Mittagsjournal 1979.09.25

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    Rechtliches

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    Guten Tag meine Damen und Herren, durch das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes führt heute Roland Ratschke.
    Wichtigstes Thema heute Mittag eine Äußerung von Bundeskanzler Kreisky, wonach er neue Vorstellungen für das Gesundheitsressort habe.
    Aus Österreich berichten wir außerdem noch über Probleme des Seilbahnbaus, vor allem im Hinblick auf Umweltschutz und Zerstörung des Landschaftsbilds.
    Wir analysieren den Handel zwischen Österreich und Jugoslawien, der wieder steigende Tendenz zeigt.
    Wir berichten aus der Bundesrepublik Deutschland über die neueste Kontroverse in der Frage Abtreibung, aus Großbritannien über den Beginn des Parteitags der liberalen Partei und aus den USA über den eher enttäuschenden ersten Band der Memoiren Henry Kissingers.
    Im Kulturteil beschäftigen wir uns mit dem homosexuellen Film »Armee der Liebenden« und mit der Aufführung der selten gespielten Oper »Fredegundis« von Franz Schmidt in Linz und Wien.
    Soweit also die wichtigsten Punkte unseres geplanten Programms.
    Zu Beginn jetzt die Nachrichten.
    Verantwortliche Chef von Dienst für die Meldungen Helmut Koller, Sprecher Wolfgang Riemerschmidt.
    Österreich.
    Wörtlich als Spiegelfechterei, die zur weiteren Klimaverschlechterung und Zerstörung der gemeinsamen Diskussionsbasis führen müsse, bezeichnet heute die Industrie in einer Aussendung ihres Pressedienstes die jüngsten Auseinandersetzungen in der Frage der Gesamt- und der Ganztagsschule.
    Die Demagogie, mit der Argumente parteipolitischen Zielsetzungen untergeordnet werden, trage zur Sache selbst nichts bei.
    Wohl aber blieben die Betroffenen, nämlich Lehrer, Schüler und Eltern, auf der Strecke, heißt es in der Aussendung.
    In der Industrie befürchtet man im Gefolge der Einführung einer Gesamtschule die Durchsetzung der Vorstellungen über die nivellierende Einheitsschule.
    Bei diesem Schultyp wäre die Entwicklung und Förderung der unterschiedlichen Fähigkeiten und Begabungen der Schüler nicht möglich.
    Alle Vorschläge in Richtung Einheitsschule werden daher strikt abgelehnt, schreibt der Präsident der Industriellenvereinigung.
    In Wien begann heute die jährliche Tagung des Fachverbandes der Seilbahnen, an der etwa 500 Vertreter der Seilbahnunternehmen, der Aufsichtsbehörden aus Bund und Ländern, ausländischer Seilbahnverbände sowie der einschlägigen Industrie teilnehmen.
    Hauptthemen der Diskussionen sind die Entwicklung der Seilbahnwirtschaft in den 80er Jahren, die Seilbahnen vor dem Hintergrund des Umweltschutzes, ihre zukünftige Finanzierung, Tariffragen und der Schutz der Skifahrer auf den Pisten.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Als Skandal haben die deutschen Bischöfe die steigende Zahl von Abtreibungen in der Bundesrepublik Deutschland und die ihnen zugrunde liegende geistige Haltung bezeichnet.
    Anlässlich der Bischofskonferenz in Fulda riefen die deutschen Kirchenoberhäupter, Politiker und Parteien zu einer Änderung des Abtreibungsparagrafen 218 auf.
    Wie die Bischöfe erklärten, habe die Reform dieses Paragrafen ihre Absicht, das ungeborene Leben besser zu schützen, nicht erreicht, sondern ins Gegenteil verkehrt.
    Die derzeit gültigen Bestimmungen müssten durch eine Regelung ersetzt werden, die im Einklang mit der Verfassung steht, forderten die Bischöfe.
    Eine Gesellschaft, die die Tötung unschuldiger Kinder im Mutterleib dulde, habe keine Zukunft.
    Gerade im Jahr des Kindes mache die hohe Abtreibungszahl den sozialen Rechtsstaat unglaubwürdig, stellten die Bischöfe fest.
    Sie wiesen außerdem darauf hin, dass die Zahl der erfassten Schwangerschaftsabbrüche im Zeitraum von 1977 bis 1978 auf mehr als 73.000 gestiegen sei, wozu noch eine erhebliche Dunkelziffer und nahezu 60.000 Abtreibungen deutscher Frauen im Ausland kämen.
    USA.
    In New York ging gestern am Rande der UNO-Vollversammlung eine erste Gesprächsrunde zwischen den Außenministern der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, Vance und Gromyko, über die Präsenz russischer Truppen auf Kuba zu Ende.
    Einzelheiten der nur 15 Minuten dauernden Unterredung wurden nicht bekannt.
    Die beiden Minister wollen am kommenden Donnerstag neuerlich zusammentreffen.
    Unterdessen verlangte der republikanische Senator Hatch in einer Pressekonferenz in Washington eine sofortige Blockade Kubas, um den Abzug der sowjetischen Einheiten von der Karibikinsel zu erzwingen.
    Hatch sagte, er besitze Informationen, wonach die Sowjets auf Kuba Untergrundkämpfer in der Stärke von 2000 bis 3000 Mann für den Einsatz in ganz Lateinamerika ausbildeten.
    Nahe Osten.
    Nach dem Luftkampf zwischen syrischen und israelischen Kampfflugzeugen über dem südlichen Libanon hat Damaskus das Luftverteidigungssystem in Syrien in Alarmzustand versetzt.
    Nach syrischer Darstellung wurden bei dem Gefecht gestern vier syrische und zwei israelische Maschinen abgeschossen.
    Israel erklärte allerdings, alle seine Flugzeuge seien unversehrt zu ihren Stützpunkten zurückgekehrt.
    Aus Militärkreisen in Tel Aviv verlautete, Israel werde seine Luftaufklärung und andere Formen der Überwachung im Libanon angesichts der Aktivitäten der Palästinensischen Befreiungsorganisation fortsetzen.
    Sowohl das Außenministerium in Washington als auch UNO-Generalsekretär Waldheim zeigten sich über die jüngste Entwicklung im Nahen Osten besorgt.
    Waldheim rief neuerlich alle Streitparteien zur Mäßigung auf.
    In einer feierlichen Zeremonie gibt heute Israel an Ägypten ein weiteres Gebiet auf der Halbinsel Sinai zurück.
    Das 7000 Quadratkilometer große Territorium grenzt an die Ölfelder von Abu Rudeis, die von Jerusalem ebenfalls noch heuer an Ägypten abgetreten werden.
    Damit werden die Punkte des am 26.
    März in Washington unterzeichneten Friedensvertrages zwischen beiden Ländern erfüllt.
    Der ägyptische Außenminister Ghali bezeichnete den Rückzug Israels aus dem Sinai als einen juristischen Präzedenzfall, der auf alle besetzten Gebiete angewendet werden müsse.
    Er betonte neuerlich, die Regierungen in Kairo bestehen nach wie vor auf einem Abbau der israelischen Siedlungen auf arabischem Territorium.
    Italien.
    In Palermo ist heute früh der wegen seiner Unnachgiebigkeit gegenüber der Mafia bekannte Richter Cesare Terranova erschossen worden.
    Bei dem Feuerüberfall mehrerer unbekannter Männer erlitt auch der Leibwächter Terranovas tödliche Verletzungen.
    Die Attentäter konnten trotz sofortiger Errichtung von Polizeisperren in drei Autos entkommen.
    Der Anschlag ereignete sich nur 200 Meter von der Stelle entfernt, an der Ende Juli der Polizeichef von Palermo erschossen worden war.
    Terranova hatte bei Prozessen gegen Dutzende Mafiosi den Vorsitz geführt.
    Ferner war er Mitglied eines parlamentarischen Sonderausschusses zur Untersuchung von Mafia-Aktivitäten.
    In einem Vorort von Rom wurde gestern bei einem Schusswechsel mit der Polizei einer der mutmaßlichen Mörder des früheren Ministerpräsidenten und Parteivorsitzenden der christlichen Demokraten, Moro, lebensgefährlich verletzt.
    Der 28-jährige Prospero Gallinari, der als einer der Schlüsselfiguren der Terroristenorganisation Rote Brigaden gilt, wurde zusammen mit seiner Frau festgenommen und in ein Krankenhaus eingeliefert.
    Er wurde gestellt, als er zusammen mit zwei Komplizen versuchte, die Kennzeichentafeln zweier Autos auszutauschen.
    Schweiz.
    Das sowjetische Eiskunstläuferpaar Ludmilla und Oleg Protopopov, das sich gestern in die Schweiz abgesetzt hat, wird möglicherweise einige Monate auf die Gewährung des politischen Asyls warten müssen.
    Dies erklärte heute ein Sprecher des Justiz- und Polizeiministeriums in Bern.
    Gestern war bekannt gegeben worden, dass dem sowjetischen Schachmeister Kortschneu nach neunmonatiger Wartezeit in der Schweiz politisches Asyl gewährt wird.
    Der Beginn der Weltrundfunkverwaltungskonferenz, der für gestern in Genf vorgesehen war, ist durch politische Meinungsverschiedenheiten zwischen Industrieländern und Entwicklungsstaaten verzögert worden.
    Die Entwicklungsländer fordern eine stärkere Berücksichtigung ihrer Wünsche nach mehr Rundfunkfrequenzen und höheren Sendeleistungen.
    Der Konferenzbeginn verzögerte sich wegen Meinungsverschiedenheiten über den Tagungsvorsitzenden.
    Von den 147 Teilnehmerländern unterstützten fast 100 Entwicklungsstaaten den Anspruch Indiens auf den Konferenzvorsitz.
    Bei der letzten Funk-Verwaltungskonferenz im Jahr 1959 waren zahlreiche der jetzt eigenständig agierenden Länder noch Kolonien.
    Vor allem die Kurzwellenfrequenzen sind sehr begehrt, weil in diesen Bereichen ein großes internationales Hörerpublikum erreicht werden kann.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Der Höhepunkt des Regenwetters ist bereits überschritten.
    Das zuletzt wetterbestimmende Tief zieht nordostwärts ab.
    Ein Rest über Italien füllt sich auf.
    Von Westen her schiebt sich ein Hochausläufer gegen Mitteleuropa vor.
    Unter seinem Einfluss macht die Wetterbesserung weitere Fortschritte.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Örtlich bereits Aufhellungen.
    Im Allgemeinen aber noch stark bewölkt oder bedeckt und gebietsweise Regen oder Regenschauer.
    Mäßiger in freien Lagen auch lebhafter Wind aus West bis Nord.
    Sehr kühl.
    Nachmittagstemperaturen 8 bis 14 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 3 bis 10 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Örtlich Frühnebel.
    Tagsüber veränderliche Bewölkung, aber nur noch wenig Niederschlag.
    Insgesamt zunehmende Tendenz zur Wolkenauflösung.
    Abflauender Wind aus West bis Nord.
    Am Morgen noch sehr kühl.
    Frühtemperaturen 3 bis 10 Grad.
    Tagsüber beginnende Wiedererwärmung.
    Höchstwerte 10 bis 17 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt 9°, Westwind 25 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 13°, Westwind 30 km mit Spitzen bis 60 km in der Stunde.
    Linz bedeckt 8°, West 20.
    Salzburg bedeckt 9°, Wind still.
    Innsbruck bedeckt 8°, Nordost 3 km.
    Bregenz wolkig 10°, Südost 3.
    Graz bedeckt 12 Grad Südwest 5 Kilometer und Klagenfurt bedeckt 11 Grad Südostwind 3 Kilometer in der Stunde.
    Es ist 10 Minuten nach 12 Uhr.
    Die Regierungsumbildung im Herbst von Bundeskanzler Kreisky, seit längerem für die Zeit nach den Landtagswahlen in Tirol, Kärnten, Oberösterreich und Vorarlberg terminisiert, dürfte aller Voraussicht nach mindestens zwei Ressorts umfassen.
    Bautenminister Moser wird das Kabinett in jedem Fall verlassen.
    Als sein Nachfolger steht Metallarbeitergewerkschaftschef Sekaniner so gut wie fest.
    In den letzten Wochen häuften sich darüber hinaus Zeitungsberichte, wonach Gesundheitsministerin Leo Deuter bei einer Regierungsumbildung eventuell ihren Posten verlieren dürfte.
    Bundeskanzler Kreisky selbst hat in zahlreichen Interviews diese Vermutung genähert.
    Zuletzt in den Salzburger Nachrichten vom vergangenen Samstag, als der Bundeskanzler Dr. Leodolter zwar bescheinigte, ein lieber Mensch zu sein, aber hinzufügte, sie sei keine Politikerin.
    Die Spekulationen um die Nachfolge betreffen mehrere Personen.
    Der Tiroler SPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreter und profilierte Gesundheitspolitiker Salcher wird ebenso genannt wie der Abgeordnete und Arzt Dr. Steirer, aber auch Kinderarzt Prof. Reht.
    Über die Art und Weise, wie Bundeskanzler Kreisky der Öffentlichkeit seine Kritik an Leodolter mitteilte, hat sich in den letzten Tagen einiges an politischen Kontroversen entwickelt.
    Oppositionspolitiker, die Leodolter des Öfteren mit Misstrauensanträgen im Parlament bekämpft hatten, sprechen angesichts der Vorgangsweise Kreiskys von einer Hinschlachtung der Ministerin.
    Die Betroffene selbst schwieg in den letzten Tagen zu all diesen Spekulationen.
    Einige Reaktionen erwartete man heute vom Pressefoyer nach der Sitzung des Ministerrats.
    Hören Sie nun Zita Bernardi aus dem Bundeskanzleramt.
    Ja, wortkarg wie immer in letzter Zeit zeigte sich auch heute die Betroffene selbst, sobald sie auf ihr mögliches Ausscheiden aus dem Kabinettkreis angesprochen wird.
    Ich habe schon gesagt, dass ich dazu keine Stellung nehme.
    Ich habe schon gesagt, dass ich die Presse nicht um mich kümmern werde.
    Weit weniger Wortkarg hingegen der Bundeskanzler.
    Er ließ heute nur mehr wenig Zweifel daran, dass Ingrid Leodolter nur mehr kurze Zeit an der Spitze des Gesundheitsressorts stehen werde.
    Kreiskis Urteil über die Politikerin Leodolter
    Sie kommt nicht aus der Politik, sie hat eine Fülle von hervorragenden Qualitäten und in der Politik muss man halt leider auch die Grundsätze, die Spielregeln beobachten.
    Man muss sich also überlegen, wenn man etwas tut, wie wirkt das im Parlament, was kann da herauskommen, es kann auch noch so logisch sein, was kann das für Konsequenzen haben und so weiter.
    Und das kann man natürlich nur von
    Jemanden erwarten, der das alles im Gefühl hat.
    Ich habe keine Absicht, die zu kritisieren.
    Sie hat sehr gute Sachen gemacht, sehr bedeutendes vollbracht.
    Aber die Vorstellungen, die ich jetzt habe von den Aufgaben in der Zukunft, die einem
    Gesundheit und Umweltschutz zustehen und mit dem Schwergewicht Umweltschutz, das hat mich gewisse Überlegungen anstellen lassen.
    Und Kreisky präzisierte dann auch, wie er diese Umweltschutzkompetenzen verstanden wissen wollte.
    Meine Überzeugung ist die, dass die Gesundheitspolitik eine Sache ist, deren Probleme sich klar abgrenzen lassen.
    Dort, wo absolutes politisches Neuland zu betreten sein wird in den nächsten zehn Jahren,
    sind die Bereiche des Umweltschutzes.
    Die greifen in so vielen Ministerien hinüber.
    Schauen Sie, wenn heute eine neue Straße geplant werden soll, ist das heute anders als vor zehn Jahren oder fünf Jahren.
    Vor fünf Jahren war das eine Frage der Techniker und vielleicht ein bisschen Landschaftsschutz.
    Heute ist das eine eminent wichtige Frage für den Umweltschutz,
    In der Verkehrspolitik zieht man die Schwerlastkraftwagen durch den Ausbau einer Autobahn ins Land, verändert man die Verkehrsstruktur, verdirbt man die Landschaft.
    Was hat das für Konsequenzen?
    Bei einem Land wie Österreich kann man Umweltschutzpolitik nur machen, wenn man mit allen hierfür in Betracht kommenden Ministerien die entsprechende Zusammenarbeit entwickelt.
    Durchsetzungsvermögen mit den neuen Landesregierungen und so weiter.
    Der Umweltschutzminister der Zukunft muss ein Mann sein, der sich in alles drein mischt, wenn ich das so sagen darf.
    Kreisky, dann zur persönlichen Zukunft Ingrid Leodolters.
    Sie muss ja nicht gehen, sondern ich habe ja gesagt, was ich mir vorstelle, als ein kommender, als so ein Minister auf diesem Gebiet zu bewältigen und die Frage ist ja, ob das nicht eine, da hier nicht so viel für sie verbaut wird dadurch.
    Sie hat ja auch einen Beruf, den sie ja weiter ausüben möchte.
    Das ist ja auch eine Frage, auf die man rücksichtigen muss.
    Es ist ja nicht so, dass jemand in die Wüste geschickt wird.
    Sie hat ja eine hervorragende Ärztin und hat ja Großartiges aus dem Bereich geleistet.
    Es ist ja nicht so, dass man jemanden um seine Existenz gebracht hat.
    Und das ist also wahrlich nicht der Fall.
    Sollte es tatsächlich zu einem Wechsel an der Spitze des Gesundheitsressorts kommen, wer wird auf Minister Leodolzer folgen?
    Frage an Kreisky.
    Haben Sie schon mit dem Tiroler Landeshauptmann, Stellvertreter Salcher gesprochen und wie konkret?
    Wissen Sie, ich bin ja da sehr vorsichtig, weil ich ja nicht fünf Leuten oder vier Leuten oder drei Leuten oder zwei Leuten gleichzeitig denselben Posten versprechen möchte.
    Das tue ich nicht.
    Ich muss mir ja vorbehalten, bis zum letzten Moment in der Entscheidung frei zu sein.
    Ich kann also nicht sagen, du, pass auf, wirst du der nächste Gesundheitsminister.
    Und dann gehe ich zu einem anderen und sage, du, vielleicht könntest du es werden.
    Und jetzt rennen drei Leute herum oder vier Leute und sagen, Kandidaten.
    Und ich werde dann ein Fünftnehmer.
    So kann ich aber das heute nicht machen, nicht?
    Von mir haben Sie daher auch nie einen Namen gehört.
    Kreisky wollte heute auch nicht ausschließen, dass es im Zuge der für die Zeit nach den Landtagswahlen terminisierten Regierungsumbildung außer im Gesundheits- und Bautenressort auch andere neue Schwerpunkte geben könnte.
    Und damit beende ich meinen Bericht aus dem Bundeskanzleramt und gebe zurück zum Studio des Mittagsschonals.
    Die Ablösung von Gesundheitsministerin Leo Dolde ist also nach allem, was wir gerade gehört haben, so gut wie sicher.
    Reporterin im Bundeskanzleramt war Zita Pernadi.
    Nächster Programmpunkt nun im Mittagsschonal, die Inlandspresseschau, Zusammenstellung der Auszüge aus Zeitungskommentaren, Leopold Esterle.
    Den Schritt Österreichs, die Parität des Schillings gegenüber der D-Mark zu halten, bezeichnet Günther Gruber in der sozialistischen Grazer Neuen Zeit als logische Entscheidung im Sinne der Stabilitätspolitik.
    Gruber meint, hätte Österreich nicht mitgezogen, wäre der Effekt der eineinhalbprozentigen Schillingaufwertung gegenüber der D-Mark mehr als aufgefressen worden.
    Eine so rasche Überkompensation der Schilling-Aufwertung wäre sicherlich der Exportwirtschaft gelegen gekommen, hätte jedoch zweifellos die Inflation angeheizt und die Handelsbilanz verschlechtert.
    Ähnlich argumentiert auch Helmut Romet im Zentralorgan der Sozialisten der Arbeiterzeitung.
    Er glaubt, dass sich für Österreich währungspolitisch keine neue Situation ergeben hat, sondern dass lediglich gegenüber einigen anderen Währungen eine leichte Festigung des Schilling-Kurses eingetreten sei.
    Womit die währungspolitische Zielsetzung, die Preisstabilität im Inland abzusichern und auf diesem Wege die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft zu stützen, konsequent weiter verfolgt wird.
    Der Importpreisdruck wird gemildert und das Durchschlagen auf die heimischen Preise abgeschwächt.
    Der echte Kostenvorteil für die Wirtschaft ist dadurch größer und überkompensiert den geringfügigen Erlösverlust im Exportgeschäft.
    Der Saldo ist volkswirtschaftlich positiv.
    Soweit sozialistische Blätter.
    In den Vorarlberger Nachrichten vertritt Autor Willi Hillek die Ansicht, dass der österreichische Schilling zumindest theoretisch um 3,5% härter geworden sei, nachdem die Nationalbank den Schillingkurs gegenüber der gestern aufgewerteten D-Mark gleich belässt.
    und dass die Vorteile dieses Schrittes überwiegen.
    Hilek.
    Für Österreich gilt es, sich in den Entscheidungen an den hauptsächlichen Handelspartnern zu orientieren.
    Und das ist nun einmal die Bundesrepublik Deutschland.
    Rund 30 Prozent der österreichischen Experte gehen in die BRD.
    Von dort kommen 40 Prozent der Importe Österreichs.
    Bliebe der Schilling gegenüber der D-Mark nicht unverändert, würden sich die Einfuhren aus dem Nachbarland entsprechend verteuern.
    Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres kamen Waren, zum guten Teil Autos, für 64 Milliarden Schilling aus der BRD.
    Allein daraus ja sieht man, welch negative Auswirkungen ein gegenüber der Partnerwährung D-Mark abfallender Schilling verursachen würde.
    Gegenteiliger Meinung ist Eduard Peters in der Tiroler Tageszeitung, wenn er schreibt, ob die Rechnung mit dem harten Schilling aufgeht, bleibt ungewiss.
    Niemand kann jetzt schon fix voraussagen, wie etwa die Gewerkschaften auf höhere Inflationsraten im nächsten Jahr reagieren werden.
    Die Erfahrungen von 1975 haben gezeigt, dass die Not des Finanzministers auf den ÖGB im Ernstfall gar keinen Eindruck macht.
    Der Trick, mit einer Aufwertung die Energieimporte aufzufangen, wird die OPEC-Scheichs wiederum nicht einmal ein Lächeln kosten.
    Das gleiche gilt für Erdgas, Kohle und Stromlieferungen aus dem Ostblock.
    Es könnte sich also herausstellen, dass die Aufwertungseffekte für Österreich nur eine sehr kurze und zweifelhafte Verschnaufpause darstellen.
    Sicher hingegen sind die Auswirkungen auf die Exportindustrie und die Fremdenverkehrswirtschaft jene beiden Hauptdevisenbringer, ohne die an Erfolge sämtliche Stabilitätsbemühungen und auch unser gesamter Lebensstandard hinfällig werden.
    Und nun ein Auslandsbeitrag zu einem Thema, das auch in Österreich immer noch heiß umstritten ist.
    In Fulda tagt zurzeit die Deutsche Bischofskonferenz, also das höchste Gremium der katholischen Kirche der Bundesrepublik Deutschland.
    Und eines der wichtigsten Themen der Konferenz, die Abtreibung, die ähnlich wie in Österreich, wenn auch nicht so weitgehend, legalisiert ist.
    Seit Sommer ist hier nicht nur eine politische, sondern auch eine weltanschauliche Kontroverse im Gang, wobei die Hauptgegner der Kölner Kardinal Höffner und Bundesjustizminister Vogel sind.
    Vorläufiger Höhepunkt der Auseinandersetzung, ein Rundschreiben der deutschen Bischöfe, heute in Fulda veröffentlicht, Paul Schulmeister berichtet.
    Drei Jahre nach der Liberalisierung des bundesdeutschen Abtreibungsparagrafen flammt die öffentliche Diskussion um dieses Thema wieder auf.
    Wieder sind es die gleichen Gegner und die gleichen Argumente.
    Was aber hinzukommt, sind eine durch den beginnenden Wahlkampf angeheizte Situation, eine nicht zuletzt durch den neuen Papst erfolgte Ermutigung katholischer Aktivisten und schließlich eine wachsende Nachdenklichkeit über die bundesdeutsche Bevölkerungsentwicklung.
    liegt auch die Geburtenrate an letzter Stelle in Europa und steigt die Zahl der Ausländer.
    Doch das ist nur der Hintergrund einer Auseinandersetzung, die schon im Sommer anfing und heute mit der Veröffentlichung einer 14 Seiten starken Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz einen neuen Höhepunkt erreichte.
    Ausgelöst wurde die Debatte durch die jüngsten statistischen Angaben über die Zunahme der legalen Abtreibungen – rund 73.500 waren es im Vorjahr, mehr als 80.000 werden es heuer sein – und über die Zunahme der sogenannten sozialen Indikationen.
    Diese hatte der bundesdeutsche Gesetzgeber als Abtreibungsrechtfertigung neben der medizinischen Indikation in den Paragrafen 218 eingefügt, nachdem die ursprüngliche Drei-Monats-Fristen-Lösung 1975 als verfassungswidrig aufgehoben wurde.
    Die katholische Kirche hatte die sehr allgemein gehaltene Klausel von der sozialen Notlage, die so schwerwiegend sei, dass sie von der Schwangeren nicht anders als durch eine Abtreibung abgewendet werden könne, stets abgelehnt.
    Sie fühlt sich in dieser Kritik durch die Entwicklung in den letzten Jahren bestätigt.
    Immer mehr Frauen ließen in der Bundesrepublik Deutschland mit Hinweis auf ihre soziale Notlage abtreiben.
    Zwei Drittel aller legalen Abtreibungen waren im Vorjahr sozial indiziert.
    In diesem Jahr werden es vermutlich 72 Prozent sein.
    In dieser Situation platzte im Sommer einem lokalen CSU-Politiker und Arzt der Kragen und er ließ sich zu einem Vergleich der Abtreibungen mit den NS-Massenmorden hinreißen.
    Heftige Kritik aus den Reihen der sozialliberalen Koalitionsparteien und deutliche Distanzierungen auch bei manchen CDU-Politikern waren die Folge.
    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Kölner Kardinal Höfner, griff ein.
    Bundesjustizminister Vogl von der SPD antwortete kritisch mit einem offenen Brief.
    Kernpunkt der Auseinandersetzung ist die soziale Indikation, von katholischer Seite als unerhörtes Ärgernis in einem reichen sozialen Wohlfahrtsstaat angesehen, von den Verteidigern des §218 dagegen als voll gerechtfertigt betrachtet, weil, so die Gesellschaft für Sexualberatung und Familienplanung pro Familia, nur in 8 von 100 Fällen der von Schwangeren angeführten sozialen Notlagen Geld und materielle Unterstützung helfen könnten.
    Nicht darauf komme es daher an, so meinte die FDP-Abgeordnete Funke, sondern auf eine sehr viel größere Kinderfreundlichkeit, als es sie derzeit gebe.
    Frau Funke wies Vermutungen zurück, dass die Gesamtzahl der Abtreibungen in der Bundesrepublik seit der Legalisierung bestimmter Schwangerschaftsabbrüche gestiegen sei.
    Aussagen darüber sind tatsächlich schwer möglich, weil es Statistiken aus der Zeit vor der Abtreibungsreform nicht gibt.
    Für Bundesjustizminister Vogl stellt der § 218 eine Verbesserung des Lebensschutzes dar mit dem Ziel, die Zahl der früher illegalen Abtreibungen zu verringern und Frauen in Konfliktfällen zu helfen.
    Doch die 73 katholischen Bischöfe Deutschlands, die seit gestern auf ihrer Herbstkonferenz in Fulda tagen, sehen in den Schwangerschaftsberatungsstellen weniger Büros zur Verhinderung als zur Förderung der Abtreibung.
    Der Begriff Hilfe im Gesetz, so heißt es in dem am nächsten Sonntag in Millionenauflage verteilten Rundschreiben, werde oft bewusst und grundgesetzwidrig in einen Rechtsanspruch auf Abtreibung umgedeutet.
    In der Erklärung unter dem Titel Dem Leben dienen heißt es dann, die Kirche könne nicht untätig zusehen, wenn der Staat aktiv dazu beitrage, dass das Bewusstsein vom Wert des Lebens ungeborener Kinder gemindert und auf Dauer sogar zerstört wird.
    Für die Anhänger des §218 ist das Verständnis, dass die Bischöfe gleichzeitig für die Not vieler werdender Mütter äußern, einfach unzureichend.
    Aktivisten wie die Jungsozialisten, für die schon die bundesdeutsche Indikationenlösung viel zu wenig ist, haben erst jüngst bei einer Kundgebung in Essen Kardinal Höffner wegen seiner Abtreibungskritik, die den öffentlichen Frieden störe, der Volksverhetzung angeklagt und zugleich mehr ambulante Abtreibungskliniken gefordert.
    Doch diese Aktivitäten sind eher Randerscheinungen.
    Denn ob die wieder aufgeflammte Abtreibungsdebatte in der Bundesrepublik politisch wirksam werden wird, ist zu bezweifeln.
    Abgesehen von der katholischen Kirche und einigen CSU-Politikern hält sich die Opposition sichtbar zurück.
    Mit diesem Thema sind, so heißt es, kaum Stimmen mehr im Wahlkampf zu gewinnen.
    Nun ein Wirtschaftsthema aus Österreich.
    In Wien findet derzeit eine Tagung aller am Bau und Betrieb von Seilbahnen beteiligten und interessierten Organisationen statt.
    500 Teilnehmer von Fremdenverkehrsreferenten bis zu Seilbahnherstellern selbst beraten über Entwicklung und Zukunft des Seilbahnbaus in Österreich.
    Angesichts der kommenden Winterfremdenverkehrssaison also ein aktuelles Thema.
    Hans Adler sprach beim Kongress mit dem Geschäftsführer des zuständigen Fachverbandes in der Bundeskammer, Dr. Viktor Schleglbauer.
    Es gibt in Österreich bereits eine riesige Anzahl von Seilförderanlagen, wie der Fachausdruck dafür heißt.
    Es sind 126 Seilbahnen, es gibt schon 394 Sessellifte und nicht weniger als 2.900 Schlepplifte und die können theoretisch eine Zahl von Besuchern befördern, weit mehr als die Bundesbahn.
    Man fragt sich nun, wann ist eigentlich Schluss?
    Irgendwo muss doch ein Ende dieser Entwicklung abzusehen sein.
    Vielleicht ist zunächst einmal davon auszugehen oder die Frage zu stellen, wie viele neue Anlagen in der Wintersaison 1979-1980 dazukommen.
    Es sind tatsächlich 21 Seilbahnen
    und in etwa 80 Schlepplifte, also immerhin eine erglückliche Anzahl, so erscheint es auf den ersten Augenblick, die die Frage berechtigt erscheinen lassen, ob nicht endlich einmal in Österreich genug Seilförderanlagen bestehen.
    Dazu wäre aber Folgendes zu sagen.
    Zunächst einmal die Tatsache, dass von diesen 21 Seilförderanlagen oder Seilbahnen 19 in bestehenden Gebieten gebaut werden und lediglich dem Ersatz bestehender Anlagen bzw.
    der Verstärkung bestehender Gebiete oder der Verbindung von Skiorten-Dienern
    und lediglich zwei Bahnen neue Gebiete erschließen.
    Dazu kommt weiteres Folgendes.
    Wir haben in Österreich derzeit ca.
    500 Seilförderanlagen.
    Wenn ich nur 5% davon im Laufe der Zeit als
    ersatzbedürftig ansehe, dann sind das bereits 25 Anlagen pro Jahr.
    Das heißt also, dass mit der Ziffer von 21 Seilbahnen pro Jahr eigentlich keine wesentliche Verstärkung des bestehenden Angebotes bzw.
    der bestehenden Anzahl vorgenommen wird.
    Diese Entwicklung scheint also noch gesund zu sein.
    Sie sagen selbst, es müssen schon Seilbahnen ausgetauscht werden, weil sie also zum Teil überaltet sind und vor allem vermutlich, weil sie nicht mehr imstande sind, so viele Passagiere zu befördern, als Nachfrage für Beförderung existiert.
    Das impliziert natürlich auch die Frage nach der Technik der Zukunft.
    Was kommt eigentlich im Seilbahnwesen auf uns zu?
    Was gibt es jetzt und was kommt noch?
    Wenn man bedenkt, dass die erste Seilbahnwelle nach dem Kriege so in der Gegend der 50er Jahre war,
    Und bei diesen ersten Seilbahnen, sei es nun Pendelbahnen oder Sessellifte, die Frequenzziffer ungefähr zwischen 200 und 400 Personen pro Stunde war, so muss man bedenken, dass diese Anlagen den heutigen Massenansturm, obwohl ich dieses Wort nicht sehr gern höre, absolut nicht gewachsen sind.
    Man ist daher gezwungen, diese in den 50er Jahren gebauten Anlagen entweder zu verstärken oder überhaupt auszutauschen.
    Und eine Anlage zu errichten, die pro Stunde weniger als 1.000 Personen befördert, wäre heutzutage vollkommen unrealistisch, aber auch unwirtschaftlich.
    Und wie geht das nun technisch vor sich?
    Wir haben in den letzten Jahren als vollkommen neues System die sogenannte kuppelbare Einseilumlaufbahn.
    Das ist eine Seilbahn, bei der auf laufendem Seil kleine Wagen mit vier Personen in der Talstation angekuppelt werden.
    und in der Bergstation wieder ausgekuppelt werden, sodass der Fahrgast bei stillstehenden Fahrbetriebsmitteln ein- und aussteigen kann.
    Wir haben seit zwei Jahren in Österreich, und das ist Europa einmalig, den sogenannten Kuppelbahn
    Doppelsessellift bzw.
    Dreiersessellift, bei dem der Fahrgast in Schleichgeschwindigkeit, das sind 20 cm pro Sekunde, das Fahrbetriebsmittel, also den Sessel, besteigen kann.
    Dann wird dieses Fahrbetriebsmittel auf das laufende Seil gekuppelt.
    Mit einer Geschwindigkeit von 3,5 bis 4 m wird der Fahrgast den Berg empor befördert.
    Oben wird wieder ausgekuppelt und er kann bei nahezu still stehenden Sessel wieder aussteigen.
    Was ist eigentlich die Zukunft der Seilbahnen, der Seilschwebebahnen, die richtig wie angekoppelte oder auf dem Seil laufende Waggons fahren, diese sogenannten Pendelbahnen.
    Kann man dir noch eine Zukunft voraussagen?
    Die Pendelbahn wird zweifelsohne dort noch immer notwendig sein, wo ich große Höhen und große steile Wände überwinden muss.
    Die technische Konzeption der Seilbahnen scheint aber irgendwo an der oberen Grenze angelangt zu sein, mit Wagen, mit einem Fassungsraum von 100 und 120 Personen und mit einer Stundengeschwindigkeit von 10 Meter pro Sekunde, das sind immerhin 36 Stundenkilometer.
    Dankeschön für das Gespräch.
    Und jetzt, zwei Minuten nach halb eins, ein kurzer Blick auf unser weiteres Programm.
    Wir berichten noch aus Großbritannien über den Beginn des Parteitags der Liberalen Partei und aus den USA über die Veröffentlichung des ersten Bands der Memoiren von Henry Kissinger, im Kulturteil über den Film Armee der Liebenden und über die Oper Fredi Gundis von Franz Schmidt, die jetzt in Linz aufgeführt wird.
    Zunächst aber ein Bericht aus Jugoslawien.
    Jugoslawien hat sich von allen kommunistischen Ländern die größte Selbstständigkeit von den Zentren Moskau und Peking bewahrt.
    Das drückt sich auch in der Wirtschaftspolitik aus, wo nicht nur die große Selbstständigkeit der Teilrepubliken einen straffen Zentralismus Moskauer Prägung verhindert.
    Die in Jugoslawien eingeführte Arbeiter-Selbstverwaltung gewährleistet zwar die kollektive Führung der Betriebe, jedoch auch Eigenständigkeit der Produktionsstätten.
    Und die Selbstständigkeit Jugoslawiens manifestiert sich auch im Außenhandel.
    Weit mehr als die Hälfte der Importe kommt aus dem Westen, knapp ein Drittel aus den Ostblockländern, der Rest aus Entwicklungsländern.
    Die Ausfuhren gehen je zur Hälfte in den Ostblock und in den Westen.
    Jugoslawien ist auch das einzige kommunistische Land, dessen Betriebe im westlichen Ausland Tochtergesellschaften haben.
    Probleme schaffen allerdings die zurückkehrenden Gastarbeiter.
    Doch wird der Rückfluss mit der Verbesserung der Konjunktur im Westen geringer.
    Knapp 700.000 Jugoslawen arbeiten schätzungsweise im Ausland.
    Ein weiteres Problem die Inflation und dann das Erdbeben in Montenegro in diesem Jahr, das sicherlich Rückschläge im Fremdenverkehr gebracht hat.
    Zurzeit befindet sich eine österreichische Wirtschaftsdelegation in Jugoslawien, die weitere wirtschaftliche Zusammenarbeit erkunden soll.
    Über die österreichisch-jugoslawischen Wirtschaftsbeziehungen berichtet nun aus Belgrad Gustav Kalupa.
    Langjährige Bindungen und Kontrakte der weitgehend komplementären Wirtschaften Österreichs und Jugoslawiens sollen einen Ausweg aus der einseitigen Entwicklung des österreichisch-jugoslawischen Handelsverkehrs eröffnen.
    Gedacht wird an bilaterale Produktionen,
    als auch an Kooperationen und gemeinsames Auftreten auf Drittmärkten.
    In dieser Richtung jedenfalls bewegen sich die Überlegungen der Wirtschaftsfachleute beider Länder während des gegenwärtigen Besuches des Präsidenten der Bundeshandelskammer Salinger in Jugoslawien.
    Es liegt auf der Hand, dass bei der zu beobachtenden Importexplosion österreichischer Waren die Steigerung entspricht rund einem Drittel gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 1978, die ohnehin chronisch passive Handelsbilanz
    eine weitere Verschlechterung des Deckungsverhältnisses zur Lasten Jugoslawiens aufweisen wird.
    Trotz Steigerungen der jugoslawischen Exporte nach Österreich dürfte bei einem Gesamtvolumen des zwischenstaatlichen Handelsaustausches von etwa 8 Milliarden Schilling Jugoslawien seine Einfuhren nur knapp zu einem Viertel abdecken können.
    Der leicht rückläufige Touristenstrom aus Österreich an die jugoslawische Adria, voraussichtlich um etwa 5 Prozent,
    und die zurückgehenden Devisenüberweisungen jugoslawischer Gastarbeiter in ihre Heimat lassen auch bei der Zahlungsbilanz Wünsche offen.
    Am Dienstleistungssektor zeigt lediglich der Erzumschlag der Föst über Kopar und dann Ostjek auf dem Donauchschiffsweg einen Aufwärtstrend.
    Rigorose Einfuhrbeschränkungen gegenüber Hartdevisenländern und konkrete Restriktionsmaßnahmen, die in Kompetenz der einzelnen Teilrepubliken und der autonomen Regionen liegen,
    dürfen in nächster Zeit Handelspartner treffen, gegenüber welchen das Ungleichgewicht besonders ausgeprägt ist, darunter wohl auch Österreich.
    In dieser Situation bieten Kooperationsverträge einen gangbaren Ausweg, wie etwa der 10-Jahres-Vertrag zur gemeinsamen Herstellung von Schwer- und Schmalspurtraktoren bei einem Austauschvolumen von etwa 10 Milliarden Schilling, abgeschlossen zwischen der Stadt der Naupuch AG und Poveda in Novi Sad.
    Bisher kommen 18 weitere aktive Kooperationsverträge zum Tragen, wenn auch mit kleineren Volumen.
    Gerade jetzt bietet der traditionelle Jugoslawien-Markt österreichischen Exportfirmen aber neue Chancen.
    Die für 1984 in Sarajevo geplante Winter-Olympiade benötigt Seilbahnen, Skilifte, Zeitmesseinrichtungen, Schneekanonen, Pistenpräpariergeräte, also Einrichtungen, die die Skigroßmach Österreich durchaus in konkurrenzloser Qualität anzubieten hat.
    Auch die in Jugoslawien in großem Stil angestrebte Mechanisierung der Forst- und Holzindustrie könnte von Interesse sein.
    Ein über Jahre gehendes Großprojekt stellt der Braunkohlengrubenausbau im Kosovo dar, an welchem Österreich neben der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Italien im Firmwork-Konsortium mitarbeitet.
    Sieben Kraftwerke zu 600 Megawatt sind in Planung und eine Reihe von 380 Kilovolt-Übertragungsstationen
    sowie das gesamte Übertragungsnetz, über das dann elektrische Strom in die beteiligten Länder geliefert werden soll.
    Die liberale Partei Großbritanniens ist zwar weit entfernt von den großen Tagen ihrer Geschichte um die Jahrhundertwende, als sie immer wieder Regierungen bildete.
    Die heutigen Liberalen haben von den 635 Sitzen im Londoner Unterhaus nur elf.
    Die Partei hat aber im politischen Bewusstsein des Landes immer noch große Bedeutung.
    Daher wecken ihre Veranstaltungen, wie jetzt gerade der Jahreskongress der Partei, mehr Interesse, als der reinen Statistik entsprechen würde.
    Warum das so ist, das schildert Heinz Beran in einem Bericht aus London.
    Der Journalist, der sich vor allem für Sensationen und Katastrophen interessiert, wird sich, wenn er die drei Parteikonferenzen betrachtet, die heute mit der der Liberalen in Mar geht, am entferntesten Südostende der Themsemündung beginnt, vor allem für die nächstwöchige Jahrestagung der Labour-Party in Brighton interessieren.
    Hier wird einen Führungskampf geben, harte ideologische Auseinandersetzungen.
    Drama, ja vielleicht Tragödie.
    Derartiges haben die Liberalen nicht zu bieten.
    Sie haben bei der letzten Wahl eine Million Stimmen weniger erhalten als das vorletzte Mal.
    Nunmehr nur vier Eindrittel Millionen Stimmen.
    Aber wenn ich das sage, dann müsste man eigentlich schon aufhorchen.
    Das ist ja immerhin 14 Prozent der Wählerschaft.
    Die liberale Partei hat aber anstatt von 14 nur mehr 11 Abgeordnete im Unterhaus.
    Sie hat Persönlichkeiten wie John Pardo, aber auch Jeremy Thorpe verloren.
    Im Übrigen ist einigen Liberalen ein Stein vom Herzen gefallen.
    Als bekannt wurde, Jeremy Thorpe werde zur Zeit dieser Konferenz im Ausland weilen.
    Aber gerade weil diese Partei so klein ist, gerade weil sie wegen des für sie ungünstigen Wahlsystems
    keine Aussichten hat, an die Regierung zu kommen, so bietet ihr diese Situation eine Freiheit, eine Unmittelbarkeit der politischen Diskussion, die sich die anderen, die Großen vor lauter praktischer Machtkampfprobleme gar nicht auf ihrer Tagesordnung leisten können.
    Es wird am Mittwoch um die Familie in der Gemeinschaft gehen und am Nachmittag des selben Tages wird gar eine Debatte über die liberale Philosophie stattfinden.
    Am Donnerstag geht es um die Lokalpolitik, ein Gebiet, auf dem die Liberalen im Verhältnis zu ihrer Stärke im Lande viel erfolgreicher sind als die anderen Parteien, und dann um Parteistrategie, eben vor allem, ob man sich auf den Kampf um Gemeinderatssitze konzentrieren sollte oder aber auf Siege bei den kommenden Nachwahlen.
    In 79 konservativen Wahlkreisen kamen die Liberalen
    an zweite Stelle.
    Und der Kampf um diese Mandate könnte theoretisch im Laufe der nächsten fünf Jahre die Zahl der liberalen Abgeordneten auf 25 bringen.
    Im Optimalfall natürlich.
    Und das wäre eine ganz andere Position, als es diese Partei gehabt hat, seit sie die große Oppositionspartei zu Anfang des Jahrhunderts und vorher war.
    Am Freitag kommt dann die Rede des Parteichefs David Steele.
    Trotz seines seinerzeitigen Pakts mit der Labour Party ist er heute unumstrittener Führer der Partei.
    Die einzige Debatte, bei der es Funken geben könnte, ist die über Nordirland am Donnerstagnachmittag.
    Es ist interessant, dass die Liberalen die einzigen sind, die dieses tragische Thema überhaupt zur Diskussion stellen.
    Ein Zusatzantrag spricht sogar von der zu erreichenden Einheit des irischen Volkes innerhalb der europäischen Gemeinschaft.
    Sicher wird die im Laufe der wirtschaftlichen Misere steigende Kritik an der Regierung langsam zu einem Ansteigen der liberalen Mandate im Unterhaus führen, weil einfach nicht alle Unzufriedenen gleich zu den Sozialisten überwechseln wollen.
    Traurig für die Liberalen ist es, dass ihr wirklicher Erfolg gar nicht von ihren eigenen Bemühungen in dieser Woche abhängen wird.
    sondern viel eher von dem, was nächste Woche auf der Jahreskonferenz der Labour-Party geschieht.
    Sollte sich diese tatsächlich aus einer sozialdemokratischen in eine sozialistische verwandeln, sollte es zu einem wirklichen Ruck nach links kommen, dann hat die liberale Partei eine viel bessere Chance, einer großen Zahl von Wechselwählern eine Alternativlösung zu bieten.
    Sollte es James Callaghan nächste Woche in Blackpool nicht gelingen, seine Partei zusammenzuhalten, dann besteht auch die Möglichkeit, dass noch mehr Labour-Politiker auf der Rechten ihren Weg ins liberale Lager finden.
    Unterdessen übrigens wollen sich die Liberalen an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wenden, weil sie sagen, dass das britische Wahlrecht diskriminierend sei.
    Memoran bekannte Staatsmänner pflegen zumeist vor ihrem Erscheinen mehr Staub aufzuwirbeln als dann, wenn sie wirklich in Buchform vorliegen.
    Wahrscheinlich ist die Erwartungshaltung zu groß, echte Informationen von innen über den Mechanismus weltpolitischer Entscheidungen zu erhalten.
    Informationen, die dann aus verschiedenen Gründen ausbleiben.
    Ganz auf dieser Linie dürften die Memoiren Henry Kissingers liegen.
    Außenminister und Sicherheitsberater von Präsident Nixon, Außenminister unter Präsident Ford, einer der Architekten des amerikanischen Abzugs aus Indokina, der amerikanischen Verständigung mit dem kommunistischen China und der Annäherung zwischen Israel und Ägypten.
    Die Memoiren dieses amerikanischen Politikers, der als Kind deutscher Juden in Fürth bei Nürnberg geboren wurde und aufgewachsen ist und der mit seinen Eltern auf der Flucht vor dem Rassenwahnsinn der Nazis nach den USA gelangt ist, sind jetzt in den USA erschienen und werden in Europa unter anderem vom Nachrichtenmagazin Spiegel auszugsweise abgedruckt.
    Unser Amerika-Korrespondent Rudolf Streuber berichtet.
    Die Kissinger-Memoiren, die unter dem Titel Jahre im Weißen Haus seit gestern auszugsweise in Time Magazine veröffentlicht
    und im Oktober in Buchform erscheinen werden und für die der Verlag Atlantic Little Brown Kissinger angeblich einen Vorschuss von rund 26 Millionen Schilling gezahlt hat, werden weder einen literarischen noch einen politischen Sturm auslösen.
    Denn obwohl sie polit-philosophisch bemerkenswert sind, wie wäre das bei Dr. Kissinger anders zu erwarten, beinhalten sie nach den bis jetzt veröffentlichten Teilen wenig Entschuldigungen oder Sensationen.
    Und man muss annehmen, dass die Lektoren des Time Magazines sich die Rosinen aus dem Kuchen des 1521 Seiten umfassenden Gesamtvolumens herausgesucht haben.
    Die New York Times summiert den Vorabdruck als offen, aber keine Überraschungen.
    So sind zum Beispiel die Äußerungen Kissingers über seinen früheren Chef im Weißen Haus, dass er sonderbar gekünstelt und unangenehm war,
    bereits seit 1975 bekannt.
    Dass Henry Kissinger Ex-Präsident Nixon für seinen außenpolitischen Weitblick loben wird, war zu erwarten, denn schließlich war Dr. Kissinger unser nächster Außenminister und für diesen Weitblick weitgehend verantwortlich.
    Aus dem Auszug in Time Magazine geht hervor, dass der frühere amerikanische Außenminister mehr Hochachtung vor den Chinesen als vor den Kreml-Führern hat.
    Während er Chu En-lai als einen der zwei oder drei Männer bezeichnet, die ihn in seinem Leben am meisten beeindruckten, charakterisiert mir Staatschef Brezhnev als äußerst schwierig, als ein Mann, der ununterbrochen in Bewegung ist.
    Besonders beeindruckt zeigt sich Dr. Kissinger auch von Mao Tse-tung, von dem er wörtlich sagt, ich habe außer Charles de Gaulle niemanden kennengelernt, der so viel ungebrochene Ruhe
    und konzentrierte Willenskraft besaß wie Mao.
    Es ist offensichtlich also, dass Dr. Kissinger die Öffnung Amerikas gegenüber China als einen seiner Triumphe ansieht, während er das Misstrauen gegenüber dem russischen Bären nicht verhält.
    Interessant im Hinblick auf die gegenwartige Krise wegen der Stationierung einer russischen Infanteriebrigade auf Kuba ist Dr. Kissingers Bericht einer amerikanisch-kubanisch-sowjetischen Krise
    von der die Öffentlichkeit wenig erfuhr, weil sie auf dem Weg der Geheimdiplomatie gelöst wurde.
    Wie wir bereits aus den Nixen-Memoiren wissen, versuchte die Sowjetunion 1970 auf Kuba einen Stützpunkt für mit Nuklearraketen bestückte U-Boote zu errichten.
    Ein Projekt, das aufgrund eines damaligen amerikanischen geheimen Ultimatums jedoch fallen ließ.
    Kein Zweifel, dass der frühere Außenminister
    mit diesem Beispiel seiner Strategie der jetzigen Administration, die sich bezüglich der Verhandlungen über die Infanteriebrigade in einer ausweglosen Sackgasse zu befinden scheint, eine Lehre zu erteilen versucht, was ihm auch gelingt.
    Etwas fehlt allerdings in dem bis jetzt veröffentlichten Memoirenteil, nämlich jeder Hinweis auf die Rolle, die aus Mr. Kissinger bei der geheim gehaltenen Bombardierung Kambodschas
    1969 gespielt hat.
    Dieses für Dr. Kissinger unerfreuliche Kapitel der jüngeren amerikanischen Geschichte wird allerdings ausführlich in dem Buch des englischen Journalisten William Shawcross, Kissinger, Nixon und die Zerstörung Kambodschas behandelt.
    Ein Buch, das Dr. Kissinger eben jetzt in einem Leserbrief an den Economist als obszön und absurd zu diskreditieren versuchte.
    Am interessantesten in den Kissinger-Memoiren ist jedoch bis jetzt das Psychogramm des früheren Bosses Richard Nixon.
    Kissinger sagt, er war scheu, nervös, einsam und gequält.
    Ein Mann, der trotz der einmaligen Macht in seinen Händen offensichtlich an Kommunikationskomplexen lebte.
    Es ist jetzt zwei Minuten nach dreiviertel eins.
    In dieser Woche läuft in Wien im Actionkino ein Film des deutschen Filmemachers Rosa von Braunheim, Armee der Liebenden.
    Es ist eine Dokumentation der homosexuellen Bewegung in den USA in den 70er Jahren.
    In Amerika wird die Zahl der Homosexuellen auf 20 Millionen geschätzt.
    Prominente Autoren wie etwa Truman Capote und Tennessee Williams sind darunter.
    Über den Film Armee der Liebenden sprach Koschka Hetzer mit Rosa von Braunheim, das ist übrigens ein Künstlername.
    Herr von Praunheim, Sie haben 1970 Ihren ersten Film über Homosexualität gedreht.
    Der Titel, nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt.
    Jetzt kommt wieder ein Film zu diesem Thema heraus.
    Was wollen Sie mit diesen Filmen erreichen?
    Ich habe sicher, es waren unterschiedliche Absichten.
    Ich meine, der erste und der zweite Film, die unterscheiden sich sehr.
    Der erste Film, nicht der homosexuelle, ist pervers, hat ja in Deutschland die Schwulenbewegung ins Leben gerufen.
    Das heißt, wir sind mit dem Film durch die Lande gezogen und haben Aktionsgruppen gegründet, die dazu beitragen sollten, dass Homosexuelle selbstbewusster werden und dass sie das auch unter politischen
    im politischen Zusammenhang ihre Unterdrückung sehen.
    Der zweite Film, Armee der Liebenden oder Revolte der Perversen, ist ein Film über die amerikanische Schwulenbewegung, die seit den 50er Jahren sich organisiert hat.
    Und ich versuche in dem Film aufzuzeigen, die vielen Gruppen, es gibt über 2000 Gruppen in Amerika,
    die Verschiedenheit dieser Gruppen und die Verschiedenheit der Arbeit.
    Das heißt, es ist ein ganz konstruktiver Film, der den Homosexuellen zeigen soll, wie man praktisch aktiv werden kann, was man tun kann, um sich zu wehren.
    Das heißt, was man tun kann, aus seiner Isolation herauszukommen, aus seinem Selbstmitleid herauszukommen,
    und Selbstbewusstsein zu erreichen.
    Aber das kann man nicht alleine, sondern da braucht man andere dazu.
    Ist es nicht so, dass diese Filme ohnehin nur von Leuten gesehen werden, die keine Vorurteile haben?
    Das stimmt nicht ganz.
    Ich habe zum Beispiel in München, als der Film lief, war es sehr interessant zu beobachten, wie Woche nach Woche das Publikum sich geändert hat.
    Die ersten Wochen kamen halt so die Konsumtunden, würde ich mal sagen, die sowieso überall hingehen, heterosexuell wie homosexuell.
    Und dann kamen plötzlich fremde Leute, Leute, die das als exotisch betrachtet haben oder wie auch immer.
    Und es gab sehr kontroversere Reaktionen.
    Ich habe sehr viele Diskussionen im Kino gemacht.
    Und da fing es an, überhaupt interessant zu werden.
    Wie erklären Sie sich die vielen Aggressionen, die gegen Homosexuelle existieren?
    Die sind zu erklären aus der Geschichte.
    Denn Homosexualität ist, solange man denken kann, unterdrückt worden.
    Und da ist ein unendliches Leid natürlich passiert.
    Und ich kann das auch nur vergleichen mit der Frauenrolle, wie Frauen unterdrückt worden sind in der Geschichte der Menschheit.
    Das, was da kaputt gemacht ist, was zerstört worden ist, wie Frauen gelitten haben und immer noch leiden unter der Aggression der Männer, das ist unvorstellbar.
    Kommen die Widerstände gegen solche Filme nicht vor allem auch aus Ihren eigenen Reihen?
    Das ist richtig.
    Ich meine, eine Minderheit, die ungeheure Angst hat, die gesellschaftlich geächtet ist, das kann man am besten vergleichen mit dem Problem der Schwarzen zum Beispiel, man hat sie bezeichnet als die Onkel Toms.
    Das heißt, die, die ungeheure Angst haben, sich zu wehren, die gesagt haben, bloß nicht dran rühren, bloß nicht, wir wollen lieber Sklaven bleiben, es kann uns nur schlechter gehen, wenn wir also aufmocken.
    dann werden wir verprügelt und werden, ich meine verprügelt werden wir sowieso, aber wir wollen irgendwie überleben.
    Sehen Sie sich als so eine Art Leitfigur der Homosexuellen?
    Ich bin natürlich dazu gemacht worden, weil ich sehr bekannt geworden bin durch meine Arbeit.
    Aber ich habe mich immer dagegen gewährt, praktisch als eine gewisse Lehrerfigur angesehen zu werden, als jemand, der nun jetzt die Weisheit mit Löffelgefresseln hat und jetzt den Anführer spielt und sagt, so geht's lang.
    Sondern ich glaube, was auch immer man für eine Arbeit leistet, ist es wichtig, den Einzelnen dazu zu zwingen, sich selbst Gedanken zu machen, selbst kritisch mitzudenken und nicht irgendwelchen Leitfiguren zu folgen.
    Das war ein Gespräch mit Rosa von Braunheim, der übrigens heute auch Gast im Club 2 im Fernsehen ist.
    Mit der Oper Fredi Gundis von Franz Schmidt setzt das ORF-Orchester die Reihe der konzertanten Aufführungen selten gespielter Opernwerke fort.
    Dirigent ist Ernst Merzendorfer.
    Fredi Gundis wird heute in der Linzer Brucknerhalle und am 27.
    September im Musikvereinssaal in Wien aufgeführt.
    Walter Gellert berichtet.
    Zieht man die zahlreich erschienenen Opernführer zurate, so wird man vergeblich nach Opern von Franz Schmid suchen.
    Allenfalls Notre Dame, das Zwischenspiel aus diesem Werk, hat ja auch Einzug in die Konzertsäle gehalten.
    Allenfalls Notre Dame also wird erwähnt.
    Der österreichische Komponist Franz Schmid, geboren 1872, gestorben 1939, der zunächst Cellist im Hofopernorchester war,
    dann Klavier und Komposition unterrichtete und ab 1925 Direktor der Staatsakademie in Wien war, hat noch eine zweite Oper geschrieben, Fredi Gundis, nach dem gleichnamigen Roman von Felix Dahn.
    Der Stoff behandelt in freier Form die Geschichte Fredegundes, der Konkubine des fränkischen Königs Kilperich I., die dessen erste Frau ermorden ließ, um an ihre Stelle zu treten.
    Auf Betreiben von Franz Schalk wurde Fredegundis 1924 an der Wiener Staatsoper Uhr aufgeführt, erlebte aber nur vier Aufführungen, woran vor allem das Textbuch von Bruno Warden und Ignaz Michael Weliminski schuld war.
    Der dritte Akt zum Beispiel läuft an ein paar Stellen zu wirklicher Großartigkeit auf.
    Und da wird, wenn sie ganz trotzig und heidnisch wird, die Hauptdarstellerin, gelingen ihm ein paar Momente, die effektiv an die Salome erinnern oder an die Schlagkraft der Elektra.
    Und dann kommt am Schluss diese entsetzliche Aufweichung, wo sie sich
    entschließt nun doch zum Christentum zu konvertieren, sich beim lieben Gott zu bedanken, der ja schon ihr Kind in den Himmel genommen hat und so weiter.
    Es wird also ein leider Gottes nicht konsequenter Schluss an das Werk angehängt.
    Hätte es den Schluss einer echten Tragödie, dass sie ja so starr
    bis zum Ende bei ihrer Meinung verbliebe und eine Heidin als Heidin stürbe, so wäre die Wirkung a la Cavalleria Rusticana oder Tosca oder was Sie wollen riesig, zumindest sehr sehr viel größer als diese weiche, Wagner-hafte und ein bisschen Weihrauch-hafte Art, in der das Stück jetzt schließt.
    Warum werden nun Franz Schmidts Opern so selten gespielt?
    Die Wiener Volksoper hat übrigens Notre Dame in ihrem Spielplan.
    Liegt es daran, dass die musikalische Gestaltung zu symphonisch ist?
    Ernst Merzendörfer?
    Was Schmidt fehlte, ist der normale, richtige Bühnentheaterinstinkt.
    Ich muss eins sagen, ich kenne beide Stücke sehr gut.
    In Notre Dame habe ich sehr oft gehört, Freddie Gund ist so wie alle anderen, die heute leben, nie
    Wir kennen das alle nur aus den Klavier-Auszügen, respektive aus der Partitur.
    Die Fredi Gundis ist um ein unendliches viel schwerer und komplizierter, auch moderner, als die Notre Dame.
    Und ich finde gerade, dass sich der Fehler, unter dem die Notre Dame leider leidet, dass nämlich immer dasselbe Zigeuner-Thema auf immer dieselbe Art wieder hingestellt wird, dass eigentlich keine Metamorphose im dramatischen Sinn mit den Themen geschieht,
    den Fehler, in den ist er hier sehr viel weniger verfallen.
    Er ist sehr viel komplizierter geworden und das ist eine Partitur, die stellenweise in ihrer Durcharbeitung und in der eigenartigen Zerreißung und Zusammensetzung der Kleinstmotive sehr stark an die Faktur der Frauen im Schatten erinnert.
    Jedenfalls bekommen Musikinteressierte in Linz und Wien Gelegenheit, Franz Schmid auch als Opernkomponisten und nicht nur als Komponisten von vier Symphonien, von Orgelwerken und des Oratoriums das Buch mit den sieben Siegeln kennenzulernen.
    Er ist endlich da, ein brennender Sternefleisch,
    Fredi Gundis von Franz Schmidt, eine Aufzeichnung der Aufführung vom 27.
    September.
    Können Sie dann übrigens am Sonntag, den 30.
    September ab 20 Uhr im Programm Österreich 1 hören.
    Nun zum Abschluss des Mittagsjournals noch einmal Nachrichten.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreisky hat nach dem Ministerrat zu künftigen Aufgaben des Gesundheitsministeriums Stellung genommen.
    Der Schwerpunkt wird demnach beim Umweltschutz liegen.
    Zur Bewältigung dieser neuen Aufgabe, betonte Kreisky, sei eine Persönlichkeit mit besonderer politischer Durchschlagskraft und rascher Entscheidungswilligkeit notwendig.
    Zur Frage einer eventuellen Ablösung von Gesundheitsminister Leo Dolter meinte der Bundeskanzler, sie habe eine Fülle hervorragender Qualitäten, komme aber nicht aus der Politik und habe vielleicht nicht immer die vielfältigen politischen Folgen ihrer Vorgangsweise abschätzen können.
    Er habe Frau Leo Dolter bereits Anfang September über seine Vorstellungen von den künftigen Aufgaben des Ressorts informiert.
    Es sei nun an ihr, daraus die Konsequenzen zu ziehen.
    Minister Leo Dolter wollte dazu keine Stellungnahme abgeben.
    Im Jahr 1978 sind auf Rechnung der Krankenkassen mehr als 70 Millionen Medikamentenpackungen abgegeben worden.
    Die Krankenkassen haben dafür 4,4 Milliarden Schilling aufgewendet.
    In einer Aussendung des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger heißt es, dass mehr als 10 Millionen Packungen rezeptgebührenfrei abgegeben worden seien.
    Die Neuzulassungen bei Personenkraftwagen sind weiter rückläufig.
    Im August wurden in Österreich 26.400 Kraftfahrzeuge neu zum Verkehr angemeldet.
    Auf die Gruppe Personenkraftwagen und Kombi entfallen davon 15.400.
    Gegenüber Juli bedeutet dies in der Gesamtziffer einen Rückgang um 13 Prozent.
    Bei Personenkraftwagen und Kombiwagen sogar um 14 Prozent.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die deutschen Bischöfe haben die steigende Zahl von Abtreibungen und die ihnen zugrunde liegende Mentalität als Skandal bezeichnet, der gerade im Jahr des Kindes viele gute Initiativen für die Kinder überschatte und den sozialen Rechtsstaat unglaubwürdig mache.
    In einer von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Erklärung werden Politiker und Parteien zu einer entschlossenen Änderung in der Anwendungspraxis des Abtreibungsparagrafen 218 aufgefordert.
    Italien.
    Bei einem Schusswechsel mit der Polizei ist in Rom einer der Führer der Roten Brigaden, der 28-jährige Prospero Gallinari, lebensgefährlich verletzt worden.
    Eine Frau wurde festgenommen, einem Komplizen gelang die Flucht.
    Gallinari soll unter anderem an der Ermordung Aldo Moros und des Richters Palma beteiligt gewesen sein.
    In Palermo ist heute früh der wegen seiner Unnachgiebigkeit gegenüber der Mafia bekannte Richter Cesare Terranova erschossen worden.
    Terranova war auch Mitglied des parlamentarischen Sonderausschusses zur Untersuchung der Aktivitäten der Mafia.
    Zu dem Anschlag hat sich eine bisher nicht aufgetretene, offenbar rechtsgerichtete Gruppe bekannt.
    Eine halbe Minute vor 13 Uhr.
    Wir sind am Ende des Mittagsjournals und melden uns wieder mit ausführlichen Informationen ab 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 im Abendjournal.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Sitzung des Ministerrates, Wechsels des Ministers für Umweltschutz
    Einblendung: Leodolter, Kreisky 3 x
    Mitwirkende: Bernardi, Zita [Gestaltung] , Leodolter, Ingrid [Interviewte/r] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: DM-Aufwertung
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rundschreiben der katholischen Bischofskonferenz zur Abtreibungsdiskussion in der BRD
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung]
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zukunft des Seilbahnbaues
    Interview: Dr. Schlöglbauer
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Schlöglbauer, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Stand der jugoslawischen Wirtschaft anläßlich des Besuches von Präsident Sallinger
    Mitwirkende: Chalupa, Gustav [Gestaltung]
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn des Parteitages der britischen Liberalen
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Henry Kissinger hat seine Memoiren veröffentlicht
    Mitwirkende: Stoiber, Rudolf [Gestaltung]
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Interview mit Rosa von Praunheim zu seinem Film "Armee der Liebenden"
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Praunheim, Rosa von [Interviewte/r]
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Franz Schmidts selten gespielte Oper "Fredegundis" in Linz
    Einblendung: Märzendorfer, Musik
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Märzendorfer, Ernst [Interviewte/r]
    Datum: 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Titel Mittagsjournal 1979.09.25
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    ORF [Produzent]
    Datum 1979.09.25 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
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    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-790925_k02
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