Mittagsjournal 1982.09.28

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, zum Mittagsschornal des aktuellen Dienstes begrüßt Sie Roland Machatschke.
    Zwei politische Krisen stehen heute im Mittelpunkt unserer Berichterstattung.
    In Bonn tagt zu dieser Stunde die Bundestagsfraktion der Freien Demokratischen Partei.
    Von dieser Sitzung wird es abhängen, ob am kommenden Freitag die von CDU-Chef Kohl geplante Misstrauensabstimmung gegen Helmut Schmidt und damit der Wechsel von Schmidt zu einem Bundeskanzler Kohl stattfinden wird.
    Und in Israel berät das Kabinett angesichts wachsenden Druckes im Inland und im Ausland, ob eine Untersuchungskommission in Zusammenhang mit den Massakern in den Beiruter Lagern eingesetzt werden soll.
    Daneben berichten wir heute noch über das Pressefoyer nach der Sitzung des Ministerrats in Wien, über eine Studie der Industriellenvereinigung, die fehlendes Wissen über Wirtschaftsprobleme bei Maturanten feststellt, über die Wirtschaftslage Ungarns aus Anlass des offiziellen Besuchs von Ministerpräsident Lazar in Wien
    und im Kulturteil über Trends in der Science-Fiction-Literatur und über die bevorstehende Premiere von Büchners Danton's Tod am Grazer Schauspielhaus.
    Soweit also die wichtigsten Punkte unseres Programms bis 13 Uhr.
    Zu Beginn jetzt die Nachrichten.
    Verantwortliche Redakteurin ist Elisabeth Manners, Sprecherin Rosmarin Fraundorfer.
    Bundesrepublik Deutschland.
    CDU, CSU und FDP geraten bei ihren Bemühungen um eine gemeinsame Regierungskoalition in Bonn zunehmend unter Zeitdruck.
    Zwar haben sich die drei Parteien in einer fünfstündigen Nachtsitzung auf ein Sachprogramm geeinigt.
    Die Probeabstimmung der FDP-Bundestagsfraktion über dieses Programm wird jedoch voraussichtlich erst am frühen Nachmittag stattfinden.
    Durch die Probeabstimmung soll geklärt werden, wie viele der FDP-Abgeordneten bei dem für Freitag geplanten Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Schmidt und für CDU-Chef Kohl als neuen Kanzler stimmen wollen.
    Neben der FDP-Fraktion ist am Vormittag auch die gemeinsame Fraktion der Unionsparteien zusammengetreten, um die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen zu erörtern.
    Nach Angaben des CDU-Vorsitzenden Kohl sind vor allem die mit einer Kabinettsbildung verbundenen Personalfragen noch offen.
    Die Aussichten für einen Machtwechsel in Bonn werden innerhalb der Freien Demokratischen Partei nach wie vor unterschiedlich beurteilt.
    Während FDP-Chef Genscher zuversichtlich ist, dass die Mehrheit seiner Bundestagsfraktion gegen Schmidt stimmen wird, schloss FDP-Generalsekretär Verheugen nicht aus, dass bei der Probeabstimmung nicht genügend Abgeordnete für Kohl als Kanzlerkandidaten sein könnten.
    In diesem Fall plädiert Verheugen, ebenso wie andere führende FDP-Politiker dafür, die sozialdemokratische Minderheitsregierung zu tolerieren.
    In der Innenstadt von Frankfurt wurde heute früh ein neuerlicher Bombenanschlag vereitelt.
    Passanten entdeckten kurz vor 7 Uhr ein Sprengstoffpaket vor dem Büro der Philippinischen Fluggesellschaft.
    Die Umgebung des Gebäudes wurde daraufhin abgeriegelt.
    Zahlreiche benachbarte Firmen und Büros mussten evakuiert werden, bis Sprengstoffexperten die Bombe entschärft hatten.
    In der Nacht auf gestern waren in Frankfurt drei Bombenanschläge auf Reisebüros und Filialen von Fluglinien verübt worden.
    Die Attentate hatten ein Menschenleben gefordert.
    Großbritannien.
    Der Jahreskongress der Oppositionellen Labour Party in Blackpool musste heute früh wegen eines Bombenalarms unterbrochen werden.
    Alle Delegierten mussten das Parteitagsgebäude verlassen.
    Nähere Einzelheiten liegen zurzeit nicht vor.
    Die Delegierten folgten gestern mehrheitlich dem Antrag des Parteivorsitzenden Fudd, den als trotzkistisch geltenden linken Flügel aus der Labour-Party auszuschließen.
    Nahe Osten.
    Die israelische Regierung ist heute zu Beratungen über die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zusammengetreten, der die Einzelheiten des Massakers in den palästinensischen Flüchtlingslagern Shatila und Sabra klären soll.
    Beobachter erwarten, dass das Kabinett Begin unter dem Druck der öffentlichen Meinung die Bildung einer staatlichen Kommission unter der Leitung eines Richters des obersten Gerichtshofes anordnen wird.
    Begin hatte bisher die Einsetzung einer Untersuchungskommission mit der Begründung abgelehnt, dass keine israelischen Soldaten an dem Massenmord beteiligt gewesen seien.
    In Beirut sind unterdessen französische und italienische Einheiten der multinationalen Friedenstruppe gelandet.
    Das amerikanische Kontingent befindet sich noch an Bord von Schiffen vor der libanesischen Küste und will seine Stellungen erst nach dem endgültigen Abzug der Israelis aus Beirut einnehmen.
    Im Ostlibanon wurde gestern Abend der Stabschef der palästinensischen Befreiungsorganisation, Saad Sayyel, aus dem Hinterhalt erschossen.
    Dies teilte das PLO-Büro in Amman unter Berufung auf den Leiter der politischen Abteilung Kadumi mit.
    Vereinte Nationen.
    Am Rande der UNO-Vollversammlung in New York kommt es zu zahlreichen Kontakten zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Delegationen.
    Auch Außenminister Paar nützte den Aufenthalt bei den Vereinten Nationen zu zahlreichen Gesprächen mit Ressort-Kollegen aus aller Welt.
    Unter anderem erörterte Paar mit dem italienischen Außenminister Colombo die Südtirol-Frage.
    Bei einem Gespräch zwischen Paar und dem sowjetischen Außenminister Gromyko kam auch ein möglicher Besuch Gromykos in Wien zur Sprache.
    Der sowjetische Außenminister trifft heute mit seinem amerikanischen Ressort-Kollegen Schulz zusammen.
    Es ist der erste politische Meinungsaustausch zwischen den beiden Politikern.
    Tschechoslowakei.
    Vizekanzler Zinovac ist heute früh in Prag mit Ministerpräsident Strohgal zusammengetroffen.
    Anschließend führte er ein Arbeitsgespräch mit dem tschechischen Unterrichtsminister Von Droschka.
    Gestern erneuerte Zinovac die Einladung an Staats- und Parteichef Husak zu einem Besuch in Wien Mitte November.
    Österreich.
    Der ungarische Ministerpräsident Laza wird heute Nachmittag zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in Wien erwartet.
    Laza wird während seines Aufenthaltes mit Bundespräsident Kirschleger und Bundeskanzler Kreiski konferieren.
    Der ungarische Regierungschef wird von Außenhandelsminister Veresh begleitet.
    Veresh wird mit Handelsminister Staribacher Wirtschaftsgespräche führen.
    Bauernbunddirektor Riegler hat heute in einem Gespräch mit Journalisten neuerliche Verhandlungen mit den europäischen Gemeinschaften über den gegenseitigen Agrarhandel gefordert.
    Nach Rieglers Ansicht hat sich in der Gemeinschaft der österreichischen Situation gegenüber manches an der Einstellung geändert.
    Es sei an der Zeit, meinte der ÖVP-Agrarsprecher, in neuerliche Verhandlungen mit dem Ziel eines wenigstens weiter als bisher reichenden Freihandels zwischen Österreich und der Gemeinschaft auch für Agrarprodukte einzutreten.
    Wie aus den Ergebnissen einer Umfrage der Industriellenvereinigung hervorgeht, hat mehr als die Hälfte der Maturanten von wirtschaftlichen Grundbegriffen kaum eine Ahnung.
    Nach der vom Fessel-Institut erstellten Studie hat sich das Wirtschaftswissen der Mittelschulabsolventen zwar in den vergangenen Jahren etwas verbessert, nur die wenigsten Maturanten können jedoch etwas mit Begriffen wie Inflation anfangen.
    Als Ursache dafür nannte Gerhard Riemer von der Industriellen Vereinigung bei der Präsentation des Umfrageergebnisses den Umstand, dass Wirtschaftskunde an den allgemeinbildenden höheren Schulen noch immer als Anhängsel der Gegenstände Geografie und Geschichte betrachtet werde.
    Unter den Maturanten sind die Handelsakademiker in Wirtschaftsfragen wesentlich besser bewandert als Maturanten aus Gymnasien und höheren technischen Lehranstalten.
    Bisher unbekannte Täter haben heute Vormittag einen Raubüberfall auf die Volksbank-Zweigstelle in Lengau im Bezirk Braunau verübt.
    Die mit roten Sturzhelmen und lila Gesichtstüchern maskierten Männer fesselten die einzige Schalterbedienstete der Bank mit Handschellen.
    Sie erbeuteten etwa 100.000 Schilling und flüchteten mit einem blauen Motorrad in Richtung Salzburg.
    Die sofort eingeleitete Alarmfahndung ist bisher ergebnislos geblieben.
    Großbritannien.
    Die Mary Rose, seinerzeit das Paradeschiff von König Heinrich VIII., soll heute vom Meeresgrund in der Nähe von Portsmouth im Südengland gehoben werden.
    Das Wrack ist im Jahr 1967 von Tauchern entdeckt worden.
    Das Schiff war im Jahr 1545 im Kampf gegen die Franzosen mit mehr als 700 Seeleuten an Bord gesunken.
    Der Zustand des Wracks erwies sich als so gut, dass eine Treuhandgesellschaft mit Prinz Charles an der Spitze die Bergung durchführen will.
    Aus Spenden und Hilfsgeldern stehen dafür etwa 110 Millionen Schinn zur Verfügung.
    Nun das Wetter.
    Die Wetterlage.
    Im Alpenraum überwiegt schwacher Hochdruckeinfluss.
    Die Zufuhr milder Luftmassen aus Südwest begünstigt die Ausbildung teilweise beständiger Boden- oder Hochnebelfelde.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Über den Tal und Becken lagen gebietsweise beständige, hochnebelartige Bewölkung.
    Außerhalb der Nebelzonen und auf den Bergen zunächst allgemein heiter bis wolkig.
    Im späteren Tagesverlauf im Westen und Südwesten mit unter Durchzug stärkerer Wolkenfelder, schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen je nach Bewölkung 17 bis 24 Grad, Frühtemperaturen 10 bis 16 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Lokale Boden- oder Hochnebelfelder.
    Außerhalb der Nebelzonen bzw.
    nach deren Auflösung meist heiter bis wolkig.
    Schwachwindig.
    Frühtemperaturen 10 bis 16 Grad.
    Tageshöchsttemperaturen 17 bis 24 Grad.
    Das Wetter übermorgen Donnerstag.
    Im Westen teilweise stärker bewölkt, sonst nach Auflösung lokaler Frühnebelfelder überwiegend sonnig.
    Nun noch die Messwerte, abgelesen um 12 Uhr Mittag.
    Wien stark bewölkt, 18 Grad, Ostwind mit 5 Kilometern in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt, 17 Grad, Nordwest 10 Kilometer.
    Linz stark bewölkt, 18 Grad, Südost 3 Kilometer.
    Salzburg stark bewölkt, 14 Grad Nord, 15 Kilometer.
    Innsbruck wolkig, 17 Grad Ost, 3 Kilometer.
    Bregenz bedeckt, 11 Grad West, 3 Kilometer.
    Graz bedeckt, 17 Grad Windstille und Klagenfurt heiter bei 18 Grad Südostwind mit 5 Kilometern in der Stunde.
    Es ist 12 Uhr und 11 Minuten.
    In Bonn läuft heute eine neue Folge jenes Polit-Thrillers, der vor elf Tagen begonnen hat, als Bundeskanzler Helmut Schmidt das Ende der Koalition zwischen Sozialdemokratischer Partei und Freien Demokraten verkündete.
    Die ganze Nacht hindurch hatten CDU, CSU und FDP über die sachpolitischen Fragen der angestrebten Koalition verhandelt.
    Einzelheiten wurden zunächst nicht mitgeteilt, weil heute Vormittag beide Fraktionen darüber diskutieren.
    Höhepunkt des heutigen Tages ist die geheime Abstimmung innerhalb der Freidemokratischen Fraktion, wie viele Abgeordnete das sogenannte konstruktive Misstrauensvotum unterstützen würden, das nach den Plänen der CDU am Freitag im Bundestag zur Abstimmung gebracht werden soll.
    Letzter Termin der Einreichung ist nach der Geschäftsordnung heute 18 Uhr abends.
    Die Bayerische Christlich Soziale Partei, die CSU, die mit den Christdemokraten eine gemeinsame Fraktion im Bonner Bundestag bildet, hatte als Voraussetzung für das Misstrauensvotum angekündigt, dass 40 FDP-Abgeordnete mit den Unionsparteien stimmen müssten und so den Wechsel von Bundeskanzler Schmidt zu einem Bundeskanzler Kohl ermöglichen sollten.
    Die Frage, auf deren Beantwortung man heute mit besonderer Spannung wartet, lautet also.
    Welchen Anteil der frei-demokratischen Abgeordneten hat Parteichef Genscher nach der Wahlkatastrophe vom Sonntag in Hessen, nach dem Ausscheiden der dortigen FDP aus dem Landtag, heute noch hinter sich?
    Hören Sie aus Bonn, Paul Schulmeister.
    Fast schon mit der Zwangsläufigkeit einer antiken Tragödie steuert die FDP auf ihre Selbstzerstörung hin.
    Diesen Eindruck musste man in den vergangenen 24 Stunden gewinnen, als der linke Flügel der Freien Demokraten eine letzte, wohl vergebliche Kraftanstrengung zur Verhinderung des geplanten konstruktiven Misstrauensvotums unternahm.
    Mit der Äußerung, dafür werde es wohl keine Mehrheit geben, schürte FDP-Generalsekretär Verheugen bewusst und öffentlich Zweifel.
    Da sofortige Neuwahlen, die von vielen Linksliberalen noch vor kurzem angestrebt worden waren, zu ihrer Eliminierung aus dem Bundestag führen würden, haben einige unter dem Schock der Hessenwahl bereits die Kurve genommen.
    Seit gestern plädieren sie für die Tolerierung der derzeitigen SPD-Minderheitsregierung.
    Auch bei den Sozialdemokraten fehlt es nicht an Äußerungen von höchster Stelle, man könnte das sozialliberale Bündnis doch wieder beleben, wenn nur die FDP ihre Situation kläre, sprich Genscher und Lambsdorff stürze.
    Im Zusammenspiel mit der SPD haben die Linksliberalen von vielen westdeutschen Massenmedien begünstigt, ihren Nervenkrieg gegen Parteichef Genscher auf die Spitze getrieben.
    Bei der gemeinsamen Sitzung von FDP-Fraktion und Parteivorstand, die heute um 9 Uhr begann, fällt die Entscheidung.
    Erstens, ob die Mehrheit der 54 FDP-Bundestagsabgeordneten die Koalitionsvereinbarung mit der CDU-CSU billigt,
    Zweitens, ob eine ausreichende Fraktionsmehrheit bereit ist, CDU-Chef Kohl am Freitag im Bundestag zum Kanzler zu wählen.
    Alle Spannung konzentriert sich daher in diesen Stunden auf die FDP.
    Es geht nicht nur um Genschers Kopf, sondern auch um die Zukunft Helmut Kohls, ja um die Möglichkeit einer handlungsfähigen Regierung in Westdeutschland überhaupt.
    Die Entscheidung hat also eine gesamteuropäische Tragweite.
    Die Probeabstimmung in der FDP-Fraktion am Nachmittag erfolgt geheim, damit ihr Ergebnis einen unzweifelhaften Aufschluss auf das Stimmverhalten der Abgeordneten am Freitag geben kann.
    Helmut Kohl ist entschlossen, nur bei ausreichender Sicherheit ein konstruktives Misstrauensvotum zu wagen, damit er nicht wie sein Vorgänger Barzl 1972 in letzter Minute scheitert.
    Der Antrag auf das konstruktive Misstrauensvotum muss bis 18 Uhr eingebracht sein.
    Kohl benötigt die absolute Mehrheit von 249 Stimmen im Bundestag.
    Wenn also, wie vor einer Woche in der CDU-CSU-Fraktion, zwei Unionsabgeordnete Kohl nicht wählen sollten, braucht der CDU-Chef mindestens 25 FDP-Stimmern.
    Aus Sicherheitsgründen wird er wohl nur bei mehr als 30 FDP-Ja-Stimmern das Misstrauensvotum beantragen.
    Während die CSU gestern noch von etwa 40 FDP-Stimmern sprach, die die Union als Sicherheit brauche, wollte sich Kohl nicht festlegen.
    Auch zu den Einzelheiten der Koalitionsvereinbarung, die heute in den frühen Morgenstunden zustande kam, wollte der CDU-Chef nichts sagen.
    Es hieß lediglich, die Unterhändler hätten sich über die Außen- und Sicherheits-, die Innen- und Rechtspolitik sowie über ein neues Sparbudget für 1983 einschließlich der notwendigen Begleitgesetze über Kürzungen von Sozialleistungen geeinigt.
    Die noch ungeklärt gebliebenen Personalfragen sollen noch heute gelöst werden.
    Ex-Innenminister Baum, den Genscher ursprünglich gerne im Kabinett gehabt hätte, um den linken Flügel zu binden, hat nach langem Lavieren und unter dem Eindruck der Hessenwahl endgültig abgewinkt und sich offen ins Lager der Genscher Gegner begeben.
    Baum zählt zu jenen vier FDP-Präsidiumsmitgliedern, die gestern, bei sieben Gegenstimmen vergeblich, einen Verhandlungsstopp forderten.
    Die Einigungschancen mit der Union seien unzureichend, CSU-Chef Strauß habe sich als dominierend herausgestellt, so Baum.
    Das 86-jährige FDP-Vorstandsmitglied William Baum, der seit langem den Sturz Genschers verlangt und es vorzog, den Abend der Hessenwahl im Bonner Hauptquartier der SPD zu verbringen, dieser linke Altliberale forderte gestern erstmals offen, Baum beim ordentlichen FDP-Parteitag Anfang November zum Nachfolger Genschers zu wählen.
    Gerhard Baum selbst gab seine bisherige Zurückhaltung auf und erklärte gestern Nacht,
    Das Wahlergebnis in Hessen ist keine Bestätigung der Politik, die zu einem konstruktiven Misstrauen führt, sondern das Gegenteil.
    Es muss jetzt versucht werden, meine ich, den Wählerauftrag von 1980 wieder zu beleben.
    Nicht in der Form, dass die FDP in
    eine Regierung zurückgeht, eine Regierung Schmidt zurückgeht, sondern dass sie die Oppositionsrolle annimmt, in der sie sich jetzt befindet und aktiv versucht, in dieser Rolle aus der Opposition heraus die Regierung Schmidt zu stützen.
    Sollte dieser Kurs heute Nachmittag in der FDP-Fraktion eine Mehrheit finden, dann gilt der Rücktritt von Hans-Dietrich Genscher als sicher.
    Doch der lautstarken Verunsicherungskampagnen des linken Flügels zum Trotz spricht zur Stunde mehr dafür, dass sich der Parteichef durchsetzen wird.
    Offen und ausschlaggebend ist nur das Mehrheitsverhältnis.
    Die politischen Vorgänge in der Bundesrepublik Deutschland werden natürlich im benachbarten Österreich mit Interesse beobachtet.
    So auch das Ergebnis des Wahlsonntags in Hessen, das neben dem Verfehlen der absoluten Mehrheit durch die CDU, neben dem guten Abschneiden der SPD, vor allem aber das Ende der FDP und den Einzug von neun Abgeordneten der Grünen in den Landtag brachte.
    Kommentare österreichischer Zeitungen hat Johannes Fischer zur Presseschau ausgewählt.
    Mehr als sonst üblich registrieren die Kommentatoren der Tageszeitungen heute interessante mögliche Auswirkungen der Wahlen im bundesdeutschen Hessen auf österreichische Innenpolitik, Wählerverhalten und gesellschaftspolitische Strömungen.
    Besondere Beachtung findet dabei der große Erfolg der Grünen-Partei in Deutschland,
    von der etwa Andreas Unterberger in der Presse meint, es sei wahrscheinlich, dass die Grünen schon demnächst auch in den Bundestag nach Bonn einziehen werden.
    In den nächsten Monaten, schreibt die Presse auch im Hinblick auf die kommenden Nationalratswahlen, wird sich in Österreich entscheiden, welchen Weg das ökologische Lager geht.
    Ob es durch die alternativen Listen wirklich eine Koalition mit der extremen Linken im Stile der deutschen Grünen eingeht, ob es eine der zahllosen Listen mit dem Wort Grün im Titel und einer überwiegend dem politischen Kuriositätenkabinett entstammenden Führungsgarnitur bevorzugt, oder ob es etwa im Sinne von Konrad Lorenz mit allen Parteien eine grüne Gesprächsbasis sucht, auf alle Druck ausüben will.
    Der dritte Weg hat den Feinden der österreichischen Umwelt jedenfalls in der Sache bisher mehr eingebracht als den deutschen Grünen ihre 6, 8 oder auch 10 Prozent.
    Soweit die Presse.
    Im Kurier befindet Herr Wiggschmiedl, sämtliche etablierten Parteien würden sich um Grün-Wähler gerade jetzt verstärkt bemühen, weil, siehe wiederum deutsches Beispiel, das Wählerpotenzial nicht gering sein dürfte.
    Aber Politik, schreibt Schmidl, wird an den Taten gemessen.
    Und grüne Taten haben alle Parteien eigentlich wenige bis gar keine vorzuweisen.
    Dennoch droht den Parlamentsparteien von grüner Seite her wenig Gefahr.
    Die Alternativen sind nämlich untereinander so aufgespalten, dass sie kaum zur vierten Kraft im bundespolitischen Leben avancieren können, analysiert Herwig Schmidl im Kurier.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung glaubt Manfred Scheuch, auch als Resultat bundesdeutscher Entwicklungen, den Wunsch der ÖVP nach mehr direkter Demokratie erklären zu können.
    Während Mock weiter, wenn auch gedämpft, auf einen neuen Anfang mit der CDU-CSU hofft,
    laufen andere Herren in der ÖVP nun Gefahr, den Geschmack an der parlamentarischen Demokratie überhaupt zu verlieren und verlangen dafür mehr direkte Demokratie.
    Dass die strukturelle Patzstellung, die Graf und Schilcher jetzt im Nachbarland sehen wollen, diese Forderung untermauern soll, ist freilich eher Aktualisierungsversuch, denn Prinzipiensache.
    Der Ruf nach mehr direkter Demokratie ist vielmehr für die ÖVP die Suche nach einem Weg, mehr Einfluss abseits der unerfreulichen Wahlen zu bekommen.
    Manfred Scheuch in der Arbeiterzeitung.
    Andere Auffassung ist da Hans Magenscharp in der Wochenpresse.
    Unbeschadet künftiger Entwicklungen in der BRD geht der Autor davon aus, dass ein Machtwechsel in Bonn für die regierenden Sozialisten in Österreich günstig sein könnte.
    Gelingt es Helmut Kohl und seiner neuen Regierungsmannschaft, die deutschen Manager mit Optimismus vollzupumpen und ihnen den Aufschwung schmackhaft zu machen, dann werden sich voraussichtlich bald die Fließbänder schneller bewegen.
    und Aufträge für Bundesdeutschlands Industrie leichter zu erhalten sein, etwa für Österreichs Wirtschaft.
    Wird es wirtschaftlich besser, kommen wir wieder in einen Sog des Wachstums und sinken im Frühjahr 1983 auch die Arbeitslosenzahlen, dann wird den SPÖ-Werbern unzweifelhaft die Parole einfallen, Kreisky ist halt doch der Größte.
    Das war die Presseschau, es ist 12 Uhr und 21 Minuten.
    Das israelische Kabinett tagt heute vor dem Hintergrund immer neuer Enthüllungen über das Massaker in den beiden Palästina-Flüchtlingslagern Shatila und Sabra in Westbeirut und immer stärker werdender Forderungen nach Untersuchung, welche Rolle die israelische Armee und die israelische Regierung, vor allem Verteidigungsminister Sharon, dabei gespielt haben.
    Wie sehr die öffentliche Meinung Israels über die Vorgänge empört ist, wurde ja eindrucksvoll am Wochenende demonstriert, als 400.000 Menschen in Tel Aviv auf die Straße gingen, ein Zehntel der israelischen Bevölkerung.
    Mittlerweile ist erwiesen, dass zumindest Teile des israelischen Militärs gewusst haben, was die Mörderbrigaden der Phalangisten in den Lagern anrichteten.
    Ministerpräsident Begin weigert sich bisher beharrlich, eine Untersuchungskommission einzusetzen.
    Ein Versuch, den obersten Richter Israels mit der Aufgabe zu betrauen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil die Kompetenzen nicht geklärt wurden.
    Heute könnte es jedoch soweit sein, dass sich Begin dem Druck im eigenen Lande, aber auch im Ausland,
    und nicht zuletzt von Seiten wichtiger jüdischer Organisationen im Ausland und großer Teile des einflussreichen amerikanischen Judentums beugen muss und dass die Sondersitzung des Kabinetts damit endet, dass die Bildung einer Untersuchungskommission bekannt gegeben wird.
    Hören Sie Mosche Meisels.
    Ein Teil der israelischen Kabinettsmitglieder forderte heute vom Ministerpräsident Begin unverzüglich eine staatliche juridische Untersuchungskommission zu errichten, um das Massaker von Beirut zu prüfen.
    Begin hatte sich bisher einer solchen Form der Untersuchung entschieden entgegengestellt, aus Befürchtung, dass damit bereits der Eindruck geschaffen werden könnte, dass das israelische Militär irgendeine Schuld für das Massaker trifft,
    und dass die Regierung dem Druck der Opposition nachgebe.
    Der Druck der öffentlichen Meinung in Israel und im Ausland und die letzten Empfühlungen über das Massaker in Beirut haben jedoch Begin bewegt, zur Bildung einer solchen Untersuchungskommission zuzustimmen.
    Die Kabinettsmitglieder forderten auch, sowohl die politische wie auch militärische Verantwortung zu untersuchen.
    Und ein Teil von ihnen war sogar der Ansicht, dass man Verteidigungsminister Ariel Sharon infolge seiner persönlichen Verantwortung bis zum Gutachten der Untersuchungskommission von seinem Amt suspendieren sollte.
    Berlin wies diese Forderung entschieden zurück, mit der Behauptung, dass die Regierung sich nicht zum Richter bestimmen könne und man auf das Ergebnis der Untersuchung warten müsse.
    Verteidigungsminister Charron und Generalstabschef Etan erklärten, dass sie jede Form einer gründlichen Untersuchung akzeptieren.
    Der Militärkorrespondent der unabhängigen Tageszeitung H. A. Retz, See-Schiff, enthüllte heute, dass eine Untersuchung zuständiger Gremien ergeben hat, dass es sich beim Massaker in Beirut nicht um einen Racheakt nach der Ermordung Bashir-Schemeles gehandelt hat, sondern um einen Plan, die Palästinenser zur Flucht aus Beirut und dem Libanon anzuregen.
    Israelische Militärstellen waren zuerst überzeugt davon, dass es sich um einen Racheakt handele, da zumal die 1.
    Phalangisteneinheit, die die Flüchtlingslager Shatila besetzte, die Einheit war, die für die Absicherung Bashir Shemels und anderer Führer der Phalangisten verantwortlich war.
    Inzwischen stellte sich jedoch heraus, dass die Phalangisten schon längere Zeit eine Aktion zur Vertreibung der Palästinenser aus dem Libanon planten und mit ihr in Beirut beginnen wollten.
    Das Massaker von Beirut sollte Panik unter den Palästinensern auslösen, aus dem Libanon nach Syrien zu flüchten.
    Der Kommandant der Palangisten, Ali Khawika, war schon als grausamer Mörder bekannt und wurde aus diesem Grunde vom israelischen Militär aus dem Südlibanon im Jahre 1976 entfernt, als er mit einer Palangisteneinheit aus Beirut mit israelischer Unterstützung in den Südlibanon gebracht wurde, um den Kämpfern von Major Haddad zu helfen.
    Webb Schiff berichtet auch, dass die erste Meldung von Donnerstag 11 Uhr Abend über die Ermordung von 300 Terroristen, linksgerichteten Moslems und Zivilisten im Lager Shatila an den israelischen Generalstab weitergeleitet wurde, dass dieser jedoch nach seiner Behauptung nicht daraus schließen konnte, dass ein Massaker im Lager durchgeführt wird.
    In einer Beratung hoher Militäroffiziere, die am Libanonkrieg beteiligt waren, wurde die Befürchtung ausgedrückt, dass man versuchen werde, die Verantwortung für die Fehlleistungen im Zusammenhang mit dem Massaker in Beirut dem Militär und nicht den politischen Stellen aufzuerlegen.
    Militäroffiziere empfühlten, dass in drei früheren Fällen Phalangisten in drei drussische Dörfer im Libanon mithilfe des israelischen Militärs eingeschleust wurden,
    und in ihnen Racheakte unter der Bevölkerung durchführten.
    In einem Fall wurde ein libanesischer Parlamentsabgeordneter zur Abstimmung über die Wahl Bashir Shemail zum Präsidenten mit Absicherung des israelischen Militärs ins Parlament gebracht.
    Zuerst werden uns gewisse Aufgaben übertragen und dann untersucht man, erklärten die Abosen Militäroffiziere.
    Verteidigungsminister Ariel Sharon hat demgegenüber bekannt gegeben, dass er das Gutachten der Untersuchungskommission honorieren und wenn es notwendig sein sollte, persönliche Konsequenzen ziehen werde.
    Ergebnisse dieser Sondersitzung des israelischen Kabinetts werden eben, wie gesagt, im Laufe des frühen Nachmittags erwartet.
    Ungarns Ministerpräsident George Lazar kommt heute Nachmittag zu einem dreitägigen offiziellen Besuch nach Österreich.
    Ungarn ist jenes Land im kommunistischen Machtbereich Europas, mit dem Österreich die besten Beziehungen hat.
    Im Mittelpunkt des Besuchs werden Wirtschaftsfragen stehen.
    Ungarn, das Wirtschaftsmusterland unter den RGW-Staaten, hat im Augenblick mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen.
    Friedrich Orta gibt im folgenden Bericht den Hintergrund zum Staatsbesuch.
    Die Beziehungen zwischen beiden Ländern gelten als problemlos, wie es in der Diplomatensprache heißt.
    Und das bedeutet auch, dass eine Fülle von Fragen, vor allem wirtschaftlicher Natur, zur Sprache kommen.
    1981 war, was den Warenverkehr anlangt, ein Spitzenjahr, an dem jede künftige Entwicklung gemessen werden wird.
    Erstmals wurde die 10 Milliarden Schilling-Grenze überschritten.
    Österreich erzielte ein Handelsbilanzaktivum von 1,7 Milliarden Schilling.
    Heuer läuft es nicht so gut.
    In den ersten sieben Monaten gab es für die heimischen Exporteure keine Zuwächse.
    Die Ungarn konnten ihre Ausfuhren geringfügig steigern.
    Gut im Rennen ist die österreichische Bauwirtschaft.
    Mit einem österreichischen 300-Millionen-Dollar-Kredit wurden in Budapest fünf Hotels fertiggestellt.
    Zwei in Sopron, eines in Hevis.
    Die Ungarn setzen auf den Ausbau ihres Fremdenverkehrs.
    Allein im Vorjahr erzielten sie einen Nettoüberschuss von 120 Millionen Dollar.
    Gut die Hälfte davon steuerten österreichische Touristen bei.
    Umgekehrt sieht die Sache freilich anders aus.
    Trotz relativer Reiseerleichterungen kamen im Vorjahr nur 167.000 Ungarn nach Österreich.
    Andererseits fuhren 1,1 Millionen Österreicher ins östliche Nachbarland.
    Dazu kommt, dass die ungarischen Reisen mit drei Tagen begrenzt sind.
    Da vom 300-Millionen-Dollar-Kredit noch 130 Millionen offen sind, rechnet die österreichische Seite mit weiteren Aufträgen.
    Auf der Wunschliste stehen unter anderem der Ausbau des Zivilflughafens in Budapest und die Errichtung von drei Schwimmhallen für Hotels am Platensee.
    In Wien erwartet man ein gewisses Entgegenkommen Budapests, da österreichische Banken ihre Einlagen nicht gekürzt haben, zum Unterschied von anderen westlichen und arabischen Instituten, die zu Jahresbeginn insgesamt 800 Millionen Dollar aus Ungarn abgezogen hatten.
    Bei einem jüngsten medianen Gewertenüberbrückungskredit hat sich auch die CA mit 240 Millionen Schilling beteiligt.
    Gestern musste Budapest neuerlich bei westlichen Banken 300 Millionen Dollar aufnehmen.
    Die Zahlungsschwierigkeiten machen sich in immer kürzer werdenden Abständen bemerkbar.
    Das spüren auch an die 40 österreichische Firmen, die ja für Geld warten.
    Eher überrascht war man österreichischerseits auch über die von den Ungarn am 1.
    September verhängten Importrestriktionen, die ohne vorangegangene Konsultationen erfolgten.
    Die ungarischen Behörden führten für bestimmte Roh- und Grundstoffe Import-Kontingente ein und verlangen für diverse Ersatzteile Importgebühren.
    Es darf angenommen werden, dass Handelsminister Staribacher mit seinem Ressortkollegen Außenhandelsminister Veres auch darüber reden wird.
    Nicht aktuell ist im Augenblick der schon seit längerer Zeit diskutierte Abbau von Braunkohle im ungarischen Torony und deren Nutzung in einem Kohlekraftwerk, das im Südburgenland gebaut werden soll.
    Klarheit über die Gefahren einer möglichen Umweltverschmutzung soll ein im kommenden Juni vorliegendes Gutachten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften bringen.
    Über all diese Fragen und Probleme werden die beiden Delegationen morgen im Bundeskanzleramt sprechen.
    Es ist jetzt 12.30 Uhr, halb eins, gleichzeitig Halbzeit im Mittagsschornal.
    Was berichten wir in der letzten halben Stunde unserer aktuellen Sendung?
    Das Pressefoyer nach dem Ministerrat ist noch nicht beendet.
    Einen Bericht erwarten wir eben dann gegen Ende der Sendung.
    Weitere Themen bis 13 Uhr, Zukunft der österreichischen Bauknechtbetriebe, Trends in der Science-Fiction-Literatur und Vorschau auf die Aufführung von Büchners Dantonstod am Grazer Schauspielhaus.
    Zunächst aber noch ein anderes Thema aus Österreich.
    Pünktlich zu Schulbeginn setzen Jahr für Jahr die Diskussionen über den angeblich immer schwächeren Ausbildungsstand der Schüler ein.
    Zumindest für einen Spezialbereich erhalten diese Klagen jetzt neue, wissenschaftlich untermauerte Nahrung.
    Im Auftrag der Industriellenvereinigung hat das Fessel-Institut das Wirtschafts- und Politikverständnis der österreichischen Maturanten erforscht.
    Die Ergebnisse dieser Umfrage wurden heute Vormittag im Haus der Industrie am Wiener Schwarzenbergplatz der Öffentlichkeit präsentiert.
    Hans Langsteiner war bei dieser Pressekonferenz dabei.
    Dass junge Leute Inflation für eine Kursänderung des Schillings gegenüber ausländischen Währungen halten, mag schon vorkommen.
    Dass sich auch jeder dritte Maturant mit einer solchen Definition anfreunden kann, überrascht da schon eher.
    Die vom ÖVP-nahen Fessl-Institut an 600 Maturanten in ganz Österreich durchgeführte Umfrage erbrachte auch sonst verblüffende Bildungslücken über wirtschaftspolitische Grundbegriffe und Zusammenhänge.
    Fessl-Chef Rudolf Brettschneider resümiert,
    Das Bildungsniveau der österreichischen Maturanten in Wirtschaftsangelegenheiten ist durchaus differenziert.
    Auf einigen Gebieten weiß man recht gut Bescheid, bei anderen Fragen zeigten sich relativ starke Wissenslücken.
    Man kann vielleicht sagen, mit sehr generalisierend, dass in Fragen von finanziellen oder fiskalischen Dingen eher größere Wissenslücken bestanden haben.
    etwa bei den Begriffen einer Schilling-Abwertung, welche Konsequenzen das hatten.
    Da haben 50 Prozent zwar richtig geantwortet, der Rest aber falsche Angaben gemacht.
    In anderen Dingen weiß man relativ
    Gut, Bescheid, Leistungsbilanz, also eine relativ schwierige Frage, wird von mehr als 40 Prozent richtig beurteilt und gesehen.
    Daneben gibt es dann immer wieder Beispiele, etwa wenn man fragt, wie viele Betriebe es gibt, die bis zu fünf Beschäftigte haben, also wo ist der Großteil der österreichischen Betriebe, das wäre jetzt nur ein verschwindend geringer Prozentsatz, richtig anzugeben, obwohl das natürlich in der Arbeitsplatzwirklichkeit eine große Rolle spielt.
    Die richtige Antwort hierzu, falls Sie sich selbst prüfen wollen, mehr als zwei Drittel der heimischen Betriebe haben nur bis zu fünf Beschäftigte.
    Ein weiteres Detail aus der Umfrage, nur 9% der Befragten gaben an, den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung verstanden zu haben.
    Mindestens einmal gelesen, wollen ihn aber schon 90% haben.
    Von einer Intensivierung der wirtschafts- und sozialkundlichen Ausbildung an den Schulen, unter Umständen sogar in Form eines eigenen, neuen Gegenstandes Wirtschafts- und Sozialkunde, würde sich die Industrie eine Besserung der Situation erwarten.
    Erfreulicher für die Industriellenvereinigung, die die Umfrage in Auftrag gegeben hat, ist da schon die überwiegend bejahende Einstellung der Maturanten zu Fleiß und Leistung.
    73 Prozent der Befragten wollten beruflich auch dann ihr Bestes geben, wenn ihnen die Arbeit nicht besonders zusagt.
    Mehr als drei Viertel halten hohes Fachwissen und die Bereitschaft zu freiwilliger Weiterbildung für entscheidende Karrierekriterien.
    Und 76 Prozent sehen in wettbewerbsfähigen Betrieben die wirkungsvollste Arbeitsplatzsicherung.
    Hierzu auch die Kontrastzahl.
    Nur jeder zehnte Maturant sieht in starken Gewerkschaften oder in Regierungsgarantien die wirkungsvollste Waffe gegen Arbeitslosigkeit.
    Ein bemerkenswertes Abfallprodukt der Umfrage, jeder vierte Schüler entscheidet sich schon vier bis fünf Jahre vor der Matura über seinen Berufs- oder Studienweg.
    Weitere 25 Prozent drei Jahre vor der Reifeprüfung.
    Die Berufs- und Studienberatung im Matura-Jahr kommt also für jeden zweiten Schüler zu spät.
    Es ist fünf Minuten nach halb eins.
    Die beiden Berichte, die wir aus dem Bundeskanzleramt erwarten, sind noch nicht soweit.
    Vor allem das Pressefoyer nach dem Ministerrat lässt sich noch etwas Zeit.
    Wir ziehen daher Kulturbeiträge vor.
    Die neue Spielzeit am Grazer Schauspielhaus wird morgen mit dem Drama Danton's Tod von Georg Büchner eröffnet.
    Das vor fast 150 Jahren geschriebene Werk des 22-jährigen Dramatikers gilt als bahnbrechend für das realistische Theater.
    Regie führt Kurt-Josef Schildknecht, das Bühnenbild entwarf Hans Michael Heger, die Kostüme Hanna Wartenig.
    Aus Graz berichtet Wilhelm Rossbaut.
    Georg Büchner schrieb sein Revolutionsdrama D'Anton's Tod 1835 innerhalb weniger Wochen.
    Der damals 22-Jährige stand wegen Verbreitung revolutionärer Schriften unter Polizeiaufsicht des Großherzogtums Hessen.
    Er entzog sich der drohenden Verhaftung durch die Flucht nach Straßburg und ging dann in die Schweiz.
    Danton's Tod ist nicht nur ein Drama der französischen Revolution, sondern auch, und das in besonderem Maße, ein Drama des Zweifels und der Resignation.
    Es handelt von der Gesetzmäßigkeit der Geschichte und von der Unmöglichkeit des Menschen, in den Lauf des Schicksals einzugreifen.
    Im Mittelpunkt stehen die zwei radikalen Führer der französischen Revolution.
    Robespierre, der unbestechliche Fanatiker, der Tugend mit Gewalt verwirklichen will, und sein Gegenspieler Danton, ein Sinnenmensch, der des Handelns müde und Fatalist wird.
    Die Grazer Inszenierung teilt das vieraktige Drama in 24 Bilder.
    Die ersten drei spielen im Theaterfoyer inmitten des auf Einlass wartenden Publikums.
    Die Guillotine arbeitet zu langsam.
    Wir brauchen einen Platz für ihn.
    Unsere Beine und Kieperscheiben auf Brot.
    Wir wollen sie mit Angst und Krakenfleisch schmütteln.
    Tot gestarren, wer für ein Loch im Ock hat!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarren!
    Tot gestarr
    Büchners hinreißende Wucht der Sprache und seine dramaturgische Technik waren bahnbrechend für das neue episch-realistische Theater des 19. und 20.
    Jahrhunderts.
    Regisseur Kurt-Josef Schildknecht verzichtet dies bedenkend daher auch auf jede sogenannte aktuelle Deutung.
    Ich würde gerne Büchner ernst nehmen,
    der findet, dass die Menschen nur Puppen sind, Marionetten, in den Händen von irgendetwas, ob das nun Götter sind, ob das das Schicksal ist.
    Ich glaube, das ist eine Strömung in unserer Zeit überhaupt, dass wir hilflos irgendetwas ausgeliefert sind.
    Ich glaube, auch gerade darum ist das Stück halt sehr aktuell.
    Auch aus dem Grund haben wir es auf den Spielplan gebracht.
    Dialog zwischen Danton, gespielt von Oliver Stern, und Robespierre, gespielt von Peter Urei.
    Die ersten Gegensätze zeichnen sich ab.
    Danton, das Laster ist zu gewissen Zeiten hoch verrat.
    Du darfst es nicht proskribieren!
    Um Himmels Willen nicht!
    Das wäre undankbar.
    Du bist ihm zu viel schuldig.
    Übrigens,
    um bei deinen Begriffen zu bleiben.
    Unsere Streiche müssen der Republik nützlich sein.
    Man darf die Unschuldigen nicht mit den Schuldigen treffen.
    Wer sagte denn, dass ein Unschuldiger getroffen worden sei?
    Es starb kein Unschuldiger.
    Geh nur!
    Er will die Rosse der Revolution am Bordell halten machen, wie ein Kutscher seine dressierten Gäule.
    Sie werden Kraft genug haben, ihn zum Revolutionsplatz zu schleifen.
    Das war ein Szenenausschnitt aus dem Drama Tantons Tod von Georg Büchner.
    Eröffnungspremiere im Grazer Schauspielhaus.
    Science-Fiction-Autoren, Herausgeber, Verleger und Filmemacher trafen sich am vergangenen Wochenende in Linz.
    Die alljährliche Hauptversammlung der World Science Fiction Professionals fand vergangenes Jahr in Rotterdam statt.
    Heuer war die Ars Electronica der Anlass, in Linz zusammenzukommen.
    Der Zusammenhang erscheint einsichtig, will die Ars Electronica doch ein zukunftsweisendes Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft sein.
    Über Trends in der Science-Fiction-Literatur hat Regina Patsch vom Landesstudio Oberösterreich den folgenden Beitrag gestaltet, der mit einem Zitat beginnt.
    Nach Auffassung aller Autoren haben die Aldebaraner, ebenso wie die anderen hochorganisierten Wesen aus dem Bereich der Milchstraße, zahlreiche sehr lange Greifarme, von denen jede in eine sechsfingerige Hand ausmündet.
    Ungeheuer große, abstoßende Krakenköpfe sowie Beine, die den Greifarmen gleichen und sechs Zehen aufweisen.
    Invasion vom Aldebaran von Stanislaw Lem
    Humor und Spitzen gegen allzu Triviales, auch das kennzeichnet das weite Spektrum der Science-Fiction-Literatur.
    Die literarische Form der Science-Fiction steht für den bayerischen Rundfunkmann und Science-Fiction-Hörspiel-Spezialisten Dieter Hasselblatt der menschlichen Fantasie am nächsten.
    Science-Fiction, zweifellos ein Hilfsbegriff, umschreibt im Allgemeinen naturwissenschaftlich-technische Utopien.
    Für manche ist sie Lüge, für andere die schöpferische Vorwegnahme von zukünftigen Entwicklungen.
    Obwohl das Science-Fiction-Genre literarische Spitzenleistungen hervorgebracht hat, Jules Verne, George Orwell oder Stanislaw Lem, um nur einige zu nennen, bleibt die Science-Fiction, ein Stiefkind der Literatur, misstrauisch beäugt.
    Einer der Gründe dafür ist sicherlich die massenhafte Verbreitung von Science-Fiction-Heftchen, die alte Klischees reproduzieren und Stereotypen schaffen.
    Allerdings gibt es hier eine Tendenzwende, wie ein Vertreter eines renommierten deutschen Verlags anlässlich des World Science-Fiction-Treffens in Linz meinte.
    Die Hefthelden haben sich für den Leser unmerklich vermenschlicht, trotzdem werden sie nach wie vor gekauft.
    Herbert W. Franke, Physiker und wohl der bekannteste deutschsprachige Science-Fiction-Autor, sieht zwei Trends in der gegenwärtigen Science-Fiction-Literatur.
    Wenn wir uns also zunächst einmal am Mittelmäßigen halten wollen, dann kann man vielleicht sagen, dass eine gewisse Tendenz zu verspüren ist,
    von der Verpflichtung seien, wegzugehen und etwas in mystische Bereiche auszuweichen.
    Das mag vielleicht mit der allgemeinen technikfeindlichen Haltung unserer Zeit zusammenhängen.
    Das heißt, es werden also etwa Themen aufgegriffen.
    In Menschen wären uralte Fähigkeiten, die nun auf geheimnisvolle Weise wieder zum Vorschein kommen.
    Und auf einmal könnte man sich mit den anderen auf eine nicht physikalische Weise verständigen.
    was sehr angenehm wäre, aber da sehe ich da eben keinen Science drin.
    Ich glaube, dass das ein Weg ist, der eher zur Fantasy hinüberführt.
    Der Trend der anspruchsvollen Science-Fiction, die also den Begriff Science, Wissenschaft, ernst nimmt, gestaltet sich für Herbert Franke als eine Entwicklung zum Komplizierten.
    Mittlerweile haben technische Methoden und Denkweisen in fast alle Lebensbereiche Eingang gefunden.
    Man spricht von Biotechnik, Medikotechnik oder auch Soziotechnik.
    Das bedeutet für den engagierten Science-Fiction-Autor, diese Fragestellungen zu thematisieren, was auch geschieht.
    Giancarlo Viviani, italienischer SF-Autor, argumentiert ähnlich, wenn er in einem Gespräch auf die Frage nach der Science-Fiction-Literatur im Jahr 2000 meinte, bis jetzt wurde die Rolle des Menschen in der breiten Science-Fiction weitgehend verkannt.
    Die klinisch reine Welt der Technik stand im Mittelpunkt.
    Mittlerweile hat man allerdings erkannt, dass der Mensch etwas derart kompliziertes ist, dass es die Mühe lohnt, ihn zu erforschen und sich auch in der Science-Fiction-Literatur mehr mit ihm zu beschäftigen.
    Zwei Minuten vor dreiviertel eins von der Utopie, von der Science-Fiction, von der Kultur wieder zurück auf den Boden der Politik.
    Seit vergangener Woche gibt es eine ganze Reihe von Gesprächen über die Zukunft des deutschen Bauknecht-Konzerns, der in diesem Frühjahr in Ausgleich gegangen ist.
    Das Ergebnis der Verhandlungen, ab 1.
    Oktober wird Philips den Hausgerätesektor von Bauknecht übernehmen.
    Damit stellt sich nun die Frage, wie es um die Zukunft der österreichischen Bauknechtbetriebe in Wien, Spielberg und Rottenmann bestellt ist.
    Helmut Klezander informiert.
    Trotz der Einigung in der Bundesrepublik Deutschland über die Zukunft eines Teils des Bauknechtkonzerns ist die Lage noch sehr offen.
    So viel steht fest.
    Ab 1.
    Oktober, also in drei Tagen, wird Philips den Hausgeräte-Bereich von Bauknecht übernehmen.
    Das betrifft also die Produktion und den Verkauf von Herden, Kühlschränken, Waschmaschinen oder Geschirrspülern, die aber weiterhin unter der Marke Bauknecht vertrieben werden sollen.
    Das gilt aber nur für die Werke in der Bundesrepublik Deutschland.
    In Österreich ist noch sehr vieles für Bauknecht offen.
    Schon seit einiger Zeit laufen hier Gespräche über eine EU-Übernahme des Vertriebs durch Philips, wobei aber in den nächsten Tagen eine Entscheidung diesbezüglich erwartet wird.
    Die Zukunft der beiden österreichischen Bauknecht-Fabriken in Spielberg und Rottenmann, beide noch dazu in wirtschaftlichen Krisengebieten der Steiermark, ist nur insoweit klar, als die beiden recht gut ausgelasteten Werke mit etwa 2.800 Beschäftigten erhalten bleiben müssen.
    Die Unternehmen würden aber einen Staats- oder Bundeszuschuss oder auch Landeszuschuss von etwa 260 Millionen Schilling benötigen.
    Handelsminister Staribacher sagte dazu nach der heutigen Ministerratssitzung.
    Derzeit habe ich keine Zusage, diese 260 Millionen Schillinge, sei es vom Bund oder weder Finanzminister oder Sozialminister, zu bekommen.
    Also keine gute Botschaft für die beiden steirischen Werke.
    Die ÜIG, ursprünglich als neue Bauknechtmutter in Österreich im Gespräch, scheint mittlerweile ihr Interesse verloren zu haben.
    Deshalb prüft jetzt die staatliche Finanzierungsgarantiegesellschaft die vorgelegten Finanzierungskonzepte, um einen Weg zur Finanzierung von Bauknecht Austria zu finden.
    So weit der Bericht hier aus dem Bundeskanzleramt und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Und wir hoffen, dass auch unser nächster Bericht, der aus dem Bundeskanzleramt kommen soll, fertig ist.
    Bundeskanzler Kreisky hat heute nämlich nach der Sitzung des Ministerrates über die weitere Vorgangsweise in Sachen Sanierung der verstaatlichen Industrie die Öffentlichkeit informiert.
    Auf Drängen der Volkspartei hat vor kurzem ÖIAG-Chef Grünwald eine Denkschrift über die derzeitige Situation der verstaatlichen Industrie fertiggestellt.
    Die Denkschrift wurde der ÖVP übermittelt und die Volkspartei will über sie in Verhandlungen mit der Regierung eintreten.
    Die ÖVP hat einige Bedingungen gestellt, unter denen sie bereit wäre, an einer Lösung der Probleme der verstaatlichen Industrie mitzuarbeiten.
    So meinte ÖVP-Chef Mock, es müsse sichergestellt werden, dass die Verstaatlichte mittelfristig wieder in Ertragszonen komme und neben der Verstaatlichen dürften die privaten Klein- und Mittelbetriebe nicht vergessen werden.
    Wir schalten nun wieder ins Bundeskanzleramt, wo Markus Sommersacher hoffentlich bereit ist, die Äußerungen von Bundeskanzler Kreisky zur weiteren Vorgangsweise zusammenzufassen.
    Am zweiten Parlamentssitzungstag der nächsten Woche sollen die ersten Vorberatungen über die geplante Sanierung der verstaatlichen Industrie zwischen Regierung und ÖVP beginnen.
    Bundeskanzler Kreisky teilte heute mit, dass sich für eine kurzfristige Lösung der ärgsten Finanzprobleme der notleidenden Verstaatlichen 3,5 Milliarden Schilling als notwendige Überbrückungshilfe ergeben würden.
    Diese 3,5 Milliarden soll die OEAG aufbringen.
    Der Bund will die dafür notwendige Haftung übernehmen und die daraus entstehenden Belastungen durch Zinsen zum Beispiel tragen.
    Bundeskanzler Kreisky betonte aber, dass diese Bundesleistungen den Firmen nicht so ohne weiteres zur Verfügung gestellt würden.
    Die Firmen sollen wissen, dass das also etwas ist, wo sie dann schließlich auch Verpflichtungen eingehen.
    für die folgenden Jahre dann?
    Das wird sich zeigen, ob eine Notwendigkeit besteht.
    Man kann nicht im Vorhinein heute bei einer unsicheren Wirtschaftslage hier Beträge ansetzen, weil das ja nur dazu führt, dass man, dass jede Firma mit Recht sagt, schöpfen wir das maximal aus.
    Wir wollen ja die Verpflichtungen der Firmen hier aus dieser Transaktion nicht verringern.
    Muss das ins Budget für das kommende Jahr kommen?
    Nicht die dreieinhalb Milliarden, weil die dreieinhalb Milliarden sind ja der Garantierahme, das muss ja die ÖAG aufbringen, sondern nur die Belastungen, die daraus für das Bundesbudget entstehen.
    Das sind die Zinsen für das laufende Jahr und die Amortisation dafür.
    Und wie hoch werden diese Belastungen sein?
    Das kann ich im Moment nicht sagen, weil das Zinsniveau, das hängt ja vom Zinsniveau ab und von vielen anderen Dingen.
    Sie wissen ja, wie der Vorgang ist.
    Die ÖAG hat ja einen Kreditrahmen und den kann sie ausschöpfen.
    Dafür gibt es eine Bundeshaftung und wir haben uns nur verpflichtet, bis auf Weiteres, die ja draußen stehen,
    Kosten zu übernehmen, aber haben das so limitiert oder wollen das so limitieren, dass die Firmen wissen, dass wenn sich die Ertragssituation verbessert, dass sie natürlich hier schon etwas beitragen müssen.
    Zu den derzeitigen Aussichten der Verstaatlichten auf eine etwaige Besserung der Ertragslage, sagte der Bundeskanzler, durch die allgemeine Unsicherheit in der Weltwirtschaft lasse sich keine längerfristige Prognose stellen.
    Im ersten Halbjahr dieses Jahres sei die Lage der Föst zum Beispiel durchaus zufriedenstellend gewesen.
    Im zweiten Halbjahr wieder sei sie radikal schlechter geworden.
    Soweit Kreisky zur verstaatlichen Industrie.
    Jetzt noch einige Äußerungen des Bundeskanzlers zum Plan der Regierung, den Mindesturlaub ab dem 1.
    Jänner 1984 um eine Woche zu verlängern.
    Kreisky betonte, dass an diesem Beschluss der Sozialistischen Partei festgehalten werden soll.
    Er deutete aber an, dass noch weitere Sozialpartnergespräche vorher über diese Frage in diesem Herbst noch stattfinden sollen.
    Das war die Vereinbarung vor dem Sommer, dass wir noch einmal zusammenkommen und noch einmal verhandeln.
    Stimmt.
    Mein Vorschlag.
    Ich würde sagen, das bisher letzte Wort.
    Ich kann nicht Verhandlungen von vornherein so präjudizieren, dass ich Ihnen überhaupt keine Chance biete.
    Und ich glaube, wir müssen noch einmal reden und dann werden wir weitersehen.
    Ja?
    Soweit eine kurze Zusammenfassung von den Äußerungen des Bundeskanzlers nach der heutigen Sitzung des Ministerrats und damit wieder zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Und da uns noch etwa zehn Minuten bis zum Schluss des Mittagschanals bleiben, bringen wir jetzt einen Beitrag, den wir noch nicht angekündigt hatten.
    In Peking ist dieser Tage eine Konferenz chinesischer und ausländischer Wissenschaftler zu Ende gegangen.
    Thema war Verbesserung der Vorhersage von Erdbeben.
    China gehört neben Japan zu jenen Ländern Asiens, die am meisten von Erdstößen heimgesucht werden.
    Warnsysteme wurden schon vor 2000 Jahren entwickelt.
    Man zeigt zum Beispiel Besuchern in der Stadt Nanking die vollendete Bronze-Skulptur eines Drachen, der bei einer bestimmten Erschütterung eine Eisenkugel ausspeit, als Warnung vor einem Beben.
    Das letzte große Erdbeben in China fand in der Stadt Tangshan im Jahre 1976 statt und forderte hunderttausende Opfer.
    Neben den wissenschaftlichen Stationen werden auf mehr als 5000 Amateur-Erdbebenwarten in seismisch unruhigen Gebieten die Erdbewegungen beobachtet.
    Aus Peking berichtet Helmut Opletal.
    China ist eines jener Länder, die in der Geschichte immer wieder am schwersten von Erdbeben betroffen worden sind.
    Doch hat es auch die längsten historischen Erfahrungen in der wissenschaftlichen Erdbebenbeobachtung.
    Und chinesische Spezialisten können auf beachtliche Erfolge
    bei der Erforschung der Möglichkeiten einer Erdbebenvorhersage verweisen.
    Die historischen Annalen haben seit 1177 v. Chr.
    mehr als 3.200 Erdbebenkatastrophen im Land verzeichnet.
    Allein seit 1949 wurden durch solche Erschütterungen der Erdkruste 270.000 Chinesen getötet und 220.000
    verletzt sowie sechseinhalb Millionen Häuser zerstört.
    Vor allem seit den schweren Katastrophen der 60er und 70er Jahre bemühen sich chinesische Wissenschaftler, brauchbare Anhaltspunkte für die Vorhersagbarkeit von Beben zu finden.
    Und dieser Tage konnten sie auf einem internationalen Symposium in Peking teils recht erstaunliche Ergebnisse vorlegen.
    Meixue Rong, ein Mitarbeiter der Staatlichen Seismologischen Anstalt in Peking, nannte in seinem Diskussionspapier zehn Indikatoren, die auf ein bevorstehendes Beben hinweisen.
    Erstens im Zeitraum zwischen einigen Tagen und einigen Monaten vor einem solchen großen Beben sind zahlreiche kleinere Erschütterungen zu messen.
    Zweitens sind geologische Verwerfungen, Verschiebungen und Auffaltungen des Erdbodens
    besonders häufig zu beobachten.
    Drittens, der Grundwasserspiegel sinkt und steigt dann zwei Wochen vor einem Beben ganz plötzlich wieder an.
    Viertens, der Gehalt an Radon, Kohlendioxid, Fluorid und Chlorid-Ionen im Grundwasser erreicht völlig abnormale Werte.
    Fünftens, ändert sich das natürliche elektrische Feld des Bodens drastisch einige Tage vor einem größeren Beben.
    Auch der elektrische Widerstand des Bodens fällt und steigt in abnormaler Weise.
    Ein bis zwei Monate vor einem Beben sinkt auch der Erdmagnetismus, um wenige Tage vorher dann wieder rasch anzusteigen.
    Sieben.
    Mehrere Dutzend Tierarten verhalten sich auffällig nervös.
    Je näher das Beben rückt und ganz besonders zwei bis drei Stunden vor einem schweren Beben heißt es, dass die Tiere das unterirdische Brechen des Felses hören können, schon lange bevor das menschliche Ohr dies wahrnehmen kann.
    Aber auch ausströmende Gase, ein Ansteigen der Bodentemperatur und die Vibration der Luft spielen dabei eine Rolle.
    Achtens sind vor einem Beben immer seltsame unterirdische Geräusche wahrnehmbar, deren Frequenz stetig ansteigt und dann unmittelbar vor dem Beben plötzlich aufhört.
    Neuntens beginnen die zur Beobachtung eingeschalteten Messgeräte einige Tage vorher leichte zyklische Fluktuationen aufzuzeichnen und letztlich zehntens
    Wegen der ungewöhnlichen elektromagnetischen Wellen wird der Rundfunkempfang vor allem auf Kurzwelle drastisch gestört.
    Bei der praktischen Anwendbarkeit kommt man nur langsam voran.
    Im Einzelfall müssen mindestens einige dieser Indikatoren gleichzeitig auftreten, um ein nahendes Erdbeben vorhersagen zu können.
    Und größte Probleme bereiten immer noch die genaue Bestimmung des Ortes.
    und eine Vorhersage der Intensität eines Beben.
    In Einzelfällen, so behaupten die chinesischen Wissenschaftler jedoch, habe es schon Erfolge gegeben.
    Insgesamt sind in China jedenfalls 493
    hauptamtliche seismische Beobachtungsstationen mit mehr als 16.000 Mitarbeitern tätig und dazu noch zahlreiche Amateurbeobachter, die verdächtige Phänomene registrieren und an die Forschungszentren weiterleiten.
    Vergleichbar nur noch mit den ebenfalls betroffenen Japanern hat China in engagierter Weise den Kampf mit diesem Naturphänomen aufgenommen.
    Und nach diesem Bericht aus Peking über eine Konferenz zur Vorhersage von Erdbeben zum Abschluss des Mittagsschanals noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Oppositionsführer Kohl hat am Vormittag der Parlamentsfraktion der CDU CSU in Bonn einen Bericht über die Koalitionsverhandlungen mit den Freien Demokraten gegeben.
    Die Sachverhandlungen über die Politik der geplanten neuen Regierung waren in der vergangenen Nacht abgeschlossen worden.
    Vom Ergebnis der Beratungen bei der FDP wird Kohl am Nachmittag seine Entscheidung abhängig machen, ob er am Freitag das konstruktive Misstrauensvotum zum Sturz von Bundeskanzler Schmidt wagt.
    Am Nachmittag will die FDP-Landesfraktion eine geheime Probeabstimmung über das Misstrauensvotum durchführen.
    Die Aussichten für eine Zustimmung der FDP-Abgeordneten werden in Bonn nach wie vor unterschiedlich beurteilt.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreisky hat heute nach dem Ministerrat angekündigt, dass zur Sanierung der verstaatlichten Industrie die OEAG, die Dachorganisation der verstaatlichten Betriebe, einen Betrag von dreieinhalb Milliarden Schilling als notwendige Überbrückungshilfe aufbringen wird.
    Der Bund werde dafür die Haftung übernehmen, sagte Kreisky.
    Die Firmen sollen aber wissen, meinte der Bundeskanzler, dass sie dafür Verpflichtungen eingehen müssen.
    Das Budget werde nur mit den Kosten für Zinsen und Amortisation belastet.
    ÖVP-Generalsekretär Graf hat heute bei einer Pressekonferenz der SPÖ vorgeworfen, bei den Wahlen im Jahr 1979 der damaligen Wahlkommission die Finanzierung der Inseratenkampagne für den Bundeskanzler verheimlicht zu haben.
    Diese Kampagne lief nach den Worten Grafs unter dem Titel »Geschichten vom Dr. Kreisky«.
    Der Generalsekretär begründete seine Hauptbehauptung heute mit dem Hinweis auf das Parteiengesetz, dass die Wahlwerbungskosten der politischen Parteien beschränke.
    Die Kosten für die damalige Kampagne bezifferte Graf mit rund 5 Millionen Schilling.
    Eine Meinungsumfrage im Auftrag der Industriellen Vereinigung unter Maturanten hat ergeben, dass mehr als die Hälfte von wirtschaftlichen Grundbegriffen kaum eine Ahnung hat.
    Nach der vom Fessel-Institut durchgeführten Untersuchung können die wenigsten Maturanten mit Begriffen wie Inflation etwas anfangen.
    Unter den Maturanten sind die Handelsakademiker in Wirtschaftsfragen wesentlich besser orientiert als Maturanten an Gymnasien oder höheren technischen Lehranstalten.
    Israel.
    Die israelische Regierung hat heute in Jerusalem beschlossen, zur Untersuchung des Massakers an palästinensischen Flüchtlingen in Beirut eine unabhängige Untersuchungskommission einzusetzen.
    Die Forderung einiger Kabinettsmitglieder, Verteidigungsminister Sharon bis zum Vorliegen des Untersuchungsergebnisses außer Dienst zu stellen, wurde von Ministerpräsident Begin abgelehnt.
    Saudi-Arabien.
    PLO-Chef Arafat hat die Fortsetzung des Kampfes gegen Israel angekündigt.
    Bei einer Pilgerreise sagte Arafat in Mekka, der Kampf werde bis zum Sieg und zur Befreiung Jerusalems weitergehen.
    Polen.
    Die polnische Regierungszeitung hat sich heute zum ersten Mal deutlich für die Auflösung der seit dem Kriegsrecht suspendierten Gewerkschaftsbewegung Solidarität ausgesprochen.
    Damit hat das Regierungsorgan Berichte über ein geplantes Verbot der Solidarität bestätigt.
    Zum Abschluss noch das Wetter.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Gebietsweise bedeckt durch Hochnebel, außerhalb der Nebelzonen allgemein heiter bis wolkig.
    Mit diesen Kurznachrichten haben wir das heutige Mittagsjournal beendet.
    Informationen hören Sie zu jeder vollen Stunde in den Nachrichtensendungen.
    Die nächste ausführliche Informationssendung, das Abendsjournal, beginnt um 18 Uhr in den Programmen Österreich 1 und Österreich Regional.
    Damit auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

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    Nachrichten
    Datum: 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD: Vor Entscheidung der FDP zur Zusammenarbeit mit der CDU für ein konstruktives Mißtrauensvotum im Bundestag
    Einblendung: Ex-FDP Innenminister Gerhard Baum
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung] , Baum, Gerhart [Interviewte/r]
    Datum: 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Wahlen in Hessen, mögliche Folgen für Wahlen in Österreich
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Industriellenvereinigung präsentiert Studie über Wirtschafts- und Politikverständnis der Maturanten
    Einblendung: Rudolf Bretschneider (Fessel-Institut)
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Bretschneider, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Premierenvorschau: "Danton's Tod" von Büchner im Grazer Schauspielhaus
    Einblendung: Szenenausschnitt, Kurt Josef Schildknecht (Regie), Szenenausschnitt mit Oliver Stern (Danton) und Peter Uray (Robespierre)
    Mitwirkende: Rosbaud, Wilhelm [Gestaltung] , Anonym, Schauspieler, Schauspielerin [Interpret/in] , Schildknecht, Kurt Josef [Interviewte/r] , Stern, Oliver [Interpret/in] , Uray, Peter [Interpret/in]
    Datum: 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trend in der Science Fiction Literatur
    Einblendung: Herbet W. Franke
    Mitwirkende: Patsch, Regina [Gestaltung] , Franke, Herbert W. [Interviewte/r]
    Datum: 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zukunft von Bauknecht-Betrieben in Österreich
    Einblendung: Handelsminister Staribacher
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Staribacher, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressefoyer nach Ministerratssitzung: Sanierung der Verstaatlichen, Mindesturlaub
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Chinesische Wissenschaftler legen Kriterienkatalog für Erdbeben-Vorhersage vor
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Titel Mittagsjournal 1982.09.28
    Spieldauer 00:59:22
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-820928_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt