Mittagsjournal 1979.08.18

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Guten Tag meine Damen und Herren, bei der einstündigen Samstag-Mittag-Information des aktuellen Dienstes begrüßt Sie Karl Jekowski.
    Zu Ihrer Orientierung für die nächsten 60 Minuten kurz die Schlagzeilen der geplanten Beiträge.
    Diskussion um neues österreichisches Budgetrecht.
    Die Regierungspartei betrachtet dieses Thema als Schwerpunkt im Herbst.
    Beginn der UNO-Wissenschaftskonferenz am Montag in Wien.
    Gespräch mit einem österreichischen Entwicklungshelfer über Probleme der praktischen Entwicklungshilfe.
    Amerikanischer Sonderbotschafter Strauss auf Beschwichtigungstour im Nahen Osten.
    Heute Gespräche mit Ägyptens Präsident Sadat und Afrika.
    Gegner der derzeitigen Rhodesian-Politik beraten neue Marschroute.
    Die Kulturredaktion berichtet unter anderem über Lessings Nathan der Weise bei dem Bregenzer Festspielen und die Beteiligung österreichischer Künstler beim Festival von Orange in Südfrankreich.
    Zu Beginn, nun wie üblich die Nachrichten, verantwortlicher Chef vom Dienst ist heute Henry Goldhahn und Sprecher Wolfgang Rimmerschmidt.
    Iran
    Jeidenführer Khomeini hat die Armee aufgefordert, innerhalb von 24 Stunden für eine Beendigung der schweren Kämpfe in der westpersischen Kurdenstadt Pavech zu sorgen.
    Wörtlich sagte Khomeini, sollte es der Regierung mit ihren Flugzeugen, Panzern und Kanonen nicht gelingen, die Massaker in Pavech zu beenden, seien ihm alle Armeekommandanten verantwortlich.
    Er werde ihnen gegenüber eine revolutionäre Haltung einnehmen.
    Die Regierung unter Ministerpräsident Basargan hat daraufhin den kurdischen Kriegern ein Ultimatum gestellt und sie aufgefordert, bis 13 Uhr Ortszeit, das ist 9.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit, die Waffen niederzulegen.
    Ob die Rebellen dieser Aufforderung nachgekommen sind, ist noch nicht bekannt.
    Die Kämpfe in Parvej sollen nach Berichten aus Teheran mindestens 58 Menschenleben gefordert haben.
    Dagegen behaupten die Kurden, es seien mindestens 200 Zivilisten ums Leben gekommen.
    Im Konsulat der Vereinigten Staaten in Teheran haben sich in der Nacht auf heute mehrere schwere Explosionen ereignet.
    Unbekannte Täter schleuderten zwei bis drei Handgranaten gegen das Gebäude.
    Verletzt wurde niemand.
    Revolutionsgarden hatten aufgrund einer telefonischen Warnung die Räume evakuiert.
    Das Ausmaß des Sachschadens wird als gering bezeichnet.
    Kambodscha
    Mit den Plädoyers von Anklage und Verteidigung wird heute in Phnom Penh der sogenannte Völkermordprozess gegen den gestürzten Staatschef Pol Pot und gegen Mitglieder seiner Regierung fortgesetzt.
    Gestern wurde die Beweisaufnahme abgeschlossen.
    Aus einem der im Gericht vorgelegten Dokumente geht hervor, dass eine Volksschule in der Nähe von Phnom Penh unmittelbar nach dem Machtwechsel im April 1975 in eines der wahrscheinlich größten Konzentrationslager des Landes umgewandelt wurde.
    In der Umgebung der Schule konnten bisher 19 Massengräber freigelegt werden, die die sterblichen Überreste von jeweils 30 bis 40 Menschen enthielten.
    In dem Konzentrationslager dürften 10.000 bis 12.000 Personen, unter ihnen zahlreiche Frauen und Kinder, zu Tode gefoltert oder mit Eisenstangen erschlagen werden sein.
    Gegen Pol Pot und seinen Stellvertreter Yang Sari wird in Abwesenheit verhandelt.
    Pol Pot hält sich angeblich im kambodjanischen Dschungel verborgen, um den Untergrundkampf gegen die neue probietnamesische Regierung zu organisieren.
    Die Urteilsverkündung im Völkermordprozess ist für morgen vorgesehen.
    Nahe Osten.
    Der amerikanische Sonderbeauftragte Robert Strauss trifft heute in Kairo mit Präsident Sarrat und Ministerpräsident Khalil zu Gesprächen über die Autonomie-Regelung für Palästinenser im Westjordanien und im Gazastreifen zusammen.
    Gestern konferierte Strauss mit der israelischen Regierung über diese Frage.
    Der ägyptische Ministerpräsident Khalil hat sich in einem Interview über die britische Rundfunkgesellschaft BBC dafür eingesetzt, die israelisch-ägyptisch-amerikanischen Autonomieverhandlungen auf höherer Ebene fortzusetzen.
    Khalil meinte, wenn die derzeitigen Unterredungen ergebnislos blieben, könnte ein Treffen der Präsidenten Carter und Sadat mit Ministerpräsident Begin notwendig werden.
    USA.
    Präsident Carter hat in St.
    Paul im Bundesstaat Minnesota an Bord des alten Raddampfers Delta Queen eine siebentägige Fahrt auf den Mississippi begonnen, um für sein Energiesparprogramm zu werben.
    Carter, er wird von Frau und Tochter begleitet, will in Reden in mehreren Städten die Notwendigkeit strikter Energiemaßnahmen unterstreichen.
    Vor Beginn der 1100 Kilometer langen Fahrt nach St.
    Louis im Bundesstaat Missouri, ersuchte Carter, Mitglieder der Stadtverwaltung von St.
    Paul, sein Vorhaben zu unterstützen, das Programm zur Erschließung alternativer Energiequellen durch eine Sondersteuer auf überhöhte Gewinne der Ölkonzerne zu finanzieren.
    Während der nächsten zehn Jahre will Qatar 142 Milliarden Dollar für die Nutzung der Sonnenenergie, für die Entwicklung von Techniken zur Kohleverflüssigung und zur Erschließung anderer Energiequellen aufwenden.
    Südafrika Bis zur Revolution gegen Shahreza Pahlavi war der Iran Südafrikas Hauptlieferant für Rohöl.
    Als Teheran den Ölhahn zudrehte, gab es zwar Rohölangebote von allen Seiten, aber zu astronomischen Preisen.
    Dank ihren reichen Kohlevorkommen und der Weiterentwicklung der Technologie zur Treibstoffgewinnung aus Kohle, dem sogenannten Sarsol-Verfahren, konnte Südafrika seinen Energiebedarf zu vier Fünftel aus inländischer Produktion decken.
    Nun wird in Osttransvaal ein zweites Sarsol-Werk gerichtet, das die bisherige Produktion verdoppeln soll.
    Den fehlenden Energiebedarf hoffen die Südafrikaner durch Entwicklung neuer Technologien zu decken.
    Erst vor kurzem gab das Landwirtschaftsministerium bekannt, dass ein Dieselölersatz aus Sonnenblumenöl gewonnen werden könne.
    Zur Zeit läuft ein Forschungsprogramm über die Verwendung von Wasserstoff für den Motorenantrieb.
    Der Prototyp eines solchen Motors soll noch heuer fertiggestellt werden.
    Ungarn, Österreich.
    Dieseltreibstoff wird ab heute in Ungarn an ausländische Fahrzeuge nur noch gegen Gutscheine abgegeben.
    Wie der ÖAMTC meldet, können Ausländer die Treibstoffgutscheine an den Grenzübergängen bei Reisebüros und Geldwechselstellen in Ungarn nicht aber in Österreich kaufen.
    Autofahrer aus westlichen Ländern müssen die Gutscheine in harter Währung bezahlen.
    Für nicht verbrauchte Gutscheine gibt es keine Rückkaufmöglichkeit.
    Österreich.
    Der freiheitliche Klub Ockmann-Peter wirft heute im Pressedienst seiner Partei der Regierung vor, dem Geburtenrückgang in Österreich nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet zu haben.
    Er wertet dies als Beweis für die Dringlichkeit der Erstellung eines bevölkerungspolitischen Konzeptes.
    Obwohl den Familien durch Heiratsbeihilfe, Geburtenbeihilfe, Gratisschulbücher und andere Aktionen verstärkte finanzielle Förderung zuteil geworden sei, habe der Geburtenrückgang im Österreich des Wohlstandes ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht, meinte Peter.
    Bevölkerungspolitik müsse deshalb durch ideelle Förderung ergänzt werden.
    Peter nannte als Beispiele den Abbau kinderfeindlicher Einrichtungen in Großstädten, die Schaffung kindergerechter Wohn-, Spiel- und Lebensbereiche und den Mut der Eltern zum Konsumverzicht.
    Bei der von Justizminister Broda durch Vorlage seines Mietrechtsentwurfs ausgelösten Debatte sollte ein offener Wohnungsmarkt zum Zielpunkt werden, der im Großen und Ganzen nach den Prinzipien der freien Marktwirtschaft funktioniert, erklärte heute der Generalsekretär des österreichischen Akademikerbundes, Werner Melis, in einer Presseaussendung.
    Die Sozialisten sollten sich überlegen, meinte Melis, ob es nicht im Interesse von Mietern, Wohnungs- und Einfamilienhausbesitzern besser wäre, ein wirklich modernes Mietrecht in parlamentarischer Zusammenarbeit zu gestalten.
    Ohne marktgerechte Mietzinse, die auch dem Hausherrn einen Ansporn zur Erhaltung und Verbesserung des Althausbestandes geben, könne das Wohnungsproblem nicht gelöst werden.
    Schweden.
    Das schwedische Observatorium in Uppsala hat in der Nacht auf heute eine unterirdische Atomexplosion in Semipalatinsk in Sibirien registriert.
    Es dürfte dies nach offiziellen amerikanischen Statistiken der neunte sowjetische Atomversuch in diesem Jahr gewesen sein.
    Im vergangenen Jahr fanden 48 Atomversuche statt, davon 27 in der Sowjetunion.
    Sowjetunion.
    Nach etwa sechs Monaten im All werden die beiden Kosmonauten Lyakhov und Ryumin morgen zur Erde zurückkehren.
    Die Kosmonauten haben bereits wissenschaftliches Material von der Raumstation Salyut 6 in das Raumschiff Soyuz 34 umgeladen und sich medizinischen Untersuchungen in besonderen Raumanzügen unterzogen.
    Diese Anzüge sollen eine leichtere Umstellung nach der langen Zeit der Schwerelosigkeit ermöglichen.
    Yako von Ryumin sind am 25.
    Februar zu ihrer Mission gestartet.
    Sie haben einen neuen Rekord für die Dauer des Aufenthalts von Menschen im Weltraum aufgestellt.
    Japan, USA.
    Die beiden Länder haben ein neues Abkommen zur Regulierung der japanischen Textilexporte auf dem amerikanischen Markt unterzeichnet.
    Der Vertrag sieht Ausfuhrrestriktionen für elf Textilartikel vor.
    Diese Beschränkungen sollen bis Ende 1981 gültig sein.
    Aufgrund der bisherigen bilateralen Abkommen waren nur sechs Artikel beschränkt zur Einfuhr in die Vereinigten Staaten zugelassen.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Das Tief über dem Golf von Genua verstärkt sich und wird seinen Einfluss auch auf den Osten Österreichs auswirken.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen bereits häufig Regen, sonst anfangs zum Teil noch aufgelockert bewölkt.
    Im weiteren Tagesverlauf Bewölkungszunahme und nachfolgend gebietsweise Regen oder gewittrige Regenschauer.
    Winde aus Südost bis West.
    Nachmittagstemperaturen je nach Bewölkung 15 bis 23 Grad, im Osten bis 26 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 10 bis 17 Grad.
    Die Wetteraussichten für Morgen und Sonntag.
    Meist stark bewölkt bis bedeckt, zeitweise Regen, der vor allem im Süden und Westen Österreichs insgesamt ergiebig sein kann.
    Östliche Winde.
    Frühtemperaturen 10 bis 17 Grad, Tageshöchstwerte 15 bis 22 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig 23 Grad, Südwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig 24 Grad, Ost 10 Kilometer.
    Linz heiter 22 Grad, Ost 20.
    Salzburg stark bewölkt 17 Grad, Nordwest 5 Kilometer.
    Innsbruck stark bewölkt, 16 Grad windstill.
    Bregenz bedeckt, Regen 15 Grad, West 3 Kilometer.
    Graz wolkig, 22 Grad, Südost 15 und Klagenfurt wolkig, 21 Grad, Ostwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Nun ein Blick auf die Studie Uhr.
    Es ist jetzt elfeinhalb Minuten nach zwölf.
    Einer der Hauptschwerpunkte der innenpolitischen Auseinandersetzungen des kommenden Herbstes wird auch heuer wieder die Budgetdebatte sein.
    Sie wird unter anderem denselben rechtlichen Rahmenbedingungen ablaufen wie schon in den vergangenen Jahren.
    Denn die Bemühungen um eine Reform des Haushaltsrechts haben bisher noch keine Erfolge gezeitigt, obwohl alle Parteien über die Notwendigkeit einer solchen Reform längst einig sind.
    Nun hat die Regierungspartei einen neuen Anlauf zur Budgetrechtsreform unternommen.
    SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer hat die Neuordnung des Haushaltsrechts unter die vordringlichen Schwerpunkte der nächsten gesetzgeberischen Vorhaben seiner Partei eingereiht.
    Wie soll nun diese Reform aussehen und was sagen die Oppositionsparteien dazu?
    Hören Sie dazu den folgenden Beitrag von Hans Langsteiner.
    Die Diskussionen über eine Reform des Budgetrechts dauern nun schon mehr als zehn Jahre.
    Noch in der Zeit der früheren ÖVP-Regierung waren gleich zwei Budgets vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben worden, weil sie die Budgethoheit des Parlaments, also die letztliche Endkontrolle der gesetzgebenden Körperschaft, verletzten.
    Auch die Voranschläge sozialistischer Ressortchefs gaben immer wieder Anlass zu Grundsatzdiskussionen, die mit den Kontroversen über die umstrittene 2 Milliarden Schilling-Kreditaufnahme des Bundes vor fünf Jahren einen spektakulären Höhepunkt erreichten.
    Nun soll eine Reform des Haushaltsrechts nach Möglichkeit alle diese offenen Fragen bereinigen.
    SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer umreist die grundsätzliche Problematik.
    Unser Haushaltsrecht, wie es heute noch gültiges Gesetz ist, stammt aus den 20er Jahren.
    Das heißt aus einer Zeit, wo die wirtschaftliche Dynamik wesentlich geringer war, wo es genügt hat, dass der Nationalrat ein Budget für ein Jahr beschließt und damit waren die Richtlinien der Wirtschaftspolitik vorgegeben.
    Heute brauchen wir ein moderneres, flexibleres Haushaltsrecht, das der Verwaltung, also in erster Linie dem Finanzminister, die Möglichkeit gibt, auf konjunkturelle Schwankungen, Krisen, Probleme rasch zu reagieren, ohne ein allzu enges, unflexibles Korsett vorzufinden.
    Und die Parlamentarier haben aber Recht, nicht nur die Opposition, auch die Regierungspartei, wenn sie sagen, dieser größeren Flexibilität für den Budgetvollzug muss eine vermehrte Information, begleitende rechtzeitige Information gegenüberstehen und auch Kontrolle und auch Bewilligungsrechte, was denn nun tatsächlich während des Haushaltsjahres geschieht.
    Diese Zielsetzung gleicht ein wenig der Quadratur des Kreises.
    Einerseits soll der Finanzminister wie gesagt rascher als bisher auf Veränderungen der konjunkturellen Situation reagieren können.
    Andererseits will ihm dabei das Parlament noch genauer als jetzt auf die Finger sehen.
    In der Regierungspartei denkt man dabei unter anderem an eine bessere Abgrenzung zwischen Finanz- und Verwaltungsschulden, an die Verpflichtung zur Vorlage einer fünfjährigen Finanzplanung und an eine Erweiterung der Kontrollrechte des Nationalrats.
    Obwohl dies im Grundsätzlichen auch den Forderungen der Großen Oppositionspartei entspricht, äußert sich ÖVP-Finanzsprecher Graf, den wir telefonisch erreichten, vorerst noch abwartend.
    Ich glaube für die ÖVP im Moment, man kann weder Ja noch Nein sagen, weil unabhängig davon, natürlich haben wir vieles, was jetzt angeboten wird, gefordert, aber der Herr Finanzminister wird uns grundsätzlich einiges sagen müssen, bevor man
    sagt, ob der Vorschlag Androsch brauchbar ist oder nicht.
    Ich darf also bitteschön nur zwei Dinge nennen.
    Wir haben ja seinerzeit an der Regierung seiend Budgetvorschauen gemacht.
    Sie wurden damals heftig verlangt von der damaligen Opposition.
    Das hat sich jetzt aufgehört.
    Zu einer Veränderung des Budgetrechts, für das ich Ansicht zu haben wäre, gehört ja vielleicht auch die Erklärung, passiert so etwas wieder wie beim zweiten Abkommen Änderungsgesetz.
    Diese Vorfragen müsste der Herr Finanzminister uns einmal erklären.
    Ich bin ja für Gespräch und ich wäre sehr zufrieden, wenn es zu einem Budgetrecht käme, das eine erhöhte Kontrolle des Parlaments beinhaltet.
    Gerade über diesen Ausbau der Kontrollrechte des Parlaments hat der sozialistische Klubchef Fischer schon konkrete Vorstellungen.
    Wenn die Dispositionen des Finanzministers gewisse Größenordnungen überschreiten, dann sind
    parlamentarische Beschlüsse.
    Haushaltsausschuss, Hauptausschuss dafür notwendig.
    Und außerdem soll der Finanzminister dem Parlament nicht nur nach Ablauf des Haushaltsjahres, also gewissermaßen, wenn alles schon gelaufen ist, berichten, sondern in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel vierteljährlich, über den tatsächlichen Budgetvollzug eine Information geben.
    Das ist der Grundgedanke und das sind auch die wesentlichen Kontrollelemente, die uns vorschweben.
    Diskussionen könnte ein anderer Punkt des sozialistischen Budgetreformpaketes auslösen.
    Nach den Vorstellungen der SPÖ sollen in Zukunft auch Länder und Gemeinden bei ihrer Haushaltsführung auf das, wie es heißt, gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Rücksicht nehmen.
    Obwohl dies freiwillig und unverbindlich geschehen soll, man denkt etwa an einen regelmäßigen Informationsaustausch zwischen dem Finanzminister und den Landeshauptleuten, will man in der ÖVP die Gefahr einer politischen Knebelung der Gebietskörperschaften zumindest nicht ganz ausschließen.
    Wirtschaftssprecher Graf.
    Wenn darauf hinausläuft, dass eine Veränderung des Finanzausgleichs
    und in verschiedener Richtung Platz greift, dass man versucht, weitere Vorfinanzierungen von kommunalen Behörden und Einrichtungen zu institutionalisieren.
    Da muss man natürlich aufpassen.
    Ich kann ihm noch nicht den Gnäbelungswunsch unterstellen, aber einen Versuch
    Da eine Reform des Budgetrechts in die Verfassung eingreift und daher im Parlament eine Zweidrittelmehrheit erfordert, werden wohl noch einige Gespräche zwischen den politischen Parteien über dieses Thema notwendig sein.
    Die Diskussion um ein neues Budgetrecht fasste Hans Langsteiner zusammen und nun ein Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen, Auswahl der Zitate aus den Kommentaren Wilfried Seifert.
    Das heute vor einer Woche wieder aufgeflammte Diskussionsthema Atomenergie mit seinen Facetten Wiederholung der Volksabstimmung, Meinungsverschiedenheiten quer durch die Parteien und Stellungnahmen aus allen möglichen Lagern ist in den Samstag-Ausgaben der Tageszeitungen der Hauptinhalt der Kommentare.
    Allgemein macht sich bei den Verfassern schon ein gewisser Unmut über das Thema wie auch über die Art der Diskussion breit.
    In der Neuen Kronenzeitung etwa Georg Weiland
    Was ich völlig unverständlich finde, ist die Haltung der Oppositionsparteien, die sonst so gern auf dem Schoß der Wirtschaft sitzen.
    Um taktischer Vorteilewillen schiebt man ein Problem zur Seite, das in seiner Wichtigkeit mit dem der Neutralität unseres Staates vergleichbar ist.
    Wenn schon Nein zu Zwentendorf, dann bitte brauchbare Energiealternativen.
    Aber den Luxus kurzsichtiger Polit-Tricks im Kampf um Wählerstimmen können wir uns wirklich nicht leisten.
    Im sozialistischen oberösterreichischen Tagblatt bezieht sich Walter Kunz auf eine Äußerung von Bundeskanzler Kreisky, der als Vorbedingung für eine neuerliche Atominitiative der SPÖ die Zustimmung von 30 bis 35 Mandataren der ÖVP verlangt hatte.
    Kunz meint,
    Nachlage der Dinge ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen, dass sich im Parlament eine Zweidrittelmehrheit bildet, um das Atomsperrgesetz außer Kraft zu setzen.
    Keine Gesetzesänderung, keine Volksabstimmung, kein Zwentendorf.
    Und hoffentlich bald auch ein Ende dieser Antidiskussion, die von Haus aus mutwilligerweise umfunktioniert und über Dinge geführt wurde und wird, die abseits der Realpolitik liegen.
    Josef Laschober in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Überhaupt bot die hochgetriebene Diskussion lehrreiche Beispiele dafür, was alles angerichtet werden kann, wenn die Zügellosigkeit die Oberhand gewinnt.
    Die Vernunft bleibt dann todsicher auf der Strecke.
    Ganz arg wird es aber immer dann, wenn parteipolitische Köche dazu ihr Süppchen kochen.
    Aus dem Eintreten von ÖGB-Präsident Benja für die Kernenergie wurde Flux eine handfeste Gefahr für die Demokratie fabriziert.
    Ausgesprochene Forderungen zum Rücktritt konnten da natürlich nicht ausbleiben.
    Mitunter düngt es sagenhaft, was manchen einfällt.
    Es soll allen unbenommen sein, Ansichten frei zu äußern.
    Aber dass es neben der Atomfrage noch anderes gibt, sollte denn doch nicht vergessen werden.
    In den Salzburger Nachrichten meint Gerold Christian zur Atomdiskussion.
    Eine Lösung des Atom- und Energieproblems in Österreich ist leider noch nicht in Sicht.
    Die zwischen den Parteien immer wieder ausgetragenen Atomstreitereien haben es verhindert, dass sich die Politiker aller Gruppierungen gemeinsam den Kopf darüber zerbrochen hätten, wie man aus der zu erwartenden Energiemisere herauskommt, anstatt nur daran zu denken, mit welchem vordergründigen Argument man den politischen Gegner schwächen und seine eigene Position stärken könnte.
    Zwei Kollegen aus den Tageszeitungen werten heute die Atomdiskussion aus der Sicht des Journalisten, etwa Hans-Werner Scheidl in der Tageszeitung die Presse.
    Grässlicher Verdacht.
    Ist diese ganze Atomdebatte nichts anderes als das logische Ergebnis sommerlicher Hitze, verbunden mit sonstiger absoluter Nachrichtenflaute?
    Denn eines ist doch offensichtlich, dass zwar viel über taktische Manöver der beiden Großparteien geredet wird, dass aber über das Problem selbst nicht gesprochen wird.
    Wie sollte man auch?
    Die Argumente der Zwente-Fans haben sich genauso wenig geändert, wie die der Gegner.
    Im Kurier schließlich zieht Fritz Pesata so etwas wie eine publizistische Zwischenbilanz des zu Ende gehenden politischen Sommers.
    Eines Sommers, in dem von der viel zitierten Saurigurkenzeit nicht viel die Rede war, meint Pesata.
    Seit etlichen Jahren treibt auch die politische Sommerpause den Daheimgebliebenen die Schweißtropfen auf die Stirn über das, was die Fortgefahrenen in falsch verstandenen Aktivurlauben wazierenden Journalisten anvertrauen.
    Wäre Bruno Kreisky-Kernt nicht zu teuer geworden, die SPÖ hätte sich den seit 1977 zur Tradition gewordenen internen Sommerstreit glatt erspart.
    So jedoch passieren bereits das dritte Jahr zwischen Wien und Mallorca zeitungsfüllende Pannen zwischen Altvater Kreisky und Ziehsohn Androsch, die sich nicht immer auf die schlechte Telefonverbindung der Urlauberinsel zurückführen lassen.
    Die einzige Schlagzeile, die die MOK-Partei in diesem Sommer lieferte, verdankt sie Wehrsprecher Felix Amakora, was für das Glück einer Partei auch nicht ausreichen sollte.
    Ihre Chancen, durch rasches und zielbewusstes Handeln bei der Findung eines eigenen Präsidentschaftskandidaten den Beifall einer breiteren Öffentlichkeit zu erwerben, hat sie sich jedenfalls durch ihr Zögern vertan.
    Alexander dem Großen hat sie auch nicht.
    Wilfried Seifert hat die eben gehörten Zitate aus den österreichischen Tageszeitungen ausgewählt.
    Am kommenden Montag beginnt in Wien die größte wissenschaftliche Tagung, die je in Österreich stattgefunden hat und eine der größten, die es international gesehen bisher überhaupt gegeben hat.
    Die UNO-Weltkonferenz über Wissenschaft und Technik im Dienste der Entwicklung, wie ihr offizieller Titel lautet.
    Diese Konferenz wird rund 4.000 Politiker und Wissenschaftler aus fast 150 Staaten als Teilnehmer haben und gilt als ein Weltereignis von großer Bedeutung für die Zukunft der Menschheit.
    Die Monster-Konferenz wird bis zum 31.
    August dauern und sich mit einer Reihe aktueller Fragen im Zusammenhang mit dem Transfer von Technologie aus Industriestaaten in dritte Welt und mit der Stärkung der wissenschaftlich-technischen Kapazitäten der Entwicklungsländer auseinandersetzen.
    Über die Ausgangsposition und die Ziele der großen UNO-Konferenz informiert Edgar Sterbens.
    Die Ungleichheit zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern dokumentiert sich auch im Bereich von Wissenschaft und Forschung.
    Laut einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung verfügen die Industriestaaten praktisch über ein Monopol auf diesem Sektor, während die Entwicklungsländer von der Technologie der industrialisierten Welt abhängig sind.
    Mehr als neunzehntel aller wissenschaftlichen Forschungen werden in den entwickelten Ländern durchgeführt.
    Von den rund 150 Milliarden Dollar, die jährlich weltweit für Forschung und Entwicklung ausgegeben werden, werden nicht einmal drei Prozent für Forschungsvorhaben in der dritten Welt aufgewendet.
    Von den etwa drei Millionen Wissenschaftlern und Technikern, die es heute gibt, leben nur zehn Prozent in den Entwicklungsländern oder arbeiten an Problemen, die diese betreffen.
    Dabei werden im Jahre 2050 ungefähr 90 Prozent der Weltbevölkerung in den derzeit noch unterentwickelten Staaten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas leben.
    Um dieses Ungleichgewicht zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern zu eliminieren und eine noch tiefere technologische Kluft zwischen Nord und Süd zu vermeiden, will man auf der Wiener UNO-Konferenz versuchen, eine neue internationale Ordnung für Wissenschaft und Technik auf die Beine zu stellen.
    Ob dies allerdings gelingen wird und wessen Stempel eine neue wissenschaftliche und technische Weltordnung tragen könnte, ist mehr als fraglich.
    Fest steht nur, dass es für die Weltwissenschaftskonferenz genügend Zündstoff gibt und dass die Länder der Dritten Welt, den Industriestaaten, voraussichtlich den Kampf zur Erringung ihrer wissenschaftlich-technischen Unabhängigkeit ansagen werden.
    Nach Ansicht führender Politiker und Wirtschaftsexperten der Entwicklungsländer stellen Wissenschaft und Technik in ihrer gegenwärtigen Form ein Werkzeug der Unterdrückung dar, das die reichen Industriestaaten brutal gegenüber den Armen der dritten und vierten Welt anwenden.
    Die Industriestaaten beantworten diesen Vorwurf mit dem Hinweis, dass sich die Entwicklungsländer in ihrer Rohstoffpolitik auch nicht gerade Zurückhaltung auferlegen und zum Beispiel ganz gezielt die Ölwaffe gegen sie einsetzen.
    Neben dem schon lange schwelenden Nord-Süd-Konflikt zieht sich aber auch das wachsende Misstrauen zwischen aufstrebenden Entwicklungsländern wie etwa Mexiko oder Brasilien und den ärmsten Nationen der Welt, die nicht einmal über eine eigene Ernährungsbasis, geschweige denn über Rohstoffe verfügen, als weitere Spannungszone durch den Wiener Technologiekongress.
    Auch die verschiedenen mit Wissenschaftstechnik und Entwicklungshilfe beschäftigten UNO-Organisationen, die bei der Tagung vertreten sind, haben unterschiedliche Vorstellungen vom Sinn und Zweck der Wissenschaftskonferenz.
    Eine Gruppe wollte von vornherein das Treffen zu einem politischen Schlagabtausch deklarieren, eine andere äußerte öffentlich Zweifel, ob Politiker zur Behandlung anstehender Sachfragen nicht zu wenig selbstkritisch seien und daher besser das Feld Wissenschaftlern und Wirtschaftsexperten überlassen sollten.
    Fazit dieser organisationstechnischen Kontroverse ist, dass die seit drei Jahren geplante Weltwirtschaftskonferenz monströse Ausmaße besitzt und dass ihre 4000 Teilnehmer, ob Politiker, Wissenschaftler oder Wirtschaftswachleute allesamt als Regierungsvertreter die offiziellen Standpunkte ihrer Entsenderländer zum Besten geben werden.
    Skeptiker befürchten, dass durch die Räume der Wiener Stadthalle Schwaden der rhetorischen Selbstbeweihräucherung ziehen werden, dass von Selbstkritik keine Rede sein wird und dass im unvermeidlichen Politpalaber jeweils massive Angriffe auf die Gegenseite erhoben werden.
    Dennoch heißt es, sollte man die Chancen, die die Wiener Konferenz bietet, nicht unterschätzen.
    Könnte sie doch dazu beitragen, das vorgezeichnete Nord-Süd-Feindbild, wenn schon nicht im großen Forum, so doch bei informellen Gesprächen abzubauen.
    Sollte dies möglich sein, wäre auch die Klärung einzelner Detailfragen vorstellbar.
    Wie etwa des Themenkomplexes, auf welche Weise Entwicklungsländer die erforderliche Infrastruktur und die notwendigen Managementkapazitäten erlangen könnten, um Wissenschaft und Technik im Rahmen der von ihnen gewählten, auf ihre speziellen Probleme ausgerichteten Entwicklungsstrategien anzuwenden.
    Auch das Problem, wie Technologie aus den Industriestaaten in die Länder der dritten Welt zum beiderseitigen Nutzen weitergegeben werden kann und welche neuen Formen der internationalen Zusammenarbeit bei der Anwendung von Wissenschaft und Technik ins Auge gefasst werden könnten, wäre dann nicht mehr unlösbar.
    Für die Weltwissenschaftskonferenz im Allgemeinen dürfte aber dennoch der Satz Gültigkeit haben, es hat wenig Sinn, den Teufel im Detail bewältigen zu wollen und seine Großmutter zu ignorieren, die möglicherweise im Gesamtkonzept steckt.
    Im Mittelpunkt der Diskussion der Entwicklungshilfekonferenz steht die gerechte Verteilung der Güter und die bessere Zugänglichkeit zu neuen Technologien.
    Österreichs Finanzminister Hannes Andros hat in einem Vortrag bei den Hamburger Wirtschaftstagen der Ebert-Stiftung die bevorstehenden Probleme im sogenannten Nord-Süd-Konflikt anhand eines Beispiels zu illustrieren versucht.
    Andrusch ging bei seinem Beispiel davon aus, dass die Weltbevölkerung in einem Dorf zu 1.000 Einwohnern existiert.
    Auf 210 Europäer und 60 Nordamerikaner kämen 80 Menschen aus Lateinamerika, 86 auf Afrika und 564 Einwohner Asiens oder des Pazifischen Raums.
    500 von ihnen hätten genug zu essen, die andere Hälfte nicht.
    300 der 1.000 Einwohner könnten lesen.
    700 können weder lesen noch schreiben.
    Und schließlich das einprägsamste Verhältnis.
    60 Personen verfügen über die Hälfte des gesamten Einkommens im Dorf.
    Die zweite Hälfte müssen sich die restlichen 940 Dorfbewohner teilen.
    Die Frage, die sich vor solchen Mammut-Konferenzen jedes Mal stellt, lautet, können die Ergebnisse der Beratungen auch tatsächlich in die Tat umgesetzt werden?
    Und wenn ja, wie wirksam und hilfreich ist dann Entwicklungshilfe in der Realität?
    Wir haben dazu einen Entwicklungshelfer befragt, der die Probleme hautnah bei seiner täglichen Arbeit im afrikanischen Staat Oberwolta erfährt.
    Michael Kerber führte mit Christoph Gutermann das folgende Gespräch.
    Herr Gütermann, Sie sind seit drei Jahren in Oberwolta als Entwicklungshelfer tätig.
    Sie wollen auch die kommenden zwei Jahre im Ministerium für ländliche Entwicklung in Oberwolta als Entwicklungshelfer tätig sein.
    In der nächsten Woche in Wien wird auch darüber beraten, wie man diesen unterentwickelten Ländern verbesserte Technologien zugänglich machen kann.
    Glauben Sie, dass darin ein Heilmittel gegen die Benachteiligung der Entwicklungsländer gefunden werden kann?
    Das hängt ganz davon ab, was man unter verbesserten Technologien versteht.
    Wenn man unter verbesserten Technologien unsere hochentwickelten Technologien versteht, die Arbeitsplätze einsparen, dann sind sie sicher nicht geeignet für diese unterentwickelten Länder, wo es sehr viele Arbeitskräfte gibt und deren Hauptproblem die Arbeitslosigkeit ist.
    Wie hoch ist denn eigentlich die Arbeitslosigkeit in Oberwolta?
    Das ist in Ziffern sehr schwer auszudrücken.
    Es gibt bei einer Bevölkerung von 6,5 Millionen Einwohnern gibt es 45.000 Gehaltsempfänger.
    Nun erstellt man sich ja die Frage, wovon leben die Leute?
    95% der Bevölkerung leben auf dem Land und leben von dem, was sie produzieren.
    Und der Rest lebt in der Stadt und wenn sie keine Arbeit haben, leben sie von den Almosen der anderen.
    Nützt es etwas, wenn die einzelnen unterentwickelten Länder versuchen, auf sich allein gestellt durchzukommen, sich also quasi vom internationalen Markt abzukoppeln?
    Die Abkopplungsthese scheint sehr interessant zu sein.
    Für Oberbeutel allein glaube ich nicht, dass es möglich ist, sich abzukoppeln.
    Eine ganz andere Sache wäre es, wenn es den Ländern gelänge, sich in größeren regionalen Zusammenschlüssen zu finden und dann gemeinsam sich abzukoppeln.
    Das könnte unter Umständen eine Möglichkeit sein,
    eine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen.
    Warum scheitern eigentlich, oder warum sind so oft Projekte, die in Konferenzzentren ausgearbeitet werden, vom Scheitern bedroht?
    Projekte werden nicht nur in Konferenzzentren ausgearbeitet, sie werden auch in den Ländern selber oft von Leuten ausgearbeitet, die aus dem Ausland kommen, das heißt weiße Experten.
    Einer hat mir einmal erklärt, dass sämtliche Projekte in Hotelzimmern ausgearbeitet werden.
    Ich habe ihn dann darauf geantwortet, dass man sie ihnen auch ansieht.
    Es ist so, dass eben gerade die Weißen, die hinunterkommen, zwar voller guter Absichten sind, aber es ihnen sehr schwerfällt von ihren
    überkommenen Denkansätzen sich loszumachen.
    Das heißt, sie versuchen, die Probleme Afrikas im Speziellen mit europäischen Ideen zu lösen.
    Und das geht dann eben meistens schief, weil man sich überhaupt keine Gedanken darüber macht, wie die Afrikaner diese Ideen überhaupt aufnehmen können, ob das in ihren sozioökonomischen und kulturellen Hintergrund passt.
    Heißt es, dass der Entwicklungshelfer, der helfen will, eigentlich ein, zwei Jahre lang mit diesen Leuten leben müsste, ihr Denken begreifen müsste, bevor er beginnt, ein Projekt in die Realität umzusetzen?
    Auf jeden Fall kann man sagen, dass es mindestens ein Jahr Akklimatisation braucht, bevor man wirklich zu arbeiten anfangen kann.
    Darum sind auch Einsätze von nur zwei Jahren eigentlich sehr kurz.
    weil man praktisch nur ein Jahr wirklich gut arbeiten kann, wenn überhaupt.
    Sind die Projekte, die Entwicklungshilfeprojekte nicht auch zum Scheitern verurteilt oder anfällig dafür zu scheitern, weil der Entwicklungshelfer hinuntergeht, der hinuntergeht auch unter einem gewissen Erfolgszwang steht?
    Natürlich, das ist auch ein großer Haken bei all diesen Projekten.
    Wenn ein Projekt geplant wird und dann durchgeführt wird, dann muss es nach einem Jahr und nach zwei Jahren gewisse Resultate zeigen.
    Und das ist eben dann das, was nachher nicht weitergeht, weil die Projekte laufen, weil eben die Weißen da sind, das Geld da ist und die Afrikaner machen das, was von ihnen erwartet wird.
    Kaum ist der Weiße weg, geht dann alles, zerfällt dann alles.
    weil es keine Motivation von der afrikanischen Seite her gibt, das zu machen, was eben gemacht werden müsste.
    Das heißt, Entwicklungshilfe ist in erster Linie eine Anleitung zur Motivation zu helfen?
    Ja, es gibt das schöne Schlagwort Hilfe zur Selbsthilfe.
    Das klingt sehr schön, ist in der Praxis sehr schwierig zu realisieren, aber man kann es nur realisieren, indem man sich eben sehr viel Zeit lässt,
    und zunächst einmal versucht, die Leute wirklich zu verstehen, ihre Bedürfnislage zu verstehen und dann versucht, mit ihnen gemeinsam zusammen an der Änderung ihrer aktuellen Situation zu arbeiten.
    Ist es nicht gerade günstig, dass diese Konferenz nächste Woche in Wien stattfinden wird?
    Bringt da so eine solche Mammutkonferenz etwas oder glauben Sie, dass eine Woche Diskussion um Entwicklungshilfe oder ein Technologietransfer in die dritte Welt umsonst ist?
    Ich glaube, dass Konferenzen nichts bringen oder nur sehr wenig bringen an effektiven Resultaten.
    Sie sind sicher nicht unnütz für die Teilnehmer, denn sie lernen sich gegenseitig kennen und man redet miteinander.
    In der aktuellen Situation der Entwicklungsländer wird sich durch solche Konferenzen überhaupt nichts ändern.
    Welches persönliche Ziel haben Sie sich gesteckt in Ihrer Arbeit als Entwicklungshelfer?
    Mit welcher Überlegung wollen Sie in zwei Jahren nach Österreich zurückkommen, ohne sagen zu müssen, das Projekt, an dem ich gearbeitet habe, ist jetzt zu Ende, ist jetzt vorbei, ist jetzt gescheitert, weil ich weggegangen bin?
    Ich hoffe, dass ich durch mein Dortsein und meine Zusammenarbeit mit Afrikanern eben doch so viel erreichen kann, dass eben in diesem beschränkten Gebiet, wo ich arbeite, die Arbeit auch ohne meine Hilfe weitergehen kann.
    Danke für das Gespräch.
    Michael Herbler war der Interviewer.
    Morgen Vormittag wird das 35.
    Europäische Forum Alpbach feierlich eröffnet.
    Diese Veranstaltung stellt den Versuch dar, neue Formen der praktischen Zusammenarbeit geistig interessierter und intellektuell engagierter Menschen zu entwickeln und den Teilnehmern einen möglichst umfassenden Überblick über die Phänomene der Gegenwart zu gewähren.
    Nachdem in den vergangenen Jahren als Generalthemen Konflikt und Ordnung sowie Wissen und Macht, Legitimitätsprobleme in Kultur und Gesellschaft behandelt wurden, hat man heuer als Motto der bis 31.
    August dauernden Veranstaltung der Mensch in der unvollkommenen Gesellschaft gewählt.
    Hören Sie eine kurze Vorschau von Walter Scholl.
    Ausgehend von der Tatsache, dass alle gegenwärtigen Gesellschaftssysteme den Stempel der Unvollkommenheit an sich tragen, versucht das diesjährige Europäische Forum Alpbach, den Menschen in der unvollkommenen Gesellschaft zu analysieren und Fragen zu stellen nach den Möglichkeiten, sich in einer unvollkommenen Gesellschaft einzurichten.
    Freilich wird man sich auch Gedanken machen müssen über mögliche Verbesserungen und inwieweit Ideologien, die mit utopischen Vorstellungen operieren, tatsächlich wirksam werden können.
    Alternative sozialphilosophische Auffassungen werden zu erörtern sein, sowie Vorzüge und Schwächen verschiedener Gesellschaftsordnungen.
    Man will die Probleme von Etaismus und Anarchie, das Problem der Bürokratie, das der Bürgernähe des Rechtes, die Fragen des Zusammenhangs von Wachstum und Wohlstand, die Theorie und Praxis von Währungssystemen und die Frage der Wahl zwischen technischen Großsystemen und mittleren Technologien behandeln.
    Weiters sind Seminare über den anthropologisch-biologischen Problemkreis, über psychologische Erkenntnisse und ihre Umsetzung in pädagogische Handlungsweisen, über Probleme religiöser Weltdeutungen und über künstlerische Aspekte des Generalthemas Mensch und unvollkommene Gesellschaft vorgesehen.
    Am 29.
    August wird eine Reihe von interdisziplinären Symposien stattfinden.
    Diese für Alpbach neue Veranstaltungsform soll jenen Teilnehmern, die nicht genügend Zeit haben, um an einem der Seminare teilzunehmen, die Möglichkeit geben, sich über einen Problemkreis umfassend zu informieren und mit den in Alpbach anwesenden Wissenschaftlern ins Gespräch zu kommen.
    Europäisches Forum Alpbach, Sie hörten eine Vorschau von Walter Scholl.
    Es ist jetzt neun Minuten nach halb eins und nun zur Außenpolitik, zur Nahostpolitik.
    Da gab es ja in den letzten Tagen einigen Wirbel, vor allem die Meinungsverschiedenheiten zwischen den USA und Israel traten offen zu Tage.
    Amerika geht eigene Wege in der Nahostpolitik und Israel akzeptiert sie nicht.
    Der Rücktritt von UNO-Botschafter Young, er traf sich mit einem PLO-Vertreter,
    brachte keine Entspannung im Verhältnis USA-Israel.
    Auch der Sonderbotschafter der USA Strauss konnte mit seinem Besuch in Israel nicht die Differenzen zwischen Washington und Jerusalem ausräumen.
    Die Palästinenser-Frage bleibt nach wie vor das Hauptproblem in der Nauspolitik.
    Israel ist nicht bereit den Palästinensern weitere Rechte zuzustehen.
    Die USA wollen aber, nicht zuletzt unter dem Druck der arabischen Staaten, eine Änderung der UN-Resolution 242 und damit mehr Rechte für die Palästinenser.
    Der Sonderbotschafter der USA Strauss ist nun nach seinem eher ergebnislosen Gespräch in Israel nach Kairo zu Sondierungen gekommen.
    Hören Sie Klaus Metzler.
    Heute Morgen um 8.30 Uhr, so hatten es die ägyptischen Tageszeitungen angekündigt,
    würden Präsident Sadat und Robert Strauss, US-Sonderbotschafter für den Nahen Osten, zu einem Gespräch in Ismailia zusammentreffen.
    Dieses Gespräch ist mittlerweile beendet und ohne den Inhalt der Unterredung bisher zu kennen, dürfte so viel feststehen.
    Strauss hat den ägyptischen Präsidenten über sein gestriges Gespräch mit Israels Premier Begin informiert.
    das offensichtlich von beidseitigem Bemühen getragen war, die zum Zerreißen gespannten Beziehungen zwischen Washington und Tel Aviv zu lockern, einen vernünftigen Dialog überhaupt erst wieder möglich zu machen.
    Und so versicherte den Strauß auch gleich nach einem ersten Gespräch mit Beijing, die USA dächten überhaupt nicht daran, ihre Nahostpolitik zu ändern.
    Mit anderen Worten, nach wie vor gelte der 1975 vom damaligen Außenminister Henry Kissinger aufgestellte Grundsatz,
    Die Vereinigten Staaten würden niemals mit der PLO, der Palästinensischen Befreiungsorganisation, verhandeln, geschweige sie anerkennen, solange diese wiederum Israel als Staat nicht akzeptiere.
    Zudem komme für die USA eine Änderung der UNO-Resolution 242 nicht infrage.
    Das klingt nach Beschwichtigung ohne Zweifel.
    Hier in Kairo ist die Visite des amerikanischen Unterhändlers, den sein Präsident extra aus dem Urlaub zurück beordert hat, um die festgefahrenen Autonomie-Verhandlungen für die Palästinenser in der Westbank und im Gazastreifen wieder in Schwung zu bringen, offensichtlich ungleich weniger delikat verlaufen als in der Tel Aviv.
    Es gibt derzeit keine elementaren Meinungsverschiedenheiten zwischen Washington und Kairo, wenngleich Ägypten darauf beherrt, die Palästinenser bei diesen Verhandlungen zu beteiligen.
    Nicht erst die PLO-Gespräche Andrew Youngs des eigenwilligen amerikanischen UNO-Botschafters und sein Rücktritt haben gezeigt, dass es hinter den Kulissen sehr wohl Kontakte gibt und auch gegeben hat, die darauf hindeuten, dass die Einsicht auch in Washington wächst, dass ohne die Palästinenser eine Friedensregelung im Nahen Osten nur Stückwerk bleiben kann.
    In Damaskus wiederum hat die PLO ja dieser Tage immerhin vorsichtig angedeutet, dass man gesprächsbereit sei.
    Von einer Änderung der amerikanischen Ostpolitik zu sprechen, ist dennoch verfrüht, auch wenn die Israelis dies schon lange glauben und gar sagen, um des lieben Öls willen würden die Amerikaner von all ihren bisherigen Grundsätzen und Zusagen Israel betreffend abgehen.
    Dies ist falsch.
    Präsident Carter will und kann die Israelis nicht völlig desavouieren, denn die israelische Lobby in den Vereinigten Staaten setzt ihm jetzt schon gehörig zu und schließlich
    rechnet er sich immer noch Chancen aus, ein zweites Mal 1980 Präsident der Vereinigten Staaten zu werden.
    Die amerikanische Regierung hat es schwer.
    Sie muss versuchen, endlich wieder eine geradlinige, glaubwürdige Nahostpolitik zu betreiben.
    Sie weiß, dass es nur mit den Palästinensern, aber gegen die Israelis nicht gehen kann.
    Ein Teufelskreis ohne Ausweg?
    Robert Strauss und Präsident Sadat werden nach einem suchen.
    Der Amerikaner ist mit leeren Händen aus Tel Aviv nach Kairo gekommen.
    Aber er hat immerhin die Zusage des ägyptischen Präsidenten, gemeinsam weiterzumachen, nach Lösungen zu suchen, nach Kompromissen, wie den störrischen Israelis vielleicht doch noch beizukommen ist.
    Die Zukunft von Zimbabwe-Rhodesien ist derzeit eines der Hauptgespräche in Afrika.
    Nach der Commonwealth-Konferenz vor einigen Wochen, bei der der britische Premierminister Frau Thatcher mit seiner ausgewogenen Politik doch einigen Erfolg erzielen konnte, nahm nun der Ministerpräsident der gemischtrassigen Übergangsregierung in Rhodesien, Musarewa, eine Einladung der britischen Regierung,
    zu All-Parteien-Gesprächen in London am 10.
    September an.
    Diese Einladung ist auch an die Gegner Musarevas und Como und Mugabe ergangen.
    Nach den vorliegenden Informationen denkt London daran, den 250.000 weißen Siedlern und einer Gesamtbevölkerung von mehr als 6,5 Millionen Einwohnern für eine Übergangszeit nach der Unabhängigkeit eine bestimmte Zahl von Parlamentssitzen zu reservieren.
    Ob nun diese Vorschläge von den Gegnern der gegenwärtigen Rhodesian-Politik angenommen werden, ist mehr als fraglich.
    Die Gegner, die Frontstaaten, begannen heute mit Gesprächen über ihre zukünftige Politik.
    Peter Laudern berichtet.
    In Afrika macht man sich wesentlich weniger Hoffnungen auf eine baldige, friedliche Lösung des Rhodesian-Problems als anderswo.
    Denn aus hiesiger Sicht hat der neuen Punkteplan, beschlossen auf der Commonwealth-Konferenz von Lusaka Anfang des Monats,
    außer einer Änderung der britisch-konservativen Haltung und einem leichten Nachgeben des tansanischen Präsidenten Nyerere in Details, im Grunde nichts Neues gebracht.
    Für die Völkergemeinschaft Großbritanniens mit seinen ehemaligen Kolonien und Einflussbereichen, für das Commonwealth also, mag dieser Plan als Erfolg gewertet werden.
    Für Zimbabwe-Rhodesien hat er bisher nichts geändert und es sieht so aus, als werde sich auch nichts verändern, das den Bürgerkrieg beenden und eine friedliche Lösung bringen könnte.
    Dies ist die Quintessenz aller afrikanischen Pressekommentare zu diesem Thema in den vergangenen Wochen.
    Und wenn sich heute die Präsidenten der Frontstaaten zum südlichen Afrika mit den Anführern der SAPO und SANU, der beiden Flügel der patriotischen Front zur Befreiung Zimbabwes, erneut am Verhandlungstisch treffen, werden die wichtigsten Streitpunkte erneut debattiert und höchstwahrscheinlich anschließend einige unverbindliche Grundsätze zu einer allgemeinen Erklärung gefasst werden.
    Wohl sind die Frontstaaten diesmal gewillt, das hat Nyerere in Lusaka deutlich gemacht, die beiden Guerillaführer Mugabe und Nkomo an den Londoner Verhandlungstisch zu zwingen, wenn im nächsten Monat Margaret Thatchers Regierung Einzelheiten des neuen Punkteplans der geplanten Rhodesien-Konferenz vorlegen wird.
    Mehr aber können die fünf Staatschefs von Tansania, Zambia, Angola, Mozambique und Botswana kaum von den beiden verlangen.
    Allein die bisher stets gescheiterten Versuche der Frontstaaten, Sarpo und Sanu wirklich zu vereinigen, beweisen dies.
    Zu unterschiedlich sind deren Interessen.
    Während Robert Mugabe von Mosambik aus nichts weiter fordert als die völlige Entmachtung des Polizei- und Militärapparats in Rhodesien und dessen Ersetzung durch die Guerillaeinheiten, in der Tat eine Forderung, auf die sich Bischof Mosorewa in Salisbury niemals wird einlassen können, nicht zu reden von der immer noch mächtigen weißen Minderheit der Parteigänger von Ian Smith,
    ist Nkomo gar nicht erst an irgendwelchen Vorbedingungen für Wahlen gelegen.
    Er hat keine Chance, durch die Urne irgendwelche auch nur relativen Mehrheiten zu bekommen, im Gegensatz zu Mugabe, der möglicherweise viele oder fast alle Stimmen bekäme, die bisher für Mosoreba abgegeben worden sind.
    Nkomo wird also auf der unbedingten Fortführung des bewaffneten Kampfes bestehen, daran ändern auch taktisch gemeinte Aussagen vor der Konferenz wohl nicht.
    Und immerhin verfügt er an der nördlichen Grenze über ein Kämpferpotenzial, das im Fall der Nicht-Berücksichtigung seiner Linie sowohl ein künftiges Zimbabwe-Rhodesien als auch das bisherige Gastland Zambia mehr als nur unsicher machen könnte, was weiteres Blutvergießen bedeutet.
    Denn nach umstrittenen Wahlen aufgrund einer undemokratischen Verfassung zum Ministerpräsidenten gewählte Bischof Mosorewa wird seinerseits die Macht nicht freiwillig wieder abgeben, deshalb aber auch immer mehr von Polizei und Armee des von ihm übernommenen Regimes abhängig werden.
    Schon jetzt hat er ja diesen Kräften in Salisbury nichts zu sagen.
    Sie sind völlig auf der Linie Südafrikas, das einen harten Kurs bevorzugt und jede Verhandlung ablehnt.
    So wird weder die heutige Konferenz der Frontstaaten mit den Guerillas der Patriotischen Front,
    noch die für September anberaumte Londoner Tagung schnelle Erfolge bringen, wenn überhaupt etwas erreicht werden kann.
    Auf jeden Fall wird das Blutvergießen noch lange weitergehen.
    In zwölf Minuten wird es jetzt 13 Uhr und nun Kulturberichte im Mittagsjournal.
    Die Werke von Gotthold Ephraim Lessing sind nach wie vor aus den Spielplänen unserer Bühnen nicht wegzudenken.
    Daran ist weniger die Tatsache schuld, dass heuer der 250.
    Geburtstag des Dichters gefeiert wird, sondern die zeitlose Aktualität der Werke Lessings.
    Ganz besonders gilt dies für das Stück »Nathan der Weise«,
    das morgen Abend in einer Aufführung des Theaters in der Josefstadt bei den Bregenzer-Festspielen Premiere hat.
    Ab Ende August wird diese durch Paul Hoffmann erarbeitete Inszenierung auch in Wien zu sehen sein.
    Denn Nathan spielt Romuald Beckni, den Sie zunächst im folgenden Beitrag zusammen mit Bernhard Leditzky in einem Szenenausschnitt hören.
    Wisst ihr, Nathan, welches Volk zuerst, das auserwählte Volk, sich nannte?
    Wie will ich dieses Volk nun zwar nicht hasse, doch wegen seines Stolzes zu verachten, mich nicht entbrechen könnte.
    Verachtet man Volk so sehr er wollt, werden beide uns unser Volk nicht auslesen.
    Sind wir unser Volk?
    Herr Hoffmann, Sie führen bei Nathan Regie.
    Es gibt zahllose Interpretationsversuche für die Lessingschen Stücke.
    Wie sehen Sie diesen Autor?
    Dieser Autor hat ein Stück geschrieben, ein heiteres Märchen von der Toleranz, um beim Nathan zu bleiben, vor 200 Jahren geschrieben.
    Bis heute ist dieser Wunsch nicht in Erfüllung gegangen.
    Und trotzdem haben wir die Aufgabe, diese Toleranz weiterhin zu wünschen, zu verlangen.
    Und darum spielt man dieses Stück, nach meinem Gefühl, immer wieder.
    Wenn es um die Toleranz der Religionen gegeneinander geht, denkt man an Irland, denkt man an den Libanon.
    Haben Sie irgendwie versucht, Aktualität in dieses Stück hineinzuinterpretieren?
    Nein, da es sich um eine Toleranz handelt, die nicht nur sich auf die Religion bezieht, sondern auf die Toleranz im Allgemeinen.
    Das ist ja nur ein Beispiel.
    Damals bei Lessing ging es um den Glauben, heute geht es um die Toleranz gegen seinen politischen Gegner, Toleranz in jeder Hinsicht dem Gesetz gegenüber und was sie wollen.
    Schauen Sie, ich darf da vielleicht hinzufügen, denn ich weiß, worauf man hinaus will.
    mit diesen Fragen.
    Es ist ja nichts leichter als den Lessing zu verfremden.
    Das ist eine kindliche Aufgabe.
    Ich kann selbstverständlich auch den Nathan von einer alten Dame mit Zwicker spielen lassen.
    Das ist ein Einfall, der
    von jedem praktiziert werden kann.
    Ich halte es für viel schwieriger und für viel stückgerechter werdend, wenn ich versuche diesen großen Inhalt, der an seiner Glaubwürdigkeit nichts verloren hat, ohne Mätzchen und ohne Klaunerien in Szene zu setzen, so wie es Lessing geschrieben hat.
    gekürzt, um es zu einem brauchbaren Theaterabend zu machen, aber diese modernistische Neigung, in alles mit dem eisernen Besen hineinzufahren, das glaube ich, hat Lessing nicht nötig.
    Und ich habe es von meinem jungen Kollegen Dieter Dorn in München gesehen, der eine Mina von Barnhelm-Vorstellung auch von Lessing gemacht hat, die beispielhaft war, weil sie an dem Lessingschen Text nichts verändert hat.
    Und ich glaube, ich bin da mit ihm in sehr guter Gesellschaft.
    Ist es denn so verwerflich für einen Regisseur ein Stück neu zu interpretieren zu versuchen?
    Die Interpretation ergibt sich aus dem Stück.
    Das Stück zu interpretieren ist die Aufgabe des Theaters.
    Der Regisseur muss sich ein eigenes Stück schreiben, wenn er etwas anderes interpretieren will, als was in dem Stück steht.
    Denn dann muss er sich ein eigenes Stück schreiben oder ein Stück finden, was seinen Absichten entspricht.
    Aber ein Stück der klassischen Literatur zu verändern, ist nicht nur in den Oststaaten, sondern sollte auch hier nicht gestattet sein.
    Man könnte Ihnen nun vorwerfen, dass Sie die Aufgabe des Regisseurs darauf reduzieren, den Schauspielern zu sagen, wann sie zu kommen und wann sie zu gehen und wo sie zu stehen haben.
    Fragen Sie meine Kollegen, was für eine intensive Arbeit das gewesen ist, das Wort von Lessing und den Inhalt des Stückes durch den Schauspieler interpretieren zu lassen.
    Herr Pekny, wie oft haben Sie den Nathan schon gespielt?
    Ich spiele zum ersten Mal.
    Natürlich weiß ich, dass ihn viele große, verehrungswürdige
    Kollegen gespielt haben.
    Aber das ist ja oft so, da gibt es nur ein Mittel, indem man sich ganz auf seine Wahrheit, auf sein Erleben besinnt, nach bestem Wissen und Gewissen.
    Das schützt und dann wird es auch der meine.
    Wie sieht Ihre Wahrheit aus?
    Zu dieser Wahrheitsfindung, das kann man so schnell nicht sagen, hat sehr viel der Regisseur beigetragen.
    Ein Regisseur, der mit einem gearbeiteten
    Drehbuch, Regiebuch kommt, uns über seine Absichten informiert, neugierig ist, was wir dazu zu sagen haben, also Mitbestimmung, wie immer, schon immer praktiziert wurde, praktiziert und die Partitur spielen will und nichts hinein, Geheimnissen aktualisieren, dann wird es, da es sich um eine große Dichtung handelt,
    Sowieso, da wir heutige Menschen sind, unser heutiger Nathan.
    Da du nun so weise bist, so sage mir doch einmal, was für ein Glauben, was für ein Gesetz hat dir am meisten eingeleuchtet?
    Sultan, ich bin Adjut.
    Und ich ein Muselmann, der Christ ist zwischen uns.
    Von diesen drei Religionen kann doch eine nur die wahre sein.
    Nathan der Weise ab morgen bei den Bregenzer Festspielen den Beitrag gestaltete Wolfgang Burtscher.
    Während in Österreich der Festspielsommer noch auf Hochtouren läuft, ist im südfranzösischen Festspielort Orange eine Festspielsaison bereits zu Ende, die heuer nicht nur international große Beachtung fand, sondern auch durch starke österreichische Beteiligung geprägt war.
    Dazu ein von Peter Dusse gestalteter Beitrag.
    Mit der Titus-Overtüre von Wolfgang Amadeus Mozart begann heuer am 3.
    August in Orange im riesigen antiken Freilufttheater eine Festivalwoche, die nicht mehr den Vergleich mit Festspielen wie Salzburg, Verona oder Edinburgh schauen muss.
    Was vor ein paar Jahren mit vereinzelten Luxus-Opern-Aufführungen begann, hat sich zu einem ernstzunehmenden Konkurrenzunternehmen für die klassischen Festivals gemausert.
    Erstmals gab es ein neuntägiges durchgehendes Programm.
    Zwar nur viermal vor der berühmten 103 Meter breiten Mauer mit der marmonen Augustusbüste, dazwischen waren Liederabende und Konzerte in einer mittelalterlichen Kirche des Provence-Städtchens angesetzt.
    Infolge der ungewöhnlichen Dimensionen des antiken Theaters bedeutet dies dennoch mehr als 40.000 verkaufte Karten.
    Sie sind die Grundlage für überaus glanzvolle Besetzungen, die ihrerseits erst für den Ansturm des Publikums sorgen.
    Denn Orange hat einstweilen nur wenige Hotels, keinerlei Festspiel-Infrastruktur.
    Das Mozart-Eröffnungskonzert, das vom Orchester des ORTF unter Peter Mark bestritten wurde, bot mit Teresa Zyliskara, Horst Laubenthal und Manfred Schenk bzw.
    dem ausgezeichneten Londoner Philharmonia Chor dennoch genügend Anziehungskraft, um das überdimensionale Halbrund weitgehend zu füllen.
    Turandot unter Nelosanti, mit der auch in Verona wenig erfolgreichen Marita Nepia, war offenbar nicht genügend attraktiv.
    Kaum mehr als zwei Drittel der Steinreihen waren besetzt und die Enttäuschung über eine Turandot ohne Turandot, wie die Zeitungen dann schrieben, war auch während der Aufführung zu merken.
    Hingegen wurde Wagners Parsifal regelrecht gestürmt.
    Mehr als 13.000 Besucher füllten am vergangenen Wochenende bis halb vier Uhr früh bis auf den wahrlich letzten Platz die Arena von Orange und die Begeisterung nach den Aktschlüssen kannte keine Grenzen.
    Während der Vorstellung selbst hatten die aus ganz Frankreich angereisten Wagner-Fans mucksmäuschenstil einer Parsifal-Aufführung gelauscht, die Spitzenniveau markierte.
    Unter der Regie des orange erprobten August Everding mit Wolfgang Zawadlisch am Pult des Münchner Staatsorchesters waren René Collon in der Titelpartie, die Wienerin Leonie Rüsanek als Kundry und Marti Tallweller als Gurnemanns aufgeboten.
    Das Publikum raste, die Kritiker überschlugen sich.
    In Francois hieß es etwa, Orange könne ein französisches Bayreuth werden.
    Das Rhone-Gold käme bereits dem Rheingold gleich.
    In Österreich kann man sich immerhin damit trösten, dass der Österreich-Anteil am heurigen Orange-Erfolgsprogramm außergewöhnlich groß war.
    Schließlich pendelte der Leiter des Londoner Philharmonia-Chores, der Wiener Staatsopernchorschiff Norbert Ballatsch, in diesem Sommer zwischen Bayreuth und der Provence.
    Bei Turandot hatte neben der schön gesungenen Liu der Polin Zyliskara vor allem der Wiener Opernregisseur Alfred Woppmann großen Erfolg.
    Nach Salome und Fidelio war es bereits seine dritte Orange Regie.
    Aus Salzburg kamen Marti Tallwiller sowie Iliana Kotrubasch angereist, die unter anderem in Heidens Jahreszeiten mitwirkte.
    Ja und schließlich konnte in Orange die Wienerin Leonie Rysanek einen weiteren Triumph für sich verbuchen.
    Während das Publikum nach dem Wagner Mysterium in Sprechchören ihren Namen rief, überschlugen sich die Kritiker in Lobeshymnen.
    Eine unvergleichliche Blume des Bösen schwärmten sie.
    Von dieser intensiven Interpretation der schillernden Verführerin Kundry kann Richard Wagner nur geträumt haben.
    Die Liebe, die Liebe, die Liebe
    Orange hat sich in diesem Sommer jedenfalls endgültig seine Position im internationalen Festspielsommer gesichert.
    Und das Wichtigste, im südfranzösischen Orange springt der Funke der Begeisterung noch über.
    Urlaubsvergnügen und Musikleidenschaft sind hier noch nicht durch modisches Prozortum, Prestigedenken und ausgefahrene Geleise gefährdet.
    Man könnte sich dies auch andernorts zu Herzen nehmen.
    Und nun zum Abschluss der ausführlichen Berichte gebe ich nochmals ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Vertreter der beiden großen Parteien haben sich heute für eine Änderung des Budgetrechts ausgesprochen.
    SPÖ-Club Obmann-Fischer sagte, das gültige Haushaltsrecht stamme aus den 20er Jahren und werde der gestiegenen wirtschaftlichen Dynamik nicht mehr gerecht.
    Man brauche ein moderneres und flexibleres System, das es dem Finanzminister ermögliche, rascher auf konjunkturelle Probleme und Krisen zu reagieren.
    ÖVP-Wirtschaftssprecher Graf regte Budgetvorschauen an, wie sie in der Zeit der ÖVP-Alleinregierung üblich waren.
    ÖVP-Bautensprecher Keimel verlangte heute, dass von den 3 Milliarden Schilling-Einnahmen aus der Lastwagen- und Bundeskraftfahrzeugsteuer jährlich 2 Milliarden für den Ausbau der Südautobahn zur Verfügung gestellt werden.
    Sollte der scheidende Bautenminister Moser eine derartige Finanzierung erreichen, meinte Keimel, hätte er einen halbwegs respektablen Abgang.
    Der freiheitliche Klubobmann Peter wirft der Regierung im Präsedienst seiner Partei heute vor, dem Geburtenrückgang in Österreich nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt zu haben.
    Peter spricht von der Dringlichkeit der Erstellung eines bevölkerungspolitischen Konzepts und erwähnt den Abbau kinderfeindlicher Einrichtungen in Großstädten, die Schaffung kindergerechter Wohn-, Spiel- und Lebensbereiche und den Mut der Eltern zum Konsumverzicht.
    Die Sekretärin der sozialistischen Bundesfrauenorganisation DEMUT hat eine Elternbefragung über die Einführung der Ganztagsschule angeregt.
    Die Befragung stellt sich die sozialistische Funktionärin ähnlich dem bei der Einführung der 5-Tage-Woche an den Volksschulen angewandten Modell vor.
    Großbritannien.
    Die diplomatische Anerkennung der PLO, der Palästinensischen Befreiungsorganisation, ist nach Ansicht von Bundeskanzler Kreisky so weit fortgeschritten, dass sie kein Problem mehr bedeutet.
    In wenigen Sekunden wird es ein Uhr Mittag.
    Eine Stunde Informationssendung des aktuellen Dienstes ist beendet.
    Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion Technik und wünscht noch ein schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.08.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.08.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Neuer Anlauf zur Budgetreform
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    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1979.08.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inlandspresseschau: Atomenergie
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.18 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
    Weltwissenschaftskonferenz, die UNO im Zeichen des Nord-Süd-Konflikts
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Probleme der praktischen Entwicklungshilfe
    Interview: Gütermann, Entwicklungshelfer in Obervolta
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Gütermann, Christoph [Interviewte/r]
    Datum: 1979.08.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    US-Sonderbotschafter in Ägypten
    Mitwirkende: Metzler, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Staaten erörtern gemeinsame Akademikerpolitik
    Mitwirkende: Laudan, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1979.08.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Bregenzer Festspiele: "Nathan der Weise"
    Interview: Paul Hoffmann, Romuald Pekny , Einblendung: Szenen
    Mitwirkende: Burtscher, Wolfgang [Gestaltung] , Hoffmann, Paul [Interviewte/r] , Pekny, Romuald [Interviewte/r]
    Datum: 1979.08.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Abschlußbericht vom Festival in Orange
    Einblendung: Rene Kollo
    Mitwirkende: Dusek, Peter [Gestaltung] , Kollo, René [Interviewte/r]
    Datum: 1979.08.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1979.08.18
    Spieldauer 00:59:54
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.08.18 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-790818_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt