Mittagsjournal 1995.01.20

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsschornal.
    Ein Mittagsschornal heute mit Udo Bachmeier.
    Innenpolitisches Hauptthema einmal mehr, MOCH-FC.
    Nach der Absage des Hearings Reaktionen der Europäischen Entwicklungsbank.
    Darüber hinaus ein Gespräch mit Umweltministerin Rauch-Kallert zur weiteren Vorgangsweise.
    Fast schon verdrängt durch die AKW-Debatte die Diskussion über das Sparpaket der Regierung.
    Neue Vorschläge liegen auf dem Tisch.
    Psychologische Untersuchungen auf Krankenschein, das ist künftig möglich.
    Nach der Rettungsaktion für den Konsum, heute Tagen Aufsichtsrat und Generalversammlung, aus Japan, konkret aus der schwer geprüften Stadt Kobe, kommt ein Augenzeugenbericht.
    Die Gräuel der Nazi-Zeit, Thema eines Auschwitz-Symposiums in Wien.
    Thema des Kulturbeitrags, Federico Fellini wäre heute 75 geworden.
    Erster Programmpunkt, eine Nachrichtenübersicht heute Mittag von Elisabeth Mahners, Sprecherin ist Ingeborg Tschanni.
    Österreich-Slowakei.
    Die Diskussionen über das Kernkraftwerk Mochovce dauern an.
    Zuletzt hat der slowakische Wirtschaftsminister Jan Duki die Entschlossenheit seiner Regierung bekräftigt, das Atomkraftwerk Mochovce fertigzustellen.
    Duki meinte, dies liege auch im Interesse der österreichischen Öffentlichkeit.
    Nach der Inbetriebnahme von Mochovce könnte der ältere Reaktorblock im Atomkraftwerk Bohunice abgestellt werden.
    Bundespräsident Klestil und der slowakische Staatspräsident Kovac sind nach wie vor für eine öffentliche Anhörung zu diesem Thema.
    Das für Montag und Dienstag kommender Woche geplante Hearing ist geplatzt.
    Die slowakische Seite erklärte sich zu einer Diskussion mit Experten bereit, Klestil hob den Wunsch Österreichs hervor, die Beteiligung der Bürger sicherzustellen.
    Japan.
    Nach jüngsten Informationen sind bei dem Erdbeben in Japan 4.084 Menschen umgekommen.
    715 Personen sind nach wie vor vermisst.
    Dann gibt es wieder Hoffnung.
    In einer dramatischen Rettungsaktion ist eine 85-jährige Frau vier Tage nach dem Beben in Kobe lebend geborgen worden.
    Sie war 77 Stunden unter Häusertrümmern begraben.
    In Kobe herrscht nach wie vor Angst und Schrecken unter der Bevölkerung.
    Vor allem Brände, verursacht durch defekte Stromleitungen, sorgen für Panik.
    Etwa 290.000 Obdachlose haben die dritte Nacht in Notunterkünften verbracht.
    Russland.
    Grosny, die Hauptstadt Tschetscheniens, wird weiter massiv angegriffen.
    Augenzeugen sprechen von einem wahren Bombenregen.
    Angegriffen werden demnach alle Stadtviertel.
    Demnach sollen auch die letzten Stützpunkte der Tschetschenen zerstört werden.
    Die Russen haben gestern den Präsidentenpalast in Grosny eingenommen.
    Dies war das letzte Symbol der tschetschenischen Unabhängigkeit.
    Deutschland.
    Michael Gorbatschow, der letzte Präsident der früheren Sowjetunion, hat das Vorgehen Moskaus in Tschetschenien scharf kritisiert.
    In einem Interview für den Bayerischen Rundfunk erinnerte Gorbatschow daran, dass Präsident Yeltsin früher immer wieder den Gedanken, die Souveränität eines Volkes hervorgehoben habe.
    Nun sei er für den Krieg im Kaukasus verantwortlich, sagte Gorbatschow.
    Er forderte personelle Konsequenzen in der russischen Regierung.
    Australien, Sri Lanka.
    Papst Johannes Paul hat seinen Besuch in Australien beendet, er ist in Sri Lanka eingetroffen.
    Es ist die vierte und die letzte Station seiner Reise.
    In Kolombo sind umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, buddhistische Mönche haben Demonstrationen gegen den Papst angekündigt.
    Indien.
    Nach Blizzard sind in Indien tausende Menschen eingeschlossen.
    In den Bundesstaaten Jammu und Kashmir sind bereits mehr als 200 Menschen umgekommen.
    Die indische Armee versorgt die Bundesstaaten notdürftig mit Decken und Lebensmitteln.
    USA.
    Von der nassen Landebahn am Flughafen von Atlanta ist ein Flugzeug abgerutscht.
    Es landete im Schlamm.
    Von den 23 Passagieren an Bord der Boeing 737 wurde niemand verletzt.
    Eine Runway musste geschlossen werden, einkommende Flugzeuge konnten nur mit Verspätung landen.
    Inzwischen versuchten Hilfstrupps, das Flugzeug aus dem Schlamm zu befreien.
    Frankreich.
    In der Normandie wird heute die längste Schrägseilbrücke der Welt eröffnet.
    Mit einer Spannweite von 856 Metern überbrückt sie die Mündung der Seen in den Atlantik.
    Die Pfeiler der Brücke sind nicht wie herkömmlich im Flussbett, sondern im Erdreich der Ufer verankert.
    Der Pariser Eiffelturm wird neu gestrichen.
    25 schwindelfreie Anstreicher wurden angeheuert.
    Außerdem bestellte die Betreibergesellschaft 50 Tonnen Farbe.
    Die Arbeiten sollen im Februar beginnen und bis zum Sommer 1996 dauern.
    Und nach den Nachrichten die Frage nach dem Österreichwetter, die gebe ich gleich weiter an Andreas Thiesner von der Radio-Wetter-Redaktion.
    Reichlich feuchte Luft in Österreich und mit ihr oft trüb durch Hochnebel.
    Auch sonst nicht allzu viel Sonne in Österreich, in Vorarlberg und Tirol kann es jetzt zwar noch fröhlich werden, aber gegen Abend gibt es hier erste Schneeflocken.
    Morgen schneit es fast überall, vor allem aber im Westen und Süden und am Sonntag meist bewölkt und etwas Regen und dabei glatter als Gefahr.
    Die aktuellen Meldungen Wien Hochnebel minus 3 Grad, Südwind 20 Kilometer pro Stunde, Eisenstadt Hochnebel minus 3, Südost 20, St.
    Pölten Hochnebel minus 3, Nordwind 15 Kilometer pro Stunde, Linz Hochnebel minus 3 Grad, Südostwind 20 Kilometer pro Stunde, Salzburg wolkig 3 Grad, Südostwind,
    Innsbruck stark bewölkt, minus ein Grad, Westwind 20 Kilometer pro Stunde, prägens Hochnebel, plus drei Grad, grazgefrierender Nebel, minus drei und Klagenfurt stark bewölkt, null Grad.
    Meist nebelig drüber, also bleibt es im Flachland kaum wird sich der Hochnebel lichten und von Westen her sind Wolken auf dem Weg zu uns.
    Nur kurz kann es in Vorarlberg, Tirol und auch in Teilen Salzburgs föhnig auflockern.
    Am Abend und in der Nacht wird es aber hier allmählich zu Schneien beginnen und vereinzelt ist da auch gefrierender Regen möglich.
    Die Temperaturen am Nachmittag bei Nebel etwa zwischen minus 4 und 0 Grad, bei leichten Föhnen im Westen aber 3 bis plus 7, sogar bis plus 10 Grad.
    Morgendan breitet sich der Schneefall am Vormittag bis in den Osten aus, es schneit dann überall ein wenig, vor allem auch in Tirol, Salzburg und Kärnten.
    Die höchstwerte Morgen um minus 2 Grad, in 2000 Meter um minus 5.
    Dann aber wird die Luft vom Westen her milder, am Sonntag oft bewölkt und etwas Regen und von Oberösterreich bis ins nördliche Burgenland ist dabei die Glattesgefahr sehr hoch.
    Die Schneefallgrenze liegt etwa bei 1500 Meter.
    Es kommt allmählich kräftiger Westwind auf, im Süden hingegen hält sich meist Hochnebel und die Temperaturen am Sonntag zwischen minus 2 Grad im Osten und Süden und plus 7 im Westen.
    Die Zahl der Erdbebenopfer in Japan steigt weiter.
    Aus den Trümmern sind bisher mehr als 4.000 Tote geborgen worden.
    Etwa 7.000 Personen werden noch vermisst.
    In der am schwersten betroffenen Stadt Kobe wüten weiterhin Brände.
    Die Stadt ist zum Teil ohne Wasser, Gas und Strom.
    An die 300.000 Menschen haben die dritte Nacht in Notunterkünften verbracht.
    Bedina Gösch, die Assistentin des österreichischen Handelsdelegierten in Osaka, stammt aus der schwer geprüften Stadt.
    Sie sagt über die Situation in Kobe nach dem schweren Beden.
    Die haben noch sehr wenig, also weder Gas, noch Strom, noch Wasser zu Leitungen.
    Wir glauben also, dass Strom eventuell noch am Wochenende in einigen Teilen, also die noch einigermaßen heil sind, kommen wird.
    Also in dem Teil, in dem ich gelebt habe, hat es gestern um 8.20 Uhr
    bereits teilweise Strom gegeben.
    In Kobe, je nachdem, also wo es nicht so stark gebrannt hat, gibt es Essen.
    Die Armee, die japanische Armee ist im Moment drin und verteilt Essen, bloß ist es halt sehr knapp.
    Man bekommt teilweise solche japanischen Reisklöße, also einen pro Person und ein Getränk.
    Und das ist also relativ wenig.
    Ein bisschen weiter hin, also Nishinomiya, weiterhin nach Osaka, ist die Lage etwas besser.
    Also die haben Strom, die haben Wasser, aber kein Gas.
    Und das heißt also, dass die Gasversorgung eventuell also anderthalb Monate dauern wird.
    Die ganzen Bahnverbindungen von dort raus hieß es heute Morgen, dass es eventuell sogar ein bis zwei Jahre dauern wird, ehe man das in Gang hat.
    Und ich muss sagen, also wir haben immer gehofft, dass es nur zwei, drei Tage dauern wird.
    Aber die Schäden müssen also erheblich stärker sein.
    als das, was wir gedacht hatten.
    Hunderttausende Menschen haben heute Nacht die Notunterkünfte verbracht oder im Freien.
    Wie ist denn da die Situation?
    Gibt es Panik?
    Eigentlich, also was ich mitbekommen habe, es geht.
    Selbstverständlich.
    Also die meisten Leute sind eher sehr traurig.
    Es wird mehr geweint, weil doch sehr viele Familienmitglieder und so weiter betroffen sind.
    Es ist so, dass die Notunterkünfte ein bisschen knapp sind.
    Das heißt, dass viele Leute draußen sind.
    Die haben einige Zelte und die wechseln sich dann immer ab.
    dass dann jeder mal ein paar Stunden schläft und dann die nächsten wieder rausgehen.
    Aber im Prinzip herrscht eine Stimmung mehr der Hilfsbereitschaft und der gegenseitigen Unterstützung.
    Aber eigentlich habe ich relativ wenig Panik gesehen.
    Kommt es zu Plünderungen?
    Eigentlich nicht.
    Also nicht so stark wie in Amerika.
    Ich habe gehört, dass es in einigen Häusern, die zusammengebrochen sind, einige Leute mit eingestiegen sind.
    Die Häuser, die in Ordnung sind, da ist nichts.
    Wie ist denn die Situation in Osaka?
    In Osaka haben wir keine Probleme.
    Ich meine, es hat einen Erdbeben gegeben, aber die Schäden sind sehr, sehr gering.
    Also man sieht höchstens mal einen Riss im Haus.
    Es läuft alles ganz normal.
    Sämtliche S-Bahnen, U-Bahnen fahren.
    Die Essensversorgung ist ganz normal.
    Die Geschäfte haben normal offen.
    Alle Firmen arbeiten.
    Wir haben auch schon die ersten Business-Kontakte heute gehabt.
    Für nächste Woche haben wir einige Termine.
    Und die Leute werden uns wieder kontaktieren, soweit es geht.
    Man hat nur etwas Schwierigkeiten, weil die Leute sich ein bisschen vorbereiten auf Erdbeben.
    Das heißt also, weder Wasser noch Brot ist im Moment zu haben.
    Man muss es vorbestellen, dann kann man es haben.
    Aber so plötzlich, wenn man sich überlegt, dass man es gerne kaufen würde, das geht im Moment nicht.
    Bettina Gösch aus Kobe, stammende Assistentin des österreichischen Handelsdelegierten in Osaka, auf Fragen von Karl Jakowski.
    Das Tauziehen um Mochovce scheint vorerst beendet.
    Wie zu befürchten, wird das umstrittene slowakische Atomkraftwerk aller Wahrscheinlichkeit nach doch gebaut.
    Alle Bemühungen und Proteste seitens Österreichs dürften zunächst einmal nichts gefruchtet haben.
    Die Slowakei ließ das viel diskutierte Mochovce-Anhörungsverfahren, das für Montag und Dienstag im Wiener Austria Center geplant war, endgültig platzen.
    Die Betreiber haben damit auch die Frist, die die österreichische Regierung gesetzt hatte, verstreichen lassen.
    Von Kanzler Fronitzki und Umweltministerin Rauch-Kallert war gestern zu hören, dass der Dialog mit den Betreibern weitergehen solle.
    Wie reagiert nun die Europäische Entwicklungsbank auf die vorläufige Absage des öffentlichen Anhörungsverfahrens?
    Helma Poschner informiert.
    Der Vizepräsident der Europäischen Entwicklungsbank Thierry Baudon ist zwar enttäuscht, dass das Hearing am kommenden Montag und Dienstag im Wiener Austria Center nicht stattfindet.
    Für Baudon ist aber in Sachen Hearing noch keineswegs alles gelaufen.
    Es besteht nicht nur die Bank darauf, dass weiterhin eine öffentliche Diskussion in Österreich geführt wird, sondern meiner Meinung nach haben auch beide Seiten erklärt, dass sie weiterreden wollen.
    In gestrigen Presseaussendungen haben die österreichische Regierung und die Betreiber erneut diesen Wunsch ausgedrückt.
    Wir machen uns keine großen Sorgen, dass es eine öffentliche Diskussion in Österreich geben wird.
    Was noch nicht feststeht, ist,
    zivilisierter Debatte ermöglicht.
    Ich glaube, man kann einen Kompromiss erreichen, wenn beide Seiten in den nächsten Tagen darüber sprechen.
    Bourdon ist der Ansicht, dass die slowakische Regierung sich kompromissbereiter hätte zeigen sollen, was das Hearing anlangt.
    Der slowakische Ministerpräsident Mečiar hatte ja muniert, dass die österreichische Regierung einseitig Ort, Zeit und Form der Diskussion bestimmt hätte, und er hatte sich beleidigt zurückgezogen.
    Und erst gestern hat der slowakische Wirtschaftsminister Dučki klargestellt, die Slowakei sei keineswegs bereit, zu hunderten Atomkraftgegnern in die Arena zu steigen.
    Außerdem habe Österreich ja beim Bau anderer Atomkraftwerke nie eine breite öffentliche Anhörung gefordert.
    Der Vizepräsident der Europäischen Entwicklungsbank glaubt, dass es zwischen den Betreibern und der österreichischen Regierung aber noch ein durchaus passables Gesprächsklima gäbe.
    Sie sollten sich neuerlich an den Verhandlungstisch setzen, rät Baudon.
    Von MOHOV-C rückt die Entwicklungsbank aber dennoch nicht ab.
    Baudon betonte neuerlich, MOHOV-C sei ausreichend sicher und der beste Ersatz für das gefährliche Atomkraftwerk Bohunice.
    Sie hörten Helma Poschner und wir bleiben beim Thema.
    Der slowakische Wirtschaftsminister hat gestern im ZIB-Abendstudio festgehalten, die Slowakei werde Mochovce auf jeden Fall fertig bauen.
    Doch Österreich will nicht aufgeben im Kampf gegen den Atommeiler.
    Umweltministerin Rauch-Kallat hat heute Vormittag den slowakischen Botschafter in Wien zu sich gebeten.
    Sie berichtet von dem Gespräch.
    Ich habe den Herrn Botschafter darüber unterrichtet, dass für Österreich eben diese Erörterung
    am 23. und 24. nicht mehr stattfinden kann, aber signalisiert, dass Österreich selbstverständlich bereit ist, zu weiterer Kooperation, dass es aber nun im Interesse der Slowakei sein müsste, sich um einen neuen Erörterungstermin zu kümmern.
    dafür auch anzusuchen bei der EBAD um Fristverlängerung.
    Frau Minister, hat eigentlich diese ganze politische Hektik überhaupt noch einen Sinn?
    In Wahrheit ist doch nicht daran zu zweifeln, dass die Europäische Entwicklungsbank den Kredit schlussendlich geben wird und dass die Slowaken sehr wohl gemeinsam mit den Franzosen moch auf sie fertigbauen werden.
    Es ist keine politische Hektik, es ist eine sachliche Auseinandersetzung.
    Und zwar eine sachliche Auseinandersetzung mit den Projektwerbern der slowakischen Regierung
    und den Verantwortlichen in der Osteuropa-Bank.
    Ich habe auch klar zurückgewiesen, die Aussage des Wirtschaftsministers Tuski, das Atomkraftwerk Mokhovce wird in jedem Fall gebaut.
    Das würde nämlich jedes öffentliche Erörterungsverfahren, jede Bemühung im Rahmen eines Bewilligungszeitraums ad absurdum führen.
    Dann wäre das hier sinnlos.
    Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass die Osteuropa-Bank die
    sich einem westlichen Demokratieverständnis verpflichtet fühlt, nicht ihre eigenen Richtlinien ernst nimmt und nach dem Motto, wir machen ohnehin, was wir wollen, die Bedenken eines Mitgliedslandes nicht anhört und nicht ernst nimmt.
    Anhören und ernst nehmen werden sie es durchaus, nur noch einmal, de facto wird es so sein, Mokhovce wird fertig gebaut werden, zahlt sich das alles also aus?
    Das ist eine Annahme, von der Sie ausgehen.
    Temelin ist auch noch nicht fertig gebaut.
    Es wird aber gebaut unter Kredit der Exim-Bank, der amerikanischen, ist genehmigt.
    Österreich hat ein Kernkraftwerk gebaut, fertig gebaut und nicht in Betrieb genommen.
    Das heißt, die Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg ist bei der Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes oder dieses Kernkraftwerkes dann zu treffen.
    Bis dahin haben wir alles zu tun, was uns möglich ist, auf diplomatischer Ebene, auf Gesprächsebene, auf Verhandlungsebene, um unsere Bedenken, die Bedenken der österreichischen Bevölkerung und die Bedenken der österreichischen Regierung lautstark zu vertreten.
    Das ist ja unbestritten, Frau Minister.
    Nur sollte man nicht ehrlich genug sein, um dazu zu sagen, dass es zwar wichtig ist, einen Protest zu deponieren, aber man de facto kaum Chancen hat damit.
    Ich habe nie versucht, falsche Hoffnungen zu wecken über die Möglichkeiten, die Fertigstellung und die Inbetriebnahme zu verhindern.
    Wenn ich aber nicht der Meinung wäre, dass eine Chance besteht, dann würde ich mich ja gar nicht bemühen.
    Umweltministerin Rauch-Kallert will also weiterhin nichts unversucht lassen, um den Kampf gegen Mochow C zu gewinnen.
    Die Fragen hat die Umweltministerin stellte Gisela Hopfmüller.
    Die Rettungsaktion für den maroden Konsum ist vorerst über die Bühne.
    Saniert ist der Handelsriese mit 34 Milliarden Schilling Umsatz, 17.000 Beschäftigten, hohen Schulden und chronischen Verlusten aber noch nicht.
    Heute und morgen beraten der Aufsichtsrat und die Generalversammlung der Genossenschaft die Lage.
    In erster Linie geht es heute darum, das Finanzpaket über die zwei Milliarden Schilling von gestern Abend abzusegnen.
    Immerhin musste ja das finanzielle Familiensilber des Konsums verpfändet werden, nämlich der 30-Prozent-Anteil an der BABAG, also an der eigenen Hausbank.
    Zwar hatten die Delegierten der mehr als 700.000 Konsumgenossenschaften schon im Dezember dem Vorstand erlaubt, in Verkaufsverhandlungen einzutreten, aber eine Verpfändung ist doch etwas anderes.
    Dahinter aber steht das Angebot des ÖGB, zu den eigenen 70% BABAG-Aktien auch noch die 30% vom Konsum dazu zu kaufen.
    Ein Angebot, das jederzeit realisiert werden kann, sobald der ÖGB die nötigen Beschlüsse und das nötige Geld hat.
    Und ein Angebot, das von den anderen Banken durchaus begrüßt wird.
    Zwar hat der ÖGB der Verpfändung nur mit 10 ignirischen zugestimmt, wenn er aber den anderen Banken die verpfändeten BABAG-Aktien früher oder später tatsächlich abkauft, erreicht er mehreres.
    Erstens verhindert er damit den Zugriff der Konkurrenz auf die BAWAG-Aktien und zweitens hilft er damit dem Konsum.
    Mit Bargeld in der Kasse nach einem Aktienverkauf erspart der Konsum sich Zinsen, die er ja für den Bankkredit bei verpfändeten Aktien zu zahlen hat.
    Und politisch ist in den Augen des ÖGB die ungeliebte Verpfändung der Aktien der Gewerkschaftsbank nur eine Zwischenlösung.
    Auch weil ihr das Paket befristet auf ein Jahr geschnürt wurde.
    Inzwischen muss die Sanierung des Konsums angegangen werden, verbunden mit Veräußerungen.
    Der schweizerische Mikrokonzern sieht sich das zunächst zur Konzernspreche Marcel Negler mit interessierten Augen an.
    Die Finanztransaktion von gestern Abend bringt seinen Fahrplan nicht durcheinander.
    Das Interesse an einem verstärkten Einstieg bleibt aufrecht.
    Migros will dann die KGM- und Familiamärkte, an denen er jetzt zu 25 Prozent beteiligt ist, mit den Filialen des frischen Konsums zusammenführen.
    Die sind im Dezember vom Konsum bereits ausgegliedert worden.
    Kein Interesse haben die Schweizer an den Kaufhäusern der Gerngroßgruppe.
    Übrigens auch die Kreditanstalt, die die Gerngroßgruppe mit Krediten von einer Milliarde Schilling bedient hat, erklärt, noch niemand sei an sie herangetreten, da einzusteigen.
    Soviel von Herbert Hutter.
    In der Konsumrettungsaktion spielt der österreichische Gewerkschaftsbund eine tragende Rolle.
    Der ÖGB hat ein Kaufangebot für die BAWAG-Anteile des Konsums gelegt.
    Dabei geht es immerhin um eine Summe von mindestens zwei Milliarden Schilling.
    Die Frage drängt sich auf, wie reich ist der ÖGB, dass er sich das leisten kann?
    Josef Schweizer hat Antworten gesucht.
    Der österreichische Gewerkschaftsbund ist mit 1,6 Millionen Mitgliedern der größte Verein Österreichs.
    Und als Verein muss er keine Bilanzen veröffentlichen.
    Daher ist die wahre Finanzkraft des ÖGB nur schwer abzuschätzen.
    Um beim Konsum Feuerwehr zu spielen, hätte der ÖGB Geld notwendig, das er rasch flüssig machen kann.
    Aber davon kann zumindest nach den bekannten Zahlen nicht die Rede sein.
    Im Detail.
    Was bekannt ist und was der ÖGB auch regelmäßig veröffentlicht, das sind die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen.
    Zuletzt waren es 2,4 Milliarden Schilling pro Jahr.
    Davon bleibt allerdings nicht viel übrig.
    Personalkosten, Verwaltung, Schulungsarbeit, Förderungen,
    und Unterstützungsleistungen fressen den Großteil der Einnahmen auf.
    Ein Teil davon speist den legendären Solidaritätsfonds, aus dem die Kosten von Streiks finanziert werden sollen.
    Legendär deshalb, weil die Schätzungen über den Inhalt des Streiktopfes bis zu mehreren Milliarden gehen.
    Die Realität könnte ganz anders aussehen.
    Streikunterstützungen müssen rasch verfügbares Geld sein.
    In einer bekannt gewordenen ÖGB-Bilanz sind aber nur 500 Millionen Schilling ausgewiesen, die auf diversen Sparbüchern liegen.
    Auch die jährliche Dotierung des Solidaritätsfonds mit nicht mehr als 25 Millionen Schilling deutet nicht auf ein Milliardenvermögen hin.
    Abgesehen davon könnte es die ÖGB-Spitze ihren Mitgliedern kaum erklären, dass sie in den Streiktopf greift, um den Konsum zu retten.
    Sonstige Rücklagen sind aber weder in der zitierten Bilanz ausgewiesen, noch anderweitig bekannt.
    bleiben die sogenannten Stillenreserven, also Beteiligungen und Immobilien.
    Der größte Brocken ist natürlich der Zweidrittelanteil an der BAWAG.
    Der Wert liegt sicherlich jenseits der 5 Milliarden Schilling, ist aber für den Erwerb weiterer BAWAG-Anteile kaum relevant, es sei denn als Besicherung für die Aufnahme von Krediten.
    Über die BAWAG führen noch Beteiligungen zur seit Jahren defizitierenden Papierfabrik Steirermühl, zum Reisebüro RUEFA und diversen nicht gerade florierenden Druck- und Verlagsgesellschaften.
    Direkt beteiligt ist der ÖGB an der Nationalbank und zwar mit 8,3 Prozent.
    Der Wert dieser Beteiligung kann auf rund 200 Millionen Schilling geschätzt werden.
    Nicht ganz in diese Größenordnung dürfte der 10-Prozent-Anteil an der Volksfürsorge-Jupiter-Versicherung reichen.
    Weiters gehört dem ÖGB zu 100 Prozent eine Vermögensverwaltungsgesellschaft.
    Dort ist der Immobilienbesitz des Gewerkschaftsbundes untergebracht.
    Er umfasst mehr als 20 Grundstücke, rund 70 Gebäude, darunter Wiener Innenstadtlagen genauso wie Erholungsheime an Kärntner Badeseen.
    In der Bilanz stehen diese Besitztümer mit 450 Millionen Schilling, ein historischer Wert, der sicher zu niedrig angesetzt ist.
    Auf jeden Fall aber sind all diese Liegenschaften nicht rasch zu Geld zu machen.
    Alles in allem dürfte der ÖGB keine 2 Milliarden Schilling auf der hohen Kante haben, um dem Konsum die Bawag-Aktien vom Stand weg abzukaufen und außerdem der Bawag mit einer Kapitalanleihe unter die Arme zu greifen.
    Es sei denn, der ÖGB springt selbst mit einer Kreditaufnahme ein und verscherbelt das Familiensilber.
    Seit dem EU-Beitritt Österreichs ist eine Reihe von Produkten billiger geworden.
    Besonders auffallend die Preisreduktion bei Mehl.
    Von mehr als 10 Schilling pro Kilo herunter auf den Kampfpreis von 3 Schilling 90.
    Sogenanntes No-Name-Mail aus Österreich.
    Der Handel argumentierte stets mit großen Qualitätsunterschieden, die den höheren Preis bekannter und gut eingeführter Marken nach dem EU-Beitritt rechtfertigen würden.
    Doch eine Untersuchung der Oberösterreichischen Arbeiterkammer stellt diese Aussage jetzt auf den Kopf.
    Klaus Oberreder aus Linz mit Details.
    Beim Mehl ist es offenbar wie bei manchen Computern.
    Wenn außen nicht unbedingt der große Name draufsteht, muss das noch lange nicht heißen, dass innen etwas Minderwertiges lauert, sagen die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer.
    Ganz im Gegensatz zum Handel.
    Noch zu Jahresbeginn, als die große Mehlpreislawine losbrach, sagte ein Handelsvertreter kopfschüttelnd, früher hat man diese Billigmehlqualität den Schweinen verfüttert, heute machen die Menschen Kuchen daraus.
    Die werden bald merken, dass ein Mehl um 3 Schilling 90 nicht taugt.
    Die Hausfrauen haben also fleißig eingekauft, getestet und gebacken und die Ergebnisse waren anders als vorhergesagt.
    Der Kuchen aus Billigmehl gelang und schmeckte auch genauso gut wie jener, der mit teurem Markenmehl zubereitet worden ist.
    Das bestätigen nicht nur die eifrigen Hausfrauen, sondern auch das Labor der Meisterklasse der Müller und Bäcker in Wels.
    In der Sprache der Techniker nennt man das Gesamtbewertungskriterium Sedimentationswert.
    Und dieser Sedimentationswert ist sowohl beim No-Name, als auch beim Markenmehl annähernd gleich.
    56 Milliliter beim 11 Schillingmehl, 47 beim 4 Schillingmehl.
    Die unterste Grenze für Haushaltsmehl liegt bei 35 Milliliter.
    Georg Radwalner von der Oberösterreichischen Arbeiterkammer kritisiert nun den Handel.
    Markenmehl werde in Österreich viel zu teuer verkauft.
    Das Problem ist, dass manche Mehlsorten, die billig sind, eigentlich nur als Zugpferde eingesetzt werden, um die Leute in den Laden zu locken.
    Tatsächlich könnte aber eine breitere Palette von Mehl zu diesem günstigen Preis angeboten werden.
    Der Handel in Oberösterreich dementiert.
    Die Untersuchungsergebnisse der Arbeiterkammer seien durch Zufälle zustande gekommen.
    Die Produzenten des Markenmehls hätten außerdem bessere Qualität bei teurerem Mehl versprochen.
    Deshalb auch die große Preisdifferenz.
    Aus Linz hörten Sie Klaus Oberleder.
    Nächstes Thema im ORF-Mittagsjournal, die grüne Woche in Berlin, traditionelle Landwirtschaftsmesse.
    Österreich ist zum ersten Mal als EU-Mitglied vertreten.
    Hans Adler hat sich bei österreichischen Ausstellern umgesehen.
    Früher war es mehr Unterhaltung.
    Jetzt ist es Warenangebot, das die Österreicher hier zeigen.
    Jahrzehnte hat den Österreich-Pavillon ein Heuriger mit viel Musik dominiert.
    Jetzt ist er weg.
    Jetzt hat die AMA, die Agrarmarkt Austria, eine ganze Reihe neuer Firmen, vor allem aus der Molkerei-Wirtschaft, an dessen Stelle gesetzt.
    Ein Marktplatz und die Ware kann man deutlich riechen.
    Käse.
    Die Aussteller sind alle neu.
    Und sie meinen auf die Frage nach ihren Erwartungen,
    Wir hatten bis jetzt nur Käse hier aus der Milchwirtschaft, aus der österreichischen und haben das Programm jetzt erweitert um Joghurt, um Butter und verschiedene andere Frischmilchprodukte und hoffen, dass sie beim Berliner Publikum so gut ankommen wie bisher der österreichische Käse.
    Für uns ist der Einstieg sicher schwer und ich glaube, dass wir uns einmal präsentieren müssen.
    Wir müssen einmal den Konsumenten auf uns aufmerksam machen, unsere Produkte vorzeigen, unsere Produkte ein bisschen verkosten.
    Ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit.
    Naja, was erwarten wir, dass die Deutschen uns einen Käse kaufen?
    In dem, dass ich eine gute Waage habe, erwarte ich mir eigentlich ein Geschäft.
    Weil Speck ist aus dem Pinzgat, das ist ein Luftgetrockneter.
    Und das findet man eigentlich da im süddeutschen Raum überhaupt nicht.
    Fast alle waren schon auf der ANUGA, der Lebensmittelfachausstellung in Köln.
    Und das zeigt, dass man auf dem Weg nach Europa ist, denn dort sind die Einkäufer.
    Auf der Grünen Woche ist der Konsument der Gast.
    Hier wird die Stimmung gemacht, um dann bei den Händlern anzukommen.
    Die Grüne Woche hat jährlich etwa eine halbe Million Besucher, vor allem aus Berlin und der weiteren Umgebung.
    Die Besucher aus den neuen Bundesländern stellen einen großen Anteil der Gäste hier.
    Änderungen stehen bevor.
    Die Bundeskammer, die hier seit vielen Jahren eine Gemeinschaftsausstellung betreibt, wird im nächsten Jahr wahrscheinlich nur noch Dienste anbieten, aber keinen Gemeinschaftsstand.
    Das wird unter den Firmen, die hier ausstellen, eine deutliche Auslese verursachen.
    Nur wer es sich leisten kann, wird noch kommen.
    Dafür aber wahrscheinlich viele neue.
    Die Konkurrenz ist groß unter den Ausstellern.
    Aus 61 Ländern sind Exoten, die schon, weil sie exotische Länder sind, sehr starken Zuspruch finden.
    Die Reformländer ebenso wie Nepal oder Vietnam.
    Und dazu die großen europäischen Agrarländer.
    Dafür findet man auf der Obstfachausstellung der Fruit Logistica zum ersten Mal die Steirer.
    Sie dürfen ja jetzt ihre Äpfel und Birnen auch wirklich liefern und müssen sich nicht auf reine Imagewerbung beschränken.
    Die Stimmung ist durchwegs gut unter den Ausstellern, aber hier sind ja auch die Großen und Starken, die Weingüter und Winzergenossenschaften, die Verkäufer von Spezialitäten von Körperpflege bis zu den feinen Schnapsbränden.
    Vor dem Haupteingang steht ein österreichischer Marktwagen, der schon eine Tour durch Deutschland hinter sich hat, mit großem Erfolg, wie die armer Leute behaupten.
    Die Deutschen lieben, meinen sie, nicht nur die Landschaft, sondern auch das Essen aus Österreich.
    Eine Chance.
    Man muss sie nur nutzen.
    Die Grüne Woche in Berlin, traditionelle Landwirtschaftsmesse dort.
    Sie hörten einen Bericht von Hans Adler.
    Einige Tage hindurch ist sie von der Debatte über Mochow-10 nahezu völlig verdrängt worden.
    Die Diskussion rund um das ungeliebte Spar- und Belastungspaket der Bundesregierung.
    Und da werden jetzt immer neue Vorschläge und Gegenvorschläge eingebracht.
    Gestern hat Innenminister Löschnag vor Einsparungen von Personal gewarnt und 1.000 Beamte mehr gefordert.
    Heute haben die Freiheitlichen neue Spar- und Steuervorschläge präsentiert.
    Das Sparpaket sorgt aber auch bei SPÖ und ÖVP weiter für Aufregung.
    Fritz Dittlbacher informiert.
    ÖVP-Klubobmann Andreas Kohl hat klare Prioritäten.
    Das Allerwichtigste für die Regierung ist in den nächsten Monaten das Sparen.
    Mehreinnahmen wie die Solidaritätsabgabe stünden daher nicht zur Verhandlung.
    Von Mehrausgaben, wie dem gestrigen Ruf Minister Löschnacks nach mehr Geld und mehr Beamten, sei überhaupt nicht zu reden.
    Und Kohl will Löschnacks Forderung so gar nicht glauben.
    Minister Löschnack hat diesen Regierungsbeschluss mitgetragen, daher lege ich seine Äußerung so aus,
    dass Minister Löschnack natürlich seinen Dienstpostenplan um ein Prozent kürzt, dass er aber, um die tausend Sicherheitswachebeamte auf die Straße zu kriegen, in den Schreibstuben sparen wird.
    In allen Ministerien gäbe es gute Gründe für Mehrausgaben und überall müsse gespart werden.
    Und das gilt es sogar für bisherige ÖVP-Dogmen, etwa für die Mehrkindstaffel bei der Familienbeihilfe, Andreas Kohl meint.
    Ich gehe davon aus, dass es uns gelingt, einvernehmlich mit dem Regierungspartner eine sehr gute Familienförderung vor allem für die jungen, kinderreichen Familien zustande zu bringen.
    Sollte es aber nicht gelingen,
    steht das Sparziel im Vordergrund.
    SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Zschapp sieht das ähnlich und doch auch wieder anders.
    Was für die ÖVP die Märkin-Staffel ist, ist für die Sozialdemokraten das erhöhte Karenzgeld.
    Zschapp meint, die Streichung des erhöhten Karenzgeldes ist für uns von Haus aus immer ein schmerzhafter Punkt gewesen.
    Aber man müsse natürlich ausgabenseitig auf einen grünen Zweig kommen.
    Dann soll jedoch, meint Ciab im Gegensatz zu Kohl, auch einnamenseitig etwas geschehen.
    Etwa eine verstärkte Besteuerung des 13. und 14.
    Monatsgehaltes.
    Oder die Solidarabgabe, die vor allem in der SPÖ-Basis auf großen Beifall stoße.
    Uneinigkeit in der Koalition also in Sachen Solidarabgabe.
    Einigkeit gibt es dagegen an einer Nebenfront.
    Die Immunität der Abgeordneten soll eingeschränkt werden.
    ÖVP-Club-Chef Kohl hat heute eine Beschränkung der Immunität auf Parlamentsreden angekündigt.
    Außerhalb des Hohen Hauses sollen Abgeordnete künftig in Sachen Ehrenbeleidigung, Kränkung, Kreditschädigung oder Verleumdung geklagt werden können.
    SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Ciab kündigt hier einen Gleichschritt der Regierungsparteien an.
    Die SPÖ ist der Meinung, dass der Immunitätsausschuss seine Praxis ändern sollte, weil bislang, vor allem von freiheitlicher Seite und insbesondere von Jörg Haider, die Immunität aus Schamloseste missbraucht wurde in seinen verleimterischen Attacken gegenüber politischen Gegnern und daher, glaube ich, ist das exakt die richtige Vorgangsweise.
    Schon im März soll sich die Auslieferungspraxis im Parlament ändern und ich gebe zurück ins Studio.
    Sie hörten Fritz Dittlbacher.
    Halbzeit im Mittagsjournal einige der noch geplanten Themen.
    Das Auschwitz-Symposium in Wien, der Kampf um Tschetschenien, psychologische Diagnostik künftig auf Krankenschein und Federico Fellini wäre heute 75 geworden.
    Ein Hinweis auch auf das Medienjournal, heute 18.20 Uhr, Programm Österreich 1.
    Heute geht es um die Kommerzradios.
    Welche Chancen haben sie?
    Was wird der Hörer voraussichtlich davon haben?
    Diese und andere Fragen in einer Diskussion mit Franz C. Bauer von der Journalistengewerkschaft, Franz Ferdinand Wolf von Radio Privat NÖ, Universitätsprofessor Heinz Wittmann von der Regionalradiobehörde sowie Peter Pilz von den Grünen.
    Eine Debatte zum Thema Regionalradio.
    Diskussionsleiter Ernest Hauer.
    Heute, 18.20 Uhr, Österreich 1 im Medienjournal.
    Die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz jährt sich heute zum 50.
    Mal und zwar genau in einer Woche.
    Aus diesem Anlass fand gestern und heute in Wien ein Symposium zur Frage der heutigen Wahrnehmung des Gräuels in der Nazizeit statt.
    Alfred Schwarz hat darüber mit dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, mit Paul Gross, gesprochen.
    Herr Präsident Gross, wird in Österreich Auschwitz heute noch als das wahrgenommen, was es war, als eine Tötungsmaschinerie von mehr als einer Million Menschen?
    Ich nehme an, nicht.
    Und als was wird es wahrgenommen?
    Ja, als ein Störfaktor im Ablauf der täglichen Geschäfte, mit denen sehr wenige Leute unmittelbar emotional irgendetwas verbindet.
    Und wer hat denn da Ihrer Meinung nach versagt?
    Die Politik, die Kulturschaffenden, alle?
    Die Menschheit.
    Die moralischen Instanzen.
    des Staates, der Powers to be, wenn sie wollen.
    Das sind eben die Medien zum Beispiel.
    Diese Tatsache lasst eben nicht zu, dass man Auschwitz als Metapher, als Beispiel für die Tatsache, dass der Mensch der Menschen ein Wolf ist.
    sich durchgesetzt hat.
    Aber letzten Endes heißt das ja, dass die Aufarbeitung der österreichischen Geschichte eigentlich gar nicht stattgefunden hat, Ihrer Meinung nach?
    Im bestimmten Grade nicht, ja, ganz im Gegenteil.
    Die Geschichte wurde, ich will nicht sagen verfälscht, aber sie wurde jedenfalls nur zum Teil veröffentlicht, sozusagen, öffentlich gemacht, bekannt gemacht.
    Und es bedeutet eine Revolution von 86, 87, 88, denn es war eine Revolution in dem Sinn, dass das, was bis dahin tabuisiert war, endlich zur Sprache gekommen ist.
    Was meinen Sie denn konkret mit der Revolution 86, 87?
    im Zusammenhang mit dem Auftauchen von Antisemitismus von oben, wie er bis dahin seit 1945 eigentlich in Mitteleuropa im deutschsprachigen Raum nicht existiert hat.
    Sie meinen also die Waldheim-Affäre?
    Das war da anders, ja.
    Es hat viel Böses und viel Gutes mit sich gebracht.
    Die österreichische Demokratie ist gewachsen, allerdings mühsam.
    Aber Sie haben ja als Präsident der israelitischen Kultusgemeinde auch mit den Politikern, mit den heutigen Politikern mehr oder weniger tagtäglich zu tun.
    Im Umgang mit diesen Politikern, machen Sie sich auf Ihre Bedenken aufmerksam?
    Die Politiker sind im Wesentlichen ohne Ausnahme, würde ich fast sagen, guten Willens.
    Aber in einer Demokratie zählt nicht nur die Wahrheit, sondern auch die Mehrheit.
    Und nachdem man das Volk nicht austauschen kann, bleibt Ihnen nicht anderes übrig, als auf zwei Fronten zu kämpfen.
    Und ich hoffe, Sie kämpfen alle auf zwei Fronten, nämlich auf der Front der Wahrheit und auf der Front der Mehrheit.
    Der Aufstieg in den letzten Jahren des Politikers Haider, der einen bestimmten Populismus verbreitet, hat was der Vergangenheitsbewältigung in Österreich geschadet oder nicht?
    Es ist ein Resultat der mangelhaften Aufklärung und Vergangenheitsbewältigung.
    Und zweifellos ist es kein Nutzen.
    Österreich verdrängt also auch heute noch die Verbrechen in der Nazi-Zeit, sagt Paul Gross, der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde.
    Die Politiker und Medien tun zu wenig gegen das Verdrängen und Vergessen.
    Mit Paul Gross hat Alfred Schwarz gesprochen.
    Seit drei Wochen wird er erbittert geführt, der Kampf um Tschetschenien.
    Und gestern nun war es soweit.
    Die Russen eroberten den Präsidentenpalast von Grozny, Symbol des tschetschenischen Widerstands.
    Kurz darauf erklärte Kreml und Kriegsherr Boris Jelzin die Aggression gegen Tschetschenien für beendet.
    Doch den Worten Jelzins, dem Kritiker vorwerfen, vom Demokraten zum Despoten geworden zu sein, trauen die Tschetschenen längst nicht mehr.
    Die nach Unabhängigkeit strebende Kaukasus-Republik rechnet mit weiteren russischen Angriffen.
    Susanne Scholl, Moskau.
    Seit Beginn des Kriegs in Tschetschenien ist in Moskau ein Fehler immer wieder gemacht worden.
    Die vorzeitige Ausrufung seines Endes nämlich.
    Der Verteidigungsminister hatte zu Beginn der Invasion von höchstens ein paar Tagen gesprochen.
    Danach war immer wieder die Rede davon gewesen, dass man Grosni bald schon völlig unter Kontrolle haben werde.
    Gestern, nach fast sechs Wochen Kriegsdauer, ist der völlig zerschossene Präsidentenpalast in der tschetschenischen Hauptstadt tatsächlich gefallen.
    Und Boris Yeltsin persönlich erklärte daraufhin, die Militäraktion in Tschetschenien sei damit de facto vorbei.
    Nun könnten die Truppen des Innenministeriums damit beginnen, Recht und Ordnung in der kleinen Kaukasusrepublik wiederherzustellen,
    Und bald schon werde das Leben dort wieder seinen normalen Gang gehen können.
    Eine mehr als fragwürdige Siegesmeldung angesichts der realen Umstände.
    In Grosny wird auch nach dem Fall des Präsidentenpalastes weiterhin heftig gekämpft.
    Präsident Dudayev hat sich öffentlich zu Wort gemeldet und erklärt, der Widerstand sei ungebrochen.
    Und die Tatsache, dass sich längst viele tschetschenische Kämpfer auf einen Partisanenkrieg aus den Bergen heraus vorbereitet haben, ist unleugbar.
    Der Präsident der Tschetschenien benachbarten russischen Republik Ingushetien, Ruslan Auschew, seines Zeichens Afghanistan-Veteran, wie Verteidigungsminister Grachow von Tschetscheniens Präsident Dudayev auch, sagte heute früh im russischen Fernsehen, die russischen Militärs und Oberkommandierenden in Tschetschenien hätten gut daran getan, die Geschichte des Kaukasus zu studieren, statt nur ständig in Tarnanzügen irgendwo zu posieren.
    Vor mehr als 150 Jahren, als die russische Besetzung des Kaukasus begann,
    bezahlte Moskau diese mit einem 30-jährigen Krieg in der Region.
    Und Experten meinen, heute von einem baldigen Abzug der Armee aus Tschetschenien könne keine Rede sein.
    Russland werde, ganz im Gegenteil, gezwungen sein, aus Tschetschenien eine riesige Militärgarnison zu machen.
    Angesichts des wachsenden, offen ausgesprochenen Unbehagens innerhalb der Armee und vor allem bei jenen Offizieren und Soldaten, die bisher schon in Tschetschenien im Einsatz waren, eine mehr als düstere Perspektive.
    Susanne Scholl hat berichtet.
    Das technisch begeisterte Frankreich kann sich über einen neuen Superlativ freuen.
    In der Normandie wird am Nachmittag die längste Schrägseilbrücke der Welt eröffnet.
    Sie verläuft über die Mündung der Seen und verbindet die Hafenstadt Le Havre nun direkt mit dem Süden.
    Anders als traditionelle Hängebrücken, wie zum Beispiel die Golden Gate Bridge in San Francisco, stehen die Pfeiler der neuen Normandiebrücke nicht im Wasserbett, sondern sind an den Ufern verankert.
    Zwischen den zwei riesen Pfeilern führt auf mehr als 850 Metern die Fahrbahn von unzähligen Stahlkabeln gehalten.
    Hans Woller zum neuen französischen Wunderbauwerk.
    Wie ein immenses Spinnennetz aufgehängt an zwei Pfeilern, die fast 60 Meter tief im Untergrund verankert sind und mit 214 Metern zwei Drittel der Höhe des Eiffelturms haben.
    So steht sie in der Mündungslandschaft der Seine, die Brücke der Normandie.
    Im Norden die Hafenanlagen von Le Havre, im Süden der beginnende Küstenstreifen mit dem schmucken Seefahrerstädtchen Honfleur.
    Zwischen den beiden Pfeilern liegen 850 Meter der insgesamt über zwei Kilometer langen Fahrbahn, gehalten nur von fast 200 Stahlseilen, die bis zu 450 Meter lang sind.
    Der höchste Punkt der streng ansteigenden Fahrbahn liegt mehr als 50 Meter über dem Wasser.
    Der rege Verkehr von Ozeandampfern zum großen Binnenhafen von Rouen, 70 Kilometer im Landesinneren, erfordert dies.
    Bertrand de Roubaix, der leitende Ingenieur des Projekts,
    Die Brücke der Normandie ist ein äusserst innovatives Projekt, ein Schrägselbrücke, die in dieser Kategorie von Brücken mit einer modernen Technologie mit Abstand die längste in der Welt ist, 50 Prozent länger als alle bisherigen.
    Die eigentliche Schwierigkeit, ein derartiges Werk hinzustellen, ist im Wesentlichen die Frage der Stabilität gegenüber dem Wind.
    Mit bis zu über 200 Stundenkilometern können die Winde in dieser Gegend wehen.
    Bis zuletzt waren noch spezialisierte Bergsteigertrupps damit beschäftigt, die tragenden Stahlseile durch feine Stahlseile untereinander zu verbinden, die eine Art Stoßdämpferfunktion gegenüber dem Wind ausüben, die Vibrationen der Brücke möglichst gering halten sollen.
    Eine Weltneuheit.
    Der große Gedanke bei diesem Bauwerk war, jedem einzelnen Element ein eigenes Profil zu geben, wie bei einem Flugzeug.
    Die Fahrbahn hier sieht den Tragflächen eines Flugzeugs wesentlich ähnlich als der Fahrbahn einer klassischen Brücke.
    Das heißt, überall sind die Proportionen sehr fein und selbst die Stahlseile zum Beispiel haben eine aerodynamische Verkleidung.
    Insgesamt sieben Jahre hat man an diesem Wunderwerk der Technik gebaut, vier Jahre lang davor geplant und die leistungsfähigsten Computern der Statik arbeiten lassen.
    Mit viereinhalb Milliarden Schilling ist das Projekt allerdings fast doppelt so teuer geworden wie geplant.
    Der Weg von Frankreichs größtem Handelshafen Le Havre auf die andere Seine Seite verkürzt sich jetzt um eine Dreiviertelstunde.
    Bedeutender aber noch im gesamteuropäischen Kontext ist, das Bauwerk ist Verbindungsstücke einer künftigen Autobahn, die von Norden her kommend den Verkehr nach West- und Südwestfrankreich endgültig von Paris fernhalten wird.
    Von Amiens in Nordfrankreich wird der Weg über Le Havre, Caen, Rennes, Nantes und Bordeaux nach San Sebastian in Spanien führen.
    Bei aller Jubelstimmung im Land hat die Brücke aber einen Schönheitsfehler.
    Frankreichs Bauriesen wie Bouygues und Dumez haben bei der öffentlichen Ausschreibung durch illegale Preisabsprachen die Kosten um mehrere hundert Millionen Schilling in die Höhe getrieben, wie kürzlich ein Bericht des französischen Kartellamtes offenlegte.
    Auch der Europäische Rechnungshof wird sich damit noch intensiv beschäftigen.
    Und einen höchst symbolischen politischen Nebenaspekt hat das Bauwerk auch noch.
    Den Grundstein hat 1987 der damalige Premierminister Chirac gelegt.
    Eingeweiht wird die Brücke heute Nachmittag von Eduard Balladur, seinem innerparteilichen Konkurrenten, im Kampf um das Präsidentenamt.
    Die längste Schrägseilbrücke der Welt wird also heute Nachmittag in der Normandie eröffnet.
    Hans Woller hat sich das Mammutbauwerk angesehen.
    Drei Minuten vor dreiviertel eins.
    Immer mehr Menschen leiden unter körperlichen Störungen, die nicht auf organische Krankheiten zurückzuführen sind.
    Seelische Ursachen von Krankheiten, von Magenleiden bis Kopfschmerzen nehmen zu.
    Seit Beginn des Jahres besteht nun die Möglichkeit, psychologische Untersuchungen auf Krankenschein vornehmen zu lassen.
    Mehr dazu von Franzin Bürger.
    Fast jede Zeitung, die auf sich hält, veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen sogenannte Persönlichkeitstests.
    Ob man gestresst ist oder mit dem Partner nicht auskommen kann oder sowieso ein unverträglicher Mensch ist, all das soll, so die versprechen, mittels Ankreuzen mehr oder weniger intelligenter Fragen ans Tageslicht kommen.
    Seit 1.
    Jänner gibt es solche Tests nun auf Krankenschein, freilich in wissenschaftlich anerkannter Form.
    Der Grund dafür, hinter vielen scheinbar organischen Krankheiten stecken häufig Störungen der Seele.
    Psychologische Diagnostik heißt das neue Angebot der Krankenkassen und so funktioniert es.
    Ein Facharzt, etwa ein Neurologe, Psychiater oder auch ein Internist oder aber ein praktischer Arzt stellt zwar eine Erkrankung seines Patienten fest, ist sich aber über die Ursachen nicht ganz sicher.
    Er überweist an einen Vertragspsychologen der Krankenkasse und der versucht in, wie gesagt, wissenschaftlichen Persönlichkeits- und Leistungstests und im Gespräch die tieferen Ursachen für die Krankheit zu finden.
    Die Psychologin Senta Feselmayr nennt ein Beispiel aus der Praxis.
    Jedes fünfte Kind, also 20 Prozent unserer Kinder, leiden an Teilleistungsstörungen bzw.
    am sogenannten hyperkinetischen Syndrom.
    Im Volksmund heißt das der Zappelphilip.
    Was kann die Testpsychologie da leisten?
    In Zukunft kann der Kinderfacharzt das Kind, das betroffene Kind, zum psychologischen Test zuweisen.
    Und mittels des psychologischen Tests ist es möglich herauszufinden, ob die Ursache für dieses Störungsbild eine organische Grundlage hat, ob es eine akute Belastungsreaktion aufgrund von Schulstress ist oder ob es aufgrund eines gestörten Familienklimas zustande kommt oder ob die Ursache für diese Störung ist.
    Mit den Erkenntnissen der Psychologen ausgestattet, kann der behandelnde Arzt dann punktgenau die Therapie ansetzen.
    Fehldiagnosen und daraus resultierende falsche Behandlungswege können damit vermieden werden, glauben wir.
    Dies vermindert Leid für die Betroffenen, Frustration für die Behandler und de facto aber auch Kosten für die Sozialversicherung und im weiteren Schritt für die Steuerzahler.
    Insgesamt rund 75 Millionen Schilling wird das neue Angebot die Krankenkassen kosten.
    Für den Patienten ist der Psychotest wie gesagt auf Krankenschein, also bargeldlos zu haben.
    39 Psychologen sind derzeit schon mit der Krankenkasse unter Vertrag.
    In zwei Jahren soll die Vollversorgung mit knapp 100 Kassenpsychologen in ganz Österreich erreicht sein.
    Psychologische Untersuchungen auf Krankenschein, Sie hörten einen Beitrag dazu von Franzin Bürger.
    Federico Fellini, 1983 gestorbener italienischer Starregisseur, wäre heute 75 Jahre alt geworden.
    Aus diesem Anlass wurde in Rom soeben eine große Fellini-Ausstellung eröffnet, die dann durch mehrere Städte auf Wanderschaft gehen wird.
    Auch mehrere neue Fellini-Bücher sind erschienen.
    Mit Unterstützung von Susanne Traxler hat Hans Langsteiner dazu den folgenden Beitrag gestaltet, der mit einer Reminiszenz an den Fellini-Film Intervista das Interview beginnt.
    Mehr als ein Jahr ist vergangen seit Fellinis Tod und allmählich droht der Künstler hinter seinem eigenen Mythos zu verschwinden.
    Mit seiner Mischung aus sozialer Sensibilität und barock ausladenden Bilderfluten, voll katholischem Prunk und üppiger Sinnlichkeit, hat Federico Fellini bis heute weder Schüler noch Nachahmer gefunden.
    Und der Mensch hinter diesem so unverwechselbaren Werk, er bleibt rätselvoll wie eh und je.
    Fellini selbst mag das Dilemma geahnt haben, als er fünf Jahre vor seinem Tod in einem Interview meinte, es wäre allmählich an der Zeit, nach so vielen Jahren des Suchens, eine weniger widersprüchliche Information über sich zu bekommen.
    Mir semblärebbe, ke sarebbe ora, dopo tanti anni, di cercare di capire, di avere qualche informazione meno contradditoria su me stesso.
    Informationen über Fellini vermittelt seit heute eine grosse Fellini-Ausstellung, die von Rom aus nach Berlin, New York, Los Angeles und Tokio reisen wird.
    In Zeichnungen und Dekorationsmodellen, in Kostümen und Musikinstallationen wird darin noch einmal der Kosmos des Federico Fellini heraufbeschworen.
    Der italienische Kulturjournalist Vincenzo Mollica hat diese Schau wissenschaftlich betreut.
    Für mich ist Fellini wie das Ozean für einen Fisch.
    Für mich ist Fellini das, was der Ozean für einen Fisch ist, etwas unermesslich Großes.
    Ich glaube, er ist etwas unermesslich groß für uns alle.
    Eine der zentralen Figuren dieses Jahrhunderts, der die Filmkunst in präziser und unauslässlicher Weise gekennzeichnet hat.
    Diese Ausstellung ist eine Schau, die getreu seine Kunst zeigt.
    Wir wollen seine Art zu arbeiten dokumentieren.
    Um eine Dokumentation von Fellinis Arbeit bemühen sich mittlerweile auch mehrere dickleibige Bücher.
    Die Standardbiografie «Fellini» des langjährigen Fellini-Freundes Tulio Ketzig hat in jüngster Zeit Konkurrenz bekommen.
    Unlautere Konkurrenz, wie man in Fellinis Leib Verlag Diogenes meint, denn Charlotte Chandlers im Herbig Verlag erschienener Band Ich Fellini sei eben keine ausrecherchierte Biografie, sondern lediglich die Transkription langer Gespräche der Verfasserin mit dem Regisseur.
    Auf berührende Erinnerungen an Fellini kann freilich auch Charlotte Chandler zurückgreifen.
    Sie behält den Magier des Kinos so im Gedächtnis.
    Es war ein Sonntag und er trug einen Anzug, ein weißes Hemd, eine Krawatte und sah aus wie ein Bankangestellter.
    Als wir uns trennten, stieg ich in ein Taxi und er setzte sich auf ein Fahrrad, weil er ganz in der Nähe wohnte.
    Er war sehr gross und breit und das Fahrrad war klein und schmal.
    Dafür angezogen war er auch nicht.
    Aber er winkte und er fühlte sich wohl.
    Dieses Bild werde ich immer in Erinnerung behalten.
    Und Gianluigi Rondi, Präsident der Kunstbiennale von Venedig und maßgeblich an der jetzt eröffneten Fenini-Ausstellung beteiligt, ergänzt?
    Wir haben ihn verloren, aber wir haben weder sein Werk verloren, noch das, was er bei anderen Autoren gesehen hat.
    Es existiert kein Felinismus, aber es existiert die felinische Kultur, die auch in Zukunft weiter existieren wird, solange es Film gibt.
    Weiter existieren wird auch ein Felinifilm, den Felini selbst nie gedreht hat, die Reise des G. Mastorna.
    Das immer wieder verschobene Mammutprojekt über die Traum-Odyssee eines verstorbenen Cellisten ist jetzt, posthum, endlich als Drehbuch erschienen.
    Für Verehrer des grossen Italieners gewiss eine allerletzte Chance, noch einmal die Welt des Federico Fellini zu betreten.
    75 Jahre alt wäre Federico Fellini heute geworden.
    Übrigens nicht 1983, sondern 1993 ist Federico Fellini gestorben.
    Genauer im Oktober 1993.
    Soweit diese Korrektur.
    Und nun noch einmal zu Ingeborg Tschane aus dem Nachrichtenstudio.
    Japan.
    Bei dem Erdbeben in Japan sind möglicherweise 5.000 Menschen umgekommen.
    Diese jüngste Bilanz wurde heute Mittag von den Behörden veröffentlicht.
    Mehr als 4.300 Tote wurden bereits gefunden.
    Man vermisst aber noch mehr als 600 Menschen.
    Das Beben der Stärke 7,2 nach der Richterskala gilt als die schwerste Erdbebenkatastrophe in Japan,
    seit dem Beben von 1923 in Tokio.
    Damals kamen mehr als 140.000 Menschen um.
    Ministerpräsident Murayama gab in einer Debatte im Unterhaus zu, dass die Hilfe nicht optimal funktioniere.
    Er sprach von Unzulänglichkeiten im System des Krisenmanagements der Regierung.
    Die Regierung in Tokio erklärte das Beben zu einer der schwersten Katastrophen.
    Man machte damit den Weg für finanzielle Hilfe des Staates frei.
    Außerdem setzte sie einen Sonderminister ein.
    Er soll die Rettungs- und Hilfeaktionen koordinieren.
    Allein das Wegräumen der Trümmer der über 30.000 zerstörten Gebäude in der Region Osaka-Kobe wird mehr als 7 Milliarden Shilling kosten.
    Russland.
    Grosny, die Hauptstadt Tschetscheniens, wird weiter massiv angegriffen.
    Augenzeugen sprechen von einem wahren Bombenregen.
    Angegriffen wurden demnach alle Stadtviertel.
    Damit sollen auch die letzten Stützpunkte der Tschetschenen zerstört werden.
    Die Russen haben gestern den Präsidentenpalast in Grosny eingenommen.
    Dies war das letzte Symbol der tschetschenischen Unabhängigkeit.
    Deutschland.
    Michael Gorbatschow, der letzte Präsident der früheren Sowjetunion, hat das Vorgehen Moskaus in Tschetschenien scharf kritisiert.
    In einem Interview für den Bayerischen Rundfunk erinnerte Gorbatschow daran, dass Präsident Yeltsin früher immer wieder den Gedanken der Souveränität eines Volkes hervorgehoben habe.
    Nun sei er für den Krieg im Kaukasus verantwortlich, sagte Gorbatschow.
    Er forderte personelle Konsequenzen in der russischen Regierung.
    Österreich-Slowakei.
    Die Diskussionen über das Kernkraftwerk Mochovce nehmen kein Ende.
    Thierry Boudon, der Vizepräsident der Europäischen Entwicklungsbank, zeigte sich enttäuscht, dass das Hearing am kommenden Montag und Dienstag im Wiener Austria Center nicht stattfindet.
    Die Bank besteht nach wie vor auf einem Hearing.
    Boudon ist zuversichtlich, dass sich die österreichische Regierung sowie die slowakischen und französischen Betreiber
    auf einen späteren Zeitpunkt einigen können.
    Der slowakische Wirtschaftsminister Jan Duki hatte zuletzt die Entschlossenheit seiner Regierung bekräftigt, das Atomkraftwerk fertigzustellen.
    Duki meinte, dies liege auch im Interesse der österreichischen Öffentlichkeit.
    Nach der Inbetriebnahme von Mochovce könne der ältere Reaktorblock im Atomkraftwerk Bohumice abgestellt werden.
    Italien.
    In der Toilette des Flughafens von Pisa ist ein Säugling gefunden worden.
    Das Baby, eingeschlagen in amerikanische Handtücher, wurde in das Spital gebracht.
    Sein Zustand ist nicht schlecht.
    Gefunden wurde das Kind von einer Putzfrau.
    Sie hatte kurz vorher eine englischsprachige, blonde Frau gemeinsam mit dem Baby gesehen.
    Alle Landungen und Abflüge von Pisa wurden in der Nacht abgesagt.
    Die Fahndung nach der sogenannten Kindesmutter läuft auf Hoftouren.
    Und jetzt zum Wetter heute Nachmittag.
    Im Flachland und im Süden Hochniebel, im Bergland von Westen her immer mehr Wolken und in Vorarlberg gegen Abend leichter Regen.
    Meistens kalt mit minus 4 bis 0 Grad, am Nordrand der Alpen aber leichter Föhn und Werte um 5 Grad.
    Ja, die jüngste Information aus Tschetschenien.
    Die tschetschenischen Kämpfer in Khorosny haben das Zentrum der Stadt verlassen und sich auf das Ostufer des Flusses Sunschat zurückgezogen.
    Die Entscheidung sei allerdings getroffen worden, sagte ein Sprecher, um die Stadt besser zu verteidigen.
    Wegen des russischen Artilleriebeschusses hätten die Stellungen innerhalb der Stadt nicht gehalten werden können.
    Das war das ORF-Mittagsschonal, Ausgabe 20.
    Jänner.
    Es verabschieden sich Tonmeister Kurt Pascher, Studioregisseur Hans-Christian Scheidt und Moderator Udo Bachmeier.

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    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
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    Wetter
    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
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    Einblendung: Bettina Gösch, Sekretärin des österreichischen Handelsdelegierten in Japan und Augenzeugin des Erdbebens in Kobe
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Gestaltung] , Gösch, Bettina [Interviewte/r]
    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
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    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
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    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
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    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
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    Kein Qualitätsunterschied zwischen billigem und teurem Mehl
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    Mitwirkende: Obereder, Klaus [Gestaltung] , Rathwallner, Georg [Interviewte/r]
    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Konsum ; Ernährung ; Handwerk und Gewerbe ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
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    Grüne Woche Berlin
    Vor allem Käseproduzenten stellen auf der Messe aus.
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Landwirtschaft und Forstwirtschaft ; Ernährung ; Messe ; Konsum ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
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    Kohl Cap zu Sparpaket
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    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Khol, Andreas [Interviewte/r] , Cap, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaftspolitik ; Regierung ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tschetschenien-Lage
    Russen erobern Präsidentenpalast in Grosny, die Tschetschenen rechnen trotz den Ansagen Jelzins, dass der Krieg beendet sei, mit weiteren Angriffen.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Straftaten ; Nationalismus ; Militär ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Russland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Psychologische Diagnostik auf Krankenschein
    Einblendung: Senta Feslmayer, Psychologin
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung] , Feslmayer, Senta [Interviewte/r]
    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Psychologie ; Lebenshilfe ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Familie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frederico-Fellini Ausstellung
    Einblendung: Fellini, Journalist Vincenzo Molica, Autorin Charlotte Chandler, Gian Luiigi Rondi, Regisseur
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Fellini, Federico [Interviewte/r] , Molica, Vincenzo [Interviewte/r] , Chandler, Charlotte [Interviewte/r] , Rondi, Gian Luigi [Interviewte/r]
    Datum: 1995.01.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Film ; Spielfilm ; Porträt ; Museum ; Jubiläum ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Italien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1995.01.20
    Spieldauer 00:55:46
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Gestaltung]
    ORF [Produzent]
    Datum 1995.01.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-950120_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt