Mitteilungen.
    Das Wetter hat sich in Österreich zuletzt schon wesentlich gebessert.
    Nur der Osten Österreichs liegt derzeit noch im Randbereich des nach Osten abgezogenen Schlechtwettertiefs.
    Vom westlichen Mittelmeer hat sich ein Hochhausläufer zu den Alpen vorgeschoben und von Südwesten setzt wieder dazu Strom von wärmerer Luft ein.
    Diese Entwicklung ist im größten Teil Österreichs bereits eingetreten.
    Nur der Norden und der Osten
    sind noch etwas hinten nach, aber auch hier nimmt die Störungstätigkeit weiterhin ab.
    Das sieht man auch an den Messwerten von heute 12 Uhr.
    In Wien war es noch stark bewölkt, 18° Nordwestwind mit 15 km pro Stunde.
    Ebenso in Eisenstadt stark bewölkt, 19° Nordwestwind, 10 km pro Stunde.
    Linz wolkig, 20° Nordwest, 15 km pro Stunde.
    Salzburg und Innsbruck heiter, wolkig.
    Salzburg-Wolkig 19°, Innsbruck-Heiter 19°, Pregens-Heiter 21°, Graz-Wolkig 18° und Klagenfurt-Heiter 22°.
    Morgen nimmt der Hochdruckeinfluss noch zu und die Temperaturen werden weiter steigen.
    Über dem Atlantik liegt zwar ein Tief und es nähert sich eine Störung, die zieht aber nach Nordosten und streift höchstens die Alpen-Nordseite und wird dort die Gewittertätigkeit vorübergehend aufleben lassen.
    Morgen also zunächst allgemein sonniges Wetter, Temperaturanstieg.
    In den Niederungen werden etwa 23 bis 29 Grad erreicht.
    In den Abendstunden können sich hauptsächlich im Westen und Norden einzelne Gewitter bilden.
    Am Sonntag aber dann durchwegs wieder sonniges Wetter und auch sommerliche Temperaturen.
    Im Großen und Ganzen kann man auch ein gutes Bergwetter versprechen.
    Auch auf den Bergen steigen die Temperaturen ganz markant an.
    Sie erreichen in 2000 Metern etwa 12 Grad und in 3000 Metern plus 5 Grad.
    Herr Hufnagel, es ist ja noch Urlaubszeit.
    Schauen wir vielleicht noch ein paar Tage weiter.
    Kann man von einer Rückkehr des Hochsommers sprechen?
    Der Ausdruck Hochsommer ist immer ein bisschen gefährlich, wenn man das sagt, aber aufgrund meiner Ausführungen ist ja schon zu erkennen gewesen, dass es wieder ein schönes Wetter geben wird und auch der Wochenbeginn lässt eigentlich recht schöne, sonnige und warme Tage erwarten.
    Es ist nur so, dass man schon bedenken muss, dass die Tage allmählich etwas kürzer werden und dadurch extreme Situationen, also mit Temperaturen über 30 Grad, eher jetzt schon selten werden.
    Meine Frage war, wie stabil ist dieses Hochsommer?
    Ich glaube eigentlich schon und ich rechne für einige Tage der kommenden Woche auch noch sommerliches Wetter.
    Dann lässt sich natürlich eine Aussage schwer vertreten, denn über einen so langen Zeitraum sind die Prognosen ja doch dann sehr unsicher schon.
    Vielen Dank für diese ernstlich optimistische Prognose und auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören, Dankeschön.
    Zwölf Uhr zwölf, erstes Thema, wieder mal Weinskandal.
    Zunächst kommt heute Bundespräsident Dr. Rudolf Kirschleger zu Wort.
    Er hat nämlich anlässlich der Eröffnung der Klagenfurter Holzmesse heute Vormittag sehr ernste, sehr mahnende Worte zu diesem österreichischen Skandal gefunden.
    Wir bringen jetzt einen Ausschnitt aus der Rede von Rudolf Kirschleger.
    Wir können, meine verehrten Damen und Herren,
    es uns einfach nicht leisten, alle fünf Jahre durch große und dazwischenliegend durch kleinere, aber dadurch nicht weniger verwerfliche Skandale von uns Reden zu machen und damit alle großen Leistungen und Erfolge österreichischer Arbeit und österreichischer Politik überdecken.
    Dennoch beginnt das Ausland ein abfälliges Bild, sich von uns zu machen.
    Und auch im Inland, und das scheint mir noch weit gefährlicher, werden alte und junge Mitbürger langsam irre an der Lauterkeit der Menschen unseres Volkes und an der Zukunft damit unseres Volkes.
    Aber um dieser steten Periodizität, der Skandal in unserem Land, ein Ende zu machen, ist es wohl unabdingbar, dass wir nach Wegen Ausschau halten, die diesen periodischen Eintritt von Skandalen einmal endgültig unterbrechen.
    Wir müssen den Boden säubern,
    in dem sich der Bazillus der Unredlichkeit, des wachsenden Egoismus, der Doppelzüngigkeit, der Pflichtvergessenheit und mancher anderer Krankheiten gesellschaftlicher Natur eingenistet hat.
    Manche Gesetzesänderungen werden dazu notwendig sein.
    Unverzichtbar aber scheint mir auf jeden Fall
    eine moralische Aufrüstung.
    Mit ihr müssen wir beginnen.
    Aber wir dürfen dabei nicht das gewohnte Spiel verwenden, dass wir von einer Partei auf die andere, von einer Berufsgruppe auf die andere, von einem Bundesland auf das andere mit erhobenen Finger zeigen oder
    auch von uns selbst individuell stets den Fehler im Anderen sehen.
    Wir alle, wo immer wir stehen, wir alle tragen Verantwortung dafür, dass Österreich wieder ein Land wird, das ob seiner Sauberkeit bekannt ist.
    Wir müssen in den Familien
    Wir müssen in den Familien ebenso wie in den Schulen die charakterliche Erziehung ernster nehmen.
    Und wir müssen uns dessen bewusst sein, dass zur Erziehung auch unabdingbar das Beispiel des Erziehenden gehört.
    Wir müssen erkennen, dass es kein zusätzliches Maß an Freiheit
    sondern eine Verstrickung in Leidenschaften bringt, wenn wir die Tugenden verkümmern lassen, wie Wahrhaftigkeit, Redlichkeit, Treue, Ehrlichkeit, Verantwortungsgefühl, Freude an der Arbeit, Pflichtbewusstsein und auch die Fähigkeit,
    im Genusse Maß zu halten, setzen wir, und zwar weder wir alle, den sogenannten Kavaliersdelikten ein Ende, die das Gewissen in einem Maße grobmaschig gemacht haben, das Folgen trägt.
    Über Parteigrenzen
    über weltanschauliche und über berufsmäßige Trennungslinien hinweg, beginnen wir gemeinsam und bis in die Wurzeln hinein, die Sümpfe und die sauren Wiesen, von denen ich vor fünf Jahren sprechen musste, trockenzulegen.
    Und ich meine damit nicht jene Sümpfe und saure Wiesen,
    die in Gottes freier Natur bestehen, sondern ich meine damit jene Sümpfe und jene Saurenwiesen, die sich im wirtschaftlichen, im gesellschaftlichen und auch im persönlichen Leben unmerklich eingenistet, aber vielfach doch erheblich breitgemacht haben.
    Bundespräsident Dr. Rudolf Kirschträger heute bei der Eröffnung der Klagenfurter Holzmesse den Weinpanschern, aber beileibe nicht nur diesen, ins Stammbuch.
    Landwirtschaftsminister Günther Heiden hat gestern den Entwurf für das neue Weingesetz vorgestellt, über den bis zur parlamentarischen Beschlussfassung Ende des Monats nun verhandelt wird.
    Und wenn es im Wesentlichen beim Entwurf bleibt, dann könnte das Etikett strengstes Weingesetz der Welt sogar stimmen.
    Die Zielrichtung mehr Qualität im Wein, mehr Information auf der Flasche, mehr Kontrolle der Hersteller und Händler.
    Damit sollen nicht nur die Unverfrorenen mit dem Frostschutzeiswein kaltgestellt werden, sondern ein generelles Umdenken in der Weinwirtschaft eingeleitet werden.
    Fernziel ist die Rückeroberung des Vertrauens der Konsumenten im In- und im Ausland.
    Erste Pressestimmen zum neuen Weingesetzentwurf von Leopold Esterle.
    Unter dem Titel »Entlarvt« schreibt Peter Gnam heute in der »Neuen Kronenzeitung«, dass heuer das Weingesetz schon einmal, nämlich am 12.
    Juni, verschärft worden sei.
    Von »ein paar schwarzen Schafen« sprachen damals die Politiker und dass man das Ganze nicht dramatisieren sollte.
    Unterdessen sind fast 40 Weinpanscher verhaftet worden und das angeblich scharfe Weingesetz muss noch einmal verschärft werden.
    unter lautem Wegklagen der Weinwirtschaft, versteht sich.
    Die hätte immer noch gern die eine oder andere Ausnahme.
    Begriffen hätten die Herrschaften noch immer nichts, meint Peter Gnam in der Kronenzeitung anschließend.
    Nicht am 12.
    Juni und auch nicht jetzt, wo sich Minister Heiden endlich zum strengsten Weingesetz Europas aufrafft.
    Dieses Gesetz wird nämlich von unserer Konkurrenz total durchleuchtet und wehe, es ist auch nur ein Hintertürdel dabei.
    Dann heißt es für unsere Weine endgültig gute Nacht.
    In der ÖVP-nahen steirischen Südost-Tagespost vertritt Herbert Leschanz eine etwas andere Meinung.
    Leschanz schreibt nämlich einleitend, der Weinskandal sei nicht deswegen passiert, weil kein entsprechendes Gesetz da gewesen sei, sondern weil das Gesetz in schamloser Art gebrochen und umgangen wurde.
    Nur weil eine sumpfige, ministerielle und sozialpartnerschaftliche Weinverwaltung mit dem schillernden Etikett strengstes Weingesetz der Welt eine nachträgliche, entschuldigende Reinwäsche will, braucht man nun im sagenhaften Husch-Husch eine Absolution.
    Danach werden alle Beteiligten erleichtert in ihre Polstersessel zurücksinken und sagen, gut ist gegangen, nix ist uns geschenkt.
    Und Herbert Lechanz schließt in der Südosttagespost
    Das neueste Weingesetz wird nur dann gut sein, wenn dadurch die schärfsten Kontrollen und die schärfsten Strafen ermöglicht werden.
    Und wenn ein Paragraf aufgenommen wird, dass Funktionäre, Behördenvertreter und Politiker sofort den Hut zu nehmen haben, wenn diese Kontrollen lax gehandhabt werden.
    Apropos Rücktritt.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt schreibt das Redaktionsoriginal der Jockel unter dem Titel Vorschläge.
    25 Vorschläge hat der Minister Heiden gestern gemacht.
    Auf den 26. hat er vergessen, nämlich auf seinen Rücktritt.
    Gegenteiliger Ansicht ist Herbert Lackner im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung.
    Jetzt, wo Haydn tatsächlich ein Weingesetz vorlegt, das sich gewaschen hat, halt aus so manchem Keller schauriges Wehklagen hervor.
    Das mit der beschränkten Aufzukorrung gehe nicht, die genaueren Etiketten seien zu kompliziert und die Beschränkung der Hektaerträge eine Schikane.
    Am besten man ließe alles beim Alten.
    Nach dem Motto, es wird schon nicht mehr vorkommen.
    Und wenn es doch wieder vorkommt, beginnt das Spiel, hauen wir den Heiden von vorn.
    Und Herbert Lackner meint anschließend in der AZ, dass man beim neuen Weingesetz darauf achten wird müssen, dass nicht die kleinen Weinbauern unter die Räder kommen, während die Großhändler die Strafen wegstecken.
    Aber das ist bewältigbar.
    Vor allem dann, wenn sich endlich auch einmal die Agrarbürokratie um die kleinen Bauern kümmert, anstatt sich auf den internationalen Finanzmärkten zu tummeln und Geschäfte zu treiben, die mit dem Agrarischen aber schon gar nichts zu tun haben.
    Das jetzige Lamentieren rührt jedenfalls niemanden mehr.
    Das waren erste Pressestimmen zum geplanten Novellierungsgesetz des Weingesetzes.
    Wir bleiben noch beim Thema.
    Obwohl die vormittägige Pressekonferenz von Justizminister Harald Ofner in Wien an sich das Thema Computerkriminalität trug, einen ausführlichen Bericht darüber hören Sie im Abendschanal, obwohl also wurde bald der Weinskandal zum eigentlichen Schwerpunkt dieser Pressekonferenz.
    Justizminister Offner definierte dabei die Weinaffäre als den größten Schadensfall in der Geschichte der österreichischen Justiz und forderte schärfste Sanktionen gegen die Weinpanscher.
    Aus dem Justizministerium meldet sich Manfred Steinhuber.
    Justizminister Harald Ofner zog eine Zwischenbilanz im Weinskandal, und zwar aus der Sicht der Justizbehörden.
    Die bereits bekannten 38 Verhaftungen stellen nämlich nur die Spitze des Eisberges dar.
    Denn gegen 156 Verdächtige sind bereits Verfahren anhängig.
    Die meisten davon, nämlich 56, bei der Staatsanwaltschaft Krems.
    Hier in Krems ist auch schon die erste Anklage fertiggestellt worden, und zwar wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges.
    Minister Ofner rechnet damit, dass das Urteil in diesem Fall bereits im Frühherbst vorliegen wird.
    Die übrigen Verfahren verteilen sich auf die Staatsanwaltschaft Korneuburg mit 52, Eisenstadt mit 29, Wien mit 14 und Wiener Neustadt mit 5 Verfahren.
    Minister Ofner beurteilt den Weinskandal vom Schadensausmaß her gesehen als den größten der Zweiten Republik.
    Ich glaube, dass man davon ausgehen kann, dass es sich
    bei der kriminellen Komponente des Weinskandals um etwas ganz Außerordentliches insofern erhandelt, als es in der überblickbaren Geschichte der österreichischen Justiz noch keinen Fall gegeben hat, in dem der Schaden auch
    der Schaden der Unschuldigen entsteht, auch der Schaden, der der gesamten Volkswirtschaft entsteht, so groß gewesen wäre, wie bei dieser Gruppe von strafbaren Handlungen.
    Wenn wir vom Begriff der Großschadenskriminalität ausgehen wollen, dann ist das der schwerstwiegende Fall von Großschadenskriminalität in der überblickbaren Geschichte der österreichischen Justiz.
    Nicht geklärt ist bisher die Frage, ob auch wegen des Verdachtes der Gemeingefährdung Anklage erhoben wird.
    Im ersten Fall in Krems lautet die Anklage nur auf schweren Betrug.
    Das Justizministerium wartet nämlich noch auf ein Gutachten des Gerichtsmedizinischen Instituts.
    Und dieses Gutachten soll erst klären, wie gesundheitsgefährlich Diethylenglykol wirklich ist.
    Die Ermittlungen in der Bundesrepublik Deutschland haben bisher keinen Anhaltspunkt dafür ergeben, dass in Deutschland selbst erst gepanscht wurde.
    Alles weist auf den Tatort Österreich.
    Auch Rechtshilfeansuchen wurden bereits gestellt.
    Sie betreffen Weinhändler, die bereits in Österreich in Haft sind.
    Ein Detail aus den Ermittlungen, da wurden Tankwagen umgebaut, sodass der Kellerei-Inspektor bei der Überprüfung nur unverfälschte Bärenauslese fand, während der restliche Inhalt des Tanks gepanscht war.
    Völlig ungeklärt ist auch noch, was mit den rund 10 Millionen Litern Wein geschehen soll, die beschlagnahmt wurden.
    Dieser Wein wird jedenfalls Eigentum der Republik.
    Zuständig für die Verwertung ist dann das Landwirtschaftsministerium.
    Sollte sich bei den Prozessen herausstellen, dass beschlagnahmter Wein von einem unschuldigen Weinbauern stammt, von einem also, der nicht selbst gepanscht hat, sondern hineingelegt worden ist, von einem Händler gegebenenfalls, dann kann dieser Weinbauer eventuell aus dem Erlös der Verwertung dieses Weins selbst wieder Geld zurückbekommen.
    Soweit mein Bericht.
    Ich gebe zurück an das Studio des Mittagsschornals.
    Ein Bericht von einer Pressekonferenz des Justizministers Harald Ofner im Bericht von Manfred Steinhuber.
    Wir kommen jetzt um 12.25 Uhr vorläufig zu einem Auslandsthema.
    In Südafrika schwillt die Welle schwarzen Protests gegen die Unterdrückung durch die weiße 20%-Minderheit weiter an.
    Begonnen hat der Anti-Apartheid-Aufstand vor einem Jahr.
    Mehr als 500 Tote hat er bisher gefordert.
    Und die Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei werden immer massiver, seit die Regierung am 21.
    Juli den Ausnahmezustand über weite Teile des Landes verhängt hat.
    Seither wurden mehr als 1.000 Schwarze verhaftet.
    Gestern haben die Unruhen erstmals auf Wohngebiete der Inder und der Weißen übergegriffen.
    Es gab wieder 19 Tote.
    Die größten Rassenunruhen in Südafrika seit 25 Jahren haben das Regime am Kap noch weiter isoliert.
    Die UNO empfahl ihren Mitgliedsländern Wirtschaftssanktionen.
    Selbst die befreundeten Amerikaner gehen auf Distanz.
    Washington fordert, dass die Weißen mit den Vertretern der 25 Millionen Schwarzen endlich einen Dialog über politische Mitbestimmung aufnehmen.
    Darum geht es auch bei Gesprächen, die seit gestern in Wien zwischen dem südafrikanischen Außenminister Pik Bota
    Pick Potter einerseits und Reagan-Sicherheitsberater Robert McFarlane andererseits geführt werden.
    Die Gespräche sind geheim, Edgar Sterbens analysiert.
    Obwohl die Delegationen vereinbart haben, über den Inhalt ihrer Gespräche Stillschweigen zu bewahren, liegt es auf der Hand, worüber Südafrikaner und Amerikaner in Wien verhandelt haben.
    Internationaler Druck und innenpolitischer Zugzwang haben beide Seiten an den Konferenztisch gebracht, um Wege zur Entschärfung des südafrikanischen Pulverfasses zu erkunden.
    Die Zunahme der Gewalt in Südafrika und der von der Regierung Botha verhängte Ausnahmezustand stellen für die bisherige amerikanische Politik des sogenannten konstruktiven Engagements gegenüber Pretoria eine noch nie dagewesene Herausforderung dar.
    Bisher hat Washington versucht, mit den Mitteln der stillen Diplomatie Südafrika zu reformen und zu einem Abbau der Rassendiskriminierung zu bewegen.
    Präsident Reagan bezeichnet das Apartheid-System zwar als menschenunwürdig und widerwärtig, lehnt es jedoch kategorisch ab, Sanktionen gegen Südafrika zu verhängen.
    Eine zunehmende Anti-Apartheid-Strömung in den USA, die sich seit einem Dreivierteljahr in täglichen Demonstrationen vor der südafrikanischen Botschaft in Washington manifestiert und deren Ausmaß bereits mit der Protestwelle gegen den Vietnamkrieg verglichen wird, verlangt nun aber offenkundig nach politischer Aktion.
    Beide Häuser des Kongresses haben noch dazu dem Präsidenten bereits Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika vorgeschlagen.
    Das Repräsentantenhaus hat im Juni einen Gesetzesantrag gebilligt, in dem unter anderem verlangt wird, keine neuen Kredite für Südafrika, keine neuen Investitionen, keine Computerverkäufe, Abbruch der technologisch-wissenschaftlichen Zusammenarbeit und Einfuhrverbot von Krügerrand-Goldmünzen in die USA.
    Der Außenpolitische Ausschuss des von den Republikanern dominierten Senats hat mit Ausnahme des Goldmünzeneinfuhrverbots und des Investitionsstops ähnliche Sanktionen vorgeschlagen.
    Spätestens im September soll ein gemeinsamer Sanktionsvorschlag der beiden Kannen des US-Parlaments vorliegen.
    Um mögliche Konsequenzen zu verdeutlichen, einige Fakten.
    Die USA sind der größte Handelspartner Südafrikas.
    Amerikanische Firmen kontrollieren 70 Prozent des südafrikanischen Computermarkts.
    Der Wert der amerikanischen Direktinvestitionen in Südafrika beträgt rund 50 Milliarden Schilling und amerikanische Banken haben in Südafrika Kredite in Höhe von 100 Milliarden Schilling laufen.
    Mehr als die Hälfte des südafrikanischen Krüger-Rand-Exports geht in die USA.
    Angesichts des Drucks der amerikanischen Öffentlichkeit haben auch mehrere große US-Firmen ihre Beziehungen zu Südafrika bereits eingeschränkt und einen Abzug ihrer Investitionen angekündigt.
    Das Argument der Reagan-Regierung gegen Wirtschaftssanktionen – solche Maßnahmen würden die Schwarzen härter treffen als die Weißen und die Wagenburg-Mentalität der Buren stärken – dieses Argument wird nach Auffassung amerikanischer Apartheidgegner angesichts der jüngsten Unruhen in Südafrika zu überdenken sein.
    Das Weiße Haus will allerdings von seiner Politik der konstruktiven Engagementpolitik nicht abrücken, setzt aber jetzt Südafrika massiv unter Druck.
    Washington fordert von Pretoria die Beendigung der gewalttätigen Auseinandersetzungen, die Wiederherstellung von Recht und Ordnung, die Aufhebung des Ausnahmezustandes, die Freilassung politischer Gefangener, die Lockerung der Passgesetze und die Aufnahme eines Dialogs mit den Führern der schwarzen Mehrheit.
    Dem gegenüber steht die unnachgiebige Haltung der weißen südafrikanischen Regierung.
    Präsident Botha ist zwar zu einer schrittweisen Lockerung des Apartheidsystems bereit, hält jedoch eisern am Kern dieses Systems fest.
    Danach gibt es keine politischen Rechte für Schwarze und die Forderung, ein Mann, eine Stimme ist für Botha kein Verhandlungsgegenstand.
    Seine kosmetischen Reformen wie die Aufhebung des Verbots von Misch-Ehen und des Verbots sexueller Beziehungen zwischen Weißen und Nicht-Weißen sowie die Abschaffung der Rassentrennung in Hotels und Restaurants haben dem südafrikanischen Präsidenten nur Kritik von allen Seiten eingebracht.
    Die radikal-konservativen Buren, die den Status quo mit allen Mitteln erhalten wollen, verurteilen die Lockerungen.
    Und für die Schwarzen sind diese Maßnahmen ohne große Bedeutung, weil sich für sie nichts Wesentliches ändert.
    Die Weißen konservieren weiterhin ihre politische Macht und was immer Botha unternimmt, es ist zu viel für die konservativen Buren und zu wenig für die Schwarzen.
    Die BOTA-Regierung bleibt aber vor allem besessen von der Idee, dass die heutigen blutigen Unruhen nicht das Resultat ihrer Apartheid-Politik sind, sondern das Werk einer kommunistischen Verschwörung gegen den Gottesstaat der Afrikaner.
    Die von Pretoria Anfang dieser Woche angekündigten einschneidenden Lockerungen der Rassentrennungsgesetzgebung werden krampfhaft als autonome, wichtige politische Veränderungen im Rahmen des Reformprogramms dargestellt und nicht als Antwort auf die Unruhen und den internationalen politischen Druck.
    Worin diese Lockerungen bestehen sollen, ist noch nicht ganz klar abzusehen.
    Angeblich will man einen Teil jener Apartheit-Gesetze abschaffen, die den Schwarzen und ihren Familien die Freizügigkeit des Niederlassungsrechts und die Arbeitsfreiheit nehmen.
    Auch eine teilweise Beendigung der in letzter Zeit forcierten Umsiedlung von Schwarzen in die ihnen zugewiesenen Stammesstaaten soll im Gespräch sein.
    Ob sich die Amerikaner mit solchen und ähnlichen Zugeständnissen im Tauschgeschäft für eine Verringerung des Drucks auf Südafrika zufriedengeben, bleibt abzuwarten.
    Der von der Reagan-Regierung geforderte Dialog mit führenden schwarzen Politikern wurde von Botha bisher immer abgelehnt.
    Pretoria unterhält zwar Kontakte zu den Politikern der wirtschaftlich nicht lebensfähigen schwarzen Territorien, mit Vertretung des verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses will man aber grundsätzlich nicht verhandeln.
    Nach der Meinung des südafrikanischen Nobelpreisträgers, des schwarzen Bischofs Desmond Tutu, sind solche Gespräche jedoch die Voraussetzung dafür, um eine Katastrophe in Südafrika zu vermeiden.
    Tutu sagte heute, die Regierung unterschätze die Wut der jungen Schwarzen, die sich von Demonstrationen der Stärke nicht einschüchtern ließen.
    Er wisse nicht, wie lange die jungen Leute noch auf gemäßigte Führer wie ihn hören würden.
    Laut Tutu hätten die Schwarzen und Buren nur noch sehr, sehr wenig Zeit, um eine Eskalation zu verhindern.
    Und der südafrikanische Regimekritiker Breiten Breitenbach fasste seinen Appell nach einem Ende der Repression in dem Satz zusammen, die anhaltende Verletzung der Menschenwürde kann Menschen dazu bringen, den Tod der immerwährenden Folter vorzuziehen.
    Das war eine Analyse von Edgar Sterbens zur Situation in Südafrika vor dem Hintergrund der Wiener Gespräche zwischen dem südafrikanischen Außenminister und amerikanischen Regierungsbeamten, 12 Uhr und 33 Uhr.
    Was planen wir noch bis 13 Uhr in dieser Sendung?
    Ein Gespräch mit dem Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollig zur Hospizaffäre?
    Dann ein Situationsbericht über den Zustand der österreichischen Holzwirtschaft.
    Die Klangfurter Messe hat ja heute begonnen.
    Die Eröffnungsrede von Bundespräsident Kirchschläger haben wir ja in Auszügen gebracht zum Thema Weinskandal.
    Dann geht es noch um eine Analyse über das Verhältnis der beiden Supermächte zueinander vor dem Hintergrund des neuen sowjetischen Vorschlags.
    eines Atomtestmoratoriums und von den Salzburger Festspielern ein Kulturbericht.
    Helmut Eder bearbeitet eine Mozartmesse vor den nächsten Beiträgen.
    Aber jetzt ein Programmhinweis und zwar um das Thema der behinderten Mensch und die Medien geht es heute Abend in dem von Jürgen Jungwirth gestalteten Journal Panorama.
    Also ich bin einmal durch die Luft geflogen, 30 Meter, und mir ist dann der Oberschenkel, da ist ein Baum gesteckt, Unterschenkelbruch, dann das Hüftgelenk, das Schenkelhals ist zersplittert.
    Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde veränderte sich das Leben Herbert Grubers.
    Der Augenblick einer Unachtsamkeit eines Autofahrers führte dazu, dass der gelernte Grafiker jetzt halbseitig gelähmt ist.
    Die Medien, um sich mitzuteilen, sind jetzt seine Bilder und Gedichte.
    So wie es für den im Rollstuhl sitzenden Liedermacher Sigi Maron seine Lieder sind.
    Guten Morgen, Herr Architekt!
    Hat das Frühstück auch geschmeckt?
    Für den deutschen Autor, Regisseur und Schauspieler Dr. Peter Radtke ist die Bühne das Forum.
    Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.
    Insofern sehr wichtig, das Publikum geht in ein Stück und kann sich, das hört sich jetzt sehr brutal an, einen Behinderten nach Lust und Laune anschauen.
    Wo gibt's das?
    In der Öffentlichkeit auf der Straße haben wahrscheinlich die Eltern ihren Kindern beigebracht, wenn du einen Behinderten siehst, schau weg, schau nicht hin und dergleichen.
    Für die meisten Behinderten sind Zeitungen, Radio und Fernsehen die Medien, in denen sie sich, wenn auch spärlich, mitteilen können, meint der Präsident Heinrich Schmidt.
    Die ganze Politik momentan am Behindertenwesen ist leider so, und da spielen mitunter auch Medien mit, dass Behindert mit Arm gleichgesetzt wird.
    Und von diesem Armutscharakter wollen wir auch wegkommen.
    Es ist ja kein Zeichen von Armut, wenn ein Mensch in ein öffentliches Verkehrsmittel nicht hinein kann.
    Mehr darüber heute im Abendjournal um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    In einem Journal Panorama, das Jürgen Jungwirth gestalten wird.
    Im nächsten Beitrag geht es um die leidige Affäre um das Hospiz der katholischen Kirche Österreichs im israelisch besetzten Ost-Jerusalem, in dem sich ein kleines arabisches Spital befunden hat.
    Israel hat dieses Krankenhaus ja am 1.
    August gesperrt, wie es heißt, aus rein medizinischen und wirtschaftlichen Gründen.
    Es kam zu massiven Protesten der Bevölkerung.
    Diesen Protesten haben sich in unterschiedlicher Schärfe auch die österreichische Regierung und die Kirche angeschlossen.
    Der Vorwurf wurde laut, der Schritt Israels sei in Wahrheit ein Willkürakt der Besatzungsmacht, die das jordanische Ost-Jerusalem ja anniktiert hat.
    Zu diesem Vorwurf äußert sich der aus Wien stammende Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek in einem ORF-Interview mit unserem Israel-Korrespondenten Moshe Maisels.
    Herr Bürgermeister, Sie haben sich kritisch zur Haltung der österreichischen Kirche und Regierung zur Schließung des Hospizspitals geäußert.
    Warum?
    Bevor ich Ihnen darauf antworte, möchte ich Folgendes feststellen.
    Die medizinische Fürsorge der Patienten, die bisher ins Hospiz gegangen sind, ist jetzt viel besser, als sie war, als das Hospiz noch offen war.
    Das ist Nummer eins.
    Nummer zwei, denn in vielen, vielen Jahren, seitdem die Stadt vereinigt wurde, kamen Vertreter auf allen Schichten von Österreich her in dieses Zimmer, in dem wir jetzt sitzen, um mich daran zu erinnern, dass ich versprochen habe, dass das Hospiz wieder an die Kirche zurückgeben wird.
    Das waren Botschafter und Vertreter der Kirche und Einzelne, die von Zeit zu Zeit hierhergekommen sind.
    Das Einfachste wäre gewesen und billiger für uns, wenn wir uns ganz einfach gar nichts getan hätten.
    Wir in der Stadtverwaltung haben uns sehr bemüht, zwei Dinge zu tun.
    Erstens einmal ein
    Äquivalent oder etwas Besseres vorzubereiten, damit die Leute, die dort nicht mehr hingehen können, nicht leiden sollten.
    Und zweitens, da wir dafür nicht direkt verantwortlich sind, das Gesundheitsministerium dazu zu bringen, das zu schließen, damit es den Österreichern zurückgegeben werden kann.
    Das hat eine lange Zeit gedauert.
    Wir haben eine ambulatorische Klinik nicht sehr weit von dort gebaut, wo es nur arabische Ärzte gibt, arabische Pfleger, arabische Pflegerinnen, arabisches Essen.
    Ungefähr 700, 800 Kranke im Tag betreut werden.
    Das wird auf die Krankenkasse gemacht.
    Ich habe einmal selbst das Vergnügen gehabt,
    den Kardinal König dort hinzuführen.
    Ich verstehe ganz einfach nicht, wie man auf einmal diese ganze Hetze begonnen hat, die unter den schlechten Namen geht.
    Ich verstehe die Araber, aber wenn das andere Leute machen und denen das nachsagen oder nachklappeln, ist das ziemlich komisch.
    Und wenn es noch dazu die Leute sind, die mich vorher immer darum gebeten haben, dass ich alles dazu tun soll, um das frei zu bekommen, dann ist es auch ein bisschen, wie soll man sagen, nicht nur nicht gut, ich will gar nichts sagen.
    Was meinten Sie mit der Äußerung Hordenpolitik und Geister 30er Jahre in diesem Zusammenhang?
    Schauen Sie.
    Ich im Großen und Ganzen bin schrecklich enttäuscht von Österreich.
    Die große Philosophie, dass die Österreicher an gar nichts schuld waren und nur erobert worden sind, ist eine ausgesprochene Lüge.
    Im Jahr 1945 zu sagen, wir sind nur befreit worden und wir haben an gar nichts schuld, ist nicht das Anständigste.
    Wir haben hier in der Stadt seit zwei Jahrzehnten eine Gruppe, Gruppen von Jugendlichen aus Deutschland.
    Die nennen sich Hühnerzeichen.
    Dieser Tage ist Heinrich Böll gestorben.
    Ich kann mich erinnern, dass sein Sohn hier ein ganzes Jahr Fußböden im Blindeninstitut gewaschen hat.
    ohne dass jemand wusste, zufällig am Ende der Periode herausgekommen.
    Kein einziger Österreicher hat sich je zu irgendeiner Sünde bekannt oder für irgendetwas sich entschuldigt.
    Sie haben mehrere Gespräche mit Kardinal König und österreichischen Botschaftern über die Rückgabe des Hospizgebäudes geführt.
    Hat sich Ihrer Meinung nach die österreichische Haltung in dieser Frage geändert?
    Ich glaube nicht.
    Die Österreicher wollen das Gebäude haben und zu gleicher Zeit wollen sie den Arabern gegenüber so auftreten, als ob sie es ja gar nicht wollten, sondern wir das alles getan haben.
    Dass jetzt die Österreicher dadurch, dass sie sich ein bisschen an der Hetze beteiligt haben, geholfen haben sie noch einmal wieder
    Diese Spannungen wieder zu verstärken und sie abzubauen, das ist das, was mir vor allem leid tut.
    Danke Ihnen, Herr Bürgermeister.
    Aus Israel hat uns Moshe Meisles dieses Gespräch mit Teddy Kollig überspielt, mit dem wir Rusa immer.
    Bürgermeister, wir kommen drei Minuten vor dreiviertel eins in der Berichterstattung zurück nach Österreich.
    Und zwar nach Klagenfurt.
    Dort wurde ja also heute die alljährlich stattfindende Holzmesse eröffnet.
    Bei der bis Mittwoch der kommenden Woche dauernden Veranstaltung wird man eine eher gedrückte Stimmung des Fachpublikums registrieren können.
    Denn das Geschäft mit dem Holz läuft nicht sehr gut.
    Im ersten Halbjahr ist der Holzexport, die wichtigste Einnahmequelle, deutlich zurückgegangen.
    Die Preise sind gegenüber dem Vorjahr gefallen.
    Die Sägewerke haben ihre Lager voll.
    Die derzeitige wirtschaftliche Situation der österreichischen Forstwirtschaft durchleuchtet im folgenden Beitrag Wolfgang Fuchs.
    Nicht so sehr der saure Regen, sondern vielmehr die schlechte internationale Baukonjunktur setzt der österreichischen Holzwirtschaft zu.
    Zwar sind bereits 30 Prozent des Waldes durch Schwefeldioxid und Fluor geschädigt, auf die Erträge der Waldbesitzer und der Sägewerke hat dieses Problem aber bisher noch keinen entscheidenden Einfluss.
    Die Erklärung?
    Kranke Bäume werden noch vor ihrem Tod umgeschnitten und sofort verarbeitet.
    Die Holzqualität und damit der Preis bleiben damit unverändert.
    Das Waldsterben beunruhigt zwar die Branche, auf die Geldtasche wirkt sich die Umweltverschmutzung noch nicht aus.
    Ins Jammern geraten die Grünröcke aber, wenn sie an ihre wichtigste Kundschaft denken, die Bauwirtschaft.
    1983 war man noch hoffnungsfroh.
    Die internationale Konjunktur sprang wieder an, weltweit wurde wieder mehr gebaut.
    Mehr Fabrikshallen, mehr Wohnungen und mehr Straßenbau heißt ja nicht nur mehr Beton, sondern auch mehr Holz.
    Die Preise für Schnittholz stiegen, Säger und Waldbesitzer hatten ihre Freude.
    Doch seit November vergangenen Jahres ist es aus mit dem guten Geschäft.
    In den ersten sieben Monaten dieses Jahres sind die Verkäufe um elf Prozent zurückgegangen.
    Die Preise sind um vier Prozent gefallen.
    Weniger verkauft wurde vor allem in die Bundesrepublik Deutschland, wo der Bedarf wegen der schlechten Baukonjunktur gesunken ist und wo wegen einer Windwurfkatastrophe ein Überangebot an eigenem Holz besteht.
    Weniger hat auch der wichtigste Abnehmer österreichischen Holzes, Italien, gekauft.
    Hier ist die Nachfrage ausgerechnet wegen des nun schärferen Vorgehens der italienischen Behörden gegen die Mafia gesunken.
    Die Mafia kontrolliert in Süditalien das Baugeschäft.
    Nach den Verhaftungen ist das Bauvolumen und damit der Holzbedarf drastisch zurückgegangen.
    Und auch das sogenannte Levante-Geschäft läuft nicht gut.
    Der Krieg am Persischen Golf und die sinkenden Einnahmen der Ölländer machen den Holzverkauf schwieriger.
    Die österreichische Holzwirtschaft hat sich ihr Problem aber auch selbst zuzuschreiben.
    In den vergangenen zehn Jahren nahm nämlich nicht nur die Waldfläche und der Holzeinschlag zu, vor allem die Sägeindustrie hat ihre Kapazitäten überproportional ausgebaut.
    Zwar ist die Zahl der Betriebe zurückgegangen, die Größe der einzelnen Sägewerke nimmt aber immer mehr zu.
    Das Schlagwort heißt Strukturveränderung.
    Und auf der Strecke bleiben die Arbeiter und Angestellten.
    Seit 1970 hat sich die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich halbiert.
    Aber nicht nur die Sägen, auch die Forstbetriebe bauen Personal ab.
    Die Zahl der Holzknechte hat sich in den vergangenen 15 Jahren ebenfalls halbiert.
    Die Zahl der Förster ist um 10 Prozent zurückgegangen.
    Der Grund?
    Der Bau von Forststraßen und der Einsatz von Großmaschinen im Wald macht immer weniger Menschen notwendig.
    240.000 Österreicher leben heute vom Wald.
    Zwei Drittel davon sind Bauern, die ein Stück Wald besitzen und einen nicht unwesentlichen Teil ihres Einkommens aus dem Holzverkauf beziehen.
    Diese Kleinwaldbesitzer trifft die Absatzkrise besonders.
    Die Landeslandwirtschaftskammern raten derzeit davon ab, Starkholz überhaupt zu schlägern.
    Nur beim sogenannten Schwachholz, das sind die dünnen Bäume, die beim Durchforsten aus dem Wald geschnitten werden, sind die Preise derzeit gut.
    Die Hauptabnehmer dieser Ware, die Papier- und Zellstofffabriken, haben in den vergangenen zwei Jahren ausgezeichnet verdient und brauchen weiter dringend Rohstoff.
    Starkholz brauchen die Papiererzeuger aber nicht.
    Der Ausweg aus der Absatzkrise kann daher nicht allein ein Warten auf die nächste gute Baukonjunktur sein.
    Darin sind sich alle Fachleute einig.
    Der Ausweg könnte sein, dass Österreich nicht mehr so viel Schnittholz exportiert, sondern dieses Schnittholz zu Fertigwaren verarbeitet.
    Während nämlich in der Sägeindustrie eine Wertschöpfung von 24% erreicht wird, sind es beim Tischler 40% und im Holzbau 54%.
    Eine heute in Klagenfurt vorgelegte Studie rät daher dringend zur Herstellung hochwertiger Produkte aus Holz.
    Wolfgang Fuchs hat den Zustand der österreichischen Holzwirtschaft analysiert.
    Der Anlass, die Klagenfurter Holzmesse sich hat heute begonnen.
    Seit den 20er Jahren unseres Jahrhunderts ist es Tradition bei den Salzburger Festspielen, dass alljährlich in St.
    Peter Mozarts C-Moll-Messe, Köchelverzeichnis 427, aufgeführt wird.
    Heute Abend wird das Werk, das Mozart übrigens nicht vollendet hat, in einer vom Salzburger Komponisten Helmut Eder ergänzten Fassung aufgeführt.
    Grundlage für die Arbeit war der kürzlich erschienene 100.
    Band der neuen kritischen Mozart-Ausgabe.
    Heute Abend ist also St.
    Peter Schauplatz der Erstaufführung des Werkes in seiner neuen Gestalt.
    In St.
    Peter fand ja auch wahrscheinlich am 26.
    August 1783 die Uraufführung statt.
    Interpreten des heutigen Kirchenkonzerts sind die Kirchenkonzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, das Mozarteumorchester, die Gesangssolisten Sylvia Greenberg,
    Jean-Piland, Deon van der Walden und Alfred Mouffe, Dirigent ist Ferdinand Leitner, der nach längerer Zeit wieder bei den Salzburger Festspielen mitwirkt.
    Mit ihm und mit dem Komponisten Helmut Eder führte Volkmar Parschalk das folgende Gespräch.
    Helmut Eder, was haben Sie an Mozart's C-Moll-Messen-Fragment verändert?
    Ja, das Wort verändern stimmt nicht.
    Man könnte höchstens ergänzen sagen und hier taucht natürlich auch die Problematik auf bei der Ergänzung.
    Wie ist die Vorlage?
    Man kann bei der Ergänzung ja so vorgehen, dass man die Muster, die rhythmischen und harmonischen Dinge nimmt und hier in einer sehr
    vorsichtigen, subtilen Weise, wenn Sie schon das Wort Ergänzung sagen, oder zumindest fertigstellen will, oder versucht fertigzustellen.
    Welche Teile waren fertigzustellen?
    Es ist vom Credo, der erste Teil, und dann bis zum Et Incarnatus.
    Besonders beim Et Incarnatus fehlt ja sehr viel.
    Er hat zwar die Singstimme, Contino und die drei Holzbläser,
    fertig geschrieben, aber nicht die Streicher, den Streichersatz, aber auch hier konnte ich aus den Einleitungstakten zumindest die Muster, die rhythmischen Vorgänge übernehmen und sie im Verlaufe einsetzen.
    Sie haben andere Instrumente eingesetzt.
    Aus dem Manuskript konnte man sehen, dass Mozart zum Beispiel gerade im Et in Carnatus doch noch an Bläser gedacht hat,
    vielleicht an Hörner, vielleicht auch an Trompeten.
    Ich habe hier zwei Hörner eingesetzt, um nur eine gewisse sanfte Dichte für den Klang zu erreichen, wobei das lediglich sich um Stütztöne dreht.
    Herr Eder, ist das ein Trend der Zeit?
    Henze bearbeitet Monteverdi, Eder bearbeitet Mozart.
    Das weiß ich nicht, aber hier ging es ja doch darum, dass die neue Mozart-Ausgabe auch eine praktikable Unterlage bietet und so ist man an mich herangetreten, interessanterweise an einen Komponisten und man wollte wahrscheinlich mal den Versuch machen, wie wird ein Komponist an so eine Sache herangehen.
    Herr Professor Ferdinand Leitner, wie ist das nun ausgefallen?
    Sie haben ja schon probiert, was sagen Orchestermitglieder, was sagen Chöre?
    Es ist so natürlich, wie es nur sein kann.
    Wir haben vom ersten Tag an überhaupt keine Schwierigkeiten damit gehabt.
    Wir haben es logisch empfunden.
    Bei der ersten Probe haben die Musiker bei manchen Stellen zu mir geschaut, ob sie wohl richtig sind, denn sie hatten im Ohr die andere Fassung.
    Aber nach zehn Minuten, Viertelstunde war das alles völlig natürlich geworden.
    Bei dem Chor ganz besonders auf Begeisterung ist diese Doppelkürlichkeit gestoßen und sich findet, dass sie das großartig machen und wir alle sind, wie soll ich sagen, normal glücklich, weil wir nun nicht etwa das Gefühl haben, da hat jemand an Mozart sich
    versuchen wollen, sondern es wird keinem auffallen, wo Mozart einmal eine Zeile leer gelassen hat.
    Herr Leitner, was sagen Sie im Allgemeinen zu den Salzburger Festspielen?
    Es sind heuer so vehemente Diskussionen um Sinn und Unsinn solcher Festspiele ausgebrochen.
    Sie als Beobachter aus Zürich, wie sehen Sie das?
    Das ist eine schwierige Frage.
    Ich finde solche Dinge abscheulich.
    Denn ich meine, dass
    es notwendig ist, bei Festspielen dieser Bedeutung, das wie mit Bayreuth auch, immer wieder neue Impulse zu geben.
    Die müssen aber erstens nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, denn die allgemeine Öffentlichkeit
    genug davon verstehen, genauso wenig, wenn ich was lese von Wissenschaftlern, ich verstehe davon nichts und will das gar nicht so genau wissen.
    Es hängt damit zusammen, dass unser Zeitalter wohl das, ja wie soll ich sagen, eines der undelikatesten ist.
    Und ich meine nicht, dass etwas in Stillschweigen geschehen soll, aber wenn es geschieht, dann in einer ehrlichen und sauberen Diskussion.
    Und das ist natürlich bei so einem großen Festival, vielleicht ist es jetzt an Grösse und Länge überbordet.
    Vielleicht hat es das, das kann ich nicht beurteilen.
    Wenn ich die Menschen sehe, die Unmenge, die da sind und über alles besuchen, dann muss ich doch den Veranstaltern recht geben mit dem, was sie tun.
    Und mehr verstehe ich Gott sei Dank nicht davon.
    Herr Eder, wie sehen Sie das als Salzburger Komponist, der hier ständig lebt und ständig mit den Festspielen konfrontiert ist?
    Ich bin glücklich, dass es die Festspiele gibt und ich bekenne mich dazu, dass man von Kunst etwas verstehen und wissen muss und es ist in der heutigen Zeit, wie Herr Professor Leitner schon gesagt hat, üblich, dass man besonders in Kunst
    von den sogenannten Ahnungslosen eigentlich beschimpft und befürwortet werden möchte.
    Und das ist dasjenige, was sich nun leider Gottes auch auf die Festspiele übertragen hat, sodass also heutzutage jeder in Kunstsachen überall mitreden will und glaubt, er weiß es auch, so müsste es gehen.
    Interviews mit dem Dirigenten Ferdinand Leitner und dem Komponisten Helmut Eder aus Salzburg, aufgenommen von Volkmar Paschalk.
    Fünf vor eins ist es jetzt.
    Wir schließen das Journal wieder mit Meldungen.
    Österreich.
    Vor dem Hintergrund des Weinskandals hat Bundespräsident Rudolf Kirchschläger heute seinen Appell erneuert, die Sümpfe und sauren Wiesen endlich trocken zu legen.
    Bei der Eröffnung der Klagenfurter Holzmesse sagte Kirchschläger, man müsse den Boden säubern, indem sich der Bazillus der Unredlichkeit, des wachsenden Egoismus und der Doppelzüngigkeit eingenistet hätten.
    Der Bundespräsident sprach von einer etwa alle fünf Jahre wiederkehrenden Serie von Skandalen und meinte, diese Periodizität müsse unterbrochen werden, weil sonst die Leistungen Österreichs im Ausland, aber auch im Inland überdeckt würden.
    Kirchschläger rief dazu auf, mit einer moralischen Aufrüstung über alle Parteigrenzen hinweg zu beginnen.
    Die charakterliche Erziehung in der Familie und in den Schulen müsse ernster genommen werden, betonte das Staatsoberhaupt.
    Justizminister Harald Ofner hat heute eine Zwischenbilanz des Wein-Skandals aus der Sicht der Justizbehörden gezogen.
    Nach Ansicht Ofners ist es der größte Skandal der Zweiten Republik.
    Neben der Verhaftung von 38 Personen sind 156 Verfahren gegen Verdächtige anhängig, allein 56 davon in Krems.
    Dort wird auch die Anklage wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges in Kürze fertiggestellt.
    Ofner rechnet mit ersten Urteilen für den Frühherbst.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die im Bereich von Stuttgart gefundenen glykolverseuchten Weine müssen zu ungenießbarem Industriealkohol destilliert werden.
    Nach Mitteilung der Landesregierung von Baden-Württemberg war der Schutz der Verbraucher sowie die Verhinderung von Umweltschäden maßgeblich für diese kostenaufwendige Entscheidung.
    Von der Destillierungsverordnung sind im Regierungsbezirk Stuttgart an die 700.000 Flaschen Wein betroffen.
    Österreich.
    Im zweiten Rechtsgang des ersten BBO-Prozesses in Wien werden heute die Angeklagten angehört.
    Bei dem Verfahren wird geprüft, ob die vom Gericht in Eisenstadt verhängten Strafen aufrecht bleiben.
    Der Hauptangeklagte, Ernst Rauchwarther, bat um Minderung seiner Strafe in der Höhe von zehn Jahren Gefängnis.
    Horst Tietze war ebenfalls zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.
    Johann Thiewald zu sechs Jahren.
    Die Hochwasserkatastrophe dürfte nun auch im Osten Österreichs den Höhepunkt überschritten haben.
    Der Wasserstand der Donau sinkt mit Ausnahme des Bereichs um Heimburg weiter.
    In Oberösterreich und Niederösterreich stehen die Feuerwehren jedoch nach wie vor im Dauereinsatz.
    Noch immer müssen zahlreiche Sicherungsarbeiten durchgeführt werden.
    Das Ausmaß der Hochwasserschäden wird erst in den kommenden Tagen annähernd zu überblicken sein.
    Man rechnet mit mehreren hundert Millionen Schillingschaden.
    Die Gespräche zwischen den USA und Südafrika sind am Vormittag in Wien abgeschlossen worden.
    Einzelheiten wurden bisher nicht bekannt.
    Auf südafrikanischer Seite führte die Gespräche Außenminister Rulof Botha, an der Spitze der amerikanischen Delegation standen Sicherheitsberater Robert McFarlane und der stellvertretende Außenminister Chester Crocker.
    Bei den Unruhen in Südafrika sind in den vergangenen Tagen 38 Menschen ums Leben gekommen.
    Der südafrikanische Bischofs- und Friedensnobelpreisträger des Montoutou hat die Regierung in Pretoria neuerlich zu Verhandlungen aufgerufen.
    Israel.
    Der Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek, hat im Zusammenhang mit der Hospiz-Affäre schwere Vorwürfe gegen Österreich gerichtet.
    Kollek sagte, die Philosophie, Österreich sei im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg an gar nichts schuld, sei eine große Lüge.
    Kein Österreicher habe sich je zur Sünde bekannt oder für irgendetwas entschuldigt, meinte der Bürgermeister.
    Japan.
    Nagasaki gedenkt heute der 70.000 Opfer des zweiten amerikanischen Atombombenabwurfs vor 40 Jahren.
    Im Friedenspark von Nagasaki beteiligten sich etwa 25.000 Menschen an einer Kundgebung.
    Zum genauen Zeitpunkt der Explosion, um 11.02 Uhr, wurde eine Schweigeminute abgehalten.
    Der Bürgermeister von Nagasaki, selbst ein Überlebender des Infernos, appellierte an die Supermächte, das Wetterrüsten einzustellen.
    Togo.
    Papst Johannes Paul II.
    setzt seinen Besuch in Togo fort.
    Heute wird der Papst in der Hauptstadt Lomé mit Priestern von Naturreligionen zusammentreffen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Zum gestrigen Anschlag auf den amerikanischen Luftwaffenstützpunkt beim Rhein-Main-Flughafen von Frankfurt haben sich die Terrororganisationen Rote Armee Fraktion und Action Direct bekannt.
    Bei dem Attentat waren zwei Menschen ums Leben gekommen und elf zum Teil schwer verletzt worden.
    Nun noch die Wetteraussichten bis zum Abend.
    Im Nordosten noch Störungsreste, sonst sonnig.
    Nachmittagstemperaturen zwischen 18 Grad im Osten und 28 Grad im Westen.
    Das war für heute das Mittagschanal des aktuellen Dienstes.
    Im Namen aller Mitarbeiter verabschiedet sich Louis Glück.
    Ein schönes Wochenende und auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.08.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Das Wetter zum Wochenende
    Mitwirkende: Hufnagl, Felix [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.09 [Sendedatum]
    Ort: Hohe Warte, Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rede von Bundespräsident Kirchschläger anläßlich Eröffnung der Kärntner Holzmesse / Weinskandal
    Einblendung: Bundespräsident Kirchschläger
    Mitwirkende: Dickermann, Fred [Gestaltung] , Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: neues Weingesetz
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Justizminister Ofner
    Einblendung: Justizminister Ofner
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.09 [Sendedatum]
    Ort: Justizministerium [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA und Südafrika
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Panorama-Trailer: Behinderte und Medien
    Einblendung: Musik, Unfallopfer Gruber, Liedermacher Maron, Schauspieler Radtke, Präsident Schmidt
    Mitwirkende: Jungwirth, Jürgen [Gestaltung] , Gruber, Herbert [Interviewte/r] , Maron, Sigi [Interpret/in] , Radtke, Peter [Interviewte/r] , Schmidt, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek
    Interview: Bürgermeister Kollek
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung] , Kollek, Teddy [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.09 [Sendedatum]
    Ort: Jerusalem [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation der österreichischen Holzwirtschaft
    Mitwirkende: Fuchs, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Helmut Eder vollendete Mozartmesse, Uraufführung bei Salzburger Festspielen
    Interview: Komponist Eder, Dirigent Leitner, Musikausschnitt
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Eder, Helmut [Interviewte/r] , Leitner, Ferdinand [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.09 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.08.09
    Spieldauer 00:59:41
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.08.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850809_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt