Mittagsjournal 1993.06.07

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Mittagszeit ist wieder, Mahlzeit zugleich Journalzeit und zu einer knappen Stunde aktuelle Information begrüßt Sie als Redakteurin im Studio Christelreis.
    Unser Themenangebot heute, eine kurze Auswahl daraus.
    Die Kommunalwahlen in Italien haben die erwarteten schweren Verluste für Sozialisten und Christdemokraten gebracht, das Ausmaß der Niederlage überraschte dann aber doch.
    In Moskau war heute erster Arbeitstag für die verfassungsgebende Versammlung.
    Nach den Wahlen in Lettland.
    Aus Österreich-Berichte.
    Der St.
    Pöltner Bischof Kurt Krenn verliert wieder einen Gegner.
    Der St.
    Pöltner Dompfarrer Opolzer tritt zurück.
    Bei uns zu hören, Prelat Opolzer und Bischof Krenn.
    Rudolf Nürnberger von der Gewerkschaft Metallbergbau Energie zur aktuellen Konjunkturlage.
    Und Neues von der Aktion SOS Mitmensch.
    Das Neueste dieses Tages nun am Beginn des Mittagschanals in Nachrichtenform.
    Nina Strählein liest die von Elisabeth Mahners verfassten Meldungen.
    Deutschland.
    Auch heute Nacht sind von Ausländern bewohnte Häuser in Deutschland nicht von Brandanschlägen verschont geblieben.
    Unbekannte Täter zündeten im Gang eines Hauses in der Stadt Soest in Nordrhein-Westfalen
    einen Kinderwagen an.
    Der Brand konnte rasch gelöscht werden.
    Ein Ausländer erlitt leichte Verletzungen.
    Auch in einem von Türken bewohnten Haus in Bergisch Gladbach in der Nähe von Köln ist in der Nacht auf heute ein Feuer ausgebrochen.
    Es konnte von den Bewohnern selbst gelöscht werden.
    Auch in diesem Fall dürfte nach Vermutungen der Polizei Brandstiftung vorliegen.
    Der Brand in der Christuskirche in Nürnberg ist von zwei zündelnden Kindern verursacht worden.
    Wie die Polizei heute mitteilte, ist ein politischer Hintergrund auszuschließen.
    Das Feuer hat das Altenkirchtum weitgehend zerstört.
    Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat heute früh in Berlin einen internationalen Aids-Kongress eröffnet.
    Von Weizsäcker wandte sich vehement gegen eine Ausgrenzung von Aids-Kranken.
    Wörtlich sagte er, die Gesellschaft dürfe sich nicht in gesunde und kranke spalten.
    Es sei unmöglich, die Immunschwäche als angeblich gerechte Strafe zu interpretieren.
    An dem Kongress nehmen 15.000 Experten aus aller Welt teil.
    Die Weltgesundheitsorganisation rechnet derzeit mit etwa 14 Millionen HIV-Infizierten.
    Bis zum Jahr 2000 könnten es nach Schätzungen 40 Millionen sein.
    Spanien.
    Die Sozialisten von Ministerpräsident González haben die Parlamentswahlen gewonnen, die absolute Mehrheit aber verloren.
    Sie brauchen Partner, um weiter regieren zu können.
    Nach dem vorläufigen amtlichen Ämtergebnis kamen die Sozialisten auf 159 der insgesamt 350 Mandate im Abgeordnetenhaus.
    Die konservative Volkspartei von José María Aznar erhielt 141 Parlamentssitze.
    Die Wahlbeteiligung lag bei 75 Prozent.
    Italien.
    Nach den zahlreichen Skandalen der letzten Zeit haben die traditionellen Parteien bei den Kommunalwahlen schwere Verluste erlitten.
    Die Protestparteien erzielten große Gewinne.
    Die meisten Einbußen verzeichnen Christdemokraten und Sozialisten.
    Die rechtsgerichtete Lega Nord konnte in Mailand einen Überraschungserfolg erreichen.
    Politiker aller Parteien sprachen angesichts der Erfolge für die Protestparteien von einem politischen Erdbeben.
    Russland.
    Die von Präsident Jelzin einberufene Verfassungskonferenz wird heute fortgesetzt.
    Jelzin will das Amt des Staatsoberhauptes gegenüber dem Parlament nach dem Vorbild Frankreichs stärken.
    Die Nationale Rettungsfront hat Jelzin gestern vorgeworfen, eine Diktatur anzustreben.
    Lettland.
    Bei den ersten Freien Parlamentswahlen in Lettland seit der Unabhängigkeit gibt es erste Trendrechnungen.
    In Führung liegt ein Bündnis aus Reformkommunisten und Emigranten mit der Bezeichnung Lettischer Weg.
    Zweitstärkste Gruppe ist die Bauernunion.
    Weit abgeschlagen liegt die bisher regierende lettische Volksfront.
    USA.
    Im Gedenken an Robert Kennedy haben sich in Washington 18.000 Menschen versammelt.
    Kennedy ist vor genau 25 Jahren bei einem Attentat getötet worden.
    Robert Kennedy war unter der Präsidentschaft seines Bruders Justizminister gewesen und hatte sich 1968 selbst um das Präsidentenamt beworben.
    Bei einer Wahlkampfreise wurde er in einem Hotel in Los Angeles von dem Jordanier Sirhan Sirhan angeschossen.
    Einen Tag später erlag er im Alter von 42 Jahren seine Verletzungen.
    Österreich.
    Der neue niederösterreichische Landtag ist am Vormittag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengetreten.
    Landeshauptmann Pröll wurde in seinem Amt bestätigt.
    Er wird am Nachmittag von Bundespräsident Klistil angelobt.
    Nach den Wahlen am 16.
    Mai sind zum ersten Mal vier Parteien im niederösterreichischen Landtag vertreten.
    Das Höhlendrama von Salzburg hat ein glückliches Ende gefunden.
    Die beiden vermissten jungen Männer konnten unverletzt geborgen werden.
    Sie waren gestern in Tennek in das sogenannte Pohnloch eingestiegen und dürften sich verirrt haben.
    Ursprünglich hätten sie am Abend zurückkehren sollen.
    Um drei Uhr früh begann die Suchaktion.
    Heute Vormittag hatte sie Erfolg.
    Bei der jüngsten Lotto-Runde gab es keinen einzigen Sechser.
    Bei der nächsten Runde gibt es daher 13 Millionen Schilling im Jackpot.
    Also an die Nachrichten jetzt ein Hoch dem Sommer, der ja noch nicht da ist.
    Sommerbeginn ist ja genau in 14 Tagen am 21.
    Juni, für alle, die es genau wissen wollen, um 11 Uhr.
    Aber hochsommerliches Wetter macht sich in Österreich schon breit.
    Wie es genau wird, das weiß Peter Sterzinger.
    Ja, die Meteorologen lassen den Sommer sogar schon mit dem 1.
    Juni beginnen.
    Das heiße Wetter entspricht einer durchaus hochsommerlichen Wetterlage.
    In den nächsten Tagen wird sich, so wie das heute aussieht, nicht viel ändern.
    Die heiße Periode dauert also an.
    Seit zwei Stunden bewegt sich eine Gewitterzone langsam über Bayern ostwärts und dürfte demnächst Teile Oberösterreichs und das Unterinntal erreichen.
    Auch im südlichen Waldviertel sowie im Böhmerwald gehen die ersten gewittrigen Regenschauer nieder.
    Schwül ist es so ziemlich in ganz Österreich.
    Die aktuellen Meldungen, Wien und Eisenstadt heiter 29 Grad, St.
    Pölten heiter 26, hier dürfte es mittlerweile auch schon Regenschauer geben.
    Linz und Salzburg Heiter 25, Innsbruck Heiter 22, Bregenz Heiter 23, Graz Heiter 27 und Klagenfurt Heiter 24 Grad.
    Es bleibt auch am Nachmittag zunächst im Großteil Österreichs sonnig und die Temperaturen steigen noch auf Werte zwischen 26 und 30.
    Da und dort wahrscheinlich 32 und in 2000 Meter Höhe auf 14 oder 15 Grad.
    Allerdings rechnen wir allmählich mit zahlreichen Gewittern, die meisten davon betreffen sicherlich das Gebirge und Hügelland, aber auch anderswo muss stellenweise damit gerechnet werden, auch im Wiener Becken.
    Hier können sie bis in die Nacht hinein dauern, manche Gewitter sind heftig und die Gefahr von Hagel können wir nicht ganz ausschließen.
    In der zweiten Nachthälfte wird der Himmel klar, die Temperaturen sinken auf 17 bis etwa 12 Grad.
    Morgen Dienstag scheint wieder häufig die Sonne und die Wahrscheinlichkeit für Gewitter und Regenschauer wird geringer.
    Am ehesten gibt es sie noch in Vorarlberg und Tirol, möglicherweise auch in Kärnten und der Steiermark.
    Von Oberösterreich bis zum Nordburgenland wird es windig und hier mit Höchsttemperaturen bis etwa 26 Grad vorübergehend auch nicht so heiß.
    Sonst liegen die Höchstwerte wieder etwa zwischen 26 und 30 Grad.
    Übermorgen am Mittwoch werden die Gewitter noch seltener, die Hitze bleibt.
    Acht Minuten nach zwölf Uhr, Peter Sterzinger war das von der Radio-Wetter-Redaktion.
    Und am Beginn des Beitragsteils dieses Journals Neues aus der Diözese St.
    Pölten.
    Dächernd und brillant Johannes Oppolzer ist gestern mit der Nachricht an seine Dompfahre in St.
    Pölten getreten, dass er ab 1.
    September zurücktrete.
    Anschauungs- und Handlungsweisen zwischen ihm und seinem Bischof seien nicht miteinander vereinbar.
    Hubert Arnim Ellison holte am Vormittag eine erste Stellungnahme von Bischof Kurt Grenn ein, der damit einen weiteren Kirchenkritiker verliert.
    Die Vorgangsweise von Prelat Johannes Opholzer war abgesprochen mit Ihnen.
    Sie haben darüber Bescheid gewusst.
    Jetzt ist es aber so, dass Sie doch einen sehr wichtigen Mann in der Diözese verloren haben.
    Mit Ende August will er nicht mehr als Dompfarrer tätig sein.
    Was bedeutet das für Sie?
    Das wissen wir.
    kann auch die Freiheit eines Menschen nicht bedrängen.
    Er hat das ganz aus freien Stücken getan und wir haben das auch im Domkapitel, bei dem er ja immer noch anwesend ist und auch mitberät, besprochen und ich bin ein bisschen erstaunt über die Gründe, die hat er eigentlich weder mir noch dem Domkapitel
    Dazu prelat Johannes Opolze in einem Interview, das er mir bereits am Freitag gegeben hat.
    Auf Jahre hingesehen, wie soll es gehen?
    Weil ja doch, das stimmt ja, der Einfluss des Bischofs und seine Vollzugskompetenz, Macht da ist.
    Und ein Bischof, der diese Kompetenz auch ausschöpft, wir trachten, dass er sein Bild durchbringt.
    Das stimmt.
    Und das macht mir Sorgen.
    Damit sind die unterschiedlichen Kirchenbilder zwischen den beiden Klerikern angesprochen.
    Zurück zu Bischof Kurt Krenn, der in einem Buch damit zitiert wird, dass seine Macht in der Diözese ohnehin mit jedem Tag, den er am Tiere wachse.
    Das meine ich nicht, das Wort ist ein bisschen schief wiedergegeben.
    Macht heißt nicht, dass ich Positionen einnehme, die da irgendwie zum Machtzuwachs bestimmt werden, sondern Macht heißt, dass man besser verstanden wird.
    Es gibt ja auch die geistige Einsichtigkeit, die wächst und ich glaube, ich kann nur sagen,
    Wenn von Linie gesprochen wird, ich vertrete die ganz normale Linie der Kirche und hoffe, dass auch jeder mitgeht.
    Es ist halt das Faktum offenbar, dass viele nicht in sich, sondern hinausgehen.
    Das ist ein bisschen schade, ja.
    Aber schauen Sie, einen Monat lang ist das längst alles unter uns abgesprochen und ich habe es auch dem Herrn Dumpfacher überlassen, den Zeitpunkt festzulegen, wann er das
    mitteilt.
    Das hat er jetzt gemacht und es ist nicht so dramatisch, sondern das sind ganz normale Vorgänge, die ja nicht eine Katastrophe bedeuten, sondern vielleicht eine gewisse Klärung und man muss die Freiheit des Einzelnen auch in diesen Entscheidungen respektieren.
    Der St.
    Pöltner Dompfarrer Johannes Oppold, einer der bedeutendsten Kritiker von Bischof Grenn, hat gestern also seinen Rücktritt von der Kanzel weg verkündet.
    In diesem Zusammenhang auch ein Hinweis in Freizeichen.
    Bei norafrei aus aktuellem Anlass ist heute Bischof Kurt Grenn zu Gast und auch der Journalist Hubert Wachter, Autor des Buches Gottes Ehrne Faust, das jüngste Buch über Kurt Grenn.
    Freizeichen heute kurz nach zwei Uhr Nachmittag.
    Und jetzt nach Italien.
    11 Millionen Stimmbürgern bot sich gestern in 1.230 Gemeinden Italiens die Möglichkeit, in der Wahlkabine eine Antwort auf die Verstrickung der traditionellen Parteien in Misswirtschaft und Korruption zu geben.
    Und die Ergebnisse der Kommunalwahlen, die unter anderem auch über die politische Zukunft der Städte Mailand, Turin und Catania entschieden haben, sprechen eine mehr als deutliche Sprache.
    In allen Landesteilen haben die Christdemokraten und die Sozialisten, die am stärksten in den Taumel der Skandale geraten sind, schmerzliche Niederlagen hinnehmen müssen.
    In Mailand etwa, der ehemaligen Hochburg Bedinokraxis, wurde der PSI, also die Sozialisten, von 19,4 auf magere 2,5 Prozent zurückgestutzt.
    In der lombardischen Metropole konnte mit der Lega Nord jene Partei, die die Hoffnungen auf einen radikalen Wandel auf sich konzentriert, ihren größten Triumph erzielen.
    Satte 41 Prozent, das ist ein Zuwachs von mehr als 20 Prozent im Vergleich zu den letzten Kommunalwahlen vor drei Jahren.
    Also 41 Prozent entfielen auf die autonomistische Volksbewegung.
    Damit besitzt ihr Bürgermeisterkandidat Marco Formentini größte Chancen, sich bei der Stichwahl am 20.
    Juni gegen den Vertreter der Linksparteien durchzusetzen.
    Diese waren die einzigen, die mit dem Siegeszug der Lega Nord einigermaßen Schritt halten konnten.
    Die Ergebnisse dieser Wahl, die auch als Generalprobe für die kommenden Parlamentswahlen in Italien verstanden wird, analysiert nun unser Mann in Italien, Andreas Pfeiffer.
    dass der Urnengang dieses Wochenendes dem traditionellen Parteiengefüge in Italien einen sehr unsanften Stoß versetzen würde, war vorauszusehen.
    Wer am Vorabend der Wahl durch die Straßen Mailands flanierte, bemerkte, dass auf den Plakatwänden nur noch die Köpfe der Spitzenkandidaten Marco Formentini und Nando Dalla Chiesa zu sehen waren.
    Die Bildnisse der Vertreter von Christdemokraten und Sozialisten waren samt ihren Listenzeichen übermalt oder heruntergerissen worden.
    Der Groll der Lombarden hat eindeutige Ursachen.
    Die Ermittlungen des Starr-Staatsanwaltes Antonio Di Pietro haben das Beben von Tangentopoli ausgelöst.
    Und Mailand, das sich bislang stolz die moralische Hauptstadt Italiens nannte, figurierte im Bewusstsein des Landes plötzlich als die Hauptstadt der Schmiergelder.
    Die Sozialisten haben heute Bettino Craxis unrühmliches Erbe angetreten.
    Nicht nur in Mailand, in den meisten Städten wurden sie zur Kleinstpartei herabgesetzt.
    Nicht glimpflicher kamen die Christdemokraten davon.
    Sogar auf Sizilien, ihrem traditionellen Stimmenreservoir, mussten sie Einbußen bis zu 15 Prozent in Kauf nehmen.
    Hand in Hand mit dem Erdbeben der Schmiergeldermittlungen gingen die Erdrutschsiege der Lega Nord.
    Die streitbare Autonomiebewegung um Umberto Bossi, der seine Gegner nur noch als Nomenklatura und Regime bezeichnet, hat bereits bei den Parlamentswahlen im Vorjahr mit 9,1 Prozent eine erste Hürde genommen.
    Was folgte etwa in den Kommunalwahlen von Monsa und Varese im vergangenen November, war ein Stafettenlauf des Erfolgs, der jetzt in Mailand, Turin und Triest ein glänzendes Ziel erreichte.
    Ohne uns hätte es nur Bomben, aber keinen demokratischen Wandel in Italien gegeben, tönte Bussi gestern Nacht.
    Und sein Mailander Kandidat Marco Formentini ist schon jetzt überzeugt, dass er nach der Stichwahl gegen Mando Dalla Chiesa am 20.
    Juni der neue Bürgermeister Mailands sein wird.
    Die Mailänder haben ihre Stadt zurückerobert.
    Sie haben ihre Pflicht getan, damit in Italien endlich die betrügerischen Worte und die verbrecherischen Taten der Altparteien ein Ende nehmen.
    Italien will europäisch werden und Mailand will in diesem Wandel eine Vorreiterrolle spielen.
    Die furchtbaren Rückstände gegenüber anderen europäischen Städten müssen wieder aufgehüllt werden.
    Der Vorherrschafter Lega Nord im Norden des Landes kann nur noch die Bürgerbewegung Rete, die vor allem den Kampf gegen die organisierte Kriminalität auf ihre Fahnen geschrieben hat, mithalten.
    In Mailand, Turin und Katania hat sie ihre Kandidaten in die Stichwahl gebracht.
    Zum Wandel des Votums kam auch ein Wandel des Wahlmodus hinzu.
    Erstmals konnten die Italiener ihre Bürgermeister direkt wählen.
    Das hat zur Folge, dass handlungsfähigere Koalitionen zustande kommen und vor allem, dass sich die Stadtoberhäupter künftig besser dem Diktat der Parteizentralen widersetzen können.
    Viele Stimmbürger haben sich auch nicht an die Empfehlungen ihrer Parteien gehalten und einfach ihren Lieblingskandidaten gewählt.
    Ob die Lega Nord, die heute endgültig von der radikalen Proteste
    zur Regierungspartei avanciert ist, den versprochenen Wandel in die Tat umsetzen kann, ist wohl noch mit einigen Fragezeichen zu versehen.
    Doch eine politische Umwälzung in Italien tut dringend Not und es stimmt zuversichtlich, dass er nicht durch Bombenattentate, sondern in der Wahlkabine vollzogen wird.
    Kommunalwahlen in Italien, sie brachten schwere Verluste, für Christdemokraten und Sozialisten Andreas Pfeiffer hat informiert.
    Nach Moskau jetzt.
    Die vom Präsident Boris Jelzin einberufene Verfassungskonferenz beginnt heute mit ihrer eigentlichen Arbeit.
    Die Delegierten aus den verschiedenen russischen Regionen sollen in mehreren Arbeitsgruppen über den Verfassungsentwurf des Präsidenten beraten.
    Das wesentliche Ziel Jelzins ist, die eigenen Kompetenzen auszuweiten und jene des Parlaments einzuschränken.
    Die aus Altkommunisten und Nationalisten bestehende Opposition hat neuerlich vor einer Diktatur des Präsidenten gewarnt.
    Aus Moskau berichtet Georg Dox.
    Die russische Verfassungsversammlung hat heute Vormittag planmäßig ihre Arbeit aufgenommen.
    Die rund 700 Delegierten werden über den Verfassungsvorschlag von Boris Jelzin beraten.
    Allerdings nicht im Plenum, sondern wie geplant in fünf Arbeitsgruppen.
    Eine Vorgangsweise, die verhindern soll, dass ein chaotischer Sitzungsverlauf konstruktive Arbeit unmöglich macht.
    Es soll nicht zugehen wie im Parlament, es soll nicht zugehen wie im russischen Volksdeputiertenkongress.
    Der missglückte Staat am Samstag zeigt, wie notwendig die strenge Reglementierung ist.
    Parlamentspräsident Kaspulatov hatte das Wort verlangt, obwohl er nicht auf der Rednerliste stand.
    Ein randalierender Delegierter musste hinausgetragen werden.
    Kaspulatov, gefolgt von seinen Anhängern, hatte die Versammlung vorzeitig verlassen.
    Wie erwartet hat sich dieser erste Sturm am sitzungsfreien Sonntag wieder gelegt.
    Boris Yeltsin hat den Protest einiger Republikpräsidenten zur Kenntnis genommen.
    Sie fanden es unerhört, dem Parlamentspräsidenten das Wort zu verweigern.
    Die Sitzungen in den fünf Arbeitsgruppen werden von Vertrauensleuten des Präsidenten geleitet.
    Gemeinsam diskutieren die Vertreter der Regierung, in einer weiteren die Vertreter der Republiken, Bezirken und Regionen.
    Die Unternehmer und Vertreter der Industrie sind zu einem Gremium zusammengefasst, desgleichen die Parteien, Gewerkschaften und Religionsgemeinschaften und in dem fünften Gremium die Vertreter der Verwaltung.
    Der Verfassungsvorschlag des Präsidenten muss zur Grundlage der Diskussion genommen werden.
    Die Verfassungsentwürfe des Parlaments und der Kommunisten dürfen nicht diskutiert werden.
    Die Gegner der Jelzin-Verfassung werden aber versuchen, den Entwurf zu verändern.
    Fast 2000 Vorschläge sind bereits eingebracht worden.
    Wichtigster Streitpunkt bleibt die Stellung des Präsidenten.
    Boris Jelzin möchte seinen Vorrang vor dem Parlament in der neuen Verfassung festschreiben.
    Er möchte die volle Kontrolle über die Regierung.
    Er möchte künftig nicht mehr, wie bisher, nur per Dekret und am Parlament vorbei, die Reformpolitik realisieren.
    So wichtig das auch sein mag, die Gefahren sind klar.
    Ein Wechsel an der Staatsspitze könnte künftig auch einen Reformgegner mit den Vollmachten ausstatten, die die Jelzin-Verfassung vorsieht.
    Aber noch ist es nicht so weit.
    Die Versammlung, und das ist entscheidend, hat nur beratenden, nicht aber beschließenden Charakter.
    Also selbst wenn in den nächsten Tagen völlige Einigkeit darüber erzielt werden könnte, wie eine künftige russische Verfassung aussehen soll, über einen kritischen Punkt wird man nicht hinwegkommen.
    Einmal wird man die geltende Verfassung außer Kraft setzen müssen und die neue beschließen.
    Die Verfassungsversammlung, die tatsächlich die wichtigsten Vertreter der russischen Öffentlichkeit vereint, versucht nun auszuloten, hat Jelzins Entwurf überhaupt eine Chance auf breitere Zustimmung,
    Wie kann Ihnen seine Administration möglichst ohne größere Widerstände in Wirklichkeit werden lassen?
    Tauzin um eine neue Verfassung in Russland, Georg Doxat berichtet aus Moskau.
    Vor zwei Jahren, genau am 4.
    Mai 1991, wurde Lettland unabhängig.
    Am Wochenende wurden die ersten Parlamentswahlen in diesem balten Staat abgehalten seit der Unabhängigkeit.
    23 Listen und Parteienbündnisse bewarben sich um die 100 Mandate.
    Acht Bündnisse bzw.
    Parteien haben die 4%-Hürde übersprungen.
    Bei diesen Wahlen in Lettland hatte allerdings die Hälfte der Bevölkerung kein Wahlrecht.
    Denn wahlberechtigt waren laut Verfassung nur jene Personen, die schon in der Zwischenkriegszeit Bürger des Landes gewesen waren, sowie deren Nachfahren.
    Vor dem Krieg bestand die Bevölkerung Lettlands zu 75%, also zu drei Viertel aus Letten, und zu 25% aus Russen und Angehörigen anderer Nationalitäten.
    Der Anteil der Nicht-Letten ist in der sowjetischen Zeit auf knapp über 50 Prozent gestiegen.
    Und so waren eben mehr als eine halbe Million Menschen nicht wahlberechtigt, die Russen.
    Das Wahlergebnis in Lettland selbst überrascht nicht, berichtet Susanne Scholl.
    wenn auch unter anderem Namen.
    Und zweitens, so wie Estland auch, hat Lettland zunehmend Schwierigkeiten im Umgang mit seinen nationalen Minderheiten, vor allem mit den Russen.
    In die Unabhängigkeit von der damals noch existierenden Sowjetunion war Lettland 1991 von der lettischen Volksfront geführt worden.
    An der Spitze stand schon damals der einstige führende Kommunist Anatoly Skorbunov.
    Seitdem allerdings hat sich die Volksfront offenbar selbst von innen heraus aufgelöst.
    Bei der jetzigen Wahl kandidierte Gorbonows, der sich vom Kommunisten zum lettischen Nationalisten gewandelt hat, mit einer eigenen Partei, mit dem Namen Lettischer Weg.
    Und nach den bisher vorliegenden Ergebnissen dürfte diese mit einiger Sicherheit im neuen lettischen Parlament die stärkste Partei werden.
    Die Volksfront dagegen scheint nicht einmal jene 4% an Wählerstimmen zu erhalten, die nötig sind, um überhaupt einen Sitz im Parlament beanspruchen zu können.
    Von den in Lettland lebenden Russen, Ukrainern, Litauern und Polen wiederum durfte überhaupt nur ein geringer Teil an der Wahl teilnehmen.
    Lettland hat zwar noch kein endgültiges neues Staatsbürgerschaftsrecht verabschiedet, an der Wahl durften aber, so wie in Estland auch schon, nur jene Nichtletten teilnehmen, die schon vor 1940, also vor dem Anschluss an die Sowjetunion, in Lettland gelebt haben und natürlich deren Nachkommen.
    Die Stimmung vor allem unter den in Lettland lebenden Russen ist entsprechend schlecht.
    Und dies umso mehr,
    als unter der Führung eines deutschen lettischen Abstammungs mit Namen Joachim Sigarist auch eine radikal-nationalistische Partei kandidiert.
    Gernerklärt des Zieles ist, alle in Lettland lebenden Russen, mit wenigen Ausnahmen, des Landes zu verweisen.
    Die Partei der Radikal-Nationalisten dürfte übrigens nach den derzeit bekannten Ergebnissen nach Gorbonows lettischem Weg zweitstärkste Partei werden.
    Gegen ihren Chef Sigarist wird in Deutschland übrigens wegen rassistischer Hetze ermittelt.
    In Moskau beobachtet man die lettischen Wahlen naturgemäß mit einigen Missbehagen.
    Russland hat sich wegen der lettischen Staatsbürgerschaftspolitik auch geweigert, Beobachter zur Wahl zu entfinden.
    In Riga wiederum wirft man Moskau vor, diese Frage nur als Vorwand dafür zu benutzen, um den russischen Truppenabzug aus Lettland zu verzögern.
    Und hier und da ist auch nach wie vor von Russlands Absicht die Rede, Lettland neuerlich zu annektieren.
    Eines scheint aber vielleicht mit Aufnahme der Radikalnationalisten allen Bewerbern um die insgesamt 100 Parlamentssitze klar zu sein.
    Dass Lettlands Wirtschaft dringend einer Sanierung bedarf und dass dies ohne Kontakte zu den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken, einschließlich Russlands, vermutlich nicht zu bewerkstelligen ist.
    Nach den Wahlen in Lettland, Susanne Scholl hat berichtet.
    Zwischen der Tschechischen Republik und Österreich ist es zu einem ernsten Konflikt gekommen, weil Wien sich zunehmend gegen billige Importe gegen Tschechien abzuschirmen versucht.
    Wenn es nicht im letzten Augenblick noch zu einer Einigung kommt, dann ist ein zwischen den beiden Nachbarländern vorgesehenes Handelsabkommen gefährdet.
    Neeres vom Barbara Kudenhof-Kalergi aus Prag.
    Am Wochenende hat der tschechische Industrieminister Wladimir Dlohy dem österreichischen Botschafter in Prag dringende Vorreitungen gemacht.
    Morgen wird sein tschechischer Kollege in Wien beim österreichischen Wirtschaftsminister Schüssel vorsprechen.
    Der Grund für die Aufregung?
    Wien will in den nächsten Tagen scharfe Anti-Dumping-Maßnahmen gegen Importe aus Tschechien erlassen.
    Prag sieht darin eine Gefahr für die gesamte wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Österreich
    Immerhin nach Deutschland der zweitgrößte westliche Handelspartner der Tschechischen Republik.
    Anfang Juli wollen Schüssel und Lohi in Krumau ein Abkommen über künftige Zusammenarbeit unterzeichnen.
    Ein Vorhaben, das nun akut gefährdet erscheint.
    Schon früher hat Österreich zum Missvergnügen seiner Nachbarn Einfuhrquoten für tschechischen Zement und tschechische Düngemittel eingeführt.
    Nun sollen Zölle für Landmaschinen und Traktoren erhoben werden.
    Diese Maschinen werden in Österreich manchmal um rund die Hälfte des Preises einheimischer Produkte verkauft.
    Nach österreichischer Ansicht eine glatte Dumping-Politik.
    Das Problem wird dadurch verschärft, dass sich in letzter Zeit sogenannte Pirateneinfuhren häufen.
    Nicht-lizenzierte Importeure kaufen die Maschinen in Tschechien zum internen Kronenpreis und geben sie in Österreich entsprechend billig an österreichische Landwirte weiter.
    Sowohl für die österreichischen als auch für die tschechischen Erzeugerbetriebe ist diese Praxis lebensbedrohend.
    Prag will nun einen Aufschub der österreichischen Maßnahmen erreichen.
    Nach Ansicht tschechischer Experten sind die hiesigen Preise nicht subventioniert, eine Anti-Dumping-Politik daher nicht gerechtfertigt.
    Die Piratenexporte will man durch interne Maßnahmen in den Griff bekommen.
    Wenn Österreich nun, wie geplant, hohe Schutzzölle einführt und dies auch noch mit rückwirkender Geltung, so fürchtet Prag um seinen gesamten Handel mit Österreich auch in anderen Branchen.
    Wir wollen verhandeln und gemeinsam eine bessere Lösung finden, sagt man im Prager Handels- und Industrieministerium.
    Der Landmaschinenkonflikt mit Österreich spielt sich vor einem gesamteuropäischen Hintergrund ab, der allen postkommunistischen Reformstaaten Sorgen macht.
    Tschechien hat nach dem Zusammenbruch seiner Ostmärkte mit Mühe seine Ausfuhren auf Westeuropa umgestellt und macht nun die Erfahrung, dass man sich dort gegen die Konkurrenz aus dem Osten zu wehren beginnt.
    Schon ist die Rede von einem neuen eisernen Vorhang.
    Unter der Führung von Industrieminister Dlohi hat Bratl nun den Kampf gegen einen neuen Protektionismus aufgenommen, unter dem Stichwort Trade not Aid, Handel nicht Hilfe.
    Mit dem befreundeten Nachbarn Österreich hofft man freilich nicht auf Kampf, sondern auf einen vernünftigen Kompromiss.
    Landmaschinenkonflikt zwischen Österreich und Tschechien aus Prag hat Barbara Kudenhof, Kaliagin, formiert.
    Die herbstliche Lohnrunde mit den Metallern, die ja als Orientierung für alle übrigen Lohn- und Gehaltsabschlüsse dient, wirft die ersten Schatten voraus.
    Unter dem Eindruck der schlechten Wirtschaftslage haben die Unternehmer unter anderem gefordert, dass die Gewerkschaft nur mehr Mindestlöhne aushandelt, die tatsächlich ausbezahlten Löhne und Gehälter sollten den einzelnen Betrieben überlassen bleiben.
    Zu diesen Fragen und zur herbstlichen Lohnrunde hat heute der Vorsitzende der Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie Rudolf Nürnberger im Club der Wirtschaftspublizisten Stellung genommen, Herbert Huthar.
    Krise in der verstaatlichen Industrie, enormer Kostendruck bei den Autozulieferern, billige Ostkonkurrenz und von der allgemeinen Wirtschaftslage her kein Silberstreif am Horizont.
    Unter diesen Voraussetzungen beginnen die 240.000 Metaller mit der ersten Lohnrunde des heurigen Jahres.
    Gewerkschaftsvorsitzender Rudolf Nürnberger.
    Die Kollektivvertragsrunde, die im Herbst vor uns stehen, wird wie zweifellos die schwierigste seit zwei, drei Jahrzehnten werden.
    Ich möchte zum jetzigen Zeitpunkt keine Zahlenspielerei betreiben, weil wir erstens einmal noch die drei, vier Monate bis zum Herbst abwarten wollen, sich genau die wirtschaftliche Entwicklung ansehen werden.
    Aber ich kann heute schon sagen, wir werden, so wie in der Vergangenheit auch heuer, sehr verantwortungsbewusst in diese Lohnrunde gehen.
    Eine Nulllohnrunde kommt nicht in Frage, sagt Nürnberger.
    Und seiner Ansicht nach war der letzte Abschluss mit plus 3,9 Prozent und einer einmaligen Sonderzahlung von 2.000 Schilling nicht überzogen.
    Obwohl die Wirtschaftsforscher erst nach Vertragsabschluss ihre Prognosen nach unten revidierten, habe man auf die kritische Wirtschaftslage bereits Rücksicht genommen, sagt der Gewerkschaftschef.
    Gar nichts hält Nürnberger davon, in den Kollektivverträgen nur Mindestlöhne auszuhandeln, wie dies von Unternehmerseite gefordert wird.
    Erstes Gegenargument aus dem Blickwinkel der Arbeitnehmer.
    Diese Forderung ist aber eindeutig abzulehnen, weil ganz einfach der Istlohn jener Lohn ist, von dem die Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen.
    Und der Ist-Lohn, der Gesamte, unterliegt der Entwertung durch die Inflationsrate und es ist vordringlichste Aufgabe einer Gewerkschaftsbewegung, den Lebensstandard der Arbeitnehmer zu sichern und dazu gehört ihm, dass sein tatsächliches Ist-Einkommen erhöht wird, dass es keinen Reallohnverlust erleidet und wenn es die wirtschaftliche Lage erlaubt, sogar Reallohnsteigerungen zu erreichen.
    Und auch die Unternehmer hätten nicht allzu viel davon, meint Gewerkschaftschef Nürnberger.
    Also die Unternehmer hätten gerne, dass man die Istlohnsteigerung und den freien Spiel der Kräfte in den einzelnen Betrieben überlasst.
    Dazu sage ich Ihnen zwei Zahlen.
    Im Bereich der Industrie 1.600 Betriebe, im Bereich des Gewerbes 15.000 Betriebe.
    Sie können sich selbst vorstellen, was das bedeuten würde, wenn hier jeder einzelne Beschäftigte seine Lohnpolitik führen müsste.
    Aber die Arbeitgeber unterliegen hier einem großen Trugschluss.
    Würde es zur Abschaffung der Istlohnerhöhungen kommen, würden die Gewerkschaften alles daran setzen, dass die Mindestlöhne sehr rasch das Niveau der Istlöhne erreichen.
    Grundsätzlich hätte er nichts gegen ein neues, flexibleres Lohnsystem, aber unter zwei Voraussetzungen.
    Erstens, die Gewerkschaft müsste Einblick in die Lohn- und Gehaltssumme der einzelnen Betriebe bekommen und zweitens, sie müsste die soziale Gerechtigkeit der Lohn- und Gehaltsstufen in den Betrieben selber kontrollieren.
    Beides wird abgelehnt.
    Die herbstliche Lohnrunde wird also wieder nach den hergebrachten Ritualen ablaufen mit Forderung, Ablehnung, Gegenforderung und Einigung zum letztmöglichen Termin und das höchstwahrscheinlich wieder um zwei Uhr früh.
    Die Metaller Gewerkschaft erwartet eine harte Herbstlohnrunde.
    Herbert Hutter hat informiert und wir bleiben auch noch mit dem nächsten Beitrag.
    In Österreich, der neue niederösterreichische Landtag ist heute Vormittag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengetreten.
    Landeshauptmann Pröll wurde in seinem Amt bestätigt.
    Die Wahlen am 16.
    Mai brachten ja zum ersten Mal eine Premiere für Niederösterreich.
    Erstmals sind vier Parteien im Niederösterreichischen Landtag vertreten.
    Auch das Liberale Forum schaffte den Einzug in den Landtag, vielleicht auch für das Liberale Forum, das erst knapp vor der Wahl seine Wahl bekannt gegeben hat, seine Kandidatur bekannt gegeben hat.
    Überraschend.
    Ein Bericht nun von der Konstituierung des Niederösterreichischen Landtages von Michael Battisti.
    Die konstituierende Sitzung des niederösterreichischen Landtages begann mit der Angelobung der 56 Abgeordneten.
    Insgesamt gibt es 19 neue Mandatare, die erstmals im Landtag vertreten sind.
    Statt bisher drei Frauen gibt es im künftigen Landtag sechs weibliche Abgeordnete.
    Bei der anschließenden Wahl des Landtagspräsidenten wurde der bisherige Präsident Franz Romeda von der Volkspartei mit allen 56 Stimmen wiedergewählt.
    Danach folgte die Wahl des Landeshauptmannes.
    Erwin Pröll wurde einstimmig mit allen Stimmen der 56 Abgeordneten von ÖVP, SPÖ, FPÖ und des Liberalen Forums gewählt.
    Erwin Pröll, der im Oktober des vergangenen Jahres die Funktion des Landeshauptmannes von Siegfried Ludwig übernommen hatte, nahm die Wahl an.
    In seiner Regierungserklärung sagte Pröll, dass die Verhandlungen zwischen den Parteien konstruktiv und betont sachlich geführt worden seien.
    Er wolle ein Landeshauptmann für alle Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen sein.
    Zu den beiden Landeshauptmann-Stellvertretern wurden Lise Prokop von der Volkspartei und Ernst Höger von der Sozialdemokratischen Partei einstimmig gewählt.
    Von den insgesamt neun Regierungsmitgliedern stellt die ÖVP fünf.
    Die Regierungsmannschaft der SPÖ besteht aus drei Mitgliedern.
    Die Freiheitlichen besetzen mit Hansjörg Schimmerneck das für Bauen und Wasser zuständige Ressort.
    Michael Battisti hat informiert.
    Es ist ein Kongress der Rekorde, der 9.
    World AIDS Kongress, der heute Vormittag in Berlin eröffnet wurde.
    Quantitativ werden alle bisherigen Konferenzen dieser Art übertroffen, denn nach Berlin sind 15.000 Kongressteilnehmer gekommen.
    Bei der ersten Konferenz, bei dem ersten Kongress in den USA waren es übrigens 2.000.
    Kritiker können diesen Kongressen wenig abgewinnen, sie seien nutzlose und kostspielige Großveranstaltungen, meinen sie.
    Von vielen kleinen Fortschritten sprechen allerdings die Organisatoren.
    Zu der bislang weltweit größten Veranstaltung zum Thema AIDS sind sage und schreibe 15.000 Teilnehmer aus fast allen Staaten der Welt in die deutsche Hauptstadt geeilt.
    900 Vorträge werden gehalten, nicht weniger als 4.500 wissenschaftliche Veranstaltungen abgehalten und 90 Symposien angeboten.
    Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Schirmherr dieser Veranstaltung, warnte sich in seiner Eröffnungsansprache am Vormittag vehement gegen eine Ausgrenzung von AIDS-Kranken.
    Die Gesellschaft darf sich nicht in gesunde und kranke Spalten, infizierte und kranke als Gefahrenherde oder verseuchte Brandmarken.
    Wir müssen uns nicht vor dem infizierten Mitmenschen schützen, sondern vor einer Infektion.
    Nicht der andere Mensch ist die Gefahr, sondern die Leichtfertigkeit.
    Deshalb müssen wir alle uns an der Prävention beteiligen, Kranke und Gesunde.
    Im Mittelpunkt des 9.
    Welt-Aids-Kongresses steht die Ausbreitung der tödlichen Immunschwäche-Krankheit.
    Jeden Tag infizieren sich etwa 5000 weltweit mit dem Aids-Virus.
    Nach neuesten Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation haben sich seit Bekanntwerden von Aids bereits rund 15 Millionen infiziert.
    Bis zum Jahr 2000 wird sich die Zahl der HIV-Positiven verdoppelt haben.
    Die Zahl der AIDS-Toten auf 8 Millionen steigen, also vervierfachen.
    Am schlimmsten ist die Situation noch immer in Schwarzafrika.
    Die Hälfte der weltweit Infizierten lebt in Ländern südlich der Sahara.
    Doch es entwickelt sich ein neuer Brennpunkt, Süd- und Südostasien.
    Vor allem in Thailand und Indien breitet sich das HIV-Virus derzeit rasant aus, so schnell wie vor zehn Jahren schon in Afrika.
    Experten gehen davon aus, dass es in Asien bald mehr Infektionen als in Afrika geben wird.
    In den Zentren des asiatischen Sextourismus hat sich bereits jede fünfte Prostituierte angesteckt.
    Tendenz trotz aller Warnungen schnell steigend.
    Fachleute befürchten, dass sich in wenigen Jahren in Asien ähnliche Tragödien ereignen werden wie zurzeit in Schwarzafrika, wo die Zahl der Aidsweisen und verlassenen Dörfer wächst und wächst.
    Doch auch in anderen Regionen der Welt steigt die Zahl der Infizierten stark an.
    Mehr als eineinhalb Millionen soll es bislang in Lateinamerika und in der Karibik geben.
    Trotz dieser dramatischen Entwicklung ist vom Berliner Aids-Kongress kein Durchbruch in der Aids-Therapie zu erwarten.
    Gegen das tödliche Virus ist kein wirksames Medikament in Sicht.
    Zumindest darüber sind sich die aus aller Welt nach Berlin angereisten Fachleute einig.
    Neunter Welt-Aids-Kongress in Berlin.
    Heute Vormittag hat er begonnen und aus Berlin hat Kurt Rammersdorfer berichtet.
    Eine mysteriöse Krankheit hat in einem Indianer-Reservat der Navajos im Südwesten der USA elf Menschenleben gefordert.
    Die Gesundheitsbehörden konnten lange Zeit nicht ermitteln, ob ein noch unbekanntes Virus, vergiftete Nahrungsmittel oder Medikamente für die grippeähnliche Krankheit verantwortlich sind.
    In dem Reservat, das Teile der US-Bundesstaaten New Mexico, Arizona und Colorado umfasst, sollen mindestens 25 Personen infiziert sein.
    Die Erkrankten klagen über Muskelschmerzen, Fieber, Kopfweh und Atembeschwerden.
    Nun gibt es erste Hinweise auf die Ursache dieser Krankheit.
    Nach drei bangen Wochen scheint die geheimnisvolle Krankheit, die im riesigen Reservat der Navajo-Indianer im Südwesten der USA bisher mindestens elf Tote gefordert hat vor der Aufklärung,
    Die Mediziner glauben, dass es sich um einen durch Mäuse, Ratten und Präriehunde verbreiteten Virus handelt, der unter dem Namen Hantan-Virus bisher nur in Asien bekannt war.
    Betroffen von der Krankheit waren sowohl Navajo-Indianer als auch Weiße im malerischen Vierländereck zwischen den US-Bundesstaaten New Mexico, Arizona, Utah und Colorado.
    US-Fieber, Kopfweh und Gliederschmerzen hatten innerhalb von 24 Stunden zu lebensbedrohenden Atembeschwerden und in der Hälfte der Fälle zum Tod geführt.
    Die Ärzte standen vor einem Rätsel.
    Die Opfer waren alle bis unmittelbar vor dem Krankheitseintritt kräftig und gesund gewesen, und sie sprachen auf keine Behandlung an.
    Jetzt hofft man, zukünftige Krankheitsfälle mit einer Impfung behandeln zu können.
    Vorausgesetzt, es handelt sich wirklich um den Hunter-Virus aus Asien.
    In New Mexico und Arizona tobt inzwischen ein Meinungsstreit zwischen den einflussreichen Medizinmännern der Navajos und den Ärzten der staatlichen Gesundheitszentren.
    Die Ärzte warnen davor, den Staub der Prärie aufzuwirbeln, denn der gefährliche Virus wird durch getrocknete Exkremente von Mäusen und Ratten übertragen.
    Und das geschieht auch durch die Luft.
    Bei den Avaos stehen aber in den nächsten Tagen die jährlichen Säuberungszeremonien bevor, bei denen durch das Schlagen großer Decken auf den Boden der Segen der Götter erbeten wird.
    Die Medizinmänner wollen gerade in einer für den Stamm so schwierigen Situation auf diese Tradition nicht verzichten.
    Die Ärzte der Weißen geben im Übrigen zu, dass es die Medizinmänner waren, die sie als erste auf Ratten und Mäuse als mögliche Überträger der Krankheit aufmerksam gemacht haben.
    Weil die Pinien das ganze Jahr ihre nahrhaften Müsse getragen hatten, gibt es so viele Nagetiere wie schon lange nicht.
    Raymond Leufert berichtet aus Washington und im Mittagsschornal jetzt ein Hinweis auf das Radioprogramm von heute Abend.
    Journal Panorama.
    Schon früher hatte man es mit der Gleichheit der Menschen nicht sehr ernst genommen.
    Bis in die Mitte des 18.
    Jahrhunderts wurden in Österreich Frauen unter der Anschuldigung ein Hexe zu sein gefoltert und anschließend verbrannt.
    Leibeigenschaft der Bauern, Ausbeutung der Arbeiter, Entrechtung der Armen und schließlich die beiden Weltkriege.
    Die österreichische Geschichte eine Geschichte der Menschenrechtsverletzungen
    Die Zeit ist vorbei, die Menschenrechtsverletzungen sind geblieben.
    Hören Sie heute Abend um 18.20 Uhr in Österreich 1 über die dunklen Seiten der österreichischen Geschichte in einem
    Journal Panorama.
    Ein Journal Panorama, das Alfred Schwarz gestalten wird.
    Bleiben wir beim Thema Menschenrechte.
    Die Plattform SOS Mitmensch zog heute Vormittag im Wiener Schauspielhaus kritische Bilanz ihrer bisherigen Aktivitäten.
    An die 250.000 Menschen gingen ja am 23.
    Jänner für ein friedliches Zusammenleben und Toleranz in Österreich auf die Straße.
    Doch, so SOS Mitmensch, die Botschaft des Lichtermeeres, der größten Kundgebung der Zweiten Republik, ist noch nicht verwirklicht.
    Am 19. und 20.
    Juni will man daher mit einer weiteren Großveranstaltung auf die Ziele der Plattform aufmerksam machen.
    Markus Moser berichtet.
    Was ist geschehen seit dem 23.
    Jänner, als zehntausende Lichter durch die Wiener Innenstadt flackerten?
    Die Großveranstaltung auf dem Wiener Heldenplatz hat trotz Rekordbeteiligung ein Defizit im Budget der Plattform SOS Mietmensch hinterlassen.
    Eine Benefiz-CD wurde veröffentlicht, die helfen sollte, das Geldloch zu stopfen.
    Autor und SOS-Obmann Josef Haslinger resümiert.
    Das Lichtermeer beinhaltete zwei zentrale Forderungen.
    Das eine war die Forderung nach fairen Asylverfahren und das andere war die Forderung für gleichberechtigtes Miteinander aller hier lebenden Menschen.
    In den letzten Monaten wurden ausführliche Gespräche mit der Bundesregierung geführt, die, so Josef Haslinger, das Lichtermeer eher als ein Anti-Volksbegehren verstand, denn als Signal für mehr Menschlichkeit im Umgang mit Ausländern.
    SOS Mitmensch erarbeitete einen Katalog mit Vorschlägen für eine andere Ausländerpolitik.
    Von dem guten Dutzend Forderungen wurden bislang allerdings nur eine zur Gänze akzeptiert.
    Wer einen Asylantrag gestellt hat und seit fünf Jahren in Österreich lebt, wird nicht abgeschoben.
    Eine Bilanz, die für Josef Haslinger wenig Anlass zur Zufriedenheit gibt.
    Weihbischof Florian Kuntner beruft sich allerdings auf positive Erfahrungen, die er in Schulen im Umgang mit ausländischen und österreichischen Kindern gemacht hat.
    In einer Schule haben mich die Kinder in 13 Sprachen begrüßt.
    Und dort habe ich etwas gesehen, was mir bis jetzt zuhause noch nie aufgegangen ist.
    Dass dort vor allem die Lehrer sich um diese Kinder bemühen.
    Unsere Leute sind viel besser als wir glauben.
    Karl-Heinz Böhm, der seit über zehn Jahren in Äthiopien lebt und arbeitet, voll Skepsis zur momentanen weltweiten Flüchtlingssituation.
    die Grundsätze, die Charta der Vereinten Nationen grundlegend den heutigen politischen Entwicklungen auf dem Planeten Erde angepasst, so verändern und in die Praxis umsetzen, dass sie einer Weltregierung entsprechen, die für die Entwicklungen aller Staaten verantwortlich sind und damit auch eine gewisse Gleichheit herstellen können, ist die Diskussion über Asyl und über Menschenrechte eigentlich überflüssig.
    Denn was immer wir hier beschließen, was passiert dann mit den Menschen, die aus anderen Staaten kommen und die ganz andere Grundbedingungen haben?
    Und bevor man nicht auch weiter endlich zu einem Konsens kommt, dass die Wirtschaft tatsächlich wieder von der Politik kontrolliert wird und nicht umgekehrt über diese Fragen zu diskutieren, hat nicht sehr viel Sinn.
    Am 20.
    Juni findet auf der Wiener Donauinsel ein groß angelegtes Fest statt.
    Fest statt Festung, so das Motto der Veranstaltung, versteht sich als Zusatzprogramm zur UNO-Menschenrechtskonferenz.
    Willi Resetaritz alias Ostbankurti.
    Diese zartige Veranstaltung ist darüber hinaus die einzige oder eine der raren Möglichkeiten,
    ein Podium und Sprachrohr zu sein für viele Menschen, die da herkommen, um ihre berechtigten Anliegen vorzutragen.
    Das kann ein Podium, das kann ein Sprachrohr sein für diese Gruppen, die da bei den NGOs, bei den nichtstaatlichen Organisationen die ganzen Konferenzen und Diskussionen durchführen, dass die hier an die Öffentlichkeit treten können.
    Für ein Konzert auf der Donauinsel wird übrigens die legendäre Protestband Schmetterlinge noch einmal gemeinsam auftreten.
    Das war eine Bilanz und eine angekündigte neue Großaktion, der von SOS-Mitmensch Markus Moser hat berichtet.
    In Wien beginnt heute eine viertägige Albanien-Konferenz.
    Zentrales Thema dabei ist die Situation in der serbischen Provinz Kosovo.
    Im Kosovo leben mehrheitlich Albaner, die in den letzten Jahren schweren Repressionen von Seiten der serbischen Minderheit ausgesetzt sind.
    Die Wiener Konferenz soll Möglichkeiten für einen Ausweg aus der sich zuspitzenden Situation im Kosovo aufzeigen.
    Elisavash sprach darüber mit dem Kölner Südosteuropa-Experten Wolfgang Oschlis.
    Auf der Wiener Konferenz zum Thema Albanien werden erstmals auch Vertreter der Serben und Albaner aus dem Kosovo miteinander sprechen.
    Ob sie eine Lösung für den Konflikt finden, ist allerdings höchst ungewiss.
    Wolfgang Oschlis sieht den schwelenden Krisenherd im Kosovo von der Weltgemeinschaft vergessen.
    Es gibt Aussichten, das Kosovo ist nicht verloren, aber unter dem Eindruck der Vorgänge in Kroatien, Serbien und ganz besonders in Bosnien-Herzegowina hat man eigentlich vergessen oder übersehen, dass es noch weitere Konfliktherde im zentralen Balkan, in Ex-Jugoslawien gibt und einer der potenziell gefährlichsten scheint mir und nicht nur mir das Kosovo zu sein.
    Ein Grund für die Unterdrückung der Kosovo-Albaner durch die Serben ist der historische Boden, auf dem die Albaner leben.
    Das Amselfeld, das Kosovo-Polje, war der Ort, an dem die Serben im Jahr 1389 die entscheidende Schlacht gegen die Türken verloren.
    Eine Schlacht, bei der auch die Albaner halfen, was die Serben heute allerdings zu vergessen haben scheint.
    Seit dieser Zeit eigentlich ist das Kosovo, das Amselfeld ein mystischer Boden für die Serben, die Wiege des Serbentums in unendlich vielen Heldeneben und Liedern gefeiert.
    Die alten Mythen, die alten Sagen haben ja eine politisch-nationalistische Verschärfung oder Tünche erst heute in den letzten Jahrzehnten
    bekommen durch den Umstand, dass im Kosovo die Albaner immer mehr wurden, die Serben immer weniger und dass allein diese demografische Entwicklung, das ohnehin auf beiden Seiten vorhandene Misstrauen,
    Verschärft hat man, sprach also von irredentistischen, separatistischen, sezessionistischen Plänen der Albaner, von ihren Versuchen, das Kosovo ethnisch reinzumachen.
    Der Ausdruck der ethnischen Säuberung ist hier geboren worden, bereits vor 15 Jahren.
    Ist es nicht wahrscheinlich, dass Tirana nun in den Streit eingreift und den Kosovo-Albanern Waffen schickt?
    Wolfgang Oschlies dazu.
    Nein.
    Vor nichts hat Tirana so viel Angst wie vor einem Krieg.
    Die Dinge in Serbien haben sich so verschlechtert.
    Man steht mit dem Rücken zur Wand.
    Man kann eigentlich nur noch fighten.
    Und Sie wissen, wie das ist, wenn angeschlagene Boxer um sich schlagen, dann sind sie am gefährlichsten.
    Und Serbien ist so ein angeschlagener Boxer, was man in Albanien weiß und wovor man die allergrößte Angst hat.
    Präsident Beresa hat
    wieder und wieder erklärt, es gibt keine kriegerischen Absichten, die Grenzen werden respektiert.
    Man ist sogar zu dem national eigentlich selbst verleugnerischen Eingeständnis bereit, dass Albaner in Albanien und Albaner im Kosovo auch ethnisch etwas verschiedenes sind, nur um das sehr, sehr labile
    quasi Frieden, der dort besteht, halten zu können.
    Und man versucht mit Hilfe der EG, der UNO, auf dem Wege einer Schutzzone, eines Protektorats, wie immer man das nennen will, hier den labilen Frieden in einen stabilen zu machen, die
    finstere Verbiesterungen auf beiden Seiten in ein konstruktives Miteinander zu verwandeln und dazu wird unsere Konferenz einen bescheidenen, aber nicht unwichtigen Beitrag leisten.
    Der Kölner Südosteuropa-Experte Wolfgang Oschlies war das zur Situation im Kosovo eine Situation, die auch zentrales Thema der heute begonnenen Albanien-Konferenz in Wien sein wird.
    Jahrzehntelang besetzt die Ungarn den ersten Rang in einer Statistik, nämlich der Zahl der Selbstmorde pro Einwohner gerechnet.
    Der ungarische Pessimismus und Weltschmerz ist sprichwörtlich, nun aber ist erstmals seit Kriegsende ein kontinuierlicher Abwärtstrend der Freitode zu beobachten.
    Regierungspolitiker bringen das gerne mit dem Erstarken der Demokratie in Zusammenhang.
    Die Psychologen widersprechen ihnen.
    In der internationalen Statistik hat Sri Lanka Ungarn überholt, an dritter Stelle die Bundesrepublik Deutschland gefolgt übrigens von Österreich.
    Aus Budapest ein Bericht von Karl Stibschitz.
    Seit sechs Jahren sinkt die Zahl der in Ungarn vollendeten Selbstmorde in kleinen Schüben.
    Der Gipfel war mit 4.900 Freitoden im Jahr 1983 erreicht worden.
    Heute sind es etwas mehr als 4.000.
    Ungarische Psychiater haben für dieses Phänomen keine wirkliche Erklärung.
    Eine hier weit verbreitete Theorie besagt, dass in strengen Diktaturen der Mensch immer den Staat, die Obrigkeit für seine Probleme verantwortlich machen kann.
    Der statistische Beweis, die Zahl der Selbstmorde war in den finstersten Tagen der stalinistischen Diktatur halb so hoch wie heute.
    Zur Zeit der Blockade Leningrads durch die Truppen der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg beobachteten Experten ein drastisches Absinken der Selbstmordrate, ebenso wie in den deutschen Konzentrationslagern.
    Nach dem Fall der kommunistischen Diktatur ist der äußere Faktor nach Meinung ungarischer Psychologen nicht weggefallen.
    Arbeitslosigkeit, Inflation und der Wegfall der sozialen Sicherheit werden demnach immer noch als Schicksalsschläge empfunden, die außerhalb der persönlichen Verantwortung geschehen und vom Einzelnen nicht beeinflusst werden können.
    In einer marktwirtschaftlich orientierten Demokratie ist der Selbstmordkandidat gezwungen, für seine Taten sich selbst verantwortlich zu machen.
    Die nach wie vor verbreitetste Methode, seinem Leben in Ungarn ein Ende zu machen, ist der Strick.
    Erst danach folgen Schlafmittel.
    Der ungarische Selbstmordkandidat lebt mit zahlreichen prominenten Vorbildern.
    Berühmte Dichter wählten den Freitod ebenso wie beliebte Schauspieler oder vor wenigen Jahren die erste Schönheitskönigin des Landes.
    Kaum ein ungarischer Film, der nicht mit dem Tod des Hauptdarstellers endet.
    Männer begehen statistisch gesehen wesentlich häufiger Selbstmord als Frauen.
    Eine nationale Eigenheit ist auch die unsichtbare Linie, die sich diagonal von Nordost nach Südwest quer durch Ungarn zieht.
    Rechts oder östlich von ihr ist die Zahl der Freitode je Kopf der Bevölkerung um das zweieinhalbfache höher als in der westlichen Hälfte.
    Das äußert sich nach Meinung der Fachleute schon in der Literatur.
    Die romantischen Helden der Apostel sind versucht, sofort die Konsequenzen ihres Handelns zu ziehen, während die länger dem Habsburger Reich zugehörigen Westungern die Dinge offensichtlich mehr an sich herankommen lassen.
    Studiert man die nackten Zahlen, so lassen sich die Selbstmorde in Ungarn doch direkt mit den Ereignissen in der hohen Politik in Zusammenhang bringen.
    In bewegten Zeiten, in denen es zumindest Hoffnung auf eine Änderung der Lebensumstände gab, nahm die Zahl der Freitode ab.
    Nach Festigung eines politischen Systems allerdings beginnt sie allmählich wieder zu steigen.
    Die Zahl der Selbstmorde in Ungarn geht zurück, Karl Stipschitz hat informiert.
    Und während wir Ihnen im Mittagsjournal 13 Beiträge zu Gehör brachten, brachte Helmut Koller das Aktuellste auf Papier.
    Hier sind Sie die Schlussnachrichten noch einmal Nina Strählein.
    Österreich.
    Der Diözesanbischof von St.
    Pölten-Krenn hat die Rücktrittsankündigung von Dompfarrer Johannes Opholzer als einen normalen Vorgang bezeichnet.
    Krenn sagte, er könne die Freiheit eines Menschen nicht bedrängen.
    Der Rücktritt zum 1.
    September sei im Domkapitel besprochen worden.
    Opolzer meinte, zwischen ihm und Krenn gebe es Auffassungs- und Handlungsunterschiede.
    Opolzer leitete seit 20 Jahren die Dompfahre von St.
    Pölten.
    Inzwischen wurde eine weitere Rücktrittsabsicht aus der Diözese St.
    Pölten bekannt.
    Der Leiter des Religionspädagogischen Institutes in St.
    Pölten, Franz Schmatz, sagte, er überlege, ob er mit Abobholzer gehe oder den Druck noch einige Zeit aushalten solle.
    Der niederösterreichische Landeshauptmann Preul ist in seiner Funktion wiedergewählt worden.
    Bei der konstituierenden Sitzung des Niederösterreichischen Landtages wurden auch die Landeshauptmann-Stellvertreter Lise Prokop und Ernst Höger einstimmig bestätigt.
    Nach der Landtagswahl vom 16.
    Mai sind mit dem Liberalen Forum erstmals vier Parteien in Niederösterreich im Landtag vertreten.
    Die Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie erwartet eine äußerst schwierige Lohnrunde im kommenden Herbst.
    Vorsitzender Nürnberger sagte, man werde verantwortungsbewusst in die Verhandlungen gehen, Ist-Lohnerhöhungen seien aber notwendig, um den Lebensstandard der Arbeiter zu erhalten.
    Reallohnverluste müssten vermüden werden.
    Italien.
    Bei den Kommunalwahlen haben vor allem die Sozialisten und die christlichen Demokraten schwere Verluste hinnehmen müssen.
    Die Protestparteien erzielten hingegen große Gewinne.
    Im Norden Italiens konnte sich die Lega Nord, die für eine Autonomie Norditaliens eintritt, überraschende Erfolge sichern.
    Die größten Stimmengewinne erzielte die Lega Nord in Mailand.
    Sie war auch in Friaul, Julisch, Venezien siegreich und zieht zum ersten Mal in den Friaulischen Regionalrat ein.
    Spanien Die sozialistische Partei des Ministerpräsidenten González hat die Parlamentswahl gewonnen, die absolute Mehrheit aber verloren.
    Nach dem vorläufigen Endergebnis kamen die Sozialisten auf 159 der insgesamt 350 Sitze im Abgeordnetenhaus in Madrid.
    Die konservative Volkspartei von José María Aznar erhielt 141 Mandate.
    Zum Wetter heute Nachmittag wechseln einander Sonne und Gewitter ab.
    Die Gewitter werden im Bergland häufig mitunter hagelt es.
    Die Temperaturen erreichen 27 bis 32 Grad.
    Die Hitzeperiode dauert auch in den nächsten Tagen an.
    Nachrichten und Wetter, hochsommerliche Wetteraussichten waren das am Ende des Mittagschanals am Montag.
    Im Namen des gesamten Teams dieser Sendung verabschiedet sich Christel Reis noch einen angenehmen Tag auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Prälat Oppolzer tritt zurück: Krenn
    Einblendung: Krenn, Oppolzer
    Mitwirkende: Arnim-Ellissen, Hubert [Gestaltung] , Krenn, Kurt [Interviewte/r] , Oppolzer, Johannes [Interviewte/r]
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Religion ; Personalfragen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Folgen der italienischen Kommunalwahlen
    Einblendung: Marco Formentini, Bürgermeister von Mailand. In allen Landesteilen Verluste für Christdemokraten und Sozialisten, in der Lombardei siegte die autonomistische Lega Nord. Auch die Linksparteien konnten mit dem Siegeszug der Lega Nord Schritt halten.
    Mitwirkende: Pfeifer, Andreas [Gestaltung] , Formentini, Marco [Interviewte/r]
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Marktforschung und Meinungsforschung ; Straftaten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Italien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Russland: Erste Arbeitstagung. Verfassungsgebende Versammlung
    Beratungen über das Verfassungskonzept von Präsident Jelzin, der seine eigenen Kompetenzen erweitern, die des Parlaments einschränken will, weshalb die Gegner vor einer Diktatur des Präsidenten warnen.
    Mitwirkende: Dox, Georg [Gestaltung]
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Ort: Moskau
    Schlagworte: Politik ; Regierung ; Opposition ; Parlament ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Russland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichische-tschechischer Handelskrieg verschärft sich
    Wien will sich gegen Billigimporte abschirmen.
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Handwerk und Gewerbe ; Industrie ; Wirtschaftspolitik ; Krisen und Konflikte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konjunktur und Lohnpolitik in der Krise
    Einblendung: Nürnberger
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Nürnberger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Handwerk und Gewerbe ; Industrie ; Wirtschaftspolitik ; Krisen und Konflikte ; Arbeitsbedingungen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konstituierung niederösterreichischer Landtag
    Mitwirkende: Battisti, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Parteien / ÖVP ; Regierung ; Föderalismus ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    AIDS-Kongress in Berlin
    Einblendung: von Weizsäcker
    Mitwirkende: Weizsäcker, Richard von [Interviewte/r] , Rammerstorfer, Kurt [Gestaltung]
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreich und Menschenrechte
    Einblendung: Qualtinger, Kreißler
    Mitwirkende: Schwarz, Alfred [Gestaltung] , Qualtinger, Helmut [Interpret/in] , Kreiser, Peter [Interpret/in]
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Menschenrechte ; Soziales ; Geschichtswissenschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorhaben SOS- Mitmensch
    Einblendung: Haslinger, Kundner, Böhm, Resetarits
    Mitwirkende: Moser, Markus [Gestaltung] , Haslinger, Josef [Interviewte/r] , Kuntner, Florian [Interviewte/r] , Böhm, Karlheinz [Interviewte/r] , Resetarits, Willi [Interviewte/r]
    Datum: 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Friede ; Zivilgesellschaft ; Asyl ; Rechtsextremismus ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1993.06.07
    Spieldauer 00:55:51
    Mitwirkende Reiss, Christl [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1993.06.07 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-930607_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt