Mittagsjournal 1979.03.20

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Mittagschanal begrüßt Sie als Redakteur im Studio Edgar Sterbens.
    Zunächst kurz ein Blick auf die wichtigsten Punkte unseres bis 13 Uhr geplanten Programms.
    Sitzung des Ministerrates, österreichisches Karosseriewerk baut Lastkraftwagen mit Hybridantrieb.
    Neuer LKW speziell für den Stadt- und Nahverkehr gedacht.
    Industrie- und Entwicklungsländer einigen sich grundsätzlich auf die Schaffung eines internationalen Rohstofffonds.
    Vor Unterzeichnung des ägyptisch-israelischen Friedensvertrages ergehen sich beide Seiten in unterschiedlichen Interpretationen des Abkommens.
    Rolle der iranischen Armee nach der persischen Revolution im Zwielicht.
    Die Hälfte der Armee, rund 200.000 Soldaten, sollen seit dem Umsturz desertiert sein.
    Designierter Ministerpräsident Andriotti will heute neue italienische Koalitionsregierung aus Christdemokraten, Sozialdemokraten und Republikanern vorstellen.
    Antimarxistischer Piratensender strahlt in Großbritannien rechtsextremistische Parolen aus.
    Sowie Premiere des Peter-Hacks-Stückes, das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern, am Theater in der Josefsstadt.
    Erster Programmpunkt sind jetzt aber die Nachrichten.
    Für ihren Inhalt verantwortlich ist Fedor Holi und gesprochen werden sie von Wolfgang Grimerschmid.
    Israel.
    Das Parlament in Jerusalem hat heute mit den Schlussberatungen über den Friedensvertrag mit Ägypten begonnen.
    Das Abkommen, das am kommenden Montag in Washington von Ministerpräsident Begin, dem ägyptischen Staatschef Sadat und Präsident Carter unterzeichnet werden soll, ist erst gestern von der israelischen Regierung mit großer Mehrheit bestätigt worden.
    In Jerusalem rechnet man auch für die Abstimmung im Parlament mit einer überwältigenden Mehrheit von etwa 90 der insgesamt 120 Abgeordneten.
    Wenige Stunden vor Beginn der Parlamentsberatungen haben israelische Nationalisten die Errichtung einer neuen Siedlung auf der Halbinsel Sinai verkündet.
    Etwa 80 Mitglieder der radikal-religiösen Gush Emunim begannen mit dem Aufstellen von Fertighäusern in der Nähe von El Arish.
    Ägypten.
    Präsident Sadat wird am Samstag zur Unterzeichnung des Friedensvertrages von Kairo nach Washington abreisen.
    Wie die Zeitung Al-Ahram heute außerdem meldet, wird sich Sadat fünf Tage lang in den Vereinigten Staaten aufhalten und mit Präsident Carter vor allem die Modalitäten der amerikanischen Finanzhilfe erörtern.
    Jordanien.
    Das Parlament in Amman hat heute den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag scharf verurteilt.
    In einer Erklärung werden alle arabischen und anderen befreundeten Staaten aufgerufen, das Abkommen abzulehnen, da es einen Verzicht auf die Rechte der arabischen Nation und des palästinensischen Volkes bedeutet.
    Alle in Iran tätigen ausländischen Arbeitnehmer müssen nach einer Mitteilung des Arbeitsministeriums in Teheran das Land spätestens in drei Monaten verlassen.
    Eine Ausnahme wird nur für diejenigen Ausländer gemacht, die für die iranische Wirtschaft unabkömmlich sind.
    Ungelernte Arbeitskräfte und weniger qualifizierte Angestellte müssen bis zum 21.
    April ausreisen, leitende Angestellte bis zum 21.
    Juni.
    Ein ehemaliger General der iranischen Armee, der 78-jährige Unternehmer Atapur, ist nach iranischen Presseberichten von Anhängern des Schiitenführers Khomeini verhaftet worden.
    Die Festnahme des Mannes dürfte mit der Tätigkeit seines Sohnes als Journalist im Zusammenhang stehen.
    Der Sohn Atapurs hat sich in jüngster Zeit in Pressekommentaren für eine pluralistische Demokratie im Iran und für eine Unabhängigkeit von der Herrschaft der schiitischen Geistlichen ausgesprochen.
    Die Unruhen in der Stadt Sanandaj, der Hauptstadt der iranischen kurden Provinz, haben bisher 86 Menschenleben und zahlreiche Verletzte gefordert.
    Wie eine kurdische Delegation gegenüber Pressevertretern in Teheran mitteilte, sei es zu harten Kämpfen gekommen.
    Aus Militärhubschraubern sei auf die Bevölkerung geschossen worden.
    Die kurdischen Abgesandten wurden am Vormittag vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Ente Sam empfangen.
    Finnland.
    Die Reichstagswahlen haben einen klaren Erfolg der konservativen Partei erbracht.
    Sie gewann elf Sitze und verfügt nun über 46 der 200 Mandate des Parlaments in Helsinki.
    Die Sozialdemokraten blieben bei Verlust von zwei Mandaten stärkste Partei und haben nun 52 Sitze inne.
    Schwere Verluste erlitten die kommunistische Partei und die kommunistisch orientierte Volksdemokratische Union.
    In Helsinki wird mit äußerst schwierigen Verhandlungen zur Regierungsbildung gerechnet.
    Als wahrscheinlichste Lösung wird wieder eine Koalition aus Sozialdemokraten, Kommunisten, Zentristen und Liberalen erwartet.
    Schweiz Im sogenannten Nord-Süd-Dialog zwischen den Industriestaaten und den Ländern der dritten Welt ist in der vergangenen Nacht mit der Einigung über die Schaffung eines internationalen Rohstofffonds nach zwei Jahre dauernden Verhandlungen der erste Durchbruch erzielt worden.
    Die Delegierten aus 100 Ländern einigten sich darauf, den Fonds mit mehr als 5 Milliarden Schilling zum Aufbau von Rohstofflagern auszustatten.
    Die Funktion dieser Rohstofflager, die zur Preisstabilisierung beitragen soll, besteht darin, dass bei fallenden Preisen Rohstoffe aufgekauft werden und bei steigenden Preisen entsprechende Mengen zur Preisregulierung verkauft werden.
    Als weitere Preisstabilisierungsmaßnahme sollen weitere 5 Milliarden Schilling für Forschung und Entwicklung zur Verfügung gestellt werden.
    Italien.
    Der designierte Ministerpräsident Andriotti hat gestern in Rom die Beratungen zur Bildung einer neuen Drei-Parteien-Koalition abgeschlossen und will heute Präsident Pertini seine Kabinettsliste vorlegen.
    Andriotti erhielt die Zustimmung der Sozialdemokraten und der Republikaner, die sich zu einer Beteiligung an der 41.
    Nachkriegsregierung in Italien entschlossen haben.
    Unklar ist weiterhin, ob auch die Sozialisten das neue Kabinett unterstützen werden.
    Falls der amtierende Regierungschef für sein neues Kabinett nicht die notwendige Mehrheit im Parlament erhalten sollte, gilt die Abhaltung vorzeitiger Neuwahlen als sicher.
    Die Polizei in Turin hat nach offiziellen Angaben zwei Gewehre gefunden, die bei der Entführung des christlich-demokratischen Parteivorsitzenden Aldo Moro im vergangenen Jahr benutzt werden sein sollen.
    Zwei mutmaßliche Mitglieder der Terrororganisation Rote Brigaden wurden festgenommen.
    Die Organisation hat sich zur Entführung und Ermordung Moros bekannt.
    Wie ein Polizeisprecher mitteilte, seien bei einer Hausdurchsuchung in Turin gestern größere Mengen an Waffen sowie Druckerei, Ausrüstung, Funkgeräte, gefälschte Dokumente, Verkleidungen und Pläne für zukünftige Anschläge gefunden worden.
    Österreich-Vatikan.
    Kardinal König hat heute mitgeteilt, er sei vom Vatikan verständigt worden, dass Papst Johannes Paul II.
    ihm zu sagen, man hänge mit seiner für Juni geplanten Polenreise Österreich nicht besuchen werde.
    Ob der Österreich-Besuch später nachgeholt werden kann, müsse nach Angaben von Kardinal König noch in weiteren Gesprächen geklärt werden.
    Vereinte Nationen.
    In einer neuen Verhandlungsrunde in New York haben die Außenminister der USA, Großbritanniens, Frankreichs, der Bundesrepublik Deutschland und Kanadas den Versuch unternommen, die Gegensätze im Namibia-Konflikt zu klären.
    Nach dem gestrigen ersten Konferenztag ist noch nicht bekannt,
    ob eine Einigung in Gesprächen mit Vertretern der Nachbarstaaten Namibias, der südwestafrikanischen Befreiungsbewegung, der südafrikanischen Regierung und der pro-südafrikanischen namibischen Turnhallenallianz erzielt werden konnte.
    Vor dem Sicherheitsrat kam es zu einer scharfen Kontroverse zwischen den schwarzafrikanischen Staaten und Südafrika wegen der jüngsten Angriffe der südafrikanischen Armee auf Ziele in den Nachbarländern.
    Der südafrikanische Außenminister Botha warf seinerseits der SWAPO, der Südwestafrikanischen Volksorganisation, fortgesetzte Gewalttaten in Namibia vor.
    Vietnam, China
    Die Regierung in Hanoi hat China offiziell beschuldigt, den Truppenrückzug aus vietnamesischen Gebieten zu verzögern.
    Nach einer Meldung der amtlichen Vietnamesischen Nachrichtenagentur seien die Berichte aus Peking, der Abzug sei bereits am Freitag abgeschlossen worden, eine Lüge.
    Chinesische Einheiten hätten sich noch am vergangenen Samstag in Vietnam befunden.
    Der frühere kambodschanische Staatschef Sihanouk hat neuerlich die Einberufung einer Indochina-Konferenz in Genf gefordert.
    In Peking, sagte Sihanouk, man solle eine internationale Truppe aufstellen, die einen Waffenstillstand in Kambodscha überwachen müsse.
    Nach Einschätzung Sihanouks leisten in Kambodscha derzeit noch 40.000 bis 50.000 Anhänger des gestürzten Regimes Pol Pot Widerstand.
    Der frühere kambodschanische Staatschef bezeichnete Pol Pot wörtlich als Mörder und betonte, dass er den Ex-Ministerpräsidenten nicht mehr unterstütze.
    Saudi-Arabien.
    Der pakistanische Staatspräsident Sjaul Haq soll sich für die Begnadigung des zum Tode verurteilten ehemaligen Ministerpräsidenten Bhutto entschieden haben.
    Wie die saudi-arabische Zeitung Al-Jazeera meldet, soll der Präsident seinen Mitarbeitern angekündigt haben, er werde von seinen Sondervollmachten Gebrauch machen und eine Strafmilderung für Bhutto durchsetzen.
    Als Gegenleistung soll der frühere pakistanische Ministerpräsident versprechen, künftig auf jede politische Tätigkeit zu verzichten.
    Die Wetterlage.
    Eine über dem Golf von Genua liegende Tiefdruckstörung greift von Südwesten her auf den Alpenraum über.
    Nach ihrem Durchzug wird morgen wieder schwacher Hochdruckeinfluss überwiegen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Südwesten und im Bereich des Alpenhauptkammes bereits strichweise Niederschlag.
    Sonst meist noch heiter bis wolkig an der Alpen-Nordseite föhnig.
    Nachmittags und in der Nacht von Südwesten her Bewölkungszunahme und nachfolgend örtlich Regen.
    Südliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 8 bis 15 Grad.
    An der Alpen-Nordseite auch darüber.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 1 bis 7 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Anfang stellenweise etwas Regen.
    Im weiteren Tagesverlauf meist aufgelockert bewölkt, nur im Südwesten gelegentlich noch etwas Niederschlag.
    Winde aus Süd bis West.
    Tageshöchstemperaturen 8 bis 15 Grad.
    Die Messwerte abgewesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig 10°, Nordostwind 1km in der Stunde.
    Eisenstadt heiter 13°, Südost 15km.
    Linz wolkig 10°, Ost 20°.
    Salzburg wolkig 17°, Südost 20°.
    Innsbruck wolkig 14°, Ost 25°.
    Bregenz heiter 7°, West 10°.
    Graz wolkig 14°, Südwind 30km in der Stunde.
    Und Klagenfurt stark bewölkt, 8° Windstill.
    Es war soeben 12 Uhr und 11 Minuten.
    Wie an jedem Dienstagvormittag fand auch heute im Bundeskanzleramt in Wien die Sitzung des Ministerrates statt.
    In ihrem Mittelpunkt stand die Vorlage eines Tätigkeitsberichts der Zivildienstkommission für das Jahr 1978.
    Erweitert wurde die Tagesordnung noch um einen Bericht Finanzminister Androschs über die Planung des österreichischen Konferenzzentrums in der UNO-City.
    Vom traditionellen Pressefoyer im Anschluss an die Ministerratssitzung berichten nun Markus Sommersacher und Erich Eichinger.
    In der ungewohnten Rolle eines visuellen Reiseleiters präsentierte sich heute Bundeskanzler Kreisky im Pressefoyer nach dem Ministerrat.
    Kreisky führte anhand eines kleinen Modells den Journalisten vor Augen, was derzeit von der Wiener UNO-City bereits gebaut und fertiggestellt und was noch zur Ergänzung des Gebäudekomplexes am linken Donauufer geplant ist, nämlich das österreichische Konferenzzentrum.
    Wien brauche ein solches Zentrum, meinte der Kanzler.
    Die derzeitigen Einrichtungen in der Hofburg seien schön, aber ungenügend.
    Es ist daher geplant, jetzt mit der Detailplanung für das neue Zentrum bei der UNO-City zu beginnen.
    Der neue Bau soll in etwa vier bis fünf Jahren nach Ablauf der mit etwa eineinhalb Jahren angegebenen Planungszeit fertiggestellt sein.
    Die Baukosten für das mit einer Kapazität von 5.900 Personen angenommene Kongressgebäude
    sollen inklusive Planung und Reserve auf heutiger Preisbasis etwa 3,6 Milliarden Schilling betragen.
    Bis zum Ende der Bauarbeiten dürften sie sich nach Berechnungen des Finanzministers auf 5 Milliarden Schilling belaufen.
    Erleichtert werde die Finanzierung durch Ersparungen bei den Baukosten der UNO-City von 900 Millionen Schilling und Ersparungen bei den Finanzierungskosten von 3 Milliarden Schilling, erläuterte heute der Kanzler.
    Kreis geht zusammenfassend zur Nützlichkeit und Notwendigkeit des österreichischen Konferenzzentrums.
    Schließlich muss ich sagen, dass wir jetzt zwei Großvorhaben abgeschlossen haben.
    Praktisch die UNO-City ist fertig, das Allgemeine Krankenhaus wird im Rohbau sehr bald fertig sein.
    Es fehlen also Großbaustellen in Wien und wir müssen aus beschäftigungspolitischen Gründen
    das ins Auge fassen.
    Und schließlich brauchen wir das als drittes Zentrum der Vereinten Nationen sehr dringend.
    Auf Journalistenfragen äußerte sich der Regierungschef heute auch zu den bevorstehenden Wahlen in Salzburg, Niederösterreich und Kärnten und meinte zu seinem persönlichen Gefühl für den Wahlausgang.
    Ich habe kein schlechtes Gefühl, kann ich das so sagen.
    Für alle drei Wahlgänge?
    Ja, natürlich differenziert, aber da darf ich Ihnen jetzt weiter nichts sagen.
    Haben Sie für Niederösterreich ein besseres Gefühl als für Salzburg?
    Ich habe für Niederösterreich ein gutes Gefühl.
    Es wird hervorragend gearbeitet.
    Außerdem gibt es natürlich auch die Politik.
    Ich meine, es hat ja große Blamagen gegeben und alles mögliche in Niederösterreich und ich glaube, dass das irgendwie sich letztlich auch auswirken wird auf die Wählerentscheidung.
    Denn es war ja schließlich dieses ganze Theater um Zwentendorf, das der Herr Landeshauptmann Maurer da aufgeführt hat, das ist den Wählern in Niederösterreich in guter Erinnerung.
    Die Wahlen und ihr Ausgang sowohl in Niederösterreich, Salzburg als auch in Kärnten hätten jeweils stimulierende Wirkung, meinte der Kanzler.
    Einerseits hätte zum Beispiel ein gutes Abschneiden der SPÖ bestimmt für die Mitglieder der SPÖ belebende Wirkung und ein schlechtes Abschneiden würde den Na-Jetzt-Erst-Recht-Effekt nach sich ziehen, meinte Kreisky.
    Auf der Tagesordnung der Ministerratssitzung stand, wie erwähnt, auch der Zivildienstbericht des Jahres 1978, den Innenminister Lanz heute der Regierung vorlegte, der dem Parlament aber schon bei der Behandlung der Zivildienstgesetznovelle Anfang des Monats zur Verfügung stand.
    Die Novelle wurde bekanntlich von ÖVP und FPÖ abgelehnt und erhielt nicht die verfassungsmäßig notwendige Zweidrittelmehrheit.
    Der Innenminister machte heute neue Initiativen vom Wahlausgang abhängig.
    Justizminister Broda nahm schließlich zum jüngsten Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes Stellung, wonach die Einrichtung der sogenannten Sprengl-Richter verfassungswidrig sei.
    Sprengl-Richter sind jene Bezirksrichter, die sich nicht um einen festen Dienstposten bei einem Gericht beworben haben, sodass besonders in ländlichen Bereichen an einem Bezirksgericht etwa nur zwei Tage in der Woche ein solcher Sprengl-Richter für Rechtssuchende zur Verfügung steht.
    Das Höchstgericht hat nun erkannt, dass dieses jahrzehntealte System dem Verfassungsgrundsatz der Unversetzbarkeit widerspricht und dem Gesetzgeber eine Sanierung bis Ende Februar 1980 aufgetragen.
    Der Spruch des Höchstgerichtes kommt, wie Justizminister Broda heute erkennen ließ, der Tendenz des Ministeriums entgegen, die Auflösung kleiner Bezirksgerichte zu erleichtern.
    Eine Tendenz, gegen die es besonders in ländlichen Gebieten zu Widerständen gekommen ist,
    weil der Weg zum nächsten Gericht damit oft um x Kilometer weiter wird.
    Broder deutete auch bereits an, wie der Gesetzgeber eine neue Formulierung versuchen könnte, nämlich, dass auch in der festen Geschäftsverteilung der Richter eine Vertretung möglich sei.
    Ob die Richter nach spektakulären Streikdrohungen nun im Besitz einer neuen Besoldungsordnung mit dem Spruch des Verfassungsgerichtshofes reine Freude haben werden, bleibt allerdings offen.
    Gibt es nämlich den Sprengel-Richter nicht mehr, dann fällt auch für die jungen, vergleichsweise weniger verdienenden Richter ein nicht unwesentlicher Gehaltsbestandteil, die Zuteilungsgebühr.
    Das war das Wesentlichste aus dem Pressefoyer nach der heutigen Ministerratssitzung und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Reporter waren Erich Eichinger und Markus Sommersacher.
    Und wir werfen jetzt einen Blick in die österreichischen Tageszeitungen.
    Die meisten Leitartikel und Kommentatoren befassen sich heute mit zwei Themen.
    Und zwar mit den möglichen Koalitionsbildungen nach der Nationalratswahl am 6.
    Mai und mit der Diskussion um die Gehälter der österreichischen Spitzenverdiener.
    Zita Bernardi hat die Zeitungen durchgeblättert und folgende Zitate für unsere Inlandspresse-Schau ausgewählt.
    ÖVP-Parteichef Taus hatte gestern eine erste Wahlkampfbilanz zum Anlass genommen, einmal mehr die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung kritisch unter die Lupe zu nehmen und gleichzeitig neuerlich seine Vorliebe für das Finanzressort nach den Wahlen am 6.
    Mai zu deponieren.
    Dazu liest man im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung bei Manfred Scheuch,
    Wenn man davon ausgeht, und das wäre zweifellos die für die Sozialisten schlechteste Variante des Wahlergebnisses vom 6.
    Mai, dass die ÖVP am zweiten Platz nach einer nur noch die relative Mehrheit besitzenden SPÖ-Stünde, so wäre die Abgabe des neben dem Kanzleramt wichtigsten Ministeriums der stärksten Partei nicht zumutbar.
    In all den Jahren der Großen Koalition mit ihren VP-Kanzlern war denn auch der Finanzminister niemals ein Sozialist.
    Umgekehrt, das muss man auch in der VP wissen, müsste ein solcher Anspruch auch für die Zukunft einer Großen Koalition von vornherein unmöglich machen.
    Damit bestätigt sich nur, was die Sozialisten immer wieder sagen.
    Es fehlen für eine Große Koalition unter anderem auch deshalb alle Voraussetzungen, weil es der heutigen VP-Führung gar nicht ernst, um eine solche zu tun ist.
    heißt es bei Manfred Scheuch in der Arbeiterzeitung.
    ÖVP-Parteiobmann Taus hat gestern aber auch zu Äußerungen von ÖGB-Präsident Benja Stellung genommen, wonach eine schwarz-blaue Koalition nach dem 6.
    Mai von Seiten der Arbeitnehmer mit größter Aufmerksamkeit zu rechnen habe.
    Dazu schreibt Gerald Höchtler im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt,
    Der ÖGB-Präsident hat nichts anderes getan als angemerkt, dass der Gewerkschaftsbund im Interesse aller Arbeitnehmer, die er vertritt, nach den Wahlen eine eventuell von der VOP dominierte Regierung an die Einhaltung ihrer Wahlversprechen erinnern werde.
    Nicht mehr und nicht weniger.
    Das ist für Taus bedenklich.
    Viel bedenklicher erscheint es uns aber, wenn eine Partei, die immerhin Regierungsanspruch erhebt, es schon jetzt als Drohung empfindet, wenn man sie an ihre Wahlversprechen auch nur erinnern will.
    Einen klareren Beweis dafür, dass es der VP mit ihrer langen Liste von Versprechen nicht ernst ist, kann es gar nicht geben.
    meint Gerald Höchtler im Oberösterreichischen Tagblatt.
    Und noch einmal zum Thema Finanzpolitik.
    Im heutigen Leitartikel des ÖVP-Organs Neues Volksblatt listet Walter Salzmann eine Reihe von dringend notwendigen Maßnahmen zur Sanierung des Staatshaushaltes auf und schreibt dann über die Aktivitäten der Regierungspartei.
    Stattdessen bemüht sich Bruno Kreisky krampfhaft, Gehälte und Bezüge von Bankdirektoren zum Wahlkampfthema zu machen, obwohl er acht Jahre lang Zeit dazu gehabt hätte, in seinem ureigensten Bereich, nämlich in den verstaatlichen Unternehmen wie Geldinstituten, für Angemessenheit zu sorgen.
    Stattdessen drohen ein Gewerkschaftsbundpräsident ebenso wie ein Finanzminister mit möglichen Unruhen, die unter einer nicht sozialistischen Regierung ausbrechen könnten.
    Stattdessen beschweren Sozialisten aller Funktionärsebenen ausschließlich das Gespenst einer Taus-Götz-Koalition und stellen es als einzige Alternative zu einer SPÖ-Regierung hin.
    Die SPÖ ist jedenfalls auf dem besten Weg, den letzten Rest ihrer demokratischen Reputation zu verlieren.
    Der Verlust ihrer Wirtschaftlichen kümmert sie ohne dies nicht mehr.
    So endet ein Kommentar im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Eine Wahlkampfbilanz schließlich mit kritischem Blick auf Themen wie die Diskussion um Spitzengehälter zieht Franz Wolf in der Wochenpresse.
    Er schreibt, Gesprächsstoff ist hierzulande eben noch allemal was gefehlt.
    Die umschmeichelten Wähler aber zogen schon längst einen Schluss.
    Parteien sind nur ein flottes Vorteilskartell oder gar ein Skandalverbund.
    Die Wählermeinung in einer beinahe liebevollen Umschreibung.
    Politiker sind durch die Parteienbank gewiefte Schlitzohren.
    Die Jungwähler aber, denen nun ölig versichert wird, nur auf sie werde gezählt und sie hätten eine hohe staatsbürgerliche Verantwortung und konkrete Gestaltungsmöglichkeit, wenden sich überhaupt mit Grausen.
    Und lassen ihr Wahlrecht sausen.
    Denn verlorene Politglaubwürdigkeit und Politikverdrossenheit gehen Hand in Hand zur demokratischen Absenz.
    Doch so wird sich nichts ändern.
    Die einen resignieren, die anderen regieren.
    Das war die Inlandspresseschau zusammengestellt von Zita Bernardi.
    Jetzt zu einem Beitrag unserer Wirtschaftsredaktion.
    Das niederösterreichische Karosseriewerk LEDL, das sich seit Jahren auf die Verarbeitung von glasfaserverstärktem Kunststoff spezialisiert hat und nach diesem Verfahren verschiedene Autoprototypen herstellt, plant jetzt die Entwicklung eines neuartigen Lastkraftwagens.
    Der neue LKW ist speziell für den Stadt- und Nahverkehr gedacht.
    Helmut Gezander berichtet.
    Das Fachwort für die neue Technik im Transport heißt Hybridantrieb.
    Hybrid bedeutet in diesem Zusammenhang so viel wie Mischung oder Bastard.
    Und so soll auch der neue LKW angetrieben werden, nämlich einerseits durch Elektropatrien, andererseits durch einen Gasmotor.
    Der Kraftfluss in diesem Fahrzeug läuft also entweder aus den Akkumulatoren zu einem Elektromotor, der über ein Getriebe wieder die Räder antreibt, oder, wenn die Batterie leer ist, sorgt ein mit Flüssiggas angetriebener normaler 100 PS Viertaktmotor in Verbindung mit einem Generator für den Strom zum Antrieb des Elektromotors und zum gleichzeitigen Batterieaufladen.
    Der Grund für diese technisch ziemlich aufwendige Konzeption liegt im angestrebten Verwendungszweck für den kleinen LKW.
    Mit diesem Fahrzeug sollen Transportaufgaben in der Stadt möglichst umweltfreundlich, aber gleichzeitig auch rasch und ohne Beschränkung der Reichweite durch die Batteriekapazität ermöglicht werden.
    Sowohl die geringe Geschwindigkeit als auch die nur kurze Reichweite von nur mit Batterien betriebenen Elektrofahrzeugen waren ja bisher die Hauptprobleme dieser Gattung.
    Ingenieur Günther Ledl zu den wesentlichen Vorteilen des neuen Konzepts, das in Zusammenarbeit mit der OEAG und dem Handelsministerium erarbeitet wurde.
    Wir erreichen durch den Hybridantrieb die doppelte Grundgeschwindigkeit bei vollem Moment, das doppelte Beschleunigungsvermögen,
    und dadurch die Unabhängigkeit vom reinen Stadtverkehr.
    Das Fahrzeug kann auch über Land eingesetzt werden und bleibt trotzdem umweltfreundlich.
    Der kleine LKW wird ca.
    3,5 Tonnen Gesamtgewicht haben, eine Tonne Nutzlast, eine Reichweite mit Elektroantrieb von 70 bis 80 Kilometern und eine zusätzliche Reichweite durch den Gasantrieb.
    Die Geschwindigkeit wird bei etwa 80 km pro Stunde liegen.
    Die technische Auslegung des Hybridantriebs stammt von Grazer Universitätsprofessor Dr. Diplom-Ing.
    Eichholzer.
    Versuchsfahrzeuge nach diesem Konzept haben bereits eine Teststrecke von 240.000 km problemlos zurückgelegt.
    Der LKW mit etwa einer Tonne Nutzlast wird seinen ersten Einsatzzweck bei der Post finden.
    Die Post hat schon bisher zahlreiche Elektroautos für die Paketzustellung in der Stadt eingesetzt.
    Nicht ganz zu Unrecht werden diese Fahrzeuge aber von den Autofahrern als rollende Verkehrshindernisse durch ihre geringe Geschwindigkeit und die schwache Beschleunigung angesehen.
    Der neue LKW wird nach allen bisherigen Testergebnissen diese Nachteile nicht mehr aufweisen.
    Als erste Serie sind etwa 100 Fahrzeuge für die Post zum Ersatz der schon antiquierten Elektroautos vorgesehen.
    In einer zweiten Stufe wird der LKW mit dem kombinierten Antrieb aber auch allen anderen Interessenten für solche oder ähnliche Transportaufgaben im Nahverkehr zur Verfügung stehen.
    Interessant daher auch der geplante Preis.
    Nach den Kalkulationen von Ingenieur Ledl soll dieser Lastwagen maximal 300.000 Schilling kosten.
    Neue Wege werden aber nicht nur beim Antrieb dieses LKWs beschritten, auch der Aufbau ist unkonventionell.
    Der Rahmen und der Aufbau sollten bei uns gefertigt werden, ebenso die Endmontage.
    Die Zulieferteile wie Batterien von österreichischen Firmen und auch der elektrischen Antriebssysteme von österreichischen Firmen.
    Die Vorbereitungsarbeiten werden im Versuchszentrum in Seibersdorf durchgeführt.
    Der LKW-Aufbau wird nach den modernsten Gesichtspunkten mit einer relativ leichten Karosserie ausgestattet, mit aerodynamischer Berücksichtigung und dem heutigen Platzbedarf.
    Wir haben den Luftwiderstandsbeiwert auf das geringste reduziert und trotzdem den größtmöglichen Lagerraum für Waren, etwa für geschlossene oder offene Transporter zu schaffen.
    Dieser Aufbau soll aus Glasfaser hergestellt werden und nicht wie bei konventionellen LKWs aus Blechpressteilen.
    Nein, er soll aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit Graphilversteifungen und Metalleinbauteilen gefertigt werden.
    Durch die Karosserie aus Kunststoff ist erstens kein Lack mehr notwendig, zweitens ist die Kunststoffkarosserie widerstandsfähiger als normale Blechaufbauten und drittens wird Gewicht gespart.
    Zum Abschluss stellt sich noch die Frage, ob dieses neue Konzept nicht auch für Personenautos verwendet werden könnte.
    Hier ist Ingenieur Lidl aber skeptisch.
    Denn bei einem LKW lassen sich die zusätzlichen Aggregate wie Generator, Elektromotor und Batterien viel leichter unterbringen als in einem PKW.
    Das Elektroauto für den Alltagsgebrauch lässt daher noch auf sich warten.
    Nachdem die ägyptische und die israelische Regierung den unter der Ägide des amerikanischen Präsidenten Carter ausgehandelten Friedensvertrag samt Zusatzdokumenten gebilligt haben und unter der Annahme, dass auch das israelische Parlament im Laufe des heutigen Tages dem Vertragswerk seine Zustimmung geben wird, gilt es in diesen Stunden als sicher, dass am kommenden Montag das lang umkämpfte ägyptisch-israelische Abkommen unterzeichnet werden wird.
    Der ägyptische Präsident Sadat und der israelische Ministerpräsident Begin werden in Washington ihre Unterschriften unter jenen Vertrag setzen, der ihren Erwartungen nach einem umfassenden Friedensprozess im Nahen Osten den Weg ebnen soll.
    Sowohl Ägypter als auch Israelis haben unterdessen eine groß angelegte Informationskampagne gestartet über Inhalt und Bedeutung des Friedensvertrages.
    Und spätestens hier zeigt sich, dass ihre Auffassungen nach wie vor weit auseinanderklaffen.
    Barbara Kubenhove-Kalergi fasst zusammen.
    Wenn man die letzten Erklärungen aus Kairo und aus Jerusalem miteinander vergleicht, dann würde man kaum glauben, dass Sadat und Begin am Montag tatsächlich ihren Namenszug unter das Friedensvertragswerk setzen werden.
    So hat der ägyptische Vizeaußenminister Elbas eben wiederholt, Ostjerusalem sei nach ägyptischer Auffassung ein integraler Bestandteil Westjordaniens, woraus sich ergeben würde, dass es unter die im Vertrag vorgesehene palästinensische Autonomie fällt.
    Dagegen der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Michael Shiloh, Jerusalem ist geeint und unteilbar und kann nie wieder Gegenstand von Verhandlungen sein.
    Ebenso divergent sind die Äußerungen über die Zukunft Westjordaniens.
    Ägyptens Ministerpräsident Khalil, der seine Auffassungen eben in einem Brief an UNO-Generalsekretär Waldheim niedergelegt hat, spricht von einer totalen Autonomie für die Palästinenser, an der Ägypten ebenso gelegen sei wie an der Räumung des Sinai durch Israel.
    Dagegen machen die Israelis auch heute Vormittag wieder in der Knesset klar, dass auch in Zukunft israelische Siedlungen im Westjordanland existieren, dass israelische Soldaten für die Sicherheit des Gebiets sorgen werden und dass von einer Installierung eines Palästinenserstaats auch weiterhin keine Rede sein kann.
    Beide Seiten richten sich in ihren Erklärungen natürlich an die Falken im eigenen Lager, die davon überzeugt werden sollen, dass der Separatfrieden keine Kapitulation vor der jeweils anderen Seite bedeutet.
    Wie aber sollen so verschiedene Auffassungen tatsächlich unter einen Hut gebracht werden?
    Nun, zunächst ist die ganze Sache nicht so eilig.
    Während die Bestimmungen, die das Verhältnis zwischen Israel und Ägypten regeln, bis ins Detail im Vertrag definiert sind, ist das Westjordanien-Problem in einem zusätzlichen und eher wagegehaltenen Briefwechsel verpackt.
    Innerhalb eines Jahres sollen Verhandlungen über einen Verwaltungsrat im besetzten Gebiet beginnen, zwischen Ägypten, Israel, möglicherweise Jordanien und unter Beteiligung der Palästinenser.
    Die Palästinenser aber wollen nicht und die Jordanier vorerst auch nicht.
    Alles spricht also dafür, dass zunächst einmal alles beim Alten bleiben wird, von einigen Gästen des guten Willens abgesehen, wie etwa der Freilassung von politischen Gefangenen.
    Die meisten Experten tippen darauf, dass zunächst im an Ägypten angrenzenden Gaza-Streifen eine Autonomie-Regelung getroffen wird, wo die Probleme nicht so heikel sind.
    Und im Übrigen verlassen sich Ägypter und Israelis darauf, dass die arabischen Gegner des Friedensvertrags noch auf einige Zeit zu schwach sind, um dagegen aktiv zu werden.
    Zwar hat die PLO mit bewaffneten Aktionen gedroht.
    Und der jordanische König Hussein und die saudischen Prinzen haben dem amerikanischen Emissär Brzezinski gegenüber ihre Ablehnung des Vertrags wiederholt.
    Aber die Amerikaner sind schon zufrieden, dass diese wichtigen, gemäßigten Araberführer wenigstens keine offiziellen Angriffe gegen Karte und Sadat ausgesprochen haben.
    In Kairo und Jerusalem machen sich indessen hunderte Journalisten bereit, um am Wochenende mit Sadat und Begin nach Washington zu reisen und wieder einmal bei einer historischen Umarmung der beiden Kontrahenten dabei zu sein.
    Über die noch offenen Probleme wird man später reden.
    Diese Analyse der aktuellen Ost-Situation gab Barbara Kudenhove-Kalergi.
    Nun in den Iran.
    Tausende iranische Soldaten haben gestern in Teheran und in anderen Städten Persiens für die islamische Revolution des Schiitenführers Ayatollah Khomeini demonstriert.
    Islam bedeutet Sieg, Kommunismus bleibt Kommunismus, hieß es in den Sprechchören der verschiedenen Marschkolonnen, die am Parlamentsgebäude und an der Universität in Teheran vorbeizogen.
    Die Bevölkerung jubelte den Soldaten zu, schmückte ihre Gewehre mit Blumen und schloss sich dem militärischen Aufmarsch an, um auf diese Weise ihre Verbundenheit mit der Armee zu bekunden.
    Nun, vor dem Sturz Shahreza Pahlavis war die iranische Armee mit mehr als 400.000 Mann die stärkste in der Region des Persischen Golfs.
    Seit der Revolution soll etwa die Hälfte der Soldaten desertiert sein.
    Was ist von der einstigen Militärmacht übergeblieben?
    Und welche Rolle spielt die Armee im neuen Iran?
    Antwort auf diese Fragen gibt jetzt unser Redaktionsmitglied Ferdinand Hennerbichler, der sich in den vergangenen Wochen in Persien aufgehalten hat und auch die militärpolitische Lage studiert hat.
    Im alten Militärkader ist die Unsicherheit noch knochentief verwurzelt.
    Wer von der alten militärischen Führungsmannschaft noch übrig geblieben ist, traut sich schon seit Wochen nicht mehr in die Kasernen.
    Er bleibt zu Hause, weil er nicht weiß, ob er nun als mitschuldig gilt oder nicht.
    Klare Richtlinien oder gar Steckbriefe gibt es ja nicht.
    Verhaftungen treffen mutmaßliche Schuldige in der Regel eher schlagartig.
    Und angeblich soll bisher rund die Hälfte der iranischen Armee desertiert sein.
    Der früher zumindest lose Zusammenhalt unter den Waffengattungen, also zwischen der Luftwaffe, zwischen der Marine und den Bodentruppen, ist nun völlig zerbröckelt.
    Die Marine war früher schon am schwächsten vertreten, sie ist innenpolitisch heute praktisch bedeutungslos.
    Dagegen hat die Luftwaffe in der Revolution eine deutliche Führungsrolle übernommen.
    Sie kontrolliert den Sicherheitsapparat in den einzelnen Ministerien genauso, wie sie Rundfunk und Fernsehen militärisch in der Hand hat und schließlich spielt sie gelegentlich innenpolitische Feuerwehr und greift in Provinzaufstände ein, zuletzt etwa in die Kurdenkämpfe.
    Das Ringen um den Neuaufbau der Armee selbst ist noch voll im Gang und noch keineswegs entschieden.
    Diese, fast möchte man sagen, innenpolitische Schlacht um die Armee spiegelt das derzeitige Kräfteverhältnis im Iran wieder.
    Der Mann der Regierung, also General Madani, ein rechtskonservativer Offizier und erbieteter Shah-Gegner, heute ist er Verteidigungsminister, er hat im Grunde genommen wenig zu reden.
    Bleiben zwei Hauptlager über, die um Macht und Einfluss in der Armee ringen.
    Der wichtigste Mann ist dabei, der vertraute Khomeini, Generalstabschef Karani.
    Sein Auftrag, Säuberung der Armee, Wiederaufbau, weitermachen mit den vorhandenen Rüstungsmaterialien, keine neuen Waffen, sparen wo es geht.
    Die Gegner dieses Konzepts, das sind die bewaffneten Linken, die Fedayeen und die Mujahideen.
    Sie wollen eine sogenannte Volksarmee, das heißt, sie wollen den Aufbau der Streitkräfte durch Soldatenräte.
    Der Schütze X soll also sich seinen Chef selber wählen dürfen, sofern dieser auch der Machtzentrale ins Konzept passt.
    Im Augenblick läuft die Entwicklung darauf hinaus, dass alle erprobten und ideologisch sattelfesten Rebellenführer der Straße der vergangenen Monate auf den Sprung in leitende Posten der Armee vorbereitet werden.
    Schließlich noch ein Wort zu den Waffen.
    Gehen wir davon aus, dass selbst Khomeini gesagt hat, die iranische Armee werde ohne amerikanische Spitzenberater nicht auskommen.
    Das bedeutet in der Praxis, dass die Amerikaner zwar die meisten ihrer Militärberater außer Landes gebracht haben, dass sie aber noch immer mit einem kleinen Kern von Experten die amerikanischen Sicherheitsinteressen im Iran gewährleisten.
    Die Amerikaner scheinen auch im Khomeini-Iran militärisch noch keineswegs ausgeschaltet zu sein.
    Ferner, die entscheidenden und die empfindlichsten Rüstungsgüter dürften nicht in die Hände Fremder gefallen sein.
    Auf der einen Seite wurde zwar berichtet, dass eine ganze Reihe von Phantomjägern während des Umsturzes nach Saudi-Arabien ausgeflogen worden sein soll.
    Auf der anderen Seite kann man sich aber allein bei jeder Landung auf dem Flughafen von Teheran überzeugen, dass neben den Rollfeldern, wie früher, Kerneinheiten von Phantommaschinen, von Großhubschraubern und von Herkules-Transportern startbereit stehen.
    Und die Iraner hatten ja schon in der Vergangenheit bekannt gute Kampfbomberpiloten.
    Ganz anders schaut die Lage aber bei den einfachen Waffen wie bei den Gewehren oder den MGs aus.
    Die sind überwiegend in der Hand der Massen.
    Die Kasernen scheinen überwiegend geplündert und ausgeraubt worden zu sein.
    Die Munitionsdepots großteils leer.
    Die wenigsten Leute sind Khomeinis Aufrufen tatsächlich gefolgt und haben nach dem Umsturz die Waffen wieder abgeliefert.
    Und diese Waffen werden auch offen gezeigt, dass nicht nur bei Nacht, nicht nur von den Khomeini-Militzen.
    Die Mujahedin zum Beispiel, das ist die Bewegung der religiösen Linken, haben vor ihrem Hauptquartier in Teheran einen alten Schützenpanzer stehen mit Khomeini-Poster auf der Seite, einer Seite und einem weißen Revolutionsfähnchen auf der Funkantenne.
    Mit dem fahren die Mujahedin in Eigengenehmigung täglich zweimal in die Revolution, wenn nötig in die Kämpfe, wie andere mit Dienstautos.
    Alles in allem, die iranische Armee ist derzeit noch weitgehend zerfallen, desorganisiert, in der Schlankkraft empfindlich geschwächt, für ihren Wiederaufbau ist noch kein nationaler Kompromiss in Sicht.
    Über die Rolle der Armee im Iran informierte Ferdinand Henabichler.
    Wenn der Schein nicht trügt, wird unser südliches Nachbarland Italien nach einer monatelangen Regierungskrise von heute Abend an wieder über eine neue Regierung verfügen.
    Der designierte christlich-demokratische Ministerpräsident Giulio Andriotti hat nämlich gestern die Verhandlungen zur Bildung einer Drei-Parteien-Koalition abgeschlossen und will jetzt angeblich mit Sozialdemokraten und Republikanern die 41. italienische Nachkriegsregierung auf die Beine stellen.
    Unklar ist dabei nach wie vor, ob das neue Kabinett die erforderliche parlamentarische Unterstützung durch andere Parteien erhalten wird, von deren Wohlwollen letztlich seine politische Lebensfähigkeit abhängt.
    Aus Rom berichtet Rolf Gallus.
    Ministerpräsident Andreotti wird sich heute Abend zu Staatschef Pertini mit der Ministerliste seiner neuen Dreier-Koalitionsregierung begeben, um somit seinen Auftrag als erfüllt zu erklären.
    Das Treffen im Kriminalspalast ist für 18 Uhr vorgesehen.
    Damit wird Italien nach über 50 Tagen Krisenzustand die 41.
    Nachkriegsregierung haben, ein Rekord, der kaum überboten werden kann, ja ohne weiteres einen Weltrekord darstellt.
    Andreottis neues Kabinett setzt sich im Unterschied zu seinen drei voraufgegangenen Regierungen, die ausschließlich aus christlich-demokraten bestanden,
    Diesmal aus Demokratie christianer sozialdemokratischer und republikanischer Partei zusammen, hat demnach eine von der Mitte nach links orientierte politische Richtung.
    In das 22-köpfige Kabinett ziehen vier sozialdemokratische Minister und drei der republikanischen Partei ein.
    Die repräsentativste Persönlichkeit ist denn auch zweifelsohne der Chef der Gruppe der Republikaner, Hugo Lamalfa, der wie erinnerlich vor Andriotti einen allerdings schon nach wenigen Tagen fehlgeschlagenen Versuch zur Kabinettsbildung unternommen hatte.
    Lamalfa ist in der neuen Andriotti-Regierung nicht nur stellvertretender Ministerpräsident, sondern zugleich Bilanzminister.
    Also als eminenter Wirtschafts- und Finanzmann von nun an verantwortlich für einen ausgeglichenen Staatshaushalt gewiss eine Sisyphusarbeit.
    Von den anderen beiden Vertretern der republikanischen Partei übernimmt der hoch angesehene Senator Spadolini, ehemaliger Chefredakteur der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera, höchstwahrscheinlich das Bildungsministerium,
    und der dritte PRI-Politiker entweder das Finanz- oder das Landwirtschaftsressort.
    Nach der noch vorläufigen Ministerliste übernehmen sodann die vier dafür ausersehenden sozialdemokratischen Repräsentanten, darunter der frühere, vielfache Ex-Minister Luigi Preti in dem einen Falle entweder das Ressort für die Entwicklung des Südens oder das für das Verkehrswesen,
    Im zweiten Falle ist die Option zwischen dem Ministerium für die Handelsmarine und einem anderen noch zu bestimmenden, während den Sozialdemokraten als sichere Besetzungen das Ministerium für öffentliche Arbeiten sowie das Fremdenverkehrsministerium zufallen.
    Mehr oder weniger unverändert, die restliche, also die christlich-demokratische Struktur des Kabinetts, Forlani bleibt Außenminister,
    Das Innenminister behält Ronioni, obwohl in den letzten Tagen von seiner eventuellen Ablösung die Rede war.
    Schatzminister bleibt Pandolfi, womit als wichtigster Programmpunkt der neuen Regierung sein Generalsanierungsplan für die Wirtschaft gewährleistet ist.
    Einzige markante Persönlichkeit der Demokratie Christiana, die ausscheidet,
    der bisherige Justizminister Bonifacio ein in den letzten Monaten wegen einer Reihe von schwerwiegenden Justizpannen sehr umstritten gewesener DC-Politiker.
    Giulio Andreotti wird sich am 29.
    März dem Parlament zur Vertrauensdebatte stellen.
    Ob er das Vertrauen erhält, hängt jetzt noch einzig und allein von den Sozialisten ab, die erst während der Parlamentsdiskussion entscheiden werden.
    Allein schon ihre Stimmenthaltung würde genügen, Andreotti grünes Licht zu geben.
    Dazu eine Zusammenkunft heute Nachmittag der christlich-demokratischen mit der sozialistischen Delegation.
    Andernfalls wird die Auflösung des Parlaments unvermeidlich sein.
    Die Neuwahlen würden dann vermutlich mit den Europawahlen vom 10.
    Juni gekoppelt werden.
    Über die jüngste sich in Italien abzeichnende innenpolitische Entwicklung berichtete Rolf Gallus aus Rom.
    Delegierte aus mehr als 100 Industrie- und Entwicklungsländern haben sich in der Nacht auf heute in der Schweizer Konferenzmetropole Genf grundsätzlich auf die Schaffung eines internationalen Rohstofffonds geeinigt.
    Der Fonds soll über ein Volumen von umgerechnet 10 Milliarden Schilling verfügen und soll zur Stabilisierung der internationalen Rohstoffpreise herangezogen werden.
    Eine entsprechende Resolution, in der auch die Modalitäten wie Kapitalausstattung, Finanzreservenbildung und Abstimmungsverfahren festgelegt wurden, hat man in Genf mit Mehrheit gebilligt.
    Diese Tatsache kann dabei allgemein als bedeutungsvoller Durchbruch im sogenannten Nord-Süd-Dialog gewertet werden, dessen Ziel es ja unter anderem ist, einen wirtschaftlichen Ausgleich zwischen den reichen und armen Staaten herbeizuführen.
    Für den geplanten Fonds, der eine völlig neue Institution in der internationalen Wirtschaft darstellt, gibt es kein wie immer geartetes Vorbild.
    Bestechend scheint vor allem zu sein, dass Industrieländer aus West und Ost mit den Entwicklungsländern gemeinsame Grundlagen gefunden haben.
    Wie der Fonds operieren wird, ist im Augenblick zwar noch unklar, doch hören Sie näheres von Juliane Stephan aus Genf.
    Hauptanlass zu diesem Fonds sind die stark schwankenden Preise der wichtigsten Rohstoffe auf den Weltmärkten.
    Wer Kaffee trinkt oder Schokolade isst, weiß darüber wohl Bescheid.
    Die Kaffeepreise haben unter diesen Schwankungen am meisten gelitten.
    Verdoppelungen waren keine Seltenheit.
    Starke Preisschwankungen gab es auch schon früher.
    Doch in einer Zeit, in der sich die Entwicklungsländer, die Hauptproduzenten und Lieferanten von Rohstoffen, ihrer wirtschaftlichen Probleme so stark bewusst geworden sind und sich um eine bessere Entwicklung für ihre eigene Wirtschaft bemühen, werden diese Schwankungen besonders fühlbar.
    Deshalb drängen sie seit Jahren auf die Preisstabilisierung durch Abkommen für die einzelnen Rohstoffe.
    Der gemeinsame Fonds soll das Dach für die einzelnen Rohstoffabkommen werden.
    Es geht um die Abkommen für die 18 wichtigsten Rohstoffe wie Kupfer, Eisenzinn und Baumwolle, aber ebenso Kaffee, Kakao, Tee, Zucker und Kautschuk.
    Der gemeinsame Fonds soll die Möglichkeit schaffen, Reserve-Lager, sogenannte Buffer-Stocks, anzulegen.
    Um ein besseres Funktionieren zu garantieren, sollen die Einzelabkommen ihre Mittel im gemeinsamen Fonds wie in einer großen Sparkasse zusammenlegen.
    Wenn dann ein einzelnes Rohstoffabkommen Geld braucht, zum Beispiel weil die Kakaopreise fallen und Kakao auf Lager gelegt werden muss, dann sollen sie das Geld aus dem großen Topf des gemeinsamen Fonds quasi als Kredit erhalten.
    Außerdem soll der Fonds nicht nur Reservelager, sondern auch andere Maßnahmen wie die Qualitätsverbesserung von Rohstoffen, neue Produktionsmethoden und die Verarbeitung von Rohstoffen durch den Erzeuger finanzieren.
    Die schwierigste Frage in dieser Endrunde war die finanzielle Ausstattung des Fonds.
    Die Entwicklungsländer und besonders die Ärmeren unter ihnen versuchten immer wieder die Hauptfinanzlast auf die Industrieländer abzuwälzen.
    Nach sehr zähen Verhandlungen einigte man sich schließlich auf den folgenden Kompromiss.
    In den großen Topf des Fonds für die Lagerhaltung sollen 400 Millionen Dollar einbezahlt werden.
    Davon werden 100 Millionen Dollar haftendes Kapital sein.
    Der Rest soll von den 150 Mitgliedstaaten nach und nach entrichtet werden.
    Für die sogenannten anderen Maßnahmen, das heißt Qualitätsverbesserung und bessere Vermarktung der Rohstoffe, sollen weitere 350 Millionen Dollar bereitgestellt werden.
    Wenn auch auf die großen Industrieländer die Hauptfinanzlast zukommt, so einigte man sich jedoch darauf, dass jedes Land einen sogenannten Sockelbetrag von einer Million Dollar zu leisten hat.
    Für die armen Entwicklungsländer haben die OPEC-Staaten die Zahlungsverpflichtung übernommen.
    Ein anderer Streitpunkt war die Stimmrechtsverteilung.
    Um diesen Punkt wurde am zähesten und am längsten gerungen.
    Die Gruppe der 77, die inzwischen mehr als 100 Länder umfasst, hätte bei einer Einzelstimmverteilung nach dem Prinzip One-Man-One-Vote das große Übergewicht erhalten.
    Da hauptsächlich die westlichen Industrieländer wesentlich mehr zahlen werden, einigte man sich auf einen Kompromiss.
    Dieser ist ein Mittelweg zwischen dem Stimmverhältnis in den Vereinten Nationen, wo jeder eine Stimme hat, und den Washingtoner Finanzinstitutionen, Weltbank und Währungsfonds, wo Stimmen nach dem finanziellen Gewicht der Mitglieder verteilt werden.
    Die Gruppe der 77, d.h.
    der Entwicklungsländer, bekam 47% der Stimmen, die sogenannte B-Gruppe, d.h.
    die westlichen Industrieländer, 42%, die Sozialisten 8% und China schließlich 3%.
    Man einigte sich außerdem darauf, dass die wichtigen Entscheidungen mit 2 Drittel oder 3 Viertel Mehrheit gefällt werden sollen.
    Bisher war es in allen internationalen Institutionen üblich, dass die Hauptzahler, nämlich die Industrieländer, die Mehrheit hatten.
    Da sie nun hier beim gemeinsamen Fonds weit unter die Mehrheit gerutscht sind, wurden für die Entscheidungen die hohen qualifizierten Mehrheiten festgesetzt.
    Ein verständlicher Schritt, da die Entwicklungsländer kaum erwarten können, dass man ihnen das uneingeschränkte Verfügungsrecht über eine solche Institution geben würde.
    Über die Grundzüge des heute Nacht in Genf gebilligten internationalen Rohstofffonds informierte sie Juliane Stephan.
    Ein Phänomen, dessen Existenz in unseren Breiten nahezu völlig unbekannt ist, treibt derzeit in Großbritannien seltsame Blüten.
    Und zwar das Phänomen der illegalen Rundfunksender.
    Ihnen begegnete man bisher im britischen Äther vornehmlich als Vermittler von Popsendungen und sogenannter Underground-Musik.
    Jetzt macht ein Piratensender von sich Reden, der politische Sendungen mit rechtsradikalem Inhalt ausstrahlt, der von einer antimarxistischen Gruppe betrieben wird und der sich Radio Inok nennt.
    Über ihn sowie über die traditionelle illegale Rundfunklandschaft, in die er sich Gehör verschaffen will, berichtet Heinz Beran aus London.
    Geheimsender hat es während des Krieges gegeben.
    Das war sehr gefährlich, die mussten sehr mobil sein und konnten jeweils nur ganz kurze Zeit senden.
    Heute ist das nicht ganz so gefährlich, aber Piratensender sind noch immer illegal.
    Wenn man hier in England mit einem guten Gerät an einem Sonntagvormittag auf den Mittelwellen oder auf UKW herumsucht, kann man je fünf solcher Popmusik produzierende Piraten hören.
    Nicht gerade leicht, aber wenn das Gerät gut ist, dann geht's schon.
    Mittelwelle und UKW, das ist ja sinnvoll für das allgemeine Publikum.
    Nur für den Feinschmecker und Radioamateur geeignet sind Sendungen auf Kurzwell, nämlich auf 49 Meter, etwa zwischen 6,2 oder 6,3 Megahertz.
    Da gibt es ein paar solche Musikpiraten hier.
    Aber das ist wohl mehr fürs Ausland gedacht oder für andere Radioamateure.
    Wenn nun der erste politische Piratensender Englands
    seinen Auftritt machte, dann war es merkwürdig, dass er zuerst im erwähnten 49-Meter-Band und dann später im 41-Meter-Band zu hören war, also auf Kurzwellen.
    Und man musste sich fragen, an wen er sich eigentlich wendet.
    Der Grund für diese nicht ganz sinnvolle Bandwahl liegt in der Tatsache, dass der neue Sender Radio Enoch von einer Organisation geschaffen wurde, die teilweise aus konservativen Politikern
    Teilweise aber aus Radio Fanatikern besteht.
    Radio Inok ist ein gut gewählter Name, wenn auch der Mann, nachdem der Sender benannt ist.
    jede Kenntnis davon oder Mitarbeiter mit absolut dementiert hat.
    Enoch Powell, ursprünglich Konservativer, jetzt Abgeordneter der Alster Unionisten, hat seine Befürchtungen über ein Überhandnehmen der farbigen Einwanderer in Großbritannien mehrmals und eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht.
    Er ist ein typischer unabhängiger Tory und die Assoziationen, die der Name Enoch hervorrufen, sind eindeutig die eines
    Populisten, eines Volkstribunen.
    Die konservative Partei selbst hält mehr eine eher zentrale, gemäßigtere Linie ein.
    Die hinter dem Piraten-Sender stehende Organisation heißt People Against Marxism, das Volk gegen den Marxismus und erklärt, nichts mit der Nationalen Front zu tun zu haben, das sind die Ultranationalisten hier, oder etwa mit der südafrikanischen Regierung.
    Radio Enoch sei antikommunistisch und antigewerkschaft.
    Es ist interessant, dass dieser Sender gerade jetzt auftaucht, weil er ja offensichtlich im Wahlkampf mittun könnte, vor allem wenn er auf Mittelwelle geht.
    Und das hat mir heute der Londoner Journalist Lenny Michaels, der am meisten darüber weiß, telefonisch auch mitgeteilt.
    Radio Enoch beabsichtigt auf Mittelwelle zu senden.
    Dann wird es leichter
    zu hören sein.
    Es setzt sich aber auch einer viel größeren Chance aus, durch Peilgerät entdeckt zu werden.
    Gestern hatte man eine Sendung auf 41 Meter erwartet, konnte aber nichts hören.
    Vielleicht war ihm so viel Publizität nicht recht.
    Die, die Radio INOK gehört haben, sagen, es beginnt mit folgenden Worten.
    Sie hören Radio INOK, den Sender im Kampf gegen die sozialistische Regierung und gegen die Einmischung der Gewerkschaften.
    Ein typisches Zitat noch, das vor dem Hintergrund von Elgas Land of Hope and Glory, einem sehr patriotischen Musikstück gesprochen wurde, lautete Erinnert euch, dass der sozialistische Nazismus 15 Millionen Menschen ermordet hat.
    Er endete vor 33 Jahren.
    Der Marxismus hat 120 Millionen Menschen ermordet und ist immer noch am Werk.
    Das habe ich schon irgendwo so einmal gehört.
    Nur in England bis jetzt noch nicht.
    Bitte.
    Ich habe Radio Enoch selbst nicht gehört.
    Relata refero.
    Ich berichte bloß Gehörtes.
    Und eine Bandaufnahme war in London leider nicht aufzutreiben.
    Das war ein Beitrag von Heinz Behram.
    Nun noch ein Programmhinweis auf eine Sondersendung des aktuellen Dienstes, heute Abend um 20 Uhr im Programm Österreich 1.
    Sie trägt den Titel »Die Freiheit, die sie meinen« und sie beschäftigt sich mit der Situation und mit den Zielen der Freiheitsbewegungen im südlichen Afrika, vornehmlich mit den Freiheitsbewegungen in Rhodesien und in Namibia.
    Heute Abend die Freiheit, die Sie meinen, um 20 Uhr im Programm Österreich 1, eine Sondersendung des aktuellen Dienstes, deren Gestaltung Dolores Bauer besorgt.
    Ein Blick auf die Uhr, in acht Minuten ist es 13 Uhr, nur noch ein Beitrag der Kulturredaktion.
    Nach Amphitryon und der schönen Helena hat Peter Hacks auch die klassische Vorlage des Jahrmachtsfestes zu Plundersweilern zu einer Komödie bearbeitet, die im vergangenen Jahr einige Tage vor der Premiere vom Spielplan des Theaters in der Josefstadt abgesetzt werden musste, weil Ulrich Haupt, einer der drei Darsteller, erkrankt war.
    Nun übernahm Eugen Stark Hauptrolle.
    Seine Partner sind Kitty Speiser und Kurt Heintl.
    Heute finden eine Vorführung und am Donnerstag die Premiere statt.
    Hören Sie dazu einen Beitrag von Brigitte Hofer.
    Auf einer schwarz ausgekleideten Bühne hängen auf Wäschestangen bräunliche Jute-Säcke, stehen eine Bude, ein sogenanntes Pavlatschen-Theater, eine Bank und an der rechten Seite die Instrumente für den schwarz gekleideten Musiker, Gitarre, Pauke, Flöte und Ziehharmonika.
    Das bunte Leben eines Jahrmarktstreibens bringen erst die Figuren auf die Bühne.
    Benkelsänger, Landstreicher, Bürgersfrauen und Gendarmen.
    18 Figuren, dargestellt von nur drei Schauspielern.
    Diese Vielfalt durch Beschränkung aber macht den Spaß beim Jahrmarktfest Blundersweil erst möglich.
    in dem Peter Hacks Märchen- und Modetat, Volksstück und politische Satire zur Komödie verbindet.
    Zu einer Komödie, die auf einem Knittelversspiel des jungen Goethe basiert, die zwischen derben Rüppelszenen und zweideutigen brechtähnlichen Songs das biblische Geschehen um Esther, Mordochai, Ahasver und Haman zeigt.
    Bei der knappen Szenenfolge muss sich zum Beispiel Eugen Stark siebenmal blitzschnell hinter der Bühne umziehen.
    Die verschiedenen Figuren hält er für dem Kabarettverwandt.
    Es sind Klischeefiguren, selbstverständlich.
    Wenn man so stark innerhalb eines Stückes in verschiedene Rollen hineinrutscht, so gibt man diesen Klischees noch eine besonders starke Kontur dazu.
    Nur hat das Stück schon einen Bogen.
    Unten findet statt das Jahrmarktsfest.
    Selbstverständlich, dadurch dass von drei Personen das Jahrmarktsfest bestritten wird, haben wir die Möglichkeit ab und zu das Publikum einzubeziehen.
    so als ob das jetzt die Leute, die am Jahrmarktsfest auch wären, dabei sind.
    Wenn zum Beispiel ein Amtsdiener auftritt, so spricht er zum Publikum und sagt, was jetzt für Gesetze aufgestellt werden, was plundersweilern ist, was es darstellt.
    Hacks sagt ja, es ist so irgendwo der Streit zwischen den feinen und der Streit zwischen den groben Blattköpfen.
    Also die groben Blattköpfe, die sind unten, das sind so die Rüppelszenen und oben, da geht es schon um in den Gefilden der höheren Kunst.
    Nach ihrer Uraufführung 1976 in München wurde diese Komödie öfters als Satire über die Kunstfeindlichkeit und die Zensur in der DDR interpretiert.
    Sätze wie »Ein wohlgefügter Staat kann eher Krieg und Schulden als einen Hauch von Kunst und gar von Dichtkunst dulden« unterbrechen immer wieder das Spiel im Spiel rund um Ester und Hamann.
    Hören Sie daraus einen kurzen Ausschnitt mit Kitty Speiser und Eugen Stark.
    Ich soll bis morgen hängen.
    Ei, was du sagst, mein Freund.
    Und ist kein Zweifel dran?
    Ich hab es frisch.
    Und von der Quelle her, es steht schon alles fest.
    Allein, ob ich erschossen oder gehängt sein muss, das ist noch nicht beschlossen.
    Das ist sehr dumm, mein Freund.
    Du sagst es, Königin.
    Mir schien in deiner Gunst, dass ich dann sicher mit vor des Tyrannen wurd.
    Kein Wort auf meinen Gatten.
    Das Schicksal klage ich an, dem König trifft kein Schatten.
    Hermann Kutscher schätzt den 51-jährigen in Ostdeutschland lebenden realistischen Dramatiker Peter Hax als Verfasser von Stücken wie ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe ganz besonders.
    Mit der Angst seines Publikums vor der klassischen Form des Jahrmarktsfestes rechnet der Regisseur.
    Es gibt Peter Hax, der sich in dieser Zeit traut,
    seine Sozialkritik, seine politischen Ansichten, seine Komik, seine Ästhetik in eine klassische Form zu gießen, die man sich bei einem Klassiker wie Goethe nicht traut.
    Und das finde ich von Peter Hux ganz hervorragend und ganz wichtig für unsere Zeit, die auf Realismus, auf Sozialkritik pur, auf Politik
    pur ausgerichtet ist, finde ich es großartig, dass einer das Ganze umzuwandeln vermag in Ästhetik, aber auch in Theater, in einer Form, die man gar nicht mehr erwartet heute.
    So bleibt zu hoffen, dass das Publikum des Theaters in der Josefstadt nicht allzu ratlos der modernen Komödie im klassischen Gewand am Jahrmarktsfest zu Plundersweilern begegnen wird.
    Nach diesem Beitrag der Kulturredaktion drei Minuten vor 13 Uhr nun noch Kurznachrichten.
    Österreich.
    Der Ministerrat hat heute den Bau des internationalen Konferenzzentrums als Ergänzung der Wiener UNO-City beschlossen.
    Die Baukosten bis zur Fertigstellung in etwa sechs Jahren werden auf 5 Milliarden Schilling veranschlagt.
    Israel.
    In einer an Ägypten gerichteten offiziellen Erklärung hat Ministerpräsident Begin heute betont, Israel werde niemals zu den vor dem Juni-Krieg 1967 bestehenden Grenzen zurückkehren.
    Israel werde auch verhindern, dass ein palästinensischer Staat in Westjordanien errichtet werde.
    Das wiedervereinigte Jerusalem, betonte Begin, werde in aller Ewigkeit die Hauptstadt Israels bleiben.
    Das Parlament in Jerusalem hat heute mit den Schlussberatungen über den Friedensvertrag mit Ägypten begonnen.
    Gestern ist der angestrebte Vertrag von der israelischen Regierung mit großer Mehrheit gebilligt worden.
    Ägypten Präsident Saadat wird am Samstag zur Unterzeichnung des Friedensvertrages von Kairo nach Washington abreisen.
    Saadat wird sich fünf Tage lang in den USA aufhalten und mit Präsident Kato vor allem über die Modalitäten der amerikanischen Finanzhilfe verhandeln.
    Jordanien
    Das Parlament in Amman hat heute den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag scharf verurteilt.
    Alle arabischen und befreundeten Staaten werden aufgerufen, das Abkommen abzulehnen.
    Iran.
    Ausländische Arbeitnehmer müssen den Iran spätestens in drei Monaten verlassen.
    Ausnahmen gibt es nur für Ausländer, die für die iranische Wirtschaft unabkömmlich sind.
    In Sanandaj, der Hauptstadt der kurden Provinz, sind heute neuerlich Kämpfe ausgebrochen.
    Der gestern zustande gekommene Waffenstillstand zwischen den Streitkräften der Revolutionsregierung und aufständischen Kurden hat demnach nur eine Nacht gehalten.
    Die Regierung hat beschlossen, mehr Truppen nach Sanandaj zu entsenden.
    Schweiz.
    Im sogenannten Nord-Süd-Dialog zwischen Industriestaaten und Ländern der dritten Welt ist ein erster Durchbruch erzielt worden.
    Die Delegierten haben sich auf die Schaffung eines internationalen Rohstofffonds geeinigt.
    Finnland.
    Die Reichstagswahlen haben einen klaren Erfolg der Konservativen erbracht.
    Mit einem Gewinn von elf Mandaten verfügen sie nun über 46 der 200 Sitze im Parlament in Helsinki.
    Stärkste Partei bleiben die Sozialdemokraten, die nach dem Verlust von zwei Mandaten nunmehr 52 Abgeordnete stellen.
    Die kommunistische Partei und die kommunistisch orientierte Volksdemokratische Union haben Verluste erlitten.
    Mit diesen Kurzmeldungen ist das Mittagsjournal beendet.
    Meine Damen und Herren, die Journalredaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendjournal.
    Im Namen des Mittagsjournal-Teams verabschiedet sich Edgar Sterbens.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerrat: Nützlichkeit UNO-City, Landtagswahlen, Zivildienst, Sprengelrisiko
    Einblendung: Kreisky 2 x
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Eichinger, Erich [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Taus-Finanzressort, VP zu Benya-Drohung, SP-Wahlkampf, Spitzengehälter
    Mitwirkende: Bernardi, Zita [Gestaltung]
    Datum: 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuer Hybrid-LKW aus Österreich
    Einblendung: Ing. Ledl
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Ledl, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gegensätzliche Auffassung des ägyptisch-israelischen Friedensabkommens
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zustand und Rolle der iranischen Armee
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung]
    Datum: 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Andreotti legt Ministerliste seines Koalitionskabinetts vor
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nord-Südkonferenz einigt sich über Rohstofffonds für Entwicklungsländer
    Mitwirkende: Stephan, Juliane [Gestaltung]
    Datum: 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Premiere in der Wiener Josefstadt: "Jahrmarktfest zu Plundersweilen"
    Einblendung: Stark, Szene
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Stark, Eugen [Interviewte/r] , Szene "Jahrmarktfest zu Plundersweilen"
    Datum: 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1979.03.20
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Machatschke, Roland [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.03.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-790320_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt