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KI-generiertes Transkript
Guten Tag beim Montag-Mittag-Journal, sagt Christel Reis hier die Themen unserer Sendung.
Pressekonferenz der Justizsprecher von SPÖ, ÖVP und FPÖ.
Innenminister Löschner gab Auskunft über die Vernichtung von Stapu-Akten.
Außenminister Mock zieht eine Vier-Jahres-Bilanz.
Gorbatschows Ideen zur Aufhebung des Parteimonopols bei Radio und Fernsehen.
Spannungen zwischen Kuba und Spanien wegen Botschaftsflüchtlingen.
Diskussion über Berlin als Hauptstadt eines geeinten Deutschland.
Auch wenn sie sich nicht direkt betroffen fühlen, die Statistik beweist es, es gibt neue Einkommensrekorde in Österreich.
Der bayerische Volksschauspieler Walter Sedlmayr wurde gestern Abend in seiner Münchner Wohnung ermordet, aufgefunden, die Polizei ermittelt im homosexuellen Milieu.
Zu hören im Mittagsjournal dann noch eine Reportage von den Dreharbeiten einer Bachmann-Verfilmung nach einem Jelinek-Buch.
Vor diesen Beiträgen die Nachrichten, für die heute Fabio Poldi verantwortlich zeichnet und die Wilfried Schierlbauer liest.
Sowjetunion.
Die zweitgrößte Teilrepublik, die Ukraine, hat heute nach dem Vorbild anderer Republiken eine Souveränitätserklärung abgegeben.
Sie stellt damit ihre eigenen Gesetze über die sowjetische Verfassung.
Die Ukraine beansprucht außerdem das Recht, eigene Streitkräfte aufzustellen, eine eigene Währung einzuführen und ein Bankensystem zu schaffen.
Staatspräsident Gorbatschow und der westdeutsche Bundeskanzler Kohl haben heute die Beratungen über das künftige Verhältnis der beiden deutschen Staaten wieder aufgenommen.
In außen- und sicherheitspolitischen Fragen wurden bereits Fortschritte erzielt.
Die sowjetische Position scheint sich in der Frage der NATO-Mitgliedschaft eines vereinten Deutschlands grundsätzlich geändert zu haben.
Diplomaten vermuten allerdings, dass Gorbatschow einer gesamtdeutschen Vollmitgliedschaft in der NATO keine Zustimmung geben wird.
Bisher gibt es auch keine konkreten Vereinbarungen über eine Wirtschaftshilfe für die Sowjetunion.
In der Nähe des Kremls haben gestern mehr als 100.000 Menschen gegen die Politik der kommunistischen Partei demonstriert.
Der Austritt hochrangiger Politiker aus der KPDSU wurde bejubelt.
Präsident Gorbatschow hat unterdessen das Hörfunk- und Fernsehmonopol aufgelöst.
Parteien und öffentliche Organisationen dürfen künftig Sender betreiben, wenn sie über die finanziellen und technischen Mittel verfügen.
Die Berichterstattung des staatlichen Rundfunks muss künftig überparteilich sein.
Sowjetunion USA Das gute Gesprächsklima zwischen den Supermächten rückt eine Lösung des Afghanistan-Konflikts in greifbare Nähe.
Der sowjetische UNO-Botschafter Vorontsov hat einen Friedensplan vorgeschlagen, wonach die Macht des afghanischen Präsidenten Najibullah eingeschränkt und eine unabhängige Kommission eingesetzt wird.
Einzelheiten werden die Außenminister Baker und Gevard Naze morgen in Paris besprechen.
Dort treffen die Außenminister der vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges sowie der beiden deutschen Staaten zu Gesprächen über die Vereinigung von Ost- und Westdeutschland zusammen.
Die Chancen des neuen sowjetischen Friedensplans für Afghanistan werden gut eingeschätzt, weil sie den amerikanischen Vorstellungen entgegenkommen.
Kuba, Tschechoslowakei, Spanien.
Zwischen Kuba und der Tschechoslowakei sowie Spanien gibt es Spannungen wegen einiger Botschaftsflüchtlinge.
In den diplomatischen Vertretungen der Tschechoslowakei und Spaniens haben 15 Kubaner um Asyl angesucht.
Bisher durften sie Kuba nicht verlassen.
Ein Teil der Angehörigen des Personals der tschechoslowakischen Botschaft in Havanna ist wegen der Spannungen in die Heimat zurückgekehrt.
Europäische Gemeinschaft Die Außenminister der zwölf EG-Mitgliedstaaten treffen einander heute in Brüssel zur ersten Ratssitzung unter dem neuen Vorsitz Italiens.
Dabei werden die Beziehungen zu den Ländern Mittel- und Osteuropas sowie zu den Staaten des Mittelmeerraumes diskutiert werden.
Malta will als vierter Staat nach Österreich, der Türkei und Zypern einen Antrag auf EG-Vollmitgliedschaft stellen.
Philippinen.
Ein heftiges Erdbeben hat heute Panik unter der Bevölkerung in der Hauptstadt Manila ausgelöst.
Eine unbekannte Anzahl von Menschen wurde verletzt, als die Decke eines Kinos einbrach.
Angaben über weitere Schäden liegen derzeit nicht vor.
Das Erdbeben erreichte die Stärke 6 auf der Richterskala.
Durch eine Serie von Nachbeben fiel in mehreren Stadtteilen Manilas der Strom aus.
Österreich.
Am späten Nachmittag wird die Westbahnstrecke der ÖBB teilweise wieder freigegeben werden.
Sie war nach der Senkung der Inntal-Autobahnbrücke bei Kufstein gesperrt worden.
Bis die Trasse ausreichend abgestützt ist, dürfen nur Güterzüge unter der Brücke durchfahren.
Danach gilt die Freigabe auch für Personenzüge.
Der genaue Zeitpunkt dafür steht aber noch nicht fest.
Kapellmeister Norbert Pawlicki ist nach langem und schweren Leiden 67-jährig in Wien gestorben.
Er wirkte als Komponist und Dirigent, hat im ORF etwa 10.000 Sendungen gestaltet und war als langjähriger musikalischer Begleiter von Heinz Konrads bekannt.
Bundesrepublik Deutschland.
Der bayerische Volksschauspieler Walter Sedlmayr ist in seiner Wohnung in München-Schwabing ermordet aufgefunden worden.
Sedlmayr war 64 Jahre alt.
Er zählte zu den meistbeschäftigten Fernsehschauspielern in der Bundesrepublik Deutschland und war Träger des Bundesfilmpreises.
Die Leiche wies Schädelverletzungen und Messerstiche auf.
Die Polizei verfolgt derzeit eine konkrete Spur im homosexuellen Milieu.
Die Wetteraufsichten bis morgen früh.
Heiter bis wolkig.
Mäßiger Wind.
Nachmittagstemperaturen 23 bis 30 Grad.
Tiefstwerte der kommenden Nacht 7 bis 15.
Die Prognose für morgen Dienstag.
Teils sonnig, teils wolkig.
Am Nachmittag weitere Bewölkungszunahme und Aufkommen von Regenschauern und Gewittern.
Mäßiger Wind.
Tageshöchstemperaturen 21 bis 28 Grad.
Das Wetter übermorgen Mittwoch heiter bis wolkig in den Nordstaulagen mitunter auch stärker bewölkt.
Die deutsche Einheit ist fast schon eine Tatsache und offiziell nur noch eine Frage der Zeit.
Über die künftige Bündniszugehörigkeit verhandelt derzeit BRD-Kanzler Kohl mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Gorbatschow in Gorbatschows Heimat im Kaukasus.
In der Bundesrepublik und in der DDR gibt es aber derzeit ein politisches Tauziehen um eine innerdeutsche, nicht unwesentliche Facette eines geeinten Deutschland.
Wie wird nämlich die Hauptstadt heißen?
Die Bürgermeister von West und Ost Berlin haben sogar eine Werbekampagne gestartet.
Die Mehrheit der Deutschen halten Berlin für ihre natürliche Hauptstadt.
Es sei für die DDR-Bürger auch eine Identitätsfrage.
Und in Richtung des jetzigen Sitzes der Regierung, die Provinzialität Bonns sei nicht mehr zu übersehen, meinten beide Stadtoberhäupter.
Bonner Vertreter reagieren in der Hauptstadtfrage eher abhaltend, zurückhaltend.
Ein gemeinsames deutsches Parlament solle darüber entscheiden.
DDR-Regierungschef de Maizière beharrt aber auf Berlin als Hauptstadt.
Kurt Rannersdorfer aus Bonn.
Diesmal will Lothar de Maizière Standfestigkeit beweisen und keinesfalls lockerlassen.
Berlin muss Hauptstadt eines geeinten Deutschlands werden.
Das sei Grundbedingung für den zweiten Staatsvertrag.
Der DDR-Regierungschef gibt sich hier nur wenig kompromissbereit.
Noch bevor das Vertragswerk, das gegenwärtig immer noch ausgehandelt wird, unterschrieben wird, muss die Hauptstadtfrage im Sinne der DDR geregelt sein.
De Maizière scheut da vor einer Kritik an seinen Parteifreund Helmut Kohl nicht mehr zurück.
Der Kanzler hatte wiederholt betont, die Frage der Hauptstadt sei nicht vordringlich.
Sie sei offen, solange sowjetische Truppen in und um Berlin stationiert seien.
Wer ein bestimmtes Faktum nicht will, wird immer Gründe finden und sagen, deswegen geht's nicht, tönt es dazu kämpferisch aus Berlin.
Schützenhilfe für dem Messiaen kommt da sogar von der DDR-SPD, obwohl die Sozialdemokraten derzeit um eine eigenständige Linie innerhalb der Regierungskoalition bemüht sind.
In der Frage der Hauptstadt allerdings Geschlossenheit.
Eine Hauptstadt Berlin sei die unkomplizierteste und am Ende beste Lösung, meint beispielsweise der frühere Parteichef Ibrahim Böhme und weist damit ausnahmsweise seine eigene Partei hinter sich.
Der Bundestag gehöre nach Berlin zu Böhme.
Einige zentrale Bundesbehörden könnten allerdings in Bonn bleiben.
Ein handfester Konflikt scheint damit vorprogrammiert.
Denn obwohl in Bonn vor dem Fall der Mauer immer Berlin als deutsche Hauptstadt beschworen wurde, hört sich das jetzt nach der Wende völlig anders an.
Da kann es schon vorkommen, dass der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth von der CDU und SPD-Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine plötzlich im selben Boot sitzen.
Für beide ist Berlin kein vorrangiges Thema.
Als Ministerpräsident eines Landes und als europäischer Föderalist
muss ich allerdings sagen, kommen wir zunehmend Zweifel, ob es nicht besser wäre, wir würden zuerst einmal zuwarten und vor allem die europäischen Strukturen überlegen.
Denn wir diskutieren noch dieses Jahr über das europäische politische Europa.
Und das heißt doch nichts anderes, als dass wir dann auch die Frage europäischer Funktionsstrukturen, also europäische Hauptstadt oder europäische Funktionsstädte mit Einrichtungen von Europa diskutieren müssen.
Und vielleicht würde das dazu helfen, so ein bisschen aus der reinen Nationaldiskussion herauszukommen.
Es ist ja eine Aufgabenverteilung.
Jetzt schon da, der Bundespräsident ist in Berlin, der Sitz der Bundesregierung ist Bonn.
Ich habe zu dieser Frage allerdings die Auffassung, dass dies nicht die vorrangige Frage ist, die wir jetzt diskutieren müssen.
Mich interessiert im Moment die Luft in der DDR, die schlechte
Energieversorgung mit der ungeheuren Luftbelastung mich interessiert, der Anstieg der Arbeitslosigkeit, der Preisanstieg.
Ich glaube, das sind die vorrangigen Fragen.
Wer über eine Verlegung des Sitzes der Bundesregierung nachdenkt, muss wissen, dass dies etwa 50 oder 60 Milliarden kosten würde.
Die bevorstehende deutsche Einheit sorgt bei den Länderverantwortlichen in der Bundesrepublik schon jetzt für gehörige Aufregung.
Nach Bayern und Hessen hat sich auch das SPD-regierte Schleswig-Holstein dafür ausgesprochen, nach der Einheit die Stimmenverhältnisse im Bundesrat neu zu verteilen.
Es gehe nicht an, so die allgemeine Auffassung, dass künftig fünf DDR-Länder, die 16 Millionen Einwohner repräsentieren, zusammen 15 bis 20 Stimmen in der Länderkammer hätten, aber zum Beispiel das bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen mit derselben Einwohnerzahl nur fünf.
Wie immer geht es dabei ums liebe Geld.
Die Sorge der großen und reichen bundesdeutschen Länder dabei ist, dass sie von den kleineren, also den DDR-Ländern, in Zukunft zur Kasse gebeten werden.
Die Frage des Bund-Länder-Finanzausgleichs muss deswegen nach Vorstellung der westlichen Bundesländer völlig neu überdacht werden.
Es soll eine finanzielle Grundausstattung für jedes Land geben.
Ausgleichsmechanismen soll es nur in Extremfällen geben.
Ob sich die neuen Länder der Nord-DDR mit dieser Vorstellung anfreunden können, darf allerdings bezweifelt werden.
Marco Dramasdorfert berichtet aus Bonn.
Gorbatschow zerschlug staatliches Rundfunk- und Fernsehmonopol, so lautete gestern Abend die Schlagzeile einer Agenturmeldung.
Wer dekret, so hieß es weiter, erlaube der Staats- und Parteichef jeder Partei und öffentlichen Organisation, einen Rundfunk- oder Fernsehsender zu betreiben, finanzielle und technische Mittel vorausgesetzt.
Berestrojka und Glasnost hatten im Medienbereich in den letzten fünf Jahren lediglich Auswirkungen auf Zeitungen und Zeitschriften.
Die elektronischen Medien blieben ausgeschlossen.
Die Auflösung des Monopols bedeutet aber nicht, dass der Zugriff der KPDSU auf Rundfunk und Fernsehen endet, berichtet Christian Schöhler aus Moskau.
Der Parteichef Gorbatschow gibt die Kontrolle über Fernsehen und Radio auf.
Künftig bestimmt der Präsident Gorbatschow, was in der Sowjetunion gesendet wird.
In den gestrigen Abendnachrichten
wurde mehrere Minuten lang ein Dekret des Präsidenten verlesen, das mit einem Schlag das Monopol der KPDSU über die elektronischen Medien abschaffen soll.
Ein Vorgriff auf eine pluralistische Gesellschaft mit einem offenen Mehrparteiensystem.
Unter den gegenwärtigen Umständen stärkt das Dekret vor allem die Macht des Präsidenten.
In Gorbatschows Rundfunkreform lassen sich zwei Teile erkennen, die sich beide ganz verschieden auswirken können.
Zum einen wird die Monopolstellung des staatlichen Rundfunkkomitees aufgebrochen, das derzeit wie ein Ministerium organisiert ist.
Parteien, Verbände, möglicherweise auch Privatfirmen sollen die Möglichkeit bekommen, eigene Fernseh- und Radiostationen aufzubauen.
Vor dem Hintergrund der sowjetischen Realität wirkt das allerdings utopisch.
Die meisten Oppositionsparteien sind derzeit nicht einmal in der Lage, Druckmaschinen anzuschauen.
Durchaus real ist hingegen die Möglichkeit, dass die Sowjets der Republiken und autonomen Regionen
ihre unabhängigen Sender finanzieren.
Schon jetzt sind die baltischen Regionalsender fest in der Hand der Volksfronten, auch wenn sie rechtlich und organisatorisch noch von Moskau abhängen.
Aber auch hier geht der Streit um die technischen Ressourcen.
Gorbatschows Dekret sagt ein klares Njet zur kalten Enteignung der staatlichen Sendeanlagen durch radikale Lokalparlamente.
Der Antimonopolparagraf könnte sich also auch gegen die nationalen Volksfronten richten.
Allein die sowjetische Regierung vergibt künftig die Lizenzen und ihre Entscheidungen sind nicht anfechtbar.
Der zweite Teil der Rundfunkreform betrifft die innere Kontrolle über den elektronischen Riesengloss Teleradio, der weiterhin allein die gesamte Sowjetunion bestrahlen wird.
Bisher hatten die leitenden Redakteure einen direkten Draht zum Apparat des Zentralkomitees.
Interviews, Parlamentsberichte und Reportagen mussten begutachtet werden.
Wenn immer es um entscheidende Fragen ging, gab das Büro Gorbatschows die Anweisungen.
Oft aber konnten auch seine Gegner wie Ligatschow ausgedehnte Stellungnahmen ins Programm bringen.
Ein innerparteilicher Proporz machte es möglich.
Jetzt hat Gorbatschow diesen Proporz abgeschafft und seine innerparteilichen Gegner damit weiter geschwächt.
Aber er hat der Opposition keine Garantien gegeben, dass ihre Standpunkte berücksichtigt werden.
Im Gegenteil, die Regierung hat sogar die Pflicht, schädliche Kräfte aus dem Fernsehen auszublenden.
Wie sich ein solcher Pluralismus auswirkt, davon konnten sich die sowjetischen Fernsehzuschauer gestern Abend ihr Urteil bilden.
Nach einem zehnminütigen, langen, staatstragenden Bericht über Gorbatschows Bad in der Menge beim Besuch in Stavropol kam zwei Minuten lang die Opposition ins Bild.
Etwa 50.000 bis 70.000 Anhänger der demokratischen Opposition vor dem Kreml mit militanten Losungen gegen KPD, SU und KGB wurden gezeigt.
Dazu der Fernsehkommentar.
Diese Menschen haben nicht begriffen,
dass der Weg zur Lösung unserer Probleme nicht über Demonstrationen führt, sondern über den Verhandlungstisch.
Wann der Zeitpunkt für einen solchen Runden Tisch gekommen ist, das wurde den Fernsehzuschauen allerdings nicht mitgeteilt.
Radio- und Fernsehreformen der Sowjetunion à la Gorbatschow Christian Schüller hat berichtet.
Seit Tagen nun schon halten sich in der tschechoslowakischen Botschaft in Havanna kubanische Staatsbürger auf.
Sie suchten Zuflucht in der Mission.
Staatschef Castro war zunächst zu keinerlei Verhandlungen bereit und wollte die Geflüchteten auch nicht ausreisen lassen.
Diese Meinung hat Castro mittlerweile geändert.
Falls die Flüchtlinge über die nötigen Dokumente verfügen, können sie ausreisen.
Gestern haben 25 Frauen und Kinder von Botschaftsangehörigen an Bord einer Linienmaschine Kuba in Richtung Tschechoslowakei verlassen.
Die Spannungen zwischen Kuba und der GSFR erreichten erst Ende des Vormonats einen Höhepunkt, als Fidel Castro die Kritik des GSFR-Präsidenten Havel an der Verurteilung Oppositioneller als eine niederträchtige Verleumdung und eine grobe Verletzung der Souveränität Kubas zurückwies.
Es sind aber nicht nur zwölf Kubaner in der tschechoslowakischen Botschaft, drei haben auch Zuflucht in der spanischen Mission gesucht.
Am Wochenende wollte ein vierter ebenfalls in die Botschaft, Polizisten folgten ihm in den Innenhof der Mission und nahmen ihn fest, es fielen auch Schüsse.
Dies hat nun zu einer ernsten diplomatischen Verstimmung zwischen Kuba und Spanien geführt.
Volker Mauersperger.
Wir wollen hoffen, dass Sie Ihr Wort halten.
Mit diesem Satz kommentierte heute Morgen Spaniens Außenminister Fernández Ordóñez jenen spektakulären Zwischenfall, der zu einem diplomatischen Konflikt zwischen Kuba und Spanien sowie zu ungewöhnlicher öffentlicher Resonanz auf der iberischen Halbinsel führte.
Ein kubanischer Staatsangehöriger hat in der Nacht zum Samstag der vergangenen Woche den drei Meter hohen Eisenschutzzaun der spanischen Botschaft in Havanna überklettert und war an den kubanischen Wachtposten vorbei, in das Innere des Botschaftsgebäudes gelangt.
Zwei der Wachhabenden folgten dem Flüchtling mit gezogener Pistole.
Im Inneren des Gebäudes fielen nach Zeugenaussagen vier bis fünf Schüsse.
Der Flüchtling wurde Minuten später von einem Fahrzeug der kubanischen politischen Polizei abtransportiert.
Über seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort fehlt jede Spur.
Obwohl sich der kubanische Staatschef Fidel Castro unmittelbar nach dem Vorfall bei der spanischen Diplomatie entschuldigte, wird das Eindringen kubanischer Polizisten in das spanische Botschaftsgebäude als ein gravierender diplomatischer Konflikt interpretiert.
Das spanische Nationalgefühl scheint durch ein Mitglied der iberischen Madre Patria tief verletzt, dass sich der besten freundschaftlichen Beziehungen zu Regierungschef González rühmen kann.
Und ziemlich deutlich wird Castro als Politiker porträtiert, der die Zeichen der Zeit nicht verstehe und der den Wandel von Perestroika und Glasnost fast vorsätzlich ignoriere.
Spanien wird jenen kubanischen Textilarbeiter, der sich bereits früher in die Botschaft in Havanna flüchtete, nach den Worten des spanischen Außenministers auf keinen Fall ausliefern.
Der kubanische Arbeiter bemüht sich seit fast zehn Jahren erfolglos, sein Land zu verlassen.
Die kubanischen Behörden lehnen eine Vermittlung der spanischen Vertretung bei der Suche nach einer Lösung für Botschaftsflüchtlinge kategorisch ab.
Nach der Flucht von 14 Kubanern in die Botschaft der Tschechoslowakei wurden die Flüchtlinge beschuldigt.
Sie wollten im Ausland gegen Kuba und die kubanische Revolution agitieren.
Castro nannte die Flüchtlinge asoziale Elemente ohne patriotische Gefühle, eine Diffamierung, die nach Ansicht spanischer Diplomaten in Madrid auch viel Nervosität verrät.
Fidel Castro, durch die wirtschaftlichen Subventionskürzungen der Sowjetunion in Bedrängnis geraten, will einen Ansturm ausreisewilliger Kubaner auf westliche Botschaften unter allen Umständen verhindern.
Sifisant erinnert Spaniens Öffentlichkeit heute daran, dass vor fast genau zehn Jahren 11.000 Kubaner in der Botschaft von Peru Zuflucht suchten.
Kurze Zeit später wurde ausgehandelt, dass 125.000 Kubaner ihre Insel in Richtung USA verlassen durften.
Volker Mauersberger hat berichtet.
In Budapest herrscht auf dem Immobilienmarkt regelrecht Gründerzeitstimmung.
Die Preise für Grundstücke und Häuser sind innerhalb kurzer Zeit auf westliches Niveau gestiegen.
Das kleine Angebot und die große Nachfrage steuern nach den Regeln der Marktwirtschaft die Preise.
Neben ungarischen Staatsbürgern, die ihren neu erworbenen Reichtum in Immobilien anlegen wollen, suchen vor allem rückkehrwillige Exil-Ungar und ausländische Firmen nach Adressen in Budapest.
Auch die mit Wien gemeinsam veranstaltete Weltausstellung Expo 95 wirft auf dem Grundstücksmarkt ihre Schatten voraus.
Aus Budapest berichtet Karl Stiebschitz.
Westliche Firma sucht für ihre Budapester Niederlassung dringend ein repräsentatives Büro.
Für ihren Generaldirektor dringend eine Wohnung.
Die Zeitungen der ungarischen Hauptstadt sind übersät mit Annoncen, die im fast beschwörenden Tonfall Räumlichkeiten suchen.
In Budapest allein gibt es sechs Immobilienzeitungen.
Einer rasch steigenden Nachfrage steht ein knappes Angebot gegenüber.
In nur zwei Jahren wurden in Ungarn 1800 Joint Ventures, gemischte Gesellschaften mit ausländischer Beteiligung, gegründet.
Alle größeren Weltkonzerne unterhalten im Budapest ihr eigenes Büro und jeder möchte, wie im Geschäftsleben üblich, mit einer möglichst feinen Adresse im Telefonbuch stehen.
Die Bergster City, die Quadratmeile der Banken und der Luxushotels und der teuren Geschäfte, ist klein.
Ein Viereck, das einen natürlichen Abschluss an der Donau findet, begrenzt von drei wichtigen Durchfahrtsstraßen und leicht zu erreichen mit der Untergrundbahn.
Für den Quadratmeter Bürofläche werden in diesem Viertel umgerechnet zwischen 30.000 und 50.000, nicht vorhin, sondern Schilling verlangt und in vielen Fällen auch bezahlt.
In der Innenstadt kosten Geschäftslokale auch in kleinen Nebengassen im Schnitt rund 20.000 Schilling pro Quadratmeter.
Nicht nur die Ausländer heizen dem Budapester Immobilienboom.
Eine rund 30-prozentige Inflation macht den Kauf von Wohnungen für Ungarn zur gesuchtesten Anlageform.
Über die Geldentwertung hinaus konnten sich Wohnungsbesitzer in den vergangenen beiden Jahren über jeweils 20-prozentige Wertsteigerungen freuen.
In Budapest lässt sich ein Trend beobachten, der bis zum Ende der 70er Jahre in Großstädten wie Paris, London, Frankfurt und Wien zu beobachten war.
Jeder, der es sich leisten kann, sieht an den grünen Stadtrand.
Die Bewegung zurück, die die Preise in den Zentren westlicher Großstädte stark hinauf trieb, hat, was Privatpersonen betrifft, bisher noch nicht eingesetzt.
Die Umfahrung der ungarischen Hauptstadt wird erst gebaut.
Die Abgase der Trabant-Seitags-Motore machen das Wohnen in der Innenstadt unerträglich.
Die prachtvollen Miethäuser der Gründerzeit verfallen.
Überall sind noch Bunsen des Zweiten Weltkriegs zu sehen.
Die alte Elite der kommunistischen Zeit und die Neureichen wohnen längst in den grünen Hügeln von Buda, von wo aus sich die Verschmutzung der Pesterseite nur durch eine weit entfernte große Dunstglocke bemerkbar macht.
Durch diese grauen Wolken kreisen immer wieder Helikopter.
Internationale Immobilienfirmen begutachten die Objekte ihrer Plägierde aus der Luft.
Die Weltausstellung sollte ihrer Meinung nach zu einer Sanierung verwahrloster Stadtteile und zu einer kräftigen Belebung des Marktes führen.
Denn der wird derzeit noch durcheinander widersprechende Gesetze und bestechliche Stadtbeamte verzerrt.
Die meisten Häuser gehören nämlich einer einzelnen staatlichen Agentur.
Noch ist unklar, welchen Teil die enteigneten Besitzer oder ihre Nachkommen in Geld oder Quadratmetern zurückbekommen werden.
In diesem Wirrwarr verkaufen zahlreiche Manager Immobilien ihrer Staatsfirmen noch rasch an einen Joint Venture, an dem sie in vielen Fällen selbst beteiligt sind.
Die Behörden zeigen sich angesichts dieser Spekulationen am Rande des Legalen bis zu den Gemeindeberatswahlen im kommenden Herbst uninteressiert und machtlos.
Etwas häuft sich gegen Ende der Legislaturperiode.
Die Bundespolitiker ziehen Bilanz und das tat heute Vormittag auch Alois Mock.
Dreieinhalb Jahre Alois Mock als österreichischer Außenminister.
Von der Pressekonferenz berichtet Armin Wolf.
Ein sichtlich zufriedener Außenminister Mock präsentierte heute seine Regierungsbilanz.
Keine Frage, für ihn ist der Saldo positiv.
Mocks größte Gewinnposten in seiner Bilanz nach eigener Ansicht, einmal der KSZE-Prozess mit seinem Wiener Dokument vom Vorjahr, das, so meint Mock, in seinen Auswirkungen vor allem auf Osteuropa bislang unterschätzt worden sei.
Österreich könnte sich übrigens auch in einer etwaigen multilateralen KSZE-Friedenstruppe nach Vorbild der UNO Peacekeeping Forces beteiligen, sagte der Außenminister.
Und dann Mocks Lieblingsthema.
Vor genau einem Jahr hat Österreich seinen Beitrittsantrag zur Europäischen Gemeinschaft abgegeben.
Die Entwicklung seither, resümiert Mock, unangeschränkt positiv.
Noch nie sei ein Beitrittsansuchen so rasch an die EG-Kommission weitergeleitet worden.
Österreich habe sich den Status eines Beitrittskandidaten Nummer 1 erworben.
Wann die Verhandlungen mit Brüssel beginnen werden, sei ungewiss, meint Mock.
Seine Arbeitshypothese sei der 1.
Jänner 1993.
Aber trotzdem.
Es wäre völlig falsch, ich möchte das wirklich unterstreichen, zu glauben, dass alles ist eine gelaufene Sache.
Es gibt keine Widerstände mehr.
Erstens gibt es immer unterschiedliche Interessen, es wird ja auch gelegentlich Widerstände geben, sei es im Vorfeld der offiziellen Verhandlungen, sei es bei den Verhandlungen.
Zweitens wissen wir spätestens seit dem vergangenen Jahr, dass viele politische Ereignisse wirklich nicht vorherzusehen sind.
Also wir müssen uns optimal vorbereiten.
Daher die Betonung, die inneren Strukturreformen voranzutreiben, um eine maximale Ausgangsposition zu haben.
Und weil es bisher kaum Schwierigkeiten gegeben hat, ist nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung das Größere, dass es in Zukunft die eine oder andere geben wird.
Die bestmögliche Variante, die ich heute sehe, ist, dass wir mit Verhandlungen
Ende 94, Anfang 95 mit den Verhandlungen fertig sind.
Da muss man aber rechnen, meine Damen und Herren, dass da mindestens zwölf Monate für Ratifikationsverfahren und Zustimmungsverfahren gebraucht werden.
Vor allem auch grund dessen, was ich vorhin bezüglich des Europäischen Parlaments gesagt habe.
Aber ich unterstreiche nochmal, das ist die bestmögliche Variante.
Jetzt wenn Sie fragen, was ist die denkbar schlechteste Variante, ja denkbar ist natürlich alles.
Nur so ein Pessimist bin ich natürlich nicht, dass ich sage, die denkbar schlechteste ist, dass wir gar nicht dazukommen, weil ich das nicht für real halte.
Die österreichische Neutralität erscheine nach den Entwicklungen in Osteuropa in einem neuen Licht, sagt Mock.
In der Substanz der Neutralität hätte sich zwar nichts geändert.
Aber sie kann, wenn sie wollen, kann man das so sagen, sie kann nicht mehr so leicht
von jemand, der Bedenken hat gegen unseren EG-Beitritt, zitiert worden als echtes Hindernis.
Ich war immer der Auffassung, dass sie kein Hindernis sein darf und kann, dass es zu überwinden ist.
Aber wie gesagt, jetzt ist es viel leichter, diesen Standpunkt zu vertreten als vor zwei Jahren.
Alles Paletti sozusagen.
Aber auf Anfrage verrät Mock doch auch einige Verlustposten in seiner Bilanz.
Für die Auslandskulturarbeit etwa wäre zu wenig Geld da gewesen.
Und auch die österreichische Entwicklungshilfe, übrigens eine der schwächsten der westlichen Welt, sei so Mock noch nicht zufriedenstellend.
Auch sonst könne er einen ganzen Wunschkatalog aufstellen, aber dem werde er eine eigene Pressekonferenz widmen.
Und das Bilanzkapitel Bundespräsident Waldheim?
Mockt dazu wörtlich, die Verleumdungskampagne gegen den Bundespräsidenten werde in weiten Kreisen ohnehin nicht mehr ernst genommen.
Und weiter?
Dass es natürlich, meine Damen und Herren, Fanatiker gibt, die von einem unglaublichen Hass und von einer unglaublichen Toleranz getragen werden, ist eine Realität dieser Welt, die sich nicht nur an dieser Frage zeigt.
Mit dem werden wir leider auch sonst in der Politik noch rechnen müssen, zeigen ja auch andere Beispiele.
Aber dort, wo es nur um Missinformationen ging, glaube ich, hat man sehr wohl zur Kenntnis genommen,
dass man nicht einmal einen Zettel Papier gefunden hat, der einen wirklich beschuldigt hätte.
Er persönlich, so meinte Mock, werde auch nach den Nationalratswahlen wieder als Außenminister zur Verfügung stehen, aber das müssten ja ohnehin die Wähler entscheiden.
So viel von Alois Mocks Bilanzpressekonferenz, damit zurück ins Studio.
Armin Wolf hat berichtet.
Als vor nunmehr vier Monaten die sogenannte Spitzelaffäre der österreichischen Staatspolizei aufflog, war unser Land um einen innenpolitischen Skandal reicher.
Die Enthüllungen über die Stapo waren eine Art Nebenprodukt des parlamentarischen Norikum-Untersuchungsausschusses, wo Stapo-Chef Schulz freimütig über dubiose Praktiken seiner Behörde plauderte.
Unter Berufung auf eine Verordnung aus der Ära Metternich haben Österreichs Staatsschützer fast 60.000 Akten über Personen angelegt, ohne deren Wissen, versteht sich.
Inzwischen haben fast 18.000 Österreicher vom Angebot des Innenministers Gebrauch gemacht und Akteneinsicht verlangt und zum Teil schon bekommen.
Minister Franz Löschnag hatte am Höhepunkt der Affäre auch die Vernichtung von Akten in Aussicht gestellt.
Die Spitzelaffäre und die Konsequenzen daraus waren heute auch Thema einer Pressekonferenz des Innenministers Robert Stoppacher berichtet.
Der Innenminister als Spitzel-Aktenvernichter Franz Löschnag schritt heute höchstpersönlich zur Tat, sprich zum Reißwolf.
Ein wesentlicher Schritt nach vorne wird getan.
Der Reißwolf ist übrigens eine Leihgabe des Heeresnachrichtenamtes.
38.000 Spitzelakten sollen auf diese Weise in den kommenden Monaten der Vernichtung zugeführt werden.
38.000 von 59.000.
Bei den restlichen 21.000 Akten will man sich vorerst noch Zeit lassen.
Zum Teil besteht ein Bezug zu strafbaren Handlungen, wie es heißt.
Innenminister Franz Löschnack ist bemüht, allen Zweifeln entgegenzutreten, ob denn die 38.000 Akten auch tatsächlich in den Reißwolf kommen, ohne vorher kopiert worden zu sein.
Es wird die eindeutige Weisung hinausgehen, über die zu vernichtenden Akten keine Fotokopien, keine Abschriften, keine Mikroverfilmung vorzunehmen und ich gehe davon aus und soweit kenne zumindest jene Mitarbeiter in der Zentrale und einige in nachgeordneten Stellen, dass solche Weisungen auch befolgt werden.
Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass bei 38.000 Akten
vielleicht jemand einmal für sich zwei Aufzeichnungen vornimmt, aber es ist aus meinem Willen und aus dem Willen der Mitarbeiter nicht ableitbar, dass also hier irgendwas in Duplo oder in Reserve vorgenommen wird zur Aufbewahrung.
Die medienwirksame Aktion Offene Spitzelakten wird mit heutigem Tag beendet.
Insgesamt haben 18.000 Österreicher Einsicht in ihren Akt begehrt, 11.000 erhielten die Nachricht, dass über sie nichts vorliege.
Über fast 3.000 bestanden tatsächlich staatspolizeiliche Vormerkungen, bei 4.000 Anfragern wird noch gesichtet.
Auch nach dem Abschluss der Aktion Offene Akten wird es weiterhin Auskunft geben, allerdings ohne Mitwirkung der von Löschnack eingesetzten unabhängigen Juristenkommission.
Ich hoffe, dass man die gleiche Auskunft bekommt als zuvor.
Nur eines gibt es natürlich nicht mehr.
Es gibt nicht die Herren der Kommission, die sozusagen als außen hin auch Garant dafür sind, dass das, was gefragt wurde oder die Person, die gefragt hat, tatsächlich der Aktenbestand zum Gegenstand der Anfrage
der Antwort gemacht wurde, diese Kontrollmöglichkeit gibt es nicht mehr.
Es gibt nur mehr das Vertrauen auf den Innenminister und seine 30.000 Mitarbeiter.
Künftig sollen übrigens alle Akten nach spätestens 10 Jahren vernichtet werden.
Und die Staatspolizei erhält neue Richtlinien für ihre Tätigkeit.
Innenminister Löschnack bedauert in diesem Zusammenhang, dass es in dieser Legislaturperiode nicht mehr gelungen ist, das Sicherheitspolizeigesetz zu verabschieden und damit auch die Stapo auf eine gesetzliche Grundlage zu stellen.
Ein äußerst unbefriedigender Zustand, sagt auch der Grazer Rechtsexperte Prof. Bernd-Christian Funk, der Mitglied der Stapokommission ist.
Funk warf sogar die Frage auf, ob die Staatspolizei zur Sammlung von Informationen überhaupt befugt sei, wodurch eine rechtliche Grundlage fehle.
Und befragt nach seinen bisherigen Erfahrungen, was die Beurteilung der Stapo-Praxis betrifft, meinte Professor Funk heute.
Es gibt eine gewisse Neigung.
jene Bereiche zum Gegenstand von staatspolizeilichen Überwachungen zu machen, die man im weitesten Sinne als Dissidentenbereiche bezeichnen kann.
Und da ergeben sich ganz auffallende Entwicklungen, dass zum Beispiel in den 70er Jahren grüne Alternative, das waren als damalige typische Dissidentenbereiche bevorzugte
Objekte auch, oder nicht mal bevorzugt halt Objekte der Staatspolizei überwachen.
Das hat sich inzwischen geändert.
Inzwischen sind die ja arriviert und sind also zu parlamentarischen Ehren gekommen und sind daher vielleicht nicht mehr so interessant.
Nur gibt es da dann noch interessanterweise auch für mich einen verwaltungswissenschaftlich bemerkenswertes Phänomen, nämlich die Beharrung, die Beharrungstendenz.
Soviel aus dem Innenministerium und damit zurück zum Studio.
Innenminister Löschner gab heute nicht nur Auskunft über die Vernichtung von Stapuakten, er fütterte auch den Reißwolf.
Robert Stobacher hat berichtet.
Die Justizsprecher von ÖVP, SPÖ und Freiheitlichen, Michael Graf, Raimark Radischnik und Harald Ofner haben heute gemeinsam die Arbeit des Parlamentarischen Justizausschusses in der abgelaufenen Gesetzgebungsperiode bilanziert.
Einhellig haben die drei Justizsprecher auf die gute Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen, aber auch mit dem Justizminister und seinen Beamten hingewiesen.
Von den beschlossenen Gesetzen hoben sie speziell die Bedeutung des Strafrechtsänderungsgesetzes 1987 mit dem Umweltstrafrecht, das neue Jugendgerichtsgesetz, das neue Erbrecht sowie das Produkthaftungsgesetz als wichtige Reformbausteine heraus.
Näheres von Gisela Hopfmüller.
Genau 50 Gesetze, nicht mehr und nicht weniger, hat der Justizausschuss in dieser Gesetzgebungsperiode erarbeitet und der Nationalrat beschlossen.
Diese Bilanz von 50 Gesetzen stufen allerdings die Vertreter der Regierungsparteien, ÖVP-Justizsprecher Michael Graf und SPÖ-Justizsprecher Raimar Gradischnik, anders ein als der Oppositionspolitiker Harald Ofner.
Für Graf, der ja auch Obmann des Justizausschusses ist, ist die Bilanz keineswegs eine unüberschaubare Gesetzesflut.
Auch Reimer Gradischnik spricht von einer Menge Qualität.
Doch Harald Ofner bezeichnet den Rekord von 50 neuen Gesetzen als bedenkliche Flut, die den Betroffenen den Atem nehme.
Mein Appell lautet, dass man innehalten möge, sagt Ofner.
Die wichtigste Aufgabe im Justizbereich für den künftigen Nationalrat, und da herrscht eher Einigkeit unter den drei Justizsprechern, sei eine umfassende Reform des Strafprozessrechtes.
Dazu gehöre auch die Regelung des Vorverfahrens, nicht nur bei den Gerichten, sondern vor allem schon bei den Sicherheitsbehörden, womit sich ein sachlicher Anknüpfungspunkt zum geplanten Sicherheitspolizeigesetz biete.
Das Strafverfahren müsse rascher und effizienter werden.
Doppelgleisigkeiten und Reibungsverluste seien zu beseitigen.
Aber die Rechte des Beschuldigten dürften dabei nicht auf der Strecke bleiben.
Im Gegenteil, so betont ÖVP-Justizsprecher Graf, die Strafverfolger würden da und dort mehr als bisher beachten müssen, dass die Menschenrechte auch für Personen gelten, die einer Straftat verdächtig sind.
Angesichts der laufenden Großprozesse wie Norikum und Lukona gilt für Graf, Gradischnik und Ofner, die Justiz zeigt, dass sie vom Gesetz und vom Organisatorischen her die Dinge im Griff hat.
Die Politik solle sich möglichst wenig einmischen.
Und Michael Graf, ergänzt von Gradischnik und Ofner, meint weiter,
Und ich glaube, unter dem Blickwinkel wäre es auch ganz günstig, wenn die politische Konstellation so wäre, dass der Justizminister Vorreger sein Amt weiter fortsetzen könnte, weil es, gerade wenn es darum geht, Politiker anzuklagen oder nicht anzuklagen, natürlich für einen parteipolitisch gebundenen Mann so sachlich immer
der ist und sich bemüht zu sein, schwieriger sein wird, als es für einen Nichtgebundenen wäre.
Ich glaube auch, dass ein parteiunabhängiger Justizminister es leichter hat als ein Parteigebundener.
Mag der Parteigebundene auch noch so genau und gesetzestreu vorgehen, die Akzeptanz wird bei einem parteiungebundenen sicher die größere sein.
Ich darf dazu ergänzen, und ich weiß wovon ich rede,
Es hat der parteigebundene Justizminister genauso leicht oder genauso schwer wie der parteiungebundene, aber es wird ihm nicht geglaubt.
Er geht genauso strikte nach dem Gesetz vor, aber der politische Gegner will es ihm nicht abnehmen.
Sie haben ja heute noch Ihre Scheierereien, Kollege Hofer.
Überhaupt nicht, das ist ein Irrtum.
Aber der Einwurf des Kollegen Graf zeigt, worauf ich ziele.
Werden sich also alle drei Justizsprecher dafür einsetzen, dass in der nächsten Gesetzgebungsperiode der Justizminister wieder Egmont Foreka heißt?
Also ich würde es begrüßen zum Einsetzen, heute mir nicht wichtig genug.
Ja, meine Position ist nicht dermaßen, dass ich mich hier einsetzen kann oder verwenden kann, aber wenn ich gefragt werden würde, dann würde ich ebenfalls diese Antwort geben.
Ich sehe ihn sehr gerne als Justizminister, aber wer Justizminister wird, wird es auch in den Regierungsparteien sein und nicht der Opposition.
Und damit zurück ans Studio.
Die Justizsprecher von SPÖ, ÖVP und FPÖ zogen Bilanz.
Gisela Hopfmüller hat berichtet.
Der Fall Rechberger und kein Ende.
Ende der Vorwoche wurden die umstrittenen Pensionszahlungen an den ehemaligen steirischen Arbeiterkammerpräsidenten ausgesetzt.
Die Pension soll bis zur endgültigen Klärung der rechtlichen Lage bei Gericht hinterlegt werden.
Und Arbeiterkammerpräsident Vogler präsentierte ebenfalls in der Vorwoche ein AK-Reformprogramm, das unter anderem einen zweiten Fall Rechberger unterbinden soll.
Die Diskussion über den Fall Rechberger auf parteipolitischer Ebene ging heute weiter.
FPÖ-Generalsekretärin Heide Schmid nahm dazu in einer Pressekonferenz Stellung, von der Manfred Steinhuber berichtet.
Gleiches Recht für alle, fordert Heidi Schmidt.
Und sie meint damit heute ganz konkret zwei Persönlichkeiten, Alois Rechberger und Franz Franitzki.
Heidi Schmidt ist nämlich nach der morgendlichen Lektüre eines Interviews, das der Kanzler dem Profil gegeben hat, zur Meinung gekommen, es gebe viele Parallelen zwischen dem zurückgetretenen steirischen Arbeiterkammerpräsidenten und dem amtierenden Bundeskanzler.
Parallelen im Verhalten beider, aber auch Parallelen bei ihren Abfertigungen und ihren Pensionsansprüchen.
Und der Vergleich hat Heide Schmidt sicher gemacht.
Wenn man sich anschaut, wie viele Begünstigungen in beiden Verträgen drinnen sind, so kommt man zum Ergebnis, dass eigentlich die Begünstigungen, und zwar jetzt durchaus prozentuell gesehen, für den Bundeskanzler Wranicki weit größer sind.
Die Vergleichsrechnung der freiheitlichen Generalsekretärin kommt zu folgenden Ergebnissen.
Franitzkis Abfertigung von der Länderbank sei etwa dreimal so hoch wie die Rechbergers.
Sein Pensionsanspruch sei etwa um 25 Prozent höher.
Eine Pension, von der Franitzki allerdings erklärt hat, er werde sie nie in Anspruch nehmen.
Ich gönne das übrigens den Bundeskanzler durchaus.
Wie gesagt, ich stehe schon dazu, dass es für mich keine Frage ist, dass es unglücklich ist in unserem Staate, wenn jemand auf so viel verzichten muss, wenn er in die Politik geht.
Aber der Herr Wranitzki soll nicht
von Bescheidenheit soll nicht von Gleichheit und dergleichen sprechen, wie es nämlich in der Sozialdemokratie 2000 verankert ist.
Sie lesen hier, unser Ziel ist die soziale Demokratie, das bedeutet mehr Gleichheit.
Dort steht weiters, das bedeutet eine Absage an jegliche Form der Privilegiengesellschaft.
Dort steht weiters, es muss ein Einklang bestehen zwischen Theorie und Praxis.
Und dort steht weiter, unser Ziel ist mehr Solidarität, weniger Egoismus.
Dazu wollen wir die Menschen erziehen.
Und diese Zitate, im Lichte der Ereignisse gesehen, haben halt für mich schon einen sehr hohen Glaubwürdigkeitsmangel.
Das ist der Grund, warum ich das hier sage, nicht um eine Neidgenossenschaft zu wecken, sondern deswegen, weil hier ja auch sehr harte Zitate seitens des Bundeskanzlers in Richtung Rechberger gefallen sind.
Und da meine ich eben, sollte gleiches Recht für alle gelten.
Pressekonferenz der FPÖ-Generalsekretärin Heidi Schmidt-Manfred Steinhuber hat berichtet.
Die Österreicher haben nach ersten Schätzungen im Vorjahr in Summe mehr verdient als je zuvor.
Insgesamt mehr als 1.000 Milliarden Schilling.
Von dieser Summe wird ihnen heuer nach Abzug von Steuern, Sozialversicherung und Inflation auch mehr als je zuvor im Geldbörsel bleiben.
Neres von Waltraud Langer.
Nach einem Blick in die eigene Brieftasche werden es die wenigsten glauben.
Aber im Durchschnitt stimmt es.
Die Österreicher verdienen mehr als je zuvor.
Nach einer ersten Schätzung des WIFO, des Wirtschaftsforschungsinstitutes, lag das Durchschnittseinkommen im Vorjahr mit knapp 21.000 Schilling brutto erstmals über der Marke von 20.000 Schilling.
Netto wurden 15.800 Schilling verdient.
Heuer sollen es 16.700 Schilling werden.
Um die Einkommenshöhe über einen längeren Zeitraum hinweg vergleichbar zu machen, verwenden die Experten meistens das Nettorealeinkommen.
Das heißt, es werden nicht nur die Steuern und die Sozialversicherungsbeiträge von den Bruttogehältern abgezogen, sondern auch die Inflation, die Preissteigerung.
Und dabei zeigt sich eben nicht nur, dass die Einkommen jetzt so hoch wie nie zuvor sind, sondern auch, dass pro Kopf heuer gleich um monatlich 2000 Schilling netto real mehr verdient werden als noch 1984.
Ein wesentlicher Sprung nach vorne, kommentiert diese Fakten der Einkommensexperte des WIFO Alois Guga.
Denn während der ersten Hälfte der 80er Jahre sind die Einkommen noch real um etwa 3% gesunken.
In der zweiten Hälfte der 80er Jahre sind sie dagegen um 16% gestiegen.
Als Hauptgrund nennt Guga die Steuerreform, von der der Großteil der Verdiener profitierte.
Mit diesen Einkommenszuwächsen hat Österreich auch international kräftig aufgeholt.
In den letzten 20 Jahren hat es keinen Industriestaat gegeben, in dem die Einkommen prozentuell mehr gestiegen sind.
Wie sich zeigt, sind die Österreicher mit ihrem gestiegenen Einkommen in den letzten Jahren noch recht vorsichtig umgegangen.
Im Vorjahr haben sie gleich 14 Prozent ihres Einkommens gespart.
Das ist ein Sparrekord.
Sehr zur Freude der Wirtschaft rechnet das Wirtschaftsforschungsinstitut aber damit, dass diese Phase der Vorsicht abgebaut wird.
Es werden heuer deutlich höhere Ausgaben für Konsumgüter erwartet.
Keine gute Nachricht, ohne eine Einschränkung, so auch hier.
Denn selbst wenn die österreichischen Einkommen kräftig anziehen, bekommt man bei uns für dieses Geld deutlich weniger als etwa in den IG-Ländern.
Die Kaufkraft ist, wie der Einkommensexperte Guga sagt, aufgrund höherer Preise in Österreich im Bereich Lebensmittel und Industriegüter deutlich niedriger.
In Deutschland kann man sich zum Beispiel aufgrund der dort niedrigeren Preise für dieselbe Summe Geld im Durchschnitt gleich um ein Achtel mehr Waren kaufen als in Österreich.
Waltraud Langer hat informiert und jetzt im Mittagsjournal ein Hinweis auf das Radioprogramm von heute Abend.
Journal Panorama.
Ein staubiges 3000-Seelen-Dorf hoch oben in den Bergen der Republik Jemen.
Das Land im Süden der arabischen Halbinsel zählt zu den ärmsten der Erde.
Wohl wurde die Hauptstadt Sana'a fast sprunghaft modernisiert in den letzten Jahren.
Vor allem seit Anfang der 80er-Jahre im Nordosten des Landes an der wüstenhaften Grenze zu Saudi-Arabien erstklassiges Öl entdeckt wurde.
Doch auf dem Land, wo 90% der Jemeniten leben, prägt noch immer eine archaisch anmutende Gebirgslandwirtschaft den Alltag und Armut und Krankheit.
Momentaufnahmen aus einem unbekannten Land.
Frauen im Jemen.
Eine Sendung von Rita Niemann-Geiger.
Heute ab 18.20 Uhr, Programm Österreich 1 im Journal Panorama.
Dreiviertel eins war es für eine halbe Minute.
Der im Begriff eines Bayern der Volks- und Erfolgsschauspieler Walter Sedlmayr wurde gestern Abend in seiner Wohnung in München-Schwabing ermordet aufgefunden.
Sein Sekretär und Chauffeur hatte ihn gefunden.
Der unverwechselbare Grantler war einer der meistbeschäftigten Fernsehschauspieler.
Die Suche nach dem oder die Täter hat bereits eingesetzt und gesucht wird im homosexuellen Milieu.
Oliver Bendixen über den bisherigen Stand der Ermittlungen.
Einen solchen Andrang wie heute Mittag hat die Münchner Polizei seit Jahren bei keiner ihrer Pressekonferenzen erlebt.
Vor über 50 Reportern, Fotografen und Kameraleuten wurde hier vor einer halben Stunde das Ergebnis der Obduktion bekannt gegeben.
Polizeisprecher Richard Scherer.
Herr Sittelmeier lag im Bett.
Am Körper wurden Stichverletzungen festgestellt und auch Schläge gegen den Kopf.
Wie eben mitgeteilt worden ist, laut Obduktionsbericht ist Herr Siedlmaier an zentraler Lähmung bei stumpfer Gewalt gegen Kopf verstorben.
Nach Sachlage ist von einem Raubmord auszugehen.
Was aus der Wohnung fehlt, ist bisher noch nicht bekannt.
Zuletzt wurde Walter Sedlmayr am Samstagnachmittag lebend gesehen.
Gegen 15 Uhr telefonierte er mit seinem Privatsekretär, der ihn ja gestern Abend auch tot aufgefunden hat.
Der Tote, so gab ein Polizeisprecher bekannt, lag im Bett, Sie haben das bereits gehört, im Schlafzimmer der 170 Quadratmeter Altbauwohnung.
Die Wohnung war durchwührt, die Mordkommission
Es geht davon aus, dass auch Wertsachen aus dem Besitz von Walter Sedlmayr fehlen.
Sedlmayr, der nach Angaben der Kripo häufiger Männerbesuche in seiner Wohnung empfing, dürfte den Täter selbst eingelassen haben.
Spuren eines Aufbruchs wurden an der Eingangstür nicht gefunden.
Derzeit vernimmt die Mordkommission eine ganze Reihe von Bekannten Walter Sedlmayrs, auch aus dem Münchner homosexuellen Milieu.
Uns ist bekannt, dass Herr Sedlmayr sich auch in diesem Milieu aufgehalten hat und eben dann unsere speziellen Bitten und Fragen an die Bevölkerung, wer ihn und wo zuletzt gesehen hat.
Heute Nachmittag sollen auch noch einmal die Nachbarn in dem Mietshaus im Münchner Stadtteil Schwabing gehört werden, denn sie könnten es sein, die den Mörder beim Verlassen des Hauses gesehen haben.
Den Tatzeitpunkt konnte die Polizei noch nicht genau eingrenzen.
Der Mord, so gab ein Kripo-Sprecher bekannt, muss irgendwann zwischen Samstagnachmittag und Sonntagmittag geschehen sein.
Walter Sedlmayr wurde ermordet, den neuesten Ermittlungsstand hörten sie von Oliver Bendigsen.
Derzeit sind in Wien die Dreharbeiten von Marlina, der Verfilmung des gleichnamigen Ingeborg-Bachmann-Romans, im Gange.
Der deutsche Film-, Opern- und Theaterregisseur Werner Schröter verfilmt Marlina nach dem Drehbuch von Elfriede Jelinek.
Die zentrale Rolle der Autorin Ingeborg Bachmann verkörpert die Französin Isabel Huppert.
Die Titelrolle des Malina spielt der Deutsche Mathieu Carrière.
Karin Baur besuchte das Filmteam der Dreharbeiten in der Wiener Ungergasse.
Regisseur Werner Schröter und die österreichische Kamerafrau Elfie Mikesch beim Drehen vor dem Bachmannhaus in der Wiener Ungargasse.
Werner Schröter hält es für besonders vorteilhaft, als Nicht-Österreicher den Bachmann-Roman Malina zu verfilmen.
Ich bin ja kein Österreicher, deswegen habe ich einen fremderen Blick.
Aber da die Ingeborg Bachmann auf das Leben sowieso einen ganz fremden Blick hat, geht das sicherlich.
Es ist auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Stoff.
Man darf nicht vergessen, dass der Roman, dieser einzige Roman, den sie geschrieben hat, ist ein Zeugnis der Selbstauflösung.
Und ich versuche zu verknappen und die Situation sinnlich zu machen.
Sicherlich entsteht was Neues dadurch.
Die Verfilmung eines solchen Romans
ist ja auch nicht die Illustration mit Bildern, sondern ein Umdenken, Umschaffen, nicht?
Und das ist wunderbar, dass Elfriede Jelinek, liebe Freundin von mir, das geschrieben hat.
Ich finde es richtig, dass die Hauptrolle gespielt wird von einer Französin.
Das heißt, es wird viel transparenter.
Und Isabelle Hubert arbeitet zwischen extremem Gefühl und totaler Kälte.
Das ist fantastisch schön.
Wofür die zweite?
Du kannst sprechen, Malina.
Wenn ich sage, dass die Magnolias im Park in Blumen sind, dann sagst du, dass du mir einen neuen Rübbern für meine Schreibmaschine kaufst.
Isabelle Huppert ist als Autorin Ingeborg Bachmann in fast jeder Filmszene präsent.
Sie wirkt sehr konzentriert und mit ihren aufgesteckten rotblonden Haaren und plastisch schmücktem Gesicht sehr zerbrechlich.
Die Isabel schreckt ja vor nichts zurück.
Da ist sie mir wirklich ähnlich.
Sie schreckt vor nichts zurück.
Und sei es, dass sie auf einer Felskante balanciert, was 100 Meter in den Abgrund geht.
Die sind zwar nie gezwungen von mir.
Oder dass sie Mumien umarmt in der Michaeli-Kirche.
Das ist für die überhaupt kein Problem.
Ein ganz starker, zarter Mensch.
Hundige Lügen, eine Boßhaftigkeit hat sie auch.
So lässt Isabelle Huppert Journalisten stundenlang warten, bevor sie ihnen dann kurz erklärt, dass sie keine Interviews geben wird.
Ihre Filmpartner hingegen, der deutsche Mathieu Carrière in der Rolle des Malina und Ivan-Darsteller Jean Dogai aus Ungarn, unterbrachen sofort ein spannendes Schachspiel, um über ihre Rollen zu sprechen.
Malina ist wahrscheinlich all das, was diese Frau an sich nicht mag, was sie aber zum Überleben braucht.
Sie ist ein Gespenst.
Sie ist ihr Schatten.
Und dafür rächt er sich dann auch zum Schluss.
Man könnte auch sagen, es ist halt der Mann, mit dem sie seit 20 Jahren zusammenlebt.
Mit dem nichts mehr läuft, deswegen holt sie sich einen neuen.
Also zuerst schaut es so aus, als sei zum Beispiel die Figur von Ivan durchaus und überaus simpel beschrieben.
Aber das täuscht.
Was für mich interessant ist, ist diese zentrifugale Kraft, die einen bestimmten Austausch zwischen den Personen macht.
Aber auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass sie beide Figuren empfindet.
Denn sie lässt dem Ivan ja auch keine Chance.
Sie lässt überhaupt keinen Mann eine Chance.
Weil sie die Männer immer nur erfindet.
Weil sie die autonome Existenz der Männer nicht ertragen kann.
Und deswegen projiziert sie auch dauernd auf Ivan.
Ja, aber wir kommen ja nicht zu Wort.
Wir kommen ja nicht zu Wort.
Das ist ein Frauenfilm.
Frau hat den Roman geschrieben, Frau hat das Drehbuch geschrieben, Frau macht Kamera, Frau macht Regie, stimmt nicht, aber die Identifikation ist eben so stark, dass man auch schon sagen kann, Werner ist die Bachmann.
Und Isabelle Huppert ist dauernd im Bild.
Deswegen haben wir Männer eigentlich nur so eine leicht parasitäre Existenz in diesem Stoff.
Ja, dagegen müssen wir uns halt wehren.
Die Dreharbeiten von Malina in Wien dauern noch bis zum 23.
Juli.
Die Welturaufführung ist für Mitte Jänner 1991 vorgesehen.
Die erste Ausstellung im Museum des 20.
Jahrhunderts nach Bekanntgabe des neuen Museumsdirektors heißt Zeichen im Fluss und liegt ganz auf dem neuen Osteuropakurs der neuen Leitung.
Rund 80 Werke von Künstlern aus der GSFR, Jugoslawien, Ungarn und Österreich beschäftigen sich mit vorwiegend gesellschaftspolitischen und geschichtlichen Themen, Robert Bilek berichtet.
Oststaatsgrenze heißt die mehrteilige Fotoarbeit des Japaners Seiji Furuya, die man beim Betreten der Ausstellung erblickt.
Schwarz-Weiß-Bilder von Österreichs Ostgrenze zur Tschechoslowakei, zu Ungarn und Jugoslawien, aufgenommen im Jahr 1983.
Wälder und Felder, Stücke idyllischer, unschuldiger Natur und doch Orte, an denen Flüchtlinge erschossen wurden, Flugzeuge abgestürzt sind, Orte, an denen der eiserne Vorhang zum Zeichen brutaler Menschentrennung wurde.
Mit solchen Zeichen, Symbolen und Denkmälern und deren Veränderung durch die Entwicklung in Osteuropa beschäftigen sich auch die Arbeiten der anderen Künstler dieser Ausstellung.
Der neue Vizedirektor des Museums und Ausstellungsmacher Wolfgang Drexler.
Ich glaube auch nicht, dass es so viel mit Politik zu tun hat, direkt, wie man es allgemein nennt, als vielmehr mit den Fragen nach Geschichte, Gegenwart und Zukunft und welche Position dem einzelnen Menschen dabei zukommt.
Ich glaube, das haben die Künstler formuliert mit diesen Werken.
Das Wesentliche, glaube ich, ist der Bezug auf das Individuelle, der Einzelpersönlichkeit.
Und das ist der große Unterschied dieser Kunst der 80er Jahre, jetzt beginnenden 90er Jahre, gegenüber zum Beispiel wirklicher Politkunst der 60er oder 70er Jahre.
In beklemmenden Installationen kombiniert er etwa die slowenische Gruppe Irwin, Symbole totalitärer, staatlicher und klerikaler Macht, mit den Ikonen der modernen Kunst.
Der Prager Maler Stanislav Diviš formt das Muster eines Aufmarschplans für die Spartakiade zu einem abstrakt-geometrischen Gemälde um.
Der Ungar Laszlo Feher demonstriert in seinen Bildern das Verhältnis zwischen Individuum
und den monumentalen Manifestationen der Macht.
Und Johanna Kandl aus Österreich verweist auf die Kontinuität eben dieser Macht, quer durch die unterschiedlichsten politischen Systeme.
Über allem schweben frei nach Gauguin und Wolfgang Bauer die Fragen, wer sind wir, woher kommen wir und wohin gehen wir?
Und wird das Emblem Hammer und Sichel nahtlos durch das Emblem Coca-Cola ersetzt werden?
Der Satz von Hammer und Sichel durch Coca-Cola, das ist ja eine Gefahr.
der sich zum Beispiel diese Länder, die erst jüngst ihre Freiheit gewonnen haben, auseinandersetzen müssen.
Sie müssen sich ja fragen,
Jetzt haben wir etwas abgebaut.
Wodurch wird das ersetzt?
Es ist nur zu wünschen, dass Sie es selbst ersetzen können und dass es nicht von außen ersetzt wird.
Bemerkenswert an der Ausstellung Zeichen im Fluss ist, dass der bisherige Interims- und jetzige Vizedirektor des Museums, Wolfgang Drexler, damit bereits jene programmatischen Ankündigungen einlöst, die der neue Museumsdirektor, Laurent Häge, erst vor wenigen Tagen gemacht hat.
Laurent Hägi war ja auch einer der Kuratoren und Katalogschreiber der Ausstellung, die nun wohl perfekt in sein Ostkunstkonzept passen dürfte.
Drexler jedenfalls dementiert die kolportierten Gerüchte über Differenzen mit dem neuen Museumsdirektor.
Ich glaube, dass die Zusammenarbeit sehr gut klappen wird, da wir uns ja einige Zeit kennen und auch befreundet sind.
Wie im Konkreten die Zusammenarbeit ausschaut,
jetzt auf alle drei Personen bezogen, so kann man das vielleicht irgendwie so formulieren, Loren Heggi wird das Museum mit den beiden Häusern führen und auch mit Ausstellungen versorgen, inhaltlich denken.
Bogner ist zuständig für die Errichtung des gesamten Museumsquartiers, ein Teil davon ist das Museum moderner Kunst,
Und in dem Zusammenhang bin ich sein konkreter Ansprechpartner und habe eigentlich mit ihm die Neukonzeption des Museums vorzunehmen, auch struktureller Art.
Und im Mittagsjournal drei Minuten vor eins nun noch einmal ins Nachrichtenstudio.
Sowjetunion.
Die Sowjetrepublik Ukraine hat sich für unabhängig erklärt.
Das ukrainische Parlament beschloss mit großer Mehrheit die Gesetze der Republik über die gesamtsowjetischen Gesetze zu stellen.
Die nach Russland zweitgrößte Sowjetrepublik beansprucht ferner das Recht eine eigene Armee aufzustellen sowie eine eigene Währung einzuführen.
Über dies wird eine ukrainische Staatsbürgerschaft geschaffen.
Präsident Gorbatschow und der westdeutsche Bundeskanzler Kohl setzen heute ihre Verhandlungen über die zukünftige Bündniszugehörigkeit eines vereinten Deutschlands fort.
Es zeichnen sich Fortschritte bei den Verhandlungen ab.
Bereits gestern ließen beide Delegationen durchblicken, dass in Sachen NATO-Mitgliedschaft Deutschlands ein Kompromiss möglich sei.
Weiteres wichtiges Thema der Begegnung Gorbatschow-Kohl dürfte neue Wirtschaftshilfe der Bundesrepublik Deutschland für die Sowjetunion sein.
Philippinen.
Ein heftiges Erdbeben hat das Gebiet um Manila erschüttert.
Die Erdstöße erreichten etwa Stärke sechs Nachrichter.
Über die Folgen liegen vorerst nur unvollständige Berichte vor.
Soweit bis jetzt bekannt ist, sind mehrere Gebäude eingestürzt.
Mindestens 30 Studenten wurden getötet, als ein fünfstöckiges Haus in sich zusammenfiel.
Österreich.
Die beschädigte Autobahnbrücke im Inntal bei Kufstein ist so weit abgestützt, dass die Westbahnstrecke unter der Brücke teilweise wieder freigegeben werden kann.
Von heute Nachmittag an sollen zunächst Güterzüge verkehren.
Wann wieder Personenzüge die Inntalstrecke passieren können, ist noch nicht bekannt.
Europäische Gemeinschaft.
In Brüssel findet heute die erste Ratssitzung der Außenminister der EG unter dem neuen Vorsitz Italiens statt.
Zur Diskussion stehen die Beziehungen der EG zu den Ländern Mittel- und Osteuropas sowie zu den Staaten des Mittelmeerraumes.
Nach Österreich, der Türkei und Zypern will Malta einen Antrag auf EG-Mitgliedschaft stellen.
Österreich.
Außenminister Mock hat eine positive Bilanz seiner bisherigen Amtszeit gezogen.
Als wichtigste Ereignisse seiner Tätigkeit als Außenminister nannte Mock die Verabschiedung des Wiener Dokumentes zum KSZI-Prozess und den EG-Beitrittsantrag.
Zum Thema EG bemerkte er, es wäre falsch zu glauben, der Beitritt sei eine gelaufene Sache.
Widerstände seien weiterhin spürbar.
Österreich sei allerdings Beitrittskandidat Nummer 1.
Als nicht zufriedenstellend bezeichnete Mock im Zusammenhang mit seinem Ressort die Aufwendungen für kulturelle Initiativen im Ausland sowie für die Entwicklungshilfe.
Jetzt noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Meist sonnig und warm.
Das war ein Mittagjournal am Montag.
Im Namen von Redaktion und Technik verabschiedet sich Christel Reis nach einem schönen Nachmittag.
Ernste diplomatische Verstimmung zwischen Kuba und Spanien nach Eindringen kubanischer Polizisten in die spanische Botschaft
Mitwirkende:
Mauersberger, Volker [Gestaltung]
Datum:
1990.07.16 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Extrem stark gestiegene Nachfrage nach Wohnungen, dementsprechender Preisanstieg durch das relativ geringe Angebot. Immoboom durch Geldentwertung
Mitwirkende:
Stipsicz, Karl [Gestaltung]
Datum:
1990.07.16 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Technik
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Einblendung: Michael Graff, Harald Ofner, Reimar Gradischnig
Mitwirkende:
Hopfmüller, Gisela [Gestaltung]
, Graff, Michael [Interviewte/r]
, Gradischnig, Reimar [Interviewte/r]
, Graff, Michael [Interviewte/r]
Datum:
1990.07.16 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
;
Politik Österreich
;
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Bericht über den von Unterdrückung und Armut geprägten Alltag von Frauen im Jemen
Mitwirkende:
Nieman-Geiger, Rita [Gestaltung]
Datum:
1990.07.16 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Einblendung: Polizeisprecher Richard Scherer
Mitwirkende:
Bendixen, Oliver [Gestaltung]
, Scherer, Richard [Interviewte/r]
Datum:
1990.07.16 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten