Mittagsjournal 1992.02.05

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    Rechtliches

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    Wir stehen wieder am Beginn einer Stunde ausführlicher Information.
    Zum Mittagsschornal begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Die wichtigsten Themen umfassen die Ankündigung des Finanzministers über die nächste Etappe der Steuerreform.
    Es ist die zweite Etappe.
    Sie soll 1994 in Kraft treten.
    Das Besorgniserregende Ansteigen der Arbeitslosigkeit in Deutschland, vor allem in den neuen Bundesländern.
    Wir informieren darüber hinaus über weitere Hintergründe und Folgen der nun auch Europa bedrohenden Ausdünnung der Ozonschicht.
    Der World Wildlife Fund schlägt Alarm im Zusammenhang mit der Zerstörung des Tropenwaldes.
    Die Probleme Russlands mit einer grösser werdenden Zahl an Zuwanderern, die triste Wirtschaftslage auch im Baltikum, im Besonderen in Estland, das sind weitere Themen.
    In Südostasien greift die Piraterie immer weiter um sich und noch einmal Österreich.
    Der Staatspreis für Literaturpublizistik geht an Radiokulturchef Volkmar Paschalk.
    Erster Programmpunkt jetzt eine Meldungsübersicht von Edgar Theider.
    Es liest Ines Koneczny.
    Kroatien, Serbien.
    Die Bundesarmee hat heute Vormittag kroatische Einheiten bei Osijek mit Artillerie angegriffen.
    Nach einer Meldung von Radio Zagreb waren bereits in der Nacht Explosionen im Gebiet von Osijek zu hören.
    Flugzeuge der Bundesluftwaffe hätten die Region überflogen.
    In den anderen Krisengebieten blieb die Situation ruhig.
    Der IG-Vermittler Lord Carrington bricht heute zu einer neuen Friedensmission nach Zagreb und Belgrad auf.
    Ihr Zweck ist es, Kroaten und Serben zur Annahme des UNO-Friedensplanes zu bewegen.
    Der Führer der Serben in der kroatischen Krajina, Babic, lehnt die Stationierung von Friedenstruppen in diesem Gebiet weiterhin ab.
    Nach kritischen Stellungnahmen seitens der IG und der UNO hat Kroatien angekündigt, die Menschen- und Minderheitenrechte künftig besser zu schützen.
    Venezuela.
    Nach Angaben von Präsident Carlos Andrés Pérez ist die Ruhe in Venezuela nach dem gestrigen Putschversuch wiederhergestellt.
    Die rebellierenden Militärs hätten sich entweder ergeben oder seien überwältigt worden, sagte Pérez im Fernsehen.
    Alle Putschisten befinden sich in Haft.
    Es sind dies etwa 130 Offiziere und nahezu tausend einfache Soldaten.
    Bei dem Putschversuch kamen nach offizieller Darstellung 19 Soldaten ums Leben.
    In inoffiziellen Berichten ist von bis zu 70 Toten die Rede.
    Unklar ist nach wie vor, wer der eigentliche Drahtzieher des versuchten Umsturzes ist.
    Vereinte Nationen Der Irak will seine künftigen Waffenprogramme nicht von den Vereinten Nationen kontrollieren lassen.
    Dies kündigte die Regierung in Bagdad der UNO-Kommission zur Zerstörung irakischer Massenvernichtungswaffen in einem Schreiben an.
    Der Vorsitzende dieser Kommission sieht darin eine Verletzung der Waffenstillstandsvereinbarung.
    In dem Dokument ist auch die Überwachung solcher Rüstungsgüter festgelegt, die die Iraker herstellen oder neu anschaffen.
    Die irakische Regierung hat außerdem Gespräche mit UNO-Vertretern in Wien über den Verkauf von Erdöl abgesagt, aus dessen Erlös dringend benötigte Lebensmittel und Medikamente für die irakische Bevölkerung gekauft werden sollten.
    Von irakischer Seite wurden die Gespräche als nicht mehr nützlich bezeichnet.
    Zypern.
    In Larnaka haben die Außenminister der blockfreien Staaten ihre zweitägige Konferenz beendet, ohne sich über den künftigen politischen Kurs der 101 Staaten umfassenden Gruppe zu einigen.
    Allgemein wollen die Mitglieder die Rolle der Bewegung erhalten und wenn möglich sogar stärken.
    Darüber gibt es allerdings unterschiedliche Vorstellungen.
    Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und dem Ende des Ost-West-Gegensatzes ist für die Bewegung der blockfreien ein neues Selbstverständnis notwendig.
    Der Vorsitz in der Staatengruppe wird von Jugoslawien an Indonesien übergeben.
    Deutschland Im zweiten sogenannten Mauerschützenprozess hat das Landgericht Berlin die Urteile gesprochen.
    Der angeklagte ehemalige DDR-Grenzsoldat wurde zu einer Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt.
    Der Mitangeklagte, der zur Tatzeit 20 Jahre alt war, erhielt eine Jugendstrafe von einem Jahr und sechs Monaten, ebenfalls auf Bewährung.
    Die beiden Männer hatten im Dezember 1984 einen 20-Jährigen bei einem Fluchtversuch an der Berliner Mauer erschossen.
    Die Arbeitslosigkeit im Osten Deutschlands ist im Jänner sprunghaft angestiegen.
    Nach Angaben der Bundesanstalt waren im Jänner in den neuen Bundesländern insgesamt 1,3 Millionen Menschen arbeitslos.
    Das sind um 300.000 mehr als im Dezember.
    Die Arbeitslosenquote erhöhte sich damit von 11,8 Prozent im Dezember auf nunmehr 17 Prozent.
    Im Westen Deutschlands waren im Jänner 1,8 Millionen Arbeitslose registriert, 144.000 mehr als im Dezember.
    Österreich.
    Der Generaldirektor der Föstalpine, Ludwig Bogdányi, wird Mitte nächsten Jahres seine Funktion zurücklegen.
    Dies kündigte Bogdányi in einem ORF-Interview an.
    Darin sprach er sich auch gegen Milliardensubventionen für das Corex-Verfahren zur umweltfreundlichen Roheisen-Erzeugung aus.
    Eine normale Forschungsförderung auf diesem Sektor sei ihm bedeutend lieber, ergänzte Bogdányi.
    Deutschland.
    Die Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International beklagt die sexuelle Misshandlung und Folterung von Frauen in Gefängnissen in aller Welt.
    In einem in Bonn veröffentlichten Bericht heisst es, auch in IG-Staaten seien Frauen vor den Vergewaltigern in Uniform nicht sicher.
    Als besonders empörend wertet Amnesty den Umstand, dass manche Regierungen diese erniedrigende Form der Folter nur als Kavaliersdelikt betrachten.
    Die betroffenen Frauen hätten bei Anzeigen mit schlimmeren Folgen zu rechnen als die Täter, kritisiert Amnesty International.
    Das waren die Meldungen.
    12.06 Uhr wie immer nach dem Meldungsblock jetzt zur Wetterlage und den Aussichten.
    Robert Länger hat das Wort.
    Feuchte Luft von der Nordsee bringt vor allem in den Alpen Schnee.
    So ist seit gestern in den Bergen Tirols und Vorarlbergs mehr als ein halber Meter Neuschnee gefallen.
    Die Levinengefahr ist akut, zahlreiche Straßen sind gesperrt.
    Die Schneefallgrenze steigt an, sie liegt zum Teil bereits über 1000 Meter.
    Nun die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 3 Grad, Westwind 25 Spitzen um 60 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt 4 Grad, Westwind 20 Kilometer pro Stunde.
    St.
    Pölten bedeckt 2 Grad, Südwestwind 15 Spitzen um 55 Kilometer pro Stunde.
    Linz bedeckt 1°C, Westwind 20 km pro Stunde, Salzburg Schneefall 1°C, Innsbruck starker Schneefall 1°C, Bregenz Regen 4°C, Graz Wolkig 6°C und Klagenfurt stark bewölkt bei 3°C.
    Am freundlichsten ist es heute in Kärnten, Teilen der Steiermark und dem Südburgenland.
    In Ostösterreich ist es gegen Abend und während der kommenden Nacht mit Schneeregen zu rechnen.
    Es bleibt windig.
    Nachmittagstemperaturen 1 bis 6 Grad, im Süden auch darüber.
    Der Schneefall in Vorarlberg und Tirol wird in der kommenden Nacht abklingen.
    Am meisten wird es morgen Donnerstag östlich von Salzburg schneien, unterhalb von etwa 500 Meter auch regnen.
    Die Frühtemperaturen liegen um 0, die Höchstwerte zwischen 3 und 8 Grad.
    Übermorgen Freitag beruhigt sich das Wetter in ganz Österreich, im Süden und Westen sonnig und kein Schneefall mehr.
    Gleich zurück zum Stichwort Steuerreform.
    Der Finanzminister hat heute ein umfangreiches Steuerreformpaket präsentiert.
    An erster Stelle steht eine neuerliche Reform der Lohn- und Einkommensteuer 1994.
    Er will auch die Mehrwertsteuer senken und die Kfz-Steuer reformieren, alles noch in dieser Legislaturperiode.
    Darüber hinaus sollen im Interesse der Budgetdisziplin künftig sowohl seine Ressortkollegen als auch die Länder härter an die Kantare genommen werden.
    Zunächst zur Lohn- und Einkommensteuerreform, sprich zu einer Senkung.
    Hier nannte Finanzminister Ferdinand Latziner heute den 01.01.1994 als Termin für das Inkrafttreten und begründet das so.
    Wir werden eine Belastung eines durchschnittlichen Einkommens im Jahre 1993 erreichen, die noch
    deutlich unter der des Jahres 1988 liegt, d.h.
    vor dem letzten Termin der Steuerreform, d.h.
    es zieht sich diese Entlastung durch bis ins Jahr 1993.
    Das wirkliche Zugreifen der kalten Progression ist für das Jahr 1994 zu erwarten und daher sollte hier auch die Lohn- und Einkommenssteuerreform terminmäßig ansetzen.
    Die zweite Begründung ist relativ leicht gegeben.
    Ich glaube, dass wir bis dahin auch den entsprechenden Spielraum uns schaffen können, um
    im Budget des Jahres 1994 eine solche Etappe der Lohn- und Einkommenssteuerreform spürbar zu machen.
    Im Übrigen, glaube ich, ist schon eines zu sagen, eine früher einsetzende Etappe einer Lohn- und Einkommenssteuerreform müsste
    ohne Zweifel geringer ausfallen und wird dann eigentlich auch nicht die Zielsetzung erreichen, die wir eigentlich erreichen wollen, nämlich dass es zu einer spürbaren Entlastung kommt.
    Und auf den Einwurf, dass die Lohnsteuersenkung dann ausgerechnet im Jahr der Nationalratswahl 1994 wirksam werden soll.
    Bitte um Vergebung, ich habe mir diesen Terminplan so nicht ausgesucht.
    Die Entwicklung der nominellen Einkommen und der Steuerlast ist so, dass im Jahr 1994 wir tatsächlich erwarten müssten, dass der Lohnsteuerzahler, der durchschnittliche Lohnsteuerzahler von der kalten Progression bereits erwischt wird und das wollen wir eigentlich vermeiden.
    Ein Beispiel, bei dem durchschnittlichen Monatseinkommen von 14.000 Schilling im Jahr 1988 mussten damals pro Jahr 21.000 Schilling Lohnsteuer gezahlt werden, nach der ersten Reform 14.000 Schilling.
    Einkommenssteigerungen und geltende Steuertarife führten heuer bei 17.000 Schilling Monatseinkommen wieder zu 21.000 Schilling Jahressteuer.
    Die Bemessungsgrundlagen für Lohnsteuer und Sozialabgaben sollten aufeinander besser abgestimmt werden, sagte der Minister.
    Minister Latziner kündigte ferner ein Herabsetzen des Mehrwertsteuersatzes von 20 auf 18 Prozent an, wollte sich aber auf einen Zeitpunkt nicht festlegen.
    Latziner erwartet da allerdings noch harte Verhandlungen mit der ÖVP.
    Zur Reform der Kfz-Steuer, Autos ohne Katalysator sollten wesentlich härter besteuert werden als Autos mit Abgasreiniger.
    Latziner ist zwar mit dem Budgeterfolg 1991 zufrieden,
    Das Defizit ist um 4 Milliarden Schillen geringer ausgefallen als vorgesehen.
    Trotzdem sollen Ministerkollegen, Länder und vor allem die Landwirtschaft künftig besonders auf die Sparziele des Bundes durch konkrete Maßnahmen verpflichtet werden.
    Soweit mein Bericht und damit zurück zum Studio des Mittagsschonals.
    Finanzminister Latziner kündigt 1994 als Zeitpunkt für die nächste Etappe der Steuerreform an.
    Sie hörten Informationen dazu in einem Beitrag von Herbert Huttar.
    Nächstes Thema, die nicht gerade rosige Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation in Deutschland.
    Ein Streik der Metaller konnte verhindert werden.
    6,3 Prozent mehr Lohn sollen es sein.
    Eine Regelung, die auf Gewerkschaftsseite heftig kritisiert wird.
    Wir müssen die Prognosen über das Wirtschaftswachstum nach unten korrigieren, meinte einer der Berater des Bundeskanzlers heute.
    Die Konjunktur-Lokomotive Bundesrepublik Deutschland wird langsamer.
    Das belegen vor allem auch die arbeitslosen Zahlen in den neuen Bundesländern.
    17% gingen im Jänner stempeln, das sind 5% mehr als im Dezember.
    Und auch im Westen sind die Zahlen ernüchternd, berichtet Kurt Rammersdorfer aus Berlin.
    Nicht ganz zufällig melden die Bonner Ministerien seit Tagen Erfolge von der Arbeitsfront in den neuen Bundesländern.
    So weiß Postminister Schwarz Schilling von 50.000 neuen Arbeitsplätzen zu berichten, die durch das gewaltige Ausbauprogramm des Telefonnetzes entstanden seien.
    Umweltminister Töpfer berichtet von 120.000 sogenannten ABM-Kräften, die im Bereich des Umweltschutzes im Osten eingesetzt sind und von der öffentlichen Hand bezahlt werden.
    Mit diesen Erfolgsmeldungen versucht man wohl, die neueste Arbeitslosenstatistik in der Öffentlichkeit etwas zurechtzurücken.
    Denn die Zahlen, die heute von der Bundesanstalt für Arbeit bekannt gegeben wurden, sprechen eine andere Sprache.
    So ist im Jänner die Zahl der Arbeitslosen auf die bisherige Rekordmarke von über 1,3 Millionen geklettert.
    Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 16,5 Prozent im Osten und bedeutet einen Anstieg von knapp 5 Prozentpunkten alleine gegenüber dem Dezember 1991.
    Verantwortlich dafür ist die Kündigungswelle in den Treuhandunternehmen seit Jahresanfang.
    Rund 300.000 verloren seit 1.
    Jänner ihren Job.
    Die SPD spricht heute von einem katastrophalen Einbruch am Arbeitsmarkt.
    Wirtschaftsminister Möllemann sucht hingegen die Schuld vor allem in der Vergangenheit.
    Der Anstieg sei zu einem großen Teil als Erblast des sozialistischen Systems zu bewerten.
    Völlig anders hingegen das Bild in den alten Bundesländern.
    Die knapp 1,9 Millionen Arbeitslosen im Westen entsprechen einer Quote von 6,3 Prozent.
    Angesichts seiner nachlassenden Konjunktur gar keine so schlechte Marke.
    Doch der von den Gewerkschaften durchgedrückte Lohnabschluss von 6,3 Prozent bei den Stahlarbeitern wird gesamtdeutsch Spuren hinterlassen.
    Zunächst bei den 5,5 Millionen Metallern.
    Professor Hans Karl Schneider, Mitglied der fünf Wirtschaftsweisen, ist davon überzeugt.
    Da fallen mir natürlich die Bereiche in der Metallindustrie ein, die heute ausgesprochen unter Auftragsmangel und unter sehr starker ausländischer Konkurrenz leiden.
    Denken Sie an den Maschinenbau oder denken Sie auch daran, unter welchen Druck die Automobilindustrie schon geraten ist und weiter geraten wird.
    Und die werden sich sehr, sehr schwer mit solchen Lohnsteigerungen tun.
    Das heißt, ich vermute, dass das Konsequenzen haben wird, kurzfristig und vor allem mittelfristig.
    Treffen wird es zunächst einmal die ostdeutsche Metallbranche, die ohnehin mit dem Rücken zur Wand steht.
    Was im Westen von den Arbeitnehmern heute als Erfolg gefeiert wird, kann sich in den neuen Bundesländern als arbeitsmarktpolitischer Bumerang herausstellen.
    Lohnabschlüsse in diesen Größenordnungen sind derzeit im Osten einfach nicht zu verdienen.
    Trotz der unterschiedlichen Ausgangslage im Osten und im Westen, eines könnte Gesamtdeutschland zu spüren bekommen, dass durch allzu hohe Lohnforderungen die Konjunktur noch stärker in Straucheln gerät.
    Professor Schneider?
    Ja, diese Befürchtung ist sehr realistisch.
    Inzwischen gehen die Wirtschaftsforscher daran, ihre Prognosen für das Jahr 92 nach unten zu revidieren.
    Statt einer 2 vor dem Komma rechnet man jetzt nur mehr mit einer 1.
    Und zur immer besorgniserregenden Ozonproblematiker.
    Nicht mehr nur über der Antarktis, auch über der Arktis wächst ein Ozonloch.
    Auf der nördlichen Erdhalbkugel wird die Ozonschicht zunehmend dünner.
    Derlei Alarm schlagen Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde NASA ebenso wie ihre Kollegen in Europa.
    Die hohen Chlormonoxidwerte
    die gemessen worden sind, sind Ergebnis der FCKW, der Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe.
    Sie sind hauptverantwortlich für den Ozonabbau.
    In zahlreichen internationalen Konferenzen und Papieren haben sich Umweltpolitiker fast aller Länder der Welt in den vergangenen Jahren mit diesem Problem beschäftigt.
    Die Gegenmaßnahmen erfolgen zögerlich.
    Wirkliche Lösungen sind nicht in Sicht, auch wenn sich einige Industrieländer, darunter Österreich, darum bemühen, berichtet Gisela Hopfmüller.
    Ein Teil des Problems ist, den Menschen klarzumachen, dass, wenn die Ozonschicht nicht geschützt wird, sie nicht mehr auf der Straße werden stehen können ohne Sonnenbrillen und ohne einer dicken Schicht Sonnenschutzmittel mit Schutzfaktor 16.
    Und das wird im Winter sein.
    Mit derlei drastischer Schilderung machte vor knapp drei Jahren Prinz Charles in Großbritannien auf die Dringlichkeit wirksamer Maßnahmen aufmerksam.
    Jener Maßnahmen nämlich, die nötig sind, um den fortschreitenden Abbau der Ozonschutzschicht der Erde zu stoppen.
    Hauptverursacher der Ozonlöcher, wegen der dramatischen Verzögerung, haben die NASA-Forscher jüngst Alarm geschlagen, sind die FCKW, also die Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe, die als Treibgase in Spraydosen, als Kühlmittel und zur Erzeugung von Schaumstoffen sowie als Reinigungs- und Lösungsmittel Verwendung finden.
    Auf mehr als 1,3 Millionen Tonnen hat sich der jährliche Weltverbrauch an FCKW mittlerweile erhöht, trotz der seit Jahren vorhandenen Erkenntnis über die Bedeutung der Folgen, etwa, dass bereits ein einprozentiger Ozonverlust zu einer jährlichen Zunahme der Hautkrebskrankheiten um 5 Prozent führt.
    Denn ein Ozonverlust von 5% verstärkt die einfallende UV-Strahlung ums Doppelte.
    Im Montreal-Abkommen haben sich die Industriestaaten darauf geeinigt, die FCKW-Emissionen auf die Hälfte zu reduzieren.
    Der erste globale Vertrag, der den Menschen auf diesem Planeten Schutz bietet, schwärmte 1987 darüber der Direktor des UNO-Umweltprogramms Mostafa Tolber.
    Ein lächerlicher Kompromiss schimpften die Umweltorganisationen und rufen nach einer hundertprozentigen Reduktion.
    Denn, so haben Wissenschaftler vorgerechnet, selbst bei einem Totalverbot der Ozonkiller, FCKW, der Halone und einiger weiterer Verbindungen würde es noch 60 Jahre dauern, bis die Chlorkonzentration in der Stratosphäre auf den Stand von 1985 sinkt.
    Das Bewusstsein bezüglich der Ozonproblematik ist im Steigen, der Kampf dagegen sehr relativ, was die Unterschiedlichkeit der Maßnahmen ebenso wie die Unterschiedlichkeit der Dimensionen betrifft.
    Beginnen wir bei Österreich.
    Österreich ist zusammen mit der Bundesrepublik Deutschland das einzige Land, das mit den bereits geltenden FCKW-Verordnungen bis 1995 den endgültigen Ausstieg aus den vollhalogenierten FCKW vollzogen haben will.
    Überdies hat Umweltministerin Rudfeld-Gritzankl heute wissen lassen, sie habe soeben die Verordnung zum Verbot von F22-Inspraydosen unterschrieben, sprich schrittweise wird auch teilhalogenierten FCKW zu Leibe gerückt.
    Und geplant ist auch ein Verbot von Methylchloroform und Tetrachlorkohlenstoff.
    Diese Verordnungen sollen, so Feldgrill Zankl, demnächst in die Begutachtung gehen.
    Also Österreichs Beitrag zum Kampf gegen das Ozonloch könnte sein, dass es jene 7.900 Tonnen FCKW
    die es bei uns noch 1990 gab, sprich die 1990 verbraucht wurden, bis 1995 nicht mehr geben soll.
    De facto wird fürs Jahr 2000 ein auf 2000 Tonnen gesunkener Verbrauch an FCKW für Österreich erwartet.
    Um die Größenrelation herzustellen, mehr als 1,3 Millionen Tonnen werden jährlich weltweit erzeugt.
    Sprich Österreichs Bemühen ist ehrenwert und wichtig, aber kaum ein Tropfen auf dem heißen Stein.
    Und auch wenn die EG-Länder die USA, Japan und die Staaten der ehemaligen UdSSR beteuern, auch ein Verbot von FCKW anzupeilen, bis jetzt steigt weltweit die FCKW-Produktion.
    Einer der Gründe?
    Wegen der im Montreal-Protokoll enthaltenen Ausnahmeregelungen für die Entwicklungsländer verlegt die Industrie ihre Produktion der Ozonzerstörenden FCKW einfach oft in die dritte Welt.
    Die Chinesen haben vor ein paar Jahren begonnen, eine große Menge chemischer Fabriken zur Produktion von FCKW zu bauen.
    Propagiert wird jedem chinesischen Haushalt sein Kühlschrank.
    Allein die Vorstellung, welche ungeheure Mengen von FCKW da als Kühlmittel zum Einsatz kommen werden, führt vor Augen, dass da alle Bemühungen von Kühlschrankerzeugern in den westlichen Industriestaaten, die FCKW zu verbannen, durch die Zunahme, eben zum Beispiel in China, mehr als aufgewogen wird.
    Da nun aber Entwicklungsländern das Bemühen um wirtschaftlichen Aufschwung kaum verboten werden kann und darf, ist eines der Kernprobleme ein schier unlösbares.
    Die Entwicklungsländer haben immer wieder betont, ohne finanzielle Hilfe der Industriestaaten können wir auf FCKW nicht verzichten.
    Aber jener internationale Fonds zum Schutz der Ozonschicht, den die Industrieländer schon seit Jahren zu gründen überlegen und über den dann finanzielle Hilfeleistungen für die Entwicklungsländer fließen könnten, womit ein weltweites FCKW-Verbot möglich wäre, dieser Fonds ist ebenso weit von der Realisierung entfernt wie manch andere globale Umweltschutzmaßnahme.
    Und so werden wir uns wohl noch weiter mit der gefährlichen Tatsache zu beschäftigen haben, dass ein einziges Chloratom in der Atmosphäre durchschnittlich 20.000 Ozonmoleküle vernichten kann.
    Informationen von Gisela Hopfmüller.
    Auch im nächsten Beitrag geht es um die Umweltproblematik.
    Konkret um den Zustand der österreichischen Wälder.
    Diesbezüglich ist keine Besserung eingetreten.
    Keine Besserung in Sicht.
    Darauf hat heute der Weltnaturfonds WWF hingewiesen.
    Rund ein Viertel des österreichischen Waldes gilt zurzeit als schwer geschädigt.
    Nur noch zwölf Prozent der heimischen Waldfläche wird als relativ gesund bezeichnet.
    Die WWF und das Kuratorium Eredetzenwald haben nun eine Novelle zum österreichischen Forstgesetz, entsprechende Förderungsprogramme und eine Reihe von gesetzlichen Bestimmungen zur Eindämmung von Luftschadstoffen gefordert, Ingrid Thurnherr berichtet.
    Mit weltweit wachsender Hektik laufen derzeit die Vorbereitungen auf die große UNO-Umweltkonferenz im Sommer in Rio de Janeiro.
    Trotzdem wird es in nächster Zeit keine umfassende Konvention zum Schutz des Waldes geben, befürchtet der WWF.
    Auch nicht beim letzten Vorbereitungstreffen in New York Ende März.
    Ein solches Abkommen ist nach Ansicht vom WWF-Österreich-Geschäftsführer Winfried Walter vor allem am Widerstand von etwa Brasilien, Indonesien oder von Malaysia bisher gescheitert.
    Dennoch, so Walter, hätten Industrieländer ohne Zusage von finanzieller Hilfe kein Recht zur Kritik.
    Von unserer Waldfläche, die insgesamt konstant bis sogar leicht zunehmend ist, die also sehr positiv ausschaut,
    ist die Urwaldfläche ein derart verschwindender Rest, dass man mit Fug und Recht sagen kann, wir haben das, was wir jetzt den ärmsten Ländern der Welt vorwerfen, längst verbrochen, nämlich den Urwald auf fast null reduziert.
    Es schließt sich daran, die Forderung,
    für die österreichische Bundesregierung bei dieser letzten Vorbereitungskonferenz für die UNZ sich für einen verstärkten Urwaldschutz
    Systematik einzusetzen.
    Ich sage deswegen Systematik, weil das nicht in der simplen Forderung, ihr bösen Länder holzt euren Urwald ab, ihr dürft das nicht tun, erschöpfen kann.
    Es wird nicht anders gehen als massive finanzielle Unterstützung.
    Frei nach dem Motto, kehre zuerst vor der eigenen Haustür, plädiert der WWF Österreich nun für eine umfassende Novelle zum Forstgesetz.
    Ein Gesetz zum Schutz der Wälder statt zum Schutz der Forste soll es sein, fordert Günther Lutschinger, Leiter der WWF-Naturschutzabteilung.
    Die wichtigsten Punkte aus dem WWF-Vorschlag, Wachstumsperioden verlängern, abgestorbenes Holz als Lebensraum für viele Tierarten erhalten und keine Förderungen mehr für die Neuerschließung bisher noch vorhandener Naturwälder.
    Kritik übt Lutschinger vor allem an der geplanten Privatisierung der Bundesforste, die derzeit immerhin über 10 Prozent der österreichischen Landesfläche bestimmen.
    eine Intensivierung und Rationalisierung bedeuten.
    Und es kann schließlich und endlich nur bedeuten, dass wir auf den Schritt, international anerkannte Nationalplakate in Österreich zu bekommen und hier auf die österreichischen Bundesvorräte zurückgreifen könnten, dass dieses Ziel auf Jahre hinaus vertan wird.
    Dem Wald werde aber nicht nur von der Forstwirtschaft, etwa durch primitive Kahlschlagmethoden, sondern auch durch die herrschende Luftsituation keine Erholung gegönnt.
    Nach Angaben von Gerhard Heilingbrunner vom Kuratorium Rettet den Wald ist bis zum Jahr 2000 keine Verminderung der wichtigsten Luftschadstoffe zu erwarten.
    Er fordert daher ein Sofortprogramm, etwa in Form eines Bundesluftreinhaltegesetzes, für das die verfassungsgesetzlichen Grundlagen bereits vorliegen.
    die Festlegung von Emissionsschutzgrenzwerten und ein strenges Ozonbekämpfungsgesetz.
    Das jetzt vorliegende Ozoninformationsgesetz werde aus guten Gründen von vielen Umweltorganisationen abgelehnt, so Heilingbrunner.
    Man sollte den Mut haben, hier keine faulen Kompromisse mehr einzugehen und dieses Gesetz, das sicherlich keinen einzigen Prozentpunkt an Reduktion von bodennahem Ozon bringen wird, ad acta zu legen.
    Stattdessen soll es nach Ansicht Heiligenbrunners in einem Ozonbekämpfungsgesetz ein Verbot der Neuzulassung von Pkw ohne Katalysator schon ab 01.01.93 geben, strenge Beschränkungen beim Treibstoffverbrauch, eine Verschärfung der Abgasregelungen, Verkehrsbeschränkungen und teilweise auch Verkehrsverbote bei Überschreiten der Ozongrenzwerte und Maßnahmen zur Reduktion von Kohlenwasserstoffen.
    Eine weitere zentrale Forderung ist auch eine kombinierte Energie- und CO2-Abgabe.
    Die Chance für solche Maßnahmen wird aber eher als gering eingeschätzt, da derzeit nicht einmal bestehende Bestimmungen eingehalten werden.
    Ingrid Thurnherr war das mit einem Bericht.
    Die Probleme der Nachfolgestaaten der Sowjetunion werden immer augenscheinlicher.
    Die prekäre Wirtschafts- und Versorgungslage, immense Preissteigerungen und wachsende Verarmung auf dem Weg in die Marktwirtschaft haben optimistische Zukunftsperspektiven der Gemeinschaft unabhängiger Staaten GUS weitgehend schwinden lassen.
    Speziell Russland, dessen Präsident Boris Jelzin mangelnde Hilfe aus dem Westen beklagt, sieht sich einem zusätzlichen Problem konfrontiert, einer relativ hohen Flüchtlings- und Zuwanderungsquote.
    Menschen aus anderen Teilen der ehemaligen Sowjetunion suchen eine neue Heimat in Russland, trotz der ernsten Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation.
    Zudem werden zurückkehrende Soldaten aus diversen osteuropäischen Ländern für ein weiteres Anwachsen der Schwierigkeiten verantwortlich.
    gemacht.
    Susanne Scholl, Moskau.
    Viele, die in den Krisenregionen der ehemaligen Sowjetrepubliken leben, sehen ihre Rettung ebenso ausschließlich in einer Flucht nach Russland, wie all jene Russen, die bis zum Zerfall der Sowjetunion ganz ruhig in den verschiedenen Republiken lebten, jetzt aber glauben, als Russen nicht mehr willkommen zu sein.
    Die Zahlen, die die russische Regierung offiziell nennt, scheinen zwar relativ klein.
    In ganz Russland sind zurzeit 235.000 Flüchtlinge registriert,
    Doch Experten meinen, in Wirklichkeit seien es drei bis fünf mal so viele Menschen, die auf der Suche nach Sicherheit und einem etwas besseren Leben nach Moskau und in andere Teile Russlands kommen.
    In Moskau weiß man übrigens offiziell nur von 10.000 hier lebenden Flüchtlingen.
    Auch hier gilt die Regel, dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist.
    Dennoch ist in den Menschen das Bewusstsein wach, dass man sich tunlichst nicht an die Behörden wenden sollte, wenn man einen Wohnort gegen einen anderen eintauscht.
    Unter der sowjetischen Gesetzgebung mit ihren mehr als rigiden Regeln, was die Aufenthaltsgenehmigung an bestimmten Orten betrifft, hatten Tausende gelernt, illegal dort zu leben, wo sie leben wollten, aber von Amts wegen nicht leben durften.
    Die russische Regierung hat jetzt ein Komitee gegründet, das Hilfe für all jene bereitstellen soll, die nach Russland kommen, um zu bleiben.
    Wobei dieses Komitee schon bei der Definition der Hilfsbedürftigen auf einige Schwierigkeiten stoßen dürfte.
    Denn neben jenen, die vor Krieg oder möglicher Verfolgung fliehen, gibt es noch die riesige Zahl der Soldaten und Offiziere, die teils aus Osteuropa, teils aber auch zum Beispiel aus den baltischen Staaten nach Russland zurückströmen.
    Und ebenso wie die Flüchtlinge Wohnung und Arbeit brauchen.
    Zudem steigt in Russland die Zahl der Arbeitslosen und die existierenden Arbeitsämter sind zur Zeit ganz offensichtlich nicht in der Lage, diesen entweder Arbeit oder eine entsprechende Unterstützung zu verschaffen.
    Russland will jetzt Gespräche mit den anderen souveränen Staaten über die Frage der Flüchtlinge beginnen.
    Bei den russischen Botschaften in den neuen souveränen Staaten soll es demnächst einen eigenen Beamten geben, der sich ausschließlich mit dem Emigrationsproblem beschäftigen soll.
    Angesichts des wirtschaftlichen Chaos in Russland selbst scheint es allerdings wenig wahrscheinlich, dass man den Menschen, die auf der Suche nach einem neuen Leben hierher kommen, wirklich effektiv helfen kann.
    Die meisten werden wohl auch weiterhin irgendwie und ohne staatliche Hilfe durchkommen müssen.
    Wir bleiben bei den unbewältigbar erscheinenden Problemen der Gemeinschaft unabhängiger Staaten, wenden uns aber im folgenden Estland zu.
    Estland, die kleinste der Balkenstaaten neben Litauen und Lettland mit seinen eineinhalb Millionen Einwohnern, hat sich bereits in einer früheren Phase als die GUS von der alten Sowjetunion gelöst, und zwar im August des Vorjahres.
    Während des Putsches gegen Präsident Gorbatschow haben die Esten ihre staatliche Souveränität wieder erkämpft.
    In drei Monaten sollen die letzten ausländischen Soldaten abgezogen sein.
    Doch die anfängliche Euphorie unmittelbar nach der in Folge 10 ringens und Widerstand erlangten Unabhängigkeit ist nun ziemlicher Enttäuschung und Verbitterung der Bevölkerung über die triste Wirtschaftslage gewichen.
    Otto Hörmann mit einem Lokal-Augenschein aus Tallinn, der Hauptstadt Estlands.
    Wie auch in anderen Teilen der ehemaligen USSR explodieren in Estland die Preise.
    Die öffentlichen Verkehrsmittel haben mit Monatsbeginn ihre Preise verdreifacht.
    Dazu kommen die Lebensmittelkarten für Brot, Milch, Mehl, Zucker, Reis, Teigwaren.
    Vielfach sind diese Karten gar nicht gedeckt.
    Das heißt, ein Talon für Zucker ist wertlos, weil es in der ganzen Stadt einfach keinen Zucker gibt.
    Wenn man am Morgen bei den Zeitungskiosken Schlangen sieht, könnte man zuerst auf das politische Interesse der Menschen schließen.
    Einheimische aber sagen, die Leute wollen nur erfahren, welche Seriennummern der Lebensmittelkarten gültig seien.
    Es habe schon täglich Auseinandersetzungen unter enttäuschten Käufern gegeben, deren Karten nicht angenommen wurden.
    Am schwersten betroffen von den wirtschaftlichen Erschütterungen sind die Pensionisten.
    Beamte bekommen ihre Gehälter in Estland nicht voll ausbezahlt, weil sich in der Republik keine Notenpresse befindet und man aus Russland nicht genug Rubelscheine geliefert bekommt.
    Die Verwerfungen im Wirtschaftsleben sind groß.
    Es wurde aufgedeckt, dass es jetzt trotz des Mangels in Estland Geschäftemacher gibt, die zum Beispiel Benzin und Käse nach Finnland ausführen, dort die Preise unterbieten und so einen Profit in harter Währung machen.
    Während schwedische Schiffe im Hafen von Talien Öl und Getreide als Hilfslieferungen löschen, werden Treibstoff und landwirtschaftliche Produkte nach Finnland exportiert.
    Das heißt, waren die Exportgenehmigungen vor der gegenwärtigen Krise erteilt worden.
    Der Fall soll von den Behörden aufgeklärt werden.
    Manch einer befindet sich in einem Zustand, wo man für Valuta alles zu tun bereit ist und für Valuta auch alles bekommt.
    Sogar den Kopf eines Menschen, wie es jemand drastisch ausdrückte.
    Es zählt zu den Zeichen staatlicher Autorität, dass man die Zollhoheit hat und diese hat Estland speziell Richtung Osten jetzt etabliert.
    Ein Russe hat 25 Rubel bei der Einreise für das Visum zu bezahlen und er muss seine Zolldeklaration ausfüllen.
    Reist er aus Estland wieder aus, darf er zollfrei zum Beispiel ein Viertel Kilo Fleisch ausführen, aber nicht mehr.
    In Talien ist die Tristesse nicht nur in den Geschäften und den Gemütern der Menschen, sie ist besonders augenfällig im alten Kern der früheren Hansestadt.
    Als 1980 anlässlich der Olympischen Spiele in Moskau die Segelbewerbe in Talien stattfanden, hatte man die alten Häuser für die Touristen herausgeputzt.
    Den Tourismus konnte man damit fördern, doch die Einkünfte daraus kamen offenbar der Stadt nicht zugute.
    Heute sieht die alte Architektur vollkommener aus als je zuvor.
    Beginnender Wahlkampf in Italien, genauer der Kampf um die Stimmen der ehemaligen KPI-Wähler, wachsende Piraterie in Meerengen und zwischen kleinen Inseln Südostasiens, der Kulturpublizistik-Staatspreis an Volkmar Parshalk, eine musikalische Reise durch 500 Jahre amerikanische Geschichte, das sind einige der noch geplanten Beiträge in diesem Mittagsschanal.
    Am Wochenende ist in Italien die Legislaturperiode zu Ende gegangen und schon steht das Land mitten im Wahlkampf.
    Er wird einer der härtesten der letzten Jahrzehnte prophezeien die Politiker, denn alle Parteien reißen sich um die Wähler der ehemaligen KPI, die immerhin beim letzten Mal noch 28 Prozent aller Stimmen bekommen hatte.
    Gerade diese bisherigen KPI-Wähler sind vor allem die Zielgruppe von angeblichen Enthüllungen, die derzeit Italien bewegen.
    In einem jetzt veröffentlichten Brief aus der Kriegszeit wird der historische Führer der KPI, Togliatti, als menschenverachtender Machtpolitiker vom Schlage Stalins gebrandmarkt.
    Staatspräsident Kosiger, wie immer an vorderster politischer Front aktiv, hat gestern eine Historikerkommission beauftragt, die die Echtheit des Briefes in Moskau überprüfen soll.
    In mehreren Städten wie in Rom und in Florenz wird überlegt, die bisherigen Togliatti-Straßen umzutaufen.
    Aus Rom, Reinhard Frauscher.
    War Palmiro Togliatti, der historische Führer der KPI, der größten kommunistischen Partei Westeuropas, ein Menschenverachter, ein Zyniker, ein eiskalt berechnender Machtmensch?
    Es ist dieser erste Eindruck, der sich ergibt, wenn man jetzt jene Aufzeichnungen liest, in denen Togliatti vor fast 50 Jahren die Situation seiner Landsleute kommentierte.
    In einem angeblich erst jetzt in den geöffneten russischen Archiven gefundenen Brief hat Togliatti eigenhändig Folgendes zu Papier gebracht.
    Jeder italienische Soldat, jede italienische Familie, die durch den Krieg Mussolinis eine Tragödie erlebt, ist das beste Gegenmittel gegen den Faschismus.
    Je mehr Italiener vom tragischen Schicksal betroffen sind, desto besser für die Zukunft Italiens.
    Es war dies die Begründung Togliattis für seine ablehnende Haltung gegenüber dem Hilferuf eines italienischen Genossen, der ihn aufgefordert hatte, sich für das geschlagene italienische Expeditionskorps in Russland einzusetzen.
    250.000 Mann hatte Mussolini zwischen 1941 und 1943 schlechtest ausgerüstet in den russischen Krieg, seinem Verbündeten Hitler zur Hilfe gesandt.
    Die Niederlagen waren vernichtend.
    26.000 Tote, 64.000 Vermisste, 43.000 Verwundete und 50.000 Gefangene.
    Das war die Bilanz dieses Abenteuers, das Palmiro Togliatti als prominenter Exzellent im Hotel Lux in Moskau beobachten konnte.
    Für die italienischen Gefangenen, von denen die Hälfte in den russischen Lagern krepierte, hätte sich Togliatti bei Stalin einsetzen sollen.
    Das war die Bitte, auf die er mit kältester Abdehnung reagierte.
    Diese Äußerungen Togliatis erschüttern nun seit drei Tagen Italien.
    Das Land erinnert sich jetzt wieder, dass damals nicht nur eine Tragödie für die schon bekannten Opfer der italienischen Russlandarmee ablief, sondern dass die italienische Armee bis heute das Schicksal von offensichtlich 12.000 überlebenden italienischen Gefangenen aus den russischen Lagern noch nie geklärt hat.
    Erschüttert zeigte sich sogar Achille Oketo, Chef der PDS, der reformierten kommunistischen Partei,
    Und nur einige Funktionäre der orthodoxen Wiedergründung der KPI können nach wie vor an Togliatti keinen Makel erkennen.
    Allen, die jetzt fassungslos vor den Enthüllungen stehen, Politiker und Journalisten, ist aber auch klar, diese Veröffentlichung ist nicht zufällig jetzt erfolgt, am Beginn eines harten Wahlkampfes.
    Vor zwei Wochen hatte Parlamentspräsidentin Nilde Jotti erklärt, es sei jetzt an der Zeit, dass ab Sommer endlich eine Frau Staatspräsidentin als Nachfolgerin von Kosiga wird und unverhüllt sich selbst damit gemeint.
    Nilde Jotti aber ist Spitzenexponentin der PDS, der ex-kommunistischen Partei, und geworden ist sie das als einstige Sekretärin und Lebensgefährtin von Palmiro Togliatti.
    Wenn nun also das bisher in Italien so hochgehaltene Bild Togliatti Sprünge bekommt, so wird auch seine Fast-Witwe dabei beschädigt.
    Und zwar so schwer, dass ihr der durchaus chancenreiche Weg in den Quirinalpalast verwehrt bleibt.
    Und so steigen die Chancen des anderen Favoriten von Giulio Andriotti, der seinerseits damit wieder den Sozialisten Bedino Craxi den Weg zum Amt des Ministerpräsidenten frei macht.
    So kompliziert und so kalt kann Politik sein,
    insbesondere italienische Innenpolitik.
    Dass dies keine unfundierten Spekulationen sind, schreibt sogar der hoch angesehene italienische Journalist Giorgio Bocca, ausgerechnet in der Ausgabe des Nachrichtenmagazins Panorama, in dem die Togliatti-Briefe am Wochenende herauskamen.
    Und dieses Nachrichtenmagazin gilt als den Sozialisten nahestehend, jener Partei also, die am meisten auf die Stimmen der ehemaligen Kommunisten hoffen darf.
    Wahlkampf in Italien, Reinhard Frauscher hat berichtet.
    Bis jetzt, bis zum Ende des 20.
    Jahrhunderts, hat sich in den Meeren Südostasiens ein uraltes Gewerbe gehalten, nämlich die Piraterie.
    Wie seit hunderten Jahren werden in den Meerengen und zwischen kleinen Inseln Passagierschiffe und Handelsfrachter überfallen und ausgeraubt.
    Nur die Technik hat sich gebessert.
    Die Piraten verfügen über modernste Geräte.
    Mit Rennbooten nehmen sie die Schiffe ein, die sie vorher mit Radaranlagen aufgespürt haben.
    Jetzt soll den Piraten das Handwerk gelegt werden.
    Mehrere asiatische Staaten haben sich zusammengeschlossen, um gegen die Piraterie zu kämpfen.
    Klaus von Donani mit Details.
    Dunkle Gestalten schwingen sich über die Reling, halten die Besatzung mit entsicherten Waffen in Schach und durchstöbern das Schiff und die Kabinen der Seemänner nach Wertgegenständen.
    Der Kapitän öffnet die Schiffskasse, streift die Rolex-Uhr vom Arm, leistet keinen Widerstand.
    Das ist die einzige Garantie, dass die ungebetenen Bordgäste niemandem etwas zu Leide tun.
    Schließlich verschwinden die Piraten auf dem gleichen Weg, auf dem sie kamen und entfliehen in hochmotorisierten Schnellbooten in Richtung Küste.
    Was sich wie das schlechte Drehbuch eines schlechten Piratenfilms anhört, ist in den Gewässern Südostasiens alltägliche Realität.
    Die Erben von Captain Flint hüten keine Schatzinsel mehr.
    Sie sitzen auch nicht mehr bei einem Fass rum und singen das Lied von den 13 Mann auf des toten Mannes Kiste.
    Statt Säbel und Dolch halten sie Revolver und Maschinenpistolen in den Händen.
    Und auf Radarschirmen halten sie die Meerengen unter Kontrolle, um rechtzeitig zum Beutezug zur Stelle zu sein.
    Kein Streifzug erscheint ihnen zu groß.
    Vor den Philippinen werden ganze Schiffe plus Ladung für 200.000 Dollar entführt.
    Zwischen Singapur und Vietnam werden Schiffe auf hoher See gekapert und die Ladung gestohlen.
    In der Straße von Melaka treiben malaysische und indonesische Piratenbanden ihr Unwesen.
    Sie haben es meist nur auf die Wertgegenstände der Besatzung abgesehen, aber dass sie trotzdem vor physischer Gewalt nicht zurückschrecken, musste im letzten Jahr die Besatzung eines amerikanischen Schiffes mit ansehen.
    Ihr Kommandant wurde, für seine Weigerung, den Safe zu öffnen, gefesselt und über Bord, oder um in der Piratensprache zu bleiben, zu den Fischen geworfen.
    Den Geldstrang sprengten die Banditen dann mit Dynamit.
    Der Gesamtschaden, hat das International Maritime Bureau in London errechnet, geht jährlich in die Hunderte von Millionen Dollar.
    Jahrelang haben die Regierungen der Region das Problem kaum erfasst.
    Singapur, wo die meisten Anzeigen gemacht werden, ist hilflos.
    weil die Piratenangriffe zumeist in internationalen Gewässern erfolgen und Indonesien und Malaysia, die Heimat der Piraten, sich bisher weigerten, mit den singaporeanischen Behörden zusammenzuarbeiten.
    Doch jetzt endlich scheint sich etwas zu bewegen.
    Jakarta und Kuala Lumpur werden in Zukunft Polizisten auf den passierenden Schiffen einsetzen.
    Zur Not soll auch die Marine der beiden Staaten arbeiten.
    Doch niemand glaubt ernsthaft, das Piratenwesen in Südostasien ausrotten zu können.
    Uralte Traditionen sterben schwer und das Freibeutertum legt den Menschen an Südostasiens Küsten im Blut.
    Zwischendurch ein Blick auf die Uhr, es ist nun 12.42 Uhr.
    Nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft des Greisen Homo Tyrolensis stand heute auf der Tagesordnung von Verhandlungen in Bozen.
    Der Rektor der Innsbrucker Universität, Professor Hans Moser, und der Südtiroler Landeshauptmann Louis Durnwalder setzten vor einer Stunde ihre Unterschrift unter einen Vertrag, der künftige Etappen der Konservierung und Auswertung des Gletscherfundes festlegt.
    Gewiss ist schon jetzt, dass Ötzi, der prähistorische Weidmann, vorerst in Österreich bleiben wird, berichtet Andreas Pfeiffer.
    Ob er Schamane, Jäger oder Hirte war und ähnliche Fragen, die die dunkle Vergangenheit des Gletschermannes betreffen, werden die Forscher vermutlich noch lange beschäftigen.
    Zumindest aber ist mit dem heutigen Tag das zukünftige Schicksal der Mumie vom Haus Labjoch in geordnete Bahnen gelenkt.
    Mit ihren Unterschriften haben Rektor Hans Moser von der Universität Innsbruck und der Südtiroler Landeshauptmann Louis Thurnwalder die größte Etappen der Konservierung und Auswertung bestimmt.
    In den nächsten drei Jahren wird die Tiroler Landeshauptstadt das Pfähledomizil des Eismannes sein.
    Dazu wird ein eigenes Forschungsinstitut eingerichtet, das Paleontologen, Botaniker und Kulturgeschichte aus ganz Europa um die Leiche versammeln wird.
    Das Budget von 100 Millionen Schillingen werden Bund und Land übernehmen.
    Doch einiges an Geldern erhofft man sich auch aus dem Verkauf der Rechte für die publizistische Vermarktung des Eismannes.
    Kein leichter, aber ein höchst ehrenvoller Auftrag, betont Direktor Moser in seinem Dank an die Landesregierung, die mit diesem Vertrag dennoch nicht alle Fäden aus der Hand gibt.
    Denn darin ist auch vermerkt, dass aus Innsbruck genauestens über die Ergebnisse der Untersuchungen informiert wird.
    Das Wohlbefinden des Gletschermanns nämlich liegt Boten sehr am Herzen, denn nach Ablauf der Dreijahresfrist wird der Eismann nach Südtirol zurückkehren.
    Dann muss entschieden werden, ob er nach den Strabatzen der wissenschaftlichen Untersuchungen noch der Neugierde von Schaulustigen ausgesetzt werden soll.
    Mit der heute unterzeichneten Konvention jedenfalls sind die Spekulationen um den Gletschermann und dieser selbst vorerst aus Eis gelegt.
    Danke Andreas Pfeiffer für diesen Live-Bericht aus Bozen.
    Und nun im Mittagssjournal ein Hinweis auf das heutige Journal Panorama.
    Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist eines der kompliziertesten Weltprobleme im ausgehenden 20.
    Jahrhundert.
    Die Schwierigkeiten haben aber nicht erst, wie oft angenommen, mit dem britischen Versprechen einer Heimstätte für die Juden in Palästina begonnen oder mit der Gründung des Staates Israel in den Jahren 1948.
    Die Wurzeln des Nahostkonfliktes sieht Professor Alex Carmel von der Universität Haifa schon im 19.
    Jahrhundert, noch vor den Vorstellungen Theodor Herzls von einer einfachen Lösung für sein Volk.
    Wo er dachte und sagte, ich bringe ein Volk ohne Land in ein Land ohne Volk.
    So genau war es auch nicht.
    Denn 1897, da gab es ja schon ein paar hunderttausend Araber in Palästina, nicht?
    Und die waren ganz dagegen.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte Palästina zwischen Arabern und Israelis aufgeteilt werden.
    1947, als man die Teilung als die einzig mögliche Lösung vorgeschlagen hat, sagte Chaim Weizmann, die Teilung, das ist eine Lösung, die den Arabern ein Unrecht macht.
    Aber wenn wir nicht die Teilung machen, dann ist das Unrecht gegenüber den Juden noch größer.
    Mehr über die Wurzeln des Nahostkonfliktes hören Sie heute Abend um 18.20 Uhr auf Ö1 im Journal Panorama.
    Der Bundesminister für Unterricht und Kunst, Rudolf Scholten, hat heute im Presseclub Concordia in Wien die Staatspreise 1991 für kulturpublizistisch überreicht.
    Beide Preisträger sind ORF-Journalisten.
    Dr. Elisabeth Spierer vom Fernsehen und der Leiter der Abteilung Kultur im Radio, Dr. Volkmar Paschalk.
    Von der Überreichung der Preise berichtet Hans-Christian Unger.
    Elisabeth Toni Spirer war schon im legendären Teleobjektiv-Team des Klaus Gatterer dabei.
    Und mit ihren Alltagsgeschichten im ORF Fernsehen betreibt sie, abseits von Pressekonferenzen, Pressefoyers und Diskussionsrunden, Journalismus dort, wo das tägliche und oft gar nicht alltägliche Leben stattfindet, draußen bei den Menschen.
    Alltagskultur, die oft im Schatten steht.
    Das schlägt sich später in dem nieder, was im engeren Sinn als Kultur verstanden wird.
    Mit dieser These ist bei der heutigen Preisüberreichung die Brücke zwischen Tony Speerer und Volkmar Parshall geschlagen worden.
    der seit 23 Jahren an der Spitze des Radiokultur-Resorts steht.
    Weitere Gemeinsamkeiten hat Unterrichtsminister Rudolf Scholten in seiner Würdigung herausgearbeitet.
    In einer Zeit, in der es opportun ist, gegen Ausländer, gegen Sozialschmarotzer zu hetzen, in der Neonazis von den Stammtischen weg ihren Mief unter freiem Himmel verbreiten und in einer Zeit, in der es noch immer für einen Bürgermeister schwierig ist, eine Gedenktafel für die SS zu demontieren,
    In dieser Zeit kann der Wert engagierter Kulturpublizistik nicht hoch genug geschätzt werden.
    federführend für eine Unzahl von Sendungen, von Filmmagazin, Synchron, über das tägliche Kulturaktuell, bis hin zu einer Architektursendung und der täglichen Berichterstattung in den Radioschonalen, ist den Hörern vor allem als unspektakulärer, aber nichtsdestotrotz beharrlich fragender in Interviews bekannt.
    Scholten?
    Er ist dabei hartnäckig, aber nie aufgeregt, dafür jedoch immer aufmerksam.
    Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern im Hörfunk erfüllt er mehr als den Kulturauftrag des Rundfunkgesetzes.
    Und, so meint Volkmar Parischalk selbst, jemand, den die Verpflichtung zur Objektivität die nötige Distanz zu den Kulturmachern wahren lässt.
    Also ich glaube nicht, dass der österreichische Staat und der jetzige Unterrichtsminister Scholten darauf aus sind, jemanden auszuzeichnen, der unbedingt positiv ihnen gegenüber eingestellt ist, sondern ich habe eigentlich in meiner
    Tätigkeit als ORF-Kulturredakteur nie Kritik zurückgehalten, wo sie notwendig war.
    Dabei sagt man gerade Kulturjournalisten, Kulturpublikisten, ein relativ intimes Nahverhältnis zwischen Ihnen und denen nach, die Kultur produzieren.
    Ist das ein bloßes Vorurteil?
    Ich glaube schon.
    Also ich habe mich eigentlich nie in den Kreisen gezeigt oder mit den Kreisen Kontakt oder Freundschaften geflogen, mit über die ich Kritiken schreiben musste oder über die ich also arbeiten musste, sondern habe eigentlich versucht ein freundliches, aber distanziertes Verhältnis gegenüber den Schauspielern oder den Musikern einzuhalten.
    Parshalks Liste der Interviewpartner ist natürlich Ellen Lang.
    Einen Musikpromi, den hat er aber nie vors Mikrofon bekommen.
    Zum Beispiel war ich ein großer Karajan-Anhänger.
    und hab sehr, sehr viel über die Salzburger Festspiele und über Aufführungen von Karajan berichtet, hab aber nie ein Interview von ihm bekommen.
    Wissen Sie warum?
    Nein.
    Bis heute Ihnen unbekannt geblieben?
    Ist mir unbekannt geblieben, ja.
    Ja, es war so, dass er in dieser Zeit eigentlich nur mehr Fernsehinterviews gegeben hat und den Radio als unwichtiges Medium eigentlich abgelehnt hat.
    Gibt's jemanden, den Sie ganz gerne interviewen würden und noch nicht haben?
    Nein.
    Keinen einzigen?
    Ich weiß es nicht.
    Also mir fällt keiner ein.
    Den mit 100.000 Schilling dotierten Staatspreis wird Volkmar Parchalk zum Teil für eine.
    Feierverwenden, der überwiegende Teil, fließt wohltätigen Zwecken zu.
    Sie hörten Hans-Christian Unger.
    Stars and Stripes, das ist der Titel einer musikalischen Reise durch 500 Jahre amerikanischer Geschichte, die morgen Abend im Großen Saal des Wiener Konzerthauses dargeboten wird.
    Das ORF Sinfonieorchester spielt unter Pinkas Steinberg.
    Ebenso zu hören sein werden die Original Storyville Jazzband sowie mehrere Opernstars.
    Marcel Pravi führt durch das Programm.
    Den folgenden Beitrag hat Susanna Bruckner gestaltet.
    Ich bin ein leidenschaftlicher Österreicher mit einem ganz starken Pro-Amerika-Komplex.
    Was mir in Amerika imponiert, ist genau das, was man hier verachtet.
    Das geistige, das kulturelle, das theatralische, das musikalische und Universitätsleben.
    Stars and Stripes, ein Programm von Liedern der Goldgräber, der Bürgerkriegszeit über Spirituels bis zu Bernstein, Ives und Copland.
    Und nicht zu vergessen das amerikanische Musical, das Marcel Bravia in den 50er Jahren nach Wien gebracht hat.
    Zur Musical braucht es etwas.
    Und deshalb wird es niemals, meiner Meinung nach, eine deutsche Musicalbewegung geben.
    Denn zur Musicalbewegung gehört der Fetischismus des Neuen.
    Alles muss neu sein in Amerika.
    Das Auto, der Gefrierschrank und die Musik.
    Das bringt die Musicalbewegung.
    Länder, die das nicht haben, tun sich schwer damit.
    500 Jahre Musikgeschichte in rund zweieinhalb Stunden.
    Für Marcel Bravi nichts Neues, hat er doch schon Anfang der 50er Jahre seine Laufbahn mit eben solchen Abenden begonnen, und zwar im Wiener Kosmos in der Sieben-Stern-Gasse.
    Abende, in denen Musik und Geschichte Amerikas in Zusammenhang gebracht werden.
    sage ihnen offiziell, ich will die Tagespolitik aus diesem Programm entfernen.
    Trotzdem würde ich sie anlügen, und ich möchte sie nicht anlügen, wenn ich verschweigen würde, dass ich mein Überleben in schweren Zeiten Amerika verdanke, dass ich von amerikanischer Kultur sehr angesteckt bin.
    wie die meisten der Emigranten, aus welchen Teilen der Welt sie auch kommen mögen.
    Ein Umstand, der auf Amerikas kulturelle Entwicklung ebenfalls großen Einfluss ausgeübt hat, meint Marcel Pravi.
    Amerika ist ein Emigrantenland.
    Im Ursprünglichen waren es die Indianer, die leider ermordet wurden.
    Leider.
    Amerika ist doch nur von Einwanderern.
    Jede Einwandererschicht hat Amerika umgeprägt.
    Die englische, die irische Einwanderung, die russische, die deutschen Hitlerflüchtlinge, ganz stark.
    Das Kulturleben ist aus dem Zusammenprall dieser Kulturen entstanden.
    Und das ist die Faszination.
    Stars and Stripes morgen im Wiener Konzerthaus.
    Und nun gehe ich ein weiteres Mal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Die nächste Etappe der Steuerreform soll Anfang 1994 in Kraft treten.
    Das hat Finanzminister Latziner heute angekündigt.
    Latziner sagte, ohne Reform würde der durchschnittlich Lohnsteuerpflichtige 1994 von der sogenannten kalten Progression betroffen.
    Das solle verhindert werden.
    Die durchschnittliche Einkommensbelastung werde durch die Steuerreform unter der des Jahres 1988 liegen.
    Er hoffe, bis 1994 auch über den nötigen Spielraum im Budget zu verfügen.
    Der World Wildlife Fund verlangt eine Umwandlung des Forstgesetzes in ein Waldschutzgesetz.
    Ein Vertreter des WWF sagte, das Forstgesetz diene nicht zum Schutz der Baumbestände, sondern nur zur Steigerung der Ertragskraft der Wälder.
    Nur 0,03 Prozent der Waldfläche in Österreich sei Urwald.
    Es gebe unwiederbringliche Verluste bei verschiedenen Tier- und Pflanzenarten.
    Gerhard Heiligbrunner vom Kuratorium Rettet den Wald verlangte ein Sofortprogramm zur Verringerung der Luftverschmutzung.
    Deutschland.
    Die Arbeitslosigkeit ist im Osten Deutschlands im Jänner sprunghaft gestiegen.
    Im vergangenen Monat waren in den neuen Bundesländern insgesamt 1,3 Millionen Menschen arbeitslos.
    Das sind um 300.000 mehr als im Dezember.
    Die Arbeitslosenquote erhöhte sich damit von 11,8 Prozent im Dezember auf 17 Prozent.
    Im Westen Deutschlands waren im Jänner 1,8 Millionen Arbeitslose registriert.
    144.000 mehr als im Dezember.
    Serbien, Kroatien.
    Der IG-Vermittler Lord Carrington bricht heute zu einer neuen Friedensmission auf.
    Carrington reist zunächst nach Belgrad und danach nach Bosnien-Herzegowina und Kroatien.
    Er will die Annahme des UNO-Friedensplanes durch Serben und Kroaten erreichen.
    Die Serben in der kroatischen Kraina lehnen die Stationierung von Friedenstruppen in dem von ihnen kontrollierten Gebiet nach wie vor ab.
    Der Waffenstillstand in Kroatien ist nach einer Meldung von Radio Zagreb am Vormittag mehrmals gebrochen worden.
    Kroatien hat nach Kritik durch die IG und die UNO angekündigt, die Menschen- und Minderheitsrechte künftig besser zu schützen.
    Vereinte Nationen Der Irak will seine künftigen Waffenprogramme nicht von der UNO kontrollieren lassen.
    Das kündigte die Regierung in Bagdad der UNO-Kommission zur Zerstörung von Massenvernichtungswaffen in einem Brief an.
    Der Vorsitzende der Kommission sieht darin eine Verletzung der Waffenstillstandsvereinbarung.
    Deutschland.
    Das Landgericht Berlin hat die Urteile zum zweiten sogenannten Mauerschützenprozess gesprochen.
    Der angeklagte ehemalige DDR-Grenzsoldat wurde zu einer Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt.
    Der Mitangeklagte, der zur Tatzeit 20 Jahre alt war, erhielt eine Jugendstrafe von einem Jahr und sechs Monaten ebenfalls auf Bewährung.
    Die beiden Männer hatten einen 20-Jährigen bei einem Fluchtversuch an der Berliner Mauer erschossen.
    Venezuela Nach dem gestrigen Putschversuch herrscht in Venezuela offenbar wieder Ruhe.
    Präsident Carlos Andrés Pérez sagte, die rebellierenden Militärs hätten sich entweder ergeben oder seien überwältigt worden.
    Alle Putschisten befinden sich in Haft.
    Bei dem Putschversuch sind nach offiziellen Angaben 19 Soldaten getötet worden.
    Soweit die Meldungen.
    Nun zum Wetter.
    In den Alpen immer wieder Schneefall, in tiefen Lagen auch Regen.
    Im Osten gegen Abend und während der Nacht etwas Schneeregen.
    Am freundlichsten bleibt es im Süden Kärntners und der Steiermark.
    Liebhafter Nordwestwind.
    Die Nachmittagstemperaturen 1 bis 6 Grad, im Süden auch darüber.
    Das Mittagjournal Ausgabe 5.
    Februar geht damit zu Ende.
    Im Namen von Redaktion und Technik einen recht angenehmen Nachmittag wünscht Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Haider, Edgard [Gestaltung] , Konecny, Ines [Sprecher/in]
    Datum: 1992.02.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1992.02.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    17 % Arbeitslosigkeit in den neuen deutschen Bundesländern
    Die Konjunkturlokomotive Bundesrepublik Deutschland wird langsamer. Laut neuesten Erkenntnissen ist die Arbeitslosenzahl in den neuen Bundesländern mittlerweile bei 17 %. Auch im Westen sind die Zahlen ernüchternd. Einblendung: Wirtschaftsexperte Hans Karl Schneider
    Mitwirkende: Rammerstorfer, Kurt [Gestaltung] , Schneider, Hans Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1992.02.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Problemaufriß Ozonschichtverdünnung der FCKW
    Sowohl über der Antarktis als auch über der Arktis wächst ein Ozonloch. Wissenschafter der US-Raumfahrtbehörde NASA kamen zu dieser Erkenntnis. Die hohen Chlormonoxidwerte sind Ergebnis der FCKW. Die Gegenmaßnahmen erfolgen zögerlich.
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung]
    Datum: 1992.02.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    World Wildlife Fund zu Zerstörung des Tropenwaldes
    Der WWF hat in einer Pressekonferenz auf den besorgniserregenden Zustand des österreichischen Waldes hingewiesen. In etwa ein 1/4 des Waldes gilt als schwer geschädigt. Der WWF und das Forum "Rettet den Wald" haben eine Novelle zum österreichischen Forstgesetz gefordert. Einblendung: WWF Winfried Walter, Einblendung: WWF Günther Lutschinger, Einblendung: "Rettet den Wald" Gerhard Heilingbrunner.
    Mitwirkende: Thurnher, Ingrid [Gestaltung] , Walter, Winfried [Interviewte/r] , Lutschinger, Günther [Interviewte/r] , Heilingbrunner, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1992.02.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Russlands Probleme mit den Flüchtlingen
    Die Probleme der Nachfolgestaaten der Sowjetunion werden immer augenscheinlicher. Die prekäre Wirtschafts- und Versorgungslage, enorme Preissteigerungen und wachsende Verarmung auf dem Weg in die Marktwirtschaft haben optimistische Zukunftsperspektiven der GUS-Staaten weitgehend schwinden lassen. Russland sieht sich zusätzlich dazu mit einer hohen Flüchtlings- und Zuwanderungsquote konfrontiert.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1992.02.05 [Sendedatum]
    Ort: Moskau
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Estnische Wirtschaftskatastrophe
    Estland hat sich bereits in einer früheren Phase als die jetzigen GUS-Staaten von der Sowjetunion gelöst. In 3 Monaten sollen die letzten ausländischen Soldaten abgezogen sein. Die anfängliche Euphorie ist ziemlicher Enttäuschung über die triste Wirtschaftslage gewichen.
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1992.02.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Piraterie in Südostasien
    Genauso wie seit hunderten Jahren werden in den Meerengen und bei kleinen Inseln Südostasiens Passagierschiffe und Handelsfrachter durch Piraten überfallen. Mittlerweile verfügen die Piraten über modernste Technik. Mehrere asiatische Staaten haben sich im Kampf gegen die Piraterie verbunden.
    Mitwirkende: Dohnanyi, Johannes von [Gestaltung]
    Datum: 1992.02.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großer Staatspreis für Literaturpublizistik an Volkmar Parschalk
    Kulturminister Rudolf Scholten hat die Staatspreise für Literatur und Publizistik überreicht. Beide Preisträger sind ORF-Journalisten: Elisabeth Spira und Volkmar Parschalk. Einblendung: Kulturminister Rudolf Scholten, Interview: Kulturjournalist Volkmar Parschalk.
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Scholten, Rudolf [Interviewte/r] , Parschalk, Volkmar [Interviewte/r]
    Datum: 1992.02.05 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kurzmeldungen
    Mitwirkende: Konecny, Ines [Sprecher/in]
    Datum: 1992.02.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1992.02.05
    Spieldauer 00:57:52
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1992.02.05 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-920205_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt