Mittagsjournal 1993.10.30

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag beim Samstag-Mittag-Journal vom 30.
    Oktober wünscht Manfred Kronsteiner.
    Vorrangig geht es im ORF-Mittag-Journal heute um das dominierende Tagesthema.
    Um den Streik des Luftpersonals der AUA, die Auswirkungen auf den Flugverkehr, die wirtschaftlichen Hintergründe und die Folgen.
    Dazu auch Statements der Streikenden und des Auervorstands und Informationen über das Notflugprogramm.
    Im Journal zu Gast ist heute Dr. Ferdinand Pijech, Chef der Volkswagen AG, deren Produktion um ein Viertel zurückgegangen ist und die nun auf die Viertagewoche setzt.
    Und schließlich planen wir ein Interview mit dem polnischen Komponistenstar Krzysztof Penderecki.
    Zunächst jedoch der Nachrichtenüberblick, redigiert diesmal von Susanne Meisner-Sindelar, gelesen von Heimo Godler.
    Österreich.
    Im Streik des fliegenden Personals der AUA ist derzeit keine Einigung in Sicht.
    Der Betriebsrat des Bordpersonals verlangt nach wie vor den Rücktritt des AUA-Vorstandes.
    Seit dem Streikbeschluss gestern Abend hat es noch keine Gespräche mit der AUA-Geschäftsführung gegeben.
    Vorstandsdirektor Rehulka schließt einen Rücktritt aus.
    Inzwischen läuft ein Notflugprogramm, mit dem die Auswirkungen des unbefristeten Streiks gemildert werden sollen.
    Heute entfallen voraussichtlich alle Auerflüge.
    Charterflüge werden im Auftrag der Auer ersatzweise mit Laudaair-Maschinen durchgeführt, allerdings mit mehrstündigen Verspätungen.
    Einige Linienflüge sollen von den Austrian Air Services übernommen werden.
    Detaillierte Informationen gibt es unter der Kummernummer 711 10 702.
    Einzelheiten über Umbuchungsmöglichkeiten können unter den Nummern 717 99 und 68 35 11 27 27 abgefragt werden.
    Für alle Telefonnummern gilt die Wiener Vorwahl 0222.
    Vor den Auer-Schaltern auf dem Flughafen Wien-Schwechert stehen nach wie vor lange Schlangen.
    Umbuchungen sind schwierig, weil die Kurse der anderen Fluggesellschaften zum Großteil völlig überbucht sind.
    Auer-Vorstand Herbert Bammer meinte zur Schadenersatzfrage, die Auer werde sich sicher nicht auf einen Rechtsstandpunkt zurückziehen, sondern berechtigte Kundenansprüche erfüllen.
    Der Streikbeschluss ist am Abend überraschend in einer Betriebsversammlung gefallen.
    Die Teilnehmer sprachen dem Auer-Vorstand einstimmig das Misstrauen aus.
    Protestiert wird vor allem gegen den geplanten Personalabbau.
    Auer-Betriebsrat Christian Fitz sagte, man werde den Einsparungen erst dann zustimmen, wenn es ein brauchbares Konzept für die Zukunft gäbe.
    VIZ wirft dem Vorstand vor, Entscheidungen auf die lange Bank zu schieben und nicht mit dem Personal zusammenzuarbeiten.
    Vorstandsdirektor Rehulka bezeichnet das Verhalten des fliegenden Personals als unverantwortlich und gefährlich für die Zukunft des gesamten Unternehmens.
    Ein Streiktag koste die Auer etwa 12 Millionen Schilling, sagte Rehulka.
    Man wollte die Gespräche mit dem Betriebsrat sofort wieder aufnehmen und versuchen, zu einer Lösung zu kommen.
    Allerdings müssten Personal- und Sachkosten verringert werden.
    Die Zahl der AUA-Mitarbeiter soll 1994 sukzessive von 4.500 auf 4.000 gesenkt werden.
    Vom Streik des fliegenden Personals distanziert haben sich der Betriebsrat des kaufmännisch-technischen Personals der AUA und der Betriebsrat der AUA-Tochter Austrian Air Services.
    Bosnien-Herzegowina.
    Der bisherige Außenminister Silaicic ist als neuer Ministerpräsident vereidigt worden.
    Als wichtigstes Ziel seiner Regierung bezeichnete Silaicic den Abschluss seines Friedensvertrages auf der Grundlage der Empfehlungen des bosnischen Parlamentes.
    Ende September hatte das Parlament in Sarajevo den Genfer Friedensplan abgelehnt.
    Vereinte Nationen.
    Der Sicherheitsrat will heute eine Dringlichkeitssitzung zur Lage in Haiti abhalten.
    Es liegt ein Resolutionsentwurf vor, in dem die Unterstützung für den vom Militär entmachteten Präsidenten Aristide bekräftigt wird.
    Aristide soll nach einem von der UNO vermittelten Friedensabkommen heute wieder in sein Amt eingesetzt werden.
    Jetzt wird befürchtet, dass sich die Rückkehr des demokratisch gewählten Präsidenten von Haiti verzögert.
    Großbritannien.
    Im Londoner Stadtteil Kensington ist am Abend ein Sprengsatz explodiert.
    Verletzt wurde niemand.
    Es entstand nur geringer Sachschaden.
    Die Bewohner der Häuser in der Umgebung wurden evakuiert.
    Nach Ansicht der Polizei hat die Untergrundorganisation IRA den Anschlag organisiert.
    Peru.
    Weite Teile Perus waren heute vorübergehend ohne Strom.
    In der Nähe des größten Kraftwerkes des Landes gab es einige schwere Explosionen.
    Untergrundkämpfer dürften wieder Sprengstoffanschläge auf Leitungsmasten verübt haben.
    Portugal.
    Auf der Atlantikinsel Madeira sind bei schweren Unwettern mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen.
    Unter den Toten ist ein zwei Wochen altes Baby.
    Auch ein deutscher Tourist starb.
    Mehrere Boote und Schiffe sanken.
    Etwa 100 Menschen waren obdachlos.
    USA.
    Die verheerenden Flächenbrände in Südkalifornien scheinen weitgehend unter Kontrolle zu sein.
    Nach Angaben der Behörden ist die Gefahr aber noch nicht völlig gebannt.
    Bisher sind mehr als 80 Menschen verletzt worden, die meisten von ihnen sind Feuerwehrleute.
    Etwa 700 Häuser wurden zerstört.
    Der Sachschaden liegt nach ersten Schätzungen bei umgerechnet mindestens 5 Milliarden Schilling.
    Soweit die wichtigsten Meldungen.
    Das Wetter hält sich an die Jahreszeit, berichtet Andreas Thiesner.
    Ein Hoch bleibt unverändert in den nächsten Tagen über Europa.
    Weit verbreitet sind Nebelfelder, so wie in Österreich.
    Und zwar reichen sie von Westungarn über das Donautal nach Bayern und weiter nach Belgien bis zum Atlantik.
    Und im Süden gibt es sie in Slowenien und Kroatien.
    Jetzt die aktuellen Meldungen.
    Wien Hochnebel 4 Grad, Eisenstadt Nebel 3, St.
    Pölten Hochnebel 3 Grad, Linz Heiter 6, Salzburg Hochnebel 5 Grad, Innsbruck Wolkenloss 6, Bregenz Hochnebel 6 Grad, Graz Wolkenloss 6 und Klagenfurt Hochnebel 7 Grad.
    Nahezu wolkenfrei sind Vorarlberg mit Ausnahme des Bodenseeraums, Nord- und Südtirol, weite Teile Salzburgs und der Steiermark sowie in Wein- und Müllviertel.
    Hartnäckiger Hochnebel liegt noch über Kärnten und Osttirol, dem Burgenland und Teilen Ober- und Niederösterreichs und im Raum Wien.
    Er wird sich wenn überhaupt nur für kurze Zeit lichten.
    Ab und zu macht sich lebhafter Südostwind bemerkbar.
    Am wärmsten ist es auch heute wieder in etwa 700-800 Meter Höhe mit etwa 13 Grad.
    Die höchsten Temperaturen heute um 9, bei Nebel allerdings nur um 4 Grad.
    In der kommenden Nacht fällt neuerlich Nebel ein und bei Temperaturen bis minus 4 Grad sind glatte Straßen zu erwarten.
    Auch der Hochnebel breitet sich wieder über Österreich aus, damit morgen Sonntag nichts Neues, wieder im Bergland sonnig, sonst aber anfangs oft nebelig trüb und nur allmählich auch in einigen Alpentälern sonnig.
    Erst am Nachmittag Sonnenstrahlen einzelne auch im Flachland.
    Die Temperaturen bei Nebel um drei, sonst sechs bis zwölf Grad.
    Und richtiges Allerheiligenwetter dann am Montag, Sonne im Bergland, im übrigen Österreich aber weiterhin trüb und kühl.
    7 nach 12.
    Wer an diesem Wochenende also bequem ein Flugzeug der Austrian Airlines besteigen und über den Wolken dem Reiseziel entgegenschweben wollte, hat Pech, zumindest einiges an Problemen, verursacht durch den Streik des Luftpersonals der Auer.
    Ein Ausstand, über dessen Ursachen und Wirkungen in dieser Sendung noch ausführlich die Rede sein wird.
    Zwar gibt es ein Notflugprogramm, aber für die Passagiere entsteht ein Hürdenlauf, gespickt mit Komplikationen, Frustrationen und Wartezeiten.
    Christian Pani und Oliver Ortner schildern vom Flughafen Winschwechert aus Stimmung und Chronik der laufenden Ereignisse.
    In der Früh und am Vormittag waren hier am Flughafen so gut wie alle überlastet.
    Zum einen eine Unzahl von sitzengelassenen Auer-Passagieren.
    Die versuchten ihre Flüge umzubuchen.
    Zum anderen das Schalterpersonal der Auer.
    Das versuchte möglichst alle Passagiere mit möglichst wenig Zeitverzögerung doch noch auf die Reise zu schicken.
    Bei Langstreckenflügen gab es hier mehr Kapazitäten.
    Kurzstreckenpassagiere und Wochenendausflügler konnten in den meisten Fällen allerdings nur mehr stornieren.
    Hier ein Hörbeispiel von 6 Uhr früh.
    Das Problem ist halt leider, dass ziemlich alle Flüge, die noch gehen, voll sind.
    Also ich muss jetzt ein bisschen schauen, ob wir heute schon wieder erfahren, als wir angerufen haben.
    Jetzt haben wir uns gedacht, wir fahren einfach einmal her, um uns die Situation persönlich anzuschauen.
    Aber ich meine, wir canceln auch.
    Es ist ja soweit kein größeres Problem.
    Sie hätten vor, um 6.40 Uhr nach Amsterdam zu fliegen.
    Sind Sie jetzt auf gut Glück hierher gekommen oder haben Sie nichts gewusst?
    Ich habe nichts gewusst.
    Hätten Sie Anschlussflüge?
    Von Amsterdam nach Los Angeles und von Los Angeles nach Honolulu und von Honolulu nach Maui.
    Und die sind jetzt wahrscheinlich weg dann?
    Die anderen internationalen Fluglinien, die hier in die Bresche sprangen, hatten in den Morgenstunden ebenfalls große Probleme.
    Denn sie konnten in den ersten Stunden nur auf jenes Schalterpersonal zurückgreifen, das hier in Wien stationiert ist.
    Und sie konnten auch nur mit Plätzen in jenen Fliegern aushelfen, die zu diesem Zeitpunkt entschwächert waren.
    Im Laufe des Vormittags schickten zahlreiche Fluglinien aber zusätzliche oder größere Flugzeuge und auch mehr Personal.
    So kamen einige Passagiere doch noch weg, wenn auch unverhältnismäßig später als geplant.
    Um 8.30 Uhr schließlich startete die Auer-Tochter Austrian Air Services ein Flugzeug nach Linz.
    Und zwar pünktlich nach dem Flugplan der Auer.
    20 Minuten später erbart Niki Lauder die Startfreigabe.
    Seine Airline übernahm den Auerflug nach Tel Aviv, ebenfalls nach dem Auerflugplan.
    Wir sind gestern Abend gefragt worden vom Dr. Palmer, ich persönlich, ob wir hier aushelfen können.
    Selbstverständlich tun wir es und das ist der erste Flug jetzt, der nach Tel Aviv geht.
    Wie viele Flüge wird die Lauda Air übernehmen?
    Es hängt davon ab, wie lang der Streik ist.
    Heute können wir 5 bis 6 Flüge machen.
    Es hängt davon ab, wann unsere Flugzeuge zu uns kommen und dann können wir sie für die AU einsetzen.
    Gerade als die Laudaer abhob, rollte doch noch eine Auermaschine aus.
    Der Airbus Paris kam aus New York.
    Gesteuert wurde das Flugzeug von Dr. Walter Bock.
    Er ist der Chef der Auer Airbus-Flotte.
    Er flog trotz des Streiks, betrachtet sich aber nicht als Streikbrecher.
    Ich wusste, dass es eine Versammlung gegeben hat.
    Ich wusste nichts Konkretes über Beschlüsse.
    Das erst etwas später erfahren.
    Aber ich werde mich jetzt informieren.
    Können Sie in Ihrer Position als Chefpilot hier auf die Belegschaft einwirken oder haben Sie das überhaupt vor?
    Ich werde es sicher machen, weil wir alle für Austrian Airlines arbeiten.
    Es ist keine Frage, gern für diese Firma arbeiten.
    Ich werde sicher positiv auf alle Beteiligten einwirken.
    Zur Zeit tagt in einem Nebengebäude des Flughafens der Betriebsrat der streikenden, fliegenden Auer-Mitarbeiter.
    Vor den Auer-Schaltern in der Abflughalle stehen nach wie vor an die 400 Passagiere.
    Die Auer hat so viele Schalter wie möglich geöffnet.
    Mehr ist ganz einfach baulich nicht möglich.
    So kommt es momentan durchaus vor, dass Passagiere in der Schlange auf das Umbuchen warten.
    Wenn sie dann an die Reihe kommen, hat der Flieger aber bereits abgehoben.
    Soweit der Bericht vom Flughafen.
    Ich gebe zurück an das Studio des Mittagschanals.
    Eine Reportage von Christian Pani und Oliver Ortner war das, die sich bereits seit den frühesten Morgenstunden im Flughafen aufhalten und umhören.
    Wegen des Streiks des fliegenden Personals bei Austrian Airlines hat die AUA für den heutigen Tag ein Notflugprogramm erstellt.
    Helga Meier hat die Details.
    Alle drei Charterflüge sind auf den späten Nachmittag bzw.
    Abend verlegt worden und werden von Maschinen der Lauda Air durchgeführt.
    Der Charterflug Wien-Rhodos-Heraklion startet um 18 Uhr statt um 10 Uhr.
    Der Flug Wien-Palma de Mallorca startet um 18 Uhr statt 12.30 Uhr.
    Die Route Wien-Fuerteventura-Lanzarote-Wien wird ab 19.30 Uhr geflogen.
    Ebenso wird die Verbindung Wien-London am Abend von Laudaair geflogen.
    Lauda deckt auch drei weitere Flüge für morgen Sonntag ab, und zwar den Linienkurs Wien-Tel Aviv, den Charterflug Wien-Las Palmas und den Dreiecksflug Wien-Athen-Larnaca.
    Drei Maschinen der Tyrolean Airways und zwei Flugzeuge der Rheintalflug und eine Fokker der Amadeus Air werden auf Strecken von Austrian Airlines eingesetzt.
    Die Mittagsflüge übernimmt die Tochtergesellschaft Austrian Air Services.
    Die Flüge ab Wien werden planmäßig durchgeführt.
    13.15 Uhr Paris 14.45 Uhr Prag Ebenso werden die fünf Abendflüge durch die Austrian Air Services angeflogen werden.
    17.50 Uhr Kopenhagen 18.15 Uhr Paris und Budapest 18.20 Uhr Rom 18.35 Uhr Venedig
    Da die Fokker 50 Maschinen der Austrian Air Services weniger Sitzplätze haben als die Maschinen der Auer, empfiehlt die Austrian Airlines, möglichst rasch am Flughafen einzuchecken, da es mehr Buchungen als Sitzplätze gibt.
    Und so gilt das Prinzip, wer zuerst kommt, malt zuerst.
    Aktuelle Informationen erhalten Flugreisende unter der Kummernummer 71 110 702, sowie unter den Telefonnummern 68 35 11 27 27, das ist die Umbuchungszentrale, sowie 71 110 22 33 für allgemeine Auskünfte.
    Alles Wiener Rufnummern mit der Vorwahl 0 2 2 2.
    Und die Stadtbüros der AUA in Wien
    Graz, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Innsbruck sowie die Kundendienststellen sind geöffnet.
    Sollten Sie telefonisch zum Beispiel in Wien nicht durchkommen zum Stadtbüro, dann rufen Sie doch vielleicht in Graz, Klagenfurt oder Linz oder in Innsbruck an.
    Eine Pressekonferenz des AUA-Vorstands ist derzeit im Gange.
    Herbert Huter ist hingefahren und wird darüber im weiteren Verlauf der Sendung berichten.
    Des Weiteren erwarten wir auch eine Stellungnahme des Betriebsrats Obmanns.
    Dem Bordpersonal der AUA geht es in ihrem Streik nicht nur um den angekündigten Personalabbau.
    Es wird auch kritisiert, dass die AUA-Geschäftsführung sich nicht entscheidet, wie die Zukunft der Fluglinie aussehen soll.
    Fusion mit anderen Linien im Projekt Alcazar
    oder Kooperation mit der deutschen Lufthansa oder eine Zukunft ganz für sich alleine.
    Welche Möglichkeiten die Auer hat, analysiert ihm folgenden Dieter Bornemann.
    Zuerst muss man einmal die Dimension zurechtrücken.
    Die Auer ist zwar die nationale Fluglinie in Österreich.
    Auf dem europäischen Markt hat sie aber nur einen geradezu verschwindenden Marktanteil von 3 Prozent.
    Das ist der eine Punkt.
    Der andere Punkt ist, Fliegen ist kein Geschäft.
    Die Auer rechnet heuer mit einem Verlust von 800 Millionen, vielleicht werden es sogar eine Milliarde Schilling werden.
    Da ist die Auer aber in guter Gesellschaft mit anderen Fluglinien.
    So gut wie keine europäische Fluggesellschaft fliegt derzeit Gewinne ein.
    Insgesamt haben die Fluglinien weltweit im Vorjahr einen Verlust von unvorstellbaren 85 Milliarden Schilling eingeflogen.
    Kein Wunder bei dem massiven Verfall der Preise für Flugtickets.
    Von Wien nach New York und wieder zurück kann man schon für weniger als 4.000 Schilling fliegen.
    Dass es da nichts mehr zu verdienen gibt, ist klar.
    Im Jahr 2000 soll es in Europa nur mehr vier große Fluglinien geben, schätzen Fachleute.
    Dazu gehören werden die British Airways, die deutsche Lufthansa und die Air France.
    Und dann noch möglicherweise ein Zusammenschluss von mehreren europäischen Airlines unter dem Codenamen Alcazar.
    Aber dazu komme ich später noch einmal.
    Was hat die Auer jetzt für Möglichkeiten zu überleben?
    Erstens, sie bleibt so wie sie ist, für sich alleine.
    Da wird sie sich in der jetzigen Form gegen die großen Fluglinien auf die Dauer aber nicht durchsetzen können.
    Es sei denn, die Auer reduziert Flieger und Personal und wird eine ganz winzig kleine Fluglinie.
    Diese Möglichkeit ist aber eher unrealistisch.
    Zweite Möglichkeit, die Auer geht mit der Laudaer zusammen.
    Das ist in dieser Form auch unwahrscheinlich, denn Laudaer und Auer sind Konkurrenten und können einander nicht riechen.
    Außerdem würde durch diesen Zusammenschluss die Auer nur unwesentlich größer werden.
    Das würde also auch nicht viel bringen.
    Die dritte Möglichkeit.
    Die Auer schließt mit der deutschen Lufthansa eine umfassende Kooperation ab.
    Es soll aber nicht zur gegenseitigen finanziellen Beteiligung kommen, sagt die Auer.
    Ein Problem, das es dabei unter anderem gibt, die Lufthansa-Tochter Condor hält ein Viertel an der Lauda eher.
    Die Lufthansa-Kooperation wird seit Monaten verhandelt.
    Wann ein Ergebnis auf dem Tisch liegt, kann man derzeit noch nicht sagen.
    Und parallel dazu wird die vierte Möglichkeit der AUA-Zukunft verhandelt.
    Das ist das große Projekt Alcazar.
    Das ist der Codename für den umfassenden Zusammenschluss von vier Airlines.
    Nämlich der Swissair, der niederländischen KLM und der schwedischen SAS.
    Und als vierter kleiner Partner die AUA.
    Jeder der drei großen Fluglinien hätte an der neuen Fluglinie einen Anteil von 30 Prozent.
    Für die Auer sind 10 Prozent reserviert.
    Viele Details in dem Deal sind aber noch unklar.
    Etwa der Name der großen Fluglinie, die dadurch entstehen würde.
    Oder ob alle der vier Fluglinien unter ihrem alten Namen weiter fliegen.
    Geplant ist auf jeden Fall ein gemeinsames Management.
    Und da fürchtet das Auerpersonal unter die Räder zu kommen.
    Gestritten wird auch noch über das Hauptquartier des neuen Unternehmens, über die Organisationsform und über Bewertungsfragen der einzelnen Fluggesellschaften.
    Scheitern könnte Alcazar aber noch, weil sich die Swissair und die KLM darüber streiten, wer der Alcazar-Partner auf dem amerikanischen Markt ist.
    Die Swissair will ihren Partner Delta in den USA haben und die KLM favorisiert ihren USA-Partner Northwest Airlines.
    Soviel zu Alcazar.
    Und nur der Vollständigkeit halber eine fünfte Möglichkeit.
    Es hat auch Kooperationsgespräche mit der französischen Air France gegeben.
    Das ist aber auch ein sehr unrealistischer Partner.
    Übrig bleibt also die Lufthansa und Alcazar.
    Vielleicht gibt es schon in den nächsten Wochen ein Verhandlungsergebnis.
    Und jetzt zum Auer-Vorstand und zu dessen Sitzung.
    Herbert Hutter ist, wie gesagt, hingefahren, hier seine Reportage.
    Ja, schweres Geschütz des Auervorstandes in Richtung Streikende.
    Der Betriebsrat Bord, also die Piloten und die Stewards und Stewardessen, die vertreten nur 30 Prozent des gesamten Auerpersonals, sagte der Vorstand.
    Der Betriebsrat sei einer der bestinformierten in ganz Österreich, sowohl was die wirtschaftliche Lage des Unternehmens betrifft, als auch was die Kooperations- bzw.
    Fusionspläne mit anderen Fluggesellschaften betrifft.
    Mit den Betriebsräten gemeinsam konnte der drohende Verlust für Heuer von 830 auf bereits 700 Millionen reduziert werden.
    Allerdings, das ist zu wenig.
    Auervorstand Mario Rehulka.
    Der offene Teil, jener Teil, der von den arbeitsrechtlichen Bedingungen abhängt, durch Kollektivverträge und Betriebsvereinbarungen,
    wurde mit Betriebsräten sowohl des fliegenden Personals als auch des kaufmännischen und technischen Personals durchbesprochen.
    Der Betriebsrat Bord hat diese Gespräche schon einmal unterbrochen.
    Wir haben veranlasst, diese Gespräche weiterhin aufzunehmen, wobei es im Prinzip darum geht, Personal und Sachkosten zu reduzieren,
    damit die wirtschaftliche Basis dieses Unternehmens für die Zukunft gesichert ist, damit wir wettbewerbsfähig sind gegenüber den anderen Gesellschaften, die zu viel niedrigeren Kosten fliegen.
    und damit wir damit auch für die Zukunft die Arbeitsplätze im Rahmen dieses Unternehmens sichern können.
    Die Kosten sind um eine Milliarde pro Jahr zu hoch.
    Aus eigener Kraft kann die AUA ungefähr die Hälfte schaffen.
    Die andere Hälfte dieser Kosteneinsparungen müsste aus einer Kooperation zustande kommen.
    Und AUA-Vorstand Mario Rehulka dann frontal gegen die Streikenden.
    Wir unterstellen, dass die Ansicht über die zukünftigen Aspekte dieses Betriebsrats
    als naiv anzusehen sind, dass sie überhaupt nicht sich orientieren am internationalen Wettbewerbsfeld und dass sie mit diesen Maßnahmen aus rein gehaltspolitischen Gründen und aus subjektiven Gründen, aus reinem Eigennutz vergessen die Interessen der anderen Mitarbeiter, die in diesem Unternehmen arbeiten.
    Vorstandskollege Herbert Bammer dann zur Information- und Gesprächspolitik.
    Wir sehen es eher so, dass der Betriebsrat die Argumentation umdreht, dass er, vielleicht weil der Vorstand so viele Gespräche und Verhandlungsrunden mit dem Betriebsrat geführt hat, den Eindruck erwecken will, dass das Gegenteil der Fall ist.
    Wir haben den Betriebsrat in keiner Weise an seiner Arbeit behindert.
    Im Gegenteil, wir haben immer wieder zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Betriebsrat keine Zeit hat für Verhandlungen mit dem Vorstand.
    Sogar in der vergangenen Woche kam noch ein Fax, in dem er uns mitteilt, dass der Betriebsrat nicht in der Lage ist, weil er anders beschäftigt ist, die Arbeitsgruppe zur Veränderung der Kollektivvertragsbestimmungen weiter zu beschicken.
    Vorstandsdirektor Herbert Bammer erklärte dann noch, er sei sehr froh, dass zahlreiche Mitarbeiter erschienen seien, um der Auer in Sachen Service bei den Kunden, bei den Passagieren, die liegen geblieben sind, die hängen geblieben sind, zu helfen.
    Wenn es zu keiner Einigung über Kollektivverträge und so weiter kommt, wenn es also zu keiner Einigung kommt, müssen im November ein bis zwei Flugzeuge außer Dienst gestellt werden und das kostet 150 bis 300 Arbeitsplätze, erklärt der Auervorstand.
    Kündigungen wurden, so seine Kompromissbereitschaft wurde erklärt, im Oktober zunächst einmal ausgesetzt.
    Jetzt allerdings geht es offenbar hart auf hart und damit zurück zum Studio des Mittagschonals.
    Soweit also die Positionen des Auervorstands, berichtet hat Herbert Huter.
    Und ich habe jetzt den Betriebsratsobmann Christian Fitz am Mittagschonal-Telefon.
    Guten Tag Herr Fitz.
    Guten Tag.
    Was sagen Sie zu den Positionen, die jetzt eben dargelegt wurden vom Auervorstand und den Vorwürfen?
    Grundsätzlich möchte ich sagen, dass das fliegende Personal der Austrian Airlines, das sind alle Flugbegleiter und Piloten, sich ihrer Verantwortung bewusst sind und mit dieser Situation auch sehr verantwortungsvoll umgehen.
    In einer Versammlung gestern am Abend brachte die Belegschaft ihr Misstrauen gegen die Geschäftsleitung zum Ausdruck, die offensichtlich nicht in der Lage ist, die anstehenden Probleme zu lösen und die stattdessen für die derzeitigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten ausschließlich das Personal verantwortlich macht.
    Es ist so, dass man in letzter Zeit sehr viel von Managerverantwortung spricht und es ist für uns zu erwarten gewesen, dass das Personal für diese Situation, auch für die wirtschaftliche Situation, verantwortlich gemacht wird.
    Es ist des Weiteren auch nicht so, dass es sich hier nur um eine kleine Gruppe handelt.
    Es herrscht sehr große Sympathie für die Vorgangsweise des Pflegepersonals, auch unter den kaufmännisch-technischen Angestellten.
    Nur befinden wir uns derzeit in einem verlängerten Wochenende, sodass eine Artikulation des Personals eigentlich noch nicht möglich war.
    Das ist nicht richtig, es ist nachweisbar und jeder kann in unseren Unterlagen nachsehen, in der Dienstplanung, in der Einsatzplanung.
    dass wir seit Monaten nicht auf Urlaub gehen, Urlaube verschieben, Wochenende Einsatz haben, immer zur Verfügung stehen und extra mit dem Vorstand auf Klausuren fahren, alle möglichen Beratungen einnehmen.
    Sicherlich gibt es irgendwo Grenzen der Einsatzfähigkeit, aber es ist nicht so, dass wir Verhandlungen abgesagt hätten aus Mutwillen, sondern wir stellen alle unsere persönlichen, privaten und familiären Bedürfnisse derzeit zurück, weil wir uns dieser schwierigen Situation bewusst sind.
    und treten jederzeit in Gespräche ein.
    Da möchte ich Sie kurz mit einer Stellungnahme des Finanzministers konfrontieren.
    Ferdinand Latziner wollte zum Thema Streik beim Auerluftpersonal nicht in einem Interview Stellung nehmen, hat uns aber durch seinen Pressesprecher die folgende Erklärung zukommen lassen.
    Bei den Streikenden handelt es sich lediglich um eine sehr gut verdienende Gruppe innerhalb der Auer Belegschaft.
    Es sei befremdlich, dass diese Gruppe den Verhandlungsspielraum nicht ausschöpfe, sondern bewusst an einem langen Wochenende streike, wodurch der Auer absichtlich schwere finanzielle Verluste zugefügt würden und eine besonders große Anzahl von Passagieren verärgert werde.
    Was sagen Sie dazu?
    Das ist sicher nicht richtig, weil gerade am Wochenende sehr wenig Geschäftsreisende unterwegs sind und wir sind eine Fluglinie, die traditionell, speziell jetzt im Winterhalbjahr, eigentlich vorwiegend Geschäftsreisende betreuen.
    An einem langen Wochenende sind einige Charter-Passagiere betroffen, natürlich auch Linien-Passagiere.
    Das bedauern wir sehr und wir suchen auch um Verständnis.
    Herr Fitt, sind Sie ganz auf Konfrontationskurs oder wünschen Sie sich so etwas wie einen Vermittler?
    Wenn ja, wie soll er heißen?
    Zunächst möchte ich noch einmal Stellung nehmen zu dem Teil der Aussagen des Vorstandes und auch des Herrn Ministers.
    Es ist richtig, dass wir eine Berufsgruppe sind, die natürlich über ein attraktives Gehalt verfügt.
    Das ist aber nicht der Mittelpunkt.
    Wir haben schon seit circa einem Dreivierteljahr dem Vorstand ein sehr attraktives Gehaltskürzungsangebot vorbereitet und unterbreitet.
    Wir haben lediglich verlangt, dass wir uns zusammensetzen und über Zukunftskonzepte sprechen.
    Wir hören immer nur die Auskunft, dass wir nicht wissen, wohin geht, wie es weitergeht.
    Wir werden von einer Woche auf die andere vertröstet.
    Der Herr Reholka und der Herr Dr. Palmer sind seit 1.
    Juli im Amt und haben auch bis jetzt noch keine glaubwürdigen Konzepte für das Personal vorgelegt.
    Das gilt nicht nur für das fliegende Personal, sondern für das gesamte Personal.
    Das heißt also, wir sind bereit zu jeder Art von Zugeständnissen, wir sind bereit Verantwortung für dieses Unternehmen zu übernehmen und wir sind in großer Sorge, dass dieses Unternehmen großen Schaden erleidet durch Nichtentscheiden und durch das Nichtvorbereiten von tragfähigen Konzepten.
    Sie reden jetzt vom ganzen Personal, da gab es ja schon Kündigungen und zwar relativ große Anzahl von Kündigungen und jetzt geht es doch um 17 Piloten, die im kollektivvertraglichen Pensionsalter sind.
    Das stimmt nicht.
    Es geht hier nicht um die Kündigung von 17 Piloten.
    Es gab überhaupt noch keine Kündigungen, auch nicht beim administrativen Personal.
    Für uns ist eines unverständlich und nicht nachvollziehbar.
    Es wird davon gesprochen, dass Erträge gesteigert werden sollen.
    Uns ist vollkommen bewusst, dass wir auf eine Kostenstruktur achten müssen, besonders im jetzigen wirtschaftlichen Umfeld.
    Aber es kann mir niemand erklären, dass man durch Stilllegung von Flugzeugen
    durch Stilllegung von Strecken und Kündigungen von Piloten und Flugbegleitern und die S17, die jetzt gekündigt werden, ist ja nur der erste Anfang, man spricht von hunderten Beschäftigten im fliegenden Personal, dass also durch diese Stilllegungen mehr Einnahmen erwirtschaftet werden können.
    Das ist mir unverständlich und konnte mir bis jetzt auch niemand erklären.
    Jetzt bei diesen Kündigungen war es so, das ist nicht der Grund unseres Streiks, aber nur zur Erläuterung, es wurden 17 Piloten und lediglich 4 Personen aus dem angestellten Bereich gekündigt.
    Es ist auch kein Verständnis hier, dass Mehreinnahmen erzielt werden damit, dass im Produktionsbereich gekündigt und zurückgenommen wird.
    Mit der Solidarität anderer AUA-Bereiche zum fliegenden Personal ist es aber nicht sonderlich weit her.
    Die Betriebsräte von Bodenpersonal und Technik unterstützen Sie ja nicht.
    Wir haben bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt, mit allen Betriebsräten zu sprechen.
    Ein Teil der Betriebsräte war bei uns bereits und mit denen haben wir auch beraten.
    Die haben uns große Unterstützung zugesagt, vor allem aus dem Technik- und Stationsbereich.
    Das administrative Personal konnte sich, wie gesagt, noch nicht artikulieren.
    Das wird nächste Woche stattfinden.
    Aber hier herrscht keine einheitliche Meinung des Betriebsrats der kaufmännisch-technischen Angestellten.
    Ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass der Vorstand seit Wochen und Monaten darum bemüht ist, eine Spaltung zwischen dem fliegenden Personal und dem kaufmännisch-technischen Personal herbeizuführen.
    Das heißt, solche Aussagen werden bewusst getätigt, um in der Öffentlichkeit ein schlechtes Bild herzustellen.
    Ich stelle jetzt abschließend Ihnen noch einmal eine Frage, die ich schon einmal gestellt habe, aber Sie sind dann nicht dazu gekommen, sie zu beantworten, ob der Fülle des zu behandelnden Materials.
    Wen wünschen Sie sich als Vermittler?
    Wir erwarten, dass wir kontaktiert werden, zum Beispiel auch vom Aufsichtsrat und hierbei vom Präsidenten, das ist der Herr Dr.
    Danke, Herr Fitz.
    Das war also ein Gespräch mit dem Betriebsratsobmann Christian Fitz.
    Die Möglichkeit von Streiks, wie jetzt beim Auerluftpersonal, wird in unserem Lande höchst selten ergriffen.
    Streiks sind für Österreich im Grunde genommen exotisch.
    Warum dies so ist, wie viel durchschnittlich in Österreich gestreikt wird und wie der rechtliche Hintergrund von Streiks aussieht, das hat Wolfgang Wittmann herausgefunden.
    Für österreichische Arbeitnehmer ist ein Streik so gut wie das letzte Mittel zur Lösung eines Arbeitskonfliktes und ein ausgesprochen unbeliebtes dazu.
    Eine Fessel-GfK-Umfrage vor einem Jahr zeigte dies deutlich.
    Gefragt wurde, welche Vorgangsweise Arbeitnehmer bei Konflikten für richtig halten.
    Das Ergebnis, vier Fünftel der Befragten waren für ruhige, sachliche Verhandlungen.
    6% stimmten für Demonstrationen, 7% für andere Druckmittel und nur verschwindende 5% für Streik.
    Diese Stimmung hängt wohl einerseits mit dem legendären Geist der Sozialpartnerschaft als Krisenmanagement zusammen, andererseits sorgt auch die mehr als unklare Rechtslage für gehörigen Respekt vor einem Streikbeschluss.
    Denn in Österreich gibt es eigentlich kein ausdrückliches Streikrecht.
    Im Arbeitsrecht ist eine Arbeitsniederlegung zwar nicht ausdrücklich verboten.
    Zulässig sind Streiks nach bisheriger Judikatur aber nur dann, wenn alle anderen Verhandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft wurden und wenn der Streik nicht sittenwidrig ist.
    Sittenwidrig sind beispielsweise politische Streiks oder Streiks zur Verdrängung anderer Arbeitnehmer.
    Ausdrücklich verboten sind Besetzungen von Betrieben, Behinderung von Arbeitswilligen und auch irreführende Propaganda.
    Ein weiterer Problempunkt für Streiks könnte auch im Fall Auer zum Streitfall werden.
    Die Legalität ist nämlich dann umstritten, wenn die Arbeitsniederlegung in keinem Verhältnis zum Ziel steht.
    Erwähnt wird als Beispiel der Anlassfall der Entlassung einiger weniger Mitarbeiter.
    Die streikenden in Österreich drohende Sanktion ist Entlassung wegen Nichterfüllung des Arbeitsvertrages.
    Ausdrücklich nicht streiken dürfen in Österreich Beamte.
    Tatsächlich sind es aber gerade die Beamten, die durch die vergangenen Jahre die österreichische Streikstatistik aufgefettet haben.
    Allen voran die Lehrer, die wiederum etwa 80 Prozent der Streikstunden der Beamten absolviert haben.
    Die Streikstatistik seit 1989 zeigt übrigens keinen einheitlichen Trend.
    Durchschnittlich streikten Österreicher anno 89 6,5 Minuten lang, 1990 13,5 Minuten, 1991 nur 5 Minuten und im Vorjahr gar nur noch 3,5 Minuten.
    Der Auerstreik dürfte heuer als Einzelereignis wie früher etwa die Streiks der Brauarbeiter, der Arbeitsämter oder der Journalisten bei Profil und Trend den Schnitt wieder nach oben treiben.
    An der traditionellen Position Österreichs am Ende der internationalen Streikskala wird aber auch dieser Arbeitskampf wohl nicht rütteln.
    Soviel zum Auer-Luft-Personalstreik und dessen Hintergründen.
    Wir werden bei allfälligen Neuentwicklungen sofort in unseren Sendungen berichten und um 17 Uhr bringen wir zusätzlich ein Sonderjournal auf Ö3 mit dem aktuellen Stand.
    Es ist jetzt 12 Uhr 33, Zeit für den nächsten Programmpunkt.
    Im Journal zu Gast ist heute Dr. Ferdinand Piech, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG.
    Zum Volkswagen-Konzern gehören auch Audi, Seat und Skoda.
    Der Konzern beschäftigt weltweit rund 270.000 Mitarbeiter, bei der Volkswagen AG sind es etwas mehr als 100.000.
    VW ist der größte Autohersteller Europas und verkauft mehr als drei Millionen Autos im Jahr.
    Das kommt in etwa dem gesamten PKW-Bestand Österreichs gleich.
    Dr. Ferdinand Piech ist der Enkel des legendären Konstrukteurs des VW-Käfers von Professor Ferdinand Porsche.
    Die Familie besitzt die Sportwagenfabrik in Stuttgart, dann die Porsche Austria, die größte Privatfirma Österreichs mit dem Schwerpunkt Autohandel und außerdem umfangreichen Grundbesitz in Zell am See.
    Ferdinand Piech gilt wie sein Großvater als exzellenter Techniker.
    Vor seiner Tätigkeit bei VW stand er an der Spitze von Audi.
    Auf ihn gehen unter anderem der permanente Allradantrieb bei PKW zurück, die vollverzinkte Karosserie sowie die erste Betriebserlaubnis für Katalysatormotoren in Deutschland.
    VW hat Ferdinand Piech zu Jahreswechsel zum Nachfolger von Carl Hahn an der Spitze des VW-Konzerns bestellt.
    Als VW-Chef hat Ferdinand Piech nicht nur für Aufsehen gesorgt, weil er die Automobilkrise besonders deutlich gemacht hat, er hat auch den spanischen Rationalisierungsfachmann Ignacio Lopez von General Motors abgeworben.
    Zwischen beiden Konzernen herrscht seither ein heftiger Streit vor Gericht.
    Herbert Huter sprach mit Ferdinand Piech über die Autokrise, die Vier-Tage-Woche bei VW und über seinen persönlichen Führungsstil.
    Herr Dr. Piech, Sie sind jetzt Ende Oktober rund zehn Monate lang im Amt.
    Sie stehen zehn Monate lang an der Spitze des größten Automobilbauers Europas, an der Spitze von VW.
    Das ist nicht einmal ein Jahr allerdings.
    Sie haben schon sehr viel von sich reden gemacht.
    Sie gelten als der umstrittenste Konzernchef Europas.
    Hängt das jetzt nur mit der Automobilkrise zusammen oder hängt das auch ein Stückchen mit Ferdinand Birch als Person, als Persönlichkeit zusammen?
    Ja, das kann man selber so schlecht beurteilen, aber im Moment scheint es ja der ganzen Automobilwirtschaft weltweit nicht sonderlich gut zu gehen und der Europäer
    haben im Moment sicher die schwerste Zeit seit Ende des Zweiten Weltkriegs durchzustehen.
    Die deutsche Industrie, die deutsche Autoindustrie insbesondere,
    weil wir acht fette Jahre haben, in denen ein Konzern wie unser Volkswagen-Konzern ein bisschen vergessen hat, wie man rationalisiert.
    Und das müssen wir jetzt in kurzer Zeit nachholen.
    Herr Dr. Birch, wie schätzen Sie die Position der europäischen Automobilindustrie im Vergleich zu den Japanern ein?
    Sie sind ja vor kurzem erst aus Tokio zurückgekommen.
    Es gibt ja immer noch große Diskrepanzen.
    Als Maßzahl gilt hier, wie viele Stunden braucht man für die Produktion eines Autos.
    Da rechnen die Japaner mit 12 Stunden, bei Ihnen sind es immer noch 35, 36 Stunden.
    Ist das wirklich jetzt, sagen wir, der Vorsprung, der unbedingt eingeholt werden muss?
    Ich glaube, dass wir den relativ schnell einholen können.
    Und bis wann?
    Ach, ich würde mal sagen, am 1.1.96 sind wir deutlich unter den Japanern.
    Herr Dr. Birch, jetzt haben Sie vor einigen Tagen aufsehend damit erregt, dass VW die 4-Tage-Woche, eben diese 100.000 Mitarbeiter, noch sind es mehr als 100.000 Mitarbeiter, die 4-Tage-Woche in Kauf nehmen sollen, die 4-Tage-Woche mit Lohnverzicht.
    Das Echo auf diese Anregung, auf diesen Vorschlag war von Gewerkschaftsseite überraschend positiv.
    Allerdings haben Sie doch vor einigen Wochen gesagt, Sie kommen ohne Kurzarbeit im zweiten Halbjahr raus.
    Wie stellt sich das jetzt dar?
    Wir reden ja nicht vom zweiten Halbjahr, wir reden vom nächsten Jahr.
    Das läuft ja aber darauf hinaus, auf ein Modell, das in den
    das Ende der 70er-Jahre in Mode war, wenn man so will, dann vom Tisch gefegt wurde, nämlich Arbeitszeitverkürzung zum Zwecke der Arbeitsplatzsicherung und der Lohnverzicht.
    Wahrscheinlich ging es uns damals zu gut.
    Es gibt irgendwo eine Obergrenze an Arbeitslosigkeit, und die haben wir erreicht, in manchen Teilen Deutschlands überschritten.
    Glauben Sie nicht, dass Sie sich hier den Vorwurf aufsetzen, die schwache Position der Arbeitnehmerschaft ziemlich rücksichtslos auszunutzen?
    Ich verzichte ja auf mehr.
    20 Prozent weniger Arbeit, 20 Prozent weniger Lohn.
    Das schlägt bei Spitzenverdienern im höchsten Steuersatz ganz anders durch,
    bei den Einstiegsverdienern.
    Das heißt, Sie selber verzichten auch auf 20 Prozent Ihres Einkommens?
    Ja, wenn ich nicht vorangehe, dann kann ich es auch von keinem anderen erwarten.
    Das ist klar.
    Entweder alle oder keiner.
    Ich gehe davon aus, dass wir alle dazu bringen werden, mitzumachen.
    Und ich marschiere voraus.
    Marschieren Ihre Vorstandskollegen mit?
    Es gab keinen Widerspruch.
    Herr Dr. Bierich, wir haben die längste Zeit hier von der Automobilkrise gesprochen, beziehungsweise zunächst von deren Auswirkungen.
    Die Krise ist ja nicht nur eine Verkaufskrise, es ist ja auch eine Krise der Akzeptanz.
    Das sehe ich nicht so.
    Aber auf der Automobilausstellung in Frankfurt ist ja aufgefallen, dass die Autokonzerne davon abgegangen sind, immer nur schneller, größer, kräftiger,
    mehr PS auf die Verkaufsproteste hinaufzustellen, sondern dass man hier doch etwas zurückgenommen hat.
    Wir haben umweltfreundliche Autos angeboten.
    Autos, die weniger als fünf Liter auf 100 Kilometer verbrauchen.
    Da haben andere Modelle hingestellt, wir haben verkaufsfähige Autos am Stand gehabt.
    Wir sind flexibel und was der Kunde sich wünscht, das werden wir ihm bieten.
    Und die Elektronik kann heute viel mehr, als sie damals konnte.
    Herr Dr. Birch, was am meisten Aufsehen erregt hat, ist ja zweifelsohne der Fall Lopez.
    Jetzt hat die Konkurrenz zwei Prozesse angestrengt.
    Einen in Richtung Beschäftigungsverbot, also einen zivilrechtlichen, aber auch eine strafrechtliche Anzeige erstattet bei der Staatsanwaltschaft mit dem hässlichen Vorwurf Industriespionage.
    Sie haben immer wieder gesagt, Sie legen für Herrn Lopez die Hand ins Feuer.
    Was heißt das?
    Sind Sie davon überzeugt, dass Herr Lopez zum Beispiel keine Blaupausen mitgenommen hat?
    Oder ist es nicht so, dass Industriespionage, geistiges Eigentum eines Spitzenmanagers, dass das etwas komplizierter liegt?
    Es gibt eine klare Rechtsauffassung und die ist zwischen Österreich und Deutschland nicht unterschiedlich.
    Aufgrund der Rechtsauffassung, die unsere Anwälte vertreten und der ich mich anschließe,
    Ist Herr Lopez unschuldig?
    Einfach so.
    Er hat sein geistiges Eigentum dem VW-Konzern zur Verfügung gestellt.
    Das eindeutig ihm gehört.
    Immerhin die Seite General Motors behauptet ja, was Lopez für VW getan hat, sei geistiges Eigentum von General Motors.
    Schauen Sie, da laufen in 14 Tagen zu solchen Dingen die konkreten Verhandlungen.
    Ich möchte diesen nicht, wie dies andere Unternehmen tun, vorweggreifen.
    Ich lege nach wie vor die Hand für Herrn Lopez ins Feuer und ich verbrenne sie mir nicht.
    Was hat Herr Lopez für VW bisher zustande gebracht?
    Genügend, um ihn auch heute wieder einzustellen.
    auch unter den Umständen, dass man sich von der Konkurrenz unfaires Vorgehen vorwerfen lassen muss.
    Ich sehe kein unfaires Vorgehen.
    Herr Dr. Birch, sind Sie absichtlich so kantig in Ihrer Ausdrucksweise?
    Können Sie nicht anders oder machen Sie das, um eine persönliche Note in Ihren Führungsstil hineinzubringen?
    Na, um eine persönliche Note bemühe ich mich da nicht, aber ich möchte, dass die Menschen verstehen, worum es geht.
    den Menschen zu sagen, wir hätten kein Problem in Wirklichkeit große Verluste fahren, das liegt mir nicht.
    Und wenn Sie so rundherum gucken, dann war man bei allen anderen bis vor wenigen Wochen der Meinung, überall scheint die Sonne, nur bei Volkswagen regnet es.
    Jetzt scheint es so, nachdem wir das dritte Monat für die Volkswagen AG mit schwarzen Zahlen fahren und das dritte Quartal auch mit einem dreistelligen
    D-Mark-Millionenbetrag in schwarzen Zahlen abschließen, kann man sagen, dass es offensichtlich bei uns wieder die ersten Sonnenstrahlen gibt und bei den anderen jetzt gerade hagelt.
    Es ist immer besser, wenn beim Amtsantritt sagt, wie man die Lage einschätzt, und das tat ich.
    Damit habe ich mich sicher nicht in der Branche beliebt gemacht.
    Mir ist aufgefallen, dass Sie in dem Geschäftsbericht unmittelbar nach Ihrem Amtsantritt von einer liebgewordenen Tradition abgewichen sind.
    Es ist im Vorwort des Vorstandsvorsitzenden kein Jubelbericht über das abgelaufene Jahr gestanden, sondern von Ihnen ist ein Problemaufriss gestanden, den man umschreiben könnte mit Schweißblut und Tränen.
    Das ist ungewöhnlich.
    Das Blut stand sicher nicht drin, aber Schweiß und Tränen steht uns sicher dieses und das nächste Jahr noch bevor, bis unser ganzer Konzern wieder heil ist.
    Im Moment habe ich Ihnen beschrieben, dass Volkswagen, die Volkswagen AG, am Weg der Gesundung ist.
    Unsere schönste Tochter Skoda hat immer noch Sonnenschein, denn der Osten ist aufnahmefähig und die Produkte sind auch attraktiver geworden für den Westen, sodass Skoda als einzige unserer Marken gewaltig zugelegt hat.
    Ebenso gut geht es der Autolatina, unserer gemeinsamen Gesellschaft, mit Ford in Südamerika.
    Aber sonst gibt es eben noch Schweiß und Tränen, und die müssen wir bewältigen in den nächsten Wochen und Monaten.
    Ganz kurz bei Skoda bleiben, da hat es ja ebenfalls Aufregung gegeben, als VW bekannt gegeben hat, man will nicht so viel investieren, wie ursprünglich geplant war, nämlich ungefähr 10 Milliarden D-Mark.
    Es hat Proteste ausgelöst, dass VW erst überhaupt einmal die Investitionssummen in der tschechischen Republik zurückgenommen hat und dann so kurz bekannt gegeben hat.
    Wir werden dort mit mehr Modellen als ursprünglich geplant erscheinen.
    Aber wir haben in diesen zehn Monaten gelernt, jeden Groschen dreimal umzudrehen, bevor wir ihn für eine Investition ausgeben.
    Wir werden nicht weniger Autos dort bauen, aber die hoch ausgebildeten Facharbeiter dort besser nutzen, als dies in der Vergangenheit geplant war.
    Sie wollen also bei Skoda mehr Leute beschäftigen und weniger Roboter.
    So ist es.
    Und damit auch die Kaufkraft unserer Mitarbeiter schneller anheben.
    Denn Roboter kaufen bekanntlich keine Autos.
    Nun ist aber trotz alledem Ihre Vorgangsweise
    in Nachbarland der tschechischen Republik auf Kritik gestoßen.
    Sie hätten sollen früher sich mit politischen Entscheidungsträgern ins Einvernehmen setzen, wurde kritisiert.
    Diese Kritik fand, nachdem wir mit der tschechischen Regierung eine Aussprache hatten zu unseren Konzepten, zu unserem Weg, fanden wir volle Übereinstimmung, so zu gehen.
    Tun Sie sich eigentlich schwer im Umgang mit Politikern?
    Nein.
    Ich habe mich darauf einzustellen und ich würde mal sagen, dass der Grundkonsens zwischen Politik und Wirtschaft in einem viel höheren Maß übereinstimmt, als es so nach außen hin aussieht.
    Wir versuchen glückliche Mitarbeiter in unseren Firmen zu haben, die einen sicheren Arbeitsplatz haben.
    Und damit das klappt, brauchen wir gute Produkte, die unsere Kunden kaufen.
    Wenn das alles stimmt, dann stimmt auch der Platz, an dem wir mit unserem Teilkonzern angesiedelt sind, das dann übereinstimmt.
    Wenn es gelegentlich mühsam ist, weil was in Spanien passiert ist, wir kein Geld verdienen, dann muss man das in Ordnung bringen.
    Dann ist es eine Managementaufgabe, das wieder hinzukriegen.
    Und ich halte es für viel leichter, einen Manager zu wechseln als Bandarbeiter.
    Denn die Bandarbeiter sind viel verankerter und viel wichtiger, ihre Heimatstädte zu haben.
    Ein Manager findet leicht wieder eine Stelle, soweit er gut ist.
    Herr Dr. Pirch, haben Sie schon einmal daran gedacht, in die Politik zu wechseln, wenn man daran denkt, der VW-Konzern macht so viel Umsatz, wie der österreichische Finanzminister in einem Jahr einnimmt?
    Also das sind ja wirklich volkswirtschaftliche Größenordnungen.
    Haben Sie schon einmal gedacht, in der Politik aktiv zu werden?
    Nein, über das habe ich nicht nachgedacht.
    weil ich mit Herz und Seele am Auto hänge.
    Und ich glaube, das sollte ein Politiker nicht.
    Ein Politiker sollte für sein Volk da sein.
    Und als Wirtschaftsmann bin ich für meinen Kunden da.
    Sie sind Österreicher.
    Welche Rolle spielt eigentlich Österreich für Sie?
    Ist Österreich für Sie noch Ihre Heimat, oder ist es für Sie schon ein Urlaubsland geworden?
    Es ist beides.
    Ich habe nur einen österreichischen Pass, obwohl ich seit 30 Jahren in Deutschland lebe, kontinuierlich, und einen Teil meines Urlaubs verbringe ich in Österreich.
    Sie kommen aus einer sehr wohlhabenden Familie.
    Frage ist an Sie, was hat Sie eigentlich dazu bewogen, eine Position einzunehmen wie die, die Sie jetzt haben?
    Sie könnten es ja viel bequemer haben.
    Warum tun Sie sich das an?
    Ich hatte nie viel von Bequemlichkeit gehalten im Leben.
    Arbeit muss mir Spaß machen.
    Die Aufgabe muss eine Herausforderung sein.
    Beides finde ich bei VW.
    Wenn Sie in die Zukunft schauen, was wollen Sie erreichen?
    Sie wollen also zunächst einmal erreichen, dass der VW-Konzern konkurrenzfähig wird oder bleibt?
    Wird.
    Was haben Sie dann vor?
    Ja, das genügt mir.
    Herr Dr. Piech, ich danke herzlich für das Gespräch.
    Fragen an den Journalgast, den VW-Chef Ferdinand Piech, stellte Herbert Huthal.
    Anlässlich seines 60.
    Geburtstages in knapp einem Monat ist der polnische Komponist Krzysztof Penderecki der Star des diesjährigen Festivals Wien Modern.
    Er zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen Komponisten.
    Sein vielfältiges Werk, in dem er die Errungenschaften der Avantgarde mit alten Traditionen verbindet, wird in den nächsten Tagen und Wochen in mehreren Konzerten repräsentativ vorgestellt werden.
    Den Anfang macht die 1965-66 komponierte Lukas Passion.
    Ein akustischer Vorgeschmack zu Beginn eines Gesprächs, das Maria Reinhofer mit Krzysztof Penderecki geführt hat.
    Herr Penderecki, Sie sind heuer ganz im Zentrum des Festivals Wien Modern mit einer ganzen Reihe von Werken.
    Sie dirigieren selbst mehrere Konzerte.
    Gleich am Anfang, zu Beginn, am Sonntag, die Lukas Passion, ein Werk, mit dem Sie Mitte der 60er Jahre eigentlich Ihren Durchbruch als Komponist erlebt haben.
    Aus welcher persönlichen und aus welcher politischen Situation ist dieses Werk damals eigentlich entstanden?
    Ja, wissen Sie, ich wohnte damals in Polen, kommunistischen Polen.
    Geistliche Musik war eigentlich verboten für uns, vor allem junge Komponisten.
    Ich war ein Junge, der rebellierte gegen die offizielle Meinung, gegen die offizielle Musik, die man da unterstützt hat.
    Und ich habe sehr früh schon angefangen, mich für geistige Musik zu interessieren, noch als Student.
    Da habe ich Psalmen David geschrieben, zum Beispiel.
    Und dann Stabat Marta, A Cappella, das war 1962.
    Und dann erst die Lucas Passion.
    Das war natürlich auch ein sehr wichtiges Stück für mich.
    Ich baggte mich zum ersten Mal, eine Länge des Stücks zu schreiben.
    Bis dann habe ich eigentlich nur kurze Orchesterstücke geschrieben.
    Wie sehr sehen Sie sich eigentlich als politischer Künstler und wie sehr kann Musik überhaupt einen politischen Kommentar abgeben?
    Naja, es war eine Periode in meinem Leben, wo ich mich sehr stark engagierte, zum Beispiel bei der Solidarität.
    Alcrimosa geschrieben damals, das polnische Reggafilm, wo ich wirklich eine Musik schrieb.
    Ich würde sagen, nicht politische Musik vielleicht.
    Das ist ja immer gefährlich.
    Und dauert dann nicht lange.
    Aber doch habe ich mit meiner Musik damals die wichtige Bewegung unterstützt.
    Jetzt bin ich nicht so mehr engagiert politisch.
    Ich glaube nicht mehr, dass man mit Musik Leute zum Beispiel ändern kann.
    Obwohl ich noch weiter geistige Musik schreibe, aber mir interessiert mehr
    und mehr Kameramusik jetzt und symphonische Musik zum Beispiel.
    Herr Penderecki, Polen hat, wie viele osteuropäische Länder, nach dem Ende des Kommunismus jetzt vor allem mit wirtschaftlichen Problemen zu tun.
    Wie beurteilen Sie persönlich als Pole derzeit die Situation in Ihrem Heimatland?
    Na ja, wie Sie wissen, nach den letzten Wahlen sind die früheren Kommunisten an der Macht wieder, aber ich glaube, das sind doch andere Leute.
    Man kann nicht zurückgehen und die Leute verstehen das auch, glaube ich.
    Die haben gewonnen, weil die Leute einfach nicht zufrieden sind.
    Die glaubten, das wird sofort besser.
    Und man weiß doch jetzt, das dauert einige Jahre, vielleicht Jahrzehnte.
    Was man kaputt gemacht hat in den 40 Jahren Kommunismus, kann man nicht wieder aufbauen in drei Jahren.
    Wissen Sie, ich bin kein Spezialist auf diesem Gebiet, aber was ich aber lese, vor allem im Westen, man glaubt, dass es doch Polen hat große Chancen.
    Und ich hoffe.
    Christoph Penderecki im Gespräch mit Maria Rehnhofer.
    Und jetzt ist es bereits Zeit für die Schlussnachrichten.
    Österreich.
    Beim Auerstreik gibt es vorerst keine Einigung.
    Der Betriebsrat des Bordpersonals, das sind die Piloten und die Stewardessen, verlangt weiterhin den Rücktritt des Vorstandes.
    Betriebsratssprecher Christian Fitz erklärte, die Streikenden seien sich der Verantwortung bewusst.
    Die Geschäftsleitung mache aber ausschließlich das Personal für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Fluglinie verantwortlich.
    Die Vorwürfe, dass der Betriebsrat Gespräche torpediert habe, wies er zurück.
    FITZ sagte im Mittagsjournal, Aufsichtsratsvorsitzender Streicher solle in dem Konflikt vermitteln.
    Der Betriebsrat erwarte, dass Streicher an ihn herantrete.
    Seit einem Dreivierteljahr gibt es nach Angaben von FITZ das Angebot zu Gehaltskürzungen, an das allerdings die Vorlage von Zukunftskonzepten geknüpft ist.
    FITZ sagte wörtlich, der Betriebsrat sei zu jeder Art von Zugeständnis bereit.
    Die beiden Auer-Vorstandsdirektoren Rehulka und Bammer haben heute die Streikendenschaft kritisiert.
    Sie erklärten, der Betriebsrat habe Gespräche über die Verringerung von Personal- und Sachkosten unterbrochen.
    Es gehe darum, dass die Auer im internationalen Wettbewerb gegenüber anderen niedrigpreisigen Fluglinien konkurrenzfähig bleibe.
    Ausdrücklich wurde unterstellt, dass die Ansichten des Betriebsrates über die Zukunft der Fluglinie als naiv anzusehen seien und dass der Betriebsrat den Streik aus finanziellen und persönlichen Gründen herbeigeführt habe.
    Mit einem Notflugprogramm sollen die Auswirkungen des unbefristeten Streiks gemildert werden.
    Heute werden vermutlich alle Auerflüge entfallen.
    Charterflüge werden im Auftrag der Auer ersatzweise mit Maschinen der Lauda Air durchgeführt.
    Allerdings gibt es mehrstündige Verspätungen.
    Einige Linienflüge sollen von den Austrian Air Services übernommen werden.
    Detaillierte Informationen können unter der Kummernummer 711 10 702 abgefragt werden.
    Einzelheiten über Umbuchungen erfährt man unter 717 99 oder 68 35 11 durch Wahl 27 27.
    Für alle Telefonnummern gilt die Wiener Vorwahl 0 2 2 2.
    Noch rasch ein Blick aufs Wetter.
    Heute Nachmittag einige hartnäckige Hochnebelfelder sonst, durchweg sonnig, Temperaturen zwischen 7 und 13 Grad, bei Nebel jedoch nur um 4 Grad.
    Das war das ORF Mittagschanal.
    Neue Informationen in allen Sendungen und um 17 Uhr in einem Sonderschanal auf Ö3 zum Auer Luftpersonalstreik.
    Auf Wiederhören sagt Manfred Kronsteiner.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    AUA-Streik a) Situation Flughafen Schwechat
    Einblendung: Niki Lauda, Walter Bock
    Mitwirkende: Pany, Christian [Gestaltung] , Ortner, Oliver [Gestaltung] , Bock, Walter [Interviewte/r] , Lauda, Niki [Interviewte/r]
    Datum: 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Luftfahrt ; Arbeitsbedingungen ; Arbeitnehmerverbände ; Streik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Notflugprogramm der AUA
    Mitwirkende: Mayer, Helga [Gestaltung]
    Datum: 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Luftfahrt ; Arbeitsbedingungen ; Arbeitnehmerverbände ; Streik ; Tourismus ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Problempunkt Alcazar
    Mitwirkende: Bornemann, Dieter [Gestaltung]
    Datum: 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Luftfahrt ; Arbeitsbedingungen ; Arbeitnehmerverbände ; Streik ; Tourismus ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz des Vorstandes
    Einblendung: Rehulka, Bammer
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Rehulka, Mario [Interviewte/r] , Bammer, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Streik ; Luftfahrt ; Arbeitnehmerverbände ; Arbeitsbedingungen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Stellungnahme des Betriebsratsobmannes Christian Fitz
    Einblendung: Christian Fitz
    Mitwirkende: Kronsteiner, Karl [Interviewer/in] , Fitz, Christian [Interviewte/r]
    Datum: 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Streik ; Luftfahrt ; Arbeitnehmerverbände ; Arbeitsbedingungen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hintergründe über Streiks in Österreich
    Streiks haben ganz im Geiste der Sozialpartnerschaft wenig Tradition und Zustimmung in der Bevölkerung. Auch das Recht auf Streik am Arbeitsplatz ist nicht völlig klar und verfügt über zahlreiche Feinheiten. Ausdrücklich nicht streiken dürfen österreichische Beamte, wobei von diesen besonders Lehrer relativ viel streiken.
    Mitwirkende: Wittmann, Wolfgang [Interviewer/in]
    Datum: 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Streik ; Soziales ; Arbeitnehmerverbände ; Arbeitsbedingungen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: VW-Chef Ferdinand Piech
    Interview: Piech. Ferdinand Piech ist der Enkel von Ferdinand Porsche, dem Erfinder des VW Käfers.
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Piech, Ferdinand [Interviewte/r]
    Datum: 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Technik ; Industrie ; Bauen ; Straßenverkehr ; Porträt ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Krzystof Penderecki bei "Wien modern" zu Gast
    Interview: Penderecki
    Mitwirkende: Rennhofer, Maria [Gestaltung] , Penderecki, Krzysztof [Interviewte/r]
    Datum: 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Musik ; U-Musik ; Politik ; Porträt ; Marxismus und Kommunismus ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1993.10.30
    Spieldauer 00:55:53
    Mitwirkende Kronsteiner, Manfred [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1993.10.30 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-931030_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt