Für alle via www.mediathek.at gestreamten Medien ist, wie in den Nutzungsbedinungen für mediathek.at festgehalten, ein Herunterladen o. ä. nicht angeboten und nicht gestattet.
Alle gestreamten Audio- und Videodokumente sind mit ihren permanenten URLs dauerhaft zugänglich, wodurch sich die Notwendigkeit der Anfertigung von Kopien durch die Österreichische Mediathek für nur private Verwendung Dritter erübrigt.
Soferne die Herstellung von Kopien von Archivdokumenten durch die Österreichische Mediathek für Dritte für nur privaten Gebrauch rechtlich möglich ist, fallen dafür technische Kopierkosten an. Für Anfragen nach Kopien von Archivdokumenten und Preisauskünfte schreiben Sie bitte an mediathek@mediathek.at.
Kopien von Dokumenten des ORF (die Österreichische Mediathek ist Teil des Technischen Museums Wien, aber nicht Teil des ORF) müssen von Interessierten selbst direkt beim ORF angefragt werden (ORF-Kundendienst, -Audioservice, -Videoservice).
Kopien von Dokumenten des Filmarchivs Austria oder des Phonogrammarchivs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften müssen entsprechend beim Filmarchiv Austria oder entsprechend beim Phonogrammarchiv angefragt werden.
Die Metadaten der Medien, niemals die Medien selbst, deren Herunterladen nicht gestattet ist,unterliegen nach dem Herunterladen der Lizenz CC BY-NC 4.0, Namensnennung-Nicht kommerziell.
Zitieren
Zitieren
So können Sie Audio- und Videodokumente aus unserer digitalen Sammlung zitieren
Wenn Sie die Audio- und Videodateien aus unserer digitalen Sammlung für Ihre Arbeit und Ihre Forschung verwenden, freuen wir uns, wenn Sie mit einem Zitat auf unsere Quellen hinweisen!
So können Sie zitieren:
Alle Dokumente verfügen über eine Perma-URL
Für ein genaueres Zitat können Sie die Perma-URLs zusätzlich mit Markerpositionen (d.s. Zeitpositionen) versehen
Sie können im Dokument mehrere Markerpositionen setzen.
Die Markerpositionen bleiben so lange gespeichert, solange Sie sich im Audio- oder Videodokument befinden. Möchten Sie Links und Markerpositionen längerfristig für Ihre Arbeit speichern, verwenden Sie bitte den Bereich „Meine Mediathek“ (Login und Registrierung über das Burgermenü auf der Startseite).
Für Ihren persönliche Arbeitsbereich können sie Bookmarks setzen - Für diese Funktion müssen Sie sich im Bereich “Meine Mediathek” anmelden. Die Möglichkeit zu Login und Registrierung erscheint bei Klick auf das Bookmark-Symbol , alternativ können Sie sich auch über das Burgermenü auf der Startseite anmelden.
Marker setzen in: Mittagsjournal 1976.08.25
Auf dieser Seite
Katalogzettel
Information
Verortung in der digitalen Sammlung
Transkripte
Wie entstehen die Transkripte in der Österreichischen Mediathek?
Die bereitgestellten Transkripte werden mittels einer KI basierten Software erstellt. Die Transkripte ersetzen nicht die Arbeit mit den Originalquellen. Die Transkripte werden keiner inhaltlichen Bewertung oder Bearbeitung unterzogen und dienen vor allem der wissenschaftlichen Recherche sowie einer besseren Durchsuchbarkeit der Audio- und Videodokumente.
Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Mittagsschornal.
Es ist zwölf Uhr.
Guten Tag meine Damen und Herren.
Zum Mittagsschornal über Ö1 und Ö3 begrüßt Sie Roland Machatschke.
Zunächst unsere Österreich-Themen.
Wir bringen ein Interview mit Gerhard Weißenberg, der den scheidenden Sozialminister Häuser ablösen wird über seine Vorstellungen im Sozialressort.
Wir analysieren die Situation der Bauwirtschaft.
Wir bringen einen Beitrag über die österreichische und die westeuropäische Gemüseproduktion in diesem Sommer des extremen Wetters.
Und wir zitieren aus Leitartikeln der Zeitungen zum Thema Ablöse bei der Wiener ÖVP.
Unsere Auslandsbeiträge in Schlagzeilen, Rücktritt der französischen Regierung, irische Republik will Ausnahmebefugnisse zur Terroristenbekämpfung, Ägypten steigert nach Flugzeugentführung Kampagnen gegen Libyen und, wenn es uns gelingt, Bericht aus Moskau über den Abschluss der Weltraummission Soyuz 21 Salyut 5.
Im Kulturmagazin hören Sie heute einen Beitrag aus Alpbach über die Ausstellung »Die Skizze«.
Zunächst aber, wie immer, die Nachrichten.
Verantwortlicher Chef von Dienst ist heute Mittag Rainer Warnecke, Sprecher Heribert Queste.
Frankreich.
Die Regierung unter Ministerpräsident Chirac ist heute zurückgetreten.
Damit erhält Staatspräsident Giscard d'Estaing frei Hand, den Kampf gegen Inflation und gegen die Schwäche der französischen Währung mit einem neuen Kabinett fortzusetzen.
Chirac erklärte, er habe sich zu diesem Schritt entschlossen, da er nicht über die seiner Meinung nach erforderlichen Mittel verfüge, um das Amt des Regierungschefs wirksam auszuüben.
Zwischen Chirac und dem Staatspräsidenten ist es in den vergangenen Monaten zu Differenzen vor allem über die Wirtschafts- und Europapolitik gekommen.
Der neue Ministerpräsident soll noch heute Nachmittag bestellt werden.
Staatspräsident Giscard d'Estaing wird am Abend in einer Fernsehansprache zu den Veränderungen Stellung nehmen.
Irland
Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges will die Regierung in Dublin das Parlament auffordern, den Ausnahmezustand zu erklären und der Exekutive weitgehende Vollmachten zur Bekämpfung des Terrorismus einzuräumen.
Nach den neuen Gesetzen, die in der kommenden Woche vom Parlament beschlossen werden sollen, können verdächtige Personen sieben Tage lang festgehalten werden.
Bisher mussten sie nach 48 Stunden freigelassen werden, wenn keine offizielle Anklage erhoben wurde.
Die neuen Notstandsgesetze sind eine Reaktion auf die Ermordung des britischen Botschafters in Dublin, Christopher Biggs, im vergangenen Juli.
Ägypten.
Das Parlament in Kairo ist heute zusammengetreten, um Präsident Sadat für eine neue sechsjährige Amtsperiode zu nominieren.
Die Amtszeit des Präsidenten läuft am 15.
Oktober ab.
Voraussichtlich am 16.
September soll Sadat in einer Volksabstimmung in seinem Amt bestätigt werden.
Die 360 Parlamentsabgeordneten haben bereits vor einiger Zeit ein Dokument unterzeichnet, in dem die Wiederwahl Sadats als beste Garantie für die Realisierung der Wünsche Ägyptens und der Arabischen Nation bezeichnet wird.
Libyen, Ägypten
Libyen hat Ägypten aufgefordert, seine diplomatische Vertretung in Tripolis zu schließen.
In einem Bericht der Libyschen Nachrichtenagentur heißt es, die Aufforderung sei eine Reaktion auf den Beschluss Ägyptens, die diplomatische Vertretung Libyens in Alexandria aufzulösen.
Unmittelbarer Anlass für die neuen Spannungen zwischen den beiden Nachbarstaaten sind der Anschlag auf einen Personenzug in Alexandria und die Entführung eines ägyptischen Verkehrsflugzeuges.
Für beide Aktionen machen die ägyptischen Behörden Libyen verantwortlich.
Die ägyptische Zeitung Al-Ahram meldet, dass die drei Luftpiraten, die das ägyptische Flugzeug entführt haben, in der kommenden Woche vor Gericht gestellt werden sollen.
Sie werden sich gegen Verkehrsgefährdung in Kriegszeiten und wegen Kontakten mit einer fremden Macht verantworten müssen.
Zwei der Luftpiraten sind Palästinenser, der dritte ist ein ägyptischer Student.
Im Zusammenhang mit dem Anschlag soll bereits ein vierter Mann festgenommen worden sein.
Libanon.
Der Befehlshaber der pan-arabischen Friedenstruppe hat für kommenden Freitag ein Treffen zwischen den beiden rivalisierenden Parteien angekündigt.
Dabei soll über eine Beendigung der blutigen Auseinandersetzungen verhandelt werden.
Der zur Diskussion stehende Friedensplan sieht den Rückzug der palästinensischen Einheiten aus dem von den Christen beanspruchten Berggebieten etwa 25 Kilometer östlich von Beirut vor.
Als Gegenleistung dafür sollen sich die syrischen Einheiten in den äußersten Osten des Landes zurückziehen.
An den Fronten in Beirut und in den Berggebieten werden die Gefechte fortgesetzt.
Dagegen ließen die Kampfhandlungen in den von Zivilisten bewohnten Gebieten merklich nach.
Niederlande Der internationale Gerichtshof in Den Haag hat heute seine Beratungen über den sogenannten Ägäiskonflikt zwischen Griechenland und der Türkei begonnen.
Es geht dabei um die Nutzungsrechte des Festlandsockels, der von beiden Ländern beansprucht wird.
Die Türkei war bei der Verhandlung offiziell nicht vertreten und hat den Gerichtshof so lange für nicht zuständig erklärt, als nicht Athen und Ankara sämtliche anderen Verhandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft hätten.
Korea
In Panmunjom ist heute die gemeinsame Waffenstillstandskommission zusammengetreten, um über den blutigen Grenzzwischenfall zu beraten, bei dem vor einer Woche zwei amerikanische Offiziere von nordkoreanischen Soldaten erschlagen worden sind.
Die Vertretung Nordkoreas hat den Zwischenfall bedauert, es jedoch abgelehnt, die Verantwortung für den Tod der beiden Amerikaner zu übernehmen.
Die USA haben in der heutigen Sitzung der Waffenstillstandskommission die Bestrafung der Verantwortlichen sowie eine Garantie für die Bewegungsfreiheit in der entmilitarisierten Zone verlangt.
Die nordkoreanische Nachrichtenagentur beschuldigt heute erneut die USA, den Zwischenfall provoziert zu haben und ihn als Vorwand zur Entfachung eines neuen Krieges nehmen zu wollen.
Österreich
In der österreichischen Industrie zeichnet sich ein deutlicher Aufschwung ab.
Die Industrieproduktion lag im Juni dieses Jahres um 9,2 Prozent über dem Ergebnis vom Juni des vergangenen Jahres.
Wenn man die Erzeugung von elektrischer und gasförmiger Energie ausnimmt, liegt der Produktionszuwachs sogar noch 1,9 Prozent höher.
Nach Mitteilung des Statistischen Zentralamtes steigerte die Investitionsgüterindustrie ihre Erzeugung um 12,1 Prozent, die Konsumgüterindustrie um 8,4 Prozent.
Bundesrepublik Deutschland.
Die Regierung in Bonn befasst sich heute neulich mit Hilfsmaßnahmen für landwirtschaftliche Betriebe, die durch die Trockenheit der vergangenen Monate in Schwierigkeiten geraten sind.
Zur Debatte stehen ferner die Probleme im Transitverkehr nach Berlin.
Die Spitzengremien der Koalitionsparteien wollen heute ihre Wahlaufrufe für die Bundestagswahlen am 3.
Oktober formulieren.
Die SPD hat den Parteivorstand einberufen, die Freien Demokraten das Parteipräsidium.
Spanien
Zur Verringerung des Budgetdefizits und zur Verbesserung der Außenhandelsbilanz sind in Spanien eine Reihe neuer Wirtschaftsmaßnahmen in Kraft getreten.
Die Regierung hat unter anderem eine 10-prozentige Steuererhöhung für Luxusgüter, ausgenommen Autos und Tabakwaren beschlossen.
Benzin ist ab heute um zwei Peseten bei Super und um 1,75 Peseten bei Normaltreibstoff teurer.
Auch die Erbschaftssteuern sind um 10 Prozent erhöht worden.
Die Regierung in Madrid hat Soldaten die Mitgliedschaft in politischen Parteien untersagt.
Das Verbot soll für alle Parteien gelten und richtet sich damit auch gegen die Mitgliedschaft von Militärangehörigen in rechtsgerichteten Organisationen.
Die spanische Regierung will damit offenbar verhindern, dass die Streitkräfte, wie etwa in Portugal, direkt in die Politik eingreifen.
USA
Die Zahl von Vergehen und Verbrechen ist in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr um 10 Prozent gestiegen.
Wie aus dem Jahresbericht des Bundeskriminalamtes FBI hervorgeht, ist in den USA 1975 alle 31 Sekunden ein schweres Verbrechen wie Mord, Überfall oder Vergewaltigung verübt worden.
Nur in einem von fünf Fällen konnten der oder die Täter ausgeforscht werden.
Auch der Trend einer stärkeren Kriminalisierung der ländlichen Gebiete und der Vororte von Städten hat sich fortgesetzt.
Sowjetunion.
Die Kosmonauten Volinov und Cholobov sind gestern nach siebenwöchigem Aufenthalt in der Raumstation Salyut 5 mit ihrem Raumschiff Soyuz 21 zur Erde zurückgekehrt.
Die Kapsel ist 200 Kilometer südwestlich der Stadt Kokchetov in der Teilrepublik Kasachstan niedergegangen.
Die Nachrichtenagentur TASS bezeichnet den Zustand der Weltraumfahrer als zufriedenstellend.
Sie gibt ferner bekannt, dass die Kosmonauten dem Studium der Erdoberfläche besondere Aufmerksamkeit gewidmet hätten.
Ein Teil des Programms habe der Forschung physikalischer Prozesse und der Durchführung technologischer Operationen unter Bedingungen der Schwerelosigkeit gegolten.
Das waren die Meldungen.
Und nun zum Wetter.
Die Wetterlage.
Ein ausgedehntes Hoch bedeckt Mitteleuropa.
Österreich bleibt in seinem Einflussbereich.
Das herrschende Schönwetter dauert an.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Meist heiter oder leicht wolkig am Nachmittag und Abend im Westen und Süden lokale Gewitterbildungen.
Schwacher bis mäßiger Wind aus südlichen Richtungen.
Nachmittagstemperaturen 20 bis 26 Grad.
Tiefsttemperaturen der kommenden Nacht 5 bis 12 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Donnerstag.
Nach Auflösung örtlicher Frühnebelfelder meist heiter oder leicht wolkig.
In der zweiten Tageshälfte im Westen und Süden wieder einzelne Gewitterbildungen.
Schwacher bis mäßiger Wind aus Südost bis Südwest.
Tageshöchsttemperaturen 20 bis 26 Grad.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien-Heiter 22 Grad, Südostwind 5 Kilometer pro Stunde.
Eisenstadt-Heiter 22 Grad, Ost 10.
Linz-Heiter 21 Grad, Ost 15.
Salzburg-Heiter 21 Grad, Nordwestwind 10 Kilometer pro Stunde.
Innsbruck, Heiter, 21 Grad, Windstille.
Bregenz, Heiter, 18 Grad, Nord 2.
Graz, Heiter, 21 Grad, Windstille.
Und Klagenfurt, Heiter, 21 Grad, Südostwind, 3 km pro Stunde.
Es ist zwölf Uhr und elf Minuten.
Bundeskanzler Kreisky hat vor kurzem bei einer sommerlichen Pressekonferenz sein neues Kabinett anlässlich der geplanten Umbildung im Herbst bekannt gegeben.
Ein Name steht allerdings schon seit längerer Zeit so gut wie fest.
Als Nachfolger von Sozialminister Heuser soll der derzeitige Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger Gerhard Weißenberg installiert werden.
Weißenberg wurde traditionellerweise vom Gewerkschaftsbund vorgeschlagen.
Der designierte Sozialminister begann auch seine Karriere im ÖGB.
1950 als sozialpolitischer Referent.
Später übersiedelte er in die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt und wechselte 1954 in die Dachorganisation der Sozialversicherungsträger.
Seit 1968 ist Weißenberg Präsident des Hauptverbandes.
Über seine künftigen Vorstellungen als Sozialminister sprach Johannes Fischer mit Präsident Weißenberg.
Herr Präsident Weißenberg, wie verstehen Sie als neuer Sozialminister Sozialpolitik?
Welche Prioritäten werden Sie als Sozialminister setzen?
Als bisheriger Sozialpolitiker im Gewerkschaftsbund werde ich natürlich auch in der Zukunft in erster Linie die Arbeitnehmerinteressen weiterhin vertreten.
Das wird sich insbesondere in den Gebieten des Arbeitsrechtes und der Arbeitsmarktverwaltung sehr deutlich zeigen.
Auf dem Gebiet der Sozialversicherung ist ja die Entwicklung vom reinen Arbeitnehmerrecht zu einer gesamtösterreichischen Bevölkerungspolitik vor sich gegangen, sodass es dort natürlich auch Aufgabe des Sozialministers sein wird, nicht nur die Unselbstständigen, sondern auch die Selbstständigen in der Versicherung zu berücksichtigen.
Meine Hauptvorstellungen auf beiden Gebieten, sowohl des Arbeitsrechtes wie der Sozialversicherung, sind eigentlich in prophylaktischer Hinsicht zu sehen.
Ich glaube, dass die moderne Sozialpolitik die Funktion hat, Schäden, die sich aus dem Gesellschaftssystem ergeben haben,
von vornherein zu vermeiden.
Das heißt, prophylaktisch dahingehend zu wirken, dass Schäden gar nicht eintreten können und erst die Konsequenz daraus, dass dennoch Schäden entstanden sind, wäre dann durch die kurative Sozialpolitik noch dem konservativen alten System zu lösen.
Wie Sie ja sicher wissen, im Rahmen des ASVG bereits vorgesehen, dass die gesunden Untersuchungen durchzuführen sind.
Ich werde mich im Einvernehmen mit dem Gesundheitsministerium bemühen, dass man gerade diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit schenken wird.
Das heißt, dass unter Umständen auch gewisse logistische Änderungen sich hierbei ergeben könnten.
Die Diskussion um das Gesundheitsministerium, um seine Existenz, ist ja noch immer nicht abgeschlossen.
Sind Sie an sich ein Verfechter dieser Idee, ein Sozialministerium und ein Gesundheitsministerium nebeneinander existieren zu lassen?
Ich glaube, dass die Fragen der Gesundheitspolitik außerordentlich wichtig sind und halte daher die eigene Einrichtung eines Gesundheitsministeriums für durchaus richtig zweckmäßig.
Ich bin aber der Auffassung, dass durch die verfassungsmäßige Situation, die dem Gesundheitsministerium leider nur wenig Kompetenzen einräumt, es umso wichtiger ist, dass das Sozialressort und das Gesundheitsressort sehr eng miteinander zusammenarbeiten.
Die ITSI haben vor kurzem erklärt, dass die soziale Krankenversicherung und die Sozialversicherungsträger in finanzielle Schwierigkeiten geraten würden, würde nicht mehr Geld hereinkommen.
Es gibt derzeit also etwa eine Milliarde Defizit, im nächsten Jahr wird dieses Defizit wahrscheinlich noch größer werden.
Einige Vorschläge von Ihnen, möglicherweise Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage, eventuell sogar vielleicht Abschaffung der Höchstbeitragsgrundlage, Änderung des Krankenscheinsystems.
Welche Vorstellungen haben Sie hier, um die Finanzierung der sozialen Krankenversicherung besser zu gestalten, effizienter zu gestalten?
Ich glaube, man muss, wenn man die Problematik der Krankenversicherung sehen will, zunächst davon ausgehen, dass die Schwierigkeiten, in die die Krankenversicherung finanziell geraten ist, darin zu suchen sind, dass die Einnahmen nicht dasselbe Ausmaß erreichen wie die Ausgaben.
Wobei die Ausgaben von der sozialen Krankenversicherung teilweise nicht bestimmbar sind.
So ist es zweifellos begrüßenswert, wenn die Medizin Fortschritte macht und die medizinischen Fortschritte auch der Bevölkerung zugutekommen.
Aber das kostet Geld.
Kostet Geld, das im Rahmen des bisherigen Finanzierungssystems der Krankenversicherung nicht aufzutreiben ist.
Es findet also eine Scherenentwicklung statt.
Die Einnahmen- und die Ausgabenentwicklung geht auseinander.
Was mir als wichtigste Aufgabe erscheint und was ich auch bisher in den vergangenen Gesprächen immer betont habe, das wäre zu versuchen, diesen Trend, dass die Schere zu weit auseinanderklafft, zu stoppen.
Das bedeutet nicht primär Einnahmen zu erhöhen, sondern es bedeutet primär zu versuchen die Ausgaben in den Griff zu bekommen.
Dass die Ausgaben nur in etwa dem selben Ausmaß steigen, wie die Einnahmen steigen können.
Und hier ist der Schlüsselpunkt zweifellos beim Krankenanstaltensystem zu suchen, weil dort die Entwicklung am stärksten sich abzeichnet, dass die Ausgaben die Einnahmen überrollen.
Und wenn es nicht gelingt, das Krankenanstaltenwesen finanziell in den Griff zu bekommen, dann, fürchte ich, wird es auch nicht möglich sein, das Krankenkassen-System in der bisherigen Form aufrechthalten zu können.
Nur dann, wenn es überhaupt keine anderen Möglichkeiten mehr gibt, die Leistungsfähigkeit der Krankenversicherung aufrechtzuerhalten, wäre der Weg einer Beitragserhöhung in irgendeiner Form zu ventilieren.
Im Zuge Ihrer angeregten Diskussion um den Krankenscheinreform ist auch die Frage des Selbstbehaltes neuerlich wieder aufgedacht.
Wie stehen Sie selbst zum Selbstbehalt des Patienten?
Also ich lehnte das schon bisher immer in der Vergangenheit ab.
Den Patienten, der ja ohnehin schon benachteiligt dadurch ist, dass er krank geworden ist,
noch zusätzlich zu belasten, dass er für die ärztliche Behandlung einen Selbstbehalt zu leisten hätte.
Ich lehne diesen Standpunkt ab.
Ich halte ihn auch für sachlich ungerechtfertigt und für sozial ungerechtfertigt.
Mit Präsident Gerhard Weißenberg von Bundeskanzler Kreisky zum Sozialminister vorgeschlagen, sprach Johannes Fischer.
Nächster Programmpunkt des Mittagsjournals ist die Inlandspresse-Schau.
Sie hat auch heute nur ein Thema, die Nominierung von Erhard Busseck zum geschäftsführenden Obmann der Wiener ÖVP.
Auszüge aus den Leitartikeln hat Leopold Esterle ausgewählt.
Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt nennt Wolfgang Sperrner seinen Kommentar Busseck, die Herausforderung.
Er schreibt, wie die politische Arbeit in Wien geleistet wird, das strahlt auf Österreich aus.
Und da ist Busek genau jener Volksparteipolitiker, der nicht nur den Wienern bekannt ist, er hat ihn ganz Österreich ansehen.
Er ist die lebensfrische und engagierte Alternative zum in Skandalen verkrusteten sozialistischen Wien.
Er ist eine Herausforderung für den politischen Gegner und eine Herausforderung für seine Parteifreunde in ganz Österreich, weil die Chance besteht, mit einem politisch erneuerten Wien für ganz Österreich die Zuversicht zum politischen Erfolg zu stärken.
Alfred Kölbl vertritt in der Sozialistischen Arbeiterzeitung einen wenig optimistischen Standpunkt.
Er glaubt, dass Busek durch die Kumulierung von Funktionen gehandicapt sein wird und schreibt,
Wenn Mitte Dezember ein stattlicher, bebrillter Mann wie ein Wiesel zwischen Parlament und Rathaus hin und her flitzt, dann kann es sich nur um den der Wiener ÖVP aufgezwungenen neuen Obmann, nicht amtsführenden Stadtrat ohne Mandat, ÖVP-Generalsekretär
und Abgeordneten zum Nationalrat in einer Person, Dr. Erhard Busse-Kandl, der sowohl bei der Budgetdebatte im Wiener Gemeinderat als auch bei der zur selben Zeit stattfindenden Debatte zum Budget 1977 im Nationalrat anwesend sein muss.
Aber gleichzeitig auf zwei Kehrtagen tanzen dürfte noch das Geringste sein, was der neue Wunderknabe der ÖVP können sollte, der nicht einmal seine Funktion als Kultursprecher seiner Partei im Hohen Haus abgeben will.
Ein Busseck für Wien, nennt Fritz Pessater seinen Kommentar in der Wiener Tageszeitung Courier, in dem er auf die möglichen persönlichen Folgen für Erhard Busseck eingeht.
Man liest.
Ab sofort hat die sich permanent missverstanden, unter ihrem Wert geschlagen fühlende Wiener ÖVP ein neues Gesicht, das sich vom spitzbübischen Charme des Bürgerpoldis nicht mehr durch massige Gesichts- und intellektuelle Sprachlosigkeit abhebt.
Jetzt hat sich an der ÖVP-Spitze etwas geändert, sehr viel sogar.
Die ÖVP in der Wiener Kärntnerstraße hat ihren besten Mann gegen den besten Mann der Wiener SPÖ, Leopold Graz, ins Rennen entsandt.
Bussex Einstieg in die Wiener Politik ist für diese wie für ihn selbst eine Zäsur.
Die geheimen Wünsche nach dem Club-Sessel im Parlament sind auf Jahre verdrängt.
Der Kampf gegen den eigenen, wie auch bei der SPÖ verkrusteten Parteiapparat muss beginnen.
Abgetakelte Bezirkskaiser gibt es auch in der Wiener VP zuhauf.
Hier wird Busek wohl neben dem alten Apparat mit neuen Projektgruppen zu agieren haben.
Einzige Flecken auf Bussecks reiner Wienweste, das Fehlen eines Gemeinderatsmandates, die Schwierigkeit als kontrollierender Stadtrat den Sitzungen bloß als steinerner Gast beiwohnen zu können.
Im Nachrichtenmagazin Wochenpresse vertritt Franz Wolf unter dem Titel Selbstfesselung ebenfalls die Ansicht, dass Busseck als Chef der Wiener ÜVP einen schweren Stand haben wird.
Hier heißt es.
Zuerst einmal wird Erhard Busseck den Parteiapparat entstauben und tiefgreifend reformieren müssen.
Damit die Organisation klappt, die Opposition in der Bauringstadt funktioniert und letztlich die Legionen frustrierter Nichtwähler zurück in die Wahlzellen kommen.
Das erfordert und bindet Kräfte.
Aber auch die Rathauskonstruktion, in die Busseck hineingestellt wurde, lässt ihm kaum einen Spielraum.
Denn die gleichfalls reformbedürftige Wiener Stadtverfassung erlaubt nur gewählten Stadtmandataren im Gemeinderat zu reden.
Nichtabgeordneter und Kontrollstadtrat Busseck wird daher im Rathaus weder das Wort R noch die sozialistische Mehrheit angreifen dürfen.
Wenn Erhard Busseck dennoch das Entfesselungskunststück gelingt, dann ist er ein schwarzer Parteimagier.
Das war die Inlandspresse-Show.
Die Bauindustrie wird wegen ihrer Schlüsselfunktion für die Wirtschaft als empfindliches Konjunkturbarometer angesehen.
Die Auf- und Abschwünge der österreichischen Wirtschaft haben sich in den letzten Jahrzehnten in der Bauwirtschaft angekündigt, bevor noch andere Wirtschaftszweige betroffen waren.
Die Auslastung und die Auftragslage der Bauindustrie sind daher nicht nur für die direkt betroffenen Firmen interessant, sondern darüber hinaus auch für das gesamte Wirtschaftsgeschehen.
Über die gegenwärtige Situation dieses Wirtschaftszweigs, der etwa ein Zehntel zum gesamten volkswirtschaftlichen Sozialprodukt beiträgt, berichtet jetzt Helmut Klezander.
Über das Ausmaß der Verflechtungen der Bauwirtschaft mit der gesamten Volkswirtschaft gab es bisher nur Vermutungen, aber kaum konkretes Zahlenmaterial.
Bei einer Pressekonferenz der Vereinigung der Industrieller Bauunternehmungen Österreichs in Linz wurden diese Abhängigkeiten erstmals quantifiziert.
Der Multiplikator für das Bauwesen beträgt 1,6.
Das heißt in der Praxis, wenn jemand ein Haus um eine Million Schilling baut, so werden dadurch Leistungen von 1,6 Millionen Schilling innerhalb der Volkswirtschaft bewirkt.
Grund dafür sind die Auswirkungen dieser einen Investition, von der ausgehend zahlreiche andere Wirtschaftszweige mit beschäftigt werden.
Hier ist zum Beispiel die Zementindustrie, die Eisen- und Metallwarenerzeugung oder auch der Handel zu nennen.
Diese Vervielfachung der Investitionen durch den Multiplikator erklärt auch die Bauwirtschaft als Konjunkturbarometer einerseits und als Mittel zur Konjunkturlenkung andererseits.
Durch die hohe Wirksamkeit von Ausgaben am Bausektor hat der Staat, der 80 Prozent des Auftragsvolumens der Bauindustrie vergibt, hier die Möglichkeit, mit relativ wenig Geld große volkswirtschaftliche Auswirkungen zu erzielen.
Nach den angekündigten Sparmaßnahmen der Regierung muss man aber auch die umgekehrte Multiplikatorwirkung sehen, denn die Zurückstellung eines Großbauverhabens betrifft nicht nur die einzelne Baufirma, sondern, grob gesagt, zu 60 Prozent auch andere Betriebe.
Diese Schlüsselfunktion der Bauwirtschaft eröffnet aber auch die Möglichkeit, von der Wirtschaftslage in diesem Bereich Rückschlüsse auf zahlreiche andere Branchen zu ziehen.
Das Jahr 1975 brachte nach Ansicht des Wirtschaftsforschungsinstitutes für die Bauwirtschaft die schwerste Rezession der Nachkriegszeit.
Nach diesem Rückschlag beginnt sich nunmehr eine Zunahme in den Auftragseingängen abzuzeichnen.
So liegt der Auftragsstand Ende Juni um 9% über dem vergleichbaren Vorjahresmonat.
Die Differenz zwischen der Leistungsmöglichkeit, also der Kapazität, und dem Auftragsvolumen hat dementsprechend abgenommen und beträgt jetzt 42%.
Diese Erholung der Bauindustrie spiegelt sich auch in der Anzahl der Beschäftigten, denn die Verringerung um ein Prozent liegt im Bereich des Rationalisierungsfortschrittes, da durch neue Methoden und Maschinen weniger Arbeiter benötigt werden.
Der Aufschwung in der österreichischen Bauindustrie unterstützt daher die positiven Konjunkturprognosen und lässt im Gegensatz zu Deutschland noch keine Verringerung der Zuwachsraten erwarten.
Über die Lage der österreichischen Bauindustrie berichtete Helmut Klezander.
Vor wenigen Tagen haben die europäischen Gemeinschaften die Zölle für Gemüseeinfuhren ausgesetzt.
Die Zölle, ein gern verwendetes Mittel, um unerwünschte Lieferanten vom europäischen Agrarmarkt abzuhalten, wurden für all jene Gemüsesorten ausgesetzt, die nach Beendigung der Dürreperiode in Ost- und Südeuropa nicht mehr nachgepflanzt werden konnten.
Damit zeigt sich, dass die Trockenperiode im Frühsommer dieses Jahres auch am Obst- und Gemüsemarkt der Neuner-Gemeinschaft nicht spurlos vorübergegangen ist.
Österreich gehört nicht zum EG-Agrarmarkt, deckt aber seinen Bedarf in denselben Ländern und exportiert seine Überschüsse in dieselben Länder wie die EG-Mitglieder.
Im folgenden Beitrag untersucht Hans Adler den europäischen Markt für Obst und Gemüse.
Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.
Das ist die einhellige Meinung der Fachleute, wenn man sie nach den Ernteaussichten und den bisherigen Erträgen der Gemüsegärtner und Bauern fragt.
Abgesehen von Frühkartoffeln und Erbsen sind in der österreichischen Gemüseproduktion kaum fühlbare Ertragseinbußen aufgetreten.
Dies vor allem deshalb, weil die Bauern und Gärtner auf den abgeernteten Frühkartoffeln- und Erbsenfeldern sofort rasch wachsende Gemüsesorten nachgepflanzt haben.
wie zum Beispiel Salat, Chinakohl, Gurken und Fisolen.
Begünstigt durch die wochenlange Regenperiode sind diese Nachpflanzungen sehr rasch gewachsen.
Damit dürfte der August in Österreich der letzte Monat in diesem Jahr gewesen sein, in dem mehr als üblich Gemüse importiert werden musste.
Ganz anders dagegen ist die Situation in der Bundesrepublik, die in ihren westlichen Bundesländern immerhin Ernteausfälle bis zu 10% beklagen muss.
Diese Ausfälle sind aber ebenfalls schon seit längerem aufgetreten und die erst jetzt festgelegte Aussetzung der Gemüseeinfuhrzölle durch die EG kommt für die Deutschen reichlich spät.
In der europäischen Gemeinschaft andererseits mussten heuer 800.000 Tonnen Äpfel vernichtet werden, um in den Lagern Platz für die neue Ernte zu schaffen.
Dass die Ernteaussichten 1976 um ein gutes Viertel niedriger als der langjährige Durchschnitt sind, ist deshalb für die Agrarpolitiker Grund zur Erleichterung.
Die verringerte Ernte entspricht ziemlich genau dem Obstverbrauch der Bürger in den neuen Ländern der Gemeinschaft.
Im kommenden Jahr wird es deshalb keine Überschüsse geben, die die IG-Obstbauern zu Protestaktionen auf die Straße treiben, die Staaten der Gemeinschaft viel Geld kosten und schließlich womöglich vernichtet werden.
Ausgezeichnet sind nicht nur in der EG, sondern auch in Österreich die Ernteaussichten bei Zwetschgen.
In Österreich gibt es keine Ernteschätzungen, aber in der EG zum Beispiel beträgt die voraussichtliche Steigerung der Pflaumenernte gegenüber dem Vorjahr nicht weniger als 80 Prozent.
Während in Österreich die Gemüsebauern im Seewinkl im Burgenland im vergangenen Juli sogar Absatzschwierigkeiten beim Verkauf ihrer Paradeiser hatten, müssen die europäischen Gemeinschaften einen Rückgang der Tomatenernte um mehr als ein Viertel in Kauf nehmen.
Das liegt dort allerdings weniger an der Trockenheit als daran, dass die italienischen Gemüsebauern im vergangenen Jahr wegen eines Überangebotes schwer draufgezahlt und daher heuer von vornherein weniger Paradeiser angebaut haben.
In Österreich ist die Gemüseernte noch immer im Gange und mehr als eine bessere Belieferung der Inlandsmärkte aus der eigenen Produktion im kommenden September kann man im Augenblick noch nicht vorhersagen.
Es ist zu hoffen, dass diese bessere Marktbeschickung im kommenden Monat eine Senkung des relativ hohen Preisniveaus bei Obst und Gemüse mit sich bringen wird.
Langfristige Prognosen sind aber erst fällig, wenn die Ernte endgültig vorbei ist.
Dies vor allem deshalb, weil die Konserven- und Tiefkühlindustrie noch große Lieferungen von den Bauern erwartet.
Es steht nur fest, dass sich trotz Dürre für den kommenden Winter niemand Sorgen um Obst und Gemüse und deren Preise zu machen braucht.
Das war ein Bericht von Hans Adler.
Es ist jetzt in einer halben Minute zwölf Uhr dreißig, also halb ein Uhr Mittag.
Eine Vertrauenskrise zwischen dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing und der gaulistischen Partei erreichte heute einen Höhepunkt mit dem Rücktritt des gaulistischen Ministerpräsidenten Jacques Chirac.
In letzter Zeit haben führende Gaullisten immer offener die Politik des Staatspräsidenten kritisiert und auf eine Scheidung von ihm gedrängt, wie es in einigen französischen Pressemeldungen formuliert wurde.
Besonders die Wirtschaftspolitik Giscards hat den Unwillen der Gaullisten erregt.
Es war auch viel vom Erbe des Gaullismus die Rede, das Giscard angeblich verraten habe.
Wie auch immer, die angekündigte Scheidung wurde heute Vormittag vollzogen und aus Paris meldet sich jetzt Joachim Kruse.
Die politischen Beobachter in Paris hatten also Recht mit ihren Voraussagen.
Heute Vormittag hat Premierminister Jacques Chirac nach dem üblichen Ministerrat am Mittwoch die Demission seines Kabinetts eingereicht und Präsident Giscard d'Estaing hat diese akzeptiert.
Es handelt sich also nicht nur um eine Regierungsumbildung, sondern um einen Rücktritt mit Neubildung.
Der zurückgetretene Ministerpräsident hat dann persönlich an seinem bisherigen Amtssitz erläutert, warum er demissioniert hat.
Das ist in der Fünften Französischen Republik ein ganz ungewöhnlicher Vorgang.
Bisher wurde ein Rücktritt lediglich offiziell bekannt gegeben, aber nie begründet, schon gar nicht von dem direkt Betroffenen.
Jacques Chirac erklärte, ich habe soeben den Rücktritt meiner Regierung eingereicht, ich habe den Präsidenten vorher informiert, ich verfüge nicht mehr über die Mittel, die ich für notwendig halte, um meine Funktion wirksam auszuüben.
Deshalb habe ich beschlossen, diese Tätigkeit zu beenden.
Diese Erklärung ist kurz und klar und trocken und deshalb eine politische Sensation.
Man hatte angenommen, Žižka und sein Premierminister hätten sich abgesprochen, sie hätten sich auf eine gütliche Trennung geeinigt im beiderseitigen Interesse.
Aber die Erklärung von Žižak zeigt, dass es sich keineswegs um eine Trennung im beiderseitigen Einvernehmen handelt.
Ich habe beschlossen, meine Funktion als Regierungschef zu beenden.
Dieses Ich ist für einen Premierminister in der Fünften Republik fast eine Majestätsbeleidigung.
Normalerweise werden derartige Entscheidungen nur vom Präsidenten beschlossen.
Und normalerweise hätte man erwarten können, dass sogar im Falle einer echten Verstimmung zwischen den beiden Männern an der Spitze der Anschein gewahrt bleibt, dass es keine Krise gibt.
Diesmal gibt es eine Krise und sie wird nicht vertuscht.
Chirac war nach der Wahl von Giscard zum Präsidenten notwendig, um die Goulisten, die immer noch die stärkste Fraktion im Parlament haben, in die neue Präsidialmehrheit zu integrieren, um sie bei der Stange zu halten.
Chirac hat diese Rolle gespielt, so gut er konnte, und das war nicht immer leicht.
Die Goulisten hatten große Mühe, sich damit abzufinden, dass sie das entscheidende Amt in der Fünften Republik verloren hatten.
Chirac hatte besonders Schwierigkeiten bei seinen Parteifreunden, die Politik von Giscard und manche Reformen durchzusetzen.
Am deutlichsten zeigte sich das bei der letzten großen Reform, bei der Besteuerung der Spekulationsgewinne.
Diese Reform wurde von den Goulisten im Parlament zu einem Reformchen zusammengerupft und Chirac war auch nur noch mit halben Herzen dabei.
Jetzt wollte Chirac offenbar in der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage mehr Macht, mehr Mittel und Befugnisse umzuhandeln, während Giscard im Gegenteil selbst einen neuen Anlauf machen will.
So war der Krach unvermeidlich, der Rückzug von Chirac war logisch.
Dieser offene Krach kündigt sehr lebhafte Monate in der französischen Politik an.
Ein Nachfolger von Jacques Chirac wird allerdings schon heute Abend ernannt werden.
Man nimmt an, dass es kein Gaullist sein wird, sondern ein Mann aus der unmittelbaren Umgebung von Präsident Giscard d'Estaing.
Am wahrscheinlichsten ist nach wie vor die Ernennung des bisherigen Wirtschafts- und Finanzministers Foucauld.
Auch Außenhandelsminister Raymond Barre bleibt im Gespräch.
Die Gulisten werden als stärkste Gruppe in der Parlamentsmehrheit des Präsidenten der neuen Regierung allerdings das Leben schwer machen und unter diesen Umständen muss man sich fragen, ob die nächsten Parlamentswahlen tatsächlich erst in zwei Jahren stattfinden, wie Giscard immer wieder versichert.
Wahrscheinlicher ist, dass die Gulisten der neuen Regierung das Leben so schwer machen, dass Präsident Giscard d'Estaing irgendwann das Parlament auflösen und Neuwahlen durchführen muss.
Über die Zukunftsperspektiven wird sich der Präsident heute Abend im französischen Fernsehen aussprechen.
Über den Rücktritt der französischen Regierung berichtete Joachim Kruse aus Paris.
Nordirland scheint bürgerkriegsmüde geworden zu sein.
Nach einem besonders heftigen Aufflammen der Morde und Anschläge herrscht jetzt seit ein paar Tagen relative Ruhe.
Den Hauptanteil daran tragen die Frauen von Alster, die sich locker zu einer Art Antigewalt-Liga organisiert haben.
Sehr zum Missfallen der professionellen Mörder aus dem republikanischen Lage, den Angehörigen der irischen Republikanischen Armee IRA.
Die IRA ist aber auch auf einem anderen Gebiet in die Defensive gedrängt.
Die Republik Irland, traditionelles Aufmarsch- und Fluchtgebiet der IAA-Leute, ist schon seit geraumer Zeit nicht gewillt, diese Rolle weiterzuspielen.
Enge Zusammenarbeit mit den britischen Behörden bei der Verfolgung von Terroristen hat der IAA viel Schaden zugefügt.
Nun plant die Regierung in Dublin neue Schläge gegen die Terrorkommanders, die einige Male auch in der Republik selbst zugeschlagen haben.
Die Regierung fordert die Erklärung des Ausnahmezustandes, um mehr Möglichkeiten zur Bekämpfung der Terroristen im Untergrund zu erhalten.
Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, aber das letzte Wochenende war erstaunlich ruhig in Nordirland.
Kurz nachdem die Statistiker für diese unglückliche Provinz einen Mord pro Tag errechnet hatten, war es von Samstag bis heute eigentlich sehr ruhig.
Ein britischer Soldat wurde von einem Heckenschützen schwer verletzt.
Das ist aber auch schon alles.
Man wagt nicht, voreilig Hoffnung zu schöpfen.
Man fragt bloß, haben die 20.000 Frauen, katholische und protestantische, die am Samstag im Ormo-Park in Belfast wieder zum zweiten Mal nach dem Tod der drei Kinder, die ein IAA-Auto gegen eine Hauswand erdrückt hatte, haben diese Friedensdemonstrationen bereits eine solche Wirkung gehabt?
wohl etwas früh.
Aber der Tod der Kinder war sicher ein besonderer Schock, der nicht einmal an den völlig gewissenlosen Terroristen so ohne Eindruck vorübergehen konnte.
Oder wartet die IRA ab, bis die Friedensoffensive wieder einmal im Sand verläuft, so wie so viele in den beinahe zehn Jahren des Unglücks?
Oder aber hat es mit der neuen antiterroristischen Offensive in der irischen Republik zu tun?
Dort sind acht führende IRA-Leute verhaftet worden, weil sie Geldstrafen nicht bezahlt hatten, die sie wegen Beteiligung an einer illegalen Demonstration erhalten hatten.
Und heute hören wir, dass die Regierung in Dublin das Parlament vorzeitig einberuft, um neue Antiterroristengesetze zu debattieren.
Hier geht es zum Beispiel darum, dass man wegen terroristischer Akte bis zu sieben Jahre eingesperrt werden kann, anstatt nur zwei, wie bisher.
Auch die Drahtzieher der IRA sollen jetzt vom Strafgesetz erfasst werden.
Es geht um einen politischen Flügel der IRA namens Sinn Fein.
Bisher haben sich diese Leute hinter ihrer angeblich rein politischen Tätigkeit verstecken können.
Jetzt spricht man von den Paten, den Godfathers der IRA, die auch bestraft werden sollen.
Ebenso soll die Untersuchungshaft von 48 Stunden auf 7 Tage verlängert werden.
Der neue britische Botschafter in Dublin ist gestern ernannt worden.
Es ist Robin Hayden.
Er ist zur Zeit hoher Kommissar in Malta.
Mr. Hayden ist unter den Londoner Auslandskorrespondenten gut bekannt, da er eine Zeit lang Chef des News Departments des Foreign Office war.
Die Dubliner Maßnahmen stehen im Zeichen der Ermordung seines Vorgängers.
Das war für die Dubliner Regierung der Schock, der sie bewog, nun wirklich gegen die provisorische IAA einzuschreiten.
Die Regierung in Dublin ist durch diese Gesetzesvorschläge der britischen Regierung, was Energie der Terrorismusbekämpfung betrifft, voraus.
Und es wird dieser Schritt Dublin sicher der konservativen Opposition in Westminster Antrieb geben.
Schärfere Maßnahmen
gegen die IRA auch in Nordirland zu verlangen.
Nordirland-Minister Rees ist aber, wie immer, der Ansicht, dass man weniger neue Gesetze, sondern mehr Kooperation von Seiten der Bevölkerung brauche.
Das heißt, mehr Zeugen, die es wagen, gegen die Terroristen auszusagen.
Er sucht die Mitarbeit der Bevölkerung Nordirlands.
Er meint offensichtlich, die britische Regierung habe genug getan, um zu helfen.
Jetzt müsse die Initiative den gewöhnlichen Bürgern Alsters überlassen werden, die mit der Exekutive zusammenarbeiten müssen.
Man will in London auch noch abwarten, wie sich die so radikal klingenden Maßnahmen der Dubliner Regierung auswirken.
Sie hat ja sogar einen Notstand proklamiert.
In der Vergangenheit hat es oft mit der Handhabung neuer Gesetze eher gehappert.
Das Gesetz an und für sich war immer nicht schlecht gewesen.
Man muss sich auch fragen, wie weit die Oppositionspartei in Dublin, die Fianna Foyle, bereit sein wird, zur letzten Schlacht gegen die IRA anzutreten.
In Belfast haben sich gestern erfreulicherweise die Gewerkschafter der Friedenskampagne der Frauen angeschlossen.
Das nordirische Komitee des irischen Gewerkschaftskongresses hat der Friedensbewegung der Frauen formell seine Unterstützung angeboten.
Über die jüngsten Entwicklungen im Nordirland-Konflikt berichtete Heinz Behran.
Ägypten feiert den glücklichen Ausgang der ersten Flugzeugentführung, die es in diesem arabischen Land gegeben hat.
Die Befreiung von fast 100 Passagieren und Besatzungsmitgliedern eines ägyptischen Linienflugzeugs wird von der Presse mit der Aktion der Israelis vor einem Monat im ugandischen Entebbe verglichen.
Und die Israelis wiederum revanchieren sich mit Glückwünschen und Hoffnungsadressen, dass die Entführer strenge Strafen erhalten würden.
Für Ägypten ist die Aktion der Terroristen außerdem ein willkommener Anlass, die Kampagne gegen Libyen und seinen terrorfreundlichen Staatschef Gaddafi zu intensivieren.
Aus Kairo berichtet Matthias Hart.
Die Ärzte des Militärhospitals, in dem die Entführer eines ägyptischen Verkehrsflugzeuges behandelt werden, so konnte man heute in den Kairoer Zeitungen lesen,
hatten gestern ihr Veto gegen das angekündigte Erscheinen der drei vor einer internationalen Pressekonferenz eingelegt.
In den gleichen Berichten aber heißt es, dass sie zwölf Stunden lang vom obersten Militärstaatsanwalt und seinen Assistenten verhört wurden, ehe die Ärzte auch dann ein Machtwort sprachen.
Der ägyptische Präsident Ambar Sadat hat inzwischen angeordnet, dass die drei und ein vierter inzwischen festgenommener angeblicher Komplize vor ein Militärgericht gestellt werden sollen, das bereits nächste Woche zusammentreten wird.
Die Anklageschrift soll in den nächsten 48 Stunden fertig sein.
Während die ägyptische Regierung zunächst von drei Palästinensern als Terroristen gesprochen hatte, scheint jetzt festzustehen, dass einer der drei ein junger Ägypter ist, wie die Kairoer Zeitung Al-Ahram bereits gestern berichtet hatte.
Er war angeblich durch den jetzt festgenommenen Vierten im Bunde mit den Palästinensern zusammengebracht worden.
Die Untersuchungen der Militärstaatsanwaltschaft konzentrieren sich, wie es in den Zeitungsberichten heißt, darauf, die Verbindungen der Entführer zu anderen palästinensischen Organisationen festzustellen.
Dabei stehen solche Organisationen im Vordergrund, die von der linksgerichteten Volksrepublik Südjemen unterstützt werden.
Dazu zählt man gewöhnlich die radikale Volksfront für die Befreiung Palästinas des Doktor George Habasch, die ihrerseits in der Vergangenheit die meisten Flugzeugentführungen organisiert hat.
Diesen Aspekt will man offenbar deshalb besonders prüfen, weil die Entführer die Freilassung der in Kairo wegen eines Mordanschlages auf den früheren jemenitischen Ministerpräsidenten Ali Haitham festsitzenden Attentäter eines Südjemeniten und eines der Volksfront angehörenden Palästinensers verlangt hatten.
Beweise für eine Verwicklung Libyens in die Affäre, außer den angeblichen Geständnissen der drei Terroristen, liegen bisher nicht vor.
Aus Kairo berichtete Matthias Hart.
Nach 48 Tagen Aufenthalt im Weltall sind gestern Abend die beiden sowjetischen Kosmonauten Volinov und Sholobov zur Erde zurückgekehrt.
Sie waren am 6.
Juli im Raumschiff Soyuz 21 von Baikonur gestartet und hatten kurz darauf die Raumstation Salyut 5 in Betrieb genommen.
Amerikanische Fachleute bezeichnen den Flug als eine sogenannte militärische Mission, ähnlich Salyut 3 im Jahre 1974.
Als Beweis für diese Theorie wird unter anderem angeführt, dass die Sprechverbindungen zwischen Raumstation und Bodenkontrolle auf das Notwendigste beschränkt wurden und dass viele Botschaften verschlüsselt durchgegeben wurden.
Außerdem habe die sowjetische Presse sehr viel weniger ausführlich über den Verlauf der Mission berichtet als bei anderen Raumflügen.
Über die Aufgaben der beiden Kosmonauten wurde offiziell tatsächlich nur sehr wenig mitgeteilt, kaum mehr als allgemeine Angaben.
Erdbeobachtungen, medizinische Experimente, Versuche mit einem Infrarot-Teleskop gehörten dazu.
Entgegen den Erwartungen wurde auch kein neuer Langflugrekord aufgestellt.
63 Tage dauerte der bisher längste Flug einer sowjetischen Besatzung, 84 Tage hielt sich die dritte Mannschaft der amerikanischen Raumstation Skylab im All auf.
Die Raumstationen des Salyut-Typs können bis zu 90 Tage bewohnt werden.
Über den Abschluss der jüngsten bemannten Weltraummission der Sowjetunion erhielten wir heute einen Bericht von Radio Moskau.
Autor ist Yuri Kolisov, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften.
So, die Arbeit auf der Orbite ist beendet.
Verpackte und ausgerüstete Stationen in ein Transportschiff, ausgerüstete Filter, biologische Präparate, technologische Modelle,
Die Arbeit auf der Umlaufbahn im Weltraum wurde somit beendet, sagt der Wissenschaftler.
Die Filmbänder mit den Aufnahmen, die biologischen Präparate, die in der Schwerelosigkeit gewonnenen technologischen Proben, die Flugunterlagen und andere Materialien, alles Ergebnisse interessanter wissenschaftlicher Forschungen, wurden verpackt und von der Station in das Transportraumschiff gebracht.
Viele Systeme der Raumstation wurden konserviert.
weil die Station jetzt im automatischen Betrieb ihren Flug fortsetzen wird.
Die lebenswichtigen Systeme und das Triebwerk des Raumschiffes wurden überprüft.
Berlin und Vitali legten dann die Raumzüge an und begaben sich in das Raumschiff.
18 Uhr, neun Minuten Moskauer Zeit.
Die Kosmonauten fliegen über dem Altai.
Von der Erde aus wird das Kommando zur Auskopplung erteilt.
Raumschiff und Station lösen sich langsam voneinander.
Im Licht eines starken Scheinwerfers mit Hilfe einer im Raumschiff angebrachten Fernsehkamera sehen die Raumflieger die davon schwebende Station.
Das Raumschiff, seine Ordnungsnummer lautet Soyuz 21, nimmt Abschied von der Raumstation.
Dem Programm zufolge muss das Raumschiff noch fast zweimal den Planeten umkreisen, ehe es in dem vorgeschriebenen Raum der Sowjetunion landet.
In dieser Zeitspanne konnten die Raumflieger noch zum Mittagessen die Raumanzüge überprüfen und sich endgültig im Raumschiff einrichten.
Dann kam die Zeit der nächsten Funkverbindung.
Raumschiff Kommandant Baris Walenow meldet Das Raumschiff ist richtig orientiert.
An Bord ist alles in Ordnung.
Nahezu eine Stunde verging.
Das Raumschiff überflog Südamerika, überquerte den Atlantik und passierte Afrika.
Wir sind in den Schatten getreten, kommentiert der Kommandant des Raumschiffes.
Das Raumschiff stieg abwärts und drang dann in die dichten Atmosphären Schichten ein.
Der erfahrene Raumflieger Baris Vardinov
lenkt die Aufmerksamkeit des Neulings Vitali Zolobov auf die Flamme hinter dem Raumtransporter.
Rote Gasstrahlen sind aufgetaucht, sagt er.
Der Widerschein draußen jenseits des Bullauges verstärkt sich.
Bald werden sie uns nicht mehr hören.
Seine Stimme erklingt ruhig und sicher.
Die Erde nähert sich schnell und da schon das Signal über den Einsatz des Fallschirms.
Jetzt
unterhält schon ein Flugzeug des Suchdienstes Verbindung mit den Raumfliegern.
Und schließlich eine neue Meldung.
Hubschrauberbesatzung beobachtet den Landeapparat nach dem Leuchtfeuer.
Die Hubschrauber begleiten den Apparat bis zur Landestelle.
Und nun ist der Apparat auf der Erde.
Sofort nach ihrem Verlassen des Apparats geraten Baris Walenow und Vitaly Zholobov in die Umarmungen der Fachleute des Suchdienstes.
Der Flug
ist erfolgreich vollendet.
Über die glückliche Rückkehr von Soyuz 21 zur Erde brachten wir einen Bericht von Radio Moskau.
Wieder ein Blick auf die Uhr.
Es ist in einer halben Minute 12.48 Uhr, drei Minuten nach dreiviertel eins.
Beim 32.
Europäischen Forum Alpbach, das am Sonntag geöffnet worden ist, nimmt neben der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Politik auch die Kunst eine zentrale Rolle ein.
Das äußert sich in Arbeitskreisen zu künstlerischen Fragen, in Theateraufführungen, Konzerten und Ausstellungen.
Eine dieser Ausstellungen ist dem Thema die Skizze gewidmet und zeigt Handzeichnungen von Architekten, Bildhauern, Malern und Zeichnern.
Diese Ausstellung, in der eine Reihe prominenter Künstler des In- und Auslandes vertreten ist, wurde von Christian Brandstetter und Gustav Peichl zusammengestellt.
Mit Professor Gustav Peichl sprach Volkmar Paschalk.
Herr Professor Peichl, Sie haben die Idee gehabt, diesmal die Alpacher Ausstellung unter das Motto »Die Skizze« zu stellen.
Und Sie versuchen, Skizzen von Architekten, von Bildhauern, von Malern dem fertigen Produkt oder der Fotografie des fertigen Produktes gegenüberzustellen.
Was war für Sie für diese Thematik der Ausgangspunkt und warum »Die Skizze«?
Wir wollten den Stellenwert der Skizze, also der Handzeichnung, gegenüber der Druckgrafik zurechtdrücken.
Die Massenauflagen der Druckgrafiken in den letzten Jahren hat so überhandgenommen, dass wir glauben, die Wertigkeit der Zeichnung, der sensiblen, originalen Handzeichnung mehr in den Vordergrund zu stellen.
Und warum Architektur, warum Bildhauerei, warum Malerei?
Ist das eine Betonung des Dreiklangs der Künste?
So ist es.
Wir wollten durch Zeichnungen von Architekten, Malern, Bildhauern betonen, dass die bildende Kunst eben aus diesen drei Spaten bestehend eines gemeinsam haben, die Verwirklichung der ersten
spontanen Idee zu Papier gebracht in Form einer Skizze.
Denn die Skizze ist ja das Spontane, die Hand malt, das Hirn aber zeichnet.
Sie selbst sind ja Architekt und es ist von Ihnen hier auch eine Skizze zu dem Funkhaus in Salzburg.
Ist es so, dass für den Architekten die Skizze schon ein maßgebendes Produkt ist?
Ist es so, dass man aus der Skizze schon das fertige Produkt erkennen kann, oder ist das nur so eine hingeworfene Idee, die dann erst viel später genau ausgearbeitet werden muss und wird?
Beides, würde ich sagen.
Vergangenheit zeigt ja, dass große Architekten wie Alva Alto,
oder Le Corbusier, die wir auch hier in der Ausstellung vertreten haben, durch die Skizze, also durch die erste Idee und durch das Durchhalten bis zur Realisation beweisen, dass ein ursächlicher Zusammenhang besteht.
Wie ist das für die Bildhauerei, für die Sie ja auch sehr prominente Beispiele, vor allem prominente österreichische Beispiele hier haben?
Auch da würde ich sagen, dass die Skizzen eines Göschel oder eines Cironcoli wirklich maßgebend sind für das Ergebnis.
Wenn ich mir ansehe, die Konstruktionszeichnung, möchte ich sie nennen, von Avramides für seinen Kopf, ist hier ein wirklicher Zusammenhang.
Und ist das bei der Malerei nicht ganz anders?
Ist es nicht so, dass die Skizze, die Grafik eine eigene Kunst schon geworden ist und dass das Bild, das Gemälde doch etwas ganz anderes ist?
Sicher ist die Zeichnung alleinstehend als Unikat auch ein künstlerisches Ergebnis und damit auch ein eigenständiges Werk.
Aber die Skizze von Peter Pongratz zeigt wiederum, wie verarbeitet zum Bild mit der Farbe in einer anderen Dimension, also viel größer, hier das Ergebnis von der Skizze zu einem Bild entstanden ist.
Und ist es absichtlich, dass Sie versucht haben, eine möglichst große Anzahl von Stilrichtungen und zwar auf allen drei Gebieten zu bieten, also dass Sie etwa einen Holzmeister bei der Architektur haben
und einen Schwanzer und dass sie zum Beispiel bei den Zeichnungen, bei den Malereien eine Grafik von Cocteau haben und andererseits wieder die modernen Österreicher wie Rainer oder Mikl aber auch die Wiener Schule vertreten ist und bei der Bildhauerei etwa wie sie nannten Geroncoli und Hrdlicka nebeneinander hängen.
Das ist richtig.
Bei so einem Vorhaben, glaube ich, muss man ein Spektrum bringen.
Man muss streuen.
Wir haben versucht, alle Tendenzen und verschiedene Sujets hier zusammenzutragen.
Ist es so, dass diese Ausstellung dann auch noch nach Alpbach woanders gezeigt wird?
Es war doch immer so üblich, dass Alpbach der Beginn für eine Serie von Ausstellungen war.
Ich erinnere an die seinerzeitigen Karikaturausstellungen, die ja von Alpbach aus dann ziemlich weit herumgekommen sind.
Es gibt Anfragen aus Wien von Galerien, die diese Ausstellung übernehmen wollen.
Die Ausstellung ist zusammengestellt gemeinsam mit Dr. Christian Brandstetter, dem Leiter und Eigentümer der Galerie Brandstetter in Wien.
Sehen Sie auch einen wissenschaftlichen, einen kunsthistorischen Zweck in einer solchen Ausstellung, die doch recht interessante Gegenüberstellungen bietet?
Den sehe ich ja.
Hier möchte ich Michelangelo zitieren, der schon gesagt hat, das Zeichnen ist die Wurzel jeder Wissenschaft.
Das Gespräch mit Gustav Peichl führte Volkmar Paschalk.
Die Komedianten im Wiener Künstlerhaus haben in der vergangenen Woche mit der Wiederaufnahme von Maxim Gorkis Die Letzten ihre neue Spielzeit begonnen.
Über die vorgesehenen Neuinszenierungen informiert sie nun der folgende Beitrag von Brigitte Hofer.
Als erfolgreichste Produktion der abgelaufenen Spielzeit erwies sich bei den Komödianten die Inszenierung von Brechts Die Mutter.
Tragls Blaubart, Okesis Rebell, der keiner war und Gorkis Die Letzten wurden von Kritik und Besuchern ebenfalls positiv aufgenommen.
Bei Gerlind Reinshagens Himmel und Erde und bei Sommers Das Stück mit dem Hammer war das Publikumsinteresse geringer.
Wie will der Leiter des Theaters, Conny Hannes-Meyer, nun die Erfahrungen der abgelaufenen Saison für die kommende verwerten?
Unser Hauptaugenmerk liegt in der kommenden Saison vor allem darin, dass wir realistische Volksstücke spielen werden.
Und zwar fünf schwere Aufgaben haben wir uns da gestellt, bei denen wir wirklich nur inhaltlich bedingt experimentieren und alle formalen Spielereien, die nicht unbedingt notwendig sind, also wirklich unterlassen werden.
Wir beginnen mit John Willington Sings, der Held der westlichen Welt, in der Nachdichtung von Peter Hux.
Das Stück stellt die Frage nach Heldentum.
Gibt es das heute überhaupt noch?
Was ist das?
Und was ist falsches Heldentum?
Und was kann passieren, wenn man sich einen falschen Heldenbegriff aufbaut?
Das wird anhand einer sehr skurrilen, irischen, sehr irischen Story abgehandelt und das Theater kommt natürlich dabei nicht zu Kurt.
Conny Hannes Mayer wird den Helden der westlichen Welt inszenieren, Jan Mayer, daran anschließend Oedon von Horvaths selten gespieltes Stück, Sladek oder die Schwarze Armee.
Anschließend werden zwei szenische Montagen des DDR Autors Heiner Müller als österreichische Erstaufführung eingerichtet.
Die Schlacht
die erniedrigte Menschenwürde und der Traktor, der den Aufbau neuer Menschlichkeit zum Thema hat.
Ben Jonsons Volpone wird in der Übersetzung von Benno Besson und Elisabeth Hauptmann einstudiert werden und Georg Büchners Woizek soll gemeinsam von Gerhard Jax und Karl Meinrad inszeniert werden.
Dazu Karl Meinrad, der sonst vor allem als Schauspieler bei den Komedianten beschäftigt ist.
Mich interessiert Regie führen neben der Schauspielerei aus dem Grund, weil ich einfach glaube,
dass es mein Gesamtblickfeld über das Theater ganz allgemein ziemlich erweitert und mir auch in meinem Beruf weiterhin hilft.
Was den Woizek betrifft, ich glaube, wir wollen ihn unbedingt in das Gesamtschema reinstellen, realistisches Volkstheater.
Das heißt, wir wollen ihn rausnehmen aus dem Nimbus des Klassikers.
Einerseits und andererseits aus dem, dass man eben immer wieder die verschiedensten Fassungen zusammenglittert.
und die verschiedenen seltsamen Fragmentrisse zustopft, indem man einfach aus alten Fragmenten Sachen hernimmt und wieder reingibt.
Und plötzlich kriegt man eine Art Stück und das ist es bei Gott nicht.
Das ist ein Fragment und das sollte auch bleiben.
Wir werden einfach eines versuchen, dass wir die Hintergründe, die uns heute, wenn wir das Stück lesen, nicht mehr verständlich sind, deutlich machen, indem wir den hessischen Landboten mit einbauen wollen in diesen Theaterabend.
Gerhard Jax, den Bühnenbildner der Komedianten, der heuer den Förderungspreis zur Kainz-Medaille erhalten hat, reizt die vielseitige Aufgabe, Bearbeitung, Regie und Bühnenbild eines Stückes zu erstellen.
Aber ich möchte eben sehen, ob uns diese Produktionen, die eigentlich eine Fülle von Schauplätzen anbieten, die aber trotzdem, wo man trotz dieser Schauplätze das große Konzept spüren müsste, ob da Ideen kommen, die uns mit diesem Raum, mit dieser Variabilität
wieder besonders gut gelingen.
Ich kann mich sehr gut erinnern, dass mir das bei der Bergbahn eine sehr große Genugtuung war, einen Raum zu bilden, der nur von mir selber abhängig ist und nur von meinen Ideen abhängig ist.
Aber ich finde es hingegen natürlich wichtiger und interessanter, mit der Dramaturgie, also mit einer großen Dramaturgie, mit dem Regisseur, diese Arbeit auch weiterhin zu machen.
Wieder wird Rudi Tinsubin mit seinen Toncollagen die musikalische Ausstattung der Stücke übernehmen.
Außer einigen Gastengagements für einzelne Produktionen wird das Ensemble der Komedianten in der nächsten Spielzeit nicht erweitert werden.
Und nach diesem Beitrag von Brigitte Hofer schließen wir jetzt das Mittagsjournal mit Kurznachrichten.
Österreich.
Der künftige Sozialminister Weißenberg hat die prophylaktische Vermeidung von Schäden, die sich aus dem Gesellschaftssystem ergeben, als eine der wichtigsten Aufgaben moderner Sozialpolitik bezeichnet.
Weißenberg betonte, er werde aus diesem Grund den gesunden Untersuchungen besondere Aufmerksamkeit schenken.
Zur Frage der finanziellen Schwierigkeiten in der Krankenversicherung sagte er, der Schlüssel der Probleme liege beim Krankenanstaltensystem.
Sollte hier keine Lösung gefunden werden, werde es auch nicht gelingen, das Krankenkassensystem in der bisherigen Form aufrechtzuerhalten.
Frankreich
Die Regierung des Ministerpräsidenten Chirac ist heute zurückgetreten.
Anlass sind Spannungen zwischen Präsident Giscard d'Estaing und den Gulisten, denen der Regierungschef angehört.
Der neue Ministerpräsident soll noch heute Nachmittag bestellt werden.
Präsident Giscard d'Estaing wird am Abend zu den Änderungen Stellung nehmen.
Irland.
Das Parlament in Dublin wird heute auf Versuchen der Regierung die Ausrufung des Ausnahmezustandes beschließen.
Damit sollen der Exekutive größere Vollmachten zur Bekämpfung des Terrors eingeräumt werden.
Bundesrepublik Deutschland.
Die Regierung in Bonn hat ein Hilfsprogramm in der Höhe von mehr als 400 Millionen Schilling beschlossen, mit denen land- und forstwirtschaftliche Betriebe unterstützt werden sollen, die wegen der Trockenheit in Schwierigkeiten geraten sind.
Die Bundesländer sollen einen gleich hohen Betrag bereitstellen.
Ägypten.
Das Parlament in Kairo ist heute zusammengetreten, um Präsident Sadat für eine neue sechsjährige Amtsperiode zu nominieren.
Voraussichtlich am 16.
September soll Sadat in einer Volksabstimmung in seinem Amt bestätigt werden.
Die drei Luftpiraten, die am Montag ein ägyptisches Flugzeug entführt haben, sollen in der kommenden Woche vor Gericht gestellt werden.
Sie müssen sich wegen Verkehrsgefährdung in Kriegszeiten und wegen Kontakten mit einer fremden Macht verantworten.
Libanon Der Befehlshaber der pan-arabischen Friedenstruppe hat für Freitag ein Treffen zwischen den Bürgerkriegsparteien angekündigt.
Dabei soll ein Friedensplan zur Beendigung der blutigen Auseinandersetzungen erörtert werden.
Südafrika.
Neublutige Ausstreitungen in der afrikanischen Vorstadt Soweto bei Johannesburg haben acht Menschenleben gefordert.
Die Polizei schoss auf Gruppen Jugendlicher, die an Ausfallstraßensperren errichtet hatten, um Arbeitswillige an der Fahrt zu ihren Arbeitsplätzen in Johannesburg zu hindern.
Meine Damen und Herren, das Mittagsschanal ist beendet.
Nachrichten hören Sie zu jeder vollen Stunde.
Das nächste Schanal hören Sie dann um 18.15 Uhr auf Ö1.
Interview: Architekt und Karikaturist Gustav Peichl
Mitwirkende:
Parschalk, Volkmar [Gestaltung]
, Peichl, Gustav [Interviewte/r]
Datum:
1976.08.25 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 70er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Interview: Leiter des Theaters Conny Hannes Meyer, Schauspieler & Regisseur Karl Menrad und Bühnenbildner & Schauspieler & Regisseur Gerhard Jax
Mitwirkende:
Hofer, Brigitte [Gestaltung]
, Meyer, Conny Hannes [Interviewte/r]
, Menrad, Karl [Interviewte/r]
, Jax, Gerhard [Interviewte/r]
Datum:
1976.08.25 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 70er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten