Mittagsjournal 1992.10.17

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag, zum Mittagsjournal begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Ein Auszug aus der Themenliste.
    Wir erwarten einen Beitrag über die Trauerfeierlichkeiten für Willy Brandt.
    Wir erörtern weitere Konsequenzen der Ergebnisse des EG-Sondergipfels von Börmingen, informieren über die
    die Zukunft des österreichischen Handels im EWR, berichten über einen Vorstoß der Wirtschaftsstaatssekretärin Fekter, eine Art Schnupperlehre für Lehrer einzuführen.
    Lehrer sollten demnach selbst einmal in einer Firma gearbeitet haben, bevor sie den Schülern Wirtschaftswissen vermitteln, lautet der Vorschlag.
    Im Journal zu Gast ist heute Frauenministerin Johanna Donal.
    Als weitere Themen geplant sind unter anderem Informationen über einen Kongress von Spezialisten der plastischen Chirurgie, sowie über die Volkstheaterpremiere von Edward Bonds Stück »Die See«, ein Stück, das das Phänomen Fremdenangst thematisiert.
    Erster Programmpunkt, die Meldungsübersicht heute Mittag von Elisabeth Manas.
    Es liest Josef Wenzel-Chnatek.
    Deutschland.
    Mit einem feierlichen Start, sagt er, weist Deutschland dem verstorbenen Altbundeskanzler Willy Brandt heute die letzte Ehre.
    Bundespräsident Richard von Weizsäcker hielt vor etwa 1600 Trauergästen aus dem In- und Ausland im Berliner Reichstagsgebäude die Trauerrede.
    Weizsäcker würdigte Brandt als Versöhner der Deutschen.
    Willy Brandt habe eine Epoche geprägt, sagte der Bundespräsident.
    In diesem Zusammenhang hob von Weizsäcker die Ostpolitik Brandts hervor.
    Nach einem militärischen Zeremoniell wird Willy Brandt im engsten Freundes- und Familienkreis beigesetzt.
    Europäische Gemeinschaft.
    Ohne konkrete Ergebnisse ist das Sondergipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der EG in Birmingham beendet worden.
    In einer allgemein gehaltenen Erklärung wird lediglich die Absicht bekräftigt, die EG Bürger näher zu machen und gemeinsam weiter in eine Europäische Union zu entwickeln.
    Die europäische Einigung dürfte jedoch nicht dazu führen, dass die politischen Entscheidungen in Europa unnötig zentralisiert würden, heißt es in dem Dokument.
    Norwegen.
    Das Parlament in Oslo hat am Abend den EWR-Vertrag ratifiziert.
    Für das Abkommen zur Schaffung eines europäischen Wirtschaftsraumes stimmten 130 Abgeordnete.
    35 waren dagegen.
    Der Abstimmung war eine zweitägige, hitzige Debatte vorausgegangen.
    Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland bezeichnete die Ratifizierung des EWR-Vertrags als lebenswichtig für die Wettbewerbsfähigkeit ihres Landes.
    Frau Brundtland befürwortet die EG Vollmitgliedschaft Norwegens.
    Bosnien-Herzegowina.
    Serbische Truppen haben im Norden Bosniens offenbar zum entscheidenden Angriff gegen mehrere Städte und muslimisch-kroatische Stellungen angesetzt.
    Zentren der schweren Kämpfe sind wieder die Städte Gradacac und Brčko.
    Die Stromversorgung in Sarajevo war nur kurzfristig intakt.
    Nach einem Artilleriebeschuss brach sie wieder zusammen.
    Kroatien.
    Das Parlament in Zagreb hat die Immunität von drei rechtsextremen Abgeordneten aufgehoben.
    Damit können die drei Politiker der kroatischen Partei des Rechts strafrechtlich verfolgt werden.
    Sie werden des Terrorismus beschuldigt.
    Ferner wird ihnen vorgeworfen, Pläne zum gewaltsamen Sturz der Regierung ausgearbeitet zu haben.
    Nordirland.
    Der Terror rund um die Nordirland-Problematik dauert an.
    Am Abend wurde auf eine Bar in Belfast ein Anschlag verübt.
    Dabei kam eine junge Frau.
    Sie war Mitglied des politischen Flügels der IRA ums Leben.
    Vom Täter fehlt jede Spur.
    Er war in das überfüllte Lokal eingedrungen und hatte das Feuer auf die Menge eröffnet.
    Guatemala.
    Die neue Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú wird von der Bevölkerung begeistert gefeiert.
    Die Regierung scheint verärgert.
    Das Außenministerium in Guatemala City meinte, Rigoberta Menchú gehöre zu jenen Gruppen, die Guatemala in Gefahr gebracht hätten.
    Man erwarte nun, dass sie ihren Einfluss zugunsten einer friedlichen Lösung der Probleme des Landes geltend machen werde.
    Ägypten, Vereinte Nationen Nach einem Hilferuf der Regierung in Kairo haben die Vereinten Nationen zur Unterstützung der Erdbebenopfer in Ägypten aufgerufen.
    Durch das Erdbeben sind in der ägyptischen Hauptstadt mindestens 10.000 Wohnungen zerstört worden.
    Mehr als 500 Personen kamen bei dem Beben um.
    In Zusammenarbeit mit der italienischen Regierung und den Vereinten Nationen wurden bereits zwei Flugzeuge mit humanitären Gütern nach Kairo entsandt.
    Ein dritter Hilfsflug wird in Kürze erwartet.
    USA.
    Alaska feiert in diesen Tagen die 125-jährige Zugehörigkeit zu den Vereinigten Staaten.
    1867 verkaufte Russland das Gebiet für 7,2 Millionen Dollar an Washington.
    Alaska ist mit 1,5 Millionen Quadratkilometern viermal so groß wie Deutschland.
    Der Quadratkilometer kostete keine 5 Dollar.
    Die USA bezahlten damals mit einem Scheck
    Morgen ist der Jahrestag dieser Vereinbarung.
    Am Montag wird der sogenannte Alaska-Tag als offizieller Feiertag begangen.
    Die Einheimischen feiern allerdings schon seit einer Woche, unter anderem mit Paraden, Konzerten, Mountainbike-Rennern und Sack-Hüpf-Wettbewerben.
    Und jetzt zum Wetter an diesem Wochenende.
    Gerhard Steiner dazu mit Details.
    Der Herbst zeigt sich an diesem Wochenende von seiner feuchtkalten Seite.
    Es bleibt trüb und regnerisch.
    Die Meldungen von 12 Uhr.
    Wien bedeckt Bodennebel 8 Grad, Eisenstadtnebel 7, St.
    Pölten und Linz bedeckt 8 Grad, Salzburg bedeckt 6, Innsbruck stark bewölkt 8,
    Bregenz Regen 6 Grad, Graz Nieselregen 8 und Klagenfurt Regen 8 Grad.
    Lücken in dieser dichten Wolkendecke gibt es nur vereinzelt am Nordrand der Alpen.
    In Kärnten und Osttirol wird der Regen stärker, es bleibt aber noch relativ mild.
    In Westösterreich dagegen dreht der Wind demnächst auf Nordwest und bringt damit kalte Luft.
    In München gibt es zur Zeit schon Schneeregen und auch in Vorarlberg und Tirol wird die Schneefallgrenze bis zum Abend unter 1000 Meter sinken.
    Nachmittags Temperaturen heute noch 7 bis 12 Grad.
    Die einzige Änderung morgen Sonntag, die Kaltluft dringt am Vormittag bis in den Osten vor.
    Das bedeutet, dass es bis 500 oder 600 Meter herab schneien kann.
    Temperaturen morgen früh zwischen 0 und 7, tagsüber 3 bis 8 Grad.
    Lediglich in Unterkärnten und in der Südsteiermark wird es etwas wärmer sein.
    Danke Gerhard Steiner.
    Zurück zum gestern Abend beendeten EG-Sondergipfel in Börmingen.
    Ein Gipfel der beschränkten Hoffnung, wie er schon vor dem Abschluss der Konferenz eingeschätzt wurde.
    Aber auch die Schlusserklärung signalisiert nicht gerade entscheidende Weichenstellungen.
    Das war auch offensichtlich nicht erwartet worden.
    Frage an Günther Schmidt in Brüssel, wenn man sich aber noch einmal ganz konkret die Abschlusserklärung der EG-Staats- und Regierungschefs vor Augen führt, welche sind denn nun am Tag danach bilanziert die letztlich doch greifbaren Resultate?
    Ja, die greifbaren Resultate liegen zunächst einmal im Wirtschaftlichen auch.
    Man sagt, die schlechte Stimmung in Europa, was die EG betrifft, was alles andere betrifft, hängt auch mit der schlechten Wirtschaftslage zusammen.
    Konjunkturkrise in etlichen Staaten, die Probleme mit Deutschland, dass Deutschland nicht Wachstumslokomotive sein kann, weil es in Ostdeutschland ziemlich stark engagiert ist.
    Und da sagt man, die EG, die bringt jetzt in ihrem Binnenmarkt automatisch ein Wachstum von 5%, ein zusätzliches Wachstum.
    Um diesen Binnenmarkt, der am 1.1. in Kraft tritt, erfolgreich zu machen, braucht man etliches von dem, was im Vertrag von Maastricht drinnen steht.
    Das ist also jetzt einmal ein Erklärstück.
    wie man also den Bürgern den Vertrag näher bringen will.
    Das zweite ist, und da hat es ziemliche Diskussionen am Nachmittag gegeben zwischen den Deutschen und den Franzosen vor allem, dass man sagt, die GATT-Runde, dieses Welthandelsabkommen, das muss jetzt endlich abgeschlossen werden.
    Die Deutschen drängen drauf, weil sie für ihre Industrie hier neue Impulse sehen.
    Die Franzosen bremsen ja eher, weil ihre Landwirte da etwas nachgeben müssen.
    Man hat sich darauf geeinigt, man will weitermachen, man will versuchen, noch in diesem Jahr
    Obwohl es in Amerika diese Wahlen jetzt gibt, aber trotzdem in diesem Jahr noch diese GATT-Gespräche abzuschließen, auch davon erwartet man sich ein inflationsfreies Wachstum für Europa.
    Das ist das eine.
    Das andere ist jetzt rein atmosphärisch.
    Da gibt es diese Erklärung von Birmingham, da hat man sich ganz bewusst bemüht, sie in einer einfachen Sprache zu halten, nicht in diesem üblichen Diplomaten-Kauderwelsch, sondern es sollen ja die Menschen verstehen.
    Und da nimmt man sich zum Beispiel vor, dass man den Bürgern die Vorteile der Gemeinschaft vor Augen führt.
    Also irgendeine Art von Werbekampagnen wird es wahrscheinlich nicht werden, aber halt die Verpflichtung der Politiker aktiv zu informieren.
    Und man versucht auch den Bürgern klarzumachen, dass diese Unionsbürgerschaft, die es geben wird in der Europäischen Union,
    zusätzliche Rechte und zusätzlichen Schutz bringt, aber in keiner Weise die nationalen Staatsbürgerschaften wegnimmt.
    Das ist also ungefähr so wie der Trost für die Brautmutter.
    Du verlierst ja keine Tochter, sondern du gewinnst in Wirklichkeit einen Sohn.
    Nun, diese Absichtserklärungen, mehr Bürgernähe, künftig weniger EG, Zentralismus, diese Erklärungen klingen so nach Lippenbekenntnissen.
    Der Weg, diese Forderungen auch substanziell zu verwirklichen, erscheint aber steinig.
    Dieser Weg ist sicherlich steinig, weil das hineingeht dann in die ganze Vorgangsweise, in die interne Organisation der EG.
    Interessant ist, dass die so oft angegriffene EG-Kommission, also die Zentralbeamten, eigentlich die brauchbarsten Vorschläge gemacht hat, was man da tun kann.
    Man will direkt an die nationalen Parlamente gehen.
    Hier in Brüssel, die Lobbyorganisationen, wir Journalisten, wir bekommen jedes Buch, wir wissen von allem relativ früh, aber die Bevölkerung, die Parlamentarier vor allem, die interessieren sich oft nicht dafür und die bekommen es auch nicht.
    Die wissen auch oft nicht, wonach sie fragen sollten.
    Da will man also ganz konkrete Schritte setzen, um dieses Europa doch transparenter zu machen.
    Im Vorfeld des Gipfels von Birmingham, Herr Schmidt, war die Rede davon, dass sich wegen der EG-Turbulenzen Österreichs Beitrittsverhandlungen verzögern konnten.
    Nun sind ja auch nach diesem Gipfel die Mitgliedstaaten offenbar ganz auf sich selbst, auf ihre eigenen Probleme konzentriert.
    Ist da das Interesse an einer EG-Erweiterung nicht eher wieder geschwunden?
    Nein, da ist interessanterweise eine ganz
    interessante Entwicklung jetzt ins Laufen gekommen, die zunächst einmal noch so ein bisschen unter der Oberfläche dahinsimmert.
    Denn natürlich hat man nicht über Erweiterung gesprochen, man hat andere Sorgen jetzt.
    Aber, und das hängt jetzt mit dem dänischen Problem zusammen, man sagt jetzt, und es sind immer mehr Länder offensichtlich, die dazu neigen, dass sie sagen, wir haben bisher zwei Vorbedingungen gestellt für die Aufnahme von Verhandlungen.
    Das eine war,
    Wir müssen über das sogenannte Delors-II-Paket uns einig werden.
    Das ist also das mittelfristige Finanzkonzept.
    Dabei bleibt man.
    Das geht nicht, wenn man nicht weiß, wie das Budget ausschauen soll, dass man dann Beitrittsverhandlungen führt.
    Aber die zweite Vorbedingung, dass alle zwölf Staaten, also auch Dänemark, vor Beginn von Beitrittsverhandlungen den Vertrag von Maastricht ratifiziert haben müssen,
    Da beginnt man jetzt nachzudenken, ob das denn sinnvoll sei oder ob man diese Forderung nicht fallen lassen könnte.
    Und zum Beispiel der deutsche Bundeskanzler Kohl hat gestern ziemlich deutlich hingewiesen darauf, dass das einen ganz guten Sinn geben könnte, auch die Dänen vielleicht dazu zu bringen, doch bei der nächsten Volksabstimmung mit Ja zu stimmen, wenn sie sehen, dass ihre skandinavischen und nordischen Freunde, die Finnern und die Schweden, schon in Verhandlungen für den Beitritt
    zu diesem Vertrag von Maastricht sind.
    Also man erwartet sich von da tatsächlich auch eine gewisse skandinavische Komponente.
    Die Dänen haben ja gemeint, sie sind lieber mit ihren nordischen Brüdern zusammen, als da in dieser Großen Union klein bei Deutschland oder angehängt an Deutschland irgendwo.
    Dieses Argument kann man natürlich damit entkräften, wenn man sagt, bitte, wenn Finnland, wenn Schweden auch dabei ist, vielleicht auch Norwegen eines Tages,
    Dann haben die skandinavischen Länder im Ministerrat sowieso schon fast eine Sperrminderheit.
    Das heißt, sie können dann praktisch jede weitere Entwicklung verhindern, wenn sie wollen.
    Und das würde bedeuten, dass dann doch die offiziellen Verhandlungen schon beginnen könnten, bevor Dänemark den Vertrag von Maastricht ratifiziert.
    Danke, Günther Schmidt, für das Gespräch.
    Zwar ist es nicht mehr ganz so sicher, dass der EWR, der Europäische Wirtschaftsraum, fristgerecht am 1.
    Jänner 1993 in Kraft tritt.
    Die Weichen sind aber auf alle Fälle gestellt.
    Für den österreichischen Konsumenten und für den Handel hat der Europäische Wirtschaftsraum und ein möglicher EG-Beitritt sichtbare Folgen.
    Das Warenangebot im Lebensmittelhandel wird deutlich steigen.
    Preise durch den stärkeren Konkurrenzdruck aller Voraussicht nach sinken.
    Doch Sorgen müssen sich vor allem die Arbeitnehmer im Handel machen, denn viele Arbeitsplätze werden verschwinden.
    Aber auch einige Händler werden der stärkeren Konkurrenz nicht mehr standhalten können und den Rollbalken für immer herunterlassen müssen.
    Aus Brüssel, Neheres von Dieter Bornemann.
    Das Warenangebot in den Supermärkten wird deutlich zunehmen.
    Die Preise werden durch steigenden Konkurrenzdruck sinken.
    Die Freihandelszone EWR wird vom österreichischen Handel als Generalprobe für die EG angesehen.
    Dass Österreich von schlechten Nahrungsmitteln aus dem Ausland überschwemmt wird, ist keine Gefahr, denn letztendlich bestimmt der Konsument, was ihm schmeckt und was er kauft.
    Der deutsche Albrecht Mulfinger, in der EG-Generaldirektion in Brüssel zuständig für Klein- und Mittelbetriebe, sieht die Auswirkungen des EWRs und der EG auf den österreichischen Handel und vor allem den Konsumenten positiv.
    Wir gehen davon aus, dass der
    Ein einziger Binnenmarkt dazu führt, dass mit der Beseitigung der Binnengrenzen eine größere Produktvielfalt den Verbrauchern angeboten werden kann.
    Das heißt, die Handelsunternehmen haben die Chancen, hier
    ihr Angebot dadurch zu vergrößern, dass sie mehr Produkte aus anderen Gemeinschaftsländern hinzunehmen.
    Wir sagen, der Verbraucher muss entscheiden.
    Es darf nicht eine nationale Regierung sein, die entscheidet, welche Produkte ins Land hereingelassen werden dürfen und nicht.
    Wir sagen deswegen, Produkte, die in einem Land vermarktet werden,
    müssen auch in einem anderen Land zugelassen werden.
    Der österreichische Handel hat keinen Grund, sich vor dem EWR und der EG zu fürchten.
    Er ist schon lange europareif, so der ranghohe EG-Beamte Mulfinger.
    Viele heimische Unternehmen sind fest in der EG verwurzelt und wichtige Handelspartner.
    Österreich ist der fünftgrößte Exporteur in die EG und für Waren aus der EG ist Österreich sogar der drittwichtigste Handelspartner.
    Aber es wird nicht nur lachende Gesichter geben, wenn Österreich in die EG kommt.
    So dürften tausende Arbeitsplätze im heimischen Handel verloren gehen.
    Und einige Händler werden dem größeren Konkurrenzdruck nicht mehr standhalten können und verschwinden.
    Es wird Verlierer quer durch die Branche geben, räumt die Bundeswirtschaftskammer ein.
    Das Kreislersterben wird auch in Österreich weitergehen.
    Denn weltweit nehmen die Supermärkte zu und verdrängen die kleinen Händler.
    Darauf hat die EG aber keinen Einfluss, denn die nationalen Regierungen erlauben es, dass Supermärkte gebaut werden.
    Mit einem Ansturm ausländischer Handelsketten auf den kleinen und ohnehin gut besetzten österreichischen Markt ist nicht zu rechnen.
    Denn es werden europaweit keine neuen Handelsketten mehr aufgebaut, sondern nur bestehende aufgekauft.
    Ausländische Anbieter werden nur in Branchen nach Österreich kommen, wo der Konkurrenzdruck noch relativ klein ist, etwa bei Spielwaren oder im Textilhandel.
    Den freien Warenverkehr wird es im EWR noch nicht geben, da es keine gemeinsame Zollunion zwischen EG und EFTA-Ländern, denen auch Österreich angehört, gibt.
    Die Grenzkontrollen fallen auch in Zukunft nicht weg.
    Dieter Bornemann hat berichtet.
    Mit einem feierlichen Staatsakt erweist Deutschland dem verstorbenen Altbundeskanzler Willy Brandt heute die letzte Ehre.
    Dazu im Folgenden ein von Kurt Rammersdorfer gestalteter Beitrag.
    Es war ein letzter und ausdrücklicher Wunsch von Willy Brandt und so erklingt zu Beginn des Staatsaktes die siebte Sinfonie von Franz Schubert, die Unvollendete.
    Claudio Bardo dirigiert die Berliner Philharmoniker, ein Orchester, zu dem der ehemalige Regierende von Berlin eine besondere Beziehung hatte.
    Es war sein Orchester.
    Viele Jahre hat er die Geschicke und Geschichte der Stadt entscheidend mitgeprägt.
    Willi nannten ihn seither die Berliner und nicht nur sie.
    Kumpelhaft und doch auch ein Zeichen des Respekts.
    Ein Markenzeichen deutscher Nachkriegspolitik.
    Heute weht die deutsche Fahne vor dem Reichstag, vor zwei Jahren zur deutschen Einheit gehisst, auf Halbmast.
    Im Inneren des Reichstages hat sich politische Prominenz, angereist aus der ganzen Welt versammelt, um Abschied vom Politiker, aber vor allem auch vom Menschen Willy Brandt zu nehmen.
    Der französische Staatspräsident Mitterrand ist da, blass, sichtlich geschwächt.
    Er soll in Birmingham einen leichten Schwächeanfall erlitten haben.
    Der spanische Premier Felipe González, den eine enge Freundschaft mit Brandt verbannt.
    Auch der österreichische Kanzler Franitzki erweist dem Verstorbenen die letzte Ehre.
    Gemeinsam mit Bruno Kreisky hat er noch vor wenigen Jahren den 75.
    Geburtstag von Willy Brandt gefeiert.
    Auch Michael Gorbatschow ist gekommen, er hat es doch geschafft, nach Berlin zu fahren.
    Nur eine Person ist nicht da, die frühere Frau von Brandt, die Norwegerin Ruth.
    33 Jahre war sie mit ihm verheiratet, bis zur Scheidung vor zwölf Jahren.
    Auf ausdrücklichen Wunsch der Brandt-Witwe, Irmgard Seebacher-Brandt, war sie nicht eingeladen worden.
    Nicht einmal der Tod von Willy Brandt machte es möglich, die Kluft zwischen den beiden zu schließen.
    Die Spitzen der Bundesrepublik sind alle anwesend.
    Willy Brandt hat es verstanden, sich auch beim politischen Gegner Anerkennung und Respekt zu verschaffen.
    Bundespräsident Richard von Weizsäcker, selbst einmal regierender Bürgermeister von Berlin, erinnert an den Staatsmann Willy Brandt.
    Wir trauern in Berlin, der Stadt, in die er uns gerufen hat, im Vereinigten Deutschland,
    im Westen und im Osten von Europa, in aller Welt, die uns mit ihren hier versammelten hohen Repräsentanten und durch unzählige Botschaften ihre von uns dankbar empfundene Anteilnahme spüren lässt.
    Das Leben eines Großen hat sich vollendet.
    Er hat eine Epoche geprägt,
    Er war ein Versöhner der Deutschen mit sich selbst.
    Er hat das Verhältnis der Deutschen zur Welt wie auch der Welt zu Deutschland verändert.
    So wurde er zu einer geschichtlichen Gestalt unseres Jahrhunderts.
    Sichtlich gerührt auch Kanzler Kohl.
    Zwischen beiden hatte sich zuletzt so etwas wie Freundschaft angebahnt.
    Ich danke Willy Brandt für manchen guten Rat.
    In den zurückliegenden Jahren der dramatischen Veränderung
    in Deutschland und Europa.
    Die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes in freier Selbstbestimmung hat er vorbehaltlos unterstützt.
    Und schon vor dem Fall der Mauer hat er erkannt, dass sich die einmalige Chance für Überwindung der Spaltung Deutschlands und damit auch die Überwindung der Spaltung Europas bieten könne.
    SPD-Chef Björn Engholm, politischer Enkel Willy Brandts.
    Und warum verschweigen, dass er sich für die Vereinigung Deutschlands und auch Europas mehr Enthusiasmus gewünscht hätte?
    Er war ein großer Parteiführer, der gleichwohl keinen Augenblick vergaß, dass seine Partei wichtig, doch im Sinne des Wortes nur ein Teil des Ganzen repräsentiere.
    Ich wünsche mir, dass ein Tod einen Moment der Besinnung in unserem Lande auslöst und wir uns vornehmen, endlich und immer wieder den Mut zur Wahrheit zu finden, unsere Kräfte dort zu bündeln, wo es dem Volke dient, nun auch mit Leidenschaft wirklich zusammenzufügen, was zusammengehört, den Egoismus nicht endlos weiter wuchern zu lassen.
    In wenigen Minuten wird der Sarg mit der sterblichen Hülle aus dem Reichstag getragen werden auf dem Platz der Republik.
    Von einer Ehrenformation der Bundeswehr wird er auf einen Katafalk gesetzt.
    Dann tragen Offiziere unter Trommelwirbel den Sarg entlang einer Ehrenformation zum Sargwagen.
    Mit Schrittgeschwindigkeit setzt sich dann der Trauerzug durch Berlin in Bewegung Richtung Waldfriedhof Zehlendorf.
    Wahrscheinlich führt die Route auch durch das Brandenburger Tor, vielleicht die größte Genugtuung des deutschen Willy Brandt, dass er die Vereinigung seines Vaterlandes, wie er immer sagte, noch erleben durfte.
    Die Berliner, denen er ins Herz gewachsen ist, werden ein letztes Mal Spalier stehen für einen Großen dieser Stadt, einen großen Deutschen, einen Europäer, einen Staatsmann von Welt.
    Kurt Rammersdorfer aus Berlin zum Trauerakt für den in der Vorwoche verstorbenen früheren deutschen Kanzler und SPD-Vorsitzenden Willy Brandt.
    12 Uhr und 23 Minuten ist es mittlerweile geworden.
    Es klingt ein wenig nach den hehren Prinzipien des untergegangenen Realsozialismus, was Wirtschaftsstaatssekretärin Maria Fekter als jüngste Forderung präsentiert hat und soll doch nur die Liebe zum Kapitalismus stärken.
    Lehrer sollen in Hinkunft erst einmal selbst in einer Firma gearbeitet haben, bevor sie den Schülern abstraktes Wirtschaftswissen beibringen.
    Ein halbes Jahr Arbeitsdienst für Geografielehrer, also erst dann darf die Werkbank mit dem Katheder getauscht werden.
    Der Fekter Vorstoß trifft übrigens auf überraschend einhellige Zustimmung.
    Sowohl Wissenschaftsminister Bussek als auch Unterrichtsminister Scholten können sich für die Idee von den Helden der Arbeit erwärmen.
    Fritz Dittlbacher berichtet.
    Wer Österreichs Maturanten nach ihrem wirtschaftlichen Wissensstand abfragt, stößt häufig auf ein schwarzes Loch.
    Laut einer eben erst veröffentlichten Studie können nur 38,5 Prozent der Befragten etwas mit dem Begriff Niederlassungsfreiheit in der EG anfangen.
    Bloß 49,3 Prozent wissen, was man mit einem Girokonto machen kann.
    Und gerade 32,5 Prozent der österreichischen Maturanten wissen, wer dem Finanzamt welche Steuern schuldet.
    ÖVP-Staatssekretärin Maria Fekter ortet die Schuld an diesem eklatanten Wissensmangel bei den Lehrern.
    Konkret bei jenen, die Geografie und Wirtschaftskunde unterrichten.
    Der Unterricht sei meistens wirtschaftsfeindlich und antikapitalistisch.
    Während die Umwelterziehung weitgehend funktioniere, liege es mit dem Anpreisen des freien Marktes gehörig im Argen.
    Fekter will das Wirtschaftsklima an den Schulen dadurch verbessern, dass sie die Lehrer in die Betriebe schickt.
    Und zwar verpflichtend, für ein halbes Jahr als Praktikanten.
    In den Fremdsprachenunterrichten haben wir schon ein verpflichtendes Praktikum in der fremden Sprache im fremden Land und sowas stelle ich mir auch vor für jene Lehrer, die unsere Jugendlichen in den AHS auf die Wirtschaft vorbereiten und das sind die Geografielehrer, dass diese Geografielehrer einmal in einem Betrieb für längere Zeit gearbeitet haben.
    Aus meiner Sicht wünschenswert wären sechs Monate, wobei ich mich nicht festlegen möchte, ob die zusammenhängend sind.
    Man kann hier sicherlich einen Teil bereits während des Studiums und einen zweiten Teil schon in der beruflichen Praxis erbringen.
    Unterrichtsminister Rudolf Scholten steht diese Idee zunächst einmal nicht von vornherein ablehnend gegenüber.
    Er verwehrt sich zwar dagegen, dass der Wirtschaftsunterricht derzeit zu wünschen übrig ließe, ein Praktikum sei doch etwas Positives und könne durchaus auch verpflichtend sein, meint Scholten.
    Jedes Praktikum ist gut, weil das einfach bedeutet, dass die sozusagen näher dran sind an realer Welt.
    Aber ich hielt es nur für falsch, wenn da mitverknüpft wird, so eine generelle
    eine generelle Vermutung, dass an den österreichischen Schulen ein sehr distanziertes Verhältnis zur Wirtschaft besteht.
    Die Verpflichtung stört mich da nicht, wenn innerhalb des Hochschulstudiums das geregelt ist.
    Das, was wir sicher nicht wollen, ist, dass sich dadurch das Studium insgesamt wieder verlängert.
    Wissenschaftsminister und Vizekanzler Erhard Busseck unterstützt seine Parteikollegin ebenfalls.
    Man überlege sich derartige Pflichtpraktika gleich für mehrere Studien.
    Bei Fremdsprachenlehrern ebenso wie bei angehenden Ärzten, meint Busseck.
    Der Vorschlag wird nicht nur für Geografie- und Wirtschaftskunde, sondern auch für alle anderen Bereiche Gegenstand der Diskussion sein.
    Der Vorschlag ist grundvernünftig, kann aber nicht vereinzelt verabschiedet werden, sondern muss generell in die Studienreform passen.
    Ein Zeitplan für eine solche umfassende Studienreform stehe allerdings noch nicht erklärt, Bussek.
    Die Grundrichtung müsse aber auf alle Fälle in Richtung Fektervorstoß gehen.
    Die Grundidee, einfach von der Praxis auch schon etwas zu wissen, wenn man ein bestimmtes Fach studiert,
    ist bestechend, weil wir feststellen müssen, dass bei der Studienwahl oft Unklarheiten bei den Studenten herrschen, was sie überhaupt inskribiert haben und welche Konsequenzen das hat.
    Es hat sich bei der Medizin herausgestellt, dass es einen überraschend hohen Prozentsatz von Studenten gibt, die überrascht sind, dass Medizin etwas mit Blut zu tun hat.
    Die Industriellenvereinigung führt auf alle Fälle bereits eine Erhebung unter ihren Mitgliedern durch, wer denn bereit wäre, in Hinkunft solche Lehrerarbeiter an den Schreibtisch oder die Werkbank zu lassen.
    Sie hörten einen Bericht von Fritz Dittlbacher.
    Im Journal zu Gast.
    Das ist heute Frauenministerin Johanna Donal.
    In dieser Woche ist ja eine für die Frauen wichtige Entscheidung gefallen.
    Die Entscheidung über das Pensionsalter der Frauen.
    Es wird um fünf Jahre angehoben, allerdings erfolgt die volle Angleichung erst in 35 Jahren, also im Jahr 2028.
    Für Frauen, die heute 30 oder älter sind, ändert sich nichts.
    Johanna Donald hat für diese Regelungen hart gekämpft.
    Mehrfach schienen die Gespräche zu scheitern.
    Und die Zähigkeit der Frauenministerin wurde ebenso kritisiert wie bewundert.
    Um dieses geteilte
    Der Öffentlichkeit geht es auch um dieses Gesprächsthema, geht es auch im folgenden Gespräch, das Hans Besenböck mit Johanna Donal geführt hat.
    Frau Ministerin Donal, bei den Verhandlungen ums Gleichbehandlungspaket und um die Angleichung des Frauenpensionsalters, bei diesen Verhandlungen haben Sie, wie man hört, beinhart verhandelt und Sie selber haben gesagt, Sie haben mit Sturheit verhandelt, die sich auch ausgezahlt hat.
    Jetzt ist ja Härte, Sturheit, Trockenheit
    Das sind ja so landläufig männliche Eigenschaften.
    Stört Sie das nicht?
    Das stört mich nicht, denn das sind nicht männliche Eigenschaften.
    Ganz abgesehen davon, dass ich nicht weiß, was Härte heißt, ich würde konsequent sagen, Sturheit haben die anderen verwendet, nicht ich.
    Aber nachdem es schon verwendet war, habe ich dann festgestellt, dann hat sich die Sturheit doch ausgezahlt.
    Also ich selber habe es so nicht bezeichnet.
    Muss man in Ihrer Position als Ministerin, muss man da oft wie ein Mann handeln, um was zu erreichen?
    Ich hoffe, dass ich das nicht tue.
    Oder zumindest nur so wie jene Männer, die ich schätze.
    Jetzt gibt es ja sowas wie die Waffen einer Frau, Liebenswürdigkeit, Charme, vielleicht auch eine gewisse Raffinesse.
    Wenden Sie das auch an oder lehnen Sie das ab, mit solchen Mitteln zu arbeiten?
    Ich lehne es nicht ab und ich weiß nicht, ob ich es anwende, weil ich mich in der Konfrontation nie sehe, weil ich mich selten vor einem Spiegel konfrontiere.
    Bei den Verhandlungen, die in den letzten Tagen stattgefunden haben, haben Sie ja dann letzten Endes zwei Dinge nicht durchgesetzt.
    Das ist die Garantie einer Teilzeitbeschäftigung für Eltern kleinerer Kinder,
    Und das ist die berühmte Beweislastumkehr, dass also ein Unternehmer beweisen muss, dass seine Frau nicht benachteiligt hat und nicht umgekehrt die Frau beweisen muss, dass sie benachteiligt worden ist.
    Diese Situation, die hat es eigentlich schon bei den Verhandlungen gegeben im September und die sind dann gescheitert, weil sie gesagt haben, diese beiden Punkte müssen noch her.
    Und jetzt gibt es die beiden Punkte nicht.
    Und trotzdem sind die Verhandlungen jetzt mit einem Erfolg zu Ende gegangen.
    Warum?
    Was hat sich da geändert?
    Warum haben Sie jetzt nachgegeben?
    Das war ja der große Irrtum damals in der Darstellung, weil immer wieder versucht wurde darzustellen, es sind nur diese zwei Punkte offen und das ist nicht wahr gewesen.
    Es waren offen die Kinderbetreuungseinrichtungen, dass die geregelt werden müssen mit den Ländern im Finanzausgleichsgesetz.
    Dann war offen das Gesetz für den Bundesdienst.
    Es waren alle anderen Punkte von dem arbeitsrechtlichen Teil offen, wo diese zwei Punkte eine Rolle spielen und wie man damit umgeht, weil es war ja nicht zum Akzeptieren, dass man diese offenen Fragen nun ganz einfach vergisst.
    Das hat der Bundeskanzler deutlich ausgedrückt und so gestärkt.
    haben wir dann auch die Frauen hier weiter gedrängt.
    Wie gesagt, es war offen, wie die offenen Fragen behandelt werden sollen und jetzt ist eine Lösung gefunden.
    Und letztendlich war es ja so, dass wir die Verhandlungen sehr spät begonnen haben über diese Fragen, nämlich erst Ende dieses Sommers.
    Und da gab es dann sechs Verhandlungsrunden oder sieben Termine dazu.
    Und jetzt war Ihnen dann zum Schluss die Beweislastumkehr und diese Garantie einer Teilzeitarbeit nicht mehr so wichtig vor den anderen Hintergründen oder haben Sie einfach nachgeben müssen, wenn der Bundeskanzler gesagt hat, jetzt gib mal nach und andere gesagt haben, wir müssen jetzt zu einem Ergebnis kommen.
    Wie war das genau, dass Sie jetzt nachgegeben haben?
    Niemand hat gesagt, gib mal nach, aber dass wir zu einem Ergebnis kommen müssen, haben alle gewusst.
    Und diese zwei Punkte, es ist sehr bedauerlich, dass die nicht auch schon mit ersten Jena in Kraft treten können, nämlich der gesetzliche Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit.
    weil das für viele, viele Frauen eine ganz große Erleichterung gewesen wäre.
    Und ich habe es eigentlich nie verstanden, dass die ÖVP, die immer sich brüstet, sie hat so viel für die Familien übrig, dann, wenn es einmal darum geht, wirklich auch etwas für sie zu tun, hier nicht bereit ist, da mitzukämpfen.
    dass man das also gegen die Wirtschaft durchsetzen kann.
    Hut hat es aber nicht gemacht.
    Das ist nach wie vor genauso wichtig, aber es ist jetzt eine Form gefunden, dass diese offenen Fragen ja im Rahmen dieses Gesetzes, das geschaffen wurde, geschaffen wird, also vereinbart wurde und geschaffen wird, nun in den nächsten Jahren realisiert werden müssen.
    So wie andere offene Fragen auch.
    Und spätestens wenn es eine EG-Regelung gibt, dann kommt sie auch ohne dies.
    Setzen Sie da ein bisschen auf den Faktor Zeit?
    Das wird man sehen.
    Ich habe da keine so besonders großen Hoffnungen in Bezug auf die EG-Richtlinien, dass die sehr rasch kommen.
    Ich glaube, dass in Österreich die Entwicklung durchaus schon früher einsetzen kann.
    Also vor 1996 heißt das?
    Auch das ist möglich, das ist aber eine Frage der politischen Situation in den nächsten Jahren, wie die ausschauen wird.
    Das hängt ja sehr viel bitte von Wahlen ab und wer im Parlament ist und mit welcher Stärke.
    Warum dauert denn die Angleichung des Pensionsalters 35 Jahre, wie sie jetzt ausverhandelt worden ist?
    Warum ist es denn Ihrer Meinung nach einer Frau, die heute 30 Jahre alt ist und daher noch mindestens 25 Jahre hat bis zur Pension, warum ist es denn nicht zumutbar, ein bisschen später in Pension zu gehen?
    Naja, ich weiß nicht, wie gut Sie die Lebenssituation der Frauen kennen.
    Ich kenne sie, daher weiß ich, dass es ihr nicht zumutbar ist.
    Wir haben gesagt, wir wollen dieses Urteil des Verfassungsgerichtshofs zum Anlass nehmen, dass die Gleichheit nicht beim Pensionsalter beginnt, sondern bei der Lebenssituation.
    und haben nun verhandelt, Maßnahmen, die die Lebenssituation der Frauen verändern sollen, sodass sie nicht die ganze Doppel- und Dreifachbelastung ewig weiterhaben werden.
    Dass ihnen die Gesellschaft hilft bei der Bewältigung der Aufgaben auch durch Kinderbetreuungseinrichtungen, durch ganztägige Schulen, durch arbeitsrechtliche Absicherungen, die ihre Gesundheit schonen, durch sozialpolitische Absicherungen, die die Gesundheit schonen.
    Und wenn man sich jetzt anschaut, was kann denn wann wirksam werden, so muss man ehrlicherweise sagen, Frauen, die heute 30 sind, können ja nicht sagen, na gut, deswegen, weil es vielleicht in meinem Bundesland in vier oder fünf Jahren mehr Kindergärten gibt, deswegen ist jetzt mein Leben besser geworden, wenn ihre Kinder schon vor fünf oder sechs Jahren im Kindergarten hätten sein sollen und gar nicht konnten, weil es keinen gab.
    Das ist nur ein Beispiel.
    Und das gilt für vieles andere auch.
    Das heißt, die Doppelbelastung der Frauen, die heute um die 30 sind, die ist schon so groß gewesen und wird noch so groß sein, dass der Unterschied beim Pensionsalter bleiben muss.
    Heißt das Ihre Argumentation im Kern?
    Ich versuche es nur ein bisschen zu verteidigen.
    Im Kern ja.
    Jetzt muss man schon sehen, dass die Lebenssituation nicht aller Frauen gleich ist, dass es hier Unterscheidungen gibt, aber man kann die Lösungen schließlich nur für alle treffen.
    Ich führe das noch ein bisschen weiter.
    Letzten Endes wird es das gleiche Pensionsalter für Männer und Frauen geben, so gegen das Ende des ersten Drittels des kommenden Jahrhunderts, 2028.
    Muss nicht die Gleichbehandlung, die Gleichstellung der Frauen schon viel früher Wirklichkeit geworden sein?
    Wäre das nicht ein schlechtes Zeugnis für Ihre Arbeit und die Arbeit kommender Ministerinnen und Minister, wenn das bis 2028 dauert?
    Das wird es ja auch nicht, denn es ist ja schon sehr viel an Gleichstellung auch erreicht worden, noch nicht genug.
    Und ich möchte gleich sagen, durch politische Maßnahmen ist das ja alleine gar nicht zu erreichen.
    Nur hat die Politik halt auch ihre Verpflichtung.
    etwas zu tun, aber das heißt nicht bitte, dass deswegen die Gleichstellung auch nicht im Jahr 2018 oder 28 durch diese politischen Maßnahmen möglich ist.
    Das wäre ja absurd, wenn man das so sehen würde.
    Aber was also die politisch Verantwortlichen zu tun haben, das haben sie zu tun.
    Das haben wir auch schon getan und das werden wir zügig jetzt weiter tun.
    Wir hätten es natürlich in jedem Fall getan, nur ist jetzt ein Schub gelungen, ein großer Schub gelungen und ist jetzt auch eine Basis geschaffen, dass auch in den nächsten Jahren mit mehr Rückhalt, mit einer größeren Selbstverständlichkeit positive Maßnahmen für die Frauen gesetzt werden können.
    Das heißt, die Regelung ist schon nicht kleinlich gegenüber den Frauen?
    Da mag es ja auch Gründe dafür geben, eine großzügige Lösung zu machen, aber es ist eine großzügige Lösung.
    Ja, ist das so?
    Es ist ein Schub in einem relativ kurzen Zeitraum.
    Maßnahmen, für die man normalerweise sehr, sehr viel mehr Zeit braucht, um die Einzelnen durchzusetzen.
    Und das war eben aus diesem Anlassfall.
    Als Sie Staatssekretärin geworden sind, 13 Jahre ist das jetzt her, als Sie Staatssekretärin geworden sind, da war das Thema Frauengleichstellung, Frauenemanzipation eigentlich das Thema der Zeit.
    großes Thema in den späten 60er, vor allem in den 70er Jahren.
    1979 sind sie Staatssekretärin für Frauenfrauen geworden.
    Jetzt sind viel mehr Frauen berufstätig, 13 Jahre später sind viel mehr Frauen eine höhere Bildung erreicht, viel mehr Frauen leben ein emanzipiertes Leben.
    Und irgendwo hat man das Gefühl, die Frauenemanzipation ist ein bisschen zu einem Randthema geworden.
    Haben Sie manchmal das Gefühl, dass da ein Stück Zeitgeist über Sie hinweggegangen ist?
    Also über mich nicht.
    Also das Gefühl, dass es über mich hinweggegangen wäre, habe ich nicht.
    Aber es gibt immer so Zeiten, die von Zeitgeistigen behaftet sind.
    Und das geht immer in Wellen auf und ab, bei anderen gesellschaftspolitischen Themen auch, nicht nur in dieser Frage.
    Aber gerade in Österreich haben wir ja die Situation, dass wir und
    Ich habe da schon auch meine Position in diesem Gefüge.
    Diese Fragen wichtig halten und immer wieder im Gespräch halten, immer wieder auf die Tagesordnung setzen.
    Das unterscheidet uns auch doch von manchen anderen Ländern.
    Haben Sie das Gefühl, früher hat Ihnen der Zeitgeist in den Rücken geblasen und jetzt bläst er Ihnen ins Gesicht?
    Es ist generell eine Zeit, wo manches jetzt sich anders darstellt als in den 70er Jahren.
    Das gilt aber generell.
    Und auch in dieser Frage.
    Also es ist ein bisschen schwerer geworden?
    Sicher, ja.
    Es fällt mir jetzt ein bisschen schwer, Ihnen die kommende Frage zu stellen, weil ich sicher nicht ungalant sein möchte.
    Aber wie gehen Sie denn mit dem Bild um, das viele Menschen in der Öffentlichkeit von Ihnen haben?
    dass Sie eine erfolgreiche Politikerin sind, aber eigentlich keine sympathische.
    Leben Sie da leicht damit oder tut Ihnen das manchmal ein bisschen weh?
    Nein, mir tut gar nichts weh.
    Und das Bild, das stimmt so?
    Das weiß ich nicht.
    Das sagen ja die anderen.
    Ich sehe mich anders.
    Wie sehen Sie sich?
    Sehr sympathisch.
    Was auch entstanden ist, als Bild von Ihnen in der Öffentlichkeit, ist eine engagierte Frauenpolitikerin, die sich praktisch rund um die Uhr diesem Thema widmet, ihr ganzes Leben, was ja durchaus eindrucksvoll ist, dafür einsetzt.
    Aber sonst weiß man so wenig von der Johanna Donal.
    haben sie eigentlich absichtlich neben diesem ihren öffentlichen Bild praktisch kein privates Bild von ihnen entstehen lassen.
    Also wissen Sie, ich lebe also mitten unter den Menschen in einem Wohnhaus.
    Ich bin also weder in einer Villa in einem großen Park versteckt, mich trifft man, ich darf nicht sagen, wo, weil das ist dann Werbung, beim Einkaufen.
    Ich lebe die Zeit, wo ich nicht hier bin oder woanders, wo ich meiner beruflichen politischen Tätigkeit nachgehe.
    Dort, wo die anderen Menschen auch leben, und zwar sichtbar.
    Jetzt leben ja viele Menschen, die in einer so hohen, in einer so arrivierten Position sind wie Sie, leben ja ein bisschen anders.
    Die sieht man dann einmal in der Fernsehsendung, Seitenblicke, die findet man manchmal in den sogenannten Glattspalten der Zeitungen.
    Dort findet man sie nie.
    Offenbar gehen Sie solchen Ereignissen aus dem Weg.
    Warum?
    Da bin ich sehr froh, dass man mich dort nicht findet.
    Warum?
    Weil ich dort nicht sein mag.
    Da muss ich noch einmal warum fragen.
    Weil ich nicht mag.
    Und das ist eine Begründung, die haben Sie so zu akzeptieren.
    Wenn ich jetzt Sie bitte, ein privates Bild von sich zu entwerfen, was wollen Sie denn, dass die Leute von Ihnen wissen als Johanna Donald, die Nicht-Politikerin?
    Mir ist das egal.
    Das ist nicht eine Frage des Wollens.
    Ich meine, ich hätte ganz gern, dass jeder glaubt, das ist eine sympathische Frau und weiß gleichzeitig, ich werde also vielen unsympathisch sein.
    Was soll ich machen?
    Ist Mode für Sie ein Thema?
    Nein, nicht wirklich, nein.
    Und kochen Sie vielleicht gern?
    Ja, aber nur, wenn ich nicht muss.
    Nur dann, wenn ich das also selber bestimmen kann.
    Ich habe nämlich viele, viele Jahre meines Lebens ja auch müssen.
    Und daher kenne ich den Unterschied zwischen aus Freude und weil man wem eine Freude machen will, weil man wem einladen will.
    Für mich allein würde ich das nicht machen.
    Oder man muss, weil es halt so ist.
    Das ist ein großer Unterschied.
    Wenn Sie kochen wollen, was kochen Sie denn dann gern?
    Ja, lauter bodenständiges, also wienerisches, also nicht französisch, nicht so feine Schweinsbraten, Schnitzeln, Gulasch, Krautfleisch, Rindschnitzeln, ja also alles was halt so sehr bodenständig und kalorienfreundlich ist.
    reich ist.
    Zum Schluss eine persönliche Frage, die aber ganz unmittelbar politisch ist.
    Genießen Sie manchmal das Gefühl zu wissen, dass Sie vielleicht der einzige Minister, die einzige Ministerin sind, die der Bundeskanzler nicht zur Entlassung vorschlagen könnte, weil es dann Protest gebe, weit über Ihre Partei hinaus.
    Spüren Sie da manchmal ein bisschen ein Gefühl der Macht?
    Nein, ich weiß ja gar nicht, ob das so ist.
    Ich unterstelle das mal, ich halte das für sehr wahrscheinlich, Frau Ministerin.
    Dazu sage ich nichts, weil das kann ich nicht beurteilen, aber ein Gefühl der Macht, nein.
    Ich muss Ihnen ehrlich sagen, die meiste Zeit, nicht immer, aber so immer wieder überkommt mich ein Gefühl der Ohnmacht.
    Vielen Dank für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute Frauenministerin Johanna Donal.
    Hans Besenböck war der Interviewer.
    Als im Juli 1990 der französische Unternehmer und Politiker Bernard Tapie den deutschen Sportartikelkonzern Adidas aufkaufte, war das eine Sensation.
    Nur zwei Jahre später allerdings wollte Tapie nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten seiner Finanzholding und um sich voll der Politik zu widmen, Adidas wieder absetzen.
    Der vor drei Monaten mit einer britischen Holding vereinbarte Verkauf von 80 Prozent der Aktien um 3 Milliarden Schilling ist jetzt geplatzt.
    Die Begründung, Tapie habe bei den Verhandlungen nicht alle Karten auf den Tisch gelegt, gewisse Aspekte des Firmenzustandes seien erst jetzt an den Tag gekommen, Lorenz Galmetzer informiert.
    Als das Geschäft meines Lebens hatte Bernard Tapie den Kauf des deutschen Sportartikelkonzerns Adidas vor zwei Jahren bezeichnet, der waghalsigste Ankauf seiner Karriere, schrieb damals das französische Wirtschaftsblatt La Tribune hingegen.
    Mehr als 8000 Beschäftigte, 20 Milliarden Schilling Jahresumsatz, 200 Millionen Gewinn und eine ehrwürdige Tradition.
    Mit Adidas hatte Tapie gehofft, endgültig in den Club der seriösen Industriekapitäne einzutreten.
    Aber auch dieser Traum scheint ausgeträumt zu sein, wie so viele andere in der spektakulären und sprunghaften Karriere dieses Selfmade-Mans.
    Arbeitersohn aus der Pariser Vorstadt, erste Geschäfte im Handel mit Elektronikgeräten, Gelegenheitssänger, der sogar eine selbstverlegte Schallplatte unter die Leute bringt.
    hatte Bernard Tapie vor 20 Jahren als Chef einer Rettungswagengesellschaft begonnen und ließ sich schon damals gerne im Rolls Royce sehen.
    Dann wechselten sich jahrelang verschiedene Firmenpleiten, Gerichtsverfahren und Neuankäufe ab.
    Ein Geschäft, das dem gut aussehenden Draufgänger Tapie in den 80er Jahren gemischten Ruhm einbrachte.
    weil er mehrere bankrottgegangene Unternehmen um einen symbolischen Front aufkaufte, sie durch Entlassungen und Immobilienverkauf gesund rationalisierte, um sie nach kurzer Zeit mit viel Gewinn wieder abzugeben, galt Bernard Tapie für die einen als Erfolgsmanager nach amerikanischem Vorbild, für die Gewerkschaften hingegen als skrupelloser Profiteur.
    Wie im Geschäftsraum, auch in der Politik, musste sich Tapie gedacht haben.
    Jedenfalls kandidierte der erfolgreiche Tausendsasser 1988 in Marseille fürs Parlament, gestützt auf seine Popularität und gefördert von Präsident Mitterrand persönlich, der nach einer Eröffnung der Sozialisten über die Parteigrenzen hinaussuchte.
    Und wieder war Bernard Tapie von erstaunlichem Erfolg gekrönt.
    Gerade in der Le Pen-Hochburg Marseille schaffte er nicht nur die Wiederwahl, sondern wurde zur linkspopulistischen Gallionsfigur gegen die Rechtsradikalen und schon wenig später vom Präsident Mitterrand zum Minister ernannt.
    Er sollte sich um die Bekämpfung der sozialen Probleme in den Großstädten mit ihren Ghetto-Vororten kümmern, eine Rückkehr zu den Ursprüngen seiner Herkunft sozusagen.
    Doch da holte ihn seine Vergangenheit wirklich ein.
    Nach wenigen Wochen musste Tapie das Handtuch werfen.
    Denn ein früherer Geschäftspartner hatte ihn vor Gericht angeklagt.
    Er habe ihn um einen Milliardenbetrag gebracht.
    Das Verfahren läuft noch.
    Tapie hatte sich daraufhin zum Verkauf der wichtigsten Anteile seines Finanzimperiums, darunter auch Adidas, entschlossen, um sich nach seiner erhofften Rehabilitierung voll der Politik widmen zu können.
    Mit dem Rückzug des erklärten britischen Käufers Pentland hat der 49-jährige Bernhard Tapie jetzt nicht nur ein krisengeschütteltes Unternehmen am Hals, sondern auch einen weiteren tiefen Imageverlust erlitten, der sein Comeback bei den Parlamentswahlen im März immer schwieriger macht.
    Lorenz Gallmetzer, Paris.
    Im nächsten Beitrag geht es um die moderne Gefäßchirurgie, die heute schon fast jeden Körperteil durch Nachbildungen aus einem anderen Körperteil präzise ersetzen kann.
    Bei einem Kongress in der Wiener Hofburg diskutieren zurzeit Spezialisten der plastischen und der Wiederherstellungchirurgie aus Österreich und aus Deutschland über die neuesten Operationstechniken, aber auch über die psychischen Faktoren.
    Edith Bachkönig berichtet.
    Die operativen Eingriffe der Wiederherstellungskirurgen werden immer komplizierter.
    Sie dauern oft von 12 bis zu 18 Stunden, Körperteile werden herausgeschnitten und millimetergenau an einer anderen Körperstelle wieder angenäht.
    Die Patienten haben dabei einen hohen Blutverlust und müssen die Verstümmelung eines gesunden Körperteils über sich ergehen lassen, um einen für sie wichtigeren zu retten.
    Um den Zeige- und Mittelfinger zu ersetzen, werden zum Beispiel die zweite und die dritte Zehe abgeschnitten und auf die Hand verpflanzt.
    Dieser sogenannte mehrfache Zehentransfer ist allerdings umstritten, weil erhebliche Probleme an den Füßen auftreten können, von großen Schmerzen über Infekte bis zum lebenslangen Tragen von orthopädischen Schuhen.
    Universitätsprofessor Hanno Milesi von der Ersten Chirurgischen Universitätsklinik stellt ethische Überlegungen über das medizinische Fortschrittsdenken.
    Solche Methoden sind wirklich nur als Ausnahmelösung eventuell anzuwenden und im Prinzip aber abzulehnen.
    Also hier will ich die Grenze sehen.
    Die Grenze ist dadurch gegeben, dass an der Entnahmestelle kein wesentlicher Nachteil für den Patienten entstehen darf.
    Es liegt in der Verantwortung des Arztes, genau abzuwägen, ob der Eingriff den Patienten mehr Opfer abverlangt, als er ihm hilft, oder ob er für sein weiteres Leben von existenzieller Bedeutung ist.
    Außer Frage steht, dass man für einen Handwerker, der wieder arbeiten können soll nach einem Unfall, alles Mögliche tut, um die Greiffähigkeit wieder herzustellen, sagt Professor Milesi.
    Schwieriger als die technische Entscheidung, Operation oder nicht, ist die psychische Betreuung der Patienten.
    Patienten, die schwere Verbrennungen oder Verstümmelungen nach Autounfällen, Explosionen oder auch nach Tumoroperationen erlitten haben, sind besonders selbstmordgefährdet.
    Die Psychologin Monika Dorfmüller, Leiterin des Psychologischen Konsiliardienstes im operativen Zentrum in München, meint, Selbstmordversuche können auch durch psychische Betreuung nicht immer verhindert werden.
    Letztendlich können Sie einen Suizidversuch, also einen Selbstmordversuch, selbst in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik nie sicher vermeiden.
    Aber es gibt so gewisse Symptome und Kriterien, die uns sehr nachdenklich und auch sehr aufmerksam machen.
    Und diese Patienten müssen besonders gut betreut werden, besonders gut beobachtet werden.
    Und unter Umständen muss dann auch ein Eingriff erstmal aufgeschoben werden, wenn es von der chirurgischen Seite her vertretbar ist, weil der Patient zu dem jetzigen Zeitpunkt ihn nicht erträgt, sogar in Gefährdung kommt.
    Und noch ein weiteres Element kommt hinzu, durch solche Eingriffe wird ja bei einem Patienten, der vielleicht aufgrund einer Depression einen Selbstmordversuch macht,
    auch wieder sein Körperbild etwas verändert.
    Er wird wieder unsicher und er ist vielleicht derzeit nicht in der Lage, psychisch nicht in der Lage, schon eine Veränderung, eine Wiederaufnahme der veränderten Funktion in seine Persönlichkeit vorzunehmen.
    In der psychischen Nachbetreuung müsse noch sehr viel getan werden, sagt Dr. Dorfmüller.
    Zeitweilige Betreuung durch Psychologen in den Krankenhäusern, wie derzeit üblich, sei, wie die Praxis zeigt, zu wenig.
    Sie hörten Edith Bachkönig, 9 vor 1, ein Beitrag der Kulturredaktion.
    Gute 20 Jahre ist das Stück »Die See« des englischen Dramatikers Edward Bond bereits alt.
    Dennoch wurde es im Wiener Volkstheater, wo morgen Abend Premiere ist, aus aktuellem Anlass auf den Spielplan gesetzt.
    Die See thematisiert nämlich ein Phänomen, das gerade in jüngster Zeit wieder bedenklich stimmt, nämlich Fremdenangst.
    Den folgenden Vorbericht hat Markus Moser gestaltet.
    Die See, eine Komödie, lautet der volle Titel dieses frühen Stücks von Edward Bond.
    Komödien hat Bond allerdings noch nie geschrieben.
    Seine Theaterstücke lassen sich schon viel eher als grotesken bezeichnen.
    In einem abgelegenen englischen Fischerdorf verfällt der Tuchhändler Hatch eines Nachts, als ein Schiefbrüchiger vor seinen Augen ertrinkt, bizarren Wahnvorstellungen.
    Er bildet sich ein, dass das gesamte Dorf von fremdartigen Eindringlingen unterwandert wird.
    Edward Bond packt das Motiv von der Angst vor Überfremdung in eine für seine Texte typische Metapher.
    Hedge, gespielt von Wolfgang Hübsch, fühlt sich von Marsmenschen bedroht.
    Und er verfolgt fortan den einzigen Überlebenden des Unfalls, Willie Carson, den er für den Feind aus dem Weltall hält, mit Hass und Mordgelüsten.
    Wenn sie uns für einen Haufen schwacher Dummköpfe halten, werden sie alle herkommen!
    Millionen!
    Sie werden uns unsere Arbeit und unsere Häuser wegnehmen!
    Alles!
    Wir werden Sklaven sein und unser ganzes Leben lang arbeiten und Sachen herstellen, die man auf anderen Planeten verkauft.
    Regisseur Herbert König wurde in der ehemaligen DDR geboren.
    Nach einem Arbeitsverbot ging er 1983 in den Westen und ist seit 1990 am Düsseldorfer Schauspielhaus beschäftigt.
    Für seinen Wieneinstand hat er, fasziniert von der Meersymbolik, das selten gespielte Bondstück vorgeschlagen.
    Die See ist ja so das Wasser, was Leben schafft, neues Leben schafft und auch Leben vernichtet, was wir gleich am Anfang sehen.
    Und wir haben versucht, diese See sehr gegenwärtig zu machen.
    Also nicht nur dadurch, dass Wasser auf der Bühne ist, sondern auch dadurch, dass die Leute immer wieder rausschauen.
    Also wenn sie gesehen haben, sie stehen immer wieder mit dem Rücken so zum Publikum sehr oft und alle sehen auf die See raus.
    Also was gleichzeitig so eine Sehnsucht des Menschen nach dem Wasser ist.
    Auf der anderen Seite flüchten sie, also diese Furcht vor diesem Element und ihre Verhaltensweisen.
    kann man oft erkennen aus dem, wie sie sich der Natur gegenüber verhalten.
    Wie in vielen seiner Stücke lässt Edward Bond auch in Die See irrationales und sorgfältige Realitätsschilderung hart aneinanderprallen.
    Gerade durch diesen Kunstgriff enthalten seine Arbeiten durchwegs schneidende Zynismen, gepaart mit peniblen Beobachtungen gefahrvoller gesellschaftlicher Prozesse.
    Herbert König... Das ist natürlich ein Aspekt, den das Stück schon hat von Bond.
    Also das, wo wildgewordene Kleinbürger eigentlich Angst bekommen vor Eindringlingen und versuchen da Eindringlinge auszumerzen, egal von wo die jetzt sind, also im Stück sind sie ja aus dem Weltall.
    Das hat natürlich jetzt eine ungeheure Aktualität bekommen und das ist ein Aspekt, der sicher wichtig ist an dem Stück, ohne dass ich denke, dass Theater
    so auf aktuelle Geschichten direkt reagieren, weil da gibt es ja andere Medien, die da viel besser und schneller sind.
    Aber wenn der Zuschauer das in dem Stück auch mitnimmt, ist das natürlich sehr schön.
    Bonds Die See hat morgen im Volkstheater in Wien Premiere.
    Und jetzt eine neue Nachrichtenübersicht.
    Deutschland.
    Der verstorbene Altbundeskanzler Willy Brandt ist mit einem feierlichen Startsack dem Berliner Reichstag geehrt worden.
    Vor hunderten Trauergästen aus dem In- und Ausland hielt Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Trauerrede.
    Er hob vor allem die Ostpolitik Brandts hervor und würdigte ihn als Versöhner der Deutschen.
    Bundeskanzler Kohl sagte, Willy Brandt habe die Geschichte Deutschlands entscheidend mitgeprägt und viel zum Ansehen des Landes in der Welt beigetragen.
    Nach einem militärischen Zeremoniell wird Willy Brandt im engsten Freundes- und Familienkreis beigesetzt.
    Europäische Gemeinschaft Das Sondergipfeltreffen der EG Staats- und Regierungschefs in Birmingham hat kein konkretes Ergebnis gebracht.
    Es wurde lediglich die Absicht bekräftigt, die Politik der Gemeinschaft in Zukunft bürgernäher und verständlicher zu machen.
    Die Gipfel-Teilnehmer wollen außerdem an der geplanten Europäischen Union auf der Grundlage der Maastrichter Verträge festhalten.
    Allerdings sollen die politischen Entscheidungen in Europa nicht unnötig zentralisiert werden.
    Norwegen
    Das Parlament in Oslo hat am Abend den EWR-Vertrag ratifiziert.
    Nach heftigen Debatten sprachen sich 130 Abgeordnete für das Abkommen zur Schaffung eines europäischen Wirtschaftsraums aus.
    35 waren dagegen.
    Ministerpräsidentin Brundtland, die für die EG-Vollmitgliedschaft Norwegens eintritt, hatte die Ratifizierung des EWR-Vertrags als lebenswichtig für die Wettbewerbsfähigkeit ihres Landes bezeichnet.
    Bosnien-Herzegowina.
    Die UNO-Schutztruppe in Sarajevo bemüht sich um eine Verhandlungslösung für die Beendigung der Blockade der Flughafenstraße.
    Die UNO-Soldaten schlugen der bosnischen Führung vor, einen Schranken auf der Straße einzurichten, der für Hilfskonvois und UNO-Fahrzeuge geöffnet werden soll.
    Mögliche serbische Panzer sollten damit abgehalten werden.
    Die Strom- und Wasserversorgung in Sarajevo ist unterdessen wieder unterbrochen.
    In der Nacht kam es in zwei Stadtteilen neuerlich zu Gefechten.
    Auch im Norden Bosniens sind die Kämpfe weitergegangen.
    Vereinte Nationen, Ägypten.
    Die UNO hat zur Unterstützung der Erdbebenopfer in Ägypten aufgerufen.
    Zuvor hatte die Regierung in Kairo dringend um Hilfe gebeten.
    In Zusammenarbeit mit der italienischen Regierung und den Vereinten Nationen sind bereits zwei Flugzeuge mit humanitären Gütern in die ägyptische Hauptstadt entsandt worden.
    Ein dritter Hilfsflug soll in Kürze beginnen.
    Österreich.
    Frauenministerin Donal sieht in der Einigung über das Gleichbehandlungspaket und die neue Regelung des Frauenpensionsalters eine gute Basis für die erfolgreiche Frauenpolitik.
    In der Radioreihe im Journal zu Gast bedauerte Donal aber, dass die Beweislastumkehr und der gesetzliche Anspruch auf Teilzeitarbeit für Eltern mit Kleinkindern nicht gleichzeitig in Kraft tritt.
    Sie habe nie verstanden, warum die ÖVP nicht bereit gewesen sei, für die Durchsetzung dieser zwei Punkte auch gegen die Interessen der Wirtschaft zu kämpfen, meinte Donal.
    Das Wetter am Wochenende meist trüb, regnerisch, nur am Nordrand der Alpen heute noch einige Auflockerungen, Temperaturen 7 bis 12, morgen nur noch 3 bis 8 Grad.
    Sie hörten das Mittagjournal, Ausgabe 17.
    Oktober.
    Einen recht angenehmen Nachmittag wünscht Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1992.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1992.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nach dem EG-Gipfel in Birmingham/Moderatorengespräch
    Interview: Schmidt
    Mitwirkende: Schmidt, Günter [Interviewte/r]
    Datum: 1992.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Staatsakt für Willy Brandt in Berlin
    Einblendung: Weizsäcker, Engholm, Kohl
    Mitwirkende: Rammerstorfer, Kurt [Gestaltung] , Weizsäcker, Richard von [Interviewte/r] , Kohl, Helmut [Interviewte/r] , Engholm, Björn [Interviewte/r]
    Datum: 1992.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schnupperlehre für Lehrer
    Einblendung: Fekter, Scholten, Busek, Fekter
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Scholten, Rudolf [Interviewte/r] , Busek, Erhard [Interviewte/r] , Fekter, Maria Theresia [Interviewte/r]
    Datum: 1992.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Frauenministerin Johanna Dohnal
    Interview: Dohnal
    Mitwirkende: Besenböck, Hans [Gestaltung] , Dohnal, Johanna [Interviewte/r]
    Datum: 1992.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wiederherstellungschirurgie in Österreich
    Einblendung: Hanno Millesi, Monika Dorfmüller
    Mitwirkende: Bachkönig, Edith [Gestaltung] , Millesi, Hanno [Interviewte/r] , Dorfmüller, Monika [Interviewte/r]
    Datum: 1992.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Edward Bonds "Die See" ab morgen im Volkstheater
    Einblendung: Wolfgang Hübsch
    Mitwirkende: Moser, Markus [Gestaltung] , Hübsch, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1992.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1992.10.17
    Spieldauer 00:57:52
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1992.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-921017_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt