Mittagsjournal 1995.07.22

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Willkommen zu einer Stunde Information am Samstagmittag.
    Ihr Begleiter durch die Sendung ist Wolfgang Wittmann.
    Thema Nummer eins, auch heute wieder, der Krieg in Bosnien.
    Gestern tagte in London die Bosnien-Kontaktgruppe und über das Ergebnis des Treffens wird niemand so recht froh.
    Wir schildern die Beschlüsse und die ersten Reaktionen und wir fragen den Osteuropa-Experten Jens Reuter nach seiner Einschätzung der möglichen Auswirkungen.
    Aus Tuzla erwarten wir eine neue Reportage über die dortige Flüchtlingstragödie.
    Auch einen hoffnungbringenden Bericht aus Ex-Jugoslawien bereiten wir vor, einen Beitrag aus Mostar, der Hauptstadt der Herzegowina.
    Die Stadt wird seit einem Jahr von der EU verwaltet, mit Erfolgen.
    Andere Journalthemen in Kurzschlagzeilen, die EU plant neue Autokennzeichen, ein neuer Computerboom macht die Hersteller reich und Notstand in Griechenland wegen schwerer Waldbrände.
    Die Wissenschaftsredaktion bringt Neues zum Thema Gentechnik.
    Ganz großes Kulturthema heute die Salzburger Festspiele, die morgen offiziell eröffnet werden.
    Heute gibt die Festspielleitung eine Pressekonferenz.
    Zu Gast in diesem Mittagsschonal ist eine langjährige treue Besucherin der Salzburger Festspiele, Frau Elfi Schweiger.
    Soviel fürs Erste über unser Journalprogramm.
    Es folgt der Mittags-Nachrichtenüberblick, redigiert von Jürgen Pfaffinger, gelesen von Josef Wenzel-Natek.
    Griechenland.
    Wegen eines verheerenden Waldbrandes ist auf der Halbinsel Attika im Großraum Athen der Notstand verhängt worden.
    Das Feuer ist gestern in den Bergen nordöstlich der griechischen Hauptstadt ausgebrochen und hat sich durch starken Wind mit rasender Geschwindigkeit ausgebreitet.
    Die bis zu 40 Meter hohe Feuerwand hat bereits die Randbezirke von Athen erreicht.
    Tausende Hektar Pinienwald und unzählige Häuser sind zerstört.
    Dutzende Menschen wurden mit zum Teil schweren Brandverletzungen in Krankenhäuser eingeliefert.
    Der Vorort Draphi musste evakuiert werden.
    Über ganz Athen liegt eine dicke Rauchwolke.
    Die Behörden befürchten, dass sich das Feuer in den nächsten Stunden weiter auf das Stadtgebiet ausdehnen könnte.
    Die Löschmannschaften, die mittlerweile von Spezialeinheiten der griechischen Armee unterstützt werden, haben wegen des starken Windes praktisch keine Chance, das Feuer einzudämmen.
    Die griechische Regierung hat einen Hilfsappell an die anderen EU-Staaten gerichtet.
    Bosnien-Herzegowina.
    Trotz des vagen Ergebnisses der Londoner Bosnien-Konferenz wollen die USA jetzt eine härtere Gangart einlegen.
    Der amerikanische Verteidigungsminister Perry erklärte, falls die Serben ihre Aggression fortsetzen sollten, werde es groß angelegte Luftangriffe der US-Streitkräfte geben.
    Beim Treffen der Bosnien-Kontaktgruppe in London konnte wegen des Widerstandes Russlands neuerlich kein konkretes Einschreiten beschlossen werden.
    Verabschiedet wurde lediglich eine allgemein gehaltene Erklärung, in der den Serben mit nicht näher definierten Schritten gedroht wird, falls sie auch die UNO-Schutzzone in Gorazde angreifen sollten.
    Die bosnische Regierung hat auf das Londoner Treffen mit Empörung reagiert.
    Ministerpräsident Silajcic sagte, die Unentschlossenheit der Staatengemeinschaft sei geradezu eine Herausforderung an die Serben, ihre Angriffe fortzusetzen.
    Deutschland Experten warnen vor einem dramatischen Anstieg der Kinderarmut.
    Nach einer Untersuchung des Kinderschutzbundes leben in Deutschland bereits mehr als zwei Millionen Kinder unter der Armutsgrenze.
    Während der Wohlstand für einen Teil der Bevölkerung immer größer wird, wächst zugleich die Zahl jener, die unter dem Existenzminimum leben.
    Bereits eine halbe Million deutscher Kinder gilt als obdachlos.
    Der Kinderschutzbund befürchtet, dass sich die Situation in den kommenden Jahren weiter verschlechtern könnte, wenn die deutsche Bundesregierung die geplanten Einsparungen im Sozialbereich realisiert.
    Besonders dramatisch ist die Situation der Kinder in den ostdeutschen Bundesländern.
    Dort leben etwa doppelt so viele Kinder unter der Armutsgrenze wie in den westdeutschen Bundesländern.
    Russland Russland und Tschetschenien wollen angeblich schon heute ein Grundsatzabkommen unterzeichnen.
    Nach Angaben eines russischen Fernsehsenders haben sich die Verhandlungsdelegationen über die umstrittene Frage des künftigen Status von Tschetschenien dahingehend geeinigt, dass eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit der Kaukasusrepublik abgehalten werden soll.
    Der russische Delegationschef hat das jetzt allerdings dementiert.
    Er meinte, Russland werde einer Unabhängigkeit Tschetscheniens niemals zustimmen.
    Ob es dennoch eine Einigung über den künftigen Status gegeben hat und das Abkommen damit tatsächlich unterschriftsreif ist, wollte der Delegationschef nicht sagen.
    Nigeria.
    In der Hauptstadt Lagos findet heute eine Massenhinrichtung statt.
    53 verurteilte Räuber sollen hingerichtet werden.
    Die nigerianische Regierung will damit ihre Entschlossenheit im Kampf gegen die Kriminalität demonstrieren.
    China.
    Die nordwestchinesische Provinz Gansu ist heute früh von einem schweren Erdbeben erschüttert worden.
    Das Beben hatte die Stärke 5,8 auf der Richterskala.
    Nach ersten Meldungen wurden zahlreiche Gebäude beschädigt.
    Ob auch Menschen in China zu Schaden gekommen sind, ist bis jetzt nicht bekannt.
    Österreich.
    In Salzburg hat gestern Abend die Premiere der neuen Jedermann-Inszenierung stattgefunden.
    Der Jedermann wird diesmal von Gerd Voss gespielt.
    Heute Nachmittag findet zum Auftakt der diesjährigen Festspiele das traditionelle Fest statt.
    Die offizielle Festspieleröffnung in der Felsenreitschule ist für morgen geplant.
    Festreder wird diesmal der Dirigent Nikolaus Arnon Kurr sein.
    Der Sommerreiseverkehr hat zu erheblichen Behinderungen auf den österreichischen Transitrouten geführt.
    An den Grenzen nach Ungarn haben sich schon um Mitternacht kilometerlange Kolonnen gebildet.
    Die Wartezeiten betragen derzeit bis zu vier Stunden.
    Die Ostautobahn musste nach einem Unfall vorübergehend gesperrt werden.
    Die Folge waren kilometerlange Stauungen.
    Auch auf der Tauernautobahn brach der Verkehr immer wieder zusammen.
    Nächster Punkt im Mittagschanal der am Wochenende besonders wichtige Wetterbericht Andreas Thiesner.
    Heute noch viel Sonne und Hitze und in der extrem heißen Luft mit wieder bis zu 34 oder 35 Grad werden sich schon in den nächsten Stunden erste Gewitter bilden, und zwar im Bergland.
    Und einige Gewitter werden heftig sein mit stürmischem Wind, starkem Regen und auch Hagel, damit verbunden eventuell stellenweise Überschwemmungen.
    Bald kommt dann auch kühle Luft von Nordwesten nach und bei diesen Temperaturgegensätzen werden die Gewitter und Regenschauer dann in ganz Österreich auch während der Nacht und Morgen noch anhalten.
    Mit der extremen Hitze ist es vorübergehend vorbei.
    Jetzt die aktuellen Meldungen.
    Wien und Eisenstadt wolkenlos 31 Grad, St.
    Pölten wolkenlos 32, Linz wolkenlos 29, Salzburg-Heiter 32, Innsbruck-Heiter 27, Bregenz-Heiter 29, Graz wolkenlos 27 und Klagenfurt-Heiter 28 Grad.
    Heute Nachmittag oft noch strahlender Sonnenschein bei 30 bis etwa 34 Grad in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich sowie in Oberkärnten bilden sich bald erste Gewitter und bis zum Abend werden die Gewitter auch im übrigen Österreich immer wahrscheinlicher und die können wie gesagt heftig sein.
    In der kommenden Nacht bleibt es gewittrig, die Temperaturen sinken auf 23 bis 16 Grad.
    Morgen wird es mit 25 bis 28 Grad nicht mehr so heiß.
    Die Sonne zeigt sich nur zwischendurch.
    Immer wieder gibt es auch Regenschauer und Gewitter.
    Schwerpunkt dabei Tirol, Salzburg, die Steiermark und Niederösterreich.
    In 2000 Metern kühlt es morgen auf 12 Grad ab und am Montag dann besonders am Vormittag noch einige Regenschauer und die besonders im Osten und Süden Österreichs.
    Die Sonne hat es auch am Montag schwer durchsetzen wird sich vor allem in Vorarlberg und im Tiroler Oberland.
    Hier wieder etwas wärmer mit bis zu 29 Grad, meist aber nur 21 bis 26 übermorgen.
    Hitze noch in Österreich, Hitze auch in Griechenland mit katastrophalen Folgen.
    In Griechenland toben nämlich schwere Waldbrände.
    Sie haben es zu Beginn in den Nachrichten gehört.
    Besonders betroffen ist ein Gebiet nahe von Athen.
    Die Brände sind trotz eines Großeinsatzes der Feuerwehren außer Kontrolle.
    Die Regierung hat den Notstand ausgerufen.
    Ein Bericht von Gerd Höhler.
    Mehr als 30 Stunden wüten die Flammen nun bereits, aber immer noch ist es nicht gelungen.
    den Waldbrand nordöstlich der griechischen Hauptstadt Athen unter Kontrolle zu bringen.
    Mehr als 1000 Hektar Wald sind eingeäschert, rund 400 Häuser hat das Feuer schon zerstört.
    Über zwölf Ortschaften ist die Flammenwalze bereits hinweggerollt.
    Mit Gartenschläuchen, Wassereimern und Feuerpatschen suchten viele Menschen ihre Gebäude und Gärten zu verteidigen, aber dann rannten sie um ihr Leben.
    Mindestens 15 Menschen wurden bisher verletzt.
    Ob es Todesopfer gibt,
    wird man erst wissen, wenn die schwelenden Ruinen durchsucht werden können.
    Mehr als 1000 Soldaten und 500 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen, aber sie können nur wenig ausrichten.
    Es fehlt an technischem Gerät, es fehlt an Wasser, die Löschflugzeuge können wegen des Sturms allenfalls zeitweilig eingesetzt werden und es mangelt, wie Augenzeugen berichten, an einer Koordination der Brandbekämpfung.
    Zwei Worte beschreiben die Situation, Chaos und Konfusion.
    Viel zu lange dauerte es gestern Morgen, bis die Feuerwehren auf die ersten Brandmeldungen reagierten.
    Erst nach zwei Stunden, so berichten Anwohner, seien die Löschmannschaften aufgetaucht.
    Da war das Feuer längst nicht mehr unter Kontrolle zu bringen.
    Vieles deutet darauf hin, dass auch dieser Waldbrand das Werk von Grundstücksspekulanten ist, die mit einem Streichholz den Wald am Osthang des Pendeli-Massivs in lukratives Bauland verwandeln wollten.
    An drei Stellen gleichzeitig, so berichten Anwohner, sei das Feuer ausgebrochen und habe sich rasend schnell ausgebreitet.
    Stürmische Winde fachen auch heute die Flammen immer wieder an.
    Die Feuerfront ist mittlerweile 40 Kilometer breit.
    Die ökologischen Konsequenzen dieser Katastrophe sind unabsehbar.
    Eines der letzten geschlossenen Waldgebiete in der Umgebung Athens existiert nicht mehr.
    Welche Auswirkungen das auf den Wasserhaushalt und das Klima der smoggeplagten Vier-Millionen-Stadt haben wird,
    dürfte man wohl schon im nächsten Sommer merken.
    Von der Naturkatastrophe in Griechenland zur politischen und menschlichen Katastrophe Bosnien.
    Einen Tag nachdem die Bosnien-Konferenz in London den Serben mit einer entschiedenen und schnellen Reaktion gedroht hat, sollten sie Goraschte angreifen, wird klar, welche Interpretationen dieser Beschluss zulässt.
    Während Russland darin seine Ablehnung von Luftangriffen bestätigt sieht, bereitet die NATO genau diese Luftschläge vor, Wolfgang Wagner berichtet.
    In Brüssel tagt die NATO-Spitze.
    Zunächst, wie es heißt, um die Beschlüsse der Bosnien-Konferenz zu analysieren.
    Es gebe Unklarheiten in den Formulierungen.
    Das ist vornehm formuliert.
    In Wahrheit lässt der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich gestern die 16 an der Bosnien-Mission der UNO-beteiligten Staaten geeinigt haben, viele Interpretationen zu.
    Und US-Verteidigungsminister William Perry ist als erster bereit zu interpretieren.
    Er sieht den ursprünglichen amerikanischen Plan, massive Luftschläge anzudrohen, vollgedeckt.
    Innerhalb von drei, vier Tagen werden NATO-Kampfflugzeuge dazu bereit sein, sagte Perry schon auf dem Rückflug von London.
    NATO-Militärs beginnen bereits eine Liste von Zielen zu arbeiten, deren Bombardement die Serben erheblich schwächen würde.
    Sie enthält Luftabwehranlagen, Flugplätze, Artilleriestellungen, aber auch Waffenfabriken und die wichtige Versorgungslinie zwischen Pale und Sarajevo.
    und auch UNO-Sprecher beginnen zu interpretieren.
    Gestern hatte Bosniens Premier Sileicic noch in Böhr darauf hingewiesen, dass im Londoner Schlussdokument nur vor einem Angriff auf Goraste gewarnt wird.
    Das sei ein Freibrief für Attacken auf andere Schutzzonen, auch auf Sarajevo, sagte Sileicic.
    Heute sagte ein UNO-Sprecher, vernünftigerweise müsse die Erklärung auch andere Schutzzonen meinen.
    Speziell Bihac, wo die Serben mit Unterstützung von Moslem-Rebellen seit gestern große Geländegewinne erreichten.
    Mehr als tausend Moslems mussten flüchten.
    Könnte also auch der Vormarsch auf Bihac erste NATO-Luftschläge auslösen?
    Abhängen wird das davon, wie viel Interpretationsspielraum Russland bereit ist, dem Westen einzuräumen.
    Gestern sagten Außenminister Kosirev und Verteidigungsminister Kratschow jedenfalls unmissverständlich.
    Wir lehnen Luftschläge ab und befürworten eine politische Lösung.
    Die Bosnien-Kontaktgruppe bekennt sich also verbal zum Schutz von Gorazde und beschließt darüber hinaus allgemein Wortgewaltiges an die Adresse der Serben.
    Was von diesen jüngsten Erklärungen der Kontaktgruppe zu halten ist, was also London gebracht hat, habe ich vor kurzem Jens Reuter gefragt, den Experten vom Institut für Südosteuropa in München.
    London hat fast nichts gebracht, würde ich sagen.
    London hat eben nur diese Schutzzone Gorazde.
    unter den Schutz der Kontaktgruppe gestellt und hat wohl auch dafür gesorgt, dass die Serben eben diese Schutzzone Gorazde wohl umgehen werden und in Ruhe lassen werden.
    Ansonsten hat London aber dieses Schutzzonen-Konzept insgesamt gesehen eigentlich schon zu Fall gebracht.
    Und London hat wohl auch so den Anfang vom Ende der Blauhelm-Mission in Bosnien eingeläutet.
    Ich meine eigentlich, dass bei all diesen Dingen es wohl eine große Rolle spielt,
    dass eigentlich die beteiligten Großmächte schon den Rückzug der Blauhelme dabei im Hinterkopf haben.
    Man sagt, das Schutzzonenkonzept ist offensichtlich geplatzt.
    Damit ist ein ganz wesentlicher Grund für die Präsenz der Blauhelme auch nicht mehr gegeben.
    Und dass man eben an den Abzug der Blauhelme wohl denkt, möglicherweise in Einzelaktionen, dass beispielsweise jetzt die enttäuschten Franzosen ihre Blauhelme abziehen, dass dann die Briten folgen und dann eben alle Hürigen im Sog dieser beiden.
    Würde dann nicht überhaupt Bosnien, wenn es solche Einzelaktionen geben würde, im völligen militärischen Chaos versinken und wäre dann nicht jede einzelne Macht gefährdet, wirklich direkt in den Krieg hineingezogen zu werden?
    Diese Gefahren würden natürlich auftreten, aber wir wissen es ja auch,
    von anderen UN-Aktionen, dass irgendwann der Punkt einsetzt, wo also die Mächte ganz ihren egoistischen Interessen nachgehen und sagen, also wir holen jetzt unsere Jungs zurück und nur das interessiert uns, dass die möglichst unbeschadet diesen Kriegsschauplatz verlassen können.
    Jeder soll für sich selbst sorgen, was aus den anderen wird, ist uns gleichgültig.
    Das wäre natürlich die schlimmste Form überhaupt des Rückzuges, denn dann könnte man natürlich nicht mehr von einem geordneten Rückzug unter Mietnahme von Waffen und Gerät sprechen.
    Dann würde sozusagen das Ganze irgendwie Chaos-ähnliche Züge annehmen.
    Auf der anderen Seite ist völlig klar, den Amerikanern ist überhaupt nicht mehr wohl bei ihrer Zusage, die sie ja früher gemacht haben, einen geordneten Rückzug in Form einer konzertierten Aktion, geordneten Rückzug dieser Blauhelme, also mit 25.000
    amerikanischen Blauhelmen zu unterstützen.
    Von diesem Versprechen ist in jüngster Zeit überhaupt nicht mehr die Rede.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass man in Washington einfach sich auch nicht mehr daran gebunden fühlt.
    Und dieser 1600 Schreibmaschinen-Seitenlange Plan zum geregelten und geordneten Rückzug aller Blauhelme, der wird ja eigentlich auch nicht mehr ins Gespräch gebracht von der amerikanischen Seite.
    Auch das deutet darauf hin, dass man wohl von solch einer Aktion abzieht.
    Wäre dann nicht der nächste Schritt nach einem geordneten oder ungeordneten Abzug des Westens aus Bosnien ein wahrscheinlich umfassender Konflikt zwischen Kroatien und Serbien?
    Also die Gefahr ist sicherlich gegeben.
    Also zunächst einmal würde der Abzug der Blauhemmer ja bedeuten, dass ein Fettlauf in Bosnien einsetzen würde, um die strategisch wichtigen Positionen, die von den Blauhemmern
    freigemacht wurden.
    Das heißt, der Krieg würde dort in neuer Schärfe entbrennen.
    Dann sehen wir jetzt schon anhand dieser Schutzzone Bihać im östersten Nordwesten, dass Kroatien hier nicht daran denkt, also tatenlos zuzuschauen.
    Im Hintergrund steht natürlich auch die Drohung des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman, der gesagt hat, bis Ende Oktober dieses Jahres werde Zagreb noch Geduld haben.
    Wenn dann aber in der kleinen Frage nichts geschehen würde, dann würde man selber aktiv werden, militärisch aktiv werden, um die von Serben kontrollierten Gebiete Kroatiens wieder in die eigene Gewalt zu bringen.
    Nun wissen wir aber auch aus der Erfahrung, dass Tudman natürlich wohl nicht warten wird bis Ende Oktober, sondern dass er irgendwann, wenn sich die ganze Aufmerksamkeit der Welt auf Bosnien richten sollte, selber dann zuschlagen würde, um die Offensive gegen Knin zu starten.
    Eine nicht unbedeutende Rolle auch in der Kontaktgruppe spielt Russland.
    Wie schätzen Sie die politische Haltung in Moskau zu diesen aktuellen Entwicklungen in und um Bosnien ein?
    Ja, ich bin der Meinung, dass diejenigen, die immer gesagt haben, also eine friedliche Lösung in Bosnien könne nur mit den Russen herbeigeführt werden und nur mit dem serbischen Präsidenten Milosevic, der unter dem russischen Einfluss stehe.
    Diese These lehne ich ab.
    Ich bin der Meinung, dass die Russen eigentlich eine eher unheilvolle Rolle gespielt haben in Bosnien.
    Immer wieder haben sie dafür plädiert, militärische Schritte zu unterlassen.
    und den Weg auf dem Verhandlungsweg zu suchen.
    Das klang eigentlich sehr schön, sie haben die Friedensschalmei geblasen, aber parallel dazu haben die bosnischen Serben ihre Eroberung fortgesetzt und auch eben ihre ethnischen Säuberungen mit allen entsetzlichen Begleitumständen.
    sodass man schon praktisch sprechen konnte von einem Spiel mit verteilten Rollen.
    Der eine führt brutal und erbarmungslos Krieg und der andere setzt sich immer wieder für friedliche Lösungen ein und verhindert, dass man gegen die kriegführende Seite irgendwelche energischen militärischen Schritte unternimmt.
    Jens Reuter vom Münchner Südosteuropainstitut, er glaubt an einen baldigen Abzug der UNO aus Bosnien.
    Jetzt nach Bosnien selbst.
    Dort geht es nicht nur um politische und militärische Fragen, dort entscheidet sich auch Tag für Tag das ganz persönliche Schicksal tausender Menschen.
    Diese Tausende werden vertrieben, Familien werden zerrissen, es gibt Berichte über Exekutionen und Vergewaltigungen.
    Vielen bleibt nur die Flucht, wenn sie das nackte Leben retten wollen.
    Fluchtziele gibt es für die Moslems in Bosnien nicht viele.
    Eines der wichtigsten bleibt Tuzla, wobei schon jetzt Abertausende in Zelten zusammengepfercht sind.
    Vor Ort in Tuzla ist Karl Jarkowski.
    Hier sein neuster Bericht.
    Noch immer treffen hier in Tuzla Vertriebene, vor allem Männer und Jugendliche aus dem Raum Srebrenica ein.
    Die haben sich tagelang in den Wäldern versteckt und sind die rund 70 Kilometer durch Wälder und Berge zu Fuß gegangen.
    Sechs Tage habe er gebraucht, erzählt ein 17-Jähriger.
    Das ist mein Schwester, der zwölf.
    Wir sind durch die Wälder gegangen mit unserem Militär.
    Es war fürchterlich, sehr, sehr schlecht.
    Die Serben haben von Hinterhalten auf uns geschossen.
    Die haben auf uns mit Granaten und Gewehren geschossen.
    Viele wurden umgebracht.
    Viele sind auch wahnsinnig geworden durch die Angst.
    Wir konnten nichts dagegen tun.
    Die Vertriebenen hier in Dusseldorf sind in einem physischen und psychischen schlechten Zustand.
    Sie berichten immer wieder von Gräueltaten, die die Serben begangen haben sollen.
    Die Frauen und Mädchen mussten ihren Schmuck und das Geld hergeben.
    Sie wurden mit dem Umbringen bedroht.
    Viele der Frauen hier haben die größten Sorgen um ihre Männer, die von den Serben gefangen genommen worden sind.
    Und den Vertriebenen werden immer öfter Gerichte über Gräueltaten und Massaker an den Männern erzählt.
    So berichtet der britische Nachrichtensender ITN über Massaker.
    Er zitiert eine serbische Frau, die ihren Bruder in Bratunac besucht hat.
    Nach Angaben der Frau sagt ihr Bruder, dass allein gestern 1600 muslimische Männer von den Serben erschossen worden sind.
    Ob diese Meldungen und Aussagen stimmen, kann niemand mit Sicherheit sagen.
    Gerüchte in diesem Krieg gibt es täglich viele.
    Eines steht jedenfalls fest.
    Die Zukunft für die Menschen hier, für die Vertriebenen, scheint bei vielen aussichtslos zu sein.
    Wir wissen nichts.
    Wir sind hier.
    Was wird passieren?
    Wir wissen nichts.
    Wir wissen nichts.
    Wir sind hier.
    Was wird passieren?
    Wir wissen nichts.
    Wir wissen nichts.
    Wir sind hier.
    Was wird passieren?
    Wir wissen nichts.
    Wir sind hier.
    Was wird passieren?
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    Was wird passieren?
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    Was wird passieren?
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    Was wird passieren?
    Wir sind hier.
    Was wird passieren?
    Wir sind hier.
    Was wird passieren?
    Wir
    Und die geschützte Zone war Junprofor.
    Junprofor ist schuld, weil er uns nicht geschützt hat.
    Weil er alles ihnen gegeben hat.
    Seine Waffen und seine Arbeit.
    Junprofor ist schuld.
    Wir wissen nicht, wie unsere Zukunft sein wird.
    Wir sind jetzt hier und wissen nicht, was weiter geschieht.
    Die Welt sollte für uns sorgen.
    Wir sind vertrieben worden.
    Wir haben nichts.
    Wir haben keine Mittel.
    Also sollte jemand für uns sorgen.
    Eine Weltorganisation.
    Der Revere Netzer war eine von der UNO geschützte Zone und sie ist von der UNO fallen gelassen worden.
    Die Schuld trägt die UNO, weil sie alles an die Serben gegeben hat.
    Karl Jekowski aus Tuzla.
    Jetzt ein Blick in eine Stadt in Ex-Jugoslawien, die von Krieg seit Längerem ziemlich verschont bleibt, nach Mostar, der Hauptstadt der Herzegowina.
    Dort ist sogar schon der Wiederaufbau im Gange geleitet von der Europäischen Union.
    Bürgermeister Mostars ist im EU-Auftrag seit einem Jahr der deutsche SPD-Politiker Hans Koschnig.
    Er meint übrigens heute in einem Interview für die französische Zeitung Libération, nur diplomatische und wirtschaftliche Mittel könnten Ex-Jugoslawien Frieden bringen, keinesfalls aber militärische.
    über die Lage in Mostar nach einem Jahr EU-Verwaltung Georg von Ehren.
    Ein paar Boutiquen, eine Pizzeria, mehrere Straßencafés und überall vergnügt herumschlendernde Menschen.
    Dass sich diese Flaniermeile mitten in Mostar befindet, man glaubt es kaum.
    Ein paar hundert Meter weiter, im Ostteil der Stadt, im Gebiet der Muslime, lässt das gastronomische Angebot derzeit noch etwas zu wünschen übrig.
    Haupttreffpunkt ist die Suppenküche einer Hilfsorganisation Adresse dritter Trümmerhaufen links.
    Vergleicht man den kroatischen mit dem ehemals belagerten muslimischen Teilen prallen noch immer Welten aufeinander.
    Alja Beram, Chefredakteur der Radiostation von Osmosta, fasst dann auch den Erfolg nach einem Jahr EU-Präsenz relativ nüchtern zusammen.
    Wir haben wieder Strom und Wasser.
    Gut, auch unsere Schule arbeitet wieder, aber Mostar ist immer noch eine zweigeteilte Stadt.
    Ein Bürger aus Ostmostar kann auch noch ein Jahr nicht in den kroatischen Teil gehen.
    Die EU hat im humanitären Bereich viel getan.
    Den Auftrag, aus unserer Stadt wieder eine Stadt zu machen, hat sie bisher aber nicht erfüllt.
    Noch immer gibt es zwei Rathäuser, unterschiedliche Polizei und strikt getrennte Schulen.
    EU-Verwalter Hans Koschnig gibt zu, dass auch er mit schnelleren Fortschritten gerechnet hatte.
    Wenn Sie wissen, Kollegen, Nachbarn, Freunde, mit denen man 20 Jahre zusammengearbeitet hat, schmeißt einen aus der Wohnung raus, schleppt mich ins KZ, tut Schlimmes mit meiner Frau, meinen Kindern an, das kann man so schnell doch nicht vergessen.
    Da muss ich Ihnen sagen, dies war einer der Irrtümer derer, die den Vertrag gemacht haben, auch mein Irrtüm, der ihn ausführen soll, zu glauben, man kann sehr viel schneller die Menschen zu einem gemeinsamen Miteinander bringen.
    Die alten Mostaris wollen, sie werden zwar nicht mehr so zusammenleben wie gestern, aber sie wollen gemeinsam ihre Stadt entwickeln und wollen auch sagen, reden wir für die Vergangenheit, lasst uns arbeiten.
    Aber die vielen Vertriebenen, die aus den Dörfern gejagt worden sind, nicht nur von den Serben, Kroaten sind von muslimischen Dörfern gejagt, Muslime aus kroatischen Dörfern, sie alle wollen erst nach Hause,
    Und zweitens haben die so viel durchgemacht.
    dass sie ganz schwer fertig werden mit der Situation, dass sie morgen relativ zivil nebeneinander leben sollen.
    Auf Seiten der Politiker sitzen die Hauptblockierer im Westteil.
    Viele Kroaten sehen in Mostar anscheinend noch immer die Hauptstadt einer eigenständigen Republik Herzeg-Bosna, in denen Muslime bestenfalls Bürger zweiter Klasse sein könnten.
    Die muslimische Seite wirft Koschnik vor, er würde nicht hart genug durchgreifen.
    Die Kroaten beschuldigen die EU wiederum, angeblich zu einseitig zu sein.
    Was am Verhandlungstisch bisher nicht erreicht werden kann, versucht Koschnik in der Praxis durchzusetzen.
    Seine Strategie gegen ein erneutes Auflammen des Bürgerkrieges zwischen Moslems und Kroaten klingt simpel.
    Man muss den Leuten Mut machen, wieder aufbauend zu arbeiten.
    Das heißt, sich selbst wieder ihr Häuschen in Ordnung zu bringen.
    Wir helfen mit Materialien, manchmal auch mit Material und Geld.
    Und die wirkliche Frage ist, wer sich unter Mühen was aufgebaut hat, wird nicht gern bereit sein, das morgen zerstören zu lassen.
    Ich habe am Ende des Jahres keine Kindergartenprobleme mehr.
    Ich habe wahrscheinlich einen Teil der Gesundheitsfragen gelöst, einen Teil nur.
    Die Ambulatorien, die Krankenhausveränderungen, die Ausbauten dauern mehr Zeit.
    Aber ich kann Ihnen sagen, in diesen Schritten sehen Sie wichtige Entwicklungen.
    sagt der EU-Verwalter von Mostar, Hans Kroschnig.
    Nächstes Thema, die deutsche Minderheit in Kasachstan.
    Bis vor kurzem lebten eine Million Deutsche in dieser Mittelasiatischen Republik.
    In den vergangenen fünf Jahren sind 300.000 von ihnen nach Deutschland emigriert.
    Die Deutschen kamen Anfang der 40er Jahre nach Kasachstan.
    Sie wurden von Stalin wegen angeblicher Kooperation mit Hitler-Deutschland
    aus ihren angestammten Siedlungsgebieten in Russland und in der Ukraine verschleppt.
    Sie galten samt und sonders als Faschisten.
    Nun droht der Minderheit das Aus.
    Elisavash war in der Stadt Akmola in Mittelkazachstan, wo die deutsche Minderheit früher besonders stark vertreten war.
    Ein unscheinbares Haus in der 300.000 Einwohner Stadt Akmala im Mittelkazachstan.
    Wenn man genau schaut, sieht man ein Kreuz auf dem Dachfirst.
    Es ist die Lutheranische Kirche der deutschen Minderheit in Akmala.
    Am Sonntag ist die kleine Kirche voll.
    Und daran, wer kommt, sieht man, wie es um die deutsche Minderheit hier bestellt ist.
    Man sieht hier zumeist alte Frauen.
    Die wenigen Jungen, die da sind, bewegen die Lippen kaum.
    Sie verstehen die deutsche Sprache nicht mehr.
    Selbst der junge Pastor hat mit dem Deutschen so seine Schwierigkeiten.
    Er ist erst seit kurzem hier.
    Der alte Pastor ist weggefahren.
    So wie viele andere auch.
    Der 65-jährige Heinrich Lofing erzählt in schwer verständlichem Deutsch.
    Es ist alles drüben.
    In Deutschland.
    Schwester, Bruder, Tochter und Sohn.
    Die Hälfte der 120.000 Deutschen haben das Gebiet um Akmala schon verlassen.
    In die Deutsche Gesellschaft Wiedergeburt in Akmala kommen jeden Tag Ausreisewillige und füllen mit Hilfe von Dolmetschern die Papiere aus, die sie zum Emigrieren brauchen.
    Selbst der Vorsitzende der Gesellschaft, Andrei Rende, möchte mit uns lieber Russisch reden.
    Sein Deutsch reicht nicht mehr aus.
    Viele emigrieren heute aus wirtschaftlichen Überlegungen.
    Oft bekommen sie ein halbes oder ein ganzes Jahr keinen Lohn.
    Es fahren ja nicht nur die Deutschen von hier weg, sondern auch viele Russen oder auch Kasachen.
    Die Deutschen, die in Kasachstan bleiben, werden wahrscheinlich bald assimiliert.
    Von Minderheitenförderung konnte in der ehemaligen Sowjetunion keine Rede sein.
    Im Gegenteil, Deutsche hatten seit dem Zweiten Weltkrieg immer mit Nachteilen zu rechnen.
    Jahrelang war es zum Beispiel verboten, Deutsch zu sprechen.
    Und so verlernten viele ihre Sprache.
    Jetzt, wo die meisten ausreisen, wird von der Minderheit bald überhaupt nichts mehr da sein, sagte Vorsitzender der Gesellschaft Wiedergeburt, André Rende.
    Entweder wir bleiben hier und werden russifiziert oder wir fahren nach Deutschland und werden germanifiziert.
    Wir sind ja quasi eine eigene Volksgruppe.
    Von unserer Denkweise sind wir den Russen näher, von unserer Abstammung her sind wir Deutsche.
    Um in Deutschland bestehen zu können, besuchen die meisten vor ihrer Abreise einen Deutschkurs im örtlichen Kulturzentrum, wo sie noch das Allernötigste erlernen.
    Wenn sie in Kasachstan immer Deutsche waren, werden sie in ihrer neuen Heimat Deutschland wohl noch ziemlich lange Russen bleiben.
    12.30 Uhr ist es gleich halb eins und wir kommen etwas früher als sonst im Mittagsjournal zur Kulturberichterstattung.
    Der Anlass der Festspielsommer in Österreich, die Festspiele in Salzburg, beginnen offiziell morgen, inoffiziell gestern schon mit der Jedermann-Premiere in Salzburg und auch in Pregenz wird seit gestern auf der Seebühne gespielt mit einer nicht gerade berühmt angekommenen Premiere von Fidelio.
    40 Stunden Fernsehen und mehr als 100 Stunden Radio werden die Hörer und Seher des ORF heuer von den Salzburger Festspielen und aus Bregenz sehen und hören können.
    Das teilte heute Vormittag Generalintendant Gerhard Seiler bei einer Pressekonferenz mit, bei der er das ORF-Festspielprogramm im Einzelnen erläuterte.
    Eva Halusch aus Salzburg.
    50 Jahre Bregenzer Festspiele und 75 Jahre Salzburger Festspiele, das seien für den ORF selbstverständlich Aufgaben für eine besondere Art der Kulturberichterstattung.
    Dieses Bekenntnis stellte Generalintendant Gerhard Zeiler seinen Ausführungen voran.
    In mehr als 100 Stunden Hörfunk und mehr als 40 Stunden Fernsehen kann man Ereignisse der beiden österreichischen Festspiele mitverfolgen.
    60 Millionen gibt der ORF dafür aus, das ist mehr als in den beiden vorangegangenen Jahren zusammen.
    Damit allerdings auch in Zukunft Unternehmungen wie die Live-Übertragung der Hochzeit des Figaro aus Salzburg oder der Übertragung des Fidelio und der Legende der unsichtbaren Stadt Kitez aus Bregenz möglich sind, müssen in der nahen Zukunft zwei Probleme gelöst werden, fuhr Generalintendant Zeiler fort.
    Es ist schlicht und einfach nicht möglich,
    weil unfinanzierbar und unvertretbar, dass wir uns im Bereich von Oper und Theater rechte Forderungen auch für das österreichische Territorium in Millionenhöhe gegenüber sehen.
    Ich sage das mit all der Verantwortung und mit all der Ernsthaftigkeit,
    Der ORF wird in Zukunft nicht mehr bereit sein, für die Erfüllung dieses eines Auftrages, neben den Produktionskosten, die ja auch beachtliche Millionenbeträge verschlingen, noch österreichische Lizenzrechte in Millionenhöhe zu bezahlen.
    Und das zweite Problem, das wir uns gegenüber sehen, und das ja dazu geführt hatte, dass der ORF in den letzten Jahren kaum Open-Ubertragungen im Programm hatte, ist ein inhaltliches.
    Wir müssen stärker als bisher dem Medium Fernsehen gerecht werden.
    Wollen wir, und wir wollen es, mehr Menschen als bisher zu Opern im Fernsehen, im wahrsten Sinne des Wortes, verführen.
    Hier hat der ORF 1994 mit der Übertragung von Nabucco sicherlich Maßstäbe gesetzt.
    eine eigene, eine spezielle Fernsehfassung, kürzer, und ich traue mir dieses Wort auch zu sagen, populärer, das wird der Weg der Zukunft sein.
    Sollten sich diese Probleme lösen lassen, so Zeiler, dann könnte die Kulturberichterstattung des ORF 1995 Standard werden.
    An der Verwirklichung dieser beiden Forderungen, so darf man prophezeien, werden sich allerdings noch einige Sachverständige die Köpfe zerbrechen.
    Österreich-Einstag, 75 Jahre Salzburger Festspiele ist heute.
    Deshalb zu diesem Thema auch unsere Samstagsserie.
    Im Journal zu Gast.
    Wir haben diesmal keinen Festivalstar ausgewählt und auch nicht die Organisatoren der Festspiele, die ja sonst in unseren Berichten zu Wort kommen.
    Unser heutiger Gast ist Mag.
    Elfie Schweiger, eine Salzburger Bürgerin und langjährige Festspielbesucherin.
    Sie ist Mathematiklehrerin am Akademischen Gymnasium, Mutter von fünf Kindern und Initiatorin von Aktionen wie Schule und Kultur und Jugend und Festspiele.
    Mit ihr spricht Volkmar Paschalk.
    Frau Mag.
    Schweiger, Sie leben seit 1970 in Salzburg, Sie sind hier als Lehrerin tätig, Sie haben verschiedene kulturelle Aktionen in Ihrer Schule ins Leben gerufen.
    Was bedeutet für Sie dieses Jubiläum, 75 Jahre Salzburger Festspiele, und wie sehen das Ihre Schüler?
    Also für mich und für meine Schüler ist dieses Jubiläumsjahr etwas ganz Besonderes.
    Erstmals ist heuer eine große Aktion gestartet worden, zusammen mit der Festspielleitung.
    Es haben sich 50 Schülerinnen und Schüler während des ganzen Jahres auf dieses Jubiläum vorbereitet, haben dafür gearbeitet, haben dafür gezeichnet, haben Texte geschrieben, haben
    Schreibwerk stattgehabt, haben sich mit Werbestrategien auseinandergesetzt und sehr viele dieser Ideen zu diesem Jubiläumsjahr konnten auch von uns verwirklicht werden.
    Sie sind Mathematiklehrerin und Sie finden es aber trotzdem notwendig, kulturelle Initiativen zu setzen und Ihre Schüler sozusagen zur Kultur hinzuführen.
    Warum?
    Also ich habe schon als sehr junge Lehrerin, ich habe mit 22 Jahren hier in Salzburg begonnen, Mathematik und Physik zu unterrichten, gemerkt, dass es für meine Schüler und auch für mich selber sehr wichtig ist, einen Gegensatz zu haben.
    Ich wollte es Ihnen zeigen, dass es eben
    auch für mich sehr wichtig ist, dass es zwar diese Mathematik gibt, die ich sehr liebe, dass auf der Gegenseite auch sehr viel da ist, was vielleicht im Gegensatz zur Mathematik scheint, aber gar nicht ist.
    Etwas, wo man seine Fantasie spielen lassen kann, seine Kreativität braucht und auf diese Art auch sehr viel den Unterricht ergänzen konnte.
    Und die jungen Menschen akzeptieren das oder sagen sie, die Festspiele sind mir zu elitär, ich möchte eigentlich lieber, dass die Bob-Konzerte bringen oder eben Musik von heute.
    Ich habe viele von meinen Schülerinnen und Schülern, die an dem Projekt teilgenommen haben, haben vorher überhaupt keinen Kontakt zu den Festspielen gehabt und waren natürlich oder sind auch immer noch der Meinung, dass das sehr wichtig für sie ist.
    Nämlich, wie Sie jetzt gesagt haben, Popkonzert, Heavy Metal, Techno, ganz unterschiedliche Dinge.
    Aber wir haben uns als Motto Folgendes genommen.
    Du hast eine Kulturschance vor deiner Haustüre, die es nicht so schnell irgendwo auf der Welt oder sogar in Österreich gibt.
    Nutze sie, verliere ein bisschen deine Scheu davor, geh hin, versuche durch dein Hingehen auch etwas zu ändern.
    Sie sind 25 Jahre in dieser Stadt sozusagen zur Salzburgerin geworden.
    Haben Sie den Eindruck, die Salzburger lieben diese Festspiele und sehen ihre Notwendigkeit ein?
    Ja, ich habe jetzt auch aufgrund dieses Gesprächs mit vielen von meinen Bekannten und Freunden gesprochen, damit ich hier also nicht sozusagen meine subjektive Meinung nur wiedergebe.
    Wir glauben, dass die Festspiele wichtig sind für uns in kultureller Hinsicht, in wirtschaftlicher Hinsicht, als Bereicherung für unser Leben.
    Daneben möchte ich aber sagen, gleichberechtigt,
    bin ich überzeugt, dass das, was an Infrastruktur in Salzburg während des ganzen Jahres hier ist, ob das jetzt das Mozarteum-Orchester ist, ob das unser Landestheater ist, ob das die Stiftung Mozarteum ist, ob das die Schlosskonzerte sind oder es gibt sehr viele Initiativen, wie zum Beispiel das Kleine Theater, das ja jetzt sogar schon drei Bühnen hat, dass das daneben ganz wichtig ist für unser Leben und das auch für mich einen ganz großen Stellenwert hat.
    Man sagt immer, in Salzburg wird viel unterdrückt, gerade auch von Seiten der Politiker, was es an kulturellen Initiativen gibt.
    Wie sehen Sie das?
    Ich glaube, wir wissen alle, dass wir momentan in einer schwierigen Situation sind, gerade in finanzieller Hinsicht, dass also doch vor allem die Stadt sehr sparen muss.
    Ich habe aber schon den Eindruck, dass viel gebremst wird, dass aber auch doch vieles durch standhaftes immer wieder Versuchen möglich ist.
    Sie haben eine Umfrage unter Jugendlichen gestartet.
    Wie urteilen die jungen Menschen?
    Wie sehen die die Festspiele?
    Also da war ich eigentlich sehr erstaunt.
    Wir haben 1200 Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren befragt und für mich überraschend war, dass mehr als 80 Prozent der Jugendlichen ausgesagt haben, dass die Festspiele ihrer Meinung nach für Salzburg sehr wichtig sind.
    Sie sind als junger Mensch in Wien sehr viel in die Theater und in die Oper gegangen und Sie gehen natürlich hier in Salzburg, seit Sie hier sind, sehr viel in die Festspiele.
    Sie haben schon angedeutet, Sie haben auch die Ära Karajan sehr intensiv beobachtet und jetzt die Nachfolge-Ära Mottier-Landesmann, Wiesmüller, jetzt Rabel-Stadler.
    Ein Vergleich sieht wie aus für Sie?
    Also für mich schaut der Vergleich hauptsächlich, ich möchte jetzt nicht künstlerisch, sondern einmal von Sicht der Festspielbesucher.
    Ich glaube schon, dass die Festspiele offener geworden sind, dass sich das Publikum geändert hat, das hingeht.
    Ich habe früher schon den Eindruck gehabt, dass man sehr wenige Salzburger, nur ganz bestimmte dort gesehen hat, dass es vielmehr ein gesellschaftliches Ereignis war.
    Ich glaube, dass in der Karajan-Ära vielleicht man mehr hingegangen ist, damit man auch gesehen wird oder dass man dabei gewesen ist.
    Was sagen die Schüler zu den teuren Eintrittspreisen?
    Gibt es Möglichkeiten für Schüler und Studenten zu billigen Karten zu kommen?
    Ja, das ist also doch sehr positiv in den letzten beiden Jahren.
    Es gibt Jugendabos, wo eine Karte 200 Schillinge kostet.
    Es wird sehr viel davon Gebrauch gemacht.
    Heuer hat es, glaube ich, 1.800 Abos gegeben, wo jeweils zwei bis vier Stücke angeboten werden, immer zum Preis von 200 Schillinge.
    Und das ist eine Möglichkeit für Jugendliche, dorthin zu gehen und das auch finanziell zu schaffen.
    Steht für die Salzburger der wirtschaftliche Erfolg der Salzburger Festspiele im Vordergrund?
    Oder glauben Sie auch, das Kulturelle spielt eine Rolle und man fühlt sich hier in Salzburg als Teilnehmer an einer sogenannten Weltkultur?
    Also ich kann mir schon vorstellen, dass es viele Leute gibt, für die das Wirtschaftliche im Vordergrund steht.
    Aber für mich, für meine Familie und für viele von meinen Freunden steht natürlich das Künstlerische im Vordergrund.
    Sie sagen, Ihre Familie, Sie sind mit einem Universitätsprofessor verheiratet, auch für Mathematik, und Sie haben fünf Kinder.
    Wie schaffen Sie das alles, die fünf Kinder, die Tätigkeit in der Schule und die kulturellen Initiativen?
    Und was sagen Ihre Kinder zur Mutter und zur Kultur in Salzburg?
    Wie ich es schaffe, weiß ich nicht, aber sicher auch dadurch, dass mein Mann mich sehr unterstützt.
    Mein Mann ist auch Präsident der Freunde des Mozarteumorchesters, also sehr interessiert auch an kulturellen und musischen Dingen.
    Und meine Kinder, denen ist nichts anderes übrig geblieben, als ihre Mutter so zu nehmen, wie sie ist.
    Sie sind natürlich auch etwas skeptisch meinen Aktivitäten gegenüber, aber ich merke immer wieder, dass sie durch kleine Zeichen mir zu verstehen geben, dass sie sich sehr wohl für solche Sachen auch interessieren.
    Sie kritisieren sehr viel, aber es gibt dann wieder Punkte.
    Auf einmal sagt eine von meinen Tochtern, sie möchte so gern die Popäa sehen.
    Eine andere hat mir voriges Jahr gesagt, ihr größter Wunsch wäre, in einen Liederabend zu gehen.
    Das waren Dinge, mit denen ich gar nicht gerechnet habe und wo ich natürlich schon sehr erfreut bin.
    Nimmt man es an, dass die Salzburger Festspiele heuer zum Beispiel musikalische Initiativen in die Gegenwart setzen, wie die Zeitflusskonzerte oder dass Mortier plant, in den nächsten Jahren sogar ein Musical ins Festspielhaus zu bringen?
    Ich möchte es jetzt einfach so aufteilen.
    Meine Jugendlichen nehmen das sehr positiv an.
    Es ist auch im Fragebogen herausgekommen, dass sich die Jugendlichen in erster Linie interessieren für Sprechstücke, in zweiter Linie für Musik, und zwar sehr stark für moderne Musik.
    Natürlich muss man modern jetzt einmal genauer untersuchen.
    Vielleicht gelingt uns das.
    Das wird das nächste Jahr in einer Umfrage machen.
    Und dann kommen erst die Opern.
    Ja, und gerade Zeitfluss, von der Organisation Zeitfluss her, wurde schon sehr viel unternommen durch Einführungen, dass Jugendliche und, glaube ich, auch Erwachsene die Möglichkeit haben, sich mit dieser Art von Musik genau auseinanderzusetzen.
    Also ich freue mich schon drauf und hoffe, dass ich da auch selbst sehr viel dazu lernen kann.
    Frau Schweiger, Sie haben also die Schönheit und Perfektion der Karajan-Ära genossen und Sie sind auch überzeugt, dass jetzt der richtige Weg für die Zukunft eingeschlagen wurde.
    Ja, ich bin sehr froh, dass vieles dazugekommen ist, so würde ich es sehen.
    Ich glaube, dass vor allem das künstlerische Niveau nicht gelitten hat, dadurch, dass viele andere Dinge möglich geworden sind.
    sowohl in Bezug auf Publikum, dass es möglich ist, dass Jugendliche, dass auch Leute aus Salzburg oder auch von Ferne, die vielleicht nicht so teure Karten kaufen können, die Möglichkeit haben, Karten zu kaufen.
    Die teuren Kategorien wurden angehoben, die billigeren meiner Meinung nach sehr wenig.
    Und vor allem, dass wir auch die Möglichkeit haben, uns mit moderner Musik auseinanderzusetzen.
    Ich hoffe bald wieder doch auf eine Uraufführung im Bereich des Schauspiels.
    Zum Beispiel Rex Progress, wie voriges Jahr Stravinsky, war ein ganz ein wichtiger Baustein auch.
    Sie beurteilen das alles so ungeheuer positiv.
    Gibt es etwas, das Sie und Ihre Schüler auch vermissen an den Festspielen?
    Gibt es irgendwelche negativen Dinge, die Sie auch nicht verschweigen möchten?
    Also, was schon wir uns auch überlegt haben, ist, dass wir vermissen, dass eigentlich doch immer noch der Kontakt eigentlich im Publikum nicht sehr stark gegeben ist.
    Man hat schon noch immer das Gefühl, man geht hin und geht dann gleich nach Hause.
    Wir hätten uns vorgestellt, aber wir haben es nicht geschafft, dass man vielleicht auch so eine Art Literaturcafé oder einen Ort der Begegnung einrichten könnte.
    wo man dann auch zu Gesprächen beisammen ist, wo vielleicht auch Künstler dann hinkommen.
    Ich glaube, dass es das momentan noch nicht gibt und dass wir uns das schon wünschen würden.
    Oder was wir uns auch wünschen würden, ist, dass vielleicht das Thema Film etwas mehr im Vordergrund auch noch stehen könnte.
    dass wir uns freuen, wenn es gelingen würde, eben musikalisch, vielleicht so eine Art, ich weiß nicht, ob das Wort Rock-Oper passt, aber in dieser Richtung etwas noch gemacht wird.
    Das wären eigentlich so einige Sachen.
    Frau Mag.
    Schweiger, was werden Sie sich heuer anschauen?
    Ich schaue mir heuer eigentlich alles an.
    Lulu und auch Traviata muss ich sagen.
    Beide Opern würde ich für mich als Höhepunkt sehen.
    Und als dritten Höhepunkt freue ich mich natürlich auf den Rosenkavalier.
    Zu Gast im Mittagschanal heute Elfie Schweiger, Festspielfan aus Salzburg.
    Das Interview führte Volkmar Praschalk.
    Wer sich in den letzten Wochen auf Brenner, Tauern oder Westautobahnen bewegt hat, dem wird es nicht entgangen sein.
    Der deutsche Bürger in seinem Wagen hat zusätzliche Pracht bekommen.
    Die Kennzeichentafeln weisen nicht mehr bloß Buchstaben, Zahlen und den Rundstempel des Verwaltungsbezirks auf, dem voran steht seit kurzem auch eine blaue Europa-Flagge.
    Kommt also das EU-Tafel und kommt es auch zu uns?
    Fritz Dittlbacher ist diesen Fragen nachgegangen.
    Die Deutschen sind wahre Parade-Europäer.
    Seit Beginn dieses Jahres besteht dort die Möglichkeit, sich ein Europa-Kennzeichen anzuschaffen und es wird fast flächendeckend davon Gebrauch gemacht.
    Und zwar trotz Freiwilligkeit und erhöhter Kosten.
    Diese neuen deutschen Kennzeichen haben links ein Feld in Europa-Blau mit den zwölf Sternen der EU und mit dem integrierten Großbuchstaben D darunter.
    Diese Nummerntafeln kosten den Autofahrer beinahe das Vierfache der herkömmlichen, doch der Verweis auf Europa ist den meisten Deutschen das wert.
    Deutschland ist in diesem Fall gar nicht der Vorreiter des Automobilen-Europa-Bekenntnisses.
    In Irland gibt es exakt gleich aussehende Euro-Kennzeichen schon seit mehr als drei Jahren.
    Und auch in Portugal wird jetzt an einer Kennzeichenumstellung nach deutsch-irischem Muster gearbeitet.
    Doch Österreich wird hier nicht mitziehen, erklärt Verkehrsminister Victor Klima.
    Ihm ist der Streit um die 100 Wassertafeln wohl noch zu gut in Erinnerung, als dass er an den jetzt etablierten sogenannten Streicher-Kennzeichen rütteln würde.
    Noch dazu erklärt Klima, wo auch immer noch die alten schwarzen Tafeln im Einsatz seien.
    Wir haben zurzeit in Österreich zwei unterschiedliche Kennzeichensysteme.
    Ich kann nur warnen davor, dass wir hier einen Kennzeichensalat, einen Nummerntafelsalat nun erzeugen, indem wir schon wieder eine Umstellung vornehmen.
    Im Übrigen sei das Ziel verfehlt worden, durch das neue Euro-Kennzeichen die zusätzliche ovale Landesplakette zu ersetzen.
    Denn dieses sogenannte internationale Unterscheidungszeichen muss schwarz auf weiß und nicht, wie im Eurofall, weiß auf blau ausgeführt sein.
    Auch ihren deutsche Portugiesen kommen daher nicht ohne ein zusätzliches Pickerl auf der Karosserie aus.
    Wobei sich Minister Klima hier durchaus mehr Eurosymbolik vorstellen kann.
    Wenn es darum geht, durch ein Symbol die Zugehörigkeit zur Europäischen Union auszudrücken,
    Dann, glaube ich, wäre es sehr vorteilhaft, wenn man zum Beispiel diesen Kreis mit dem A um das blaue Feld und um die Sterne erweitert.
    Einen Euromuffel will sich Klima jedenfalls nicht schimpfen lassen.
    Denn auch in der EU-Kommission sei man von einem gemeinsamen Kennzeichen abgekommen.
    Ein interner Richtlinienentwurf werde nach massivem Widerstand von Briten und Franzosen nicht mehr weiterverfolgt.
    Europakindzeichen auf Basis der Freiwilligkeit, wie in Deutschland, kann sich Klima auch nicht vorstellen.
    Das wären etwas zu viele Zutaten, bleibt Klima beim eingangs erwähnten kulinarischen Vergleich.
    Wir haben in Österreich bereits den Salat mit zwei Nummertoffen-Systemen.
    Also zu dieser wunderschönen Mischung aus dem Gulasch mit den Nockerln möchte ich jetzt nicht die Schokolade dazu tun.
    Denn Gulasch mit Schokolade ist nicht gut.
    Und eine Art Europa-Kennzeichen hat Österreich auch derzeit schon.
    Denn die vor sechs Jahren eingeführte Tafel wird mittlerweile in Halb-Osteuropa kopiert.
    Nummerntafeln à la Österreich haben nach Mitteilung des Verkehrsministeriums Slowenien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und mehrere Staaten der GUS.
    Nächstes Thema Wirtschaft.
    In der Computerbranche sind wieder goldene Zeiten angebrochen.
    Nach Jahren der Krise, der Personalkürzungen und der Sparprogramme verdienen die EDV-Hersteller wieder ganz ordentlich.
    Zweistellige Zuwachsraten bei Umsätzen und vor allem bei den Gewinnen sind an der Tagesordnung.
    Den Firmen geht es so gut wie schon lange nicht, dank neuer Modelle, Multimedia und Internet.
    Josef Schweizer, informiert.
    Es war ein schwarzer Mittwoch an der Wall Street.
    Der Dow Jones Aktienindex rasselte 3% bergab.
    Eine mittlere Katastrophe für Börsianer.
    Dabei waren sie selber schuld.
    Nach monatelangem Höhenflug der Technologiewerte veröffentlichten IBM, Microsoft und Co.
    ihre tatsächlichen Quartalsergebnisse.
    Und die waren zwar durchaus vorzeigbar, aber doch nicht so toll, wie es die Aktienkurse vorweggenommen hatten.
    Der reichste Mann der Welt, Microsoft-Chef Bill Gates, bekam die paradoxe Börsenwelt selbst zu spüren.
    Durch den Kursverlust seiner Firmenanteile wurde Gates innerhalb von zwei Tagen um zwei Milliarden Dollar ärmer.
    Und das kurz nachdem er neue Rekordgewinne seiner Firma vermeldet hatte.
    Der Computerindustrie geht jetzt also nicht schlecht, im Gegenteil.
    Wie Microsoft verbuchen die Chip-Hersteller Motorola und Intel ebenso einen zweistelligen Gewinnzuwachs wie die Computerbauer Apple, IBM oder Compaq.
    Die Branche profitiert von mehreren Trends.
    Erstens Multimedia.
    Der Computer ist mehr als ein Arbeitstier.
    Programme müssen bunt, laut, unterhaltsam sein.
    Die Bilder- und Töneflut braucht Zusatzausstattungen, größere Speicher, leistungsfähigere Geräte.
    Das führt nahtlos zum zweiten Branchenmotor, dem technologischen Fortschritt.
    Chip-Marktführer Intel hat mit dem Pentium-Prozessor ein noch immer unangefochtenes Produkt auf den Markt gebracht.
    Ein gravierender Rechenfehler des Chips tat dem reißenden Absatz keinen Abbruch.
    Die Konkurrenz wie AMD, Cyrix oder NextGen hatte nur wenig entgegenzusetzen.
    Im kommenden Quartal will Intel erstmals mehr Pentium-Chips verkaufen als Chips der Vorgängerserie 486.
    Vom Pension-Boom profitieren alle Hersteller mit Intel-Standard wie IBM Compact oder der Newcomer Packard Bell.
    Aber auch Apple kann mit einem verkaufsfördernden Technologiesprung aufwarten.
    Die Macintosh-Reihe wird nach und nach auf dem PowerPC-Chip von Motorola umgestellt.
    Der Chip ist von der Leistung her mit dem Intel Pentium vergleichbar, wenn auch nicht von der verwendbaren Software.
    Und ein dritter Trend macht Computer noch interessanter als bisher, die weltweite Vernetzung.
    Im Internet surfen und E-Mails versenden wird immer schicker, auch wenn der wahre Nutzen verborgen bleibt.
    dass der Computerbranche in ihrem rasanten Wachstum nicht sobald die Luft ausgeht, dafür sorgen die Firmen selbst.
    An allererster Stelle steht Microsoft.
    Am 24.
    August ist der große Tag von Windows 95, der seit Jahren mit großem Trara angekündigten neuen Version der Benutzeroberfläche Windows.
    Windows 95 dürfte dank einer Marketing-Offensive historischen Ausmaßes die Computerläden und die PCs in aller Welt erobern und neue Bedürfnisse wecken.
    Der zweite Megatrend ist der Heim-PC, Fernseher, Computer, Video-CD, Fax- und Anrufbeantworter in einem Gerät.
    Und damit alles noch schneller läuft, liefert Intel den Pentium-Nachfolger P6.
    Und die Konsumenten werden dankbar ihre Dollars oder Schillinge auf die Ladentische plättern.
    Josef Schweitzer über den neuen Computer-Boom.
    Zur Abrundung des Mittagsschonals noch einmal die wichtigsten Kurzmeldungen.
    Bosnien-Herzegowina.
    Trotz der weichen Schlusserklärung der Bosnien-Konferenz schlagen die USA nun offenbar schärfere Töne an.
    Der amerikanische Verteidigungsminister Perry sagte, falls die Serben die UNO-Schutzzone Gorazde angreifen sollten, wäre die NATO zu massiven Luftangriffen gegen die bosnischen Serben bereit.
    In der Schlusserklärung des Treffens der Bosnien-Kontaktgruppe in London werden lediglich nicht näher definierte Schritte angedroht.
    Am heutigen Vormittag haben die Serben begonnen, Dschepa mit Granaten anzugreifen.
    Griechenland, Spanien.
    Im Großraum Athen wurde der Notstand verhängt.
    Auf der griechischen Halbinsel Attika wütet seit gestern ein verheerender Waldbrand, der sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitet.
    Die griechischen Behörden fürchten, dass sich das Feuer in den nächsten Stunden weiter auf das Athener Stadtgebiet ausdehnen könnte.
    Auch auf der spanischen Kanareninsel Teneriffa wütet ein Waldbrand.
    Im Norden wurden bereits 400 Hektar Wald vernichtet.
    Nahe Osten.
    Die israelische Armee hat in Hebron im Westjordanland mehrere Pazifisten festgenommen.
    Die Friedensaktivisten wollten eines der verriegelten Haupttore der Universität von Hebron öffnen.
    Die Tore der Universität waren vor sieben Jahren wegen des palästinensischen Volksaufstandes geschlossen worden.
    Österreich.
    Die grüne Wiener Bezirksrätin Jasmin Randall legt ihr Mandat zurück.
    Die Freiheitlichen hatten der Kommunalpolitikerin vorgeworfen, sie sei mit einem der Sprengstoffattentäter von Ebergassing eng befreundet gewesen.
    Randall gibt familiäre und berufliche Verpflichtungen als Grund für ihren Rücktritt an.
    Die Grünen sprechen von einer Menschenjagd der Freiheitlichen, der die Frau nicht standgehalten habe.
    Soweit die Meldungen.
    Nun das Wetter heute Nachmittag.
    Heiß und schwül mit Temperaturen zwischen 30 bis etwa 34 Grad.
    Vor allem im Bergland bilden sich allmählich Gewitter.
    Es kann dabei hageln.
    Im Flachland im Osten Österreichs ist es bis zum Abend sonnig, dann aber auch dort gewitterig.
    Morgen Sonntag einige Regenschauer und Gewitter und nicht mehr so heiß mit Höchsttemperaturen zwischen 23 und 28 Grad.
    12.55 Uhr ist es noch ein paar Sekunden bis Journalschluss.
    In Ergänzung der soeben gehörten Schlussnachrichten kann ich Ihnen noch aus dem Computer die frischeste Meldung über die Entwicklung in Bosnien liefern.
    Es kommt die Meldung, dass im Westen der Enklave Shepa schwere Gefechte ausgebrochen sind zwischen serbischen Belagerern und Regierungstruppen.
    Das berichtet die UNO.
    Ein Sprecher der Vereinten Nationen sagte, Feuer aus Panzern und Granatwerfern seien der UNO-Schutzzone zu hören.
    Es gäbe wahrscheinlich auch die Bewegung von Bodentruppen.
    Das war das Mittagschanal vom 22.
    Juli.
    Regie führte Werner Löw, Tonmeister war Gerhard Wieser, durch die Sendung führte Wolfgang Wittmann.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Waldbrände in Griechenland
    Regierung hat den Notstand ausgerufen, oft sind die Brände Werk von Brandstiftern und Grundstücksspekulanten, die Wälder in profitables Bauland umwandeln wollen.
    Mitwirkende: Höhler, Gerd [Gestaltung]
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Natur ; Unfälle und Unglücksfälle ; Sicherheit ; Klima und Wetter ; Pflanzen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nach der Londoner Bosnienkonferenz: Bosnienlage
    Immer mehr kommt ein militärischer Schlag gegen serbische Stellungen in Frage, allerdings wehrt sich vor allem Russland gegen eine Militärintervention. Nach wie vor wird aber ein Rückzug der UNO-Truppen diskutiert.
    Mitwirkende: Wagner, Wolfgang [Gestaltung] , Reuter, Jens [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Militär ; Verhandlung ; NATO ; United Nations Organization ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nach der Londoner Bosnienkonferenz: Analyse Ernst Reuter
    Einblendung: Jens Reuter, glaubt an einen baldigen Abzug der UNO aus Bosnien.
    Mitwirkende: Wittmann, Wolfgang [Gestaltung] , Reuter, Jens [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Militär ; Verhandlung ; NATO ; United Nations Organization ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nach der Londonder Bonsienkonferenz: Flüchtlingsdrama Tuzla
    Einblendung: bosnische Flüchtlinge. Flüchtlinge, die sich über die Berge nach Tuzla durchgeschlagen haben, berichten von serbischen Hinterhalten und Granatbeschuss, viele Flüchtlinge wurden durch diese getötet, manche wurden vor Angst wahnsinning. Berichtet werden Greueltaten serbischer Soldaten, Raub der persönlichen Habe, Mißhandlungen. Immer öfter kursieren Gerüchte von Massakern an 1600 bosnischen Männern, was auch britische Nachrichtendienste vermelden.
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Gestaltung] , Anonym, Flüchtling [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Militär ; Verhandlung ; Tod ; Migration ; Alltag ; Ethnie ; Nationalismus ; Straftaten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ein Jahr Mostar unter Europäische Union Verwaltung
    Einblendung: Alija Behram, Chef von Radio Mostar, Hans Koschnick. In Mostar herrscht zwar Frieden, dennoch ist die Stadt zweigeteilt in einen muslimischen und einen kroatischen Teil: es gibt zwei Rathäuser, ethnisch getrennte Schulen und Polizei.
    Mitwirkende: von Ehren, Georg [Gestaltung] , Behram, Alija [Interviewte/r] , Koschnick, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Militär ; Verhandlung ; Tod ; Migration ; Alltag ; Friede ; EU ; Reportage ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bosnien-Herzegovina
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Deutsche Minderheit in Kasachstan
    Einblendung: Heinrich Lohfing, Kasachstan-Deutscher, Andrej Rende, Leiter der Organisation "Wiedergeburt". Die deutsche Minderheit kam in den 1940ern nach Kasachstan, wo sie vom stalinistischen Regime, das ihnen Kollaboration mit Hitlerdeutschland vorwarf, deportiert wurden. In der Sowjet-Zeit war es ihnen verboten, deutsch zu sprechen. Nun wanderen viele Leute aus.
    Mitwirkende: Vass, Elisa [Gestaltung] , Lohfing, Heinrich [Interviewte/r] , Rende, Andrej [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Politik ; Minderheiten ; Krieg ; Migration ; Sprache ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Sowjetunion
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Salzburger Festspiele
    Einblendung: Zeiler
    Mitwirkende: Halus, Eva [Gestaltung] , Zeiler, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Musik ; E-Musik ; Medien und Kommunikation ; Kulturveranstaltung ; Fernsehen ; Kulturpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Elfi Schweiger, langjährige Salzburger Festspielbesucherin
    Interview: Schweiger
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Schweiger, Elfriede [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Musik ; E-Musik ; Medien und Kommunikation ; Kulturveranstaltung ; Fernsehen ; Kulturpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Europäische Union: Autokennzeichen auch für Österreich
    Einblendung: Klima
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Klima, Viktor [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Politik Österreich ; EU ; Straßenverkehr ; Justiz und Rechtswesen ; Regierung ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Multimediaboom - Goldgrube für Computerproduzenten
    Die Branche profitiert vom Multimediahype, dem technologischen Fortschritt, elektronischen Kommunikationsmittel wie e-mail.
    Mitwirkende: Schweinzer, Josef [Gestaltung]
    Datum: 1995.07.22
    Schlagworte: Wirtschaft ; Theater ; Globalisierung und multinationale Konzerne ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1995.07.22
    Spieldauer 00:55:47
    Mitwirkende Wittmann, Wolfgang [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1995.07.22 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Nachrichten ; Nationalismus ; Krisen und Konflikte ; Krieg ; EU ; Friede ; Ethnie ; Alltag ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-950722_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Sammlungsgeschichte

    Sammlung Radio Mitschnitte der Österreichischen Mediathek