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Guten Tag wünscht Manfred Kronsteiner aus dem Studio des Samstag-Mittag-Journals.
Erstes Thema der Mittagsinformation ist heute das Hochwasser in Teilen Österreichs.
Wir bringen dazu Berichte aus Salzburg, der Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien.
Die Situation in Jugoslawien beleuchten wir mit Berichten aus Zagreb und Belgrad.
Die Gefechte zwischen Serben und Kroaten gehen ungeachtet der vom Staatspräsidium verfügten Waffenruhe weiter.
Alexander Jakovlev, Gorbatschow, Intimus und Mitinitiator der Perestroika, gibt der KPDSU keine reelle Chance mehr.
Im Journal zu Gast ist heute ein kritischer Eid- und Zeitgenosse, der Schriftsteller Adolf Muschk, der unter seinen Landsleuten im 700.
Jahr der Eidgenossenschaft eine schwere Identitätskrise ortet.
Mit einem 10-stündigen Theaterfest wird heute bei den Gmundener Festspielen der 60.
Wiederkehr des Todestages Artur Schnitzlers gedacht.
Auch dazu heute Mittag ein Beitrag.
Vor all dem jedoch Wichtiges auf den Punkt gebracht.
In Nachrichten, die heute von Ellen Robor verfasst wurden, gelesen werden die Meldungen jetzt von Heimo Godler.
Jugoslawien.
Sowohl das Staatspräsidium heute früh eine sofortige, bedingungslose Waffenruhe für Kroatien angeordnet hat, gehen die Kämpfe zwischen Serben und Kroaten weiter.
Radio Zagreb berichtete, in den Gebieten der serbischen Minderheit seien bei neuerlichen Gefechten mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen.
Die Zahl der Toten dürfte jedoch höher sein, da die Rettungsmannschaften noch nicht alle Opfer bergen konnten.
Das Fernsehen in Belgrad meldete außerdem Kämpfe in Slavonien.
Demnach sollen kroatische Kräfte Häuser mit Artillerie beschossen haben.
Dabei habe es zahlreiche Opfer gegeben, berichtet das Belgrader Fernsehen.
Die Republik Kroatien will nun alle Beziehungen zu Serbien einfrieren.
Das kroatische Parlamentspräsidium hat den Abgeordneten heute in einer Sondersitzung eine entsprechende Vorlage präsentiert.
Darin wird außerdem eine Teilmobilmachung gefordert.
Die jugoslawische Armee wird in der Vorlage als Besatzungsmacht geächtet, die sich sofort in die Kasernen zurückziehen müsse.
Über diese Anträge soll am Nachmittag entschieden werden.
Die Außenminister der sogenannten EG Troika trafen in Zagreb mit dem kroatischen Präsidenten Tudjman zu Gesprächen zusammen.
Die Beratungen wurden anschließend ohne nähere Angaben als sehr fruchtbar bezeichnet.
Die EG-Minister wollen heute außerdem in der Nähe von Laibach mit der slowenischen Führung sprechen.
Österreich.
Angesichts der anhaltenden Regenfälle in weiten Teilen Österreichs ist die Hochwassersituation weiterhin dramatisch.
In Niederösterreich sind zwei Menschen bei einem Hochwassereinsatz ertrunken.
Zahlreiche Straßen mussten wegen Überschwemmungen gesperrt werden.
Im Salzburger Land ist der gesamte Flachgau zum Katastrophengebiet erklärt worden.
Ähnlich schlimm ist die Situation in Oberösterreich.
Die meisten Flüsse und Bäche des Bundeslandes traten über die Ufer.
Vielfach gab es auch Vermurungen.
Im Marchland sind nach ersten Schätzungen mindestens 600 Rehe und hunderte Hasen im Überschwemmungsgebiet ertrunken.
Auch die Steiermark ist schwer vom anhaltenden Regen betroffen.
In Wien steigt die Donau weiter an.
Dazu ein Hinweis, die Zeit im Bild 1 informiert ab 13 Uhr ausführlich über die Hochwassersituation in ganz Österreich.
Luxemburg.
Der österreichische Außenminister Mock ist für seinen Einsatz um die europäische Einigung mit dem luxemburgischen Josef-Pech-Preis für 1992 ausgezeichnet worden.
Der Preis ist mit umgerechnet etwa 175.000 Schilling dotiert.
Nach dem Wunsch von Außenminister Mock soll das Geld jungen Österreichern zugute kommen, um sich mit den europäischen Institutionen vertraut zu machen.
Nahe Osten.
Der amerikanische Außenminister Baker setzt seine Nahostfriedensmission heute in Marokko fort.
In der jordanischen Hauptstadt Amman appellierte Baker an Israel und die Palästinenser, letzte Hindernisse für eine Nahostfriedenskonferenz zu beseitigen.
Die Palästinenser könnten am stärksten von einem Friedensprozess profitieren.
Sollte es jedoch nicht dazu kommen, hätten sie am meisten zu verlieren, meinte Baker.
Führende Palästinenser Vertreter deuteten gestern ihre prinzipielle Bereitschaft zu einer Friedenskonferenz an.
Eine definitive Zusage gaben sie jedoch nicht.
Auch Israel hat einer Konferenz grundsätzlich zugestimmt, lehnt aber eine Teilnahme von PLO-Vertretern und Palästinensern aus Ost-Jerusalem ab.
Türkei.
Die Suche nach den zehn Deutschen, die in Südost-Anatolien überfallen und verschleppt worden sind, geht weiter.
Der deutsche Außenminister Genscher hat in einem Fernschreiben an seinen türkischen Kollegen appelliert, alles zu unternehmen, um den entführten Touristen zu helfen.
Bei der Suche nach den Tätern sind unterdessen sechs Personen festgenommen worden.
Bisher gibt es keine Bestätigung dafür, dass kurdische Separatisten für die Verschleppung verantwortlich sind.
Vielmehr schließt die Polizei einen Raubüberfall nicht aus.
Das Wetter bis heute Abend.
Weiterhin strömt kühle und feuchte Luft nach Österreich.
Die intensiven Regenfälle der letzten Tage halten an.
Es bleibt meist stark bewölkt, nur in Vorarlberg ist es bereits sonnig.
Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 16 und 21 Grad, in den Auflockerungsgebieten auch darüber.
Die Aussichten für morgen Sonntag in den Zentralalpen, im nördlichen Alpenvorland und im Osten nach wie vor stark bewölkt und regnerisch.
In Vorarlberg, Tirol und im Süden zunehmend freundlich.
Temperaturen wenig verändert.
Die Messwerte der Landeshauptstädte ausgegeben um 12 Uhr.
Wien leichter Regen 18 Grad, Nordwestwind mit 20 km pro Stunde, Eisenstadt bedeckt 18 Grad, Nordwestwind 25, St.
Pölten bedeckt 17 Grad, Linz bedeckt 18 Grad, Westwind mit 20, Salzburg Regen 16 Grad, Innsbruck stark bewölkt 15 Grad, Bregenz heiter 19 Grad, Graz leichter Regenschauer 21 Grad und Klagenfurt bedeckt 19 Grad.
12.06 Uhr und damit zu den Auswirkungen der Regenniederschlagstätigkeit zum Hochwasser, das in Salzburg, Oberösterreich, der Steiermark, Niederösterreich und Wien zu verzeichnen ist.
Beginnen wir in Oberösterreich mit einem Bericht von Werner Hofer, an den sich dann nahtlos die weiteren Berichte anschließen.
Hier in Oberösterreich nahm das Hochwasser heute die Ausmaße einer fast landesweiten Katastrophe an.
Die meisten Flüsse, beginnend bei der Donau und die Bäche, traten über die Ufer.
Zahlreiche Häuser mussten evakuiert werden.
Keller und ebenerdige Gebäude stehen bis zu einem Meter hoch unter Wasser.
Die Seen im Salzkammergut traten teilweise über die Ufer.
Zahlreiche Straßen sind unpassierbar.
Auch im regionalen Zugsverkehr gibt es Behinderungen.
In den donernahen Stadtteilen von Linz mussten Verkehrssperren verfügt werden.
In den Häusern versucht man, sich durch Sandsäcke vor den eindringenden Wassermassen zu schützen.
Schreckliche Erinnerungen an das Jahrhunderthochwasser im Jahr 1954 werden wach, zumal die Pegelstände in manchen Gebieten gefährlich nahe an jene des 54er-Jahres herankommen.
Dies speziell im sogenannten Mach-Land im unteren Müllviertel.
Hier ertranken auf einem relativ kleinen Gebiet mindestens 600 Rehe und Hunderte Hasen in den Fluten, die aus den Ufern getretenen Donau.
Und seit den späten Vormittagsstunden droht auch eine hochwasserbedingte Sperre der Kläranlage von Asten bei Linz.
Sie entsorgt die Abwässer aus dem gesamten Großraum Linz einschließlich der Industrie sowie aus 22 Umlandgemeinden.
In Niederösterreich hat das Hochwasser zwei Menschenleben gefordert.
Das steht nun leider fest.
Vor einigen Stunden wurden die Leichen jener zwei Männer gefunden, die gestern Nacht in Ipsitz im Bezirk Amstetten bei einem Hochwassereinsatz in die reißende Ips gestürzt waren.
Sie hatten versucht, eine Holzbrücke vor herankommendem Treibholz zu schützen, als die Brücke plötzlich einstürzte.
Die Suche nach den beiden Männern war um Mitternacht ergebnislos abgebrochen worden.
Das Hochwassergeschehen konzentriert sich auf den Donauabschnitt im Westen des Landes.
Der Pegelstand der Donau nimmt weiter zu.
Durch das Kraftwerk Wallsee fließen in der Sekunde 9000 Kubikmeter in der Sekunde.
Das bedeutet höchste Alarmstufe.
Das große Hochwasser von 1981 wird damit übertroffen.
Weite Flächen des südlichen Donauufers stehen unter Wasser, so das Machland und seit kurzem auch das Au-Gebiet bei Strenkberg.
Das Bundesheer wurde für Evakuierungen zu Hilfe gerufen.
Pionierzüge des Bundesheeres stehen seit Stunden auch in Krems in Einsatz.
Sie haben versucht, eine Kähmauer mit Sandsäcken zu erhöhen, um den Ortsteil Stein vor der Überflutung zu schützen.
Es hat nicht gereicht.
Stein steht bereits unter Wasser.
In der Zwischenzeit zeichnet sich eine leichte Entspannung ab.
Der Wasserstand der Donauzuflüsse geht zurück.
In Salzburg hat sich die Situation grundsätzlich zwar etwas entspannt, allerdings droht bei neuerlichen Regenfällen im Flachgau eine weitere Katastrophe.
So ist der Pegel der Salzach auf 6,20 Meter gesunken, allerdings rechnen Experten damit, dass er am Nachmittag neuerlich auf knapp 7 Meter steigen könnte, weil es in weiten Teilen des Pinzgau zurzeit stark regnet.
Die Hochwassermarke der Salzach liegt übrigens bei 5,50 Meter.
Im gesamten Flachgau und auch in der Landeshauptstadt sind zur Stunde alle verfügbaren Hilfskräfte und auch 160 Soldaten des Bundesheers im Einsatz, um die Schäden des gestrigen Unwetters zu beseitigen.
Die Hilfsmannschaften werden dabei von Mitarbeitern des Technischen Hilfswerks im bayerischen Freilassing unterstützt.
Immer noch gilt es, zahlreiche Keller und Wohnräume auszupumpen.
Besonders kritisch ist die Situation immer noch im nördlichen Flachgau.
An zahlreichen Stellen drohen nach wie vor Muren abzugehen, viele Hänge sind in Bewegung.
Kleinere Regenschauer könnten ausreichen, um eine neuerliche Katastrophe heraufzubeschwören.
In der Steiermark haben die Regenfälle wieder große Schäden angerichtet.
Derzeit verschärft sich die Situation im Bezirk Lietzen.
Die Enz, die Palten und die Salzer führen Hochwasser, durch die anhaltenden Regenfälle steigt das Wasser ständig.
Vor allem im ASEA-Land sind zahlreiche Seen, Flüsse und Bäche aus den Ufern getreten.
Insgesamt stehen in dieser Region 19 Feuerwehren im Einsatz.
Sie sind derzeit damit beschäftigt, überflutete Keller auszupumpen und abgegangene Muren zu beseitigen.
Wegen der starken Regenfälle mussten im Bezirk Lietzen viele Verkehrsverbindungen gesperrt werden oder sind nur mit erheblichen Behinderungen zu befahren.
So steht zum Beispiel die Eisenbundestraße zwischen Hiefler und Eisenherz rund einen Meter unter Wasser.
Leicht entspannt hat sich die Situation hingegen in der Region um Mariazell.
Hier haben die Regenfälle leicht nachgelassen, dennoch stehen die Feuerwehren auch hier im Dauereinsatz, um vor allem Keller auszupumpen.
Auch in Wien steigt die Donau weiter an.
Seit einigen Stunden beträgt der Wasserstand gemessen bei der Wiener Reichsbrücke 6,80 Meter.
Die kritische Höhe von sieben Metern wurde bisher jedoch nicht erreicht.
Der Grund dafür, bereits in den Nachtstunden wurde das Einlaufbauwerk am nördlichen Ende der Neuen Donau geöffnet.
Seit diesem Zeitpunkt fließen die Wassermassen in die Neue Donau ab.
Das hatte zufolge, dass der Wasserstand der Entlastungsrinne um mehr als zwei Meter anstieg.
Sämtliche Treppelwege stehen unter Wasser.
Mehrere Lokale am Ufer der Neuen Donau müssen mit Sandsecken vor den Wassermassen abgesichert werden.
Auch die tieferliegenden Wege entlang des Donaustroms sind auf der Seite zur Donauinsel hin überschwemmt.
Die Straßenverbindung zum Kuchelauer Hafen ist wegen Überflutung unterbrochen.
Im Albener Hafen stehen mehrere Gasthäuser unter Wasser.
Stark gefährdet ist jetzt auch die Ruderweltmeisterschaft auf der Neuen Donau.
Mit dem Training sollte am 12.
August begonnen werden.
Hochwasserreporter in den Landesstudios waren der Reihe nach Werner Hofer, Herbert Leschanz, Gerd Schneider, Volker Obermeier und Martin Pusch.
Nächstes Thema im Mittagssjournal, die angespannte Situation in Jugoslawien.
Die sogenannte EG-Troika, die geschäftsführenden EG-Außenminister van den Broek, Niederlande, Jacques Pos, Luxemburg und Dedeo Spiniero, Portugal, wollen durch Gespräche in Kroatien, Slowenien und in Belgrad versuchen, die Konflikte zu entschärfen.
Die Chancen stehen allerdings nicht gerade günstig.
Auch die vom Staatspräsidium verfügte Waffenruhe wird schließlich nicht eingehalten.
Aus Belgrad, Georg Dox.
Die sofortige und bedingungslose Feuereinstellung in Kroatien forderte das Staatspräsidium, formell Oberbefehlshaber der Jugoslawischen Bundesarmee, in seiner jüngsten Sitzung, die heute bis in die frühen Morgenstunden angedauert hat.
Der Vorsitzende des Staatspräsidiums, der Kroatis Tipe Mesic, hat der Forderung nach sofortiger und bedingungsloser Feuereinstellung übrigens nicht zugestimmt.
Der Chef der Waffenstillstandskommission ist ja der Montenegriner Kostic.
Der treuige Volksmann Serbiens im Staatspräsidium hat eine Pufferzone auf kroatischem Territorium ins Spiel gebracht.
Mesic hat diesen Vorschlag als Ausdruck serbischen Expansionsstreben abgelehnt und daher auch dem Gesamttext nicht zugestimmt.
Die drei Außenminister der Europäischen Gemeinschaft werden nach Zagreb und einem Kurzbesuch in Slowenien nach Belgrad weiterreisen.
Hier stehen Treffen mit Serbiens Präsident Milošević, Außenminister Lončar, Ministerpräsident Marković und einem Vertreter der Armee auf dem Besuchs- und Verhandlungsprogramm.
Die Gespräche mit dem Staatspräsidium sollen, so heißt es hier in Belgrad, dann wieder auf der Adriainsel Brioni stattfinden.
Dem Treffen Brioni I soll ein Treffen Brioni II folgen, die Ausweitung der EG-Beobachtermission auf Kroatien.
Der Beschluss des Staatspräsidiums, in Kroatien eine sofortige und bedingungslose Feuereinstellung zu befehlen, war also auf den ersten Blick gesehen ein wichtiger Schritt gewesen, ein Brioni II möglich zu machen.
In den befriedeten Gebieten Kroatiens hätte ja unter diesen neuen, friedlichen Bedingungen die Beobachtermission der EG ihre Tätigkeit in voller Sicherheit aufnehmen können.
Nun aber wird es schwierig.
Kroatien sieht hinter der Feuereinstellung serbische Taktik und expansionslos
Und Serbien hat seinerseits nichts getan, um Kroatien zu überzeugen, dass es nicht allein den Preis für die Waffenruhe zahlen muss.
Teilmobilmachung und einfrierende Beziehungen zu Serbien.
Diese Maßnahmen sieht eine Beschlussvorlage vor, die den kroatischen Parlamentsabgeordneten heute in Zagreb, Agram, übermittelt wurde.
Dem Text zufolge wird die Bundesarmee als Besatzungsmacht geächtet, sie soll zum sofortigen Rückzug in die Kasernen und zum darauf folgenden Verlassen Kroatiens aufgefordert werden.
Über die Anträge soll am Nachmittag entschieden werden.
Unterdessen gehen die bewaffneten Auseinandersetzungen in Kroatien weiter, wie Friedrich Otter berichtet.
Die bedingungslose und sofortige Feuerpause, die das Staatspräsidium in Belgrad angeordnet hat, ist bisher in Kroatien nicht eingehalten worden.
Im Gegenteil, die Chetniks sind bis auf drei Kilometer an die Stadt Osijek in Slavonien herangekommen.
Im Dorf Dagdar, fünf Kilometer nördlich von Osijek, wurde die kroatische Polizeistation mit Maschinengewehrfeuer beschossen.
Es gibt noch keine Angaben, wie viele Opfer diese jüngsten Überfälle gefeuert haben.
Bei den Kämpfen in den vergangenen Tagen sind nach Belgrader Darstellung mindestens 80 kroatische Polizisten allein in Slavonien ums Leben gekommen.
In den kroatischen Zeitungen wird kritisiert, dass die kroatischen Sicherheitsbehörden nicht mit allen Informationen herausrückten.
Die Öffentlichkeit will wissen, was mit den 2.500 Personen, die in den von Četniks eroberten Dörfern Dal, Erdut und Almasch zurückgeblieben sind, passiert ist.
nachdem tausende Einwohner aus dieser Region in Panik vor Tagen geflohen sind.
Dass es auch auf serbischer Seite zahlreiche Tote gegeben hat, zeigen Bilder aus Borovo Selo, einem Četnik-Stützpunkt.
Im Ortszentrum mit serbischen Fahnen bedeckte Serge, orthodoxe Priester, sprechen Gebete.
Beide Seiten melden ihre Erfolge in ihren Medien mit gleichlautenden Schlagzeilen.
Glina ist befreit, schrieb die Belgrader Presse.
Nachdem aus dieser 80 Kilometer südlich von Zagreb gelegenen Stadt die Kroaten brutal vertrieben wurden, ihre Häuser in Schutt und Asche geschossen wurden.
Kostainica ist befreit, schreiben heute die kroatischen Medien.
Die kroatische Nationalgarde konnte den vor drei Tagen aufgegebenen Ort wieder zurückerobern.
Kostainica im kroatisch-bosnischen Grenzgebiet ist von großer strategischer Bedeutung für die serbischen Freischärler.
Denn mit der Einnahme dieses Ortes hätten sie eine territoriale Verbindung zwischen der serbischen autonomen Region Krajina in Kroatien und der überwiegend von Sergen bewohnten bosnischen Krajina in der Hand.
Und damit wäre die Voraussetzung für den von der serbischen Krajiner Führung geforderten Anschluss ihres Gebietes an Serbien erreicht.
Im Zagreber Parlament hat heute Stipe Mesic, der Staatspräsident aus Kroatien, vor den Abgeordneten seinen schon in Belgrad wiederholten Standpunkt präzisiert.
Der vom serbischen Lager als Vorsitzende der Waffenstillstandskommission vorgeschlagene Modinegrina Kosic hätte die Aufgabe, mit einer von der Armee errichteten Bufferzone serbischen Gebietsanspruch auf kroatischem Territorium auszuweiten.
Und das, so mäßig, könne Kroatien nicht akzeptieren.
Soviel also zur Situation in Jugoslawien.
Im türkischen Ost-Anatolien wurden vor zwei Tagen zehn deutsche Touristen von bisher unbekannten Tätern überfallen und verschleppt.
Ob die Entführung politisch motiviert ist oder ob sie rein kriminelle Motive hat, darüber herrscht zur Zeit, trotz erster Festnahmen, noch Unklarheit.
Aus der Türkei berichtet Ömer Erzaren.
Noch immer fehlt von den zehn verschleppten deutschen Touristen jede Spur.
Es war schrecklich.
Die bewaffneten Männer bedrohten uns und raubten all unser Hab und Gut, berichtet einer der deutschen Touristen, der zusammen mit 14 weiteren Deutschen im kurdischen Gebiet der Türkei rund 30 Kilometer von der Stadt Tapvan entfernt überfallen wurde.
Der Überfall fand in der Nacht von Donnerstag auf Freitag statt, nahe eines Vulkankraters.
In Zelten und Wohnmobilen, die nahe einer Kioskbude standen, übernachteten die Touristen, die zum Bergsteigen in das Gebiet gekommen waren.
Eine Gruppe von fünf Deutschen konnte den Räubern mit Kalaschnikow, die auf den Bergen ihre Opfer suchten, entkommen.
Zwei Familien mit Kindern und ein Paar sind immer noch vermisst.
Unter den Vermissten befinden sich insgesamt vier Kinder.
Der deutsche Tourist
Der nach dem schrecklichen Ereignis nicht wünscht, dass sein Name genannt wird, konnte den Gewalttätern entkommen.
Er versteckte sich im Gebüsch.
Die Wohnmobile der Deutschen wurden zertrümmert, Werbgegenstände und Bargeld wurden geraubt.
Zur Zeit befindet sich die Gruppe der fünf entkommenen Touristen, die von der Gendarmerie gefunden wurde, in dem Gästehaus einer Futterfabrik in Tadban.
Nach Angaben des Augenzeugen gaben sich die Räuber als Mitglieder der PKK, der Arbeiterpartei Kurdistans, aus, die seit sieben Jahren einen Guerillakrieg gegen die türkische Armee führte.
Auch die heutigen türkischen Tageszeitungen sprechen von einer Entführung durch die PKK.
Doch der Deutsche, der entfliehen konnte, hält dies für absurd.
Es war durch und durch ein Raubüberfall, sagte er am Telefon.
Bislang hat es von Seiten der kurdischen Guerilla PKK keine Überfälle auf Touristen gegeben.
Auch die Ausnahmerechtsverwaltung in Diyarbakir, die ansonsten sehr schnell die PKK als Schuldige für Terrorakte benennt, wollte keine Angaben über den Kreis der Täter machen.
Sechs Personen, unter anderem der Besitzer des Kioskes, wo die Deutschen übernachteten, sind festgenommen worden.
Obwohl das Gebiet gestern Nachmittag von Hubschraubern durchkämmt wurde, fehlt von den 10 Vermissten jede Spur.
Das Gebiet um den Nemrutberg wurde mittlerweile zum militärischen Sperrgebiet erklärt.
Eine Großverhandlung ist voll im Gange.
In die Sowjetunion jetzt.
Er gilt als Gorbatschow-Intimus, wenn auch kürzlich die Beraterfunktion für den sowjetischen Staatspräsidenten zurückgelegt hat und er hat den Ruf eines wesentlichen Mitbegründers der Perestroika, Alexander Jakovlev.
In einem wichtigen Punkt teilt Jakovlev den politischen Optimismus Gorbatschows nun nicht mehr.
Zum Unterschied von Gorbatschow glaubt Jakovlev nicht länger an die Zukunft der KPD-SU, wie er das nun in einem Interview für die sowjetische Nachrichtenagentur TASS kundgetan hat.
Susanne Scholl berichtet aus Moskau.
Als Ende dieser Woche die sogenannten Reformkommunisten rund um den stellvertretenden russischen Präsidenten Rutskov beschlossen eine eigene Partei zu gründen,
und den Kampf um die Macht in der KPDSU auf diese Weise zu führen, hatte Alexander Jakovlev bis zum letzten ZK-Plenum noch enger Gorbatschow-Berater erklärt, er glaube es sei möglich, den Kampf gegen die Gegner aller Reformen sowohl von innerhalb als auch von außerhalb der Partei zu führen.
Doch als die offizielle Nachrichtenagentur TAS den Architekten der Perestroika, so die TAS-Bezeichnung für Jakovlev, zum Interview bat, gab der der Partei Gorbatschows kaum noch eine Chance.
Sicher, das neue Parteiprogramm, das bei einem außerordentlichen Parteitag im Winter dieses Jahres beschlossen werden soll, sei durchaus brauchbar.
Doch heutzutage, so meint Jakovlev, glaube niemand mehr an ein Parteiprogramm.
Innerhalb der Partei werde man jedem Dokument zustimmen, wenn dies helfen kann, die Macht zu erhalten.
Hätte man ein solches Programm vor vielen Jahren beschlossen, hätte die KPDSU noch eine Chance gehabt, meinte Jakovlev weiter.
Jetzt aber haben die Leute ihr ganzes Vertrauen verloren.
Auch das Programm, das man beim jüngsten 28.
Parteitag verabschiedet hatte, sei nicht so schlecht gewesen.
Es sei aber ein Stück Papier geblieben.
Bei diesem Parteitag habe er selbst erklärt, dass sich die Partei verjüngen und erneuern müsse, weil sie sonst in eine Sackgasse gerate.
Doch leider habe sich immer noch nichts geändert.
Und jetzt sei es zu spät.
Gorbatschow glaube allerdings immer noch, dass sich die Partei aus eigener Kraft erneuern könne.
Er selbst habe diesen Glauben, wie gesagt, schon seit längerem verloren, erklärte Jakovlev dann, den Grund für seinen Rückzug aus dem Zentralkomitee und aus den Rängen jener, die als Vertraute und Berater des sowjetischen Präsidenten gelten.
Seine Beteiligung an der Bewegung für demokratische Reformen, in der der ehemalige Außenminister Shevardnadze federführend ist, erklärte Jakovlev mit dem Wunsch, doch den Versuch zu unternehmen, den Verlust demokratischer Entwicklungsprinzipien zu verhindern.
Mit dem Marxismus allerdings wolle er Jakovlev nichts mehr zu tun haben.
Er sei nämlich zu der Überzeugung gelangt, dass die sowjetische Tragödie eine Folge des marxistischen Dogmatismus sei.
Soviel aus Moskau, 12 Uhr und 23 Minuten ist es jetzt.
Die Feiern der Schweiz zum 700.
Jahrestag der Eidgenossenschaft haben in dieser Woche ihren Höhepunkt erreicht.
Gefeiert wird ein Vertrag zwischen Vertretern der Talschaften Uri, Schwyz und Niederwalden, der das mittelalterliche Feudal- und Federecht im Laufe der Zeit durch Zusammenarbeit zum gemeinsamen Nutzen und ein bürgerliches Gerichtswesen ablöste.
Die moderne Schweiz ist allerdings erst ein Produkt der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts.
Im 20.
Jahrhundert war die Schweiz in zwei europäischen Weltkriegen eine Insel des Friedens und des Wohlstands.
In den letzten Jahren ist der ruhige Fluss der Schweizer Politik durcheinandergeraten.
Im Inneren flogen Skandale auf, der Rücktritt der Justizministerin Elisabeth Kopp zum Beispiel, weil sie ihren Mann in Zusammenhang mit einigen undurchsichtigen Geschäften vor einer offiziellen Untersuchung gewarnt hatte.
oder die sogenannte Fischenaffäre, die Enthüllung über ein gewaltiges Archiv von Spitzelakten der Staatspolizei.
Die Armee wurde ebenso kritisch in Frage gestellt wie das Bankensystem oder die traditionelle Konsensregierung, die keine wirksame Opposition zulässt.
Ein sogenannter Boykott der Kulturschaffenden gegenüber den 700-Jahr-Feiern war nur eines der Zeichen des Unbehagens.
An diesem Boykott beteiligten sich auch die bekanntesten Schriftsteller des Landes.
Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch, die vor wenigen Monaten kurz hintereinander starben, und auch Adolf Muschk.
Muschk hat Erzählungen, Essays, Theaterstücke, Hörspiele und Romane veröffentlicht.
Hier ist vor allem zu nennen Das Licht und der Schlüssel, Erziehungsroman eines Vampirs.
Er ist aber auch politischer Schriftsteller mit seinem vor zwei Jahren herausgekommenen Werk Die Schweiz am Ende.
Am Ende die Schweiz?
Adolf Muschk ist heute bei Roland Machatschke.
im Journal zu Gast.
Bei der Feier am Donnerstag hat Bundespräsident Kotti fast beschwörend aufgerufen zur Solidarität und hat davon gesprochen, wie notwendig es sei, dass die Schweiz freudig bejaht wird.
Und das war offensichtlich an die Adresse der offensichtlich doch eher zahlreichen Schweizer-Schweiz-Kritiker gerichtet.
Haben Sie sich, Herr Muschk, von dieser Kritik oder von dieser Aufforderung Kottis angesprochen gefühlt?
Wenn das nur an die Schweizer selbst gerichtet gewesen wäre, dieser Aufruf zur Solidarität, dann stände er in einer Tradition, die wir eigentlich gerade überwinden müssen.
Denn die Beschwörung des inneren Gleichgewichts tut es nicht mehr.
Solidarität müsste für mich heißen,
Fantasie für die Aufgaben eines Kleinstaates innerhalb Europas, Fantasie für die Verpflichtungen, die er in der gesamten Welt hat.
Mit einem Wort, die Fähigkeit, die Festung, die sich so lange bewährt hat, die befestigten Grenzen, zu verlassen und sich zu öffnen für die realen Probleme der Zeit,
von denen unser Wohl und Wehe genauso abhängt, wie bei allen anderen Ländern.
Der Sonderfall ist am Ende.
Wissen Sie, die Schweiz hat sich in vielen hundert Jahren gewissermassen zu einem Präzisionschronometer entwickelt, der vollauf damit beschäftigt war, seine inneren Widersprüche zu verarbeiten, aufzufangen, auszubalancieren.
Und jetzt muss die Schweiz umgebaut werden zu einem System, das senden und empfangen lernt.
Und das ist ein physikalisch und psychologisch sehr weitreichender Schritt.
Die meisten meiner Landsleute haben ihn innerlich noch nicht vollzogen, sie befinden sich sozusagen in einem Zustand der Lähmung, was sich bisher bewährt hatte,
geht offenbar so nicht weiter.
Wie das Neue aussehen soll, vor dem man sich bisher immer gern gehütet hat, das ist noch nicht deutlich.
Das ist ein für mich persönlich hochinteressanter Augenblick der Nation, eigentlich der hoffnungsvollste seit langem, denn der Zustand des Kalten Kriegs, den wir sozusagen nach innen reproduziert haben und in dem wir besondere Helden gewesen sind, dieser Kalte Krieg ist auch für die Schweiz zu Ende.
Jetzt muss sie leben.
Ist das der Umbruch in Osteuropa gewesen, der zu solchen Gedanken Anlass gibt, oder ist das eine Entwicklung, die schon einige Zeit älter ist und nur irgendwie verdeckt und unsichtbar oder vielleicht in bestimmten Kreisen sichtbar gewesen ist?
Ich glaube, eine qualifizierte Minderheit, die aber von der Mehrheit gern disqualifiziert wurde, hat die Probleme schon längst so gesehen.
Um den verstorbenen Max Frisch zu zitieren, der vielleicht der
deutlichste Exponent und Vorkämpfer für eine neue schweizerische Rolle gewesen ist.
Das war ja eigentlich seit den 50er Jahren sein Thema, dass die Schweiz so, wie sie ist, nicht bleiben kann.
Das hat aber fast niemand so gesehen wie er.
Es gab einen durch den Wohlstand bekräftigten Konsens, dass wir die beste aller möglichen Welten seien und
Bis vor kurzem hat uns die Umwelt das mindestens durch ihren Neid und durch böse Nachreden ja auch bestätigt.
Geändert hat sich, wie gesagt, die Prämisse des Kalten Kriegs, in der die Schweiz so gewissermaßen stellvertretend wie Dürrenmatt gesagt hat, die Vorkämpferrolle nachgeholt hat, die sie im Zweiten Weltkrieg nicht spielen konnte.
Geändert hat sich, verblüffend für die meisten Schweizer, viel zu schnell das europäische Umfeld,
Man hat geglaubt, dass die EG so gute Weile haben würde wie Reformen bei uns zu Lande selbst.
Also wir könnten es in aller Ruhe erwarten und kämen immer noch drin genug.
Das hat sich als Täuschung erwiesen.
Geändert hat sich ferner, das ist noch etwas unterschwellig und hat sich noch kaum ausgewirkt, die Rolle unseres nördlichen Nachbarn, die Größenordnung, eine gewisse Unsicherheit.
wie stark benötigen wir die alten antideutschen Reflexe wieder, um uns gegen eine neue Hegemonialmacht auf dem Kontinent, eine neue Alte, zu wehren.
Dann kommt etwas dazu, was einerseits eine große Hoffnung ist, wo die Schweiz auch etwas zu bieten hätte, wovon aber viele Schweizer fürchten, es wäre das Ende des Staates Schweiz, nämlich die Regionalisierung auf dem Kontinent.
Wir haben in der Basler Gegend, um den Bodensee herum, im Tessin, im Genfergebiet, im Jura längst grenzüberschreitende Formen der Kooperation, die sich nicht aufs Praktische beschränken, sondern auch das Bewusstsein der Beteiligten geprägt haben.
Und ein Basler ist in diesem Sinne nicht mehr ein hundertprozentiger Schweizer, so wenig wie ein Genfer.
Vielleicht ist es auch nie gewesen.
Diese Einheiten sind wahrscheinlich die lebensfähigen politischen Einheiten des neuen Europa.
Und was würde dann am Ende eines solchen Prozesses stehen, Herr Muschke?
Kann man sich vorstellen, dass die französisch sprechenden Kantone
ihren eigenen Staat bilden und der italienisch Sprechende vom Romance wollen wir gar nicht erst reden und die deutschsprachigen Kantone wieder einmal so etwas wie eine Urschweiz bilden, denn Anschlüsse an die jeweilig sprachigen Nachbarländer, das kann man sich ja auch wiederum nicht vorstellen.
Nein, das kann man sich nicht vorstellen, aber ich kann mir auch keine, wenn man so wolle, Slowenisierung der Schweiz vorstellen.
Denn die verschiedenen Sprachgruppen und Kulturgruppen sind ja nicht nur miteinander schwer vergleichbar, sondern auch in sich so heterogen, dass ein Identitätsgefühl, das nun auf der reinen Sprachgemeinschaft innerhalb der alten Nationalgrenzen gegründet wäre, das wäre hauchdünn und absolut nicht tragfähig.
Um es klar zu sagen, ein Basler fühlt sich einem Zürcher so wenig nahe wie umgekehrt und würde mit ihm zusammen keinen Staat machen.
Die Probleme sind ja auch anderer Art.
Die realen Probleme sind ja bei uns in Westeuropa, mindestens in der Schweiz, nicht Sprach-, auch nicht mehr Konfessions-, oder im alten Sinn Kulturprobleme, sondern es sind Probleme des wirtschaftlichen Ungleichgewichts.
Wenn die Weltschweizer über die Deutschschweizer motzen, dann ist es wegen ihres Wirtschaftsimperialismus.
Kulturell fühlen sie sich durch uns nicht im geringsten bedroht, allenfalls etwas geniert, wenn sie umsonst Hochdeutsch gelernt haben, weil sie es in Zürich oder Bern nicht brauchen können.
Dasselbe gilt aber innerhalb der deutschen Schweiz.
Also der Wasserkopf Zürich, der wirtschaftliche, der nicht gerade die Ausmasse Wiens hat, aber sozusagen in den Proportionen nicht
so verschieden, da wird nicht geliebt, schon 50 Kilometer weit entfernt will man mit diesem Wasserkopf so wenig wie möglich zu schaffen haben.
Also die Dominanz Zürichs als Wirtschaftsmetropole vorausgesetzt, es gäbe dann noch etwas zu bewirtschaften, in einer solchen Rumpf Deutsch-Schweiz wäre der Rat grotesk, dass sofort die Ränder sich gewissermaßen nach außen orientieren würden.
Auch die Romans sind ja nicht, sie sind auf eine selbstverständliche Weise kulturell nach Paris orientiert, aber
Sie wollen keine Franzosen sein, sie wollen aber, es will aber auch kein Genfer ein Waadtländer sein, es will schon gar kein Waadtländer ein Walliser sein.
Da spielt der alte Föderalismus sehr wirksam weiter.
Da ist die Schweiz auch für die Welschen noch ein vergleichsweise schonendes gemeinsames Schutzdach, auch gegen die eigenen inneren Gegensätze.
Nein, ich vermute schon, wenn sich etwas tut, also die Perspektive, die ich am ehesten sehe, ist eine
überhaupt nicht ideologisch fundierte, nicht einmal philosophisch auf Denis de Rougemont oder so weiter sich stützende, sondern einfach eine faktische und praktische Regionalisierung der Schweiz.
Die Interessengemeinschaft des Oberrheins wird sehr viel stärker, vielleicht auch im Gegengewicht gegen Zürich, als gemeinschweizerische Interessen werden, das mit der Zeit der Verband sich gewissermaßen so
fast klaglos auflösen wird, wie sich die Kantone früher im Bundesstaat aufgelöst haben.
Herr Muschk, wie geht der Entscheidungsprozess für
eine Zukunft der Schweiz in dieser Schweiz vor sich.
Also ganz konkret zum Beispiel die Frage, soll die Schweiz der EG beitreten oder nicht und europäischer Wirtschaftsraum und alle diese Probleme, die ja nicht nur in Österreich, sondern auch in der Schweiz diskutiert werden.
Wie kann das in dieser direkten Demokratie geschehen, wo die Abstimmungen sozusagen auf kleinster Ebene, auf geringster Ebene stattfinden?
Wären das nicht Aufgaben, die zum Beispiel eine sehr viel stärkere Bundesregierung bedingen würden, als sie jetzt da ist?
Ja, natürlich berühren Sie hier den Punkt, der für viele Schweizer heute als moralische Existenzfrage gilt.
Wobei die meisten heute bereit sind, zuzugestehen, dass dieses Staatswesen nicht einmal mehr
für den eigenen politischen Bedarf ausreichend funktioniert.
Die Schwerfälligkeit dieses politischen Willensbildungsprozesses, seine Entscheidungsunfähigkeit, die Tendenz, weil gerade alles Wesentliche, jedenfalls in politischen Bereichen, wirtschaftlichen, da wichtiger ist ja leider nicht,
der Volksabstimmung unterbreitet werden muss.
Also die Tendenz, alles Kontroverse schon im vorparlamentarischen Raum so weit abzuschleifen, dass es so unkontrovers wie möglich wird.
Diese ganzen Prozesse sind anachronistisch.
Das Tempo, das die EG eingeschlagen hat, wird es ganz und gar unmöglich machen für die Schweiz.
substanziell an ihren bisherigen Entscheidungsprozessen festzuhalten.
Es sei denn, sie riskiere einen Alleingang, der aber wahrscheinlich genauso fiktiv werden wird.
Die wirtschaftlichen Sachzwänge werden so oder so stark genug werden, um diese
alten politischen Reflexe zu entkräften.
Deutsch gesagt, sobald es der Mann in Appenzell-Inneroden oder die Frau in Unterwalden an der Lohntüte spürt, was es bedeutet, Entscheidungen zu verzögern, dann wird sie und wird er wahrscheinlich bereit sein, sehr rasch bereit.
die nötigen Schritte zu tun.
Ich glaube, vieles davon, was man jetzt hört, ist ein Rückzugsgefecht.
Das ist eigentlich, ehrlich gesagt, gerade, was mich stört dran.
Wenn die Schweizer mehrheitlich sagten, wir gehören nicht dazu, wir sind bereit, eine gewaltige Wohlstandseinschränkung in Kauf zu nehmen, es gäbe auch dafür gute Gründe, wir brauchen ein Brüsseler Europa, schreckt mich auch, ein flurbereinigtes Europa der vereinheitlichen Normen,
Wenn sie das täte, dann hätte sie sozusagen ihre nationale Existenz neu begründet, aber dazu ist die Schweiz zu sehr eine Nation von Geschäftsleuten geworden.
Und Sie werden schon merken, auf welcher Seite ihr Brot gebuttert ist, nämlich auf der europäischen.
Also ich bin gespannt, welche
Vorwände die Schweiz sich selber liefern wird, um in kurzer Zeit klein beizugeben.
Ich zweifle nicht daran, dass sie es tun wird.
Österreich spielt ganz bestimmt eine Rolle dabei, unser verwandter Nachbar mit vergleichbaren Problemen, wenn er denn bald ein erfolgreiches EG-Mitglied sein wird.
dient natürlich, so ungern wir das sehen, dann als historisches Vorbild für die Schweiz.
Wenn Sie schon von Österreich sprechen, Herr Mursch, sehen Sie eine Parallele in einer anderen Entwicklung der Schweiz.
Und zwar, die Sauberweste der Schweiz hat in letzter Zeit einige Flecken gekriegt.
Die österreichische, da war mal die Rede davon, von der Skandalrepublik.
Wie erklären Sie sich, dass in der Schweiz in letzter Zeit so viele Skandale ans Licht gekommen sind?
Also mit den österreichischen Lebenslügen, mit den Lebenslügen Österreichs werden sich
Österreicher besser beschäftigen als ich, und sie tun es ja auch ganz kräftig, oft zum leisen Neid von Schweizer Intellektuellen, denn in Österreich hat ja der Weltuntergang immer schon stattgefunden, auch der moralische, während die Schweiz als heile Welt posiert.
Und das ist ihre Lebenslüge.
Im Martin Saland, im Altersroman Gottfried Kellers, kann man sozusagen die Wasserscheide sehen.
Da gibt es
Einen Satz, der für den Helden, einen Schweizer Zürcher Demokraten, der furchtbar gerne stolz wäre auf sein Land, gibt es einen Satz, der ihm das Herz bricht.
Dieser Satz lautet französisch «C'est chez nous comme partout», es ist bei uns wie überall.
Die Skandale, die Sie genannt haben, wären in Frankreich, sogar in der Bundesrepublik und möglicherweise in Österreich,
hätte man abgebucht unter Unkosten der Demokratie, unter normalem Filz und so weiter.
Bei uns hat man aber vor ganz kurzem noch die Landesväter tatsächlich als Patriarchen gesehen, die über bestimmte Zweideutigkeiten erhaben sind.
Und dass ausgerechnet die erste Frau im Bundesrat, also eine Symbolfigur, ich beneide sie nicht um ihre Rolle, wahrlich nicht, über dieses Telefon gestolpert ist, dass
in Venezuela keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken würde und wahrscheinlich in den USA... Elisabeth Kopp.
Elisabeth Kopp in den USA oder wo immer in anderen Musterdemokratien sehr rasch vertuscht worden wäre oder gar nicht erst aufgetaucht, was weiß ich.
Dass es hier Schockwellen auslöst, hat eben mit der Mythenbildung über sich selbst zu tun.
Die Schweiz ist kein Sonderfall, es ist ein Staatswesen wie jedes andere.
Man kann sogar pointiert sagen, die Schweiz ist auf Filz angewiesen, denn Milizsystem bedeutet, dass einer in einem kleinen Kanton oder gar in einem kleinen Nest sehr verschiedene Funktionen, die sich meist moralischerweise ausschließen, erfüllen muss.
Also vom Filz hat das Land sehr lange gelebt, nur hat es ihn eben ganz anders genannt.
Das war die Bürgertugend, das war das Opfersehen für die Gemeinschaft und so weiter.
Von Macht ist ja in der Schweiz nie die Rede, man redet wie überall nur von Verantwortung, nur hier glaubte man es auch lange, hier haben es die meisten Bürger geglaubt.
Jetzt wachen Sie auf und sehen, in diesem Land ist ein Viertel der Wohnbevölkerung von der politischen Polizei in Dossiers geführt worden.
Haben Sie Ihre Akte angefordert, Herr Musch?
Ja, ja, die habe ich gesehen.
Man kann sich nur über Ihre Komik ärgern.
Es ist absolut lächerlich, was da drin steht.
Und die Dinge, wo ich mich möglicherweise wirklich auf die Äste hinausgelassen habe, die sind natürlich nicht registriert.
Und hier hat ein Beamtenapparat
wenn schon für Gescheiteres einsetzbar gewesen wäre, nichts getan, als einen großen Teil der Wohnbevölkerung beim Biertrinken und beim Reden mit dem falschen Nachbarn beobachtet.
Das war ein Schock.
Da hat man plötzlich gemerkt, auch Leute, die es nicht wahrhaben wollten, dieses Land unterliegt einem merkwürdigen Realitätsverlust.
Ausgerechnet der Staat, der sich sonst gern zu seinem Pragmatismus gratulieren lässt.
Zum Abschluss möchte ich noch einen Dichter nicht zitieren, sondern abwandeln, einen deutschen Dichter zur Abwechslung, Heinrich Heine.
Die Frage an Sie, Herr Muschk, denken Sie an die Schweiz in der Nacht?
Sind Sie dann um ihren Schlaf gebracht?
Überhaupt nicht, nein.
Ich gerate langsam in eine Lebensphase hinein, aber ich glaube, das ist keine Privatsache, wo die Schweiz endlich kein abendfüllendes Thema mehr zu sein braucht für ihre Bürger.
wo wir uns nicht mehr an diesen Grenzen festbeissen müssen, bevor wir sie überschreiten.
Es sind mehr Schweizer, die weniger an der Schweiz zu leiden bereit sind als die Generation meiner Väter und Großväter.
Es gibt wichtigere Dinge, an denen wir leiden müssen.
Wenn wir daran denken, dass in anderthalb Generationen das Ozonloch irreparabel geworden ist, wenn wir linear so weiterwurschteln,
dann haben wir andere Sorgen als die Schweiz.
Und die sind so real und so drängend, dass wir gar nicht um Unionen und um ein Zusammenschießen aller Kräfte herumkommen.
Ob wir das schaffen, ist eine sehr offene Frage, aber keine schweizerische.
Danke für das Gespräch.
Die Fragen an den Journalgast Adolf Muschk stellte Roland Machatschke.
Es ist jetzt 12.43 Uhr.
Computer werden zwar oft zum Arbeiten missbraucht, in Wahrheit dienen sie jedoch einem viel wesentlicheren Zweck, nämlich dem Spielen.
Computerspiele bringen Farbe in so manchen grauen Büroalltag, verkürzen lange Winterabende, sind bei der Betreuung des Nachwuchses wirksamer als jedes Kindermädchen.
Aus der Kreativität der Spieleproduzenten entwickeln sich immer aufwendigere Reisen in eine elektronische Abenteuerwelt.
Josef Schweinzer hat sich auf dem Computerspielmarkt umgesehen, hier sein Augenzeugenbericht.
Das putzig-makabre Spielchen-Hopper ist nur mehr was für anspruchslose Gemüter.
Frösche müssen eine Autobahn überqueren und mit Hilfe von Blättern und Baumstämmen das andere Ufer eines Baches erreichen.
Sicher, man kann davor sitzen, bis Krämpfe den Zeigefinger lähmen.
Aber was ist das gegen einen Patrouillenflug durch den Weltraum mit Kämpfen gegen Eindringlinge aus fremden Galaxien?
Den Wink-Kommando auf die Festplatte gespeichert und statt eines Plattenfrosches steuert der Joystick-Pilot ein Jagdraumschiff.
Hat er den Feind zerstört, torkeln die Trümmer im All umher.
Zuhause auf dem Trägerraumschiff gibt es Ordensverleihungen und Feiern in der Kantine.
Alles wie im wirklichen Leben.
Natürlich in 3D-Grafik und 256 Farben.
Das Spiel wird zum Trickfilm der Spiele zum Hauptdarsteller.
Die Ansprüche an das Spielgerät wachsen auch.
Tat es früher ein Heimcomputer wie der Commodore C64, so muss es heute schon ein ausgewachsener PC sein, wie ihn Papi im Büro stehen hat.
Und Spiele wie Wing Commander brauchen einen Vertreter der modernsten Baugruppe mit teurem Bildschirm und zusätzlicher Elektronik, die den tollen Sound zur Geltung bringt.
So ein Gerät kostet zwar 30.000 Schilling und mehr, aber in Pappi steckt schließlich auch ein Kind.
Die Rechnung scheint aufzugehen, bei Fachausstellungen wird den bisherigen Spielecomputern Atari und Amiga eine kurze Zukunft vorausgesagt, der ehemalige Volkscomputer C64 ist für die Vergnügungsindustrie ohnehin schon tot.
Das große Geschäft wird mit dem Personalcomputer gemacht.
Der Trend geht in Richtung detailgetreue Simulation, das bedeutet viel Rechenaufwand und braucht daher schnelle Computer und hochauflösende Bildschirme.
In Sportsimulationen etwa hat die Firma Prada-Band erstmals Filmaufnahmen von Tennisspielen und Boxern eingebaut.
Die Bilder werden verwendet, um die Bewegungsabläufe so realistisch wie möglich zu gestalten.
Das kostet Speicherplatz und den gibt es auf optischen Speichermedien, also auf der CD.
Diese von Hi-Fi-Anlagen bekannten Silberscheiben ziehen immer mehr in die Computerwelt ein.
Die Star Wars Firma Lucasfilm bietet bereits eines ihrer Abenteuerspiele auf CD an.
Lukas Film hat auch einen Flugsimulator namens Secret Weapons auf der Luftwaffe im Programm.
Der Held kann zum Beispiel einen Luftangriff auf Hamburg vereiteln.
Steht schon auf der Abschussliste der bundesdeutschen Prüfstelle für jugendgefährdete Schriften.
In Österreich gibt es eine solche Indizierung noch nicht.
Das Unterrichtsministerium befasst sich derzeit am Rande mit nationalsozialistischen Computerspielen, die unter österreichischen Schülern kursieren.
Das Ausmaß der Verbreitung von Antitürkentest und ähnlichen Schwachsinnigkeiten ist unklar.
Lehrern soll in Kürze eine Aufklärungsbroschüre helfen.
Der Spielspaß ist außerdem begrenzt, er beschränkt sich im Allgemeinen auf das Beantworten von Fragen oder das Bearbeiten von Statistiken.
Österreichische Schüler können sich vielmehr auf ein Spiel freuen, das jetzt sogar in die Standardausrüstung der Schulen aufgenommen werden soll.
Ökolopoly, eine Wirtschaftssimulation, bei der es gilt, Gesellschaftssysteme zu lenken und nicht Opfer eines Putsches zu werden.
In den USA, vor allem in Texas, sind zuhauf die Mörderbienen unterwegs.
Ihr Image unterscheidet sich nicht unwesentlich von jenem des üblicherweise gutmütigen, fleißig honigsammelnden Insekts, das Kindern gern als Urbild der Sparsamkeit präsentiert und in allerlei Zeichentrickfilmen verniedlicht wird.
Ihr Benehmen gleicht kaum jenem der Biene Maya, sondern lässt viel eher an kampfeslustige Hooligans denken, die alles attackieren, was sie aus irgendeinem unerfindlichen Grunde ärgert.
Dann nützt es den Bienengeplagten Texanern wenig, wenn Bienenforscher den Begriff Killerbienen als unwissenschaftlichen Humbug ablehnen.
Armin Amler berichtet von der aus Mexiko in die USA einströmenden Invasion der immens aggressiven Immen.
Die Forscher vom Zentrallabor des Landwirtschaftsministeriums in Beltsville, US-Staat Maryland, nennen sie afrikanisierte Honigbienen und sagen, der Beiname Killerbienen klinge unwissenschaftlich und verkörpere alles andere als die Suche nach der Wahrheit.
Die auf jeden Fall aber sehr aggressive Gattung, die 1956 von Afrika aus nach Südamerika hereingebracht worden war, greift typischerweise in großer Zahl an und hat bisher in Süd- und Mittelamerika immerhin 330 Todesopfer gefordert.
Im September vergangenen Jahres flog diese Art zum ersten Mal über die mexikanische Grenze nach Texas hinein und breitet sich zurzeit im Tal von Rio Grande aus.
einem furchtbaren landwirtschaftlichen Anbaugebiet.
Im Mai wurde ein Feldarbeiter bei Brownsville beim Mähen attackiert und 28 Mal gestochen.
Er überlebte den Angriff, gilt aber heute als das erste Opfer einer Killer-Bienen-Attacke in den Vereinigten Staaten.
Während in Texas, hier in Kalifornien und anderswo im amerikanischen Westen aus Finanzmangel bisher kaum mehr geschah, als die Bevölkerung zu warnen, arbeitet die Behörde in Maryland fieberhaft an Methoden, die, wie sie es nennt, Afrikanisierung gewöhnlich rechtfriedlicher europäischer Arten zu vermeiden.
Jeden Morgen erreichen Pakete voller Proben das Bellsville-Labor, in dem man generalstabsmäßig vorgeht, um zu untersuchen, was die Bienen zum Angriff reizt.
wie sie vorgehen, was sie zu zähmen vermag und vor allem aber, wie hoch ihre Reisegeschwindigkeit ist.
Dr. Hachiro Shimanoku, ein Biomikrologe, der den ersten Stützpunkt der aggressiven Gattungen in Brasilien schon mehrfach besuchte, hat selbst erlebt, wie ein ganzer Schwarm direkt auf sein Gesicht losging.
Aber das war glücklicherweise durch eine volle Imkerausrüstung geschützt.
In jahrelangen Tests haben er und seine Mitarbeiter die folgenden wichtigsten Kriterien gefunden.
Die afrikanisierten Bienen sind eine Winzigkeit, kaum merkbar kleiner als ihre Artgenossen europäischer Herkunft und auch sie können nur einmal stechen, bevor sie sterben.
Doch was sie zu Killern werden lässt, ist ihre Bereitschaft in Schwärmen anzugreifen.
Ein Kollege, Dr. Shimanukus, hat ein Messgerät entwickelt, um den Unterschied festzustellen.
Eine kleine Plastikflasche mit einem Draht, die er direkt neben einen gereizten Bienenschwarm hängt und später die Zahl der Stiche misst.
Europäische Bienen stechen typischerweise vier Mal pro Sekunde die afrikanisierten Schwärme gleicher Größe unter auch sonst vergleichbaren Bedingungen 24 Mal.
Doch selbst die angriffslustigen Gattungen haben bisher in allen Versuchen demonstriert, in den weitaus meisten Fällen stechen sie, wie die anderen Arten, nur nach einer deutlichen Provokation.
Die beste Verteidigung, wenn man sich angegriffen fühlt und keinen Spray bei sich hat, liegt in der Flucht.
Rennen Sie um Ihr Leben, rät Shimanoku, und bleiben Sie erst dann stehen, wenn Sie sicher sind, einen großen Abstand zu haben.
Dass die Killerbienen in den nächsten Monaten und Jahren hier in den USA weiterhin ein Thema bleiben, halten die Forscher in Beltsville für sicher.
Viele von ihnen glauben nicht, dass sie zu stoppen sind.
Und selbst die Kreuzung mit einheimischen Arten ist keine Garantie dafür, dass ihre Angriffslust nachlässt.
Und schließlich weisen sie auf ihre Wissenschaftskollegen in Israel hin.
die ihre Probleme mit einer anderen Gattung von Killerbienen haben.
Die Forscher in Haifa, so heißt es hier, haben ihren eigenen Sinn für Humor und die oft wütenden Angreifer sehr kreativ syrische Bienen genannt.
Ein Transatlantikflug nach Österreich ist den Kieler Bienen glücklicherweise zu weit.
Mit einer ungewöhnlichen Huldigung stellen sich die Gmundner Festspiele heute zum 60.
Todestag von Arthur Schnitzler ein.
In einem 10-stündigen Theaterfest werden zwei Theaterstücke und ein Einakterzyklus des österreichischen Dramatikers aufgeführt, darunter sogar
eine echte posthume Uraufführung.
Dazu erwarten die Besucher sorgfältig arrangierte Buffets, eine Schifffahrt sowie ein festlicher Ausklang im Toskana-Park mit einem Feuerwerk über dem Traunsee.
Die veranstaltende Gruppe Theater Wien 90 hat ein Jahr Vorbereitungszeit in dieses, übrigens bereits ausverkaufte, Schnitzlerfest investiert.
Ab 22.
August werden die Theaterproduktionen in Gmunden nochmals eine Woche lang gezeigt.
zum heutigen Schnitzlerfest ein Vorbericht von Isabel Mour vom Landestudio Oberösterreich.
Ein Fest für Arthur Schnitzler bei den Gmundner Festspielen im Stadttheater Gmunden, im Hotel Austria, im Traunseeschiff Oberösterreich, im Toskana-Park und in der Villa Toskana.
Der Initiator des Schnitzlerzyklus, der Gmundner Festspieleschiff Johannes Jokl, freut sich schon.
Es beginnt im Stadttheater mit dem Anatol.
Es wird also die Festfanfare geblasen, wie das üblich ist bei einer Festspielveranstaltung.
Und in der Pause wird dann das Publikum über den roten Teppich ins Hotel Austria geleitet, wo sie Kaffee und Kuchen erwartet und ein bisschen Musik und Plauderei.
Dann nach dem zweiten Teilpause geht man wieder ins Hotel Austria und kriegt dann Snacks und Spritzten und Sekt.
Das sind Strapazen.
Das kulinarische Schnitzlerfest wartet sogar mit einem echten kulturellen Höhepunkt auf.
Mit einer Uraufführung.
Eine Schnitzler-Uraufführung im Jahr 1991.
Gezeigt wird der Einakter, Gespräch zwischen einem Jungen und einem alten Kritiker.
Eine sieben Seiten starke Auseinandersetzung Schnitzlers mit der Macht des Kritikers.
Der Schauplatz, das Stadttheater Gmunden, ein Theater aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, passt sehr gut zu Schnitzler, so Isabella Gregor und Bernd Jeschek.
Es ist ein Juwel, dieses kleine Theater, eines der wenigen, die es noch gibt aus der Zeit, mit Rängen, Logen.
Roten Plüsch.
Roten Plüsch und es war wirklich eine wunderbare Atmosphäre zum Zuschauen wie zum Spielen.
1989 haben sich Isabella Gregor, Bernd Jeschek und Michael Gampe unter dem Namen Theater Wien 90 zusammengetan, um die Gmundner Festspiele, eigentlich ein Festival mit Hauptdisziplin Oper, um einen gewagten Schnitzlerzyklus zu erweitern.
Gleich die erste Produktion, der Anatol, so sind die Schnitzler Interpreten stolz, wurde ein Erfolg.
Für wen soll ihr Geschenk gehören?
und das ist eigentlich schwer zu sagen.
Für eine Dame.
Die zweite Produktion der Reigen mit Isabella Gregor in allen weiblichen und Michael Gampe in allen männlichen Rollen bei den Gmuntner Festspielen im Vorjahr wurde als sensibles, unverwässertes Meisterstück gefeiert.
Bei den Gmuntner Festspielen 1991 sind nun die gesammelten Werke des Schnitzler Trios Gregor, Jeschek, Gampe zu sehen.
Der dritte Teil des Theaterfestes, die Premiere des Theaterabends Kritiker.
Eine Collage aus drei Einaktern.
Zuerst Halb Zwei, dann die Uraufführung des Kritikergesprächs und die österreichische Erstaufführung von Silvesternacht.
Sagen Sie mir, was wird denn jetzt nun eigentlich geschehen?
Inwiefern?
Nun, es wird doch auf irgendeine Weise für die Unterhaltung gesorgt werden.
Nach dem dritten Stück, also nach der eigentlichen neuen Premiere, Kritiker, geht man dann auf das Motorschiff Oberösterreich von der Traunseeschifffahrt und wird dann auf die Toskana-Halbinsel gebracht, wo dann das Fest mit einem Feuerwerk und mit hoffentlich sehr guter Stimmung zu Ende gehen wird.
Soviel zum Schnitzlerfest in Gmunden.
Und was folgt, sind die Schlussnachrichten des Mittagschanals.
Jugoslawien.
In Kroatien dauern die Kämpfe zwischen Serben und Kroaten an, obwohl das Staatspräsidium mit sofortiger Wirksamkeit eine Waffenruhe angeordnet hat.
Der Vorsitzende des Staatspräsidiums, der Kroate Stipe Mesic, hat dem kroatischen Parlament empfohlen, den vom Staatspräsidium beschlossenen Waffenstillstandsplan abzulehnen.
Als Grund führt Stipe Mesic an, dass ein Montenegriner als Leiter der Überwachungskommission vorgesehen ist.
Dieser Montenegriner sei nicht neutral, sondern eindeutig ein Parteigänger Serbiens, argumentierte Mesic.
Die Nachrichtenagentur TANJUK hat die Erklärung des Staatspräsidiums zwar veröffentlicht, es bleibt aber unklar, wie der Waffenstillstand im Detail verwirklicht werden soll.
Die Republik Kroatien will alle Beziehungen zu Serbien einfrieren.
Heute ist eine Sitzung des kroatischen Parlaments vorgesehen.
In Zagreb trafen die Außenminister der sogenannten EG Troika mit dem kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman zusammen.
Die EG-Minister wollen heute auch nach Slowenien kommen.
Österreich.
Die anhaltenden Regenfälle haben in fünf Bundesländern Hochwasser ausgelöst.
In Oberösterreich gilt fast landesweit Katastrophenalarm.
So gut wie alle Flüsse und zahlreiche Seen im Salzkammergut sind aus den Ufern getreten.
Besonders schlimm ist die Situation im unteren Mühlviertel.
Die Kläranlage von Asten bei Linz ist von einer Sperre bedroht.
In Salzburg ist vor allem der Flachgau betroffen.
In der Steiermark sind die Schäden im Raum Lietzen und im Ausseerland groß.
Die Situation im Raum Mariazell hat sich dagegen entspannt.
In Niederösterreich sind zwei Menschen bei einem Hochwassereinsatz in der Ips ertrunken.
Teile von Steinen der Donau stehen unter Wasser.
So wie in den anderen Bundesländern sind auch in Niederösterreich tausende Feuerwehrleute und Bundesheerkräfte, vor allem Pioniere, im Dauereinsatz.
In Wien steigt die Donau weiter.
Die neue Donau wurde geflutet.
Zahlreiche Gasthäuser im Au-Gebiet stehen unter Wasser.
Die Ruder-WM, die ab dem 18.
August stattfinden soll, ist gefährdet.
In Bayern hat das Hochwasser schon vier Menschenleben gefordert.
Eine Informationsbroschüre mit neuesten Informationen über die Tätigkeit rechtsextremer Gruppen wird derzeit vom Unterrichtsministerium vorbereitet.
Das Ministerium arbeitet mit dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes zusammen.
Die Broschüre soll im Herbst fertiggestellt werden.
Besonders Bezug nehmen will man unter anderem auf die sogenannten NS-Computerspiele, die zumeist aus Deutschland kommen und als Raubkopien weiterverbreitet werden.
Noch rasch zum Wetter.
In Vorarlberg ist es bereits sonnig, im übrigen Österreich bleibt es jedoch weiterhin stark bewölkt, regnerisch und windig.
Tageshöchsttemperaturen bei 21 Grad.
Das war's für heute Mittag.
Für das Team des Mittagschanals verabschiedet sich Manfred Kronsteiner.
Bewaffnete Auseinandersetzungen gehen weiter, Tschetniks nähern sich immer mehr der Stadt Osijek in Slawonien. Das Schicksal der 2500 Zurückgebliebenen in den von Tschetnik-Truppen eroberten Dörfern ist ungewiss. Zahlreiche Tote auch auf serbischer Seite. Gegenseitige Vertreibungen.
Mitwirkende:
Orter, Friedrich [Gestaltung]
Datum:
1991.08.03 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Politik
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Krisen und Konflikte
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Krieg
;
Ethnie
;
Nationalismus
;
Asyl
;
Straftaten
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Sammlung Radio Mitschnitte der Österreichischen Mediathek
Sammlung Radio Mitschnitte der Österreichischen Mediathek
Mit dem Wort „Mitschnitt“ ist eine audiovisuelle Aufnahme gemeint, die von einer fixen Anlage an einem festen Ort durchgeführt wird. Im Vergleich zu „Feldaufnahmen“, bei denen die technische Anlage immer wieder neu aufgebaut werden muss, sind Mitschnitte organisatorisch einfacher durchzuführen. Ein wichtiger Teil des Archivs der Österreichischen Mediathek besteht aus Radio-Mitschnitten, welche die Österreichische Mediathek selbst angefertigt hat und weiterhin anfertigt. Es wurden und werden viele Radioprogramme österreichischer Sender selektiv mitgeschnitten. Die Fülle des Angebotes und die vergleichsweise geringen quantitativen Möglichkeiten stellen die Österreichische Mediathek hier vor erhebliche Selektionsprobleme. Dennoch stellen Mitschnitte eine weitere wichtige Möglichkeit dar, das medial vermittelte Zeitgeschehen zu dokumentieren. Bei den Rundfunkmitschnitten nehmen die seit 1976 durchgeführten Mitschnitte der Journalsendungen des ORF – Ö1-Mittagsjournal, Abendjournal etc. – einen besonderen Platz ein, wegen der schieren Menge des darin versammelten zeitgeschichtlichen Quellenmaterials, aber auch, weil sie seit einiger Zeit via Internet (www.journale.at) in der Österreichischen Mediathek zugänglich sind (derzeit: 1967 bis1999). In jüngerer Zeit tritt neben die Möglichkeit des Mitschnittes von Rundfunkmaterial der Download aus dem Internet, der allerdings wieder eigene Probleme, nicht zuletzt rechtliche, aufwirft. Für die Online-Edition "Österreich am Wort" wurde versucht, einen repräsentativen Querschnitt aus den Archivbeständen der Österreichischen Mediathek auszuwählen.