Mittagsjournal 1994.01.27

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Willkommen beim Donnerstag-Mittag-Journal.
    Im Studio heute Louis Glück.
    Unsere wichtigsten Themen.
    Der Bauernkrieg.
    Am Thema Landwirtschaft spießen sich die EU-Verhandlungen.
    Der Flaschenkrieg.
    Mineralwasser aus der Plastikflasche soll in Österreich erlaubt werden.
    Grips mit Chips.
    Österreichs Schüler sind Weltmeister beim Gebrauch des Computers.
    Burger und Pommes.
    Die Essgewohnheiten unserer Kinder.
    Weißrussland, die Wände rückwärts, Spanien, Generalstreik, Nachbar in Not, stolze Zwischenbilanz.
    Zwischen Oststeiermark und Osterinseln, die Tourismusangebote der Wiener Ferienmesse und Kultur, André Helles Magneten kommen nach Wien.
    Das sind geplante Themen am Beginn der Sendung der Nachrichtenüberblick, Redaktion Jürgen Pfaffinger, Sprecher Josef Enselnatek.
    Weißrussland.
    Der Sturz des weißrussischen Präsidenten Shushkevich hat internationale Besorgnis ausgelöst.
    Ein Sprecher der amerikanischen Regierung erklärte, Shushkevich sei ein Garant für demokratische und wirtschaftliche Reformen gewesen.
    Washington erwarte aber dennoch, dass Weißrussland auch unter den neuen politischen Umständen am Prinzip der Atomwaffenfreiheit festhalten werde.
    Der Reformpolitiker Shushtievich ist gestern durch ein Misstrauensvotum des Parlaments in Minsk entmachtet worden.
    Nach seinem Sturz haben jetzt auch in Weißrussland die Altkommunisten und Nationalisten die Oberhand.
    Spanien.
    In Spanien findet heute ein Generalstreik statt.
    Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist dem Aufruf der beiden größten Gewerkschaften gefolgt und nicht am Arbeitsplatz erschienen.
    Die meisten großen Industriebetriebe sind lahmgelegt.
    Auch im Verkehr gibt es erhebliche Behinderungen.
    In Madrid ist es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen streikenden Arbeitern und der Polizei gekommen.
    Der Streik richtet sich gegen ein geplantes Gesetz, durch das die Entlassung von Arbeitnehmern erleichtert werden soll.
    Die Gewerkschaften befürchten, dass dadurch die Arbeitslosigkeit noch weiter steigen könnte.
    Spanien hat derzeit mit 23 Prozent die höchste Arbeitslosenrate in der Europäischen Union.
    Japan
    Der japanische Ministerpräsident Hosokawa droht mit seinem Rücktritt.
    Hosokawa sagte, falls er die von ihm geplanten politischen Reformen nicht durchsetzen könne, wolle er nicht länger Regierungschef bleiben.
    Das Oberhaus des japanischen Parlaments hatte am vergangenen Freitag das von Hosokawa vorgelegte Reformpaket abgelehnt.
    Darin waren eine Wahlrechtsänderung und ein Programm zur Bekämpfung der Korruption vorgesehen.
    Deutschland
    Der frühere Sicherheitsbeauftragte der Computerfirma IBM ist wegen Spionage zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden.
    Ein Berliner Gericht befand ihn für schuldig, zwischen 1975 und 1983 Geheiminformationen über Computersysteme an den Geheimdienst der früheren DDR weitergegeben zu haben.
    Die Computersysteme dienten zur Führung von Seekriegen der NATO.
    Nach Ansicht von Marinexperten hätte die Weitergabe der Informationen im Falle eines Krieges katastrophale Folgen für die Seestreitkräfte des westlichen Verteidigungsbündnisses gehabt.
    Der Staatsanwalt hatte in seiner Anklage erklärt, die Weitergabe der Computersysteme durch den früheren IBM-Sicherheitsbeauftragten sei einer der schwersten Spionagefälle der deutschen Geschichte.
    Vereinte Nationen.
    Gegen die UNO-Soldaten im ehemaligen Jugoslawien gibt es schwere Vorwürfe.
    Nach einem vorläufig noch nicht veröffentlichten Bericht sollen die Blauhelme in Schwarzmarktgeschäfte zu Hälterei und Missbrauch von UNO-Dokumenten verwickelt sein.
    Die UNO-Soldaten würden von den chaotischen Zuständen profitieren und die dramatische Lage der Zivilbevölkerung ausnützen, heißt es in dem Bericht.
    Die Untersuchungen wurden vom UNO-Sonderbeauftragten, dem österreichischen Generalmajor Greindl, geleitet.
    Serbien Die Inflation hat einen neuen Rekordwert erreicht.
    Im Jänner betrug die Preissteigerung zwei Millionen Prozent.
    Erst am vergangenen Montag hat die Führung in Belgrad eine neue Währung eingeführt.
    Es ist aber fraglich, ob dadurch die Inflation gestoppt werden kann.
    Polen.
    In Auschwitz wird heute des 49.
    Jahrestages der Befreiung des Nazi-Konzentrationslagers gedacht.
    Dutzende europäische Spitzenpolitiker haben ihr Kommen zugesagt.
    Bei der Zeremonie soll der Millionen Menschen gedacht werden, die im KZ Auschwitz umgekommen sind.
    USA.
    In den USA ist ein neuer Skandal um Menschenversuche der Armee aufgedeckt worden.
    Wie jetzt bekannt wurde, setzte die Armee jahrzehntelang in zahlreichen Großstädten krankheitserregende Mikroorganismen frei, um die Wirkung der biologischen Kriegsführung zu testen.
    Unter anderem wurden die Krankheitserreger in der New Yorker U-Bahn und auf dem Flughafen von Washington freigesetzt.
    Die Versuche liefen bis in die 80er Jahre.
    Frankreich.
    Die Ursache des Supermarkt-Einstürzes in Nizza ist nach wie vor ungeklärt.
    Die Behörden haben jetzt Untersuchungen eingeleitet, um festzustellen, wie das 1200 Quadratmeter große Dach des Supermarkts einstürzen konnte.
    Bei dem Unglück sind gestern mindestens vier Menschen ums Leben gekommen.
    Mehrere Personen werden noch vermisst, es gibt aber kaum Hoffnung, sie lebend zu bergen.
    Mehr als 90 Menschen wurden verletzt.
    Und wir kommen jetzt zum Wetter.
    Der Winter wird noch winterlicherweise.
    Peter Sterzinger.
    Ja, es wird wieder kälter oder anders.
    So mild wie bisher bleibt es in den nächsten Tagen nicht.
    Zur Zeit beginnt zwar relativ warme Luft vom Atlantik nach Mitteleuropa zu fließen, doch nur für kurze Zeit.
    Und wenn es jetzt von Westen her auch auflockert und das Wetter für alpine Unternehmungen prächtig scheint, so sieht das Morgen anders aus und seit heute besteht große Lawinengefahr.
    Der Grund dafür ist auch der Schneezuwachs.
    Seit gestern hat es im Gebirge zwischen 20 und 50 Zentimeter dazugeschneit.
    Die Schneelage kurz sind nur vier Beilspielen.
    Schmiedenhöhe 146 Zentimeter, Obergerügel 103, Obertauern 125 und am Hannenkamm 1 Meter und 5 Zentimeter.
    Die aktuellen Meldungen jetzt, Wien stark bewölkt 7 Grad, Westwind 25 bis 65 Kilometer pro Stunde, Eisenstadt stark bewölkt 9, Westwind 20, St.
    Pölten Regenschauer 5 Grad, hier ist der Wind am stärksten, Südwestwind bis 80 Kilometer pro Stunde, Linz bedeckt 4, Westwind 20, Salzburg bedeckt 4, Südwind 20, Innsbruck stark bewölkt 5 Grad, Bregenz wolkig 7, Graz heiter 5 und Klagenfurt heiter 2 Grad.
    Auch am Nachmittag wird es im Gebirge östlich Salzburgs noch ein wenig schneien, sonst nördlich der Alpen bisweilen regnen.
    Auch in Wien ist demnächst ein Regenschauer durchaus noch möglich.
    Sonnig ist es wie bisher schon im Süden, aber auch immer mehr in Westösterreich.
    Der Wind bleibt kräftig, die höchsten Geschwindigkeiten sind weiterhin in Ostösterreich zu erwarten.
    Die Nachmittagstemperaturen 4 bis 10 Grad.
    Im Gebirge wird es kurzfristig milder, in 2000 Meter Höhe steigen die Werte auf minus 3, in der Nacht sogar gegen 0 Grad.
    In der zweiten Nachthälfte beginnt es von Westen her schon wieder zu regnen und zu schneien, trocken und leicht frostig bleibt es aber im Süden.
    Sonst liegen die Tiefstwerte zwischen 6 und 2 Grad.
    Morgen Freitag schneit und regnet es von Vorarlberg bis zum westlichen Niederösterreich und in der Obersteiermark.
    Im Osten, also auch in Wien, sind zeitweise Regenschauer zu erwarten, zwischendurch scheint auch die Sonne.
    Am häufigsten tut sie das wieder im Süden, aber auch hier muss man sporadisch mit Regen- oder Schneeschauern rechnen.
    Die Schneefallgrenze sinkt morgen rasch bis in die Täler.
    Auch der Wind ist wieder da.
    Der Wind kann morgen in ganz Österreich stürmisch sein.
    Die Temperaturen liegen am Vormittag noch zwischen 3 und 8 Grad.
    Später gehen sie zurück bis zum Abend in 2000 Meter Höhe zum Beispiel auf minus 10 Grad.
    Kurz zum Wochenende.
    Am Samstag kalt, häufig Schneefall oder kurze Schneeschauer und weiterhin stürmischer Wind.
    Im Süden wieder sonnig.
    Am Sonntag bleibt es weitgehend trocken und der Wind lässt endlich nach.
    Und wir fangen im Beitragsteil heute nicht einmal mit hoher Politik an, sondern mit guten Nachrichten aus unseren Schulen.
    Seit einigen Jahren nämlich spielen Computer in Österreichs Schulen eine immer wichtigere Rolle.
    In der siebenten und achten Schulstufe gibt es eine verpflichtende Computerausbildung und in den sogenannten Trägerfächern Mathematik, Deutsch, Englisch und Geometrisch Zeichnen sind die Lehrer verpflichtet, Computer einzusetzen.
    Bereits 90 Prozent aller Pflichtschüler, also der unter 14-Jährigen, verwenden im Unterricht Computer.
    Eine internationale Studie, die heute in Wien präsentiert wurde, hat in 22 Ländern untersucht, wie gut die Kinder mit den Rechnern umgehen können und Österreich schneidet dabei außerordentlich gut ab.
    Armin Wolf berichtet.
    Österreichs Schüler sind Computerfreaks.
    Nirgendwo kennen sich die 14- bis 18-Jährigen so gut mit Computern aus wie hierzulande.
    Bei einem internationalen Vergleichstest erreichen die heimischen Oberstufenschüler im Durchschnitt 86 von 100 möglichen Punkten und liegen damit deutlich vor ihren Alterskollegen etwa in den USA oder Japan.
    Und auch bei den Unterstufenschülern liegt Österreich im Spitzenfeld.
    Eigentlich doch ein überraschendes Ergebnis für ein Land, das nicht unbedingt im Rufe steht, ein Hightech-Paradies zu sein.
    Der Leiter der Vergleichsstudie, Dr. Günther Haider von der Universität Salzburg, erklärt das gute Abschneiden der Österreicher mit dem hohen Stellenwert von Computern im Schulunterricht.
    Es gibt kein Land in dieser Untersuchung, wo die Schüler so viel verpflichtenden Computereinsatz im Unterricht haben.
    Es gibt in Österreich ein integratives Konzept, das darauf hinausläuft, dass in allen Gegenständen Computer eingesetzt werden und zusätzlich besuchen etwa 30 Prozent der Schüler auch noch ein Freifach Informatik und daher beziehen sie einen Großteil ihres Wissens.
    Aber auch privat sind Österreichs Schüler offensichtlich technikbegeistert.
    Nahezu jeder zweite verwendet auch in seiner Freizeit einen Computer.
    Das heißt, es gibt bei uns etwa doppelt so viele private Computer wie in Japan, räumt Studienleiter Günter Heider mit einem Klischee auf.
    Das ist ein unglaubliches Vorurteil, dass in Japan quasi in jedem Haushalt, in jedem Kindergarten überall Computer herumstehen würden.
    Genau das Gegenteil ist der Fall.
    Japan ist in diesem Bereich der Schule eher auf der Stufe fast eines Entwicklungslandes, vergleichbar mit Bulgarien oder so.
    Und sie liegen in fast allen wichtigen Indikatoren weit hinter den Europäern.
    Ein anderes Vorurteil wird durch die Studie aber bestätigt.
    Mädchen interessieren sich deutlich weniger für Computer als Buben.
    Ihnen macht die Arbeit am Rechner weniger Spaß und sie verwenden Computer auch weniger oft.
    Studienleiter Dr. Haider erklärt das unter anderem mit der Erziehung zu Hause.
    Mädchen haben einen anderen Computerzugang als Knaben.
    Das liegt auch an den Stereotypen der Sozialisation im Elternhaus schon.
    Die Mädchen schneiden in den Tests schlechter ab, nicht dramatisch schlechter, aber doch deutlich.
    Und ihre Einstellungen gegenüber Computern sind doch so, dass man sagen muss, nur etwa 20% der Mädchen könnten sich vorstellen, dass sie Spaß haben damit, mit Computern zu arbeiten, während bei Buben das bei 60% liegt.
    Außerdem würden den Mädchen die weiblichen Vorbilder fehlen.
    Nur jeder fünfte Informatiklehrer an Österreichs Schulen ist eine Frau und gar nur jeder zehnte sogenannte Computerkoordinator.
    Die Studienleiter schlagen deshalb vor, verstärkt Lehrerinnen am Computer auszubilden.
    Und nicht optimal ist laut Studie auch die technische Ausstattung der Schulen.
    90 Prozent der Geräte sind veraltet, moderne Programme können auf vielen gar nicht verwendet werden.
    Eine entsprechende Aufrüstung würde allerdings mehrere hundert Millionen Schilling erfordern.
    Armin Wolf hat berichtet, Österreichs Schüler sind also sozusagen Computerweltmeister, was für die Zukunft natürlich auch für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gute Aussichten bringt.
    Nächstes Thema Österreich und Europa.
    Beim Thema Transit zeichnen sich keine unüberwindlichen Hürden mehr ab, auch nicht beim Thema Zweitwohnsitze, wenn man das richtig einschätzt.
    So kristallisiert sich die Landwirtschaft immer mehr als das letzte und schwierigste Kapitel der EU-Beitrittsverhandlungen heraus.
    Und da wird es nicht nur inhaltlich, sondern auch zeitlich eng.
    Denn noch klammern sich die österreichischen Verhandler an die Hoffnung, Anfang März fertig zu werden, um nicht ein Jahr oder mehr weiter warten zu müssen.
    Verlässliche Informationen über die Position der Europäischen Union gibt es nicht.
    Jedenfalls will die EU offenbar die sofortige Marktöffnung der heimischen Agrarwirtschaft.
    Dabei verlieren die Bauern etwa 8 Milliarden Schilling im Jahr.
    Wer das bezahlt, ist der heiße Punkt.
    Vom Finanzminister Latschener hört man nichts dazu, aus Brüssel auch nicht viel.
    Das Entscheidende an den Bauernverhandlungen ist ja, dass es hier um etwa eine Dreiviertelmillion Stimmen bei der Volksabstimmung geht.
    Derzeit sind 63 Prozent der Landwirte gegen die EU.
    Günther Schmid berichtet.
    32 Tage haben die Unterhändler der Europäischen Union und Österreichs noch Zeit, um die Beitrittsverhandlungen zu Ende zu führen.
    Das ist die Frist, die eingehalten werden müsste, wenn unter den bestmöglichen Umständen ein Beitritt mit 1.1.1995 möglich sein soll.
    32 Tage also noch und in einem der wichtigsten, schwierigsten und umfangreichsten Kapitel der Landwirtschaft rückt die Kommission erst in diesen Tagen mit ihrer endgültigen Verhandlungsposition heraus.
    Einer Position übrigens, die in einigen Kernbereichen ziemlich deutlich von der österreichischen abweicht.
    Dennoch würde in Brüssel niemand seine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Verhandlungen nicht rechtzeitig fertig werden.
    Allerdings auch nicht dafür, dass sie fertig werden.
    In Agrarverhandlungen, egal ob auf nationaler Ebene oder EU-weit, wird immer hoch gepokert.
    Nicht zufällig ist die Landwirtschaft jenes Gebiet, für das die Europäische Union seit jeher den Großteil ihres Gesamtbudgets ausgibt und an dem die Verhandlungen über ein neues Welthandelsabkommen im vergangenen Jahr fast gescheitert werden.
    Insgesamt gibt die Europäische Union ungefähr genauso viel für ihre Bauern an Stützungen aus wie Österreich.
    Das Problem ist nur, wie und in welchem Zeitraum man das österreichische System, auf das der EU umstellt.
    Am deutlichsten wird das bei den Preisen für die Landwirtschaft.
    Da liegen die österreichischen Preise derzeit um 10 bis 40 Prozent über denen, die die Bauern in der EU bekommen.
    Das österreichische Landwirtschaftsministerium will, dass diese hohen Preise im Verlauf von sieben Jahren auf das EU-Niveau gebracht werden sollen.
    In der Zwischenzeit müssten Einfuhren aus der EU an der österreichischen Grenze durch Abgaben verteuert werden und österreichische Exporte müssten weiterhin subventioniert werden.
    Der Vorteil an diesem System, die Bauern hätten bis auf weiteres ihr gewohntes System, zahlen würde der Konsument.
    Die Europäische Union hat sich dagegen darauf festgelegt,
    dass die Preise sofort auf EU-Niveau abgesenkt werden sollten, der Einkommensunterschied in der Übergangszeit aber den Bauern in Form von Direktzahlungen ersetzt werden kann.
    Das Geld käme in diesem Fall vom Steuerzahler.
    Wobei die EU da schon angedeutet hat, sie sei in finanziellen Dingen kompromissbereit.
    Und Kompromissmodelle sind da durchaus denkbar, werden auf beiden Seiten wohl auch schon gedacht, ohne dass man sich da jetzt schon in die Karten schauen lassen will.
    Unausgesprochen im Hintergrund befindet sich da übrigens auch der österreichische Wunsch für die heimische Lebensmittelindustrie, eine Umstellungsfrist zur vollen Europareife herauszuschlagen.
    Genauso heftig wird bei den Produktionsquoten gepokert, die Österreich innerhalb der Union erhalten soll.
    Das ist auch unter den bisherigen Mitgliedern immer ein Thema, wo es bis zuletzt spannend bleibt.
    Schließlich sind sich alle einig, dass die Überschussproduktion abgebaut werden muss.
    dass das aber am besten die anderen tun sollen.
    Ein Trost für alle, die um ihre Quoten bangern.
    In der Europäischen Union ist noch immer eine Lösung herausgekommen, mit der schließlich alle leben konnten.
    Die Union ist dadurch daran gewöhnt,
    Günther Schmidt hat berichtet und wir warten weiter auf das offizielle IG-Positionspapier zum Kapitel Landwirtschaft.
    Wir bleiben trotzdem noch in Brüssel.
    Das Thema Erweiterung der Union stand am Vormittag auf der Tagesordnung des Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlaments.
    Der EU-Außenminister Hans Vandenbrouck, der frühere belgische Außenminister, erstattete Berichte über den Stand der Verhandlungen und erbrachte Vorschläge ein, wie man fristgerecht Ende Februar, Anfang März zum Abschluss kommen könnte.
    Waltraud Langer meldet sich mit Einzelheiten.
    Es ist eine Reise gegen die Uhr.
    Mit diesen Worten charakterisiert EU-Außenkommissar Hans Vandenbrouck den Stand der Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit Österreich, Schweden, Finnland und Norwegen.
    Vandenbrouck hat diesen Vormittag dem Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments Bericht erstattet.
    Es war auffallend, wie sehr Vandenbrouck in diesem Vortrag auf einen termingerechten Abschluss der Beitrittsverhandlungen drängte, er für Verständnis bei schwierigen Kapiteln für die Beitrittskandidaten warb, etwa dem Transitvertrag im Fall Österreichs, und für wie bedeutend der Kommissar einen Beitritt der vier Staaten für die Sicherheit und Zukunft Europas hält.
    Die einzige Möglichkeit, um die Verhandlungen noch vor der Wahl eines neuen Europäischen Parlaments im Juni abzuschließen, zieht Vandenbrouck jedoch in einem Verfahren, auf das die Parlamentarier mit Skepsis reagieren.
    Der Vorschlag sieht vor, dass bis zum 1.
    März die Verhandlungen zwar abgeschlossen werden und eine Bewertung des Rates vorliegt, dass der juristische Text und die Übersetzung dieses Textes in die neuen Sprachen der Gemeinschaft
    aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig sind.
    Das Verabschiedungsverfahren des Parlamentes könnte so in Gang gesetzt werden, die endgültigen Texte würden bis zur Verabschiedung im Mai dann vorliegen.
    In Zweifel gezogen wird ein derartiger Ablauf von vielen Parlamentariern.
    Wie der Ausschussvorsitzende Baron Crespo heute Vormittag sagte, müssen die demokratischen Spielregeln
    und die Geschäftsordnung des Parlaments eingehalten werden, auch wenn das Parlament bereit sei, alles für einen raschen Abschluss der Verhandlungen zu tun.
    Er sei mit seinen Bedenken im Parlament nicht allein, sagt Baron Crespo.
    Wichtig ist die Auffassung der Parlamentarier, weil sie mit absoluter Mehrheit einem Beitritt Österreichs und der skandinavischen Staaten zustimmen müssen.
    Und gerade das Parlament, das sonst hier in Brüssel relativ wenig zu sagen hat,
    könnte diese Gelegenheit nützen, um seine wenigen Muskeln spielen zu lassen.
    Alles deutet nun also auf äußerst spannende Wochen im Hinblick auf die Beitrittsverhandlungen hin.
    Denn erstens wird nun offenbar wirklich alles versucht, um die Gespräche bis 1.
    März abzuschließen.
    Heute bekannt geworden ist bereits ein Datum für eine viertägige Marathon-Tagung, die von Freitag, dem 25.
    Februar bis Montag, dem 28.
    Februar dauern soll.
    Auch wenn dann am 1.
    März alle noch offenen Punkte abgeschlossen sind, ist derzeit noch immer unklar, ob das Europäische Parlament bereit sein wird, das Verabschiedungsverfahren in Gang zu setzen, ohne den abschließenden Text in allen Übersetzungen in Händen zu haben.
    Stimmt das Parlament zu, kann es beim österreichischen Fahrplan mit der Volksabstimmung am 12.
    Juni bleiben.
    Legt sich das Parlament jedoch quer, dann müsste auf das im Juni neu gewählte nächste Parlament gewartet werden.
    Mit einer Verabschiedung wäre nicht vor Spätherbst zu rechnen und das würde auch alle innenpolitischen Planungen durcheinander bringen.
    Wichtigste Voraussetzung für alle Spekulationen ist aber natürlich nach wie vor, ob die Kraftanstrengung wirklich gelingt, mit den Verhandlungen bis 1.
    März fertig zu werden.
    Waltraud Langer hat aus Brüssel berichtet, ein großes Klausurfinale sozusagen soll, also Ende Februar, doch noch sicherstellen, dass die EU-Beitrittsverhandlungen mit den vier Beitrittswerbern bis 1.
    März abgeschlossen werden können.
    Die Kommission macht Druck in diese Richtung, sagt Hans Vandenburg, der Außenkommissär.
    Das Parlament auf der anderen Seite, das Europäische Parlament, könnte auch aus verschiedenen Gründen auf die Bremse steigen.
    Die Krise geht um in Europa und mit ihrer Arbeitsplatzverlust und Sozialabbau.
    Aber der Widerstand der Gewerkschaften ist schwach, viel müder jedenfalls als früher.
    So erregt es besondere Aufmerksamkeit, wenn wohl ein Generalstreik stattfindet, wie heute in Spanien.
    Dort sind die wirtschaftlichen Probleme allerdings besonders groß.
    Mehr als 20 Prozent Arbeitslose bedeuten Europarekord.
    Ministerpräsident Felipe González, der vor zwölf Jahren als sozialistischer Erneuerer des Landes angetreten war, hat sich von seinen linken Träumen längst verabschieden müssen und begann seine vierte Amtsperiode mit einem harten Sparkurs.
    Heuer soll die Rezession in Spanien zu Ende gehen, aber derzeit spricht man von der schwersten Krise des iberischen Landes seit Jahrzehnten.
    Die Antwort der Gewerkschaften also Generalstreik.
    Ein Bericht von Josef Manola.
    Drei Monate dauerten die Verhandlungen zwischen Regierung und Gewerkschaften, die zu keiner Annäherung der Standpunkte führten und im heutigen Aufruf zum Generalstreik mündeten.
    Ministerpräsident Felipe González verordnete ein Sofortprogramm zur Belebung des Arbeitsmarktes
    und erhielt im Parlament dafür die Unterstützung von 90 Prozent der Abgeordneten.
    Mit dem umstrittenen Gesetz, das von der kommunistischen Vereinten Linken und vor allem den Gewerkschaften abgelehnt wird, versucht Spaniens sozialistische Regierung, die Unternehmer zum dringend notwendigen Investitionsschub anzuregen.
    Folgende Maßnahmen sieht das Gesetz vor.
    Entlassungen werden entscheidend erleichtert.
    Damit kommt man einer Forderung der Unternehmer entgegen, die immer schon die hohen Kosten von Entlassungen beklagten.
    Auch die Teilzeitarbeit wird gesetzlich geregelt, eine Maßnahme, die ebenfalls den Arbeitsmarkt neuen, auch ausländischen Investitionen öffnen soll.
    Zuletzt wurden sogenannte Lehrlingsverträge eingeführt, die Jugendliche bis 25 Jahren und ohne Ausbildung betreffen.
    Sie werden einen Monatslohn von umgerechnet 3.700 Schilling bekommen und könnten vor allem ältere Arbeitskräfte verdrängen.
    Die Befürchtung der Gewerkschaften lautet, die Maßnahmen der Regierung zur Schaffung neuer Arbeitsplätze werden nur zu neuer Arbeitslosigkeit führen.
    Hinter dem heutigen Generalstreik steht aber auch ein Kräftemessen zwischen der sozialistischen Minderheitsregierung und den beiden großen Gewerkschaften des Landes.
    Treibende Kraft ist die sozialistische Gewerkschaft UGT, die der Wirtschaftspolitik der eigenen Partei die Schultern diesem Arbeitskonflikt gibt.
    Der Flügelkampf innerhalb der sozialistischen Partei wird dementsprechend hart geführt.
    Für beide Seiten steht viel mehr als das politische Prestige auf dem Spiel.
    Der Vormittag des Generalstreiks ist geordnet und relativ ruhig verlaufen.
    Ein verletzter Streikposten, der von einem Fahrzeug niedergestoßen wurde und mehrere Verhaftungen waren die spektakulärsten Zwischenfälle eines kalten Streikmorgens,
    mit Temperaturen um den Gefrierpunkt.
    Was den Gewerkschaften eindeutig nicht gelungen ist, das Land ähnlich wie im Dezember 1988 völlig lahmzulegen.
    Dennoch stehen vor allem die Industriebetriebe, die großen Fabriken, Märkte und Häfen so gut wie still.
    Gut, die Hälfte der Bevölkerung ist heute früh nicht am Arbeitsplatz erschienen.
    Sie protestiert nicht nur gegen die umstrittenen Maßnahmen am Arbeitsmarkt, sondern zeigt auch ihre Unzufriedenheit mit dem Wirtschaftskurs der spanischen Regierung.
    Sie hat noch kein Rezept gegen Krise und steigende Arbeitslosigkeit gefunden.
    Am Tag nach dem Generalstreik, der von keiner Seite als Erfolg bezeichnet werden kann, werden sich Regierung und Gewerkschaften doch wieder an einen gemeinsamen Verhandlungstisch setzen müssen.
    Die Hälfte der Spanier heute also nicht am Arbeitsplatz wegen des Generalstreiks, der in den großen Firmen, die gewerkschaftlich durchorganisiert sind, aber fast lückenlos eingehalten wird.
    Unter den Nachfolgestaaten der Sowjetunion hat Weißrussland bisher fast als Musterknabe gegolten.
    Das seit drei Jahren unabhängige Land zwischen Russland, der Ukraine, dem Baltikum und Polen mit seinen 10 Millionen Einwohnern sagte sich anstandslos von seinen 54 Atomraketen los, steuerte eine neutrale Außenpolitik und erhielt durch seine Stabilität leichter Westkredite.
    Doch der Schein trügt er offenbar.
    Ein altkommunistisch und pro-russisch dominiertes Parlament hat in Minsk nun den Präsidenten Stanislaus Schuskiewicz abgesetzt, ein früherer Atomphysiker, der mit Reformen einen eigenständigen Weg Bielorusslands angestrebt hat.
    Auch Ministerpräsident Vyacheslav Kipitsch hat keine Mehrheit mehr im Parlament.
    Weißrussland reiht sich also ein in das größere Bild des Machtkampfes zwischen Reaktion und Reform, der Russland prägt und die Ukraine und viele andere GUS-Staaten.
    Georg Dox analysiert.
    Die Entmachtung des weißrussischen Staatschefs Stanislav Schuskiewitsch zeigt die Abhängigkeit des Juniorpartners vom russischen Nachbarn.
    Die kommunistische Mehrheit im weißrussischen Parlament hat die politischen Signale aus Moskau wohl richtig gedeutet.
    Die derzeitigen Kandidaten für das höchste Staatsamt, der Kommunist Valery Teschinau und der Shushkevich-Stellvertreter Vyacheslav Kuznetsov, beweisen, dass man sich in Weißrussland nun offenbar nicht einmal mehr um den Anschein von Reformatum bemüht.
    Die instabile Lage in Russland, der Streit um die neue Regierung und Jelzins momentane Formkrise
    haben den Abgeordneten Gelegenheit geboten, Rashtin zu entmachten, der 1991 an der Seite Yeltsins und Kravchuks den Mut gefunden hatte, die Sowjetunion zu begraben.
    Dem überwiegend pro-kommunistischen Parlament gegenüber war Shushkevich immer mehr in die politische Defensive geraten.
    Anders als Yeltsin hat er sich nie einer Volkswahl gestellt.
    Die neue weißrussische Verfassung, die ein Staatspräsidentenamt vorgesehen hätte, blieb ein Torso.
    Umgekehrt konnten sich die Abgeordneten ihrer Abwahl immer erfolgreich widersetzen.
    Und von dem wesentlich konzilianteren Schuschkiewitsch war kein Kraftakt a la Jeltsin zu erwarten, der den Widerstand der Abgeordneten schließlich mit Hilfe von Panzern gebrochen hat.
    Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat den Atomphysiker Schuschkiewitsch in die Politik gebracht.
    Immer wieder hat er in der Ukraine, vor allem aber in Russland, dringend notwendige Unterstützung für die Behebung der Strahlenschäden angemahnt.
    Denn obwohl Tschernobyl selbst in der Ukraine liegt, die Folgen hat hauptsächlich das angrenzende Weißrussland zu tragen.
    Ein Fünftel des Staatsgebietes sind nach Expertenmeinung von der Explosion des Atommeilers betroffen.
    Fünf Prozent des Budgets wurden im letzten Jahr für die Folgeschäden aufgewendet.
    Weißrussland hat im vergangenen Jahr erst zögerlich und nur unter massivem Druck der Reformpolitiker in Moskau mit Wirtschaftsreformen begonnen.
    Und auch das erst nach der Ankündigung Moskaus, die Energiepreise nach und nach dem Weltmarktniveau anzugleichen.
    Nun wird eine Wirtschafts- und Währungsunion zwischen Russland und Weißrussland diskutiert, die die alten Verbindungen wiederherstellen soll.
    Zum Schaden der russischen Währung, wie Finanzexperten meinen, und letztlich auch der weißrussischen Betriebe, denen auf diese Art die Galgenfrist nur um ein paar Monate verlängert wird.
    Georg Dox hat berichtet, zwei vor halb eins, vielleicht eine kurze Zwischenbilanz dieser Sendung.
    Was haben wir Ihnen bisher an Themen geboten?
    Zuletzt die Analyse der Krise in Weißrussland, zuvor der Bericht vom Generalstreik in Spanien.
    Zwei Beiträge zum Thema Österreich und Europäische Union.
    Die EU-Kommission macht nun Druck, dass die Beitrittsverhandlungen doch noch bis 1.
    März abgeschlossen werden können und die Landwirtschaft entwickelt sich immer mehr zum großen Problem der österreichischen Beitrittsverhandlungen.
    Und aufgemacht haben wir mit einem Beitrag darüber, dass österreichische Schüler insgesamt auch gesehen, international gesehen, echte Computerfreaks sind.
    Zweite Journalhälfte wird demnächst angepfiffen, die Themen, ein Besuch bei der Ferienmesse, was wird heuer so angeboten an Destinationen, Streit um Plastikflaschen, die nun in Österreich auch für Mineralwasser erlaubt werden sollen, was bisher Gott sei Dank ja nicht der Fall war.
    Gespräch mit einem Spion des KGB mit österreichischem Pass und unter anderem noch geplant ein Kulturbeitrag über das Programm Magneten von Audrey Heyler, das nun nach Österreich kommt.
    Jetzt aber ein Programmhinweis.
    Chinas Parlamentspräsident Xiao Xi hält sich dieser Tage in Österreich auf und er führt hier Gespräche auf höchster politischer Ebene.
    Als Beauftragter für Polizei und Geheimdienste in der Partei ist er einer der wichtigsten Funktionäre in der kommunistischen Führungsschicht.
    Und wie im Parteiapparat dort gedacht wird, ein Hörbild davon zu vermitteln, das versucht unser heutiges
    Journal Panorama.
    Der 74-Jährige im braunen Mao-Anzug heißt heute Fu Sai.
    Er ist gebürtiger Österreicher und hat einmal Dr. Richard Frei geheißen.
    Aus rassischen und politischen Gründen emigrierte er 1938 nach China.
    Eingefleischter Marxist, der er ist, war er dort in der Partisanenbewegung aktiv und machte Maos langen Marsch mit.
    Später Präsident der Chinesischen Ärztekammer und jetzt noch Mitglied der Zweiten Kammer des Chinesischen Volkskongresses, denkt er heute über das schreckliche Massaker an den Studenten auf dem Tiananmen-Plazo.
    Im Grunde genommen eine Aufhörerei, die uns nicht gepasst hat, die dem Staat nicht gepasst hat und der man Herr werden musste.
    Für mich sehe ich das nicht als irgendeine demokratische Bewegung, sondern als das Gegenteil davon.
    55 Jahre in Peking.
    Die Bilanz darüber und die Ansichten eines Maoisten aus Wien, heute um etwa 18.20 Uhr in Österreich 1 im Journal Panorama.
    Hans Christian Unger spricht mit dem Mao von der Donau.
    Nun zum Krieg in Bosnien.
    Dort gehen vor allem in Zentralbosnien die Kämpfe zwischen allen drei Kriegsparteien unvermindert weiter.
    Am schwersten betroffen dadurch die Zivilbevölkerung, denn durch die Kämpfe befindet sich auch die humanitäre Hilfe in einer Krise.
    Viele Hilfs-Lkw können in die umkämpften Gebiete nicht vordringen.
    So erreichte zum Beispiel der letzte Konvoi die Gebiete Kroinice und Japlanica vor zwei Monaten.
    Hunderttausend eingeschlossene Bewohner von Magli und Teschan erhielten in den letzten drei Monaten fast keine Hilfe.
    Die größte private Hilfsorganisation ist Nachbar in Not.
    Manchmal schaffen es ihre Lkw auf Schleichwegen durchzukommen, aber das meiste der Spenden geht derzeit auch in die großen Lager in Kroatien.
    Nachbar in Not, die Verantwortlichen der Aktion, haben in Zagreb eine Zwischenbilanz gezogen und die Initiative Frieden vorgestellt.
    Karl Jekowski war dabei.
    Das humanitäre Projekt wurde im Juli 1992 von der Austrianischen Radio-Television, Red Cross und Caritas initiiert.
    Ein Spot der Aktion Nach bei Not Initiative Frieden in kroatischer Sprache wurde zu Beginn dieser internationalen Pressekonferenz gezeigt.
    ORF-Generalsekretär Kurt Bergmann, der Initiator der Aktion Nach bei Not, zog dann eine Zwischenbilanz.
    In 20 Monaten sind 2.500 LKW finanziert worden.
    750 Millionen Schilling sind seit dem Beginn der Aktion aufgebracht worden und 50.000 Tonnen an Hilfsgütern wurden ins ehemalige Jugoslawien gebracht.
    Damit wurden etwa 300.000 Menschen regelmäßig mit Hilfsgütern versorgt.
    Die Aktion Initiative Frieden bringt eine neue politische Dimension.
    In ihr wird der Protest der Menschen gegen den Krieg mit Spendengeldern unterstützt.
    ORF-Generalsekretär Kurt Bergmann.
    Es ist eine Schande unseres ausklingenden Jahrhunderts, dass Europa nicht in der Lage ist, diesen Konflikt zu lösen.
    Die beschämenden Schauspiele ergebnisloser Friedenskonferenzen und gebrochener Waffenstillstände sind mittlerweile Legion geworden.
    80.000 Menschen haben bisher diese Friedensinitiative mit 60 Millionen Schilling unterstützt.
    Für Kurt Bergmann Auftrag, eine Mahnung an die Politiker der kriegsführenden Parteien an die Serben, Kroaten und Moslems zu richten.
    Es ist nicht möglich, einen brutalen Krieg zu führen mit sinnlosen Zerstörungen und Tötungen und die Verantwortung für die Versorgung der eigenen Bevölkerung, der Hilfsbereitschaft, der Nächstenliebe, der Nachbarn zu überlassen.
    Ein solcher Zynismus tötet auch das Mitleid.
    Die Initiative Frieden wird auch von Caritas und Rotem Kreuz im In- und Ausland unterstützt.
    Zu dieser neuen Friedensinitiative sagt der Bischof von Bagna Luca, Franjo Comarica.
    Großartig.
    Ich lobe das von ganzem Herzen.
    Ich bin sehr sicher, dass diese neue Friedensinitiative auch entsprechende Früchte und zwar möglichst bald bringen wird.
    Auch der Generalsekretär des kroatischen Roten Kreuzes, Dr. Javornik, begrüßt die Friedensinitiative.
    Auf die Frage, ob die kroatischen Politiker, die ja nach wie vor Krieg führen, diesen Friedensappell befolgen werden?
    Ich glaube, dass die Politiker für diese Aktionen immer bereit sind.
    Sie haben das schon versucht, manchmal schon am Anfang des Krieges.
    Wir haben alles versucht, diesen Krieg zu vermeiden.
    Das war leider nicht möglich.
    Wir verteidigen uns und wissen das."
    Eine Dreiviertel Milliarde bisher für Nachbarn in Not.
    Das waren die Richtaussage von Karl Jekowsky.
    130 Millionen Nächtigungen, 176 Milliarden Deviseneinnahmen, das sind die Kennzahlen des österreichischen Tourismus 1993.
    Was die Reiseverkehrseinnahmen pro Kopf der Bevölkerung betrifft, ist Österreich damit das Tourismusland Nummer 1 der Welt.
    Die Nächtigungen sind bei geringen Zunahmen im Winter insgesamt um 2% zurückgegangen, die Einnahmen um 3% gestiegen.
    Auf der anderen Seite sind die Österreicher natürlich nicht nur die Gastgeber, sondern auch die Gäste.
    Mehr als 100 Milliarden Schilling haben die Österreicher im Vorjahr im Ausland ausgegeben.
    Wie wird sich der Tourismus nun heuer entwickeln?
    Was bieten die Veranstalter an?
    Ein Besuch auf der Wiener Ferienmesse von Dieter Bornemann.
    Ziemlich marktschreierisch geht es hier auf der Wiener Ferienmesse zu.
    Kein Wunder, sind es doch fast 350 Aussteller, die um die Aufmerksamkeit der vorbeiströmenden Besucher buhlen.
    Und um aufzufallen, ist den Ausstellern fast jedes Mittel reicht.
    Von der Jazzgitte über Bauchtänzerinnen bis zu einer Unzahl von Verlosungen.
    Und die Leute wollen unterhalten werden, haben sie doch immerhin 100 Schilling für eine Tageskarte für die Ferienmesse hingeblättert.
    Die Gründe, die Messe zu besuchen, sind recht unterschiedlich.
    Damit ich schaue, wohin ich im Urlaub fahren soll.
    In Österreich oder auswärts irgendwo.
    Wir suchen eigentlich Apartments für den Urlaub mit Kindern, irgendwo, wo es kinderfreundlich ist.
    Und sind eigentlich schon relativ fündig geworden.
    Das ist für mich ein Vergnügen wie überall anders.
    Aber nicht, sagen wir, dass ich da was buchen tue oder was.
    Ich nehme eine Prospekte und die schaue ich mir zu Hause in Ruhe an.
    Ich würde gerne ins Ausland fahren.
    Ich fahre jedes Mal ins Ausland.
    Dort gefällt es mir besser als in Österreich.
    In Österreich war ich schon oft.
    Und darum ist die Messe strikt getrennt zwischen Inland und Ausland.
    In den Österreich-Hallen hat so ziemlich jede Fremdenverkehrsregion in diesem Land einen kleinen Stand.
    Die einzelnen Bundesländer unterteilen sich noch in Miniregionen.
    So wirbt etwa am großen Steiermark-Stand die Steirische Eisenstraße, die Region Hartberg, die Thermenregion Leupersdorf und so weiter.
    Das Angebot ist recht unübersichtlich.
    Der Geschäftsführer der österreichischen Verkehrswerbung Walter Weißböck meint einen Trend erkannt zu haben.
    Trend ist spürbar, Zugreisen mit touristischen Destinationen in Kombination Zuwachsmarkt für dieses Jahr prognostiziert 10%.
    Die Menschen fahren also wieder mehr mit dem Zug.
    Dasselbe behaupten die Flugreiseveranstalter übrigens auch.
    Es gibt hier auf der Messe eine ganze Reihe von Spezialangeboten.
    Wie etwa den Gesundheitsurlaub mit oder ohne Familie, Raftingurlaub, Urlaub für Freunde der Kartoffeldiät und eigene Angebote für Weinverkostungsreisen.
    Das heißt aber nicht, dass es auf allen anderen Ständen trocken zugeht.
    Alkoholiker werden zuhauf ausgeschenkt.
    Und auch die Prospekteverteiler haben Hochsaison.
    Messebesucher, die schon länger als zwei Stunden hier sind, erkennt man am riesigen Stapel der Reiseprospekte, die sie mit sich herumschleppen.
    Statt wie früher Bücher über das bevorzugte Reiseland zu kaufen, wählen immer mehr Leute den bequemen Weg und kaufen sich ein Videoband.
    Beliebt sind die Stände, die Cluburlaube anbieten.
    Welche Leute sind das denn, die auf so einen Cluburlaub fahren?
    Cluburlaub macht an und für sich die ganze Familie, von den Kleinsten bis zu den Größten, weil jeder eigentlich seinen individuellen Urlaub im Club planen und machen kann.
    Das heißt, die Zeiten, wo der Cluburlaub für Singles war, wo man sich quasi jemanden aufreißen konnte, sind vorbei?
    Nein, nein, würde ich nicht sagen, weil den gibt es noch immer und es gibt auch Clubs, wo nur Pärchen oder Singles fahren.
    Es scheint also für jeden etwas dabei zu sein.
    Und zu jedem Urlaubsziel gibt es hier wieder neben den Fotos auch die entsprechende Gerüche geboten.
    Denn es gibt eine eigene Halle für internationale Spezialitäten, für alle, die zum Beispiel Geruch und Geschmack einer französischen Schneckensuppe nicht missen wollen.
    Wo die Trends bei den Fernreisen hingehen, konnte uns leider niemand so genau sagen.
    Hier ist die Meinung von Reisebüro zu Reisebüro recht unterschiedlich.
    Ein Wiener Reisebüro-Chef sagt über die Trends, die er im heurigen Jahr ausmacht.
    Ich würde sagen, Vietnam ist im Moment sehr, sehr gut, die ganzen Indochina-Länder.
    Es trachtet im Prinzip nach unberührten Ländern.
    Außer den Indokinerländern würde ich sagen, Australien ist sehr stark im Kommen, weil Australien noch sehr, sehr ausbaufähig ist.
    Sein Kollege von einem anderen Reisebüro sieht die Welt aber wieder ganz anders.
    Ich würde sagen, Kanada, USA ist sicherlich sehr gefragt.
    Das sind immer noch die Destinationen, die auch für die Sommersaison, speziell Kalifornien, auch Kanada, sehr stark im Kommen.
    Scheinbar hängen die Trends im Reisegeschäft immer davon ab, was der Veranstalter gerade im Programm hat.
    Denn auch die exotischen Reiseveranstalter, wie etwa China, Korea oder Taiwan sehen sich aus dem kommenden Tourismusmarkt.
    Damit der Messebesucher aber selbst weiß, wohin er will, kommt er wohl nicht umhin, von Stand zu Stand zu wandern und kiloweise Prospekte zu sammeln.
    Dieter Bornemann hat berichtet, unser nächstes Thema Mineralwasser.
    70 Prozent der Österreicher trinken jetzt 80 Liter pro Kopf und ja, der Umsatz weit über 2 Milliarden Schilling.
    Dieses Mineralwasser wird aber nun in Zusammenhang mit der Verpackungsverordnung zu einem Problem.
    Generell soll die Verpackungsverordnung, die seit 1.
    Oktober gilt, ja auch unnötige Verpackung vermeiden, soll statt Einwegverpackungen Mehrweggebinde wie etwa Glasflaschen propagieren.
    Trotzdem wird sich der Markt für Plastikflaschen in Österreich künftig offenbar ausweiten, denn nach einer geplanten Verordnung soll demnächst auch Mineralwasser in Plastikflaschen, bisher nur Glasflaschen, verkauft werden dürfen.
    Man redet sich dabei auf den EWR aus.
    Umweltministerin Maria Rauch-Kallert kündigt Widerstand an.
    540 Millionen Flaschen Mineralwasser werden in Österreich pro Jahr verkauft und mehr als 97 Prozent davon werden auch wiederverwendet.
    Gerade bei den Mineralwasserflaschen gibt es die höchste Quote der Wiederverwendung.
    Auch Gesundheitsminister Außerwinkler, der die umstrittene Verordnung ausarbeiten ließ, ist dafür, dass es so bleibt und dass die Bestimmung nicht gelockert wird.
    Er sei aber verpflichtet gewesen, das Gesetz, das noch aus dem Jahr 1935 stammt und nach dem Lebensmittelrecht die Hygienevorschriften festlegt, zu ändern.
    Diese Verordnung ist notwendig gewesen, weil einfach die hygienische Begründung nicht mehr haltbar ist.
    Und diese Verordnung, wenn sie aufrecht erhalten worden wäre, bei der ersten Gelegenheit vor dem Europäischen Gerichtshof aufgehoben worden wäre.
    Ich habe deshalb schon der Frau Ministerin Feldkirch-Zahnschiffer im 92.
    Jahr vorgeschlagen, hier die Verordnung
    von mir aus aufzuheben, aber gleich flankierend vom Umweltministerium eine Verordnung zu erlassen, die das Umweltgründen, das Im-Verkehr-Bringen von Plastikflaschen verhindert.
    Ich habe dann auch noch einmal die Frau Ministerin Rauch-Kallert im Herbst, im September aufgefordert, diese Maßnahme zu treffen.
    Bis jetzt ist leider Gottes vom Umweltministerium diesbezüglich, soviel ich es weiß, keine Aktivität gesetzt worden.
    Nachdem eben die ersten Gespräche 1992 stattgefunden haben, mein Brief an Rauch Kallert im September abgeschickt wurde und bis jetzt nichts geschehen ist, muss man von Inaktivität sprechen.
    Umweltministerin Rauch Kallert lässt diesen Vorwurf freilich nicht auf sich sitzen und hofft, dass die geplante Verordnung nur ein nicht abgesprochener Vorstoß von Beamten des Gesundheitsministeriums ist.
    Minister Außerwinkler ist vorgestern neben mir im Ministerrat gesessen, wie jede Woche, und er hat in den letzten Monaten kein einziges Mal auch nur versucht, mit mir darüber ein Gespräch zu führen.
    Ich bin daher sehr überrascht, dass er sozusagen sich irgendetwas verschlafen hätte haben sollen, worüber man mit mir nicht gesprochen hat.
    Ich meine, dass, wenn Dänemark es sich leisten kann, zum Beispiel Aludosen völlig zu verbieten,
    muss es sich Österreich auch leisten können, Mineralwasser nur in Glasflaschen zu haben.
    Und ich werde mich vehement gegen eine Ausverkraftsetzung dieser Verordnung aus dem Jahr 1935 wenden und werde mit aller Kraft versuchen zu verhindern, dass jetzt plötzlich Mineralwasser in Plastikflaschen auch verkauft wird.
    Rauch Kallert will sich noch heute an den Wirtschaftsminister wenden, denn auch er muss der Verordnung zustimmen.
    Die Umweltministerin will, dass Schüssel seine Unterschrift verweigert und sie will es auf eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof ankommen lassen.
    Gesundheitsminister Ausserwinkler kündigt ebenfalls rasche Gespräche an, der Ball liege jetzt aber eindeutig bei Rauch Kallert, meint er.
    Offenbar also eine Bürokratie, groteske und Mineralwasser aus Plastikflaschen, das in Österreich eingeführt werden soll.
    Alle Minister sind eigentlich dagegen, hoffentlich kommt es auch nicht dazu.
    Von Trinken zum Essen etwa die Hälfte aller Schüler ernähren sich falsch, haben zu hohe Cholesterinwerte und zu wenig Kalzium.
    Diese Fakten wurden heute Vormittag beim Symposium Schüler und Ernährung im Collegium Kalksburg bei Wien präsentiert.
    Nunmehr wollen Ernährungswissenschaftler und Biologielehrer gemeinsam neue Unterrichtsmodelle erarbeiten, Edith Bachkönig berichtet.
    Kartoffelchips und Schokosnacks, das liebste Essen der Schüler in der Pause und am Wandertag.
    Essen, das ungesund ist und dick macht.
    Eine Untersuchung von 80 Schulklassen in Wien hat ergeben, wie die Ernährungswissenschaftlerin Sabine Bisofs gesagt, dass die Blutfettwerte der Schüler im Keller sind.
    160 ist der normale Wert.
    Es ist so, dass die Wiener Schulkinder, dass bei den Wiener Schulkindern circa 50 Prozent beim Cholesterin im akzeptablen Bereich liegen, also unter 160.
    25 Prozent circa liegen zwischen 160 und 200, also schon drüber.
    Und die restlichen 25 Prozent liegen sogar über 200.
    Und jedes zehnte Kind in Wien hat sogar einen Wert über 220.
    Die Ergebnisse aus den anderen Bundesländern liegen noch nicht vor.
    Man kann aber schon sagen, dass die Burgenländer offensichtlich am ungesündesten essen.
    Sie haben die höchsten Blutfettwerte, die Vorarlberger die niedrigsten.
    Erschreckend ist, dass bei den Jugendlichen die Blutfette wesentlich höher sind als bei den Erwachsenen.
    Hohe Blutfette sind aber der Grundstein zu Gefäßerkrankungen.
    Wichtig daher, fordert der Atherosklerose-Forscher Herbert Sinzinger,
    nahezubringen, dass die Atherosklerose eine Erkrankung ist, deren Ursachen im Kindesalter sind, dass die Erkrankung unbewusst fortschreitet.
    Das heißt, jemand, der keine Beschwerden hat, kann trotzdem ganz ausgeprägte und beträchtliche Veränderungen haben.
    Aber wenn man ihn anspricht darauf, warum änderst du nicht deinen Lebensstil, deine Risikofaktoren, ja warum soll er?
    Er kann gut laufen, es geht ihm gut, er hat keine Beschwerden.
    Und wenn es dann zu den Beschwerden kommt, dann ist es für ein Drittel der Personen bereits zu spät, weil wir wissen, dass etwa ein Drittel der Personen innerhalb von 24 Stunden der Ersterkennung der Arthrosklerose, also beim ersten Herzanfall im Rahmen eines Herzinfarktes, stirbt.
    Im Biologieunterricht lernen die Schüler des Collegium Karlsburg richtige Ernährung.
    Sie werden vor die Wahl gestellt.
    Eine Karotte für den täglichen Vitamin-A-Bedarf essen oder elf Hamburger, Pommes frites und Cola.
    Am Samstag stellen die Schüler im Gymnasium Karlsburg ihre Gerichte vor, die nicht dick machen, aber Energie bringen.
    Eines schon vorweg, statt Zucker gibt es Vollkornbrot, statt Fleisch Milch und statt Wurst Gemüse und Obst.
    Die Kinder sollten sich also vernünftiger ernähren.
    Edith Bachkönig hat berichtet, drei viertel eins war's.
    Unser nächstes Thema, Geheimdienste, Spione.
    In den Zeiten des Kalten Krieges war das Spionagegewerbe in seiner Hochblüte.
    Seit die Sowjetunion nicht mehr existiert, werden immer neue Spionagefälle nun bekannt.
    Vorgestern hat das israelische Justizministerium bestätigt, dass ein sowjetischer Spion mit österreichischem Pass Anfang der 70er Jahre verhaftet und nach Verbüßung einer Haftstrafe wieder entlassen worden ist.
    Christian Moser ist es gelungen, den ehemaligen sowjetischen Geheimnisträger telefonisch in Deutschland zu erreichen, wo sich der Mann derzeit geschäftlich aufhält.
    Yuri Linov ist heute 56 Jahre alt und Geschäftsmann.
    Er hat seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion drei Agrarfirmen aufgebaut und handelt mit mehreren Staaten in Ost- und Westeuropa.
    Ein aufstrebender Manager, der aber in eine geheimnisvolle Vergangenheit blickt.
    Er war in den 60er und 70er Jahren sowjetischer Spion.
    Juri Dinov wuchs in der zentralrussischen Stadt Galatsch auf.
    Er ging wie jedes andere Kind zur Schule.
    Nur, er hatte eine besondere Begabung – Fremdsprachen.
    Als er 17 war, wurde der KGB auf ihn aufmerksam.
    Das war noch im Gymnasium.
    Also ich war erst im Voroneschgebiet, was die Fremdsprachen anbetrifft.
    Und da hat man mich gefragt.
    In der KGB-Schule in Moskau wurde er zum Spion ausgebildet, eigentlich um später mal gegen die USA zu spionieren.
    Und weil seine Hauptsprache Deutsch war, kam nur ein deutscher, schweizer oder ein österreichischer Pass infrage.
    Die oberen Herren haben beschlossen, ich sollte ein Österreicher werden.
    Ja, das ist besser als deutscher oder schweizer passmäßig.
    Und es gab gerade einen passenden Pass.
    Richtung, Lebenslauf, nicht was.
    Nein, Lebenslauf.
    Nur aus diesem Grund.
    So viel ich weiß.
    Ich weiß ja nicht alles.
    Was er allerdings damals wissen musste, war sein neuer Name, Karl Bernd Muttel.
    In Österreich bereitete er sich auf seinen künftigen Einsatz in Amerika vor.
    Doch 1967 kam alles anders.
    Der Sechstagekrieg, die Sowjetunion brach alle diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Israel ab.
    Zahlreiche Agenten, darunter auch Yuri Linov, wurden kurzerhand umgeschult.
    Die dafür notwendigen Änderungen im Lebenslauf waren für den KGB kein Problem.
    Man hatte ein bisschen jüdisches Blut in den Lebenslauf eingeflossen, ein Gänsefüßchen, weil vorher hatte ich keine jüdischen Vorfahren, falschen und echten.
    Ich bin ein Russe.
    Dann war ich ein hundertprozentiger Österreicher, wie gesagt, und dann musste es ein bisschen israelimäßig geändert werden.
    Das hat man gemacht.
    Linovs Stützpunkt war Zypern, von wo aus er immer wieder nach Israel reiste.
    Er und seine ihm unterstellten Agenten hatten die Aufgabe, politische und wirtschaftliche Informationen nach Moskau weiterzuleiten.
    Auch das Atomprogramm der Israelis wurde genau unter die Lupe genommen.
    Darüber will oder kann Linov aber nichts genaueres sagen.
    Nur so viel, er glaube nicht, dass seine Informationen für die KGB-Zentrale in Moskau große Neuigkeiten waren.
    Das machte er fünf Jahre, bis 1973 die Falle zuschnappte.
    Er wurde gemeinsam mit drei weiteren Agenten bei der Übergabe von geheimen Dokumenten erwischt und festgenommen.
    Warum sie aufgeflogen sind, weiß er bis heute nicht, aber... Ich habe meine Vermutungen, ich weiß nicht hundertprozentig, wie es dazu gekommen ist.
    Also vielleicht wurde ich verkauft.
    In einem geheimen Prozess wird Linov zu insgesamt 36 Jahren Gefängnis verurteilt, allerdings nach 18 Monaten Einzelhaft wieder auf freien Fuß gesetzt.
    Und das ist durchaus üblich in der Spionagebranche.
    Das war ein Swap.
    Also ausgewechselt.
    Gegen andere, gegen andere Agenten?
    Gegen andere, ich weiß, sieben oder vier oder fünf, weiß auch nicht.
    Linov blickt reumütig in die Vergangenheit.
    Er habe einfach ein falsches Bild vom Westen gehabt.
    Könnte er sich nochmals entscheiden, dann würde er sicher kein Spion werden.
    Christian Moser hatte einen Spion am Mikrofon.
    Internationale Künstler der Sinti und Roma, also der Zigeuner, hat André Heller für eine Produktion engagiert, die zu einem Kassenschlager wurde, wo immer sie gezeigt wird.
    Unter dem Titel »Magneten« wird das Ensemble am 17.
    März in Wiener Rohnacher gastieren.
    Soeben ist dort eine Pressekonferenz zu Ende gegangen.
    Brigitte Hofer meldet sich mit André Heller.
    »Magneten« heißt der Abend, weil dieses Volk
    und die Kultur dieses Volkes auf mich und auf andere eine unwiderstehliche Anziehungskraft hat.
    Anziehungskraft, die durch ein Programm intensiviert werden soll, das Transtänzer, Tschardasch-Exzentriker, Roma, Primadonnen aus Spanien, Ägypten, Ungarn oder Indien in einem Programm vereint, das wie ein Magnet das Publikum ins Wiener Ronnacher ziehen soll.
    André Heller.
    Es sind Künstler aus Indien, wo wir mal sehen, wo das herkommt, wo das seine Wurzeln hat, wie ein bestimmter Rhythmus, eine bestimmte Handhabung von Instrumenten weitergetragen wurde bis nach Europa.
    Wir haben Künstler aus Spanien, die einen anderen Stil tanzen als den Flamenco, der ihnen vielleicht bewusst ist, auch was sehr viel Melancholischeres.
    dann plötzlich wieder in eine Wildheit ausbrechend, die für uns schaumgebremste, angstverhangene Mitteleuropäer beinahe obszön ist.
    Dann haben wir Künstler aus Mazedonien, da kommt die Esma, das ist eine Kultfigur, wie es sie im deutschsprachigen Raum zum Beispiel gar nicht gibt.
    Ein Programm, das neben viel Kulinarischem auch bewusst macht, dass zum Beispiel die Roma als Volksgruppe in Österreich erst seit vergangenem Dezember anerkannt sind.
    Am Schluss weiss man, diese niederträchtige Vorstellung, das sind wazierende Herrschaften und wir sind das Volk von Goethe und Beethoven und Mozart und Schiller oder Grillparzer.
    ist ein rührender Irrtum.
    Das ist eine ganz große Kulturnation und wir werden gut beraten, uns dort auf den Knien unseres Herzens zu nähern.
    Am 17.
    März ist hier die Premiere im Wiener Ronacher.
    Hellas Magneten als Publikumsmagneten Brigitte Hofer hat berichtet ab 17.
    März.
    Also kann man das in Wien sehen im Ronacher.
    Und wir schließen das Mittagsschanal mit einem neuen Nachrichtenüberblick.
    Europäische Union Die EU-Beitrittsverhandlungen mit Österreich und den skandinavischen Beitrittswerbern gehen in die Endphase.
    EU-Kommissar Van der Broek dringt auf einen termingerechten Verhandlungsabschluss bis 1.
    März.
    Ende Februar soll es einen viertägigen Gesprächsmarathon in Brüssel geben.
    Ein Problembereich bleibt die Landwirtschaft.
    Weißrussland
    Nach dem Sturz von Präsident Juskiewicz wird jetzt ein neuer Staatschef gesucht.
    Als Favorit des Parlaments in Minsk gilt der Kommunist Valery Tichina.
    Der Reformpolitiker Juskiewicz ist gestern durch ein Misstrauensvotum des Parlaments entmachtet worden.
    Sein Sturz hat international Besorgnis ausgelöst.
    Ein Sprecher der amerikanischen Regierung meinte, Shuschevich sei ein Garant für demokratische und wirtschaftliche Reformen gewesen.
    Washington erwartet aber trotzdem, dass Weißrussland auch künftig am Prinzip der Atomwaffenfreiheit festhält.
    Österreich
    Österreichs Schüler sind im Computerwissen Weltspitze.
    Internationale Tests in zwölf Staaten haben ergeben, dass die EDV-Kenntnisse der Kinder im Pflichtschulbereich und in den höheren Schulen wesentlich besser sind als in großen Industrieländern wie etwa Japan oder in den USA.
    Mädchen haben in der Studie allerdings etwas schlechter abgeschnitten.
    Sie dürften meist weniger Spaß an der Arbeit mit Computern haben.
    Als Grund nennen Fachleute traditionelle Erziehungsformen.
    USA In den Vereinigten Staaten ist ein neuer Skandal um Menschenversuche aufgedeckt worden.
    Wie jetzt bekannt wurde, setzte die US-Armee jahrelang in mehreren Großstädten krankheitserregende Mikroorganismen frei, unter anderem in der New Yorker U-Bahn und auf dem Flughafen in Washington.
    Damit sollte die Wirkung der biologischen Kriegsführung getestet werden.
    Die Versuche der Amerikaner liefen bis in die 80er Jahre.
    Das Wetter in Österreich, von Salzburg bis ins Burgenland bewölkt und noch einzelne Regenschauer.
    Im Süden und im Westen zeitweise sonnig.
    Kräftiger Westwind und Temperaturen zwischen 4 und 10 Grad.
    Das war unser Mittagsschanal.
    Moderation Louis Glück, Technikingenieur Kurt Pascha.
    Wir verabschieden uns.
    Schönen Nachmittag.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Pfaffinger, Jürgen [Gestaltung] , Hnatek, Josef Wenzel [Sprecher/in]
    Datum: 1994.01.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Sterzinger, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1994.01.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Europa-Untersuchung über Computer in der Schule
    In der 7. und 8. Schulstufe gibt es in Österreich eine verpflichtende Computerausbildung. Bereits 90 % aller Pflichtschüler verwenden im Unterricht Computer. Eine internationale Studie hat in 22 Länder untersucht wie gut die Kinder mit den Rechnern umgehen können. Österreich schneidet dabei außerordnetlich gut ab. Interview: Professor Günter Haider
    Mitwirkende: Wolf, Armin [Gestaltung] , Haider, Günter [Interviewte/r]
    Datum: 1994.01.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Bildung und Schulwesen ; Graphik ; Technik ; Interview ; Reportage ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Weißrussland: Wende nach hinten
    Weißrussland hat bisher unter den Nachfolgestaaten der Sowjetunion als Musterknabe gegolten. Ein altkommunistisch- und pro-russisch-orientiertes Parlament hat nun in Minsk den Präsidenten abgesetzt. Auch der Ministerpräsident hat keine Mehrheit mehr im Parlament.
    Mitwirkende: Dox, Georg [Gestaltung]
    Datum: 1994.01.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Regierung ; Opposition ; Parlament ; Wirtschaftspolitik ; Reportage ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Weißrussland ; Russland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: Gespräch mit Austro-Chinesen
    Hinweis auf die Sendung "Journal Panorama" betreffend den Ansichten eines Maoisten aus Wien und seine Erfahrung aus 55 Jahre in Peking. Interview: Arzt Richard Frey.
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Frey, Richard [Interviewte/r]
    Datum: 1994.01.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Vorschau ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Rückblick ; Interview ; Widerstand ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kontroverse um Mineralwasser in Plastikflaschen
    70 % der Österreicher trinken Mineralwasser. Der Umsatz liegt bei weit über 2 Milliarden Schilling. Mineralwasser wird im Zusammenhang mit der neuen Verpackungsverordnung zum Problem. Im Gegensatz zum Sinn der Verordnung soll demnächst auch Mineralwasser in Plastikflaschen verkauft werden dürfen. Das Umweltministerium kündigt Widerstand an. Interview: Gesundheitsminister Michael Ausserwinkler, Interview: Umweltministerin Maria Rauch-Kallat.
    Mitwirkende: Fischer, Karin [Gestaltung] , Ausserwinkler, Michael [Interviewte/r] , Rauch-Kallat, Maria [Interviewte/r]
    Datum: 1994.01.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Ökologie und Umweltschutz ; Justiz und Rechtswesen ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Umweltpolitik ; Regierung ; Reportage ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz André Heller zu "Magneten"
    Internationale Künstler der Sinti und Roma hat André Heller für eine Produktion engagiert. Unter dem Titel "Magneten" wird das Ensemble im Wiener Ronacher gastieren. Einblendung: Veranstalter André Heller.
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Heller, André [Interviewte/r]
    Datum: 1994.01.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Minderheiten ; Kulturveranstaltung ; Pressekonferenz ; Ethnie ; Vorschau ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Wien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kurzmeldungen
    Mitwirkende: Hnatek, Josef Wenzel [Gestaltung]
    Datum: 1994.01.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1994.01.27
    Spieldauer 00:55:49
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1994.01.27 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-940127_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt