Mittagsjournal 1985.11.02

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsschornal des aktuellen Dienstes.
    Heute, am Allerseelentag, haben wir folgende Beiträge für Sie vorbereitet.
    Wir informieren Sie über die Tarifschwierigkeiten im Verkehrsverbund Ost.
    Wir berichten über diverse Preisabsprachen im Elektrohandel.
    Der niederösterreichische Naturschutzdirektor nimmt zu Plänen eines Nationalparkes in den Donau-March-Theia-Auen Stellung.
    und wir haben den Initiator der Aktion Menschen für Menschen, den ehemaligen Filmschauspieler Karl-Heinz Böhm, im Journal zu Gast.
    Die Beiträge aus dem Ausland haben folgende Schlagzeilen.
    Die Mission der Deutschen im All.
    Am Donnerstag startete ja das erste deutsche Weltraumunternehmen und Wahlen in Guatemala.
    Nach 15 Jahren Militärregime könnten sie eine Rückkehr zur Demokratie bedeuten.
    Der Kulturbericht ist dem 30.
    Jahrestag der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper gewidmet.
    Vor alldem die Nachrichten, die Georg Schalke-Rubber zusammengestellt hat und die jetzt von Wolfgang Riemerschmidt gelesen werden.
    Niederlande.
    Die Regierung in Den Haag hat nun endgültig beschlossen, bis Ende 1988 48 amerikanische Marschflugkörper zur NATO-Nachrüstung auf niederländischem Territorium aufzustellen.
    Nach den Worten von Ministerpräsident Ruud Lubbers soll am Montag ein entsprechendes Abkommen mit den Vereinigten Staaten unterzeichnet werden.
    Damit scheitern zahlreiche Protestaktionen in den Niederlanden, ebenso wie ein Versuch der Sowjetunion, durch Gespräche einen Aufschub der Entscheidung zu erreichen.
    Strikt gegen die Stationierung ist unter anderem auch die Oppositionelle Sozialistische Partei des ehemaligen Regierungschefs Joop de Nooijl.
    Er kündigte Neuverhandlungen mit Washington an, sollte seine Partei bei den Wahlen im kommenden Jahr siegen.
    Washington und Bonn begrüßten den Stationierungsbeschluss der niederländischen Regierung.
    USA, Sowjetunion.
    Moskau hat vor der UNO einen Resolutionsentwurf über die friedliche Nutzung des Weltraums vorgelegt.
    Unter anderem will die Sowjetunion im Jahr 1987 eine internationale Konferenz über dieses Thema abhalten.
    Eine internationale Weltraumagentur soll die Zusammenarbeit im Weltraum überwachen.
    Das sowjetische Projekt trägt den offiziellen Titel »Frieden der Sterne« und ist offensichtlich als Antwort auf die unter dem Namen »Krieg der Sterne« bekannte Raketenabwehrinitiative Präsident Reagans gedacht.
    Parteichef Michael Gorbatschow hat die Vereinigten Staaten neuerlich angegriffen und beschuldigt, einem Rüstungskontrollabkommen auszuweichen.
    Gorbatschow sagte, Washington gebe keine Antwort auf die Frage, wie man das Wettrüsten beenden könne und mische sich außerdem in die Angelegenheiten anderer Staaten ein.
    Der amerikanische Außenminister George Shultz reist heute neuerlich zu Beratungen mit der sowjetischen Führung nach Moskau.
    Gesprächsthema ist vor allem das Genfer Gipfeltreffen zwischen Präsident Reagan und Parteichef Gorbatschow am 19. und 20.
    November.
    Der Sicherheitsberater Reagans, Robert McFarlane, erwartet von der Begegnung Fortschritte in der Abrüstung.
    McFarlane meinte in einem Vortrag, er glaube aber nicht, dass es bereits zu einem detaillierten Vertrag kommen werde.
    Die Zeitung New York Times berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über den jüngsten amerikanischen Abrüstungsvorschlag.
    Demnach soll Präsident Reagan einen Entwicklungsstopp der geplanten mobilen Interkontinentalrakete Midget Man angeregt und als Gegenleistung die Verschrottung aller neuen mobilen Raketen der Sowjetunion verlangt haben.
    Sowjetunion
    Die Unklarheit um die Ausreise von Jelena Bonner, der Frau des Regimekritikers Andrei Sakharov, dürfte nun vorerst beseitigt sein.
    In einem Schreiben an eine Freundin in Moskau bestätigte Frau Bonner, eine Ausreisegenehmigung erhalten zu haben.
    Jelena Bonner wird allerdings erst Ende November zu einer Augenoperation in den Westen reisen.
    In den vergangenen Tagen warteten in Wien und auch in Frankfurt und in Rom auf den Flughäfen hunderte Journalisten vergeblich auf ihre Ankunft.
    Argentinien.
    Bei den morgigen Parlamentswahlen werden die Hälfte der 254 Parlamentsmandate, weiters die Provinzparlamente und die Stadtverwaltungen, neu besetzt.
    Der Wahlgang steht auch im Zeichen des Ausnahmezustandes, den Staatspräsident Raúl Alfonsín vor einigen Tagen ausgerufen hat.
    Die regierende radikale Bürgerunion des Staatspräsidenten wird favorisiert, die peronistische Opposition ist in sich gespalten und droht in die Bedeutungslosigkeit abzusenken.
    Guatemala Die morgigen Präsidenten- und Parlamentswahlen könnten für Guatemala nach 15 Jahren Militärregime die Rückkehr zur Demokratie bedeuten.
    Gewählt werden ein neuer Präsident, 100 Abgeordnete und 331 Bürgermeister und Gemeinderäte.
    Die neue Regierung wird mit einer der schwersten sozialen und wirtschaftlichen Krisen in der Geschichte Guatemalas zu kämpfen haben.
    Ein weiteres ungelöstes politisches Problem ist die Lage der unterprivilegierten indianischen Bevölkerung.
    Südafrika.
    Das Regime in Pretoria hat neue, restriktive Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Rassentrennung verhängt.
    Ab sofort gilt eine sogenannte Bildnachrichtensperre über Unruhegebiete.
    Fotografen und Kameramänner dürfen keine Aufnahmen mehr in jenen Gebieten machen, die unter dem Ausnahmerecht stehen.
    Die Regierung machte unter anderem die Berichterstattung im Ausland für Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika verantwortlich.
    Staatschef Peter Botha hat außerdem Polizisten und Soldaten für Taten straffrei gestellt, die sie in Ausübung ihres Dienstes begangen haben.
    Dieser Erlass stellt die Sicherheitskräfte gleichsam über das Gesetz.
    Die Beamten werden nun auch dann nicht angeklagt, wenn sie bei antirassistischen Kundgebungen willkürlich gegen die Demonstranten vorgegangen sind.
    USA.
    Präsident Reagan ist nach eigenen Worten nach seiner Darmkrebs-Operation wieder hundertprozentig gesund.
    Der Präsident unterzog sich gestern einer zweiten Nachuntersuchung.
    Im vergangenen Juli wurde ein bösartiger Tumor aus dem Dickdarm entfernt.
    USA, Bundesrepublik Deutschland.
    Bei einigen wissenschaftlichen Versuchen in der Raumfähre Challenger ist es zu Verzögerungen gekommen.
    Die technischen Probleme dürften aber nicht gravierend sein.
    Bei diesem ersten deutschen bemannten Weltraumunternehmen ist auch ein gebürtiger Tiroler an Bord der Raumfähre, der Ingenieur Reinhard Furer.
    Er lebt allerdings bereits seit seinem fünften Lebensjahr in der Bundesrepublik Deutschland.
    Österreich
    Der erste Wintereinbruch vor allem im Westen Österreichs hat gestern und auch in der Nacht auf heute auf mehreren Bergstraßen zu Behinderungen geführt.
    Vielfach waren Schneeketten oder Winterreifen notwendig.
    In den Vormittagsstunden hat sich die Situation wesentlich gebessert.
    Schneefälle führten auch in den Schweizer und Französischen Alpen zu vorübergehenden Sperren mehrerer Passstraßen.
    Weiters gibt es auf den Südtiroler Dolomiten fessen Behinderungen.
    Die Wetterlage.
    Ein Tief liegt über Südskandinavien.
    An seiner Rückseite fließen feucht kalte Luftmassen südwärts gegen die Alpen.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Osten vorübergehend aufgeheitert, im übrigen Bundesgebiet meist starke Bewölkung, an der Alpensüdseite strichweise etwas Regen.
    Vom Abend an, von Nordwesten her, zunehmender Störungseinfluss.
    Wind aus West bis Nordwest.
    Nachmittags Temperaturen 4 bis 10 Grad, Frühwerte morgen minus 2 bis plus 3 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag, von einigen Auflockerungen abgesehen, vielfach stark bewölkt oder bedeckt und vor allem an der Alpen-Nordseite einige Niederschläge.
    Schneefallgrenze bei 900 Meter Höhe.
    Wind aus Nordwest, Tageshöchsttemperaturen 1 bis 6 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag, meist niederschlagsfrei und teilweise sonnig, allgemeiner Temperaturanstieg.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig 10 Grad, Westwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt 10 Grad, Nordwind 25 Kilometer.
    Linz wolkig, 9°, West 25°, Salzburg stark bewölkt, 8°, Süd 10°, Innsbruck wolkig, 9°, Bregenz stark bewölkt, 8°, Südwest 20 km in der Stunde, Graz wolkig, 10° und Klagenfurt stark bewölkt, 8°.
    Soweit also die Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagsjournal.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 9 Minuten.
    Im Juni des vergangenen Jahres wurde der Verkehrsverbund Ost aus der Taufe gehoben.
    Das ehrgeizige Ziel des Unternehmens, den Großraum um die Bundeshauptstadt von St.
    Pölten bis zur ungarischen Grenze, von der tschechischen Grenze bis nach Wiener Neustadt und von Krems bis an den Neusiedlersee mit mehr als zwei Millionen Einwohnern unter den Hut eines gemeinsamen Tarifes zu bringen.
    Dieses Ziel ist bisher nur in Ansätzen verwirklicht worden.
    Denn eine ganze Reihe von Autobuslinien, auch in der näheren Umgebung der Bundeshauptstadt, ist in diesem Verkehrsverbund noch nicht enthalten.
    Und bevor noch dieses Problem gelöst werden kann, ist nun ein neues aufgetaucht.
    Die Wiener Verkehrsbetriebe erhöhen mit Anfang des nächsten Jahres die Tarife nur für ihren Bereich.
    Die österreichischen Bundesbahnen haben erklärt, da nicht mitziehen zu wollen.
    Herbert Hutter informiert sie.
    Dass man in Wien um das gleiche Geld mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie in einer der sieben Außenzonen des Verkehrsverbundes in Niederösterreich bis ins Burgenland fahren kann, damit ist es ab 1.
    Jänner nächsten Jahres vorbei.
    Der Alleingang der Wiener Verkehrsbetriebe mit der Tariferhöhung gilt den einen als vorzeitiges Ende des Verkehrsverbundes, den anderen als unbedeutende verwaltungstechnische Schwierigkeit, die dem Gesamtprojekt keinen Abbruch tut.
    Ein Symbol für den Einheitstarif, die Streifenkarte, mit der man beispielsweise vom Krems bis nach Kagran in Wien fahren konnte.
    Diese einheitliche Streifenkarte wird es ab Anfang 1986 nicht mehr geben.
    Man braucht zwei.
    In Wien wird die Einzelfahrt 13 Schilling kosten, außerhalb von Wien nach wie vor 12 Schilling.
    Die Streifenkarten für die Bundeshauptstadt einerseits und für die Verkehrsverbundlinien außerhalb von Wien andererseits werden allerdings sowohl von den Wiener Verkehrsbetrieben als auch von den ÖBB verkauft.
    Der Fahrgast muss also zwei Karten parat haben, braucht aber nicht an der Zonengrenze zur Bundeshauptstadt eigens in die Trafik, um einen neuen Fahrschein zu laufen.
    Wer allerdings im Stadtgebiet von Wien nur auf einer Linie der ÖBB fahren muss, also die Schnellbahn benutzt, der zahlt auf der bundeseigenen der ÖBB-Linie 12 Schilling pro Fahrt,
    muss allerdings, wenn auf ein städtisches Verkehrsmittel wie U-Bahn oder Straßenbahn umsteigt, dem eventuell auftauchenden Kontrollor ein 13 Schilling-Ticket vorweisen.
    Umgekehrt ist es weniger kompliziert, denn der Bahnschaffner in der S-Bahn akzeptiert natürlich einen 13 Schilling-Fahrschein der Verkehrsbetriebe, wenn in seinem Zug auch ein Schilling weniger ausgereicht hätte.
    Mit diesen Komplikationen müssen also die Benützer der sogenannten Streifenkarten ab Beginn nächsten Jahres rechnen.
    Zwar keine Unannehmlichkeiten, dafür aber höhere Kosten wegen der Tariferhöhung in Wien, bringt all das den Benützern von Wochen-, Monats- oder Jahreskarten.
    Sie können nach wie vor, wenn sie die teurere Wertmarke geklebt haben, mit ein und demselben Fahrausweis alle acht Zonen des Verkehrsverbundes einschließlich der Bundeshauptstadt befahren.
    Sowohl nach Ansicht der Geschäftsführung des Verkehrsverbundes Ost als auch nach Ansicht des Büros des Wiener Verkehrsstadtrates Johann Hatzl sind die Benutzer von Streifenkarten, die künftig zwei Stücke ihrer Art statt bisher nur eines mitführen müssen, in der Minderzahl gegenüber den Zeitkartenbenutzern.
    Die betroffenen Streifenkartenbenutzer herauszurechnen ist insofern fast unmöglich, weil man ja nicht genau weiß, ob sie die Landesgrenze von Wien nun überschritten haben oder nicht.
    Die Geschäftsführung des Verkehrsverbundes Ostregion sieht durch das Wegfallen der gemeinsamen, einheitlichen Streifenkarte den Verkehrsverbund keineswegs in Gefahr.
    Sie führt demgegenüber eine Verbesserung ins Treffen, die ebenfalls nächstes Jahr in Kraft tritt und jene Pendler gestört hat, die einen Schnellzug hätten benutzen können, aber nicht durften, weil die Schnellzüge aus dem Tarifverbund ausgenommen waren.
    Das betrifft vor allem Leute, die aus Wiener Neustadt oder aus St.
    Pölten in die Bundeshauptstadt zur Arbeit anreisen.
    Die Schnellzüge werden nächstes Jahr in die Tarifgemeinschaft aufgenommen.
    Wer eine Zeitkarte für die Benutzung eines Schnellzuges löst, für den wird die Fahrt zur Arbeit sogar billiger.
    Mussten bisher zum Beispiel von Wiener Neustadt nach Wien für Bahn und Straßenbahn zwei getrennte Jahreskarten gelöst werden, die zusammen knapp über 1000 Schilling kosteten, so wird das künftig billiger.
    Die Jahreskarte kostet aufgrund der Aufnahme des Schnellzuges in die Tarifgemeinschaft dann nur mehr knapp 900 Schilling.
    Wer mit einer Verkehrsverbundkarte nur fallweise Schnellzüge benutzt, kann das künftig ebenfalls tun, muss aber 30 Schilling aufzahlen.
    Im Übrigen verweist Verkehrsverbund Ostdirektor Zimmermann stolz auf die Tatsache, dass der öffentliche Zuschuss von Bund, Land Wien, Niederösterreich und Burgenland zum Verkehrsverbund für heuer mit 149 Millionen Schilling veranschlagt war, dass man aber mit 140 Millionen Schilling auskommen wird.
    Die Einbeziehung der Schnellzüge wird die öffentlichen Zuschüsse nächstes Jahr vermutlich auf 145 Millionen Schilling anwachsen lassen.
    Die Gesamteinnahmen liegen bei 3 Milliarden Schilling.
    Das alles sind die Vorstellungen und Berechnungen der Manager.
    Politisch müssen die Maßnahmen noch von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland abgesegnet werden.
    Soviel zu diesem Beitrag von Herbert Huthar.
    Alle Jahre wieder setzt um diese Jahreszeit der große Kampf ums Weihnachtsgeschäft ein.
    Vor allem in die Branche der Unterhaltungselektronik und der Haushaltsgeräte, aber auch die des Fotoshandels ist ziemlich stark davon abhängig.
    Dementsprechend aufwendig wird auch auf Plakaten in Inseraten und Prospekten um den Käufer geworben.
    Nun hat die Arbeiterkammer wieder einmal festgestellt, dass eines der wichtigsten Argumente des Handels, nämlich der Preis, zu einem großen Teil ein bloßes Scheinargument ist.
    Und darum schlagen die Konsumentenschützer Alarm.
    Aufgrund einer Erhebung weisen sie nämlich darauf hin, dass mancher Videorekorder oder Fernsehapparat, ja auch manches Fotogerät, überall gleich viel kostet.
    Die Arbeiter Kämmerer bieten dahinter verbotene Preisabsprachen zwischen der Industrie und dem Handel, die auf dem Rücken der Verbraucher gleichsam ausgetragen werden.
    Und sie fahren auch mit schweren Geschützen gegen Hersteller, Importeure und Händler auf.
    Hans-Christian Unger berichtet.
    Die Arbeiterkammer hatte in den letzten Monaten schon öfters darauf hingewiesen, dass viele Geräte der Unterhaltungselektronik, aber auch Haushaltsgeräte und Fotoartikel sowohl bei sogenannten Discountern als oft auch im Fachgeschäft gleich viel kosten.
    Der Verdacht der Konsumentenschützer, ein dicht gewebtes Netz aus Preisabsprachen und das trotz einschlägiger Verbote im Kartellrecht und Netto-Preisverordnung.
    Was die Kämmerer dabei vor allem sauer aufstößt, ist die Liste der sogenannten Going-Preise.
    Das ist eine von der Industrie durchgeführte Preiserhebung für ein ganz bestimmtes Gerät in verschiedenen Geschäften, die dann dem Handel mitgeteilt wird und ihm als eine Art Orientierungshilfe in der Preiskalkulation dienen soll.
    Und diese Going-Preise finden dann auch ihren Niederschlag in Zeitungsinseraten der Hersteller und Importeure, wo dann zu lesen steht, schon gesehen um so und so viel Schilling.
    Für die Arbeitnehmerseite ist das nichts anderes als eine unerlaubte Preisabsprache, also letztlich eine Umgehung der Gesetze.
    Und eine Liste, die jetzt dem konsumentenpolitischen Referenten der Arbeiterkammer, Karl Kollmann, in die Hände gespielt wurde, ist seiner Meinung nach ein eindeutiger Beweis dafür.
    Ein typisches Beispiel für die Praxis, mit der also hier von den Importeuren vorgegangen wird, habe ich selbst in der Hand gehabt.
    Eine Liste mit Preiserhebungsdaten von elektronischen Geräten.
    Stand Oktober 1985, die also Durchschnittspreise für diese elektronischen Geräte angeführt hat, darunter bei einem Gerät auch den Preis in Klammer dazu, lieferbar erst ab Dezember 1985.
    Ich glaube, das sagt ja alles, dass also hier die Bezeichnung Markterhebung und dergleichen eine Pseudobezeichnung ist, um also formalen Rechtsvorschriften Genüge zu tun.
    In Wirklichkeit handelt es sich hier
    um Preislisten, die den Handelsbetrieben an die Hand gegeben werden.
    Und wir wissen auch, dass wenn sich die Handelsbetriebe nicht daran halten, wenn die es mit dem Preiswettbewerb ernst meinen und nicht die vollen Spannen, die ihnen eingeräumt sind, und die sind ganz schön satt,
    diese vollen Spannen ausschöpfen, dass die Handelsbetriebe nicht mehr beliefert werden.
    Diese Methode, so Kollmann, wird von vielen großen und renommierten Konzernen bei vielen marktgängigen Erzeugnissen angewandt.
    Zum Nachteil des Verbrauchers, dem ein Preiswettbewerb nur vorgetäuscht wird.
    Damit mancher Händler auch billiger werden kann, ohne dass er mit einem Lieferboykott durch den Erzeuger bedroht wird,
    fordert nun Kollmann namens der Arbeiterkammer schärfere Bestimmungen im Kartellgesetz und, dass mit diesem eigentlich gigantischen Betrug am Konsumenten mit diesen Pseudo-Markterhebungspreisen aufgeräumt wird, sondern dass mit echten Marktdaten nur geworben werden soll.
    Es soll mit Preisen geworben werden, aber mit echten, nicht mit vom Importeur bestimmten.
    Und dass also etwa in einer Preiswerbung das auch angegeben werden muss, die von einem kommerziellen Institut dann durchgeführt wird.
    Und der Konsument sieht, dieses Gerät kostet 3.500 bis 3.900 Schilling und nicht einheitlich 3.990.
    Der Verbraucher soll sich also in Zukunft nicht aus einer, so die Arbeiterkammer, manipulierten Preiserhebung informieren, sondern dafür Informationen eines unabhängigen Marktforschungsinstituts heranziehen können.
    Mehr Transparenz also, die sich in einem echten Wettbewerb mit niedrigeren Preisen niederschlagen würde.
    Denn dass zum Beispiel Videobänder in Österreich um 40% mehr als in Deutschland kosten, lässt sich nach Auffassung der Arbeiterkammer mit der hierzulande höheren Mehrwertsteuer allein nicht erklären, sondern nur mit einer Umgehung des heimischen Gesetzes bzw.
    des Kartellrechts im Speziellen.
    Die Arbeitnehmervertreter wollen es aber in Zukunft nicht allein beim Alarm und der Forderung nach schärferen Gesetzen bewenden lassen.
    Die Route, die Kollmann ins Fenster der Unternehmer stellt.
    Wir haben zweifellos vor, die Firmen auch beim Namen zu nennen, und zwar sowohl die Importeure
    wie auch die Handelsbetriebe, zumindest die größeren Einheiten, die hier mittun.
    Wir haben auch vor, die Spannen zu veröffentlichen.
    Das wird sicher die österreichischen Konsumenten interessieren, wer sich hier sozusagen in einem scharfen, starken Schulterschluss zusammentut und wie hoch die Schröpfbeiträge
    Und als Argument für ihre schärfere Gangart führen die Konsumentenschützer ins Treffen, dass sich die Gesamtheit der österreichischen Konsumenten heuer 4 bis 5 Milliarden Schilling beim Einkauf ersparen könnte, wenn der viel propagierte Wettbewerb auch tatsächlich funktionieren würde.
    Der Nationalpark Donau-March-Teierauen könnte in drei Jahren fertiggestellt sein.
    Das erklärte der niederösterreichische Naturschutzdirektor Hofrat Dr. Harald Schweiger.
    Für die unverzügliche Realisierung dieses Projekts hat sich ja die Ökologiekommission der Bundesregierung ausgesprochen.
    Die Kommission hat den Bau eines Donaukraftwerkes bei Heimburg abgelehnt und vorgeschlagen, stattdessen die Staustufen Wien und Wolfstall 2 zu errichten.
    Im Einzelnen stellt die Kommission fest, die Aud-Landschaft östlich von Wien ist ein ökologisch wertvoller Raum von internationalem Rang.
    Die Erhaltung dieser Landschaft soll gegenüber anderen Interessen Vorrang haben.
    Was den Nationalpark Donau-Mach-Tai-Aun anbelangt, so hat der Niederösterreichische Naturschutzdirektor Prof. Schweiger bereits genaue Vorstellungen.
    Im Donauraum zum Beispiel wären da so Kernzonen im Raum zwischen Nord-EKZ, dann im unteren Donauraumgebiet,
    Das ist also Richtung Heimburg, Stopfenreitau in dem Gebiet.
    Und weitere Zonen wären dann im Mach-Gebiet.
    Da haben wir ja schon welche.
    Zum Beispiel, wenn Sie denken an das WWF-Schutzgebiet beim Machegg-Breitensee, dann gewisse Gebiete zwischen Machegg und Engelhardt-Städten.
    Dann, wenn wir weiter hinaufgehen, gibt es solche Zonen dann vor allem im Raum nördlich Hohenaum, vor allem im Mach-Teierdreieck.
    Herr Hofrath-Schweiger, wie stellt man sich denn die Erschließung dieses Nationalparks vor?
    Ja, da würde ich sagen, muss man bei einer sogenannten Erschließung müsste man äußerst sorgfältig zu Werke gehen und vorsichtig, denn ein Massentourismus könnte dann, wenn man ihn unvorsichtig lenkt, bestimmt mehr zerstören als nützen.
    Ich persönlich bin dafür, darum bin der Meinung, dass es unbedingt notwendig sein wird, die Kernzonen zu sperren.
    Das sind jene Zonen, die als absolute Ruhezonen notwendig sind.
    Denn Sie dürfen meines nicht vergessen, der Nationalpark hat ja in seinem Substanzgebiet praktisch um fast ein Jahr den Bereich der Auwaldregion.
    Das ist also eine sehr lang gestreckte Region, die wohl im Donauraum eine gewisse Tiefe besitzt, aber im Nachteilraum oft eine relativ sehr geringe Tiefe.
    Und solche Zonen sind sehr leicht anschlagbar.
    Herr Hofreit-Schweiger, jetzt ist noch geplant ein zusätzliches Kraftwerk zwischen Wolfsthal und Wien.
    Das würde in den Bereich des Nationalparks fallen.
    Ist das überhaupt vereinbar, dass im Nationalpark Donaukraftwerke stehen?
    Nun, ich würde das so sagen.
    Grundsätzlich wäre es schon zu vereinbaren.
    Das heißt also, es muss nicht unbedingt in einem Nationalpark gar kein Kraftwerk stehen, aber es kommt natürlich wie in allen solchen heiklen Fällen sehr darauf an, auf welchem Standort, wie es geplant ist etc.
    Es kommt auf das Wie an.
    Wo wäre es Ihnen denn am liebsten?
    Mein Gott, wenn Sie mich fragen, den Donaukraftwerken würde ich also persönlich, das ist jetzt rein meine persönliche Meinung,
    hätte ich am liebsten die alte Version, die die DKW ja seinerzeit im FENZ-Plan gehabt hat.
    Ich muss dazu sagen, der FENZ-Plan ist ja unter Mitwirkung der Niederösterreichischen Naturschutzbehörde entstanden.
    Es hat da der Hofrat Professor Machura, der Verstorbene, mitgewirkt, und das war ja ein sehr prominenter und sehr versierter Naturschützer.
    Ich würde mich anschließend der damaligen Version Wolfsdahl, Regelsbrunn.
    Jetzt wissen wir, dass das wäre, sagen wir,
    jene Standorte, die am besten sich integrieren lassen.
    Das Gespräch mit dem niederösterreichischen Naturschutzdirektor Prof. Schweiger führte Franz Eiselt.
    Im Journal zu Gast ist heute Karl-Heinz Böhm.
    Der 57-jährige Schauspieler und Filmstar der 50er-Jahre widmet sich seit vier Jahren der Hilfe für die Hungernden in Äthiopien.
    Mit seiner Aktion Menschen für Menschen hat Böhm für 2000 Menschen Dörfer gebaut.
    Er war dabei so erfolgreich, dass ihm die äthiopische Regierung jetzt hunderttausend Menschen in einer anderen Provinz anvertraut.
    Der Sohn des berühmten Dirigenten Karl Böhm verbringt einen großen Teil des Jahres in Äthiopien, den Rest des Jahres reist er in Deutschland und Österreich herum, um unermüdlich Spenden zu sammeln.
    Böhm möchte die Menschen aus den Flüchtlingslagern herausbringen und ihnen so helfen, dass sie später selbstständig ohne fremde Hilfe weiterleben können.
    Böhm erhielt in dieser Woche von Außenminister Leopold Graz das große silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen.
    Mit dem engagierten Afrika-Helfer sprach Ulrich Brunner.
    Herr Böhm, Sie sind jetzt seit vier Jahren in Äthiopien als Initiator, Werbetraumler, Spendensammler.
    Sie sind jetzt für einige Tage in Wien.
    Könnten Sie einmal ganz kurz Zwischenbilanz Ihrer Aktion ziehen?
    Die Zwischenbilanz rein finanziell gesehen ist, dass Menschen für Menschen sowohl in Österreich als auch in Deutschland mit zwei verschiedenen Vereinen eingetragene Hilfsorganisationen zugunsten von notleidenden Menschen in der dritten Welt bis jetzt in diesen vier Jahren 420 Millionen Schillinge anvertraut wurden.
    Wobei der größte Teil dieser Summe, etwa 40 Millionen D-Mark, das sind also 280 Millionen Schillinge, in acht Monaten zusammenkam, als plötzlich fast ruckartig und eher zufällig, möchte ich sagen, der Vorhang über dem großen Sterben in Äthiopien von den Massenmedien in einer fast hysterischen Form aufgezogen wurde und alle Medien auf einmal über das Sterben in diesem Land Äthiopien berichtet haben.
    Daraufhin haben die Menschen, die ja an und für sich wesentlich besser sind als der Ruf, der ihnen von den Medien angehängt wird, sofort reagiert und ja nicht nur die Organisation Menschen für Menschen, sondern fast alle Organisationen haben ungeheure Summen anvertraut bekommen.
    Habe ich das vorhin richtig gehört, dass Sie mit den Medien nicht ganz zufrieden waren?
    Sie sprachen von einer hysterischen Berichterstattung.
    Diese Berichterstattung hat ja andererseits dazu geführt, dass sehr viel Geld bei Ihnen hereingekommen ist.
    Wenn ich vorhin über eine Kritik gesprochen habe, dann meine ich es nur so, dass man
    um in meiner theatralischen Sprache meines ursprünglichen Berufes zu bleiben, den Vorhang abrupt hochgezogen hat und plötzlich das ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten ist, was eigentlich ein trauriges Alltagsphänomen der äthiopischen Gesamtbevölkerung ist, dass sie mit dem Hunger ständig kämpfen müssen, ja nicht nur in Meditabien, sondern ob das der Chad, der Sudan, Mali, Oberwolta oder ich könnte Ihnen noch so viele Beispiele von anderen Ländern
    Man könnte eigentlich diesen Vorhang ruckartig immer abwechselnd über einen anderen Land hochziehen und würde dort immer wieder dasselbe Phänomen finden.
    Und insofern ist meine Kritik an den Medien nur die, dass man mit einer gewissen Sensationsgier, die ja unserer Zeit überhaupt eigen ist,
    versucht hat, den Blickpunkt im Moment mit einem Scheinwerfer-Spot auf eine bestimmte Gegend zu richten, die zweifellos in einer Notlage ist.
    Wichtiger wäre es, zu informieren, warum es in diesem Land Hunger gibt, dass das a nichts mit der Regierung zu tun hat oder dass es nichts mit einer momentanen Tyroleaner zu tun hat, sondern dass es ein Dauerzustand ist,
    der eine wirtschaftliche Ursache hat, die a priori meiner persönlichen Ansicht nach mit dem Wirtschaftschaos der Welt überhaupt zu tun hat, mit dem Bekämpfen der beiden riesigen Wirtschaftsblocke, die zwar phänomenale Summen für Rüstung ausgeben, aber um eine Umschichtung, an eine Umschichtung, wirklich notwendige Umschichtung der ökologischen Situation in diesem Planeten
    überhaupt nicht denken.
    Langzeitig könnte man es nur verändern, indem man erstens den Rüstungswahnsinn sofort beendet und versucht, die Gelder eben anders zu investieren und zweitens mal, dass diese beiden Wirtschaftsblöcke aufhören, sich gegenseitig unter ständiger Bedrohung der Vernichtung des Planeten zu bekämpfen, auf Kosten der dritten Welt.
    Neben viel Lob, das Sie geerntet haben, gab es auch Kritik, unter anderem von links, dass etwa die Dorfidylle, die Sie da aufgebaut haben, angesichts des millionenfachen Hungertodes vielleicht keinen Sinn habe.
    Was sagen Sie dazu?
    Ich kenne die Kritik, das ist mir vollkommen klar und ich setze mich auch damit immer auseinander.
    Ich möchte, was diese Hilfe einer Dorfidylle betrifft, nur sagen, die Erkenntnis,
    dass der gängigste oder die gängigste Ausrede der Menschheit, dass man sagt, es gibt ja eh so viel Elend, kannst also nichts machen im einzelnen Fall, die Erkenntnis, dass es nicht entscheidend ist, wie vielen Menschen man hilft, sondern dass man hilft.
    Und das, wenn man, wie es übrigens, glaube ich, so im Talmud steht, wenn man einem Menschen geholfen hat, einer Million geholfen hat, diese Erkenntnis hat mich überhaupt dazu gebracht aus der Lethargie
    der biologischen Diskussion in die Praxis zu gehen und tatsächlich Menschen zu helfen.
    Und ich halte es wirklich heute für irrelevant, ob ich 2000 Menschen geholfen habe oder 200.000 oder 2 Millionen oder gar noch mehr, dass es in unserem Fall durch das
    gezeigte Vertrauen des Spenders, der immer wieder durch Medien, und da bin ich den Medien also wieder auf der anderen Seite unendlich dankbar, zeigt, was tatsächlich mit den Geldern passiert.
    Dass uns heute so viel Geld anvertraut worden ist, dass wir mit vier neuen Projekten im Südwesten des Landes Äthiopien, also von der Hauptstadt Alisabeba gesehen, etwa 105.000 Menschen werden helfen können.
    Das zeigt allein, wie viele Menschen man wirklich mit einer solchen Anstrengung helfen kann.
    Kritik haben Sie auch von rechts.
    Sie helfen bei der Wiederansiedlung der von der Regierung umgesiedelten Menschen.
    Man unterstellt dabei der Regierung in Addis Abeba, dass sie mit der Umsiedlung auch politische Motive verfolgt, weil die Dürregebiete auch Rebellengebiete sind.
    Was sagen Sie denn zu diesem Vorwurf?
    Ich persönlich habe nie, und das möchte ich ganz klar feststellen für Kritiker, behauptet, ich unterstütze die Umsiedlung, denn ich würde mir nicht unterstellen, einer Regierung eines anderes Landes entweder einen Rat zu geben, wie sie was machen soll oder was nicht machen soll, sondern wir helfen bereits von der Regierung umgesiedelten Menschen.
    Ich glaube, dass man über die tatsächlichen Hintergründe dieser Umsiedlung wenig Bescheid weiß.
    Man weiß als erstes nicht darüber Bescheid, dass die ersten Studien
    zur Umsiedlung von etwa drei Millionen Menschen, die jetzt die Regierung plant, anderthalb von der amerikanischen Regierung gemacht wurde in den frühen 70er-Jahren.
    Das weiß man hier nicht.
    Wie überhaupt, ich habe gelernt in einem Land, in dem ich nie bemüht habe, mich opportunistisch zu geben und zu behaupten, ich sei plötzlich ein Sozialist oder gar Kommunist geworden, habe ich gelernt, wie tief wir in unseren Ideologien verstrickt sind und wir sind so weit, dass wir einer Regierung eines anders denkenden Landes
    nicht mehr gewillt sind, guten Willen gegenüber ihrem Volk zuzugestehen.
    Herr Böhm, alle Welt rätselt noch immer, warum der frühere Filmschauspieler plötzlich zum Sozialhelfer wurde, zum Menschenfreund.
    Als Schlüsselerlebnis wird immer die Wette in Frank Elstners Wetten das angeführt, aber das allein kann es ja nicht gewesen sein, da muss doch schon vorher etwas gewesen sein, womit sie sich auseinandergesetzt haben.
    Das Schlüsselerlebnis, wenn Sie wollen, hat es insofern gegeben, als im Oktober 1980, also ein Jahr etwa, bevor ich zum ersten Mal nach Äthiopien ging, sah ich einen Film über die Sahelzone, den ich sehr selten im Fernsehen sehe, wo gezeigt wurde, wie die Menschen dort an Hunger sterben.
    Und am Tag darauf, auch durch einen Zufall, weil eine Probe ausgefallen ist,
    Im Düsseldorfer Schauspielhaus sah ich eine Bundestagsdebatte des Deutschen Bundestags, wo in der Wehrhaushaltsdebatte von dem damaligen Verteidigungsminister Apel verlangt wurde, der Wehrhaushalt der Bundesrepublik Deutschland sei aufzustocken um 100 Millionen D-Mark, das sind 700 Millionen Schillinge, für, man höre und staune, Flugübungsbenzin.
    Und das ist mir total idiotisch gegenüber dem Sterben, das ich am Abend vorher am Bildschirm gesehen hatte, vorgekommen, dass das für mich in einem gewissen Sinn schon ein Schlüsselerlebnis war, zu agieren.
    Also nicht mehr nur kritisch zu denken, sondern zu agieren.
    Aber meine rein sozialkritische Entwicklung hat also wesentlich früher begonnen.
    Ich erinnere sich zum Beispiel daran, dass ich im Jahr 69 sehr zur Hetzung Gaudi einiger rechten Kreise für Dr. Kreisky in Österreich als erster Schauspieler neben Fritz Mulli an den Wahlkampf gezogen bin und versucht habe,
    einen Umschwung hier herbeizuführen, der damals schon ein gewisses politisches Denken als Grundlage hatte.
    Ich habe dann zwei Jahre mit einem der kritischsten Theater- und Filmemacher Deutschlands, mit Rainer Werner Fassbinder, zusammengearbeitet, was meine
    spätere Entwicklung der nächsten 10, 15 Jahren tiefgreifend beeinflusst hat, aber eine Politisierung meines Denkens ist schon eigentlich in den frühen 60er Jahren passiert, in einer persönlichen Krise meiner selbst, wo ich mich begonnen habe zu fragen, was ich in den 50er Jahren gemacht habe, was dieser Tanz um das goldene Kalb des Materialismus, des aufblühenden Materialismus nach dem Zweiten Weltkrieg... Sie meinen Ihre persönliche Krise nach den Sisyphien?
    Ja, nicht nur nach den Sissi-Filmen, sondern überhaupt.
    Ich hatte ja damals von 1952 bis inklusive, also nach meiner Theaterzeit hier in Wien bis 1961, etwa 35 Filmen gedreht, die eigentlich zum Teil recht gedankenlos waren und unüberlegt waren und eigentlich diesem Tanz um das Goldene Kalb angehört haben, die sich schneller drehen.
    Materialismus, wo man ziemlich gedankenlos eigentlich etwas aufgebaut hat, dessen Rache ja dann Ende der 60er Jahre mit der Studentenrevolution, mit einem fast Zusammenbruch einer Gesellschaftsordnung zu tun hat.
    Und das hat mich dann schon in den 60er Jahren, wie das dann plötzlich aufhörte und wie ich allein da saß in einer
    großen Einsamkeit mit meiner damaligen Frau und heute vielleicht meine beste Freundin, obwohl wir getrennt sind, einer polnischen Schauspielerin.
    Und das hat dann schon sehr zum Nachdenken in einem Bergdorf im Tessin in Lugano, in der Nähe von Lugano, dazu geführt, wo bist du eigentlich und was machst du eigentlich in der Gesellschaft?
    Und aus der Verzweiflung wurde dann eben kreatives, auch politisch kreatives und kritisches Denken, aus dem ich versucht habe, etwas zu machen.
    Wenn die Zeitungen das richtig geschrieben haben, die ich nachgelesen habe, dann wurden Sie zu Hause eigentlich eher unpolitisch erzogen.
    Ja.
    Mein Vater war, den ich bis zu seinem Tod und heute auch noch zutiefst geliebt und verehrt habe, wie meine Mutter auch, war ein Mensch des späten Habsburger Reiches.
    der aufgewachsen ist im Großbürgertum.
    Mein Großvater war Anwalt der damaligen Zeit und dort hatte man den Mund zu halten, man hatte zu akzeptieren.
    Mein Vater ist dann später im Nationalsozialismus auch als Künstler mit groß geworden, ohne dagegen zu protestieren.
    Er war aufgezogen worden, wie das ganze Bürgertum, den Mund zu halten.
    Sonst hätte man sich den Nationalsozialismus vielleicht überhaupt nicht vorstellen können.
    Mit einer heutigen Gesellschaft kann ich ihn mir schwerer zumindest vorstellen.
    in der damaligen Entwicklung.
    Und so hatte man eigentlich auch mich erzogen.
    Mein Vater hat mir noch, kann ich mich erinnern, kurz während des Krieges schon als 14, 15-jähriger Bub war, mich in die Schweiz geschickt hatte und ich den Krieg dort überlebt hatte, aber auch nachher immer den Schwur abgenommen, mich nie politisch zu betätigen, was typisch war für das Großbürgertum der damaligen Zeit.
    Ich habe ihm dann Ende der 60er Jahre diesen Schwur zurückgegeben und habe ihn gebeten, mich zu entbinden davon.
    in meiner Verbindung zu ihm, weil ich konnte mir als Mensch einer demokratischen Gesellschaft nicht mehr vorstellen, dass irgendein Mensch unpolitisch in einer demokratischen Gesellschaft denkt und handelt.
    Würde Ihr Vater das, was Sie jetzt tun, gut heißen?
    Mein Vater hat es noch miterlebt.
    Im Jahre 1981, fünf Monate vor seinem Tod, hat er den Beginn miterlebt.
    Er hat es leider nicht mehr, glaube ich, sehr verstanden.
    Seine einzige Sorge war, dass ich von den Löwen oder von den Wilden in Afrika aufgefressen oder erschlagen würde.
    Aber ich könnte mir vorstellen, so wie ich ihn in den letzten zehn Lebensjahren kennengelernt habe, und erst auf diesen zehn Lebensjahren von ihm beruht unsere tiefe Freundschaft, dass er es bestimmt akzeptieren und tolerieren würde, ob er es verstehen würde im gesellschaftlichen Sinn, das weiß ich nicht.
    Das kann ich nicht beantworten.
    ist seit Lebens als Künstler im Schatten seines übermächtigen Vaters gestanden und er musste, um Spuren in der Geschichte zu hinterlassen, etwas ganz anderes tun, nämlich das, was Sie jetzt tun.
    Was sagen Sie zu dieser Interpretation?
    Es gibt einen Wiener Journalisten, der mal ein Interview für den Wiener Kurier mit mir gemacht hat,
    wo er mir gesagt hat, wie sehr er meine Arbeit im humanitären Sinn bewundert und am nächsten Morgen las ich zu meiner geliehenden Überraschung die Überschrift Vatermord.
    Das heißt, ein nicht ganz gut verstandener Jung oder Freud spuckt in dem Hirn des Journalisten herum, der glaubte beweisen zu müssen, ich versuchte das Image meines Vaters zu töten.
    mit dem, was ich tue.
    Da weiß er erstens mal oder hat nicht zugehört, was für eine tiefe Beziehung ich zu meinem Vater gehabt habe, wie sehr ich ihn als Künstler verehrt habe, bis zu seinen letzten Momenten, die ich miterleben konnte.
    Und er weiß vor allem auch nicht, dass jeder Sohn eines Menschen oder Tochter, verzeihen Sie, wenn ich das gleich noch zufüge,
    eines Menschen, der etwas in seinem Beruf erreicht hat und der in einem ähnlichen Gebiet einen Beruf ergreift, dass dieser Mensch, wenn man zu der Erkenntnis gelangt, dass man eine Eigenpersönlichkeit ist und die selbst zu erfüllen versucht, soweit man kann, dass es ja keine Kompetition ist mit dem Vater, dass man versucht, etwas Besseres zu werden oder auf demselben Niveau, sondern dass man einfach versucht, innerhalb seiner Grenzen das Beste zu erreichen, was man will.
    Es gibt aber Äußerungen von Ihnen, Zitate, wonach die Dominanz, die Persönlichkeit Ihres Vaters schon ein Problem war.
    Sicher, das war es vor allem in den 50er Jahren zu Beginn meiner Karriere.
    Ich hatte immer die Angst, dass man, obwohl ich Schauspieler war, man sagen würde, ich würde an die Josefstadt engagiert, weil ich der Sohn von Böhm bin.
    Das war bestimmt in den ersten Jahren der Fall, als ich dann meine sogenannte, ich möchte sie goldkalberne
    Karriere begann der 50er Jahre, war das ja rasch vorbei, denn in einer Zeit, wo mein Vater wesentlich weniger verdient hatte als ich mit Filmen, war allein der äußerliche Rausch des Erfolges der 450 Autogrammbriefe pro Tag oder was immer, hat ja das fast erstickt.
    Möglicherweise hat das vielleicht sogar eine
    Wenn man jetzt psychoanalysieren wollte, irgendeinen kausalen Zusammenhang, ich würde das weit von mir weisen ab spätestens der 60er Jahre, wo dann eben eigene Entwicklungsprozesse begannen, die dann auch zu einer tiefen Freundschaft mit meinem Vater geführt haben, die möglicherweise durch Dinge dieser Art vorher verhindert waren.
    Können Sie sich vorstellen, dass Sie wieder ein Engagement annehmen, das Sie an ein Theater mehrere Monate im Jahr bindet, zum Beispiel?
    An ein Theater mehrere Monate, das wird aus praktischen Gründen überhaupt nicht möglich sein können, denn ich bin heute eigentlich zwölf Monate im Jahr.
    In diesem Jahr hatte ich 14 Tage Urlaub, das ist schon sehr viel.
    aber normalerweise zwölf Monate im Jahr mit der Sache als solcher beschäftigt, dass mein Leben total ausgelastet ist.
    Aber ich lasse immer wieder die Frage offen, es gibt kein Nie in einem menschlichen Leben und es gibt kein endgültiges Nein.
    Wenn heute zum Beispiel ein Film käme, der sich mit den politischen Problematiken, über die wir vorhin gesprochen haben, zum Beispiel mit der totalen
    Destruktivität unserer heutigen Gesellschaft oder mit irgendwelchen Fragen auseinandersetzt, mit denen ich mich absolut hundertprozentig im Rahmen der Aufgabe Menschen für Menschen identifizieren könnte, dann könnte ich mir ohne weiteres vorstellen, dass das nie kein Nie gewesen ist.
    Danke für das Gespräch.
    Ich danke Ihnen.
    Karl-Heinz Böhm im Gespräch mit Ulrich Brunner.
    Es ist jetzt 12.40 Uhr, zehn Minuten nach halb eins.
    Im Mittagsschnall kommen wir jetzt ins Ausland.
    Am vergangenen Donnerstag pünktlich um 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit hob von Cap Canaveral die Weltraumfähre Challenger zu einer weiteren Mission ab.
    Unter der Kurzbezeichnung D-1 wurde dabei eine Premiere gefeiert.
    Zum ersten Mal sind die Deutschen in einer Weltraummission mit enormen Anteil tätig.
    Die Steuerung der Raumfähre erfolgt durch die Amerikaner.
    Die Leitung der wissenschaftlichen Experimente liegt in den Händen der Deutschen und wird auch von deutschem Boden aus durchgeführt.
    Die Mission der Challenger ist ein Unternehmen, das sich nicht nur in Milliarden Schillinghöhe bewegt, sondern auch weitere Aufschlüsse über die Auswirkung der Schwerelosigkeit auf Materialien und Lebewesen bringen soll.
    Insgesamt werden 76 Experimente durchgeführt, auch wenn es dabei manchmal einige Probleme gibt.
    Aber hören Sie Markus Peter aus Bonn.
    Reinhard Fuhrer und Ernst Messerschmidt.
    Zwei Namen, die dem Durchschnittsdeutschen beinahe schon so vertraut sind wie Franz Beckenbauer oder Boris Becker.
    Die beiden deutschen Astronauten, die gerade Halbzeit bei ihrer Weltraummission haben, werden von den Medien wirksam zu so etwas wie Helden der Nation gemacht.
    Fernsehen, Radio und Zeitungen berichten praktisch über jeden Handgriff, den die beiden an Bord von Spacelab im Laderaum der amerikanischen Weltraumfähre Challenger tun.
    Ein besonderes Medienereignis musste allerdings gestern abgesagt werden.
    Bundeskanzler Helmut Kohl wollte sich nämlich direkt über Fernsehleitung mit den beiden Deutschen an Bord von Spacelab unterhalten.
    Doch die Wissenschaftsastronauten hatten keine Zeit für den Kanzler.
    Sie mussten die Geräte für ihre Experimente reparieren.
    Die wissenschaftliche Arbeit bei dieser D-1 genannten Mission wird von den Deutschen geleitet.
    Und zwar von der Bodenstation in Oberpfaffenhofen bei München.
    Die technische und navigatorische Leitung der Raumfähre haben aber nach wie vor die Amerikaner in Houston, Texas.
    76 Experimente haben deutsche und amerikanische Astronauten durchzuführen.
    Medizinische und biologische Erkenntnisse werden genauso erwartet wie neues Wissen zur Materialkunde.
    Die deutsche Industrie war übrigens aufgefordert, sich mit Experimenten an dieser Mission im Weltraum zu beteiligen.
    Die Resonanz war enttäuschend.
    Nur drei der insgesamt 76 Experimente werden im Auftrag der Industrie durchgeführt.
    Und dies, obwohl die Versuche für die Wirtschaft bei dieser ersten deutschen Mission kostenlos sind.
    So wollte nur die Firma MAN durch Versuche im schwerenlosen Raum feststellen, wie Triebwerksschaufeln am besten mit Keramik zu beschichten sein.
    Der Krupp-Konzern will komplizierte Metalllegierungen testen und die bayerische Wacker-Chemie will im Weltraum Herstellungsverfahren für besonders reines Silizium suchen.
    Silizium dient vor allem als Rohmaterial für die Herstellung von Mikrochips.
    Aber wie gesagt, eben nur drei von 76 Experimenten dienen unmittelbar wirtschaftlichen Interessen.
    Der Rest ist Grundlagenforschung.
    Und böse Zungen behaupten, dass dahinter die Amerikaner stecken.
    die sehr darauf achteten, dass das Geschäft mit und im Weltraum nicht aus ihrer Hand genommen wird.
    Das Geschäft mit dem Weltraum verstehen die Amerikaner.
    So haben sie praktisch das Monopol für Transport und Stationierung der lukrativen Kommunikationssatelliten im All.
    Und wie sie Geschäft machen, haben sie auch mit dem Weltraumlabor Spacelab gezeigt.
    Spacelab, das jetzt um die Erde kreist, ist von den Europäern unter deutscher Führung in Bremen entwickelt und gebaut worden.
    Vor zwei Jahren haben es die Amerikaner erstmals ins All gebracht und sie nahmen dafür ihren Preis, nämlich gleich das ganze Labor, sodass die Deutschen ihre Weltraumstation für diesen D1-Flug wieder von der NASA chartern mussten, und zwar für den stolzen Preis von ungerechnet 1,2 Milliarden Schilling.
    Und dass es immer noch die Amerikaner sind, die bei Weltraumflügen das Sagen haben, beweist auch eine andere Tatsache.
    Bei dieser von den Deutschen unternommenen und bezahlten Mission ist ein amerikanischer Spionagesatellit in den Weltraum gebracht worden.
    Die Deutschen haben das unter Kritik hinnehmen müssen.
    Sie haben sich lediglich damit trösten können, dass der Satellit nicht an Bord ihres Weltraumlabors transportiert worden ist, sondern im Laderaum der Fähre Challenger.
    Doch trotz aller kritischer Anmerkungen, die Weltraummission D-1 ist eine überzeugende Leistung der deutschen Wissenschaft.
    Und übrigens auch der deutschen Steuerzahler, denn die ganze Mission kostet fast 3 Milliarden Schilling.
    Dass deutsche Wissenschaftler in den Weltraum fliegen,
    und dass einem deutschen Wissenschaftler heuer der Nobelpreis für Physik zuerkannt worden ist, dass alles gibt Auftrieb und bestätigt, dass das Volk von Denkern und Erfindern auf dem Gebiet der Hochtechnologie dabei ist, mit den Amerikanern gleichzuziehen.
    Ein Bericht von Markus Peter.
    In Guatemala werden morgen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattfinden, die nach 15 Jahren Militärregime die Rückkehr zur Demokratie bedeuten könnten.
    Knapp drei Millionen der etwa acht Millionen Guamalteken werden einen neuen Präsidenten, 100 Abgeordnete sowie 331 Bürgermeister und Gemeinderät wählen.
    Acht Kandidaten bewerben sich um das Präsidentenamt, von denen, den Meinungsumfragen zufolge, vermutlich keiner die absolute Mehrheit erhalten wird.
    Am 8.
    Dezember ist eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten vorgesehen.
    Bei dem Urnengang, Ergebnis der von Militärs eingeleiteten demokratischen Öffnung, kandidiert zum ersten Mal in der Geschichte des Landes kein Militär.
    Der gewählte Präsident soll dann am 14.
    Jänner sein Amt antreten.
    Die Wahlbehörden rechnen mit der höchsten Wahlbeteiligung in der Geschichte des Landes.
    Kein Wunder, es herrscht Wahlzwang.
    Aber hören Sie Jörg Haffkemeyer.
    Die schweren Holzportale der großen Kathedrale in Guatemala City sind verriegelt.
    Im riesigen Hauptschiff, der schräg gegenüber des Nationalpalastes liegenden Kirche, sitzen etwa 150 Männer, Frauen und Kinder auf den Holzbänken.
    Mitglieder der Gruppe für gegenseitige Unterstützung, die mit der seit Donnerstagmorgen andauernden Besetzung des Gotteshauses gegen die Menschenrechtsverletzungen der Regierung des Generals Mejia Vitores protestieren.
    Die Frauen und Männer, Bauern, Menschen aus der Hauptstadt wollen von der Militärregierung wissen, wo ihre verschwundenen Familien angehörig sind.
    Die Regierung hat bisher nicht reagiert.
    Erzbischof Prospero Pinaros del Barrio sagt, die Besetzung der Kirche sei verwerflich, die Forderung der Menschen aber sei gerechtfertigt und mit dem Gesetz in Einklang.
    Der Kampf um die Wahl zum ersten demokratisch gewählten zivilen Präsidenten seit gut 30 Jahren ist am Freitag zu Ende gegangen.
    Bei den knapp 8 Millionen Guatemalteken werden am Sonntag etwas mehr als 2,7 Millionen zur Wahl gehen müssen.
    In Guatemala gibt es Wahlzwang, der lediglich für die rund eine Million Analphabeten nicht gilt.
    Es ist eine Wahl, die den Sieger und künftigen Präsidenten vor nahezu unüberwindbare Probleme stellt.
    Die wirtschaftliche Lage des Landes ist miserabel.
    Die Militärs, die sich in die Kasernen zurückziehen, nachdem das Land heruntergewirtschaftet ist, werden keinesfalls ihren seit Jahrzehnten manifestierten Einfluss abgeben.
    Der mächtige Unternehmerverband, die zweite wichtige Machtgruppe im Land, ist ein ebenfalls für jeden Präsidenten nicht zu bezwingender Faktor.
    Inflation, Arbeitslosigkeit und Auslandsverschuldung schränken den Bewegungsspielraum darüber hinaus ein.
    Die besonders in den westlichen und nordwestlichen Provinzen verankerte Guerilla sieht in den Wahlen wie auch die linken Parteien überhaupt kein Mittel der Demokratisierung.
    So beteiligen sich an ihnen nur Parteien, die im politischen Spektrum Guatemalas vom Zentrum bis in den reaktionären Bereich hineinreichen.
    Die aussichtsreichsten Kandidaten sind der 53-jährige Zeitungsverleger und Zentrumsverträger Jorge Capio,
    dem vorgeworfen wird, er habe sich in seinem Wahlkampf mit vielen Millionen von den internationalen Erdbeergesellschaften ELF und Basic Research bezahlen lassen, sowie der 43 Jahre alte christdemokratische Politiker Vinicius Cereso Arevalo, von dem die Sätze stammen, mein Ziel ist es, eine zivile Regierung zu schaffen.
    Wenn ich scheitere, dann nur deshalb, weil es einen Startstreich der Militärs geben wird oder weil ich im Präsidentenpalast erschossen werde.
    Unter der Jacke trägt Vinicio Cerezo eine Browning-Revolver im Schulterhölzer.
    Den werde ich weitertragen, auch als Präsident", fügt er hinzu und schließt das Raket.
    Dass die Befürchtungen nicht unbegründet sind, bestätigen die Worte eines der einflussreichsten Offiziere im Land, dem Militärkommandanten der nördlichen Provinz Kishe des obersten Bayern Israel Lima,
    eines 44-jährigen Mannes, dessen Vater ebenfalls Armeeoffizier 1970 von Guerillas in der Hauptstadt erschossen wurde.
    Wenn das mit dem Kabinett nicht funktioniert, ziehe ich einen Staatsstreich vor.
    Oberst Liemanns Berufskollege, der Obersten Mark Antonio Castellano, Sprecher des Verteidigungsministeriums, meint, wir garantieren die Wahlen und wir garantieren die Menschenrechte in Guatemala.
    Die amerikanische Botschaft in Guatemala hat jüngste Zahlen veröffentlicht, nach denen die Mehrzahlen der seit Januar 1984 registrierten 1.175 politischen Morde und 480 Erführungen den Regierungen Militärs zulassen.
    Es ist jetzt 12.50 Uhr, zehn Minuten vor 13 Uhr, ein Kulturbericht im Mittagsschornal.
    Am kommenden Dienstag vor 30 Jahren wurde die Wiener Staatsoper mit Beethoven's Fidelio wiedereröffnet.
    Das traditionsreiche Opernhaus am Ring, das im März 1945 einem Bombenangriff zum Opfer fiel, war in mehrjährigen Wiederaufbauarbeiten mit einem Kostenaufwand von etwa 260 Millionen Schilling wiederhergestellt worden.
    Bereits morgen Sonntag gedenkt man in der Wiener Staatsoper im Rahmen einer Martiné des 30-Jahr-Jubiläums der Wiedereröffnung.
    Marcel Pravi sowie Staatsoperndirektor Egon Seefelner, der 1955 stellvertretender Direktor des Hauses war, werden dabei mit Künstlern, die bei den Eröffnungsvorstellungen mitgewirkt haben, sowie mit Verantwortlichen für den Wiederaufbau Erinnerungen austauschen.
    Walter Gellert hat dazu den folgenden Beitrag gestaltet.
    Lass den Letzten sterben, den Letzten sterben, den Wieden nicht erblühen.
    Beethovens Freiheitsoper Fidelio mit Martha Mödl als Leonore stand am Beginn eines Opernfestes, mit dem Anfang November 1955, die in den letzten Kriegstagen fast völlig zerstörte Oper, wieder eröffnet wurde.
    Und nichts konnte die Verbundenheit der Wiener mit dem Haus am Ring mehr verdeutlichen,
    als der Massenandrang bei der Auffahrt der Festgäste, unter denen sich die Träger so berühmter Namen wie Ford oder Rockefeller befanden, aber auch die der Opernstars der Zwischenkriegszeit, wie etwa Lotte Lehmann oder Alfred Picavert.
    Zuschauerraum und Bühnenhaus mussten von Grund auf neu gebaut werden.
    Und für Architekt Erich Boltenstern, der für die Neugestaltung des Zuschauerraums und der dazugehörigen Nebenräume verantwortlich war, stellte sich die Frage, ob die Rekonstruktion nach dem historischen Vorbild erfolgen sollte.
    Ich hätte es bei der Oper für unmöglich gehalten.
    Ich halte es heute noch für unmöglich, dass man es
    wieder genau rekonstruiert.
    Die Hauptakzente sind in dem neuen Raum angeglichen an das alte, das runde Deckel und die Logeneinteilung und die Logengrößen.
    Und wir haben erst im Verlauf der ganzen Jahre, die wir gearbeitet haben, sind wir dann auf die Form gekommen, die so bis jetzt
    Die Hauptlast als Dirigent des Opernfestes zur Eröffnung trug der damalige Staatsoperndirektor Karl Böhm.
    Der Fidelio Don Giovanni, die Frau ohne Schatten und den Wozzeck dirigierte.
    Fritz Reiner leitete Wagners Meistersinger, Hans Knappertz-Pusch den Rosenkavalier, Raphael Kubelik Verdis Aida und Heinrich Hollrei seinen Ballettabend und andere mit Boris Blachers Mour von Venedig.
    Als Sänger waren die Stars des legendären Staatsopern-Mozart-Ensembles von Irmgard Sefrid über Senna Jurinaz, Lisa della Casa, Anton Termota bis hin zu George London zu hören.
    Unter den jüngeren Sängern ließen Walter Berry als Wotzek in einem neuen Fach sowie Leonie Rüsenig aufrauchen, die zunächst nur als Kaiserin in der Frau ohne Schatten eingesetzt war, aber dann noch eine zusätzliche Aufgabe zugewiesen bekam.
    Und da hat man mich damals gebeten, ob ich nicht auch die AIDA singen will.
    Und naja, jung wie man ist und ehrgeizig, hab ich das gemacht.
    Da hab ich also hintereinander Hauptproben, jeden Tag, Haupt, entweder Frauen im Schatten oder AIDA, Haupt, Generalprobe, Haupt, Generalprobe, Vorstellung, Vorstellung.
    Da waren, glaub ich, nur zwei Tage dazwischen, zwischen Frauen im Schatten und AIDA.
    Also sowas macht man, wenn man jung ist.
    Einen ähnlich dichten Stundenplan hatte auch Anton der Mota, der nicht nur den Don Otavio im Don Giovanni sang, sondern auch zu einem Rollendebüt als Florestan in Fidelio angehalten wurde, ohne gefragt zu sein.
    Eines Tages auf der Tafel Fidelio der Mota Probe.
    Man hatte nicht geschrieben Florestan oder Giacchino oder Gefahren, sondern Fidelio.
    Und ich gehe ins Klavierzimmer hinein zum Correpetito,
    Und er schlagt auf und er fängt mit Florestan.
    Da habe ich gesagt, das kann doch nicht wahr sein.
    Es hat mich doch kein Mensch gefragt, ob ich mich traue.
    Bei diesem Anlass in Wien zum ersten Mal singen, ohne hier einigermaßen ausprobiert zu haben.
    Für Hofrat Egon C. Fellner, Mitte der 50er Jahre Stellvertreter von Karl Böhm, bedeuteten die Vorbereitungen zu dem Opernfest mit seinen acht Premieren weit weniger Probleme als der Opernalltag danach, wo ja die Sänger der Premieren nicht mehr zur Verfügung standen, da ihre Verträge nur die Vorbereitungszeit und die ersten Vorstellungen umfassten.
    Aus diesem Grund konnten die neu inszenierten Opern nicht mehr gespielt werden.
    Und ich war dann hier jetzt mit dem Alltag konfrontiert,
    Und dieser Alltag, der war halt so wie ein Opernalltag und noch viel schlimmer.
    Wir mussten auch die Vorstellung aus dem Theater an der Wien hier herüberbringen, das passte sowieso nicht.
    Alles sah ein bisschen improvisiert aus, alles war zu wenig probiert, wie ich also sagen muss, musste er probiert haben, aber wir mussten spielen.
    Und die folgende Geschichte rund um die Eröffnungsvorstellung des Fidelio, erzählt von Leonie Rysanek, soll die Begeisterung der Wiener für die Widerstandene Oper dokumentieren.
    Ich erinnere mich ganz genau, das wurde nach außen, nach raus übertragen.
    Auf Lautsprechern, auf die Straße hinaus.
    Und da war vorne noch am Ring ein Maronebrater.
    Ich glaube, der ist jetzt auch noch.
    Und ich werde nie vergessen, wie der Fidelio begann.
    Er hat den Deckel zugemacht und gesagt, so.
    Am Schluss hat er seinen Fidelio-Auszug genommen, hat ihn auf den Deckel gelegt, neben die Kapitellampe und hat gesagt, jetzt haben wir Fidelio, jetzt gibt es keine Marone mehr.
    Ich erinnere mich, als ob das gestern gewesen wäre.
    Unglaublich war das.
    Aber es ist schon 30 Jahre her.
    Das waren Erinnerungen von Leonie Rysanek.
    Und wir schließen unsere Berichterstattung mit Kurzmeldungen.
    USA, Sowjetunion.
    Die erwarteten heftigen Reaktionen hat der niederländische Beschluss ausgelöst, bis Ende 1988 48 amerikanische Marschflugkörper auf niederländischem Territorium aufzustellen.
    Die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur TASS spricht von einer Kapitulation der niederländischen Regierung vor dem anhaltenden amerikanischen Druck.
    Dagegen begrüßte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington die Entscheidung als willkommenen Schritt.
    Er wies darauf hin, dass die Niederlande damit ihre Verpflichtung gegenüber der NATO-Allianz erfüllten.
    Grundlage des niederländischen Beschlusses, der noch vom Parlament bestätigt werden muss, sind NATO-Angaben, wonach die Sowjetunion die Zahl ihrer SS-20 Mittelstreckenraketen seit dem Sommer vergangenen Jahres von 378 auf 441 erhöht haben soll.
    Moskau bestreitet diese Angaben.
    Sowjetunion.
    Die Sowjetbürger werden morgen in ihrer Regierungszeitung Izvestia zum ersten Mal seit 24 Jahren wieder ein Interview eines amerikanischen Präsidenten lesen können.
    Bisher ist allerdings noch völlig offen, ob die Izvestia das Reagan-Interview im Wortlaut abdrucken wird, wie das amerikanische Magazin Time Anfang Dezember ein Gespräch mit dem sowjetischen Parteichef Michael Gorbatschow.
    Nach Angaben der amerikanischen Botschaft in Moskau gibt es keine Abmachungen darüber.
    Während die Sowjetunion ihre Position durch geschickte Initiativen breit und ausführlich in die westlichen Medien lancieren kann, wird der politische Standpunkt der USA in den sowjetischen Medien dagegen stets fast nur negativ dargestellt.
    Südafrika.
    Das Regime in Pretoria hat neue, restriktive Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Rassentrennung verhängt.
    Fotografen und Kameramänner dürfen in jenen Gebieten keine Aufnahmen mehr machen, die unter dem Ausnahmerecht stehen.
    Außerdem werden Polizisten und Soldaten für Taten straffrei gestellt, die sie in Ausübung ihres Dienstes begangen haben.
    USA.
    Der Flugzeughersteller Boeing ist nach einem Spruch eines amerikanischen Gerichtes an dem Absturz eines indischen Verkehrsflugzeuges über dem Arabischen Meer vom Jahr 1978 unschuldig.
    Demnach waren für das Unglück, bei dem 213 Menschen ums Leben gekommen waren, der Pilot und der Co-Pilot verantwortlich.
    Die Familien der toten Besatzungsmitglieder und Passagiere sowie zwei Zulieferfirmen hatten Schadenersatzansprüche in der Höhe von insgesamt fast zwei Milliarden Schilling angemeldet.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Lohn- und Gehaltskonflikt bei der deutschen Lufthansa konnte heute nach 16-stündigen Verhandlungen vorläufig beigelegt werden.
    In den Fragen Gewinnbeteiligung und Vorruhestandsregelung wurde ein Kompromiss erzielt.
    Und zum Abschluss die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Osten teilweise sonnig, sonst meist stark bewölkt, Nachmittagstemperaturen 4 bis 10 Grad.
    Das waren die Schlussmeldungen am Ende von 16 Minuten.
    Information durch den aktuellen Dienst für Redaktion und Technik verabschiedet sich.
    Heute Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.
    Untertitelung des ZDF, 2020

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.11.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.11.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tarifprobleme im Verkehrsverbund Ost
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Preisabsprachen im Elektrohandel
    Einblendung: Arbeiterkammer-Referent Kollmann
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Kollmann, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nationalpark Donau-March-Thaya: Gespräch mit dem Naturschutzdirektor für Niederösterreich, Professor Schweiger
    Interview: Naturschutzdirektor Schweiger
    Mitwirkende: Eiselt, Franz [Gestaltung] , Schweiger, Harald [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Karl-Heinz Böhm
    Interview: "Afrika-Helfer" Böhm
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Böhm, Karlheinz [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Die Mission der Deutschen im All
    Mitwirkende: Peter, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.02 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wahlen in Guatemala
    Mitwirkende: Hafkemeyer, Jörg [Gestaltung]
    Datum: 1985.11.02 [Sendedatum]
    Ort: Guatemala City [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: 30 Jahre Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper
    Einblendung: Musikausschnitte, Architekt Boltenstern, Sängerin Rysanek, Sänger Dermota, ehemaliger stellvertretender Leiter Seefehlner
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Boltenstern, Erich [Interviewte/r] , Rysanek, Leonie [Interviewte/r] , Dermota, Anton [Interviewte/r] , Seefehlner, Egon [Interviewte/r]
    Datum: 1985.11.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.11.02
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.11.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-851102_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt