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KI-generiertes Transkript
Guten Tag, beim Samstag-Mittagschanal sagt Christl Reiß hier ein Beitragsfahrplan für unsere Sendung.
Nachruf auf Josef Hindls, der langjährige stellvertretende Vorsitzende der sozialistischen Freiheitskämpfer, ist im Alter von 75 Jahren nach langer Krankheit gestorben.
US-Außenminister Baker in Moskau.
Die Supermächte melden große Fortschritte in Abrüstungsfragen.
Die deutsche Frage steht im Mittelpunkt der Gespräche zwischen dem bundesdeutschen Kanzler Kohl und Außenminister Genscher, heute mit Kreml-Chef Gorbatschow.
In der DDR gibt es auch skeptische Äußerungen zum Thema Deutschland einig Vaterland.
Nicht nur in Österreich ist Schneemangel wahre, auch in den traditionellen Winterurlaubszentren in Südtirol, in der Schweiz und in Frankreich.
Im Journal zu Gast ist heute Dr. Peter Weiß vom Institut für Umweltschutz.
Er wird unter anderem zum angeblich verrückten Wetter und dessen Ursachen Stellung nehmen.
Und Kultur-Mittagsjournal das neue Buch von Gerhard Roth über österreichische Maler.
Vor all diesen Beiträgen die Nachrichten, zusammengestellt von Elisabeth Marnas, gelesen von Melitta Zschapka.
Österreich.
Josef Hindels, stellvertretender Vorsitzender der sozialistischen Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, ist heute in Wien im 75.
Lebensjahr gestorben.
Hindels war einer der bedeutendsten sozialistischen Bildungsfunktionäre der Nachkriegszeit und von 1951 bis 1970 Zentralsekretär der Privatangestellten Gewerkschaft.
Hindels kämpfte während seines ganzen Lebens gegen Neofaschismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit und trat entschieden gegen rechtsextreme Strömungen auf.
Am heutigen Marsch der Freiheitskämpfer, anlässlich des 12.
Februar 1934 zum Mahnmal der Opfer des Faschismus auf dem Zentralfriedhof in Wien, konnte Hindels nicht mehr teilnehmen.
Sowjetunion
Staats- und Parteichef Gorbatschow hat auf die jüngsten Abrüstungsvorschläge von Präsident Bush mit eigenen Plänen zum Truppenabbau in Europa reagiert.
Nach Angaben des amerikanischen Außenministers Baker bei einem Besuch in Moskau hat sich Gorbatschow dafür ausgesprochen, die Zahl der Soldaten beider Supermächte außerhalb des eigenen Territoriums auf jeweils 195.000 Mann oder 225.000 Mann zu verringern.
Baker begrüßte diesen Vorschlag als sehr interessant.
In der Frage der strategischen Waffen habe es wichtige Fortschritte gegeben, bei den chemischen Waffen habe man sich auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt, sagte Baker.
Zur deutschen Frage, meinte der Außenminister, die USA seien gegen eine Neutralität Deutschlands, man befürworte aber eine feste Mitgliedschaft in der NATO oder eine assoziierte Mitgliedschaft im westlichen Verteidigungsbündnis.
Wenige Stunden vor dem Besuch des westdeutschen Bundeskanzlers Kohl in Moskau hat sich der sowjetische Außenminister Shevardnadze für ein neutrales Deutschland im Fall einer deutschen Vereinigung ausgesprochen.
Shevardnadze stellte sich damit hinter den Plan von Ministerpräsident Modrow zur deutschen Vereinigung.
Dies sei der bisher rationalste und korrekteste Vorschlag zu dieser Frage, sagte der sowjetische Außenminister.
Der westdeutsche Bundeskanzler und Außenminister Genscher sind bereits unterwegs nach Moskau.
Vor dem Abflug sagte Kohl, den Gesprächen mit der sowjetischen Führung komme eine Schlüsselbedeutung für die weitere Entwicklung im deutsch-deutschen Verhältnis zu.
Tschechoslowakei
Nach dreitägigen Verhandlungen haben sich Moskau und Prag in fast allen Punkten auf einen raschen Abzug der sowjetischen Truppen aus der Tschechoslowakei geeinigt.
Noch im Februar sollen die ersten Armeeeinheiten das Land verlassen.
Möglicherweise wird noch bis Mai ein Großteil der sowjetischen Einheiten aus der Tschechoslowakei abgezogen werden.
Über ein Datum für einen vollständigen Rückzug der Roten Armee muss noch verhandelt werden.
Jugoslawien
Die Regierung in Belgrad hat den Entwurf für ein von der Opposition seit langem gefordertes Parteiengesetz vorgelegt.
Künftig können Gruppierungen mit mindestens 30 Mitgliedern einen Monat nach ihrer Gründung die Registrierung als Partei beantragen.
Ausgeschlossen von der Zulassung sind Organisationen, die verfassungsfeindliche Ziele verfolgen oder Volksverletzung aus nationalistischen und religiösen Motiven betreiben.
Die Regierung in Belgrad hat Jugoslawien offiziell für den Sitz der künftigen Osteuropa-Entwicklungsbank vorgeschlagen.
In welcher Stadt diese Bank ihr Hauptquartier haben könnte, wurde vom jugoslawischen Außenministerium aber nicht fixiert.
Auch Wien und Prag haben bereits Interesse angemeldet, als Sitz der neuen Ost-West-Bank zu fungieren.
Deutsche Demokratische Republik.
In Ostberlin haben etwa 2000 Demonstranten den Rücktritt des stellvertretenden Bildungsministers Volker Abend erzwungen.
Die protestierenden Lehrer, Erzieher, Eltern und Schüler hatten zuvor weitere Gespräche mit dem Minister abgelehnt.
Grund für die Proteste waren Ankündigungen über die Streichung bestimmter Sozialleistungen wie Essen in der Schule und Schulhorte.
Mit einem Sonderprogramm will die Weltgesundheitsorganisation WHO mit Sitz in Genf die weitere Ausbreitung von Aids unter rumänischen Kindern bekämpfen.
Bisher ist man in rumänischen Waisenhäusern auf insgesamt 550 mit dem Aids-Virus infizierte Kinder gestoßen.
Die Kinder wurden bei Bluttransfusionen und mit mehrfach verwendeten Spritzen angesteckt.
Die WHO befürchtet, dass die 550 AIDS-Fälle nur einen Bruchteil der tatsächlich infizierten Kinder darstellen.
Ägypten.
Vor dem Präsidentenpalast in Kairo haben Wachen einen jungen Mann bei dem Versuch erschossen, gewaltsam in das Gebäude einzudringen.
Der 17-jährige Mann wollte mit seinem Auto ein Eingangstor der Residenz von Staatschef Mubarak durchbrechen.
Mubarak befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht in dem Gebäude.
Der Mann ist Mitglied einer angesehenen ägyptischen Familie.
Über sein Motiv ist derzeit nichts bekannt.
Frankreich.
Mit einem Sieg der Französin Carol Merle endete heute der Weltcup Super-G in Meribel.
Zweite wurde Schweizerin Maria Walliser vor der Deutschen Michaela Gerg.
Auf die Ringe 4 und 5 kamen die beiden Österreicherinnen Anita Wachter und Sigrid Wolf.
Petra Kronberger verteiligte mit Platz 11 die Weltcup-Führung.
Barbara Sattleder wurde mit der drittbesten Zeit nach einem Torfehler disqualifiziert.
Nun zum Wetter, die Aussichten bis morgen früh.
Heute tagsüber allgemein noch gering bewölkt oder wolkenlos, während der kommenden Nacht jedoch im Westen Bewölkungszunahme und nachfolgende Einsätze in den Niederschläge.
Schneefallgrenze bei 700 Meter.
Wind aus Südost bis Südwest entlang der Alpen-Nordseite phönig.
Nachmittagstemperaturen 3 bis 9, in Föhnlagen auch darüber, Frühtemperaturen minus 5 bis plus 4 Grad.
Das Wetter morgen Sonntag.
Im Westen bei meist reichlicher Bewölkung häufig Niederschlag, Schneefall bis in höhere Tallagen.
Im übrigen Bundesgebiet zunächst teils nebelig trüb, teils sonnig, im späteren Tagesverlauf auch hier Wetterverschlechterung.
Wind von Südost auf West drehend.
Frühtemperaturen minus 5 bis plus 4, Tageshöchsttemperaturen 3 bis 8 Grad.
Noch eine Vorschau für den Montag.
Vor allem im Osten Auflockerungen, sonst meist stark bewölkt und gebietsweise Niederschlag, dabei Schneefall im Westen bis in Tiefe lagen, sonst Schneefallgrenze bei 800 Meter.
Nun noch die Messwerte aus den einzelnen Landeshauptstädten ausgegeben um 12 Uhr.
12 Uhr und 8 Minuten und wir beginnen unsere Beiträge im Ausland.
In vielerlei Hinsicht schicksalshaft sind die Vorgänge in Moskau dieser Tage.
Nach Polen, Ungarn, der DDR, der Tschechoslowakei, Rumänien und Bulgarien streicht nun auch die Sowjetunion den Führungsanspruch der kommunistischen Partei aus der Verfassung.
Als historischer Sieg des seit fünf Jahren amtierenden Kreml-Chefs Michael Gorbatschow wurde sein mit nur einer Gegenstimme angenommenes Reformkonzept der Partei gewertet.
Der einzige im 250 Mitglieder zählenden ZK-Plenum, dem Gorbatschows Reformvorschläge nicht weitreichend genug waren, war der Radikalreformer Boris Jelzin.
Aber nicht nur innenpolitisch geht es in Moskau derzeit Schlag auf Schlag.
So als wären die Anstrengungen der letzten Tage spurlos an ihm vorübergegangen, traf Gorbatschow gestern mit US-Außenminister Baker zusammen.
Überraschend lang dauerte diese erste Begegnung, dafür können sich aber auch die Ergebnisse in Richtung Abrüstung sehen lassen, fasst Michael Kerbler zusammen.
Schon der Umstand, dass US-Außenminister James Baker mit Staats- und Parteichef Michael Gorbatschow vier Stadt der vorgesehenen zwei Stunden konferierte, ließ auf substanzielle Fortschritte in Fragen der Abrüstung schließen.
Tatsächlich konnten sich die beiden Supermächte in wesentlichen, bisher umstrittenen Punkten annähern.
Erstens.
Grundsätzliche Einigkeit wurde über einen Vorschlag von US-Präsident Bush zur Vernichtung chemischer Waffen erzielt.
Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen, Informationen an der US-Fernsehstation CNN zufolge, 98 Prozent aller Chemiewaffen zerstört werden.
Zweitens, eine wichtige Annäherung der beiden Standpunkte konnte in entscheidenden technischen Fragen der weitreichenden nuklearen strategischen Waffen erreicht werden.
Außenminister Baker präsentierte eine Zählmethode für Nuklearwaffen, die nicht auf Trägersystemen wie etwa Flugzeugen oder Raketen montiert sind, sondern die auf Lager liegen.
Die beiden Supermächte wollen künftig auch einen Datenaustausch über Raketenflüge und Marschflugkörper vornehmen.
Vor allem sollen verschlüsselte Testflugdaten noch während des Fluges dekodiert werden, um so zur Vertrauensbildung auf beiden Seiten beizutragen.
Die erzielte Einigung in diesen Fragen stellt einen wichtigen Faktor auf dem Weg zu einem Abrüstungsvertrag für strategische Waffen dar, mit dem dieses Rüstungspotenzial der Supermächte halbiert werden soll.
Außenminister James Baker zeigte sich nach den Gesprächen mit KPDs U-Parteichef Gorbatschow und seinem Vis-a-Vis-Außenminister Shevardnadze zufrieden über die erreichte Annäherung der Standpunkte.
Wenn Sie mich fragen, ob ich zufrieden bin mit dem, was wir in den vergangenen beiden Tagen erreicht haben, dann muss ich Ihnen sagen, ich bin sehr, sehr zufrieden.
Ich muss Ihnen offen und ehrlich sagen, dass die Gespräche uns ein deutliches Stück auf den Weg zu einem Abrüstungsvertrag über strategische Waffen vorangebracht haben.
Im konventionellen Rüstungsbereich hat Staats- und Parteichef Gorbatschow einen neuen, die Truppenstärke der beiden Supermächte in Europa betreffenden Vorschlag unterbreitet.
Gorbatschow schlug vor, die Truppenstärke auf 195.000 Mann je Seite zu limitieren, und zwar für ganz Europa.
Damit geht der Kreml-Chef über das jüngste von US-Präsident Bush unterbreitete Angebot hinaus, der seine 195.000-Mann-Truppen-Obergrenze nur auf Mitteleuropa beschränkt hatte und damit US-Einheiten in England, Süd- und Südosteuropa ausgeklammert hatte.
Außenminister James Baker wollte auf diesen Vorschlag Gorbatschows nicht öffentlich reagieren.
Ich glaube, wir sollten jetzt auf diesen Vorschlag weder ablehnend noch zustimmend reagieren, noch zum gegenwärtigen Zeitpunkt ins Detail gehen, bevor wir nicht mit unseren Bündnispartnern darüber gesprochen haben und genau das werden wir jetzt tun.
Außenminister Baker wird den Gegenvorschlag Gorbatschows schon morgen Abend im kanadischen Ottawa mit den 15 NATO-Außenministern erörtern.
Ohne Zweifel hat der BK-Besuch in Moskau die Chancen auf ein Abrüstungsabkommen für strategische Waffen, es soll im Juni, auf dem nächsten Gipfel, Treffen Busch-Gorbatschow in Washington unterzeichnet werden, deutlich erhöht.
Nun, der Juni ist ja nicht mehr weit weg und ich bin der Meinung, dass die Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten heute weit besser sind als in der Vergangenheit.
Voraussichtlich in der zweiten Märzhälfte werden einander Außenminister Baker und Edward Schewert-Naze erneut treffen, um letzte mögliche Streitpunkte im Start-Up-Rüstungsvertrag auszuräumen und den Weg für eine Halbierung der weitreichenden strategischen Atomwaffen freizumachen.
Die Supermächte erzielen Abrüstungsfortschritte, das war ein Bericht von Michael Kebler.
Bereits in wenigen Tagen könnte es zu einer völligen Zahlungsunfähigkeit der DDR kommen und deshalb seien auch noch weiter vorgezogene Wahlen, also noch vor dem 18.
März möglich.
Kaum eine Äußerung aus Bonner Regierungskreisen, wie diese gestern Nachmittag erfolgte, hat derartig viel Hektik ausgelöst und wurde derartig schnell wieder relativiert bis dementiert.
Zuerst vom Bonner Regierungssprecher Klein, dann auch von seinem DDR-Kollegen Maier, der diese Meldung mit dem Kommentar »Völliger Unsinn« quittierte.
Tatsache aber ist, dass täglich tausende Menschen die DDR in Richtung noch anderes Deutschland verlassen und nicht zuletzt aufgrund der sich dramatisch verschlechternden wirtschaftlichen Situation ist Bonn gezwungen, der deutschen Einheit nicht gemessenen Schrittes entgegenzugehen, sondern schon eher zu laufen.
Und einen nicht unwesentlichen Zwischenstopp legen dabei heute und morgen der bundesdeutsche Kanzler Helmut Kohl und Außenminister Genscher in Moskau ein.
In etwa zwei Stunden werden sie mit Gorbatschow zusammentreffen, der anlässlich des letzten Besuches von DDR-Ministerpräsident Modrow gemeint hatte, dass die Frage der deutschen Einheit sehr wohl auf der europäischen Tagesordnung stehe.
Für Deutschland einig Vaterland nannte Modro seinen Fahrplan in Richtung Ein-Deutschland.
Ein allerdings zwischen Ost und West umstrittener Kernpunkt, dabei vereint, aber neutral.
Und selten waren in Bonn Parteienvertreter fast ausnahmslos einer Meinung, nämlich in einem Nein zur Neutralität.
Und noch vor der deutsch-sowjetischen Aussprache nahm heute Vormittag der sowjetische Außenminister Shevardnadze dazu Stellung, berichtet aus Moskau Christian Schüller.
Antwort auf den neuesten amerikanischen Deutschlandvorschlag, schon stehen Kohl und Genscher vor der Tür und wollen konkrete Gespräche darüber beginnen.
US-Außenminister Beck hat in der vergangenen Nacht vorgeschlagen, das neu entstehende Gesamtdeutschland politisch an die NATO zu binden, aus dem militärischen Bündnis aber auszuklammern, ähnlich wie Frankreich.
Vor etwas mehr als einer Stunde auf dieses Angebot angesprochen, hat der sowjetische Außenminister Schewert-Naze nur die bisherige sowjetische Position wiederholt.
Ein neutrales Deutschland.
aber nur eine ausweichende Antwort auf den BKV-Schlag gegeben.
So dringend die Moskauer Führung gerade jetzt eine Atempause brauchen würde, um sich über die eigene Zukunft klar zu werden, es bleibt dafür keine Zeit.
Zu schnell dreht sich die Welt vor der eigenen Haustür und Moskau muss sich in einer völlig neuen Rolle zurechtfinden.
Als Partner der osteuropäischen Staaten, der seine wichtigste Stärke nicht ausspielen kann und nicht ausspielen will, die militärische Vormacht.
So versucht man sich nicht ohne Schwierigkeiten als politischer Sprecher jener Osteuropäer, die von einer deutschen Vereinigung am unmittelbarsten betroffen wären.
So ausgeprägt die Ängste vor einem vierten Reich in Polen und der Tschechoslowakei auch sein mögen, so weniger setzen sie jedenfalls eine politische Stellungnahme Moskaus zu konkreten Vereinigungsplänen.
Bleibt als nächste Rückzugsposition ein bedingtes Ja zur deutschen Vereinigung, aber ein Nein zum Vorrücken der NATO Richtung Osten, also Neutralität.
Aber Moskau hat wenig Druckmittel, um dieses Ziel durchzusetzen.
Und die neuen Vorschläge von Genscher und Baker zwingen neuerlich zum Überdenken.
Als Warschauer Pakt-Mitglied im militärischen Sinn wirkt die DDR ohnehin nicht mehr lange zu halten.
Davon geht man auch in der Sowjetunion aus.
Die mehr als 200.000 Sowjet-Truppen auf deutschem Boden werden zunehmend unter den Druck der Straße geraten und ein geordneter Rückzug ohne Gesichtsverlust wird immer mehr zur politischen Notwendigkeit.
Wohl aus diesem Grund tut sich der Kreml im Augenblick schwer, Ja oder Nein zu sagen zum Konzept einer politischen NATO-Mitgliedschaft der beiden Deutschlands.
Und selbst mit eigenständigen Formulierungen hat Moskau im Augenblick seine Not.
Wir wollen kein deutsches Europa, sondern ein europäisches Deutschland, hat etwa Gérard Naze vor zwei Tagen zu James Baker gesagt.
Was er dabei verschwieg, dass er sich dabei um ein Thomas Mann Zitat aus dem Jahr 1933 handelt.
Und dass es ausgerechnet der bundesdeutsche Außenminister Hans-Dietrich Gentscher war, der dieses Zitat vor kurzem wieder ausgegraben hat.
Christian Schüller hat aus Moskau berichtet.
Deutschland, einig Vaterland, diese Rufe dominierten und dominieren zum Teil noch die traditionellen Montag-Demonstrationen in der DDR.
Aber so vehement sich Gruppierungen und Parteien in der DDR für eine rasche Wiedervereinigung aussprechen, so vorsichtig äußert sich in dieser Frage das linke Spektrum in der Deutschen Demokratischen Republik, berichtet Fritz Besatter.
Vertrauen in die eigene Kraft proklamiert ein neues Bündnis im linken politischen Spektrum als Losung zum Thema Einheit.
Das neue Forum, die DDR-Grünen, aber auch die Grünen der BRD und die Alternative Liste West-Berlin haben einen gemeinsamen Sprecherrat gebildet.
Und für diesen rät Michael Mede, der Sprecher des Bündnisses, zu eher gemäßigtem Tempo.
Die deutsche Zweistaatlichkeit muss natürlich nicht das letzte Wort der Geschichte gewesen sein.
Und wir glauben aber, dass eine Voraussetzung
für eine deutsche Einigung erstens die europäische Einigung ist, also ein Abbau der Blöcke, eine völlige Entmilitarisierung beider deutscher Staaten und wenn Möglichkeit, also auch in ganz Europa und wir müssen den demokratischen Prozess
Und es ist nicht nur ein politischer, sondern auch ein ökonomischer.
Wir müssen Zeit haben, den demokratischen Prozess in dieser DDR abzuschließen, damit man wirklich etwas in eine Vereinigung einbringen kann und nicht einfach zum Hinterhof.
Der Bundesrepublik wird Zeiträume.
Das Spekulieren überlasse ich dort den profilierungssüchtigen Politikern auf beiden Seiten.
Gegen allzu schnelles Vorgehen in Sachen deutscher Vereinigung sprach sich auch ein Kommentator von Radio DDR aus, jenem Sender, der künftig Deutschlandsender heißen wird.
Die geopolitische Lage wie die Verpflichtungen der Geschichte messen beiden deutschen Staaten einen ganz eindeutigen Platz im europäischen Prozess zu.
Beide haben, wie ich meine, ob sie wollen oder nicht, eine Brückenfunktion zwischen Ost und West in einem europäischen Einigungsprozess.
Ob beide Deutschlands diese Aufgabe werden erfüllen können, hängt davon ab, wie ihre eigene Einheit sich verwirklicht.
Wird sie organisch wachsen?
Oder wird da etwas hektisch, ja fast panisch zusammengezimmert?
Über eine unsolide gebaute deutsche Brücke wird kein Europäer freiwillig gehen wollen.
Anders gesagt, die Deutschen können mit der Art und Weise ihres Zusammenkommens entweder ein nachahmenswertes Beispiel für Europa geben oder ein abschreckendes.
Sie können Europa mitbauen helfen oder diesen Bau verzögern.
Heraushalten aus all dem können sie sich nicht.
die skeptischen Stimmen in der DDR zur deutschen Einheit.
Zuletzt ein Kommentar im DDR-Radio.
Erstmals in ihrer Geschichte haben die Bürger der DDR wirklich die Wahl.
Am 18.
März, also in fünf Wochen, finden die ersten freien Wahlen statt.
Und langsam formieren sich die wahlwerbenden Gruppierungen und versuchen eine Standortbestimmung.
Und das mit zum Teil kräftiger Unterstützung der westdeutschen Parteien.
Und die deutsche Einheit dokumentiert sich schon in der Parteienlandschaft durch zum Teil in Ost und West gleichlautende Parteiennamen wie CDU, SPD oder FDP.
Und was bisher mangels Parteienvielfalt auch nicht notwendig war, gibt es jetzt für die DDR.
Nämlich Meinungsumfragen.
Und auf die Frage, weren am kommenden Sonntag wahlen, welcher Partei würden sie ihre Stimme geben, waren 43 Prozent unschlüssig, auf die SPD entfielen 38 Prozent.
Trotz aller Umbenennungen und versuchter Distanz zur Vergangenheit als Einheitspartei käme die SED, jetzt PDS, auf nur 7 Prozent.
Noch weniger, nämlich nur 5% der Wähler, können sich laut Umfrage für die CDU begeistern.
3% bevorzugen die Demokratische Bauernpartei.
An diesem Wochenende finden in der DDR zwei Parteitage statt.
Jener der LTBD, der Liberaldemokraten und jener der Grünen.
Jürgen Simon berichtet.
Rund 1000 Liberale haben sich in Dresden versammelt, um übers Wochenende ihre Position zur Einführung der Marktwirtschaft als Basis für Wohlstand zu formulieren.
Zum Parteitag der liberal-demokratischen Partei der DDR kamen hohe Gäste aus Bonn.
Fast die gesamte Spitze der westdeutschen Liberalen war dabei, darunter Außenminister Genscher, der vor seinem Abflug nach Moskau an den Beratungen des Parteitages teilnahm.
Das große Interesse der Westliberalen am Tun der Ostliberalen ist verständlich.
Die Ost-SPD hat sich bereits formiert und wird von ihrer Schwesterpartei in der Bundesrepublik umfassend unterstützt.
Jüngste Meinungsumfragen geben der DDR-SPD einen Stimmenanteil von 38 Prozent.
Auch die CDU hat ihren Block in der DDR zusammengebracht und unterstützt ihn mit zunehmendem Einsatz.
In dieser Allianz für Deutschland sind mehrere Parteien aufgegangen, die sich mit dem Attribut konservativ-national charakterisieren lassen.
Im Spiegel der Meinungsforscher klettert die Allianz nach oben, nähert sich in etwa der 10-Prozent-Marke.
Die Liberalen haben sich dagegen bisher noch nicht formiert.
Ihr Lager zerfällt in drei Teile, nämlich die Liberaldemokraten, die 40 Jahre an der Seite der SED mitregierten, sowie zwei junge Parteien, die Ost-FDP und die Deutsche Forumspartei, die nicht mit der Schuld der Vergangenheit belastet sind.
Aber klar ist, zersplittert bleiben alle drei liberalen Parteien schwach.
Graf Lambsdorff von den Liberalen aus Bonn ließ dann noch keinen Zweifel, wohin der Weg gehen muss.
nämlich zu einer Vereinigung der drei, wobei die Altpartei total erneuert werden müsse.
Und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, kündigte er an, dass seine Partei nur unter diesen Voraussetzungen den Wahlkampf unterstützen werde.
Die liberal-demokratische Partei scheint einsichtig und bereit, diesen Weg zu gehen.
Ob sie die Kraft dafür findet, bleibt abzuwarten.
Die DDR-Grünen tagen seit gestern in Halle.
Halle war von der Partei gewählt worden, weil sich in der Umgebung der Stadt besonders schwere ökologische Probleme durch die dort ansässige, technologisch aber veraltete Chemieindustrie angesammelt haben.
Die fünf Todesopfer bei der Explosion eines Carbidofens im Chemiekombinat Buna bei Halle, beinahe zeitgleich mit der Eröffnung des Parteitages, sind dafür eine traurige Bestätigung.
Beraten wollen die Grünen auf ihrem ersten ordentlichen Parteitag
unter anderem auch darüber, wie sie im Wahlkampf mit den Grünen der Bundesrepublik zusammenarbeiten können.
Doch auch hier steht über allem die Frage eines Wahlbündnisses.
Die Grünen sind zwar zusammen mit anderen DDR-Öko-Parteien in einer grünen Liga vereint, doch die grünen Wahlchancen sind eher schlecht.
Sie liegen unter 1%.
Selbst das neue Forum, bisher die gewichtigste Partei im neuen linken Spektrum, erhielt laut jüngsten Umfragen nur 1%.
Und so nimmt es nicht Wunder, dass vom neuen Forum über den unabhängigen Frauenverband bis zu den grünen Parteien die Möglichkeit eines linken Wahlbündnisses erörtert wird.
Nur muss man wohl langsam zu Tische kommen, sonst treibt diese Zersplitterung die Wähler zu den stärkeren Parteien, von denen sie sich ein schnelles Ende der Wirtschafts- und Währungskrise erhoffen.
Die DDR-Parteien und Gruppierungen rüsten für die Wahl im März.
Noch einmal Thema Wahlen im Mittagsschonal, diesmal aber in Mittelamerika.
Vor genau einem Jahr verpflichtete sich der Präsident Nicaraguas Daniel Ortega bei der Gipfelkonferenz der fünf mittelamerikanischen Staaten zur Durchführung eines Demokratisierungs- und Versöhnungsprozesses in Nicaragua, der in allgemeinen Wahlen gipfeln soll, so der damalige Beschluss.
Und diese Wahlen stehen nun unmittelbar bevor.
Gewählt wird am 25.
Februar.
Und nach jüngsten Umfragen werden die regierenden Sandinisten zwar Verluste hinnehmen müssen, aber trotzdem die absolute Mehrheit erreichen können.
Was einige Beobachter vermuten, liest, dass die USA, die ja Nicaraguas Kontra-Rebellen kräftigst unterstützen, dass also die USA das Wahlergebnis nicht anerkennen könnten.
Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, der an der Spitze einer Parlamentarier-Delegation die Wahl beobachtet, glaubt aber, dass ein Wahlbetrug oder Unregelmäßigkeiten auf jeden Fall herauskommen würden.
Im Hinblick auf die Wahlen wurden gestern Abend gemäß eines Beschlusses der Nationalversammlung mehr als 1.000 politische Gefangene freigelassen, berichtet Leo Gabriel.
Eher einer Trauerfeier als einem Fest, glich gestern das Staatsakt im Gefängnis von Tipitapa,
bei dem 1.150 Contras und 39 Nationalgardisten der ehemaligen Somoza-Diktatur freigelassen wurden.
Wir hoffen, mit diesem Schachzug auch den letzten Vorwand der US-Regierung entkräftet zu haben, der dem Frieden in Nicaragua noch entgegenstammt, kommentierte Vizeaußenminister Hugo Tinoco, die Freilassung der Gefangenen.
Der Friede in Nicaragua ist tatsächlich das Wahlkampfthema Nummer eins.
Während die im Oppositionsbündnis UNO zusammengeschlossenen Rechten dazu auf ihre guten Beziehungen zu den USA vertrauen, scheint Präsident Daniel Ortega den endgültigen Friedensschluss noch vor den Präsidentschaftswahlens am 25.
Februar in die Tat umsetzen zu wollen.
Dass sich die Sandinisten bei ihrem Wahlkampf staatseigener Mittel bedienen, machen ihnen auch die sechs anderen Oppositionsparteien zum Vorwurf,
die das gesamte politische Spektrum abdecken.
Vor allem, was die parteiergreifende Berichterstattung im sandinistischen Fernsehen betrifft, sind die sandinisten Gegner besonders ungehalten.
Aber auch die Präsidentschaftskandidatin der UNO, Violeta Chamorro, die Witwe des von den Somosisten ermordeten Zeitungsherausgebers, arbeitet großteils mit parteifremden Mitteln,
wie zum Beispiel der US-Regierung oder der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Die UNO verfügt sogar über eine Computeranlage, mit der sie am Wahltag ebenso schnell ihre Hochrechnungen anstellen wird können wie der oberste Wahlrat.
Auch hat sie in letzter Zeit den Wahlrat heftig kritisiert, um für einen angeblichen Wahlbetrug Stimmung zu machen.
Ob sie mit dieser Strategie aber angesichts der Anwesenheit von über 1.000 internationalen Wahlbeobachtern Erfolg haben wird, ist zu bezweifeln.
US-Präsident George Bush ist jedenfalls bei seinem Versuch, gegen die Wahlbeobachter der Vereinten Nationen und der Organisation amerikanischer Staaten ein Gegengewicht in Form einer regierungsnahen Abgeordnetendelegation zu schaffen, gescheitert.
Denn die nicaraguanische Regierung hat diesen die Einreise unter den Hinweis verweigert,
dass zu den Wahlen ohne dies eine US-amerikanische Parlamentsdelegation unter dem Vorsitz von Ex-Präsident Jimmy Carter am Reisen wird.
Trotz all diesem inneren und außenpolitischen Tauzin hat die Endphase des Wahlkampfs eher friedliche Formen angenommen.
Zwar hat der Oppositionsverband UNO einen weit stärkeren Zulauf als alle anderen Oppositionsparteien zusammengenommen.
An die Massenversammlungen von zehntausenden Anhängern von Präsidentschaftskandidat Daniel Ortega und seinem Vize Sergio Ramirez kommen sie aber nicht heran.
Dass dieser Umstand nicht nur, wie die UNO behauptet, auf die weitaus zahlreicheren Transportmittel der Sandinisten zurückzuführen sind, beweisen die letzten Meinungsumfragen.
Fast alle sagen den Sandinisten einen Wahlsieg von mehr als 50 Prozent der Stimmen voraus.
Am 25.
Februar, Wahlen in Nicaragua, das war ein Bericht von Leo Gabriel.
Eine Minute vor halb eins, fast Halbzeit im Mittagsschall, und damit nach Österreich.
Sein ganzes Leben widmete er dem Kampf gegen Faschismus und Neofaschismus, dem Antisemitismus und der Fremdenfeindlichkeit.
Der heute in Wien nach langer Krankheit verstorbene Josef Hindls.
Den Nachruf auf den wohl bedeutendsten sozialistischen Bildungsfunktionär der Nachkriegszeit verfasste Ernest Hauer.
Josef Hindls galt als personifiziertes Gewissen seiner Partei.
Er war, oft in direkter Konfrontation mit verschiedensten Parteivorsitzenden, ein Mahner, einer, der an sozialistischen Grundsätzen festhielt, der vor Korruption und Verfilzung eindringlich warnte.
Vor allem aber ein engagierter Kämpfer gegen jede Form des Faschismus.
Josef Hindls wurde am 10.
Jänner 1916 in Wien geboren.
Als Aktivist der sozialistischen Mittelschüler kam er mit dem Dollfuss-Regime in Konflikt und wurde mehrmals verhaftet.
1937 flüchtete er in die Tschechoslowakei, später nach Norwegen und von dort nach Schweden, wo er mit österreichischen sozialdemokratischen Emigranten wie Bruno Kreisky zusammenarbeitete.
Nach seiner Rückkehr wirkte Hindls vor allem als Bildungsfunktionär der SPÖ und als Zentralsekretär der Privatangestellten Gewerkschaft.
Spitzenfunktionen in der Partei blieben dem immer kämpferischen Linken stets verwehrt, doch fehlte seine kritische Stimme auf keinem Parteitag.
Seine politische Plattform waren vor allem die sozialistischen Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, deren Vizepräsident Hindls war.
1965 sprach er bei der Trauerfeier für das erste Opfer der Neonazis in Österreich, den bei der Borodajkiewicz-Demonstration erschlagenen Antifaschisten Ernst Kirchweger.
Ernst Kirchweger ist gestorben im Kampf gegen den Neonazismus.
Er ist der erste Märtyrer Österreichs in der Auseinandersetzung mit der neuen faschistischen Gefahr.
Zuletzt profilierte sich Josef Hindls vor allem als Sprecher der SPÖ-Linken in der Diskussion um Kurt Waldheim.
Sein Auftritt vor dem Wiener Landesparteitag der Sozialisten im Juni 1987 zog heftige Reaktionen nach sich.
Es ist Kurt Waldheim bisher nichts nachgewiesen worden, was eine strafrechtliche Verfolgung wegen eines Kriegsverbrechens zum Inhalt hat.
Aber es ist Kurt Waldheim nachgewiesen worden, dass er ein hinterhältiger Lügner ist.
Eine darauf eingeleitete Ehrenbeleidigungsklage gegen Hindls wurde später zurückgezogen.
Heute früh ist Josef Hindls nach langer schwerer Krankheit in Wien gestorben.
Josef Hindls ist tot, den Nachruf verfasste Ernest Hauer.
Wo bleibt der Schnee?
Das fragen Urlauber und die gesamte Fremdenverkehrswirtschaft seit Wochen.
Laut jüngstem Wetterbericht, Sie haben es vielleicht gehört, am Beginn des Mittagsschanals soll ja am Montag kommen nach Österreich der Schnee.
Wir wollten wissen, wie die Situation in anderen traditionellen Winterfremdenverkehrsländern ist.
Im Folgenden berichten Richard Gasser, Rainer Burchardt und Hans Woller über die Situation in Südtirol, in der Schweiz und in Frankreich.
In Südtirol hofft man, dass die vergangene Woche das absolute Tief markiert hat und es nun wieder bergauf geht.
Für die bevorstehende Faschingswoche haben die Hotels bereits wieder ein gutes Buchungspolster und einige Gebiete sind ab Mitte Februar wieder voll belegt.
Auch bisher war die Entwicklung nicht einheitlich und hat das berüchtigte Jennerloch nicht überall gleich durchgeschlagen.
Während Gröden und das Hochpustertal im Jänner etwa Nächtigungsrückgänge um 10% erlitten, haben andere Skigebiete das Vorjahresniveau gehalten und konnten zum Beispiel Corvara und Alta Bedia sogar um 4-5% zulegen.
Sodass sich landesweit im Jänner wie schon im Vorjahr ein Nächtigungsminus um die 6% ergibt, das allerdings von einem ebensolchen Plus im Dezember aufgefangen wird.
Dementsprechend herrscht in der Südtiroler Hotellerie zwar gedämpfte, aber noch keine offene Krisenstimmung.
Die Hotelbetriebe haben durchwegs ein gesundes Polster aus den letzten Jahren, sodass auch im zweiten Winter ohne Schnee keine Zusammenbrüche zu befürchten sind.
Trotzdem werden die Sitten rauer.
Absagen und Stornos wegen Schneemangel werden nicht mehr akzeptiert.
Ein Großhotelier auf der Seiser Alpen etwa hat fünf Holländer auf den vollen Schadenersatz verklagt, weil sie ihm für Anfang Februar kurzfristig abgesagt haben.
Er hat seine fünf Häuser derzeit halb leer.
Das gesamte Gebiet hatte im Jänner Einbußen von über 20 Prozent.
Den Seilbahnunternehmern greift hingegen das Land unter die Arme.
Sie erhalten Landesbeiträge oder einen Aufschub ihrer Kreditraten.
Das entsprechende Gesetz wurde am vergangenen Dienstag beschlossen und erhebt die Lifte zu landeswichtigen Infrastrukturen.
Tatsächlich hat die Südtiroler Seilbahnwirtschaft massiv investiert.
In den Ausbau der Lifte ebenso wie in Kunstschneeanlagen.
Und die Schneekanonen haben schließlich noch das Schlimmste verhindert.
In der Schweiz, da schneit es.
Endlich.
Zumindest in Lagen über 1500 Metern, wenn auch nur hin und wieder.
Aber immerhin, der in den letzten Wochen befürchtete Einbruch im eidgenössischen Touristikgewerbe scheint noch einmal vermieden worden zu sein.
Dabei hatten sich Regierung und Versicherungen schon auf das Schlimmste eingestellt.
Denn statt der angepeilten rund 10 Milliarden Mark Einnahmen der Branche des weißen Wintergeschäfts drohte angesichts der grünen Alpenhänge, der stillstehenden Lifte und der leerbleibenden Hotelbetten ein Defizit.
Jeder dritte Arbeitnehmer in der Touristik, zumal Saisoniers, blieb in den vergangenen Wochen ohne Beschäftigung.
Erst durch großen politischen Druck bequemte sich die Berner Bundesregierung im, wie es hieß, Rahmen der Arbeitslosenversicherung der in Not geratenen Branche zu helfen.
Das Personal in Gastbetrieben, Skischulen und an Bergliften hat nämlich prinzipiell keinen Anspruch auf sogenanntes Schlechtwetterausfallgeld oder Arbeitslosenunterstützung.
In Frankreich ist die Situation zu Beginn der traditionellen Februarskiferien sowohl in den Alpen als auch in den Pyrenäen nun schon im dritten Jahr hintereinander ausgesprochen ernst.
Unterhalb 1400 Meter ist nirgendwo Skisport möglich und selbst die großen und hochgelegenen Stationen haben wegen Schneemangel im Schnitt nur ein Drittel bis zur Hälfte ihrer Pisten geöffnet.
Dazu kommt eine außergewöhnlich große Lawinengefahr, die in den vergangenen Tagen bereits fünf Todesopfer gefordert hat.
Trotz allem sind aber in den meisten Regionen, auch in den mittleren Lagen der Alpen, 70 bis 80 Prozent der Hotelzimmer und Appartements ausgebucht.
Mehr als im Vorjahr, nur die Pyrenäen liegen mit 50 Prozent weit unter der sonst üblichen Buchungsquote.
Die schlimmsten Auswirkungen hat der Schneemangel hierzulande bisher für die Lift- und Bergbahnunternehmen, für Skilehrer und Sportgeschäfte.
Nur ein Siebtel aller Liftanlagen war bisher einigermaßen ausgelastet.
Von 11.000 Skilehrern haben gerade mal 3.000 ihre Bretter angeschnallt.
Und die Sportgeschäfte verzeichnen einen Umsatzrückgang von fast 50 Prozent.
Ganz zu schweigen von den Saisonarbeitskräften, wo noch jeder Zweite auf eine Anstellung wartet.
Die Regierung in Paris hat bisher nur den Gemeinden Hilfe zugesagt.
Billige Kredite, Stundungen, was das Bezahlen von Sozialabgaben anbetrifft, sowie die Übernahme des Arbeitgeberanteils für die Zahlung von Arbeitslosengeld.
Für Privatunternehmen greifen diese Maßnahmen allerdings nicht und so werden die Rufe auch immer lauter, man solle den Schneemangel zur Naturkatastrophe erklären, dann müssten die Versicherungen zahlen.
Der Tourismusminister lehnt das bisher ebenso ab wie die Erhebung einer Sondersteuer nach dem Modell von 1976, als damals nach der großen Dürre von jedem Franzosen eine Solidaritätsabgabe zugunsten der betroffenen Bauern verlangt worden war.
Wir bleiben im Mittagschanal beim Thema Wetter.
Die große Frage, die sich die Experten stellt, lautet, warum gibt es keinen Schnee?
Warum ist dieser Winter der wärmste seit langem?
Die Antworten darauf sind nicht einheitlich.
Während einige Klimatologen von eher normalen Klimaschwankungen sprechen, führen die meisten anderen Wissenschaftler die warmen Winter vor allem der letzten Jahre auf den sogenannten Treibhauseffekt zurück.
Um die Erderwärmung und die daraus resultierenden Folgen geht es in unserer Samstagsserie
Im Journal zu Gast ist heute der Biologe und Umweltwissenschaftler Dr. Peter Weiß.
Weiß ist bekannt geworden durch sein Engagement gegen Zwentendorf und Heimburg.
Er ist Mitglied des Forums Wissenschaftler für den Umweltschutz und Mitglied des österreichischen Ökologieinstituts.
Mit Dr. Weiß sprach Ulrich Brunner.
Herr Dr. Weiß, die Winter werden immer wärmer.
Die Wissenschaftler sind sich über die Ursachen nicht einig.
Manche sagen, es handelt sich um eine normale Klimaschwankung.
Andere Wissenschaftler sagen, der Treibhauseffekt, verursacht durch CO2, Treibgase und so weiter, ist Schuld.
Was ist wirklich Schuld?
Die Klimatologen sind sich nicht einig über dieses Phänomen.
Ich als Biologe kann natürlich nur eine Ansicht äußern, die allgemeiner Art ist.
Es haben sicher die recht, die sagen, wir können mit wissenschaftlichen Methoden noch nicht ausreichend klar beweisen, dass diese Anomalien des Wetters auf
menschliche Einflüsse zurückzuführen sind.
Es gibt natürlich längerfristige große Klimaschwankungen in der Vergangenheit und man kann durchaus beide Meinungen vertreten.
Mir scheint es aber sehr wichtig, dass man das Argument nicht ausschließen kann, dass diese Anomalien von Menschen verursacht sind, durch Verschmutzung der Atmosphäre, durch verschiedene Spurengase.
Nun verweisen manche Klimatologen auf ihre Daten und sagen, so warme Winter hatten wir schon mehrmals.
Sie verweisen etwa auf das Mittelalter, wo es so warm war in Mitteleuropa, dass es zwei Ernten gab im Sommer.
Also man kann nicht ausschließen, dass es eine klimatologische Veränderung ist, die sich eben wieder rückbildet.
Das heißt, dass es rein durch eine Klimaveränderung wieder zu kalten Wintern kommen wird.
Das ist im Prinzip möglich.
Auf der anderen Seite gibt es aber heute schon sehr ausgereifte Rechenmodelle, die den Zusammenhang zwischen sogenannten Treibhausgasen, zu denen zum Beispiel Kohlendioxid gehört, aber auch die Fluorchlor-Kohlenwasserstoffe, dass diese Stoffe, wenn sie in der Konzentration zunehmen, eine Erwärmung der Atmosphäre verursachen müssen.
Es gibt auch Untersuchungen, die zeigen, dass in der Vergangenheit, wenn es solche Erwärmungen gegeben hat, auch der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre höher war.
Und wenn man das annimmt, dann ist es auch ganz klar, dass eine Erhöhung des Kohlendioxidgehalts, der jetzt ja zunimmt durch industrielle und andere Prozesse, dass dann das zwingend auch eine Erhöhung der Temperatur zur Folge haben wird.
Möglicherweise ist es ja so, dass eben die Vorgänge jetzt gar nicht monokausal zu betrachten sind, sondern vielleicht ist es eine Klimaverschiebung, verschärft eben durch den Treibhauseffekt.
wie Sie sagen, diese Zusammenwirkung.
Und die Wissenschaft hat in der letzten Zeit eine ganze Reihe solcher positiver Rückkopplungen ausfindig gemacht.
Und das ist klar, dass viele dieser Vorgänge einander verstärken.
Also beispielsweise die Emission von Kohlendioxid nimmt ja zu aus der Industrie, aus Verbrennungsprozessen, aus dem Verkehr.
Und gleichzeitig auch im Bereich der Landwirtschaft wird die Humusversorgung oder die Versorgung des Bodens mit organischen Düngern vernachlässigt.
Es kommt zu einer Verminderung der Humuskonzentration weltweit in den landwirtschaftlichen Böden und damit auch zu einer Freisetzung von Kohlendioxid.
Eine Rückkopplung besteht aber auch dadurch, dass durch Luftverschmutzung
auf der nördlichen Halbkugel die Wälder geschädigt sind und ihre Wuchskraft, ihre Produktivität nachgelassen hat und damit auch ihr Potential, Kohlendioxid wiederum aus der Atmosphäre zu fixieren.
Also diese Schädigung der Wälder verstärkt gleichzeitig auch den Treibhauseffekt, indem die Bindung von Kohlendioxid abgeschwächt wurde.
Das gleiche trifft natürlich auch zu dadurch, dass großräumig Wälder zerstört werden.
Nun die große Frage, was kann man tun persönlich, um diese Schadstoffe zu verringern?
Es gibt in der letzten Zeit eine ausgedehnte Diskussion zu dieser Frage und weltweit sind alle die, die sich mit Treibhauseffekt und Energiefragen beschäftigen, weitgehend zu dem Konsens gekommen, dass der wesentlichste Weg eine Verringerung der Verbrennungsprozesse sein muss.
Und das wiederum ist am besten zu erreichen, indem man den Umgang mit Energie effizienter gestaltet.
Es hat ja in der letzten Zeit auch nicht daran gefehlt, an Versuchen die Atomenergie wiederum in Diskussion zu bringen, weil ja vordergründig betrachtet die Atomindustrie kein CO2 freisetzt.
Wenn man aber sich überlegt, wie viel
Verbrennungsprozesse von einer ausgebauten Atomenergie weltweit ersetzt werden könnten.
Auf der anderen Seite, wie viel Geld ein solches System kostet und auch wie viel energetische Vorleistungen es kostet in Form von Rohstoffen, in Form von Kohle und Erdöl.
dann schauen diese Gesamtbilanzen sehr nachteilig aus für die Kernenergie.
Dann wird ganz klar, dass Maßnahmen der besseren Energienutzung weit mehr dazu beitragen können, den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren.
Und möglicherweise überhaupt weniger Energieverbrauch.
Das ist, glaube ich, der entscheidende Aspekt.
Wenn wir uns heute vergleichsweise den pro Kopf Energie- und Rohstoffverbrauch der Menschen ansehen, dann erkennen wir, dass der Löwenanteil der Ressourcen von den Industrieländern genutzt wird, auch pro Kopf mäßig.
Und ich glaube, allein aus Gerechtigkeitserwägungen heraus, sollte man sich eine Gesamtbelastung der Biosphäre
abschätzen und dann sozusagen durch die Bevölkerungszahl dividieren und eine maximale Pro-Kopf-Belastung errechnen.
Und dann würde sich zeigen, dass die Entwicklungsländer pro Kopf noch unter dieser Belastungsgrenze wären, die zumutbar ist, aber die Industrieländer bereits weit drüber liegen.
Also ungefähr 75 Prozent der fossilen Energie werden von den Industriestaaten verbraucht.
Wenn die Entwicklungsländer auf
das Niveau angehoben würden, das wir jetzt haben, was wäre dann mit der Erde?
Da würden die Umwelteffekte dramatisch zunehmen, es würden die Vorräte an Erdöl, Gas und Kohle dramatisch schwinden, aber nicht nur an diesen energetischen Rohstoffen, sondern auch an manchen metallischen Rohstoffen, die für die Industrie und für die ganze Zivilisation wichtig sind.
Und aus diesem Grund müssen wir unseren gesamten Lebensstil
tiefgreifend überdenken.
Wir haben ja nicht nur den Treibhauseffekt als Problem, sondern schon vor vielen Jahren, als man darüber noch nicht gesprochen hat, war es völlig klar, dass die Form der Energie- und Rohstoffnutzung, die wir in den Industrieländern betreiben, in Form von Wegwerf- und Verschleißwirtschaft längerfristig nicht tragbar ist.
Wir haben ja als Nebenprozess oder Nebeneffekt dieser
lebensweise die Altlasten, die das Grundwasser vergiften, das derzeit unlösbare Abfallproblem.
Und wenn man das Schlagwort Müllvermeidung ernst nimmt, dann muss man zu ganz neuen Produktionsformen kommen, zu einer Kreislaufwirtschaft, die mit viel weniger Rohstoffeinsatz auskommt und nicht große Mengen von Giftmüll und Abfällen produziert, sondern die Endprodukte wiederum in den Produktionsprozess weitgehend einbinden kann.
Kann man aber nicht allgemein sagen, gewissermaßen als Faustregel, mehr Wohlstand in einer Gesellschaft bedeutet mehr Energieverbrauch.
Mehr Verbrennungsprozesse heißt größerer Treibhauseffekt.
Ja, es kommt, glaube ich, ganz entscheidend darauf an, welche Art Wohlstand wir meinen.
Und ich bin davon überzeugt, dass es darauf ankommt, die Dinge von der Qualität her zu betrachten.
Heute haben wir den Zustand, dass die Ansprüche speziell in den Industrieländern sehr hochgeschraubt sind und dass die Folgen
dieser ganzen Prozesse, dieser konsumorientierten Wirtschaftsweise, heute schon die Erfüllung von Grundbedürfnissen gefährden.
Die Grundbedürfnisse, die darin liegen, gesunde Nahrung, einen gesunden Lebensraum, eine gesunde Umwelt zu haben, eine ungiftige, aber auch
berechtigte Hoffnungen für eine bessere Zukunft haben zu können.
Das sind meiner Meinung nach Grundbedürfnisse des Menschen.
Und die werden in Frage gestellt durch überhöhte Ansprüche.
Nun, kurzfristig wird da aber wenig zu machen sein, wahrscheinlich, wenn man realistisch ist.
Das große Problem scheint mir nach wie vor die dritte Welt zu sein.
Denn wer kann mit Fug und Recht diesen Menschen das Streben nach mehr Wohlstand verwehren?
Wenn sie mehr Wohlstand haben, werden sie mehr Energie verbrauchen.
Liegt nicht dann das Problem überhaupt auch in einer Übervölkerung der Erde?
Ich kenne keinen Ökologen, der nicht in der Übervölkerung der Erde das zentrale Problem sieht.
Denn wenn wir meinetwegen
500 Millionen Menschen auf der Welt hätten, dann könnten die sich auch einen Lebensstil leisten, den wir heute in den Industrieländern haben.
Aber da die Menschheit derartig zugenommen hat, müssen wir sozusagen diesen Lebensstil grundlegend überdenken.
Und ich glaube schon, dass
es ganz entschieden darauf ankommt, kein falsches Vorbild für die dritte Welt zu geben.
Wenn man den Menschen in der dritten Welt und jetzt auch ganz aktuell in Osteuropa unseren Lebensstil als Vorbild vor Augen hält und in der wirtschaftlichen Entwicklung sie in diese Richtung fördert, dann sehe ich schwarz für die Umweltqualität.
Und das, was weltweit gilt, dass die Menschheit nicht diesen Verschwendungsstil wie in den Industrieländern haben könnte, allein aus Gründen der ökologischen Nebenwirkungen, das gilt, glaube ich, auch für Europa.
Wenn wir ganz Europa so
entwickeln, so verändern, dass die heutigen Ostblockländer genau den gleichen Verschwendungsstandard und Wegwerfstil entwickeln, wie er heute im Westen herrscht, dann wird das Europa nicht aushalten.
Obwohl der Umweltschutz in Westeuropa besser ist als in Osteuropa.
Stimmen Sie mir dazu?
In mancher Hinsicht sicher.
Aber ich glaube, es kommt jetzt darauf an, dass die Menschen in den Industrieländern
die Dinge, die sie für wichtig halten, nämlich Strategien zur besseren Energienutzung, Reduktion dieser ganzen Rohstoff- und Energieverschwendung, Abbau an diesen unnötigen Verschleißproduktionen, dass sie das glaubhaft beginnen und mit den
Menschen aus der Dritten Welt mit den Menschen aus Osteuropa versuchen gemeinsam diese Strategien der besseren Energienutzung in Richtung auch auf eine ökologische Kreislaufwirtschaft zu beginnen.
Denn darin liegt die einzige Überlebenschance der Menschheit längerfristig.
Herr Dr. Weiß, bevor unser Gespräch in apokalyptische Vorstellungen abgleitet, möchte ich noch einen Wissenschaftler zitieren, der das alles nicht so schlimm sieht.
Ein sowjetischer Klimatologe hat gemeint, die Erwärmung hätte auch Vorteile für beträchtliche Teile der Erde.
Es würde mehr Niederschläge geben, die Tundra wäre fruchtbar plötzlich.
Kann es nicht auch Gewinne geben bei einer Erwärmung der Erde?
Das ist sicher nicht auszuschließen, dass es Gewinner gibt, aber wenn man aus humanökologischer Sicht oder aus der Sicht eines verantwortungsvollen Weltbürgers dieses Problem betrachtet, dann kommt es eigentlich darauf an, wie schaut die Gesamtbilanz aus.
Nicht nur für einzelne Regionen, nicht nur auch für die Menschheit, sondern für die gesamte Biosphäre.
Und meine Befürchtung ist die, dass es nicht sozusagen eine langsame Verschiebung gibt,
dass es überall ein bisschen wärmer wird und daher sich die Ökosysteme ein bisschen anpassen können, es Wanderungen von Tieren und Pflanzen gibt von den wärmeren Regionen in die kühleren und von den kühleren in die dann weiter nach Norden oder nach Süden, sondern dass es Fluktuationen gibt, die
die Ökosysteme völlig durcheinander bringen.
Dass es eben zum Beispiel plötzliche Überflutungen in Gegenden gibt, die an Trockenheit gewöhnt sind und umgekehrt Gebiete, die auf regelmäßige Niederschläge angewiesen sind in ihrer ganzen Vegetation und Fauna und auch den bodenständigen Kulturen.
dass diese Regionen dann auf einmal Trockenheiten auszuhalten haben werden, die sie nicht überstehen, denen diese gewachsenen Strukturen nicht standhalten können.
Und diese Sorge, glaube ich, die müsste uns dazu bringen, mit aller Kraft gegen Maßnahmen anzustreben.
Ich danke für das Gespräch.
Im Journal zu Gast war heute der Biologe und Umweltwissenschaftler Peter Weiß.
Das Gespräch führte Ulrich Brunner.
Kultur im Mittagsschanal.
Ab kommenden Montag wird es in den österreichischen Buchhandlungen ein neues Buch von Gerhard Roth geben.
Einen großformatigen Band mit dem Titel Über Bilder österreichische Maler nach 1945.
Warum ein kritischer Schriftsteller wie Gerhard Roth sich so intensiv mit österreichischer Malerei befasst, erläuterte er im folgenden Beitrag von Brigitte Hofer.
Von Attersee und Brauer über Hausner, Hutter, Mikl und Moldovan bis zu Zadrazil und Seppl-Sperl reicht das Spektrum der Maler in Gerhard Roths Band über Bilder.
Malerei nach 1945, die der Schriftstelle auch als charakteristische Phänomene des Landes Österreich verstanden wissen will, als Kollektive des Unbewussten.
Mich hat bei diesen Bildern die extreme Innenschau interessiert und diese extreme Innenschau der österreichischen Malerei entweder in psychische Vorgänge oder, das würde ich als das Wesentliche betrachten,
eben das Hineinschauen in die Natur.
Ich war schon sehr früh mit den Gugginger Malern beschäftigt, mit den Malern der sogenannten Geisteskranken.
Das gehört überhaupt zu meiner Art.
zu schreiben und zu denken, dass mich diese Phänomene interessieren, weil ich in diesen Phänomenen einen Urkern des Schöpferischen sehe.
Und es war interessant, wie stark diese Beschäftigung mit psychischen Phänomenen auch bei anderen Maulern vorhanden sind, wenn man zum Beispiel die
fantastischen Realisten nimmt, die sich zumindest mit einer erdachten Traumwelt beschäftigt haben, also nicht mit der realen Wirklichkeit, oder die Aktionisten, die psychische Vorgänge dargestellt haben oder sich innen ausgesetzt haben, oder die Wirklichkeiten, zum Beispiel Bongratz oder Ringel,
dann sieht man eine starke Beschäftigung mit diesem geistigen Außenseitertum.
Und dieses geistige Außenseitertum finde ich, dass die österreichische Malerei verinnerlicht hat, dass das eine Haltung geworden ist.
Man könnte jetzt sagen, dass man diese gesellschaftlichen Umstände direkt in einer Art von politischer Malerei angreifen sollte.
Es gibt ja auch einige Maler, die das machen, wie zum Beispiel Rutlitschka oder auch der Deix.
Aber ich glaube, dass die Generation, die nach dem Krieg gemalt hat, so geprägt ist von dem Schweigen zu diesen Zuständen im Land, dass sie
die extreme Opposition im eigenen Ich dazu gesucht hat, also in den innersten psychischen Vorgängern.
Auf jedes der im Band abgebildeten Bilder reagiert Gerhard Roth.
Seine Texte sind meist knapp, assoziativ, nicht kunsttheoretisch, nicht besserwisserisch.
Er reagiert subjektiv, zum Beispiel auf die Bilder von Walter Pichler.
Zum Beispiel beim Pichler ist es diese Archäologie, diese Beschäftigung mit einer
nicht existierenden, vergangenen Welt in Form einer Archäologie und einer zukünftigen Welt auch in Form einer Archäologie, also in Form von Fundstücken, die er erst erfunden hat, aber die sehr viel aussagen über den Menschen und über seine Beziehung zu vergangenen Prozessen und seinen Gedanken über die Zukunft.
Würden Sie sagen, das sind also ganz persönliche Interpretationen, weit entfernt von allgemeinen Interpretationen oder von Kritiken?
Weit entfernt würde ich nicht sagen, sicher ist das eine oder das andere schon gesagt worden.
Ich gebe aber meine subjektive Einstellung dazu, zu Papier, und schalte auch das Kritische aus, weil es eher eine liebevolle Auseinandersetzung ist.
Wie wenig liebevoll werden sich diese Maler behandelt fühlen, die nicht in diesem Band vorkommen?
Es war ursprünglich ein zweiter Band geplant, das ist aber durch.
Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen mit dem Bildleihgeber nicht möglich.
Das tut mir leid, aber da kann ich nichts machen.
Es ist ja auch nicht der Versuch, eine Kunstgeschichte nach 1945 zu schreiben, sondern eine ganz persönliche Auswahl eben von Malern, die in meinem Denken eine Rolle gespielt haben.
Es ist
keine Richterposition, die ich mir da anmaße, sondern es ist ja eher die Position des Liebhabers.
Gerhard Roth.
Sein neuer Band über Bilder, österreichische Malerei nach 1945, kostet 420 Schilling.
Ab Montag in den Buchhandlungen.
Das Buch ist erschienen im Verlag für Jugend und Volk.
Und im Mittagsschornal noch einmal ins Nachrichtenstudio.
Österreich.
Josef Hindels, der stellvertretende Vorsitzende der sozialistischen Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, ist heute in Wien im 75.
Lebensjahr gestorben.
Hindels war einer der bedeutendsten sozialistischen Bildungsfunktionäre der Nachkriegszeit und von 1951 bis 1970 Zentralsekretär der Privatangestelltengewerkschaft.
Sein ganzes Leben lang kämpfte Hindels gegen Neofaschismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.
Sowjetunion Staats- und Parteichef Gorbatschow hat auf die jüngsten Abrüstungsvorschläge von Präsident Bush mit eigenen Plänen zum Truppenabbau in Europa reagiert.
Anlass ist der Besuch des amerikanischen Außenministers Baker in Moskau.
Nach Angaben Bakers hat sich Gorbatschow dafür ausgesprochen, die Zahl der Soldaten beider Supermächte außerhalb des eigenen Territoriums auf jeweils 195.000 oder 225.000 Mann zu verringern.
Baker bezeichnete diesen Vorschlag als sehr interessant.
Er berichtete von wichtigen Fortschritten in der Frage der strategischen Waffen und von der Einigung auf eine gemeinsame Erklärung bei den chemischen Waffen.
Zur deutschen Frage meinte der Außenminister, die USA seien gegen eine Neutralität Deutschlands.
Der westdeutsche Bundeskanzler Kohl und Außenminister Genscher sind heute zu einem Besuch in Moskau eingetroffen.
Der sowjetische Außenminister Shevardnadze befürwortete heute ein neutrales Deutschland für den Fall der deutschen Vereinigung.
Kohl misst den Gesprächen mit der sowjetischen Führung eine entscheidende Bedeutung für die weitere Entwicklung des deutsch-deutschen Verhältnisses zu.
Tschechoslowakei.
Moskau und Prag haben sich in fast allen Punkten auf den raschen Abzug der sowjetischen Truppen aus der Tschechoslowakei geeinigt.
Noch in diesem Monat sollen die ersten Armeeeinheiten das Land verlassen.
Über ein Datum für einen vollständigen Rückzug der Roten Armee aus der Tschechoslowakei muss noch verhandelt werden.
Deutsche Demokratische Republik.
Die liberal-demokratische Partei der DDR hat einen neuen Vorsitzenden.
Es ist dies der 45-jährige Hochschullehrer Rainer Ochtleb.
Beim Wahlparteitag der Liberaldemokraten in Dresden erhielt Ochtleb 390 von 735 gültigen Stimmen.
Er ist Nachfolger von Manfred Gerlach, dem amtierenden Staatsratsvorsitzenden der DDR.
Gerlach hat auf eine neuerliche Kandidatur für den Parteivorsitz verzichtet.
Nun noch das Wetter für Österreich bis zum Abend.
Im Westen Bewölkungsaufzug sonst durchwegs sonnig und meht.
Und das war ein Mittagsjournal am Samstag.
Im Namen aller Mitarbeiter dieser Sendung verabschiedet sich Christel Reiß noch ein angenehmer Nachmittag.
Die Sowjetunion streicht nun den Führungsanspruch der kommunistischen Partei aus der Verfassung. Eine Gegenstimme kam vom Radikalreformer Boris Jelzin. Gleichzeitig kam es zu einem ersten Treffen von US- Außenminister James Baker mit dem Vorsitzenden Michail Gorbatschow.
Mitwirkende:
Kerbler, Michael [Gestaltung]
, Baker, James [Interviewte/r]
Datum:
1990.02.10 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Politik
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Tausende DDR-Bürger verlassen täglich ihre alte Heimat in Richtung BRD. Dies und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen zwingen Bonn zur Eile. Nun sind Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Genscher auf den Weg zu einem Treffen mit Michail Gorbatschow.
Mitwirkende:
Schüller, Christian [Moderation]
Datum:
1990.02.10 [Sendedatum]
Ort:
Moskau, Roter Platz
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Wirtschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Im Gegensatz zu den vehementen Befürwortern der deutschen Einheit bei den Parteien und Gruppierungen in der DDR äußert das linke Spektrum sich sehr vorsichtig. Interview: Michael Mäde, Einblendung: DDR-Radiosprecher Deutschlandsender, anonym
Mitwirkende:
Pesata, Fritz [Moderation]
, Mäde, Michael [Interviewte/r]
, Anonym, DDR-Radiosprecher [Interviewte/r]
Datum:
1990.02.10 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Politik
;
Wissenschaft und Forschung
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Am 25. Februar finden Wahlen in Nicaragua statt. Unregelmäßigkeiten am Wahltag werden erwartet. Im Zusammenhang mit den Wahlen und gemäß eines Beschlusses der Nationalversammlung wurden gestern mehr als 1000 politische Gefangene freigelassen.
Mitwirkende:
Gabriel, Leo [Redaktion]
Datum:
1990.02.10 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Politik
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Der ausbleibende Schnee in Österreich beunruhigt die Tourismusindustrie. Ein Lokalaugenschein aus anderen traditionellen Wintersportgebieten.
Mitwirkende:
Gasser, Richard [Gestaltung]
, Burchardt, Rainer [Gestaltung]
, Woller, Hans [Gestaltung]
Datum:
1990.02.10 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Sport
;
Wirtschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
In der Samstagsserie "Im Journal zu Gast" wird das Phänomen des ausbleibenden Winters diskutiert. Erderwärmung, Treibhauseffekt oder doch nur normale Winterschwankungen? Zu Gast ist der Biologe und Umweltwissenschafter Dr. Peter Weihs. Interview: Peter Weihs.
Mitwirkende:
Brunner, Ulrich [Gestaltung]
, Weish, Peter [Interviewte/r]
Datum:
1990.02.10 [Sendedatum]
Schlagworte:
Wissenschaft und Forschung
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten