Mittagsjournal 1976.08.23

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Guten Tag, verehrte Damen und Herren.
    Es war soeben 12 Uhr.
    Aus dem Journalstudio begrüßt Sie Adolf Poindl im Namen von Redaktion und Technik am Beginn von 60 Minuten Information.
    Die gestrigen Angriffe des Belgrader Regierungsorgans Politica auf die Minderheitenpolitik Österreichs sind kein Einzelfall.
    In unserem Nachbarland sind antiösterreichische Propagandaaktionen im Gang.
    Wir erwarten darüber einen Korrespondentenbericht aus Belgrad.
    Einige Kommentatoren österreichischer Zeitungen gehen ein auf dieses Thema.
    Auszüge hören Sie in der Presseschau.
    Und aus Österreich kommen noch hinzu Beiträge über eine langfristige Prognose für die Landwirtschaft, also was ist auf dem Agrarsektor in den 80er Jahren zu erwarten und über neue Beratungen über Rohölpreise.
    Sie wurden heute in Wien bei der Konferenz der OPEC-Wirtschaftskommission aufgenommen.
    Einige Schlagzeilen zu den geplanten Korrespondentenberichten aus dem Ausland.
    Libanonteilung zeichnet sich ab.
    Chaotische Lage ist gekennzeichnet durch blutige Kämpfe und Zwangsrekrutierungen.
    Israel und Syrien ändern Politik bezüglich des Grenzverkehrs am Golan.
    Nach wie vor gespannte Situation im Raum Korea und übergehend zum Kulturbereich.
    Pen Club-Tagung in London begonnen.
    Vom Europäischen Forum Alpbach erwarten wir schließlich ein Gespräch mit dem Philosophen Professor Lübbe über die Grenzen der Wissenschaft.
    Das wäre jedenfalls geplant für die Zeit bis 13 Uhr.
    Wir beginnen wie immer mit den Nachrichten.
    Heute Mittag gesprochen von Wolfgang Hofeneder.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Rainer Warnecke.
    Ägypten.
    Einsprecher der Fluggesellschaft Egypt Air hat bestätigt, dass heute früh eine Maschine der Type Boeing 737 mit 93 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern an Bord entführt worden ist.
    Nach jüngsten Meldungen ist das von Kairo gestartete Flugzeug in Luxor gelandet.
    Die Entführer, angeblich zwei oder sieben Palästinenser, haben gefordert, die Maschine voll zu tanken.
    Derzeit versuchen die ägyptischen Behörden, Kontakt mit den Terroristen aufzunehmen.
    Die Flughäfen von Luxor und Aswan sind für jeglichen Verkehr gesperrt.
    Nähere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
    Libanon.
    Schwerpunkt der Kämpfe ist heute die von Moslems und Palästinensern gehaltene Hafenstadt Tripoli im Norden des Libanons.
    Auch aus Beirut und dem Libanongebirge werden Gefechte gemeldet.
    Die Palästinensische Befragungsorganisation hat die Einziehung aller Zivilisten zum Kriegsdienst beschlossen.
    Betroffen sind alle Männer zwischen 15 und 35 Jahren.
    Israel.
    Der syrische Präsident Assad hat dem mexikanischen Großrabbiner Hirschberg zugesichert, dass alle in Syrien lebenden Juden ausreisen dürften, wenn sie Syrien verlassen wollten, um zu Familienangehörigen ins Ausland zu gehen.
    Dies teilte der Rabbiner, der sich auf einer Nahostreise befindet, bei seiner Ankunft in Tel Aviv mit.
    Der israelische Verteidigungsminister Peres hat bekannt gegeben, es bestünden Hinweise auf die Möglichkeit einer kurzfristigen Grenzöffnung zwischen Israel und Syrien zur Familienzusammenführung.
    Österreich Heute Vormittag sind in Wien Wirtschaftsexperten der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder, zu Beratungen über die Rohölpreise zusammengetreten.
    Die Ergebnisse dieser Beratungen sollen als Empfehlungen der Konferenz der OPEC-Erdölminister am 15.
    Dezember in Katar vorgelegt werden.
    Diese Konferenz wird darüber entscheiden, ob der bis Ende dieses Jahres eingefrorene Rohölpreis erhöht wird oder nicht.
    Die Beratungen finden vor dem Hintergrund einer weltweit wieder steigenden Nachfrage nach Erdöl und eines verstärkten Drucks von OPEC-Mitglieden statt, die auf eine baldige Erhöhung der Rohölpreise drängen.
    Es wird nicht ausgeschlossen, dass die Frage der Rohölpreise noch vor dem 15.
    Dezember in einer Sonderkonferenz der Erdölminister erörtert wird.
    Das gestern vor der amerikanischen Botschaft in Wien unter einem geparkten Fahrzeug entdeckte Paket war nach Angaben von Sprengstoffexperten der Polizei ein Brandkörper.
    Ein mit zwei Litern Benzin gefüllter Kanister war mit einem Zeitzünder ausgestattet, der jedoch nicht funktionierte.
    Die Polizei verfolgt nach eigenen Angaben bereits eine Spur der mutmaßlichen Täter, will jedoch noch keine Einzelheiten bekannt geben.
    Der Brandkörper war gestern von einem amerikanischen Sicherheitsbeamten gefunden und der Polizei übergeben worden.
    In einer Sitzung des Landesparteivorstandes der Wiener ÖVP soll heute Nachmittag unter Beisein von ÖVP-Bundesparteiobmann Taus, der bisherige Parteiobmann der Wiener Volkspartei Bauer, diese Funktion zurücklegen.
    An seine Stelle soll als geschäftsführender Obmann der derzeitige Generalsekretär Busek treten.
    Dieses Revirement innerhalb der Wiener Landesorganisation der ÖVP ist in den letzten Tagen innerparteilich heftig diskutiert worden.
    Busek soll nach den Vorstellungen der Bundes-ÖVP-Spitze später und nach seiner endgültigen Bestellung zum Obmann durch einen Landesparteitag auch die Funktion des Spitzenkandidaten für die Wiener Landtagswahlen übernehmen.
    Die Führungsänderung innerhalb der Wiener ÖVP bedarf allerdings noch der Zustimmung der zuständigen Parteigremien.
    Korea, USA.
    Fünf Tage nach der Ermordung zweier amerikanischer Offiziere in der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea nähern sich der amerikanische Flugzeugträger Midway und vier andere Kriegsschiffe der koreanischen Küste.
    Präsident Ford hatte dem Flottenverband persönlich den Befehl zum Auslaufen in die koreanischen Gewässer gegeben, um die Regierung in Pyongyang vor neuen Aktionen zu warnen.
    Sowohl die Regierung in Washington als auch das südkoreanische Kabinett haben die offizielle nordkoreanische Erklärung abgelehnt, in der das Bedauern über den gewaltsamen Tod der beiden Amerikaner ausgedrückt worden ist.
    Der demokratische Präsidentschaftskandidat Carter stimmte den Maßnahmen zu, die von Präsident Ford im Zusammenhang mit dem Zwischenfall getroffen worden sind.
    Carter sagte, er hielte es für einen schweren Fehler, während einer Krise, bei der die nationale Sicherheit der USA auf dem Spiel stehe, eine gegensätzliche Haltung zum Präsidenten einzunehmen.
    Japan.
    Ministerpräsident Miki ist heute von seinem Stellvertreter Fukuda zum Rücktritt aufgefordert worden.
    Fukuda erklärte bei einem Treffen der regierenden liberal-demokratischen Partei in Tokio, sollte die derzeitige Parteiführung im Amt bleiben, sehe er keinen Weg, die kommenden Parlamentswahlen zu gewinnen.
    Mikis Ansehen unter der japanischen Bevölkerung hat durch den Lockheed-Bestechungsskandal gelitten.
    Dem Regierungschef wird zu wenig konsequentes Vorgehen bei der Behandlung der Affäre vorgeworfen.
    Im Zusammenhang mit dem Lockheed-Skandal sind bisher drei prominente Politiker festgenommen worden.
    Zypern, Griechenland.
    Die Führer der türkischen Volksgruppe auf Zypern bereiten nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Agence France-Presse die seit längerem geplante Unabhängigkeitserklärung des türkischen Teiles der Mittelmeerinsel für Ende Oktober vor.
    Die Unabhängigkeit soll angeblich am 29.
    Oktober, dem Jahrestag der Gründung der türkischen Republik, ausgerufen werden.
    Der zyprische Präsident Erzbischof Makarios trifft heute am zweiten Tag seines Aufenthaltes in Athen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Karamanlis zusammen.
    Makarios dürfte mit Karamanlis das Zypern-Problem erörtern und den griechischen Regierungschef über die Ergebnisse der blockfreien Konferenz in Kolombo informieren.
    Südafrika.
    Der Streikaufruf schwarzafrikanischer Nationalistenorganisationen in der von Negern bewohnten Johannesburger Vorstadt Soweto wird bis heute zum größten Teil befolgt.
    Unternehmer in Johannesburg melden, dass bis zu 80 Prozent der Arbeitnehmer nicht in den Firmen erschienen seien.
    Mit dem Ausstand soll gegen die Rassenteilungspolitik der Regierung in Pretoria protestiert werden.
    Nach Angaben der Behörden ist die Lage in Soweto gespannt.
    Die Polizei ging mehrmals unter Einsatz von Trennengas gegen Demonstranten vor, die farbige Arbeiter aufforderten, sich an dem Streik zu beteiligen.
    China, Philippinen Die Provinz Sichuan im Südwesten Chinas ist heute neuerlich von einem schweren Erdbeben erschüttert worden.
    Das von geologischen Instituten in mehreren Ländern registrierte Beben dürfte die Stärke 6,7 nach der Richterskala erreicht haben.
    Die chinesischen Behörden haben das Erdbeben noch nicht bestätigt.
    Erst gestern war in der Provinz Sichuan ein Erdbeben mit der Stärke 7,3 verzeichnet worden.
    Auf den Südphilippinen wurde heute ein heftiges Nachbeben der schweren Erdstöße von der vergangenen Woche registriert.
    Am stärksten betroffen war nach Angaben der Seismologen die Städte Cayayan de Oro, etwa 770 Kilometer südlich von Manila, und Zamboanga City.
    Bei der schweren Erdbebenkatastrophe der Vorwoche sind nach jüngsten offiziellen Angaben mindestens 4.000 Menschen ums Leben gekommen.
    Weitere 4.000 Personen werden noch vermisst.
    Für sie bestehen kaum mehr Überlebenschancen.
    Europa Als Folge der größten Dürreperiode seit 250 Jahren wüten in weiten Teilen von England und Wales, aber auch in der Bundesrepublik Deutschland und in den Niederlanden schwere Wald- und Buschbrände.
    In Südengland vernichtete ein Großfeuer mehr als 20 Quadratkilometer Waldbestand.
    Feuerwehrleuten und freiwilligen Helfern gelang es erst nach langwierigen Bemühungen, den Brand unter Kontrolle zu bringen.
    In der Grafschaft Hampshire mussten unter anderem 360 Insassen eines Altersheimes evakuiert werden.
    In diesem Gebiet wurden zahlreiche Straßen und Eisenbahnstrecken gesperrt.
    Auch von der britischen Kanalinsel Guernsey wird ein Großbrand in einem Waldgebiet gemeldet.
    Der Wald- und Buschbrand im deutsch-niederländischen Grenzgebiet bei Nettetal, westlich von Düsseldorf, ist eingedämmt worden.
    Das Ausmaß des Schadens kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden.
    Sowjetunion.
    Die unbemannte Mondsonde Luna 24 ist gestern Abend wieder auf die Erde zurückgekehrt.
    Die Sonde landete 200 Kilometer südöstlich der Stadt Surgut in Sibirien.
    Sie war am 9.
    August gestartet worden und hatte nach ihrer Landung auf dem Mond am 18.
    August aus zwei Meter tiefe Gesteinsproben gesammelt.
    Luna 24 ist bereits die dritte unbemannte sowjetische Sonde, die mit Bodenproben zur Erde zurückgekehrt ist.
    Das waren die Meldungen.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Der ausführliche Wetterbericht.
    Zunehmender Hochdruckeinfluss bestimmt das Wettergeschehen im Ostalpenraum und leitet einen überwiegend sonnigen Witterungsabschnitt ein.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Meist heiter oder wolkig, nur örtlich noch stärkere Restbewölkung.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 17 bis 21 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 5 bis 11 Grad.
    Die Prognose für morgen Dienstag nach meist rascher Auflösung lokaler morgendlicher Boden- oder Hochnebelfelder in ganz Österreich überwiegend sonnig.
    Am Morgen recht frisch, tagsüber kräftige Erwärmung, schwach windig, Tageshöchsttemperaturen 18 bis 23 Grad.
    Das Wetter um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 17°, Ostwind 5 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Wolkig 17°, Nordost 3.
    Linz, Heiter 18°, Ostwind 15 km in der Stunde.
    Salzburg, Heiter 17°, Nord 3.
    Innsbruck, Heiter 21°, Südwest 3.
    Bregenz stark bewölkt, 15° Nordwind, 5 km in der Stunde.
    Graz heiter, 18° Windstille.
    Und Klagenfurt heiter, 17° Südostwind, 5 km in der Stunde.
    12.13 Uhr ist es gleich und wir beginnen die ausführlichere Berichterstattung.
    In der Slowenenfrage beginnt Belgrad eine Sprache zu führen, die, wie Bundeskanzler Kreisky heute in einer Pressestellungnahme sagte, das Klima in Kärnten möglicherweise noch anheizen werde.
    Der Kanzler bezog sich damit auf den gestrigen Vergleich des jugoslawischen Regierungsorgans Politica.
    Das Vorgehen der österreichischen Gendarmerie bei den Zwischenfällen in St.
    Kanzjan bezeichnete die jugoslawische Zeitung als südafrikanischen Rassismus und sie brachte zwei Bilder.
    Links einen weißen Südafrikaner, der einen Schwarzen schlägt und rechts vier österreichische Polizisten, die einen Slowenen abführen.
    Im Begleittext hieß es dann noch, die Minderheiten in Österreich seien in den vergangenen Monaten mit der härtesten Germanisierungswelle in der Geschichte der Zweiten Republik konfrontiert gewesen.
    Kreisky wertete dies heute als eine unerhörte Uneinständigkeit.
    Unser Korrespondent in Belgrad, Gustav Kalupa, berichtet.
    Mit voller Heftigkeit haben in Jugoslawien wieder antiösterreichische Protestversammlungen und Demonstrationen eingesetzt.
    die zeitweilig durch die Vorbereitungen und den Verlauf der Neutralisten-Konferenz in Kolombo zum Verstummen gekommen waren.
    Ausgelöst und begleitet werden sie von einer Flut antiösterreichischer Artikel, tendenziöser Kommentare in Tageszeitungen und sonstigen Massenmedien, die durch Ausmaß und Tenor den Eindruck einer gelenkten Pressekampagne vermitteln.
    Keine Enthüllung von Kriegerdenkmälern in Slowenien oder Partisanengedenkfeiern in Bosnien, kein Arbeitseinsatz von Jugendbrigaden in Überschwemmungsgebieten,
    Kein Fitnessmarsch auf Partisanenpfaden ohne Protestresolution oder Telegram.
    Protestiert wird gegen das Vorgehen der Gendarmerie in Tankantian, gegen Heimatdienst und Abwehrkämpferbund, gegen das Volkszählungsgesetz, gegen die Lage der Minderheiten, gegen die Haltung der österreichischen Bundesregierung oder pauschal gegen die Situation in Kärnten und Österreich.
    Nur in Nuancen unterscheiden sich die Proteste, die bei der österreichischen Botschaft in
    den Generalkonsulaten in Agram und Laibach oder bei Dienststellen in Wien oder Klagenfurt einlangen.
    Sie decken sich auch weitgehend mit Resolutionen, die von jugoslawischen Tageszeitungen veröffentlicht werden.
    Bevorzugter des Artens sind der Verband der sozialistischen Werktätigen Jugoslawiens und der angeschlossene Verband der jugoslawischen Gewerkschaften.
    Ausgelöst hat die Empörung unserer Werktätigen die drastische Verletzung der Rechte der kroatischen und slowenischen Minderheiten Kärnten, heißt es wörtlich im jugoslawischen Nachrichtendienst Danjuk.
    Damit leitet das Parteibat Borba die Aufzählung von Resolutionen ein.
    Demnach bringen die Arbeiter der Teppichfabrik 1.
    Mai im 50 Kilometer von der bulgarischen Grenze gelegenen Städtchen Pirot ihre tiefe Entrüstung über das Vorgehen der österreichischen Behörden zum Ausdruck, während die Belegschaft der Automobilfabrik Terminal Zastava in Kragujevac die österreichische Regierung auffordert, faschistische Orgien zu verhindern und die Beachtung des Staatsvertrages zu sichern.
    8.000 Arbeiter der Maschinenindustrie Nisch erhoffen von progressiven Kräften in Österreich, dass sie die Entrechtung der nationalen Minderheiten verhindern und so einen Dienst der eigenen Demokratie wie auch den gut nachbarlichen Beziehungen zu Jugoslawien verweisen.
    Alle Rechte und eine unbeendete Entwicklung der Minderheiten fordern der Versicherungsverband Dunav und ein landwirtschaftliches Kombinat, die chemische Industriefabrik in Hrastnich und der Arbeiterrat des Großbetriebes Hydrotechnik
    verurteilen das brutale Vorgehen der österreichischen Polizei.
    Die Belegschaften der Weinkellereien oder fremden Verkehrsbetriebe Moravaturist in Aleksinac in Serbien versichern ihren Brüdern in Kärnten, dass sie zum gemeinsamen Kampf für die Durchsetzung ihrer Rechte bereit sind.
    Das war Gustav Kalupa aus Belgrad und wir bleiben, indem wir die österreichischen Zeitungen aufschlagen, noch ein wenig bei diesem Thema.
    Hans Langsteiner hat die Auszüge aus den Kommentaren ausgewählt und zusammengestellt.
    Mehrere Zeitungen gehen heute auf die Verschärfung des Klimas zwischen Österreich und Jugoslawien wegen der Minderheitenpolitik ein.
    In den oberösterreichischen Nachrichten schreibt dazu Gerhard Maurer.
    In der Frage der slowenischen Minderheit in Kärnten wird zwischen Österreich und Jugoslawien immer mehr Porzellan zerschlagen, der Schritt zur Internationalisierung hängt in der Luft.
    Womit es höchste Zeit wäre, die zur reinen Funktion der Innenpolitik degradierte Außenpolitik zu überprüfen und sich gleichzeitig auch die möglichen Folgen des Konflikts um die slowenische Minderheit vor Augen zu führen.
    Bisher scheint noch niemand auf den Gedanken gekommen zu sein, dass es hier nicht nur um eine bilaterale Frage zwischen Belgrad und Wien geht, in die allenfalls noch die Unterzeichner des Staatsvertrages oder die UNO eingeschaltet werden könnten.
    Konkreter als die oberösterreichischen Nachrichten geht das sozialistische Zentralorgan Arbeiterzeitung auf die jüngsten Presseattacken jugoslawischer Zeitungen gegen die heimische Minderheitenpolitik ein.
    Hans Besenböck schreibt,
    Österreich und insbesondere die jetzige Regierung, die schon 1972 zu lösen versucht hat, was vordem 17 Jahre unerledigt geblieben ist, hat eine Diskussion um seine Minderheitenpolitik nicht zu scheuen.
    Wofür diskutiert wurde, etwa beim Kreisky-Tito-Treffen in Kreinburg, gab es auch die sachliche Atmosphäre, die den Problemen angemessen ist.
    Die jetzige jugoslawische Pressekampagne geht genau in die entgegengesetzte Richtung.
    Sie muss das Klima belasten, die Diskussion erschweren.
    Vor allem aber gefährdet sie die ohnehin gespannte Ruhe in Kärnten.
    Ein Vergleich Österreichs mit Südafrika erregt sogar Besonnene.
    Um wie viel mehr die Heißköpfe, die es in Kärnten gibt.
    Soweit die sozialistische Arbeiterzeitung.
    Mit der für heute Nachmittag zu erwartenden Installierung von ÖVP-Generalsekretär Busek zum geschäftsführenden Wiener ÖVP-Obmann beschäftigt sich eine Klosse in der Presse.
    Das Blatt untersucht dabei die möglichen Kandidaten für die Nachfolge Buseks als Generalsekretär der Volkspartei und schreibt im Einzelnen.
    Es gibt viele, die den Namen Bergmann heraushören wollen.
    Andere, die Ratzenböck, den oberösterreichischen Landesparteisekretär, oder König, den Wiener Abgeordneten, auftauchen sehen.
    Und jetzt kursiert auch Gerd Bacher, Ex-ORF-Generalintendant und derzeit Wahlkampfmanager des CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl, wieder auf der Gerüchtebörse.
    Die Volkspartei dürfte jedenfalls im Gespräch bleiben.
    Sofern sie solches durch taktisch kluge personelle Umbesetzungen erreicht und nicht durch eine Demonstration von Eifersucht, Haxlbeißerei und Zerrissenheit, kann ihr dies nur nützen.
    Mit einer anderen politischen Fernwirkung des Wiener Reichsbrückeneinsturzes als die Presse setzt sich das Salzburger Volksblatt auseinander.
    Dort beleuchtet ein Kurzkommentar den Entschluss des Wiener Bürgermeisters Graz, die Spenden, die aus Kreisen der Wiener Bevölkerung für die Wiedererrichtung der Brücke eingegangen sind, nicht anzunehmen.
    Das Blatt zitiert dabei die Begründung des Bürgermeisters, wenn es schreibt.
    Wie er sagt, hat die Stadt Wien immer sorgfältig gewirtschaftet, wie es in einer ordentlichen Familie geschehe, die für Unglücksfälle etwas zurücklege.
    Nur, zurückgelegt ist wohl ein wenig übertrieben.
    Es kann sich höchstens darum handeln, dass besagte ordentliche Familie noch über Kredit verfügt.
    Ganz abgesehen davon, hörte sich das etwa so an, wie wenn der Haushaltsvorstand sagte, wir werden auch damit fertig, dass unser Hansl nicht mehr zum Haushalt beizusteuern vermag, weil er wegen der blöden Einbrecherei sitzt.
    Mit diesem Zitat aus dem Salzburger Volksblatt schloss die Inlandspresse-Schau.
    Und nun von der Tagespolitik für einige Minuten zur Agrarwirtschaft.
    Zu den größten wissenschaftlichen Aufgaben des Landwirtschaftsministeriums gehört eine Generaluntersuchung der österreichischen Landwirtschaft.
    Durchgeführt hat diese Untersuchung das Institut für Wirtschaftsforschung und zwar in vier Teilen.
    Zunächst wurde die voraussichtliche Entwicklung des Arbeitskräfteangebots aus der Landwirtschaft von 1980 bis 1985 untersucht.
    Dann wurde die Arbeitsstruktur innerhalb der Landwirtschaft, Nebenerwerbsbauern und ihre Betriebsstrukturen zum Beispiel, unter die Lupe genommen.
    Schließlich hat man ausgerechnet, welchen Anteil am gesamten Produktionsvolumen der österreichischen Wirtschaft die Landwirtschaft hat, wie sie am Export beteiligt ist.
    und welcher Kunde sie für die Industrie und die übrige Wirtschaft ist.
    Und nun, als letzte Untersuchung hat das Institut für Wirtschaftsforschung errechnet, welche Produkte die Landwirtschaft in den nächsten zehn Jahren den Österreichern voraussichtlich zur Verfügung stellen wird.
    Diese Untersuchung hat Dr. Matthias Schneider vom Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführt.
    Hans Adler führt mit ihm ein kurzes Gespräch.
    Herr Dr. Schneider, von welcher Basis sind Sie ausgegangen?
    Ganz global zusammengefasst, die Agrarproduktion war es so, dass in der ersten Nachkriegszeit, nehmen wir 1950 bis 1960, die Agrarproduktion um etwa 3,5% jährlich zugenommen hat.
    Das war die Zeit, wo es möglich war, den Selbstversorgungsgrad zu steigern.
    Zwischen 60 und 70 war dann im Wesentlichen schon ein konstanter Selbstversorgungsgrad.
    nur mehr dann eine Zunahme um zwei Prozent und wir rechnen, dass in den nächsten zehn Jahren nur mehr weniger als ein Prozent die Agrarproduktion wachsen kann.
    Jetzt in Summe zusammengefasst und zu konstanten Preisen bewertet.
    Also die Produktionsmöglichkeiten konnten in der Anfangsphase, also 50er Jahre, voll ausgeschöpft werden.
    Dann kam es eben zu Überschüssen, es konnte die Produktion nicht mehr voll fahren, die Landwirte mussten es zurückstecken und auch in Zukunft wird es so sein, dass die mögliche Produktion nicht realisiert werden kann in Österreich.
    Und wo werden nun die Schwerpunkte sein, sowohl gesehen in der in Zukunft zu steigernden Produktion, als auch auf Basis der Produktion, die weiter zurückgenommen werden muss?
    Sicherlich sind die kritischen Punkte in der landwirtschaftlichen Produktion der Getreidebau einerseits, im Pflanzenbau, und dann Milch und Rindfleisch.
    Das sind die agrarpolitisch auch interessantesten Dinge.
    Nun, es ist so, dass es bei der Getreideproduktion in den letzten Jahren sehr stark befürchtet wird, dass es zu Überschüssen kommen dürfte.
    Meiner Meinung nach, wenn man sich die Tendenzen ansieht und die voraussichtliche Entwicklung abzuschätzen versucht, ist es sicher so, dass in Zukunft die österreichische Landwirtschaft voll die Absatzmöglichkeiten ausschöpfen wird bei Getreide.
    Es ist aber so, dass also die steigende Nachfrage nach Veredlungsprodukten auch die Nachfrage nach Getreide, vor allem Futtergetreide erhöht und dadurch doch Spielraum schafft.
    Und wenn wir uns nicht bei den Hektarjahrträgen stärker irren, dürfte doch die Balance gegeben sein.
    Also keine zu starken Überschüsse bei Getreide.
    Wobei Veredlungsprodukte, so wie Sie sie jetzt erwähnt haben, zum Beispiel ein Schwein ist.
    Ja, aber natürlich auch Eier und Geflügel, die auf Getreidebasis erzeugt werden.
    Nun, die Weltlandwirtschaft ist in einem gewissen Umbruch begriffen, die Nationen der dritten Welt versuchen zunehmend doch ihr Ernährungsproblem zu lösen und das wird mit Sicherheit in den nächsten Jahren und im nächsten Jahrzehnt Änderungen auf dem Weltmarkt geben.
    Heute fürchtet man doch die Agrarüberschüsse, weil sie Geld kosten, weil man den Export dieser Überschüsse subventionieren muss.
    Wird das immer so bleiben oder haben Sie in Ihrer Studie einkalkuliert, dass sich das in den nächsten zehn Jahren vielleicht ändern könnte?
    Sicherlich.
    Es gibt Hunger in der Welt.
    Es wird in Zukunft Hunger in der Welt geben.
    Es hat aber auch diese Situation in der Vergangenheit gegeben.
    Trotzdem war es eben nicht möglich, bei uns größerem Ausmaß Agrarprodukte für den Export zu erzeugen.
    speziell für die Entwicklungsländer, weil sich eben niemand gefunden hat, der das bezahlt hätte.
    Es wäre meiner Ansicht nach auch wirtschaftlich nicht sehr vernünftig gewesen, nachdem, glaube ich, das Problem Hunger in der dritten Welt doch nur durch die Ankurbelung der Agrarproduktion in diesen Gebieten gelöst werden kann.
    Und wenn schon Agrar-Exporte in diese Länder, in die Entwicklungsländer, dann sollte man doch diese Produktion dort stattfinden lassen, wo sie möglichst rationell erfolgen kann.
    Zum Beispiel in Nordamerika, die doch wesentlich billiger produzieren können als wir.
    Und haben Sie in Ihrer Untersuchung irgendwie darauf hingewiesen, was die Bauern in den nächsten Jahren und Jahrzehnten besonders forcieren sollten?
    Ganz grob könnte man sagen, dass der Getreidebau etwas expandieren wird, dass es insbesondere Futtergetreide aufgrund der steigenden Nachfrage nach Förderungserzeugnissen und noch gewisser Importe, die zurzeit getätigt werden, also etwas Expansionsspielraum vorfindet.
    Bei den Hackfrüchten eher eine Zurücknahme der Flächen, nachdem Zucker ja eher ansteht im Konsum und die Produktion ja voll im Inland erfolgt und Exportmöglichkeiten doch unsicher sind in Zukunft.
    In der Tierproduktion ist es sicherlich so, dass die Kuhbestände sogar forciert abgebaut werden müssen in den nächsten zehn Jahren, weil auch dort die Nachfrage ja nur mehr ganz wenig wächst und Exportmöglichkeiten also kaum im nennenswerten Ausmaß oder zumindest nicht im verstärkten Ausmaß gegeben sind.
    International, zum Beispiel die OECD oder die EVO, wird ja damit gerechnet, dass die Märkte für Milchprodukte und auch für Rindfleisch in den nächsten zehn Jahren sich für die Landwirtschaft nicht bessern werden.
    Eher umgekehrt, dass es eher größere Schwierigkeiten geben wird.
    Dankeschön Herr Doktor.
    Gesprächspartner Hans Adlers war Dr. Matthias Schneider vom Institut für Wirtschaftsforschung.
    Und nun von der Landwirtschaft zu einem Rohstoff, der wohl den gesamten Wirtschaftsablauf entscheidend beeinflusst, zum Öl.
    Seit heute Vormittag tagen in Wien die Wirtschaftsexperten der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder.
    Hauptthema dieser Tagung, die Empfehlungen für die Konferenz der Erdölminister Mitte Dezember dieses Jahres ausarbeiten soll, sind die Rohölpreise.
    Aber auch die Abstufungen innerhalb des Preisgefüges der einzelnen Rohölsorten werden besprochen.
    Über die wirtschaftliche Lage der einzelnen OPEC-Länder, die sich bereits in Gruppen der armen und der reichen Ölländer geteilt haben, sowie über die Lage auf dem Welterdölmarkt berichtet Herbert Huttar.
    Als Ende Mai dieses Jahres die 13 Erdölminister der OPEC, des obersten Gremiums dieses mächtigsten Kartells der Welt, auf der Insel Bali auseinandergingen, waren mindestens sechs der Mitgliedsländer alles andere als zufrieden mit dem Ergebnis.
    Der saudi-arabische Erdölminister Sheikh Jamani hat sich wiederum durchgesetzt und die Konferenz hat ein Einfrieren des Rohölpreises bis zum Ende dieses Jahres beschlossen.
    Denn die sechs unzufriedenen Länder – es sind dies Indonesien, Nigerien, der Iran, der Irak, Algerien und Venezuela – beherbergen mehr als 90 Prozent der Einwohner der OPEC-Länder und haben sich sowohl ehrgeizige als auch oft überhastete Entwicklungsprojekte vorgenommen.
    Die Rezession des vergangenen Jahres hat noch dazu den Welterdölabsatz erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg sinken lassen, sodass die Falken, wie diese sechs bevölkerungsreichen Länder auch genannt werden, mit den sinkenden Einnahmen auch ihre Entwicklungsprojekte in Gefahr sehen.
    Die Forderungen nach einer Sonderkonferenz der Erdölminister vor dem Dezember und die Ankündigung baldiger Preiserhöhungen vor allem durch den libyschen Erdölminister Mabrouk und durch den irakischen Minister Abdulkarim waren die Folge.
    Die Wirtschaftsexperten in Wien werden bei den Beratungen über eine neuerliche Erhöhung des Erdölpreises Folgendes zu berücksichtigen haben.
    Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine Erhöhung des Rohölpreises eine geringfügige Steigerung der Inflation in den Industrieländern nach sich zieht.
    Diese geringe Steigerung kommt aber mit einem Schneeball-Effekt wieder auf die Ölländer zurück.
    Denn die Importgüter aus den Industrieländern werden für die Ölproduzenten um ein Vielfaches teurer.
    Die Gründe dafür sind mannigfaltig.
    Zunächst einmal versucht jeder Kaufmann, einen möglichst guten Preis zu erzielen.
    Und dies scheint bei den Ölscheichs am ehesten möglich.
    Dazu kommen extrem hohe Transportkosten.
    Man denke an die endlosen Lastkraftwagenkolonnen auf der sogenannten Gastarbeiterroute durch Österreich.
    Kolonnen, deren Bestimmungsraum fast ausschließlich der Nahe Osten ist.
    Der LKW-Transport ist bis auf die Luftfracht die teuerste Transportart.
    Es werden aber auf diesem Wege Güter befördert, die normalerweise auf Frachtschiffen verladen werden.
    Der Schiffstransport hingegen gilt als der billigste.
    Die Häfen am persischen Golf, aber auch vor Nigeria, sind verstopft und Liegezeiten um die 100 Tage, bis die Ladung gelöscht werden kann, müssen ebenfalls bezahlt werden.
    Und zwar von den Empfängern, also den Ölländern.
    Als weiteres Element der Inflation in den Ölländern selbst kommt noch die typische sogenannte Nachfrageinflation dazu.
    Denn Geld ist vorhanden und Güter sind knapp.
    Diese Nachfrageinflation ist aber hausgemacht und die Industrieländer können dafür nicht verantwortlich gemacht werden.
    Soweit die Hintergründe dafür, warum die Ölländer ein einfrierendes Rohölpreises auch stets von einer Dämpfung der Inflation in den Industrieländern abhängig gemacht haben und auch dafür, warum sie stets bekräftigen, sie werden mit allen Mitteln die Kaufkraft der Öleinnahmen verteidigen.
    Die Konferenz auf Bali hat aber auch noch eine Änderung im Berechnungssystem der rund 60 verschiedenen Rohölsorten mit sich gebracht.
    Der Preis für das Fass Rohöl zu 159 Litern wurde mit 11,51 Dollar festgesetzt.
    Hier handelt es sich aber nur um die Sorte Arabian Light und zwar wenn es im Hafen Rastanura am persischen Golf verladen wird.
    Der Preis für alle anderen Rohölsorten wird anhand dieser Schlüsselsorte danach berechnet, welche Preise die spezifischen Endprodukte erzielen.
    Das heißt, wenn aus einer Rohölsorte mehr Heizöl erzeugt wird, so ist das Rohöl billiger.
    Wird allerdings Benzin oder ein anderer hochwertiger chemischer Grundstoff aus einer bestimmten Rohölsorte vorwiegend erzeugt, so wird diese Rohölsorte einen höheren Preis erzielen.
    Dazu kommen noch unterschiedliche Transportkostenanteile.
    Diese Zu- und Abschläge werden Differentials genannt.
    All diese Fragen sind Gegenstand der Beratungen der Wirtschaftsexperten in der Wiener OPEC-Zentrale am Dr. Karl-Lueger-Ring.
    Seit dem enttäuschenden Jahr 1975 haben sich aber auch für die OPEC-Ländern die Aussichten gebessert.
    Zunächst einmal steigt wieder der Rohölverkauf und der Verfall des Dollarkurses, ein weiterer wichtiger Grund für den Wertverlust der Öleinnahmen, ist zum Stillstand gekommen.
    Schließlich wird auch die Inflation in den westlichen Industrieländern immer geringer.
    Die Argumente für eine neuerliche Ölpreiserhöhung verlieren also an Gewicht.
    Trotzdem kann man eine Sonderkonferenz der Erdölminister noch vor dem 15.
    Dezember nicht ausschließen.
    Denn trotz der mäßigenden Stimme Saudi-Arabiens, Kuwaits und der Vereinigten Arabischen Emirate wird der Druck der ärmeren Ölländer immer stärker, den Rohölpreis abermals zu erhöhen.
    Herbert Hutter hat den Beginn der Wiener Beratungen der OPEC-Kommission zum Anlass für einen Überblick über das Thema Ölpreis genommen.
    12.32 Uhr, zwei Minuten nach halb eins war es gerade, wir wechseln ins Ausland.
    Bürgerkrieg im Libanon – seit 17 Monaten und weiterhin kein Ende abzusehen.
    Während des Wochenendes tobten Weiterkämpfe vor allem im Raum von Tripoli, aber auch in Beirut selbst.
    Und den intensivierten diplomatischen Bemühungen in der arabischen Welt, die streitenden Parteien an einen Tisch zu bringen, ihnen war bisher kein Erfolg beschieden.
    Wohl tritt die Mehrzahl der 20 Staaten der Arabischen Liga für die Abhaltung eines Libanongipfels ein, aber die Führung der christlichen Verbände im Libanon hat bisher abgewunken.
    Auf keinen Fall will sie nach Kairo gehen.
    Zugleich häufen sich die Berichte über die Vorbereitung einer Teilung des Landes.
    Auch jüngste Kontakte von amerikanischer und deutscher Seite mit der christlichen Seite im Libanon werden als Folge dieser Entwicklung gesehen.
    All das hat uns veranlasst, wieder mit unserem Mitarbeiter Walter Krause in Beirut in Verbindung zu treten und das Telefongespräch ist heute schon vor Beginn des Mittagsschonals zustande gekommen.
    Wir haben es aufgenommen.
    Nun erst einmal zur Lage.
    Die Lage ist, wie man sagen muss, einfach total verfahren und hoffnungslos, wie heute die Kommentatoren der
    der Zeitungen und der Rundfunkstation beider Seiten sagen.
    Die vorgeschlagene Gipfelkonferenz, besonders animiert durch Ägypten und Saudi-Arabien, ist noch weit, weit hinter dem Horizont.
    Vor allen Dingen durch Einwände, hartnäckige Einwände des christlichen radikalen Lagers
    Man sagt, dass man sich davon einfach nichts verspricht.
    Solange es nicht eine gewisse Sicherheit der Lage gibt, solange nicht die schweren gegenseitigen Beschießungen eingestellt werden, ist es sinnlos, überhaupt an eine Konferenz am runden Tisch zu denken.
    Herr Krause, es häufen sich auch die Meldungen, in denen davon die Rede ist, dass verschiedene Staaten diplomatische Vertreter in den Libanon entsenden.
    Das sind die Vereinigten Staaten, das ist die Bundesrepublik Deutschland und überall hört man heraus, man rechne bereits mit der Möglichkeit einer Teilung des Libanons.
    Wie sieht das aus Ihrer Sicht aus?
    Nun einmal zu den Diplomaten.
    Nach der Ermordung des amerikanischen Botschafters vor zwei Monaten
    hat der, hat sein Vertreter es nicht mehr gewagt, vom Linken in das westliche, in das christliche Beirut hinüber zu wechseln.
    Es ist einfach lebensgefährlich.
    Das heißt also, dass die, dass die de facto diplomatischen Beziehungen mit der legalen Staatsführung unter Suleyman Frans hier praktisch abgebrochen waren.
    Die legale Staatsführung hat das ein paar Mal schwer kritisiert.
    Daraufhin sind also zwei Vertreter der amerikanischen Regierung, aber nicht höchste Vertreter, nunmehr im christlichen Beirut eingetroffen und haben, sagen wir mal, wieder alte diplomatische Verbindungen hergestellt.
    Was die Bundesrepublik anbelangt, so ist überhaupt nur ein Mann da, ein Chargé d'Affaires,
    Der sitzt im Augenblick in einem Hotel im christlichen Beirut, sagen wir mal, um den Schein zu wahren.
    Die Meldungen über eine mögliche Teilung des Landes sind Ihrer Meinung nach Vorgriffe und sind übertrieben?
    Nun, das will ich nicht sagen.
    De facto haben wir praktisch bereits eine Teilung.
    Auf der einen Seite spekuliert man mit einem christlichen Maronitenstaat auf alter, traditionell konservativer Basis.
    Hier auf dieser Seite, wo ich jetzt im Augenblick bin, sind sehr deutliche Anzeichen in Richtung einer sozialistischen Volksrepublik zu beobachten.
    Was haben Sie auf Ihrer Seite, Herr Krause, gesehen von diesen Zwangsrekrutierungen von Seiten der PLO, die seit einigen Tagen in Gang sein sollen?
    Die Linken und die Palästina-Revolutionäre sind in der Hinterhand.
    Die versuchen nun alles zusammenzukratzen und zu bewaffnen, was sich, sagen wir mal, gerade heraus inzwischen verdrückt hat oder gedrückt hat.
    Das Schwergewicht der Kämpfe liegt im Augenblick im Raum von Tripoli, der zweitgrößten Stadt des Libanons.
    Nun, das will ich nicht sagen, das ist eine von den vielen Fronten.
    Zunächst einmal im Zentrum Beiruts toben seit Tagen nach wie vor an den alten traditionellen Fronten schwerste, allerschwerste Kämpfe.
    Am Ostrand von Beirut versuchen nach meinem Gefühl die Rechten einen Vorstoß
    entlang des Gebirges, den westlichen Ausläufern des Gebirges, die bis hart an den Flugplatz grenzen.
    Dann oben im Gebirge, auf den Kämmen des Gebirges, finden im Augenblick Positionskämpfe, Verbesserung um Stellungen statt, also die große Schlacht um die letzten Enklaven der Linken und Palästinenser.
    Dann hat sich der Kampf erheblich verstärkt.
    um die Moslemstadt Tripolis im Norden.
    Aber das ist eine Stadt mit 80.000 bis 100.000 Leuten.
    Was sich dort abspielt, kann in unmittelbarer Zukunft für die nächsten Wochen zu gar keinerlei Entscheidung kommen.
    Also im Augenblick ist, glaube ich, kaum ein Überblick zu gewinnen.
    Vielleicht abschließend, Herr Krause, haben Sie selbst eine Vorstellung vom künftigen Bild des Libanons?
    Wie ist Ihrer Meinung nach eine Lösung möglich?
    Nun, eine Lösung, das ist eine Gretchenfrage.
    Beide Seiten, so muss man wohl beginnen, haben nach 17 Monaten Terror, nach Vandalismus, gegenseitigem Abschlachten, keinerlei Chancen, die andere Seite total zu besiegen.
    Vor dem 23.
    September, dem Datum, wo der legale Staatspräsident zurücktreten muss, wenn er zurücktritt, kann man überhaupt nichts sagen.
    Soweit also das Gespräch mit Walter Krause in Beirut, ein Telefongespräch geführt kurz vor Beginn des Mittagsschonals.
    Jene Entspannung an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel könnte nun, vor wenigen Wochen wäre dies noch für völlig unmöglich angesehen worden, könnte nun an der Golan-Grenze zwischen Syrien und Israel in einer Variante seine Nachahmung finden.
    Es bestehen Hinweise auf die Möglichkeit einer kurzfristigen Öffnung dieser bislang heißen Grenze und zwar für Familienzusammenführungen.
    Sind Israel und Syrien tatsächlich bereit, ihre Politik an der Grenze am Golan zu ändern?
    Das fragten wir Moshe Meisels in Tel Aviv.
    In der syrischen Zustimmung zur Eröffnung einer permanenten Grenzstation im Niemandsland auf den Golanhöhen
    in der Bewohner der Grenzdörfer von beiden Seiten zusammentreffen sollen, ist zum ersten Mal eine positive Entwicklung in den Beziehungen zwischen Syrien und Israel zu sehen.
    Der israelische Verteidigungsminister Shimon Peres, der den israelischen Ministerrat über die syrische Zustimmung zu einer solchen israelischen Initiative informierte, gab der Hoffnung Ausdruck, dass diese über die Vereinten Nationen erreichte Vereinbarung
    dem Beginn der offenen Brücken, wie sie heute zwischen Israel und Jordanien und Libanon bestehen, auch mit Syrien bedeuten würde.
    Es werden bereits Vorbereitungen getroffen, die Grenzstation östlich vom Metschdal Schams in der Pufferzone zwischen dem israelischen Grenzzaun und den syrischen Grenzstellungen zu errichten.
    Seit dem Sechs-Tage-Krieg im Jahre 1967 und dem Jom Kippur-Krieg im Jahre 1973
    Getrennte drusische Dorfbewohner zu beiden Seiten der Grenze sollen sich in ihr in Zukunft unter Aufsicht von UN-Soldaten treffen können.
    Bisher konnten sich diese Dorfbewohner aus Israel und Syrien nur aus größerer Entfernung zu beiden Seiten des Grenzzauns sehen und mittels Lautsprechern verständigen.
    Die Nachricht über die syrische Zustimmung zum israelischen Vorschlag hat in den drusischen Grenzdörfern in Israel große Freude und Hoffnungen ausgelöst.
    dass sich auch an der israelisch-syrischen Grenze friedliche, nachbarliche Beziehungen anknüpfen könnten.
    Der Präsident des Internationalen Komitees für Frieden und Religionsfreiheit, der amerikanische Rabbiner Abraham Hirschberg, der aus Damaskus kommend in Israel zu Gesprächen mit Ministerpräsident Yitzhak Rabin und Außenminister Yigal Alon eintraf, berichtete, dass syrische Präsident Hafez Assad habe ihm versprochen,
    die Wiedervereinigung getrennter in Syrien und Israel lebender Familien zu gestatten.
    Der Öffnung einer permanenten Grenzstation in der Pufferzone zwischen Syrien und Israel kann eine weitere Bedeutung zu einem Zeitpunkt zugeschrieben werden, in dem die linken Moslems und die PLO im Libanon Nachrichten über eine syrisch-israelische militärische Zusammenarbeit zugunsten der Christen gegen sie verbreiten.
    Dabei werden auf angebliche israelische Waffenlieferungen
    an die Christen und die Verhängung einer israelischen Seeblockade hingewiesen, um Waffentransporte zur See für die linken Moslems und PLO zu verhindern.
    Verteidigungsminister Shimon Peres demontierte im Ministerrat eine solche Zusammenarbeit entschieden, erklärte jedoch dazu, dass Syrien jetzt mit Hinblick auf die Ereignisse im Libanon und die israelische Haltung zu ihnen verstehe.
    dass Israel keinerlei Expansionsabsichten gegenüber den Libanon verfolge.
    Heute besteht eine international anerkannte Grenze zwischen Israel und dem Libanon und Israel habe keine Absicht, diese zu ändern.
    Es ziele nicht darauf hin, Gebiete im Libanon zu besetzen, sondern gute nachbarliche Beziehungen zu den libanesischen Dorfbewohnern anzuknüpfen.
    In diesem Sinne wurden heute die Zusammenarbeit und Vertiefung der Beziehungen
    an der israelisch-libanesischen Grenze erweitert.
    Zum ersten Mal kamen heute 100 Touristen aus dem Libanon zu einem Besuch von 30 Tagen nach Israel.
    Sie bekommen am Grenzübergang bei Dovet Touristenwiesen.
    Zum ersten Mal wurde auch ein Postamt an der Grenze für direkte Postverbindungen zwischen dem Libanon und Israel geöffnet.
    Bisher mussten diese indirekt über ein drittes Land gehen.
    Israelischen Behörden wollen auch den Bewohnern der besetzten Gebiete zeigen, dass gute nachbarliche Beziehungen zwischen Israel und einem arabischen Land möglich sind.
    58 Bürgermeister und Notabeln aus der Gaza-Zone wurden zum offenen Grenzzaun ins israelisch-libanesische Grenzgebiet gebracht, um ihnen Gelegenheit zu geben, die Vorgänge an der Grenze zu sehen und mit muslimischen und christlichen Grenzgängern aus dem Libanon sprechen zu können.
    Moshe Meisels berichtete über eine völlig neue Entwicklung der Beziehungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn.
    Es war gerade 12.44 Uhr, eine Minute vor dreiviertel eins.
    Unser nächstes Thema, Europa, europäische Einigung, politischer Zusammenschluss.
    Der erste große Schritt in diese Richtung des politischen Zusammenschlusses soll die Aufwertung des Europäischen Parlaments durch Direktwahlen von ca.
    260 Millionen Stimmberechtigten in den neun Ländern sein.
    Nach einigen Tauziehen unter den neun konnte man einen Erfolg verbuchen, als man sich auf den Wahltermin 1978 und die Sitzverteilung 410 Sitze vorläufig einigte.
    In Großbritannien gibt's hier Kontroversen.
    Dazu Heinz Beran.
    Ein zweiter Bericht des Parlamentarischen Sonderausschusses über direkte Wahlen ins Europäische Parlament, der soeben in Londoner veröffentlicht wurde, lehnt wieder einmal das Proporz-Wahlrecht als Wahlmethode ab.
    Der erste Grundsatz menschlichen Verhaltens, besonders in der Politik, nämlich, dass man nie etwas freiwillig hergeben soll, was man hat, der gilt leider auch in diesem Zusammenhang.
    Die zwei großen britischen Parteien, die Konservativen und die Labour Party,
    befürchten durch Einführung des Propaz-Wahlrechts ihre Hegemonie-Position zu verlieren und sie wehren sich daher auf jede mögliche Art.
    Das Hauptargument diesmal so nebenbei ist, da für die Eurowahlen im Jahre 83, die übernächsten also, sowieso eine bestimmte Form des Propaz-Wahlrechtes für alle EG-Mitglieder vorgeschrieben sein werde, so würde die Einführung jetzt
    eine zweimalige Veränderung des Wahlrechts bedeuten, während man bei Beibehaltung des traditionellen Mehrheitswahlprinzips wenigstens die ersten direkten Wahlen 78 in Großbritannien relativ problemlos abwickeln könne.
    Das ist natürlich nur eine Ausrede, denn die traditionellen Parteien und ihre Vertreter können sich einfach nicht vorstellen,
    dass man ihre Fundamente untergraben will und deshalb bremsen sie so viel sie können.
    Und aus der Situation ergibt sich natürlich auch, dass der wildeste Gegner des Mehrheitswahlrechts, der liberale Jeremy Thorpe, wohl nicht mehr Führer seiner Partei, aber liberaler Vertreter in diesem Ausschuss, am lautesten schreit, sich am meisten beschwert über diese neuerliche Ablehnung des Proportswahlrechts.
    Er sagte,
    Sollten diese direkten Wahlen ins Europäische Parlament tatsächlich 1978 zustande kommen, dann würden mindestens sechs der acht schottischen Mandate den schottischen Nationalisten zufallen.
    In England würden fast alle Mandate den Konservativen gehören.
    Die Labour-Party, sogar wenn sie noch Regierungspartei ist, wäre eine Minderheitspartei.
    Und die Liberalen, außer sie bekommen mehr als acht Millionen Stimmen,
    während die größte liberale Partei Europas dabei aber im Europäischen Parlament nicht vertreten.
    So würde sich also nach Ford das traditionelle Wahlsystem auswirken.
    In einem Sinne aber ist die Idee der proportionellen Vertretung sogar in diesem Bericht verwirklicht und zwar, was die Vertretung der vier Teile des Vereinigten Königreichs betrifft.
    England soll 66 Sitze zugeteilt bekommen, Schottland acht,
    Wales 4 und Nordirland 3.
    Dadurch wird England benachteiligt, weil es pro Abgeordneten 514.000 Stimmen braucht, während zum Beispiel Schottland nur 470.000 Stimmen braucht.
    Wales wohl 511.000, aber Nordirland sogar nur 344.000 Stimmen pro Mandat.
    Nordirlands Fall ist besonders interessant.
    Nach seiner Bevölkerungszahl stünden ihm wohl nur zwei Mandate zu.
    Aber da man einen nordirischen Katholiken ins Europarlament entsenden wollte und das Verhältnis protestanten Katholiken in Nordirland 2 zu 1 ist, so hat man die Zahl der nordirischen Abgeordneten auf drei erhöht.
    Nicht, dass alle Nationalisten mit diesen Konzessionen zufrieden sind.
    George Reid, der Vertreter der schottischen Nationalisten, sagte, Schottland müsse dieselbe Anzahl von Abgeordneten im Europäischen Parlament haben wie Dänemark, dass etwas weniger Einwohner habe als Schottland.
    Aber George Reids Antrag, Schottland 16 Abgeordnete zuzuerkennen, wurde vom Ausschuss abgelehnt.
    Ob die Regierung die Empfehlungen des Sonderausschusses annehmen wird oder nicht, das kann man leider noch nicht sagen.
    Wir hörten Heinz Peran aus London.
    Das traditionelle Forum Alpbach, gestern eröffnet, steht heuer unter dem Generalthema Grenzen der Freiheit.
    Mit einem der prominenten Referenten, mit Professor Lüppe von der Universität Zürich, führt Volkmar Paschalk ein kurzes Gespräch.
    Herr Prof. Lüppe, Sie haben ein Referat im Rahmen der Einleitungsveranstaltung des Europäischen Forums Alpbach gehalten, und zwar hat sich dieses Referat mit der Thematik befasst, Grenzen der Wissenschaft, und Sie hatten als Untertitel gewählt, politisierte, geplante und freie Wissenschaft.
    Nun ist das ein Thema, mit dem Sie sich, glaube ich, ja schon seit Jahren und Jahrzehnten befassen und vor allem durch die verschiedenen Universitätsorganisationsänderungen eine unerhörte Aktualität gewonnen hat.
    So ist es.
    Der Wissenschaftler wird in seinem individuellen akademischen Werdegang eigentlich darauf trainiert, ein Sachinteresse, ein unmittelbares Sachinteresse zu entwickeln, sozusagen eine theoretische Neugierde zu entwickeln und sich von dieser in der Forschungsarbeit leiten zu lassen.
    Die anwachsenden Kosten aber, die heute Wissenschaft macht einerseits und ihre anwachsende Auswirkung in allen Bereichen des öffentlichen Lebens andererseits führen in immer mehr Fällen dazu, dass die Wissenschaftler sich in dem, was sie tun, nicht einfach auf die theoretische Neugierde berufen können, sondern ihre Arbeit
    unter Relevanzgesichtspunkten, unter Nutzenaspekten rechtfertigen müssen.
    Das ist im Prinzip vollkommen in Ordnung.
    Allerdings führt diese Relevanznachweispflicht, unter die heute die Wissenschaft geraten ist, gelegentlich auch dazu, Bereiche der Forschung unter einen politischen Druck zu setzen, der sich nachteilig auswirkt, insbesondere im Bereich der Grundlagenforschung.
    Nun gibt es ja gerade an unseren Universitäten sehr viele Wissenschaftszweige, die sich mit rein theoretischen Fragen befassen, die keinen unmittelbaren praktischen Nutzen haben.
    Glauben Sie, dass solche Wissenschaften in Hinkunft gefährdet sein werden?
    Gegenwärtig wird man nicht vor einer Gefährdung dieser Wissenschaftsbereiche.
    sprechen können.
    Es kündigt sich, so vorsichtig möchte ich mich ausdrücken, allenfalls eine Gefährdung an in der Form dieses anwachsenden Rechtfertigungsdrucks, unter denen sich die Wissenschaftler in der Tat gesetzt finden.
    Allerdings gibt es Bereiche der rein theoretischen Forschung, bei der Anwendungen vorerst überhaupt nicht erkennbar sind, bei denen die Kosten so sprunghaft ansteigen, dass es nun sogar ein
    einleuchtender politischer Grund ist zu fragen, wollen wir überhaupt wissen, auch wissen allein, was wir künftig vielleicht wissen werden, wenn wir diese apparativ und personell so enorm aufwendige Forschung beispielsweise im Bereich der Kernphysik nun noch weiter betreiben.
    Im Übrigen lebt ja ein Großteil der Wissenschaft unmittelbar von den Interessen der Wirtschaft und auch von den Interessen der staatlichen Militäradministration.
    Nur der kleinere Teil der Forschungsmittel, die in den europäischen Staaten für Wissenschaft insgesamt ausgegeben werden, werden in den freien wissenschaftlichen Institutionen verbraucht.
    Grundsätzlich würden sie sich also zu einer praxisbezogenen, zu einer gesellschaftlich relevanten Wissenschaft bekennen, wie es zum Beispiel die österreichische Ministerin für Wissenschaft und Forschung in ihrem heutigen Einleitungsreferat gefordert hat.
    Durchaus.
    Die Wissenschaft ist überaus folgenreich geworden und sie muss daher auch zwangsläufig politisch verantwortet werden und sie muss auch in den immer größeren finanziellen Aufwendungen für sie politisch verantwortet werden.
    Insofern ist die Anforderung, unter die die Wissenschaft heute gerät,
    von politischer Seite berechtigt.
    Nur darf man einen Fehlschluss nicht machen und die Wissenschaftler selbst unmittelbar mit den enormen und für sie überhaupt nicht absehbaren potenziellen praktischen Folgen mit der Verantwortung für sie belasten, die die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Forschung haben könnten.
    Diese Verantwortung für die immer weiterreichenden praktischen Folgen der Wissenschaft müssen bei denen für sie
    zuständigen politischen Instanzen bleiben.
    Es gibt in der Wissenschaftsgeschichte, vor allen Dingen aus der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, auch aus der Geschichte des Stalinismus, einige Beispiele dafür, dass auch in seiner individuellen Forscherpraxis der Wissenschaftler unmittelbar politische Verantwortung übernehmen muss.
    Aber das sind eher sehr seltene Ausnahmefälle in politischen
    Ausnahmesituation.
    In der Normalsituation funktionierender politischer Praxis und funktionierender wissenschaftlicher Praxis muss sich die Verantwortung des Wissenschaftlers institutionell darauf beschränken können, dass er eine solide Wissenschaft macht.
    Sie sprachen in Ihrem Vortrag ja aber auch davon, dass der Wissenschaftler zunehmend einem Druck von Seiten der Politik ausgesetzt ist.
    Und das ist, glaube ich, nicht in diesem Sinne jetzt, wie wir davon gesprochen haben, zu verstehen.
    Das ist noch ein anderes Problem.
    Es gibt auch gegenwärtig Anforderungen an die Wissenschaft, die ich für schädlich halte von politischer Seite.
    Eine dieser Anforderungen, die zugleich leider den Nachteil haben, dass sie gegenwärtig sehr populär, sehr beliebt sind, ist die Anforderung, dass die Wissenschaft sich pluralistisch organisieren sollte.
    Der Pluralismus ist ein gutes Organisationsprinzip für die Besetzung von Rundfunkräten, aber ein sehr schlechtes Organisationsprinzip für die Berufung von Wissenschaftlern an die Institutionen der Wissenschaft.
    Die Wissenschaft ist nicht pluralistisch, sondern universalistisch.
    Mit Prof. Dr. Hermann Lübbe aus Zürich sprach in Alpbach Volkmar Paschalk.
    In London findet von heute bis einschließlich Samstag der 41.
    Internationale Pen-Kongress statt, an dem mehr als 500 Delegierte aus 50 Ländern teilnehmen.
    London ist ja der Gründungsort dieser Organisation, der derzeit 76 Staaten angehören.
    Lutz Libeld meldet sich aus der britischen Hauptstadt.
    Die Tagung wurde heute Morgen vom amtierenden internationalen Präsidenten Sir Victor Pritchett eröffnet.
    Sir Victor wollte anschließend seinen Rücktritt bekannt geben und die Delegierten um Neuwahl bitten.
    Die Entscheidung wird wahrscheinlich für den einzigen Kandidaten fallen, Mario Vargas Losa, der in Absentia zum neuen internationalen Präsidenten erklärt werden soll.
    Nach den beiden Exekutivtreffen und einer Willkommensparty gegen Abend wird morgen die feierliche Eröffnungszeremonie in der Queen Elizabeth Hall stattfinden, bei der Arthur Köstler die Festrede halten soll.
    Wie bekannt wurde, hat die Delegation der DDR an der Wahl Köstlers als Festredner Kritik geübt.
    Neutrale Beobachter äußerten daraufhin die Befürchtung, dass es am Dienstag in diesem Zusammenhang zu scharfen politischen Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern des westlichen und östlichen Lagers kommen könne.
    Das Pressebüro des PEN-Kongresses teilte dagegen auf Anfrage mit, man halte eine Kontroverse dieser Art für so gut wie ausgeschlossen, weil der Text der Köstler-Rede gänzlich unpolitisch sei.
    Die beim letzten internationalen Kongress in Wien gefasste Resolution, Deutsch als dritte Kongresssprache wieder zuzulassen, ist für ungültig erklärt worden, weil es dazu eine Änderung der Satzung bedurfte, die nur mit Zweidrittelmehrheit möglich ist.
    Bei der Abstimmung über die besagte Resolution in Wien kam diese Zweidrittelmehrheit nicht zustande.
    Zum Leidwesen der besonders starken Delegationen aus Österreich und der Bundesrepublik Deutschland, beide hatten sich mit rund 25 Delegierten und Gästen angesagt, wird es also vorläufig bei den klassischen Konferenzsprachen Französisch und Englisch bleiben.
    Die Bundesrepublik und Österreich haben sich, wie es heißt, an den Kosten für eine simultane Dolmetscheranlage beteiligt.
    Während der sechs Arbeitstage werden sich die Delegierten in den sogenannten Exekutivtreffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit über verschiedene politische und organisatorische Fragen verständigen.
    Bei den öffentlichen literarischen Sitzungen sollen dagegen ausschließlich literarische Themen behandelt werden.
    Dazu werden unter anderem sprechen Stephen Spender, Stefan Hermlin, Victor Pritchett, Vercor
    Iris Murdoch, Howard Brenton und Tom Stoppard.
    Die Zeit für die Mittagsausgabe des Journals neigt sich dem Ende zu.
    Wir schließen mit einer Zusammenfassung der wichtigsten aktuellen Ereignisse.
    Ägypten.
    Sieben Luftpiraten libyscher, algerischer und palästinensischer Nationalität haben heute eine Maschine der ägyptischen Fluglinie in ihre Gewalt gebracht.
    Das Flugzeug mit mehr als 90 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern an Bord steht zurzeit auf dem Flughafen von Luxor.
    Die ägyptischen Behörden haben Verhandlungen mit den Terroristen aufgenommen, die nach Auftanken des Flugzeuges angeblich nach Benghazi gebracht werden wollen.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Pastor Oskar Brüsewitz, der sich in der vergangenen Woche aus Protest gegen die kirchenfeindliche Haltung der DDR-Regierung in Zeitz in Thüringen mit Benzin übergossen und angezündet hatte, ist gestern Nachmittag seine schweren Verletzungen erlegen.
    Dies berichtet die Nachrichtenagentur United Press International unter Berufung auf kirchliche Kreise in der DDR.
    Österreich.
    Das gestern vor der amerikanischen Botschaft in Wien unter einem geparkten Fahrzeug entdeckte Paket war nach Angaben der Polizei ein Brandkörper.
    Der Zündmechanismus hat allerdings nicht funktioniert.
    Die Polizei verfolgt bereits eine Spur der mutmaßlichen Täter.
    Das Paket war von einem amerikanischen Sicherheitsbeamten entdeckt worden.
    In einer Sitzung des Landesparteivorstandes der Wiener ÖVP soll heute der bisherige Landesparteiobmann Bauer seine Funktion zurücklegen.
    An seine Stelle soll als geschäftsführender Obmann der derzeitige Generalsekretär Bussek treten.
    Die Führungsänderung bedarf allerdings noch der Zustimmung der zuständigen Parteigremien.
    Die landwirtschaftliche Produktion in Österreich wird sich in den kommenden zehn Jahren nur noch geringfügig erhöhen lassen.
    In einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung heißt es, Steigerungsmöglichkeiten seien nur in der Getreideproduktion zu erwarten, der Bestand an Rindern werde herabgesetzt werden müssen.
    Wirtschaftsexperten der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder, sind in Wien zu Beratungen über die Rohölpreise zusammengetreten.
    Die Ergebnisse der Verhandlungen sollen der Konferenz der OPEC-Erdölminister vorgelegt werden.
    Diese Kurzmeldungen, verehrte Zuhörer, standen am Ende von 60 Minuten Information zur Mittagsstunde.
    Die stündlichen Nachrichten im Hörfunk bringen stets das Neueste.
    Und mehr darüber ist zu hören ab 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 im Abendschanal.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Jugoslawische Angriffe, Busek-Nachfolge, Reichsbrückenspenden
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Landwirtschaftliches Warenangebot 1975 - 1985
    Interview: Dr. Matthias Schneider (WIFO)
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Schneider, Matthias [Interviewte/r]
    Datum: 1976.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lage des Welterdölmarktes zu OPEC-Diskussion Wirtschaftsexperten
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Entwicklung im Libanon: Palästinenser mobilisieren letzte Reserven (Moderatorengespräch)
    Mitwirkende: Krause, Walter [Gestaltung] , Poindl, Adolf [Moderation]
    Datum: 1976.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großbritannien - EG: Britische Pläne für EG-Parlaments-Direktwahlen
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Europäisches Forum-Alpbach: Univ.-Prof. Hermann Lübbe aus Zürich zu Grenzen der Wissenschaft
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Lübbe, Hermann [Interviewte/r]
    Datum: 1976.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großbritannien: Tagung des PEN-Clubs in London
    Mitwirkende: Liebelt, Lutz [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.08.23
    Spieldauer 01:00:09
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Steinwendner, Wolfgang [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-760823_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt