Mittagsjournal 1994.07.08

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Willkommen beim Freitag-Mittag-Journal im Studio Louis Glück.
    Unsere Themen heute G7-Gipfel in Neapel mit Boris Yeltsin als 8.
    Mann.
    Sieg des Nordens im Jemen-Krieg, wie geht es dort nun weiter?
    Gorleben, neue Kontroverse um das deutsche Atommüll-Lager.
    Ethnische Säuberungen in Bosnien, am Beispiel Zvornik.
    Die Lage der Bosnien-Flüchtlinge in Österreich, eine Wiener Studie.
    Die Indios in Mexiko, was sie wirklich wollen.
    Österreich-Ring, weiter Pro und Contra zum Formel 1-Comeback.
    Scheidungen in Österreich, mehr psychologische Betreuung für die Kinder wird nun angekündigt.
    Und Kultur, Bernsteins West Side Story im Wiener Ronacher.
    Das sind geplante Themen dieses Mittagsschannals.
    Es beginnt mit dem Nachrichtenüberblick, Redaktion Rainer Warnecke, Sprecher Josef Fensel-Natek.
    Italien.
    In Neapel beginnt heute das Gipfeltreffen der sieben führenden Industrienationen.
    Eines der Hauptthemen ist die steigende Arbeitslosigkeit.
    Morgen wird der russische Präsident Jelzin erwartet.
    Er wird an den Gesprächen über politische Themen teilnehmen.
    Dabei soll die Situation in Bosnien zur Sprache kommen.
    Außerdem stehen Möglichkeiten für eine Stilllegung des Kernkraftwerkes Tschernobyl zur Diskussion.
    Yeltsin hat dem ukrainischen Präsidenten Kravchuk zugesagt, den Standpunkt der Ukraine zu vertreten.
    Der amerikanische Präsident Clinton hat vorgeschlagen, der Ukraine für die Stilllegung von Tschernobyl mehr als 50 Milliarden Schilling Wirtschaftshilfe zu gewähren.
    Schweiz In Genf haben die Gespräche zwischen den USA und Nordkorea begonnen.
    Thema ist das nordkoreanische Atomprogramm.
    Die USA wollen wirtschaftliche und politische Zugeständnisse machen, wenn Nordkorea sein Atomprogramm offenlegt und den Atomwaffensperrvertrag respektiert.
    Unter anderem wird die Aufnahme diplomatischer Beziehungen in Aussicht gestellt.
    Angesichts des wachsenden internationalen Drucks hat sich Nordkorea verpflichtet, sein Atomprogramm für die Dauer der Gespräche einzufrieren.
    Deutschland Der chinesische Ministerpräsident Li Peng besucht heute Wirtschaftsunternehmen in Bayern.
    Der Siemens-Konzern hat mit China Geschäftsvereinbarungen im Gesamtwert von mehr als 40 Milliarden Schilling unterzeichnet.
    Unter anderem sind drei neue Kraftwerke geplant.
    Wegen der Proteste gegen den Besuch Lipangs fürchtet die Deutsche Industrie um Aufträge.
    Der Vorsitzende des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Wolf von Ammerongen, sagte, die Chinesen würden zwar keine schon vereinbarten Aufträge platzen lassen, neue würden aber schwieriger zu erhalten sein.
    Die Demonstrationen gegen Lipang halten an.
    Die Führung des Nordjemen hat die Kämpfe für beendet erklärt.
    Der Anführer der unterlegenen Streitkräfte des Südens, der frühere Vizepräsident Elbaid, ist nach Oman geflüchtet.
    Die siegreichen Nordjemeniten haben für Vertreter des abtrünnigen Südens eine Generalamnestie angekündigt.
    Ausgenommen sind 16 Anführer des Aufstands.
    Außerdem sicherten sie Demokratie und Einhaltung der Menschenrechte sowie Pressefreiheit zu.
    Ägypten Die ägyptischen Parteien haben freie Wahlen und mehr Demokratie gefordert.
    Bei einer Konferenz in Kairo wurde beschlossen, eine entsprechende Empfehlung an Präsident Mubarak zu richten.
    Zu dieser Konferenz des Nationalen Dialogs hatte Mubarak selbst eingeladen.
    Auch Oppositionsparteien nahmen daran teil.
    Übereinstimmend wurden Gewaltakte islamischer Fundamentalisten verurteilt.
    Deutschland Zwölf rechtsradikale Jugendliche aus Hoyerswerda sind zu Freiheitsstrafen bis zu vier Jahren verurteilt worden.
    Sie hatten im Februar vergangenen Jahres einen Jugendclub überfallen und mehrere Jugendliche zusammengeschlagen.
    Ein 22-Jähriger wurde so schwer verletzt, dass er im Krankenhaus starb.
    Die Koalition hat der Verkürzung der Wehrdienstzeit zugestimmt.
    Mit erstem Jänner 1996 wird der Wehrdienst von 12 auf 10 Monate verkürzt, der Zivildienst von 15 auf 13 Monate.
    Insgesamt wird die Bundeswehr von 370.000 auf 340.000 Mann verringert.
    Vereinte Nationen.
    Ein Drittel aller Schwangerschaften in Entwicklungsländern sind nicht gewollt.
    Nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF würde das Bevölkerungswachstum um ein Drittel niedriger ausfallen, wenn Frauen über Schwangerschaft frei entscheiden könnten.
    Nach der Studie wünschen 120 Millionen Frauen in Entwicklungsländern keine weitere Schwangerschaft, haben jedoch keinen Zugang zu Verhütungsmitteln.
    Spanien.
    Die Waldbrände in Spanien sind nach wie vor außer Kontrolle.
    Von Katalonien bis Granada gibt es eine regelrechte Feuerfront.
    19 Menschen sind ums Leben gekommen.
    Wegen der Hitzewelle und des starken Winds bestehen keine Aussichten, dass die Brände bald eingedämmt werden können.
    USA.
    Präsident Clinton hat weite Teile des Bundesstaates Georgia zu Katastrophengebieten erklärt.
    Durch Überschwemmungen in der Folge eines tropischen Sturms sind mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen.
    Die Sachschäden sowie die Ernteausfälle werden auf 2,8 Milliarden Schilling geschätzt.
    Mehr als 1000 Quadratkilometer Ackerland sind überflutet.
    Im Bundesland Colorado wurden durch einen Brand mehr als 900 Hektar Wald und Buschland vernichtet.
    Zwölf Feuerwehrleute wurden von den Flammen eingeschlossen und getötet.
    Nach den Nachrichten zum Wochenendwetter in Österreich und damit zu Jörg Stibor.
    Mit einer kräftigen Nordwestströmung kommt feuchte und kühle Luft zu uns.
    Sie bringt am Wochenende häufig Regenschauer.
    Die Sonne kommt nur hin und wieder durch.
    Am meisten Sonne gibt es wahrscheinlich noch am Sonntag in Westösterreich.
    Die aktuellen Meldungen.
    Wien stark bewölkt 20 Grad, Westwind 20 km pro Stunde, Eisenstadt bedeckt 20, West 20, St.
    Pölten stark bewölkt 19, Südwest 20, Linz stark bewölkt 19, Salzburg-Wolkig 20, Nordwest 20, Innsbruck stark bewölkt 18, Pregens-Wolkig 18 und Graz und Klagenfurt Regen 15 Grad.
    Auch am Nachmittag ist es meist stark bewölkt.
    Regenschauer gibt es in Kärnten, der Steiermark und im Burgenland, später dann auch in Westösterreich.
    Nur ab und zu lockern die Wolken auf, kurz sonnig wird es dabei vor allem in Ober- und Niederösterreich.
    Der Nordwestwind ist weiterhin lebhaft, die höchsten Temperaturen liegen heute zwischen 19 Grad im Süden und 24 in Niederösterreich.
    In der Nacht werden die Regenschauer von Westen her etwas häufiger, die Temperaturen sinken auf 16 bis 11 Grad.
    Morgen Samstag liegen dichte Wolken über Österreich, zeitweise regnet es, vor allem an der Nordseite der Alpen von Salzburg bis ins niederösterreichische Alpenvorland.
    Hier bleibt es mit 16 oder 17 Grad auch sehr kühl, sonst erreichen die Temperaturen 19 bis 24 Grad.
    In 2000 Meter Höhe liegen die Werte bei 8 Grad.
    In Farnberg und Teilen Tirols kommt am Nachmittag die Sonne durch.
    Am Sonntag dann in Vorarlberg und Tirol überwiegend sonnig, im Großteil Österreichs aber weiterhin bewölkt und im Osten und Süden noch einige Regenschauer und Gewitter.
    Höchstwerte übermorgen zwischen 19 und 24 Grad, im Westen auch etwas darüber.
    Klingt da nicht besonders strahlend.
    Wo gibt es denn mehr Sonne am Wochenende, Jörg Stieber?
    Nun, sonniges und sehr warmes Wetter gibt es am Wochenende in Oberitalien und in Südtirol.
    Die Temperaturen steigen in Südtirol bis etwa 26 Grad, sonst bis über 30 Grad.
    Gegen Abend sind aber jeweils Wärmegewitter möglich.
    Auch in der Schweiz wird es am Sonntag sonnig mit Temperaturen bis 28 Grad, am Samstag halten sich aber besonders in den östlichen Teilen der Schweiz noch Wolken und es kann etwas regnen.
    Bayern, Tschechien und Slowakei, am Samstag dicht bewölkt und einige Regenschauer, am Sonntag lockern die Wolken von Westen her etwas auf.
    In Bayern kommt also die Sonne durch, in der Slowakei muss man aber noch mit Regenschauern rechnen.
    Höchstemperatur am Samstag 19 bis 23 Grad, am Sonntag dann zwischen 20 Grad in der Slowakei und 26 in Bayern.
    In Ungarn bleibt es am Wochenende meist stark bewölkt, zeitweise regnet es, die Höchstwerte liegen um 21 Grad und in Slowenien ist es an beiden Tagen bewölkt und es gibt einige Regenschauer und Gewitter, Temperaturen um 23 Grad.
    Das war das Wetter.
    Zwölf Uhr neun.
    Zunächst zum G7-Gipfel.
    Drei neue Gesichter gibt es bei den Großen Sieben.
    Den Gastgeber Silvio Berlusconi, den frischgebackenen japanischen Ministerpräsidenten Tomiichi Murayama, der neben François Mitterrand der zweite Sozialista erlauchten Runde ist.
    und den Kanadier Jean Chrétien, liberaler Wahlsieger vom letzten Oktober.
    Und neu ist auch als Gastgeberin der First Ladies, Ex-Schauspielerin und Ex-Model Veronika Berlusconi.
    Was ebenfalls neu ist beim Gipfel, das ist Neapel, denn man hat die süditalienische Metropole mit einem Aufwand von 350 Billionen Schilling auf Hochglanz gebracht.
    Nichts soll sichtbar sein von der sonst die Stadt prägenden Mischung aus Chaos und Camorra.
    Zeno Breitenberg.
    Unabhängig von den Ergebnissen, die der Wirtschaftsgipfel in der mediterranen Metropole mit sich bringen kann, die Gastfreundschaft Neapels hat sich schon heute gelohnt.
    Die Arbeitskräfte, die unter der Leitung des seit vergangenem Dezember amtierenden Bürgermeisters Barsolino eingesetzt wurden, haben das verwirklicht, was inzwischen als das zweite neapolitanische Wunder verkauft wird.
    Innerhalb von 80 Tagen wurden fast 25.000 Quadratmeter der Millionenstadt neu asphaltiert.
    Insgesamt 800.000 Pflastersteine wurden verlegt.
    Und das Ganze, das ist der Kernpunkt des Wunders, ohne eine Lira Schwarz oder Schmiergelder.
    Auf diese Präzisierung legen die Neapolitaner ganz besonderen Wert.
    Noch vor einigen Wochen erregte eine Polizeiaktion gegen die Straßenkehrer in Neapel einiges aufsehen.
    Ganze Hundertschaften von städtischen Angestellten wurden verhaftet, weil sie es seit Jahren vorzogen, nach Bedienung der Stechuhr den Besen in die Ecke zu stellen.
    Die Aktion hatte offenbar Erfolg.
    Gleich nach ihrer Enthaftung putzten die Straßenkehrer die Stadt, wie sie es seit Jahren nicht mehr getan hatten.
    Und die Neapolitaner selbst waren von den Möglichkeiten, die sich plötzlich auftaten, mehr als überrascht.
    In den 20 Jahren, die sie hier gelebt hat, sagt die Neapolitanerin, habe sie die Stadt nie so gesehen.
    Die Straßen und die Brunnen, diesen Zustand gab es noch nie.
    Selbst der als besonders penibel geltende Ministerpräsident Silvio Berlusconi zeigte sich mit den Ergebnissen des neapolitanischen Wunders besonders zufrieden.
    Neapel, so erklärte er nach einem Kontrollgang gestern Nachmittag, sei so sauber und gepflegt wie die Schweiz.
    Allerdings, die Schweizer mögen es ihm verzeihen, Neapel sei schöner als die Schweiz.
    Heute Vormittag haben die sieben Staatsmänner schon damit begonnen, die ersten Kontakte zu knüpfen.
    Außerhalb des offiziellen Programmes, das heute Abend mit einem Dinner in beschlossenen Kreisen beginnt, setzt Unionville Clinton zu bilateralen Gesprächen zusammen.
    Im Gegensatz zu den frühen Treffen der sieben Grenzen sollen heute auch konkrete politische Fragen geäußert werden.
    Vorschläge zur Beruhigung der Krise in Bosnien sollen gemacht und neue Kontakte zum Gast und noch nicht Partner Boris Jelzin geknüpft werden.
    Die Erweiterung der großen Wirtschaftsrunde zu einem G8 mit Russland als neuen Mitglied scheint weiter in den Bereich der Möglichkeit zu rücken.
    Am Sonntag wird Boris Jelzin das erste Mal als gleichwertiger Gesprächspartner an der Plenarsitzung des G7-plus-1-Gipfels teilnehmen.
    Über die Bedeutung dieses 20.
    Treffens der sieben größten Wirtschaftsmächte in Neapel will der Gastgeber Berlusconi keinen Zweifel offen lassen.
    Ein G6 ist wichtig.
    Ein G6
    Es ist ein besonders wichtiger Wirtschaftsgipfel dieses Jahr.
    Einer, der sowohl im wirtschaftlichen als auch im politischen Bereich den Weg für einen gesunden Fortschritt im 21.
    Jahrhundert ebnen kann.
    In diesen Tagen können die Weichen für die politische und wirtschaftliche Zukunft der G7-Länder gestellt werden.
    Wurde es jetzt, wird er es am Samstagnachmittag in Neapel anreisen.
    Zur Sicherheit mit einem eigenen Fuhrpark aus Russland.
    Denn das Einzige, das sich Neapel in den letzten Tagen hat zu Schulden kommen lassen, ist der Diebstahl eines Autos der russischen Botschaft.
    Still und unauffällig hatte der Dieb das Auto unter den Augen dutzender Sicherheitskräfte gestohlen.
    Auch das ist ein Neapolitanisches Wunder.
    Und wir bleiben noch in Neapel.
    Der instabile Riese Russland muss im Kreis der westlichen Demokratie in Halt finden, muss fest verankert werden.
    Das ist der Hintergrund der Einladung Boris Jelzins zum Weltwirtschaftsgipfel.
    Nach dem Beitritt zur NATO-Partnerschaft und dem Kooperationsvertrag mit der EU ist die Teilnahme Russlands am G7-Gipfel ein weiterer Schritt dieser Integrationsstrategie.
    Rein wirtschaftlich hat Russland unter den führenden Industrienationen nichts zu suchen.
    Aber die G7 versteht sich ja nicht nur als ein Wirtschaftsgipfel, sondern auch als politisches Treffen.
    So geht es bei der, wie gesagt, 20.
    Auflage etwa um Bosnien, um die Koreafrage, um Tschernobyl, aber natürlich auch um aktuelle Wirtschaftsprobleme, wie etwa die hohe Arbeitslosigkeit, den Dollarverfall und eben Ost- und Russlandhilfe.
    Eine Analyse von Josef Scheinzer.
    Die Einigkeit beim Gruppenfoto täuscht.
    In Neapel treffen in Wahrheit erbitterte Konkurrenten aufeinander.
    Sie vertreten Wirtschaftsblöcke, die es erst vor wenigen Monaten mit großer Mühe geschafft haben, sich auf Maßnahmen zum Zollabbau zu einigen.
    Nämlich erstens die NAFTA-Partner USA und Kanada, zweitens die EU-Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien und drittens die Wirtschaftsgroßmacht Japan.
    Diese drei wirtschaftlich gesehen gegnerischen Gruppen sollen in den nächsten zweieinhalb Tagen plötzlich gemeinsame Maßnahmen beschließen.
    Wohl kaum.
    Und gemeinsam müssten Maßnahmen schon sein, wenn sie wirken sollten.
    Da ist zum Beispiel das Problem Arbeitslosigkeit.
    In den westlichen Industriestaaten sind derzeit 35 Millionen Menschen ohne Beschäftigung.
    Rezepte zur Arbeitsbeschaffung reichen von der Flexibilisierung von Arbeitszeit und Löhnen bis zu kostspieligen Investitionsprogrammen.
    Aber sie sind schon in der Vergangenheit an einzelnen Widerständen und an den Kosten gescheitert.
    Das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit ist außerdem immer noch Wirtschaftswachstum.
    Und davon haben vorerst lediglich die USA genug.
    Mit einer Wachstumsrate um 4% sind die Vereinigten Staaten der Konjunkturmotor.
    In Europa beginnt der Aufschwung erst taghaft.
    Und das ist das nächste Thema, das in Neapel zur Sprache kommen wird.
    Die Wirtschaftsentwicklung in Europa.
    Die Amerikaner werden darauf drängen, dass auch die Europäer ihre Wirtschaft ankurbeln, und zwar durch die Senkung der Zinsen.
    Niedrige Kreditzinsen machen Investitionen billiger und niedrige Sparzinsen bieten weniger Anreiz, das Geld auf die hohe Kante zu legen.
    Ein weiterer Effekt einer Zinsensenkung in Europa wäre eine Stärkung des Dollars.
    Die Wiesn-Spekulanten lassen ja derzeit den Dollarkurs nach unten rasseln, unter anderem deshalb, weil deutsche Mark oder japanische Yen mehr Zinsen und Gewinne versprechen.
    Doch selbst wenn sich die großen Sieben auf eine Zinsensenkung einigen sollten, ist die Frage offen, ob die Notenbanken mitspielen.
    Denn die obersten Währungshüter sind nicht in Neapel.
    Und die haben, wie das Beispiel Deutschland zeigt, oft andere Auffassungen von Währungspolitik als die Regierung.
    Denn gerade die Deutsche Notenbank hält ja an den hohen Zinsen fest.
    Von all diesen Problemen scheinbar unberührt bleibt der russische Staatschef Jelzin.
    Nicht nur, weil er an den Wirtschaftsgesprächen nicht teilnehmen darf, sondern auch deshalb, weil sich das Thema ehemaliger Ostblock im Wesentlichen auf die Sicherheit alter sowjetischer Atomkraftwerke reduziert.
    Zwar hat der Westen Interesse an einem wirtschaftlich gesund und stabilen Russland, doch die Neigung, Milliarden Dollar in das Land zu pumpen, ist gering.
    Nicht nur deshalb, weil der Erfolg solcher Aktionen ohne strikte Reformkonzepte mehr als fraglich ist, sondern vor allem deshalb, weil die Finanzminister der Reichen sieben selbst sparen müssen, um die Ausfälle durch die Wirtschaftsflaute wieder hereinzubringen.
    Genauso gering ist die Bereitschaft des Westens, ihre Märkte für Ostprodukte zu öffnen.
    Denn gerade die gefährden ohnehin angeschlagene Industrien wie Stahl oder Zement.
    Die großen sieben haben mit sich selbst und ihren alten Konflikten also genug zu tun.
    Gemeinsame und daher wirksame Maßnahmen scheitern am wirtschaftlichen Egoismus.
    Und für kostspielige Unterstützungsaktionen ist der beginnende Wirtschaftsaufschwung noch zu schwach.
    Naja, dann vielleicht im nächsten Jahr.
    Josef Schwenzer hat analysiert vor dem G7-Gipfel in Neapel.
    Er beginnt heute.
    Nach Österreich, nach acht Jahren Pause, sollen auf dem Österreich-Ring vielleicht schon im kommenden Jahr wieder die Boliden dröhnen.
    Die Promotoren des Projektes, der steirische Veranstalter Christoph Ammann und der Formel-1-Fahrer Gerhard Berger, sind zuversichtlich, dass Grand Prix-Napoleon Bernie Egglestone grünes Licht gibt für ein Comeback des großen Preises von Österreich in der grünen Mark.
    Glühende Anhänger des Vorhabens gibt es auch in der steirischen Landesregierung, vor allem Sportlandesrat Gerhard Hirschmann.
    150 Millionen Schilling will man investieren, um den Ring bei Zeltweg aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken.
    Es gibt aber auch Gegner des Vorhabens, etwa das Kuratorium für Verkehrssicherheit oder Sportministerin Krista Kramer heute im Morgenjournal.
    Sehr reserviert heute Mittag auch Umweltministerin Maria Rauch-Kallert.
    Also ich bin nicht nur als Umweltministerin, sondern ganz persönlich gegen jede Form der Autorennen.
    Natürlich aus umweltpolitischer Sicht überhaupt, aber auch insbesondere aufgrund der Unfälle, die insbesondere in den letzten Jahren passiert sind, glaube ich, dass das eine Form von Sport ist, die mit Sport
    und mit körperlichem Wettstreit nicht mehr sehr viel zu tun hat.
    Ich verstehe die Bemühungen der Steiermark in ihrer Region, einfach auch die Wirtschaft zu stärken.
    Das ist eine schwierige Region, es ist eine Krisenregion.
    Und es finden auch jetzt dort Autorennen statt, sodass die Umweltbelastung auch jetzt gegeben ist und die Überlegung war die, das zu konzentrieren auf einen Tag des Jahres.
    Ich werde hier sicher einer Krisenregion nicht schaden, aber von meiner persönlichen Überzeugung her werde ich sicher kein Autorennen, wo immer es stattfindet, fördern.
    sagt die Umweltministerin Maria Rauch-Kallert.
    Verfechter des Projektes, bei dem auch immer wieder mit einer Umwegrentabilität für die Region in dreistelliger Millionenhöhe argumentiert wird, ist Rauch-Kallerts ÖVP-Ministerkollege Wolfgang Schüssel.
    Er meint im Telefonat mit Robert Stoppacher.
    Das Wichtigste wird sein, dass man natürlich mit Ecclestone einen ganz klaren Vertrag aushandelt, ob das wirklich realistisch ist, weil ja doch beachtliche Summen investiert werden müssen.
    Aber unter der Voraussetzung, dass das der Fall ist, also dass Egglestone wirklich einen Grand Prix hier zusichert, ist das natürlich eine absolut interessante Sache.
    In den Jahren, wo der Grand Prix in Zeltweg veranstaltet wurde, war das natürlich ein ungeheurer Publikumsmagnet, der für die Region eine gewaltige Belebung gebraucht hat.
    Und seit der Grand Prix weg ist, ist natürlich ein Bruchteil der Möglichkeiten touristisch und besuchermäßig, auch ausgabenmäßig genutzt worden.
    Das heißt, man kann in dieser einen Woche, wo der Grand Prix stattfindet, natürlich wesentlich mehr verdienen als im gesamten Restjahr.
    Das ist interessant und unter der Voraussetzung, dass das möglich ist, sollte man dieses Projekt durchaus befürworten und sollte ihm auch nahe treten und von Seiten des Landes, das ja die Hauptlast zu tragen haben wird, aber auch von Seiten des Bundes mithelfen.
    Von Seiten des Bundes mithelfen, das heißt, Sie wären bereit, aus Ihrem Budget Mittel zur Verfügung zu stellen, um diesen Grand Prix möglich zu machen?
    Die Frage, wo das budgetiert wird, darüber ist überhaupt noch nicht gesprochen worden, da gibt es ja viele denkbare Budgetansätze und da wird es sicherlich nicht mangeln, also da werden wir sicherlich einen Weg finden.
    Aber das Entscheidende ist, dass jetzt der Ball eigentlich bei den Ideenbringern und bei den Promotoren dieses Projekts liegt.
    Sie müssen mit Egglestone einen Vertrag aushandeln, der wirklich die Sicherheit bietet,
    dass diese dreistellige Millionensumme, die investiert werden muss, nicht auf die anderen gesetzt wird, sondern dass wirklich der Grand Prix nach Österreich kommt.
    Dreistellige Millionensumme, 150 Millionen sind im Gespräch, ist das richtig?
    Ja, das ist eine dreistellige Millionensumme.
    Ja, nur damit wir es klar machen gegenüber unseren Herren.
    Ja, ich kann es jetzt nicht belegen, ich habe diese Feasibility-Studie nicht gemacht und die wird ja jetzt erarbeitet, soll bis Herbst vorliegen und ich glaube bis dorthin ist es auch zu früh, sich konkret zu unterhalten, wer das budgetiert, aus welchem Budgetansatz.
    Man soll ja bitte diese Großveranstaltungen nicht unterschätzen in der Ausstrahlung, in der Imagebildung.
    Großereignisse wie etwa das Hanankammerrennen in Kitzbühel oder verschiedene andere Dinge sprechen ja hier Bände.
    Wie verträgt sich denn das Befürworten eines solchen Grands Prix mit dem Eintreten auch Ihrer Partei für den Umweltschutzgedanken?
    Schauen Sie, dann dürfen Sie aber überhaupt keine Massenveranstaltungen machen.
    Dann müssen Sie in Frage stellen, ob die Wagenauffahrt bei den Salzburger Festspielen oder die 100.000 Leute, die zu den Zillertaler Schürzenjägern ins Zillertal fahren oder die Leute, die etwa an einem wunderbaren Sonnentag zum Skilauf in irgendein Gebiet hinströmen.
    Da müssen sie zur Diskussion stellen, ob das Bob Dylan-Konzert nächste Woche auf der Hohenwarte-Wiese sinnvoll ist und und und.
    Dann ist das Donnerinselfest in Frage zu stellen und viele andere Dinge mehr.
    Also jede Veranstaltung, die mehr als wahrscheinlich 20 Menschen zusammenführt, hat in irgendeiner Weise eine Umweltbelastung.
    Das ist überhaupt gar keine Frage.
    Diese Umweltbelastungen kann man mindern, indem man versucht, eine solche Massenveranstaltung möglichst gut zu organisieren.
    möglichst den Dreck, der dort entsteht, professionell wegzuräumen und zu entsorgen, die Verkehrsströme möglichst zu entzehren und so weiter.
    Und vielleicht wäre es erstmals einmal denkbar, wie es Gerhard Hirschmann einmal genannt hat, einen wirklich umweltfreundlichen Grand Prix zu veranstalten.
    Nur Ihre Umweltministerin werden Sie davon noch überzeugen müssen, die ist nämlich dagegen, einen Grand Prix abzuhalten, enthält weg.
    Ich sage noch einmal, jeder soll seine Meinung haben,
    Sie haben mich gefragt, wie meine Meinung steht.
    Das ist ja auch nicht ein parteipolitisches Thema.
    In der Steiermark sind ja auch in der Region sämtliche politischen Parteien dafür.
    In der Landesregierung.
    Alle, jedenfalls relevanten Politiker, die mir bekannt sind, haben sich positiv dazu ausgesprochen.
    Und im Wesentlichen liegt einmal eine Idee vor, etwas, das es in Österreich schon gegeben hat und sehr erfolgreich abgewickelt wurde, wieder zu veranstalten und wieder nach Österreich zu bringen.
    Also wirklich, wenn sie jetzt ganz seriös und konsequent ihre eigene Fragestellung durchdenken, dann müssen wir prinzipiell jede Massenveranstaltung in Österreich verbieten und ziehen und dann dürfen wir auch nicht zum Heurigen an irgendeinem ganz schönen Wochenende fahren.
    Da sind nämlich genauso viele Menschen unterwegs.
    Sagt Wolfgang Schüssel im Telefonat mit Robert Stoppacher.
    Noch im Juli, vielleicht noch August, soll die Entscheidung fallen über den Grand Prix in Österreich, eventuell schon ab kommendem Jahr.
    Die größten Widerstande werden so Niki Lauda von den Ungarn erwarte, die ihren Budapest Grand Prix da sehr konkurrenziert empfinden.
    Jedes Jahr lassen sich in Österreich etwas mehr als 16.000 Ehepaare scheiden, eine Zahl, die nun schon seit einigen Jahren konstant ist.
    Jede dritte Ehe wird geschieden in ganz Österreich im Durchschnitt, in Wien ist es jede zweite.
    Betroffen von diesen Scheidungen sind auch knapp 14.000 Kinder, die unter der Trennung ihrer Eltern oft besonders leiden.
    Das Justiz- und das Familienministerium wollen nun sowohl den Scheidungswilligen wie auch ihren Kindern mehr Beratung und Hilfe anbieten.
    Das Ziel, wenn schon Trennungen, dann möglichst faire, mit so wenig negativen Folgen wie möglich.
    In diesen Tagen beginnen die beiden Ministerien mit einem Beratungsprojekt an zwei Scheidungsgerichten.
    Heute wurde dieser Modellversuch vorgestellt.
    Armin Wolf berichtet.
    90 Prozent aller Ehescheidungen in Österreich passieren im sogenannten gegenseitigen Einvernehmen.
    Das heißt aber keineswegs, dass diese Trennungen ohne tiefe Konflikte, Schmerzen und Streitigkeiten vor sich gehen.
    Meist geht es dabei um ganz konkrete Probleme.
    Wer bekommt was vom Ehevermögen?
    Wie sieht die Unterhaltsregelung aus?
    Was passiert mit den Kindern?
    An den Bezirksgerichten in Wien-Floridsdorf und in Salzburg
    sollen in einem Modellversuch nun Juristen und Psychologen Scheidungswilligen bei der Bewältigung dieser Konflikte helfen.
    Direkt an den beiden Gerichten werden Familienberatungsstellen eingerichtet und dann wird die Möglichkeit einer sogenannten Mediation angeboten.
    Mit Hilfe von zwei Mediatoren oder Begleitern, eines Juristen und eines Psychologen, sollen die Scheidungswilligen gemeinsam und fair die Regelungen ihrer Trennung ausarbeiten.
    Justizminister Nikolaus Michalek dazu.
    Die Mediation geht davon aus, dass sich die Scheidungswilligen von ihrem Schritt schon überzeugt sind.
    Und es soll ihnen helfen, die Konflikte, die damit verbunden sind, zu bewältigen, untereinander, aber vor allem auch gegenüber den Kindern.
    Die Teilnahme an dem Pilotversuch ist freiwillig.
    Daran beteiligen können sich alle Paare, die sich an den Bezirksgerichten in Wien-Floridsdorf und Salzburg scheiden lassen.
    Die Beratung selbst ist kostenlos.
    Die Initiatoren rechnen damit, dass etwa 100 Paare dieses neue Service im nächsten Jahr in Anspruch nehmen.
    Falls sich das Projekt bewährt, soll es auf andere Gerichte ausgeweitet werden, sagt Justizminister Michalek.
    An eine verpflichtende Mediation vor einer Scheidung denkt Michalek jedoch nicht.
    Auch künftig wird man in aller Regel davon ausgehen müssen, dass es sich um ein Angebot handelt und dass also Zwangsbeglückungen immer mit größter Vorsicht zu genießen sind.
    Das Versuchsprojekt hat aber noch einen wesentlichen Teil, die sogenannte Kinderbegleitung.
    Besonders geschulte Psychologen sollen sich um die Scheidungskinder kümmern, die unter der Trennung ihrer Eltern ja meist besonders leiden.
    Es geht in dem Projekt aber nicht nur um akute Hilfe für die Kinder, sondern auch um Vorsorge, sagt Familienministerin Maria Rauch-Kallert.
    Weil wir wissen, dass Kinder aus geschiedenen Ehen viel stärker
    in ihrem eigenen Leben, in ihrem späteren Leben wieder zu Scheidungen neigen bzw.
    zu Beziehungskonflikten in ihrer Beziehungsfähigkeit gestört sind.
    Und wir wollen mit diesem Projekt versuchen, derartige Schäden nicht zu vermeiden.
    Wir können es nicht, aber auszugleichen.
    Von den Scheidungen an den Versuchsgerichten Floridsdorf und Salzburg sind jedes Jahr ungefähr 500 Kinder betroffen.
    Sie alle sollen in dem Versuchsprojekt psychologische Betreuung bis hin zu einer allenfalls nötigen Therapie erhalten.
    Angeboten werden etwa Kindergruppen, in denen mehrere Scheidungskinder gemeinsam ihre Probleme aufarbeiten können.
    In Zukunft muss eine solche Kinderbegleitung nicht unbedingt nur freiwillig sein, meint Familienministerin Rauchkallert.
    Sollte sich das Modellprojekt als besonders erfolgreich herausstellen, wird man überlegen müssen, ob man im Rahmen des Jugendwohlfahrtsgesetzes hier vielleicht zum Schutz des Kindes so einen Passus hineinnehmen könnte.
    Das Versuchsprojekt an den Gerichten Wien-Floridsdorf und Salzburg wird vorerst ein Jahr dauern.
    Dann wird darüber entschieden, ob an allen Scheidungsgerichten eine derartige Beratung eingeführt wird.
    Armin Wolf hat berichtet.
    Wir machen zwei vor halb eins eine kleine Mittagsjournal-Zwischenbilanz.
    In der ersten Hälfte haben wir berichtet in zwei Beiträgen über den G7-Gipfel in Neapel.
    Wir hatten Stellungnahmen zu Projekten wie der Formel-1-Rennen auf dem Österreichring zu fahren und am Schluss hat nun Armin Wolf berichtet über eine neue Initiative über psychologische Beratung im Gefolge von Scheidungen.
    Beratung für die beiden Partner, die sich trennen, aber auch für ihre Kinder.
    Geplant in der zweiten Hälfte unter anderem ein Beitrag, wie es weitergeht in Jemen nach dem de facto militärischen Ende des Bürgerkrieges, dem Sieg des Nordens.
    Neue Kontroverse in Deutschland um Atommüllendlagerfragen, konkret um Gorleben.
    Indios aus Mexiko haben Österreich besucht und sie berichten über ihre wahren Anliegen.
    Ihr Aufstand hat ja im Frühling viele Schlagzeilen gemacht weltweit.
    Und der Kulturbeitrag, West Side Story, eine Porvay-Produktion in Wien.
    vor all diesen Beiträgen ein Programm hinweist.
    Heute mit der ersten Ausgabe der Medienjournal-Sommerselektion.
    Ausgewähltes aus den ersten 70 Sendungen.
    Zum Beispiel das Schicksal jenes jungen Technikers und Musikers aus Bad Ischl, der, weil der Mensch ja bekanntlich zwei Ohren hat, auf eine Idee kam.
    Wenn man also aus einem Konzertsaal
    in das Heim oder in einem zweiten Konzertsaal, nur sowie zwei Ohrsysteme, zwei Mikrofone, die man in einem geringen Abstand, ähnlich dem Abstand der beiden menschlichen Ohren bringt, wenn man das in einen anderen Saal mit zwei Leitungen überträgt, dann müsste man ja einen Stereophoneneffekt erzielen können.
    Fünfeinhalb Jahrzehnte später genießt Hans Mühlbacher die Errungenschaft der Stereophonie wie viele andere auch.
    Jetzt befasse ich mich nur mehr mit Musik und freue mich, wenn ich in meiner Stereoanlage ein Konzert der Wiener Philharmoniker zu Hause so hören kann wie im Konzertsaal.
    Aber finanziell ist nicht einmal eine Gebühr von ein paar Groschen für mich abgefallen.
    Stereophonie – ein österreichisches Erfinderschicksal Medienjournal 18.20 Uhr, Österreich 1
    Im Wiener Presseklub Concordia hat heute die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft für Menschenrechte eine Studie über ethnische Säuberungen in der nordostbosnischen Stadt Zvornik vorgestellt.
    Diese Militäraktion der Serben hat zwischen April und Juni 1992 stattgefunden.
    Anhand von 900 Interviews mit Deportierten haben die Wissenschaftler des Institutes den Ablauf dokumentiert, also ein exemplarisches Beispiel für diese ethnischen Säuberungen.
    Der Bericht ist Teil eines UNO-Dokumentes über Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien und er kam mit finanzieller Unterstützung von Außenminister Alois Mock zustande.
    Ein Bericht aus der Konkordia von Michael Kerbler.
    Die Tragödie von Zvornik begann am 8.
    April 1992 gegen 9.30 Uhr.
    Die verschiedenen serbischen Kampfgruppen setzten zum Sturm auf die 15.000 Einwohner zählende Stadt an.
    Der Terror gegen die muslimische Bevölkerung begann.
    Die serbischen Militionäre plünderten, vergewaltigten, mordeten.
    Im Krankenhaus von Zvornik wurde muslimischen Männern zwangsweise Blut abgenommen, manchen bis zum Eintritt des Todes.
    Im Gefängnis, einem großen Hotel und im Gerichtsgebäude von Zvornik wurden Gefangene auf unvorstellbare Art und Weise gefoltert.
    Kurze Zeit nach dem Fall der Stadt begannen die Arkan-Milizen mit der Deportation der muslimischen Bevölkerung in Lager, etwa in eine ehemalige Schuhfabrik in der Industriezone von Zvornik.
    Als die Moslems begriffen, welcher Vernichtungsfeldzug gegen sie geführt wurde, versuchten sie zu fliehen.
    Im Mai 1992 erließen die serbischen Besatzer einen Aufruf, wonach die geflüchteten Moslems nach Zvornik zurückkehren sollten.
    Wer den Aufruf nicht befolge, würde sein Eigentum verlieren.
    Hunderte Moslems kamen zurück, nicht nur um sich ihr Eigentum zu sichern, sondern auch in Sorge um zurückgebliebene Angehörige.
    Der Aufruf erwies sich als Hinterhalt.
    Die Heimkehrer wurden festgenommen und in Lager deportiert.
    Projektleiter Dr. Stefan Müller.
    Es war dadurch auch erst möglich, alle geflohenen, nicht serbischen Einwohner zu sammeln, sie zu registrieren,
    sie wieder zu sammeln für organisierte Deportationen, zuerst aus Svornik hinaus, dann allerdings auch über die Grenzen des ehemaligen Jugoslawiens hinaus.
    Weil viele der Deportierten aus Svornik, die wurden in geschlossenen Deportationen, in Bussen, teilweise später auch in Zügen, von Svornik über Malis-Svornik bis nach Subotica an die ungarisch-serbische Grenze gebracht und von dort aus in geschlossenen Korridorzügen durch Ungarn hindurch bis nach Wien.
    Die Schlussfolgerungen der Studie sind klar und unmissverständlich.
    Die Deportationen sind planmäßig durchgeführt worden.
    Auch die Phase vor dem Angriff, der Angriff auf Zvornik und der nachfolgende Terror lassen teilweise vorbereitete Strategien und militärische Kooperationen zwischen verschiedenen serbischen Milizorganisationen erkennen.
    Die ethnische Säuberung Zvorniks erfüllt somit wichtige Kriterien des Tatbestands des Völkermordes.
    Dr. Hannes Tretter, Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Menschenrechte,
    Völkermord kann es auch sein, wenn Maßnahmen gesetzt werden, die eine Volksgruppe in Lebensbedingungen versetzt, die eine Existenzgefährdung zufolge haben.
    Eine teilweise Zerstörung, eine teilweise Vernichtung der Volksgruppe kann bereits den Tatbestand des Völkermordes erfüllen.
    Wenn wir davon ausgehen, von den Recherchen, von den Zeugenaussagen, so lassen sich hier zweifellos
    Ereignisse feststellen, die geeignet sind, als Völkermord qualifiziert zu werden.
    Ob es allerdings gelingen wird, Kriegsverbrecher vor das internationale Jugoslawien-Tribunal zu bringen, wird bezweifelt.
    Denn erstens gibt es keine Auslieferungsregelungen für Kriegsverbrecher, etwa mit Belgrad.
    Zweitens dürfen Abwesende Angeklagte nicht verurteilt werden.
    Und drittens scheint es derzeit politisch nicht opportun zu sein, das Tribunal aufzuwerten.
    Der Grund, die internationalen Friedensvermittler im Bosnien-Konflikt befürchten, dass ihre Bemühungen durch ein zu aktives Kriegsverbrecher-Tribunal behindert werden könnte.
    Michael Kerbler hat berichtet und wir bleiben bei Studien über Opfer des Krieges im Süden Österreichs.
    In Wien haben Psychologen 75 Flüchtlinge von den Kriegsgebieten des Balkans nach ihrer sozialen und ihrer seelischen Situation befragt.
    Ein Bericht dazu von Edith Bachkönig.
    Die Universität hat 75 Flüchtlinge aus Bosnien in den Räumen des alten Wiener Allgemeinen Krankenhauses im 9.
    Bezirk untergebracht.
    Auf engstem Raum, jede Person hat rund fünf Quadratmeter zum Leben, Privatsphäre gibt es nicht.
    Die meisten leiden unter dem Lärm und Schmutz und der Enge im Lager.
    Die Flüchtlinge leiden alle unter dem Stress des Lagerlebens.
    Das äußert sich in körperlichen Beschwerden, sie haben starke Kopfschmerzen, Magen- und Herzprobleme.
    Alle haben nach den Testwerten hohe Angst vor der Zukunft.
    Die Bosnierin Hata Hacimuratovic lebt seit zwei Jahren im Lager.
    Ich lebe seit zwei Jahren im Lager.
    Um 10,5 Quadratmeter leben wir zu dritt.
    Es kann nicht gut sein.
    Dazu muss ich monatlich 3.000 zahlen.
    Und jetzt kann mir nichts gut gehen.
    Wie geht es Ihrem Mann dabei?
    Die Leute sind schon fertig, jetzt können sie was machen.
    Die Männer der meisten Frauen sind im Krieg.
    Die alleinstehenden Frauen und die alten Leute haben einen starken Wunsch, nach Hause zurückkehren zu können, sagt die Psychologin Brigitte Schuster von der Universität.
    Bei denen, die sich nicht vorstellen können, in Österreich zu bleiben, steht an oberster Stelle das Problem der Trennung von der Familie.
    An zweiter Stelle haben sie ein Anpassungsproblem an die österreichischen Verhältnisse.
    An dritter Stelle ist für sie der Verlust von Besitz zählend und an vierter Stelle haben sie ein Wohnungsproblem.
    Der 19-jährige Lehrling Mustafic Almir lebt mit zwei anderen Bosniern auf 28 Quadratmetern im Altnakerhaar.
    Er muss in zwei Wochen das Lager verlassen und weiß nicht, wohin er gehen soll.
    Ja, das ist schwer.
    Aber wenn man denkt, wie es jetzt in Bosnien und in ganz Jugoslawien ist, ist es nicht so schlecht.
    Auch in diesem Lagerleben.
    Dieses Land ist ohne Krieg und ist immer Ruhe.
    Und man muss zufrieden sein.
    Finanzielle Unterstützung ist nicht genug, fordert die Studie.
    Anzustreben ist, sagt die Psychologin Schuster, eine Hilfe zur Selbstständigkeit.
    Bei der Wohnungssuche helfen beim Umgang mit Ämtern.
    Wer helfen will, kann unter der Telefonnummer der Universität 40 103 unter der Klappe 23 96 Herrn Mag.
    André anrufen.
    Edith Bachkönig hat berichtet über die psychische Lage von Flüchtlingen in Wien.
    Vor vier Jahrzehnten, also Mitte der 50er Jahre, hat man begonnen, Atomkraftwerke zu bauen.
    Derzeit produzieren 429 Meiler in 30 Ländern Atomstrom.
    Rund 100 dieser AKW nähern sich dem Ende ihrer technischen Lebenserwartung, zeigen Alterserscheinungen wie Materialermüdung und Zunahme an Störfällen.
    Doch die Entsorgungsfrage hat die Atomwirtschaft nicht gelöst.
    Tausende Tonnen hochstrahlenden Atommülls warten auf ein Endlager, das es weltweit nirgends gibt.
    So werden verbrauchte Brennstäbe auf Arealen der Kraftwerke gelagert oder in Zwischenlagern, die zu Dauer Provisorien werden.
    Diese Problematik bildet auch den Hintergrund der neuesten Kontroverse in Deutschland um das Endlager Gorleben in Niedersachsen.
    Dorthin soll nun strahlendes Material gebracht werden.
    AKW-Gegner fragen die Politiker, ob sie noch ganz dicht sind.
    Roland Adrowitz hat Bericht.
    Nach Jahren der Ruhe drohen nun wieder ernsthafte Auseinandersetzungen über die Atomenergie in Deutschland.
    Ein Atomausstieg der Bundesrepublik ist weiterhin nicht in Sicht, auch einer SPD-geführten Bundesregierung würde es schwer fallen, sich kurzfristig aus der Nuklearenergie zu verabschieden.
    Ungelöst ist aber auf alle Fälle in Deutschland die heikle Endlagerfrage.
    Wohin also mit dem auf Jahrtausende hinaus hoch radioaktiven Müll aus den deutschen Atommeilern?
    Daher behilft man sich mit Zwischenlagern.
    Irgendwann einmal wird das aber nicht mehr ausreichen.
    In den Salzstöcken von Gorleben wurden bereits 10 Milliarden Schilling verbaut, um das Gestein als Endlager brauchbar zu machen.
    Politisch scheint das aber nicht mehr durchsetzbar.
    Die Bevölkerung des niedersächsischen Gebietes läuft Sturm.
    Die SPD-Landesregierung hält die Salzstöcke von Gorleben für ungeeignet.
    Seit nunmehr elf Jahren existiert aber bereits in Gorleben ein voll funktionsfähiges Zwischenlagergebäude, das bisher leer steht.
    In diesem Gebäude wollen nun die Betreiber des baden-württembergischen Kernkraftwerks Philipsburg II erstmals abgebrannte Brennstäbe einlagern.
    Der Transport soll in den nächsten Tagen erfolgen, der genaue Termin wird wegen der angekündigten Proteste geheim gehalten.
    Lokale Bürgerinitiative
    dass jeder der sogenannten Castor-Behälter das radioaktive Potenzial von 40 Hiroshima-Bomben enthalte.
    Blockadeaktionen sind angekündigt, der gesamte Landkreis ist in Aufruhr.
    In einer heiklen Situation befindet sich die Landesregierung von Niedersachsen.
    Gerhard Schröders SPD-Kabinett ist strikt gegen den Atommülltransport, muss ihn aber aus rechtlichen Gründen schützen.
    Es existiert nämlich eine Betriebsgenehmigung für das Zwischenlager und die Zuständigkeit dafür liegt bei den Bundesbehörden.
    Das Land Niedersachsen muss also möglicherweise mit Polizeigewalt ein Vorhaben schützen, von dessen Sinnlosigkeit seine Regierung überzeugt ist.
    Ministerpräsident Schröder bezeichnet den geplanten Transport als Provokation.
    Schröder, der bisher für die SPD an Gesprächen über einen möglichen Atomenergiekonsens teilgenommen hat, droht mit seinem Rückzug aus diesen Unterredungen.
    Politisch noch heikler als für Schröder ist die Lage für seine Umweltministerin Monika Grifan.
    Vor ihrer Politikerkarriere war Grifan Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland.
    Ihre Glaubwürdigkeit steht vor einer harten Belastungsprobe.
    Das Landeskabinett hat ihr verboten, sich in ihrer Eigenschaft als Ministerin an Protestaktionen zu beteiligen.
    Bei einer Bürgerversammlung vor wenigen Tagen musste sich Grifan harte Worte anhören.
    Karriereschnäpfe war noch eines der harmlosesten.
    Grifan muss allerdings den Weisungen von Bundesumweltminister Töpfer gehorchen.
    Klaus Töpfer versucht nun zu beschwichtigen.
    Derartige Atomtransporte seien Routine.
    Etwa 60 pro Jahr gingen aus Deutschland an die Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und Großbritannien.
    Niemand müsse besorgt sein, die Behälter seien sogar flugzeugabstürzsicher, sagt Töpfer.
    Man darf bezweifeln, dass sich die Protestbewegung in Gorleben davon beeindrucken lässt.
    Soviel aus Deutschland zu dieser neuen Endlager-Kontroverse von Roland Atrowitze.
    Der Krieg im Jemen scheint entschieden, der militärisch weit stärkere Nordjemen, der ja auch 10 Millionen Einwohner hat, gegen die 2,5 Millionen des Südens.
    Der Nordjemen also hat die südjemenitische Hauptstadt Adena robert, die dortige Regierung ist geflohen.
    So wurde nach 1990 der Jemen zum zweiten Mal vereinigt, diesmal nicht freiwillig, sondern durch die Überlegenheit des Nordens.
    Das Ganze war ein Machtkampf zwischen Nordpräsident Ali Abdallah Saleh und dem Süd-Herausforderer Ali Saleh Malveit, geschürt auch vom Nachbarn Saudi-Arabien, der keine starken Jemen will.
    Aber auch mitverantwortet vom konservativ-islamischen Norden, der die liberalen Tendenzen in Form als marxistischen Süden, etwa in der Frauenfrage, bekämpfte.
    Dazu kommt, dass der Süden viel Öl hat, also viel Konfliktstoff, der vielleicht auch bleiben wird, eine Analyse von Hartmut Fiedler.
    Unsere Sache, meinte einer der führenden südjemenitischen Politiker nach seiner Flucht, sei nicht gestorben und werde auch nicht sterben.
    Man werde zurückkommen und den Süden von der Okkupation des Nordens befreien.
    Nahost-Experten messen dieser Drohung vorläufig allerdings keine allzu große Bedeutung zu.
    Thomas Kozienowski vom Orient-Institut in Hamburg.
    Nachdem Sie den bisherigen Kampf doch relativ schnell verloren haben, ohne allzu große Gegenwehr, wenn man
    von Aden absieht, dann sehe ich nicht, wo sie die Substanz herhaben sollen.
    Sie haben ja nicht mal genug Soldaten und auch die Mittel sind beschränkt.
    Nach Meinung Korzynowskis hängt die weitere Entwicklung im Jemen vor allem von Saudi-Arabien ab.
    Das saudische Königshaus hat die Vereinigung des islamisch geprägten Nordens und des ehemaligen Südjemens seit dem Zustandekommen vor vier Jahren mit Argus-Augen verfolgt.
    Zu den alten Grenzstreitigkeiten und der Abneigung gegenüber einem starken Nachbarn im Süden kam als Grund vor allem die Demokratisierung im Jemen.
    Die dortigen Wahlen im Vorjahr passten dem autoritären Saudi-Arabien gar nicht.
    Als die Machthaber im ehemaligen Südjemen im Vormonat die Sezession erklärten, fanden sie bei Saudi-Arabien mehr oder weniger offen Unterstützung.
    Auch der Schweizer Nostexperte Arnold Hottinger glaubt, dass jede weitere Rebellion im Jemen mit Saudi-Arabien steht oder fällt.
    Das hängt letzten Endes an einer Entscheidung ab, die in Saudi-Arabien getroffen wird.
    Haben wir genug?
    Werden wir eine Politik führen, um uns nun wieder mit Ali Saleh zu verständigen?
    Oder wollen wir weiter das Land destabilisieren?
    In dem Fall müssen wir uns das was kosten lassen und da einen Guerillakrieg anfangen.
    Auch die wirtschaftliche Entwicklung wird von der Haltung Saudi-Arabiens und der anderen reichen Golfstaaten abhängen.
    Die Arbeitslosigkeit und die Verschuldung waren im Jemen bereits vor dem Ausbruch des Krieges enorm.
    Die Kriegsschäden machen die Lage fast hoffnungslos.
    Arnold Hottinger?
    Es geht nun darum, ob San'a unter Umgehung der früheren Machthaber, die ja schon Machthaber in der kommunistischen Zeit waren, darf man nie vergessen,
    ein Verhältnis zum Süden finden kann, zu den verschiedenen Stämmen, den verschiedenen Städten, den verschiedenen Interessen, die es im Süden gibt.
    Sehen Sie eine solche Entwicklung unter der Führung des amtierenden Präsidenten?
    Wenn es nicht zum Guerillakrieg kommt, ja.
    Ein Guerillakrieg würde eben alles vergiften, wenn es dazu kommt.
    Dann würde es weiter ein Provisorium sein, dann würde es weiter eine Frage des Regierens durch die Armee sein, dann würde alles schlecht werden.
    Wenn das vermieden werden kann, sehe ich die Möglichkeit.
    Abdullah ist ein vernünftiger, zwar etwas autoritärer Stammespolitiker, aber doch ein realistischer Mann, der seinen Norden und sogar die jemenitische Vereinigung ganz gut geschaukelt hat.
    Die ersten Stellungnahmen der nordjemenitischen Regierung nach dem militärischen Sieg waren versöhnlich.
    Viel war vom gemeinsamen Aufbau des Landes die Rede.
    Dennoch, der Weg Jemens zu einer Demokratie ist zumindest unterbrochen.
    Hartmut Fiedler zur weiteren Entwicklung des Jemen und was Experten dazu sagen.
    Im Jänner dieses Jahres haben im südlichsten und ärmsten mexikanischen Bundesstaat in Chiapas die indianischen Einwohner sich erhoben.
    Das zapatistische nationale Befreiungsheer, nach dem Revolutionär Emiliano Zapata benannt, besetzte fünf Orte.
    Die mexikanische Armee reagierte mit Härte, sogar mit Kampfflugzeugen.
    Insgesamt waren 160 Todesopfer zu beklagen.
    Der Kampf der Zapatisten richtete sich gegen die Regierung, den Analphabetismus, Arbeitslosigkeit, Unterernährung, Mangelernährung.
    Sie prägen, und das nicht nur in Chiapas, das Leben der Indios.
    Jetzt, ein halbes Jahr später, hat sich die Situation der Indios zwar nicht wesentlich verändert, aber die Regierung führt immerhin Verhandlungen mit den Zapatisten.
    In Wien halten sich zur Zeit zwei indianische Bauern aus Chiapas und zwei Vertreter der Organisation CONPAS auf, eine Organisation, die die Indios in Chiapas betreut.
    Bettina Reuter hat mit einem von ihnen gesprochen.
    Carlos Rodríguez gehört zur Gruppe Mis Compañeros, die unter anderem Lebensmittel in das 2.500 Quadratkilometer große Gebiet der Aufständischen, das immer noch vom Militär abgesperrt ist und in dem rund 75.000 Menschenleben transportiert.
    Man versucht, eine Art Gesundheitswesen aufzubauen, es werden aber auch Augenzeugenberichte über Menschenrechtsverletzungen durch die mexikanische Armee gesammelt.
    Bei weitem nicht alle Bewohner des Gebietes haben im Jänner zu den Waffen gegriffen, doch sie sympathisieren mit den Sabbatisten, wie Carlos Rodríguez erzählt.
    Es ist klar, dass die Sabbatisten in keinem Augenblick die Waffen ergriffen haben, um den Krieg herbeizuführen, sondern nur um eine soziale Mobilisierung zu bewirken.
    In diesem Sinne identifizieren sich große Teile der Bevölkerung mit den Forderungen der Sabbatisten.
    Aber sie sind nicht bewaffnet.
    Der bewaffnete Zweig hat nur einen sozialen Aufbruch verursacht und das im ganzen Land, nicht nur in Chiapas.
    Zurzeit herrscht eine Art Waffenruhe zwischen Regierung und Sabbatisten, auch wenn es immer wieder zu Zwischenfällen kommt, wie etwa kürzlich zur Entführung eines Bürgermeisters.
    Noch ist nichts von den Forderungen der Indios etwa in Gesetze geschrieben, aber allein die Aufmerksamkeit im ganzen Land und die Besinnung auf die eigenen Rechte der Bevölkerung sind aus der Sicht von Carlos Rodríguez schon ein Triumph.
    Nach 500 Jahren des Widerstandes kann man nichts in sechs Monaten verändern.
    Aber es gibt ein Ideal, und das ist der Übergang vom Widerstand zu einer echten Entwicklung.
    Die konkreten Forderungen müssen erst umgesetzt werden, Forderungen wie kollektives Landeigentum oder die Anerkennung der Rechte der indianischen Bevölkerung.
    In Mexiko ist bisher keine einzige der 57 indianischen Sprachen anerkannt.
    Es geht auch um die Anerkennung ihrer Verfassungsrechte, ihrer Traditionen, um die regionale Autonomie der Indios und um die Möglichkeit, ihnen eigene regionale Regierungen zu erlauben.
    Wichtig ist es, so sagt Carlos Rodríguez, dass es nun erstmals einen Dialog zwischen den Indios und der Regierung gibt.
    Und genau deshalb sind auch die kommenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen so wichtig für das Land.
    Auf die Wahlen im August richtet sich jetzt schon die Aufmerksamkeit im ganzen Land.
    Es gibt eine entschiedene qualitative Veränderung in Mexiko auf verschiedenen Ebenen.
    Einerseits ist die alleinige Machtausübung durch den Präsidenten zu Ende und andererseits wird jede Partei, egal wer an die Macht kommt, ganz klar andere Verpflichtungen übernehmen müssen als ihre Vorgänger in der Regierung.
    Und gleichzeitig übt die Bevölkerung nun einen großen Druck aus, damit die Wahlen endlich transparent ablaufen.
    Und so ist offen, wer gewinnt.
    Nicht so wie früher, wo man immer schon vorher wusste, wie die Wahl ausgehen wird.
    Noch, so sieht es auch Carlos Rodríguez, ist es ein weiter Weg, bis die indianische Bevölkerung endlich den anderen Einwohnern Mexikos gleichgestellt sein wird.
    Das fängt schon bei den Löhnen an.
    In Chiapas liegt der Durchschnittslohn der Indios bei umgerechnet 43 Schilling, in anderen mexikanischen Bundesstaaten ist er um 20 Schilling höher.
    Für Carlos Rodríguez ist daher klar, was notwendig ist.
    Was wir brauchen ist ein Friede in Gerechtigkeit, Freiheit, Demokratie und Würde, wo das Wort dem Volk gehört und nicht dem Staat.
    Denn ein Staat, der nur die eigenen Interessen verfolgt, ist nicht ein Staat, der das Volk vertritt.
    Soviel über die Probleme der Indios in Mexiko.
    Kultur im Wiener Rohnacher findet heute Abend die Premiere von Leonard Bernsteins Musical West Side Story statt.
    Ein ensemble junger Broadway-Künstler präsentiert die Musical-Version des Romeo und Julia Motivs im New Yorker Ambiente der frühen 50er Jahre.
    Karin Bauers Beitrag beginnt mit der Tanzhallenszene.
    Zwei Gangs, die amerikanischen Jets und die puertorikanischen Sharks, liefern einander erbitterte Kämpfe in den Straßen von New York.
    Bei einem Tanzabend verlieben sich die Puertorikanerin Maria und der New Yorker Tony ineinander.
    Doch ihre Liebe wird durch die sich zuspitzende Aggression zwischen den beiden Banden bedroht.
    Regisseur Ellen Johnson, der in Wien die West Side Story schon an der Volksoper inszenierte, sieht das Musical als Klassiker.
    Ich glaube der Grund dafür sind ewige Themen wie Bigoterie oder Vorurteile.
    West Side Story ist die Übertragung von Romeo und Julia ins New York der frühen 50er Jahre, als sich dort die Gangs formierten.
    Tonight, tonight The world is full of light With suns and moons all over the place Tonight
    Donna Kane, die ursprünglich Politologie studierte, verkörpert die Rolle der Maria.
    Maria ist eine wundervolle Rolle, eine Wunschrolle für viele Schauspielerinnen.
    Maria erlebt in der kurzen Zeit von drei Tagen die große Wandlung vom unschuldigen jungen Mädchen aus Puerto Rico zur liebenden Frau und zur Witwe, als sie den Mann verliert, den sie liebt.
    Jamil Borges, Darstellerin von Marias Freundin Anita, sieht in ihrem Beruf die Möglichkeit, Rassismus und Vorurteilen entgegenwirken zu können.
    Ich bin in diesem Beruf, weil ich glaube, dass die Beruf von der Musik und der Arts und der Drama
    kann immer eine andere Welt machen.
    Was ist besonders in dem Musicaltheater und in der Oper und in allem, weil diese Leute kennen nicht die anderen und sitzen in diesem Zimmer vor zweieinhalb Stunden und haben die gleiche Emotion.
    In diesem Werk denke ich, dass die Versailles Story das machen kann.
    Die Vorstellungen von West Side Story stehen mit Ausnahme des Montags bis 7.
    August auf dem Rohnacher Programm.
    US-Zeitstory also in Wien.
    Wir sind am Ende des Mittagsschanals, ein Blick noch auf das Wetter.
    Immer wieder Wolken, nur zwischendurch sonnig in Kärnten, der Steiermark und in Burgland stellenweise Regen.
    In Vorarlberg und in Tirol gegen heute Abend einzelne Gewittertemperaturen 19 bis 24 Grad.
    Und das war das Mittagsschanal.
    Für den guten Ton sorgte Kurt Quater für die reibungslose Studioregie.
    Christel Reis durch die Sendung führte sie Ulskirk.
    Das war's dann.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Warnecke, Rainer [Gestaltung] , Hnatek, Josef Wenzel [Sprecher/in]
    Datum: 1994.07.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Stibor, Jörg [Gestaltung]
    Datum: 1994.07.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    G7-Gipfel in Neapel
    Beim G7-Gipfel gibt es neue Repräsentanten der Staaten Italien, Japan und Kanada. Die Gastgeberstadt Neapel hat man mit einem Aufwand von 350 Millionen Schilling auf Hochglanz gebracht. Ein Lokalaugenschein. Interview: anonyme Passantin, Interview: Ministerpräsident Silvio Berlusconi.
    Mitwirkende: Braitenberg, Zeno [Gestaltung] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r] , Berlusconi, Silvio [Interviewte/r]
    Datum: 1994.07.08 [Sendedatum]
    Ort: Neapel
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaftspolitik ; Außenpolitik ; Diplomatie ; Bauen ; Finanzpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Italien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse der Weltwirtschaftslage
    Beim G7-Gipfel gibt es neue Repräsentanten der Staaten Italien, Japan und Kanada. Russland muss im Kreise der westlichen Marktwirtschaften Halt finden. Die Teilnahme am G7-Gipfel ist nach der Partnerschaft mit der NATO und der Kooperation mit der EU ein weiterer Schritt in diese Integrationsstrategie. Neben wirtschaftlichen Problemen werden auch politische Themen erörtert.
    Mitwirkende: Schweinzer, Josef [Gestaltung]
    Datum: 1994.07.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Außenpolitik ; Diplomatie ; Finanzpolitik ; Wirtschaftspolitik ; Krisen und Konflikte ; Arbeitslosigkeit ; Industrieländer ; Verhandlung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Italien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ethnische Säuberungen in Zvornik
    Die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft für Menschenrechte hat eine Studie über ethnische Säuberungen in der nordostbosnischen Stadt Zvornik vorgestellt. Diese Millitäraktion der Serben hat zwischen April und Juni 1992 stattgefunden. Anhand von 900 Interviews haben die Wissenschafter den Abschluss dokumentiert. Einblendung: Projektleiter Stephan Müller, Einblendung: Leiter Boltzmann-Institut für Menschenrechte Hannes Tretter.
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Müller, Stephan [Interviewte/r] , Tretter, Hannes [Interviewte/r]
    Datum: 1994.07.08 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Krieg ; Ethnie ; Minderheiten ; Straftaten ; Krisen und Konflikte ; Pressekonferenz ; Militär ; Tod ; Ethnie ; Nationalismus ; Asyl ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bosnien-Herzegovina ; Serbien und Montenegro
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Psychosoziale Situation bosnischer Flüchtlinge in Wien
    In Wien haben Psychologen 75 Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten des Balkans nach ihrer sozialen und seelischen Situation befragt. Interview: anonyme bosnische Flüchtlige, Interview: Psychologin Brigitte Schuster.
    Mitwirkende: Bachkönig, Edith [Gestaltung] , Anonym, Flüchtling [Interviewte/r] , Lueger-Schuster, Brigitte [Interviewte/r]
    Datum: 1994.07.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Asyl ; Krisen und Konflikte ; Krieg ; Minderheiten ; Ethnie ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bosnien-Herzegovina ; Serbien und Montenegro ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktuelle Lage im Jemen
    Der Krieg im Jemen scheint entschieden. Der militärische weit stärkere Nordjemen hat die südjemenitische Hauptstadt erobert. So wurde der Jemen nach 1990 ein zweites Mal vereinigt. Eine Analyse. Interview: Orient-Institut Tomas Koszenowski, Interview: Nahostexperte Arnold Hottinger.
    Mitwirkende: Fiedler, Hartmut [Gestaltung] , Koszenowski, Tomas [Interviewte/r] , Hottinger, Arnold [Interviewte/r]
    Datum: 1994.07.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; fossile Energieträger ; Reportage ; Außenpolitik ; Wahlen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Jemen
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Vorbericht West-Side-Story
    Im Wiener Ronacher findet die Premiere von Leonard Bernsteins Musical "West Side Story" statt. Ein Ensemble junger Broadway-Künstler präsentiert die Musicalversion des Romeo und Julia-Motives. Einblendung diverse Szenenausschnitte "West Side Story", Interview: Regisseur Alan Johnson, Interview: Schauspielerin Donna Kane, Interview: Schauspielerin Jamil Borges.
    Mitwirkende: Johnson, Alan [Interviewte/r] , Baur, Karin [Gestaltung] , Kane, Donna [Interviewte/r] , Borges, Jamil [Interviewte/r]
    Datum: 1994.07.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Kulturveranstaltung ; Drama ; Vokalmusik - Musical ; Interview ; Vorschau ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Wien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1994.07.08
    Spieldauer 00:55:51
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1994.07.08 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Nachrichten ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Ethnie ; Nationalismus ; Straftaten ; Asyl ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-940708_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Sammlung Radio Mitschnitte der Österreichischen Mediathek