Mein größter Erfolg - Professor Julius Wagner-Jauregg

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Katalogzettel

Titel Mein größter Erfolg - Professor Julius Wagner-Jauregg
Titelzusatz Professor Wagner-Jauregg spricht über seinen Werdegang und die Malariakur zur Behandlung progressiver Paralyse, für die er 1927 den Nobelpreis erhielt.
Spieldauer
Urheber/innen und Mitwirkende Wagner-Jauregg, Julius [Sprecher/in] [GND]
HMV [Label]
Datum 1931 [Vermutliches Datum]
Ort Österreich
Österreich-Ungarn
Schlagworte Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Gesellschaft ; Vortrag ; Medizin ; Reden und Ansprachen ; Erste Republik ; Erster Weltkrieg ; Österreichisch-Ungarische Monarchie
Örtliche Einordnung Wien
20. Jahrhundert - 30er Jahre
Typ audio
Format DFMP3 [Dateiformat: MP3]
DFWAV [Dateiformat: Broadcast WAV]
SCS2578 [Schallplatte, Schellack - 25 cm, 78/min]
Nummern AM 3190
70-1648
Sprache Deutsch
Signatur 2-54030_a

Information

Inhalt

Professor Wagner-Jauregg spricht über seinen beruflichen Werdegang und die Entdeckung der Behandlung der progressiven Paralyse für die er 1927 den Nobelpreis für Medizin erhielt.
Vgl. Schellacküberspielung DAT: 11-00983 [07] bei 22:00 - 25:20.
Transkript Rede von Professor Julius Wagner-Jauregg

Sie wünschen etwas über Professor Wagner-Jauregg von ihm selbst zu hören, hier bin ich. Ich bin geboren im Jahre 1857 in Wels in Oberösterreich als Sohn eines Beamten. Ich studierte in Wien und wurde 1880 Doktor Medizine. Ich war zuerst Assistent an einer theoretischen Lehrkanzel und hatte nie daran gedacht Irrenarzt zu werden, als ich wider Erwarten im Jänner 1883 Assistent an der psychiatrischen Klinik wurde. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn immer Glück gehabt, ich muss aber außerdem etwas geleistet haben, sonst wäre ich nicht schon im Jahre 1889, 32 Jahre alt, Professor und Vorstand der psychiatrischen Klinik in Graz geworden und schon mit 36 Jahren, 1893, als Professor der Psychiatrie an die Wiener medizinische Fakultät gekommen. Ich habe in meiner wissenschaftlichen Tätigkeit einigen Erfolg gehabt. Am meisten bekannt geworden bin ich aber durch eine Entdeckung, für die ich den Nobelpreis erhalten habe. Von der lassen sie mich erzählen. Schon als ich Assistent an der Klinik in Wien war, ist es mir aufgefallen, dass manchmal Geisteskranke, die man für unheilbar hielt, wider Erwarten genasen, wenn sie eine mit hohem Fieber verbundene Krankheit durchmachten. Solche Beobachtungen haben auch andere gemachte, sie haben aber keine Folgerung daraus gezogen. Ich habe aber schon 1887 den Vorschlag gemacht, man solle dieses Naturexperiment nachahmen, um Geisteskranke zu behandeln und habe schon damals die Malaria als eine hizu geeignete Krankheit bezeichnet. Ausgeführt habe ich diesen Vorschlag aber damals noch nicht, weil ich doch eine gewisse Scheu hatte, einem Kranken noch eine zweite Krankheit einzuimpfen. Ich habe versucht, dasselbe Ziel zu erreichen durch verschiedene Einspritzungen, die zwar keine Infektionskrankheit verursachen, aber Fieber hervorrufen und ich habe mich bald auf die Behandlung der progressiven Paralyse verlegt, weil die als eine ganz unheilbare Krankheit galt. Ich habe damit auch gewisse Erfolge erzielt und es leben heute noch ehemalige Paralytiker, die ich damals mit diesem Ersatzmittel behandelte. Meine Bestrebungen auf diesem Gebiete wurden von den maßgebenden Fachleuten geringschätzig behandelt. So kam es, dass kein anderer die Malariakur erfunden hat, sondern dass ich 1917, also 30 Jahre nach meinem 1887 gemachten Vorschlage, denselben wieder aufgreifen konnte. Die Heilungen der progressiven Paralyse, welche nach den Ersatzmittel-Injektionen erfolgten, waren nämlich größtenteils nicht dauerhaft. Das wurde nach Einführung der Malariakur anders. Ich verfüge jetzt über Heilungen, die bereits bis zu 13 Jahre, also seit dem Beginne der Malariakur andauern, in ziemlicher Anzahl. Die Malariakur der progressiven Paralyse hat allgemeine Anerkennung gefunden und wird gegenwärtig bereits in allen Weltteilen ausgeführt.