Mittagsjournal 1995.03.23

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Im Studio Werner Löw.
    Guten Tag.
    Auf unserem Programm heute Hintergründe zur gestrigen Wahnsinnstat einer Mutter in Wien.
    Was bringt eine Frau dazu, ihre zwei Kinder aus dem vierten Stock zu werfen?
    Der BHI-Konkurs.
    Keine Staatshilfe für die Sparer der Grazer Bank für Handel und Industrie, sagt der Finanzminister.
    Die Konsumkrise zur Stunde tagt der Betriebsrat zum vorliegenden Sanierungskonzept.
    Die Obmann-Debatte in der ÖVP, was der ehemalige Parteigrande und Ex-Minister Robert Lichal dazu sagt.
    Und Aufklärung über die E-Nummern auf Lebensmitteln, was bedeuten die Zahlen auf der Packung, die über die Inhaltsstoffe Auskunft geben sollen.
    Aus dem Ausland der Rüstungsskandal in Belgien.
    Außenminister Van den Broeken stolpert über Schmiergelder aus Italien.
    Erpressungsskandal im Vatikan.
    Ein Monsignore ist im Zusammenhang mit einem zwölf Jahre alten Führungsfall in Haft.
    Bundespräsident Klestil in Bangkok.
    Und zwei Mediengiganten tun sich zusammen für die Unterhaltungsindustrie der Zukunft.
    Steven Spielberg und Bill Gates gründen ein Unternehmen für interaktives Kino und Fernsehen.
    Bekannt aus Theater, Kino und Fernsehen ist auch der Hauptdarsteller unseres heutigen Kulturbeitrags, Alfred Böhm.
    Er ist 75.
    Vor alldem aber die Nachrichten.
    Zusammengestellt hat sie Karin Fischer, Nachrichtensprecher ist Christian Neheber.
    Österreich.
    Innerhalb der ÖVP geht die Obmann-Debatte weiter.
    EU-Kommissar Franz Fischler lehnt eine Kandidatur für den ÖVP-Obmann ab.
    Obwohl es ehrsam sei, genannt zu werden, werde er sich in keinster Weise für eine solche Funktion aufstehen lassen, sagte Fischler im ORF-Radio.
    ÖVP-Obmann Busseck hatte gestern gemeint, Franz Fischler und Erwin Pröll wären Personen, auf die das Anforderungsprofil eines Obmannes zugeschnitten wäre.
    Fischler meinte dazu heute, er halte Busek für den geeignetsten Mann.
    Der Austausch des Obmannes sei kein Mittel für die ÖVP, um Wahlen zu gewinnen.
    Die Sparer der insolventen Bank für Handel und Industrie wollen nicht hinnehmen, dass ihre Bankguthaben verloren sind.
    Sie demonstrieren vor dem Finanzministerium in Wien.
    Auch ein Gespräch mit Finanzminister Latziner ist geplant.
    Vorerst werden nur Einlagen bis höchstens 200.000 Schilling ausbezahlt.
    Beim angeschlagenen Konsum werden noch heuer etwa 170 Geschäfte geschlossen.
    1100 Mitarbeiter sollen gekündigt werden.
    Das sieht ein Sanierungsplan vor, der nun bekannt geworden ist.
    In Wien hat sich am Abend eine Familientragödie abgespielt.
    Nach einem Streit mit ihrem Ex-Mann warf eine Frau ihre beiden Kinder vom Balkon der Wohnung im vierten Stock.
    Anschließend sprang sie selbst in die Tiefe.
    Die Kinder, ein sechsjähriger Bub und ein siebenjähriges Mädchen, überlebten den Sturz nicht.
    Die Frau prallte auf ein Polizeiauto und wurde schwer verletzt.
    Vor der Tat hatte es Streit mit ihrem geschiedenen Ehemann, einem Psychiater, um das Sorgerecht für die Kinder gegeben.
    Die Frau schoss mehrmals auf ihren Ex-Mann.
    Dieser konnte unverletzt flüchten und alarmierte die Polizei.
    Als die Beamten eintrafen, konnten sie die Tragödie aber nicht mehr verhindern.
    Heute geht der Prozess gegen Hansjörg Schimanek Jr.
    weiter.
    Auf der Tagesordnung stehen so wie gestern Zeugen einvernahmen.
    Schimanek ist wegen NS-Wiederbetätigung angeklagt.
    Deutschland.
    In einer bundesweiten Aktion sind heute mindestens 80 Wohnungen von mutmaßlichen Rechtsextremisten durchsucht worden.
    Propagandamaterial der vom Ausland betriebenen Aufbauorganisation, der NSDAP AO, wurde gefunden.
    Ob es Festnahmen gegeben hat, ist nicht bekannt.
    Thailand.
    Bundespräsident Klestil setzt seine Asienreise mit einem Besuch in Thailand fort.
    Zentrales Thema der Gespräche sind Wirtschaftsfragen.
    Zunächst wurde ein Abkommen über Eisenbahnkooperation unterzeichnet.
    Die Universität von Bangkok wird Klestil die Ehrendoktorwürde verleihen.
    Deutschland.
    Die Regierung in Bonn beschließt heute eine umfangreiche Steuerreform.
    Gewerbe- und Unternehmenssteuern werden reformiert und die gesamte Steuer vereinfacht.
    Nach heftigen Protesten wurde allerdings der Plan fallen gelassen, eine Mehrwertsteuer auf die Entsorgung von Müll und Abwasser einzuheben.
    Belgien.
    Außenminister Vandenbroucke ist am Abend wegen der Schmiergeldaffäre um italienische Kampfhubschrauber zurückgetreten.
    Der Rüstungskonzern Agusta soll den flämischen Sozialisten 1988 Schmiergeld in Millionenhöhe gezahlt haben, um sich einen Auftrag zum Verkauf von Kampfhubschraubern an die belgische Streitkräfte zu sichern.
    Van den Broeck hatte von einem geheimen Bankkonto der Sozialisten gewusst.
    Nach seinem Rücktritt gab es neue Spekulationen, dass auch NATO-Generalsekretär Klaas wegen des Schmiergeldskandals zurücktreten werde.
    Nahe Osten.
    Israel verschärft die Kontrollen am Übergang zum autonomen Gazastreifen.
    Nachdem ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen entdeckt worden war, wird jetzt ausnahmslos jedes Fahrzeug aus Gaza durchsucht.
    Gepanzerte Busse kontrollieren das Gebiet.
    PLO-Chef Arafat hat bereits davor gewarnt, den Gazastreifen komplett abzuriegeln.
    Japan.
    Die Polizei hat nach dem Giftgasanschlag in Tokio einen Verdächtigen festgenommen.
    Der Mann gehört der Sekte Aum Shinrikyo an, die hinter dem Anschlag stecken soll.
    In seinem Auto fanden die Beamten chemische Substanzen, die zur Herstellung des Nervengiftes Sarin verwendet werden, sowie eine Gasmaske.
    Auch auf dem Gelände der Sekte wurden große Mengen Chemikalien sichergestellt.
    Deutschland.
    Vier Tage nach dem Selbstmord eines Kinderarztes sind dessen Kinder noch immer verschwunden.
    Die Behörden gehen inzwischen davon aus, dass der Mann seinen dreijährigen Sohn und seine vierjährige Tochter getötet hat.
    In einer Mülltonne bei dem Haus des Arztes waren leere Ampullen und Medikamentenpackungen gefunden worden.
    Der 34-Jährige hatte sich am Sonntagabend vor einen Güterzug geworfen.
    Österreich.
    Der Schauspieler Alfred Böhm feiert heute seinen 75.
    Geburtstag.
    Seine Auftritte im Theater an der Josefstadt sowie die Fernsehsendungen Seniorenclub und der Lai-Opa machten ihn zum Publikumsliebling.
    Und nach dem Meldungsüberblick der Wetterüberblick mit Peter Sterzinger.
    Ja, fast unglaublich, wie hartnäckig das Wetter immer noch eher winterlich bleibt.
    Es schneit zurzeit stellenweise stark, wie zum Beispiel in Mariazell.
    Es sieht also vorerst gar nicht nach Hochdruck aus und doch ist der Luftdruck seit gestern weiter gestiegen und zurzeit über Mitteleuropa extrem hoch.
    Auswirken wird sich das heute erst sehr langsam, deutlicher dann ab morgen.
    Die aktuellen Meldungen, Wien leichter Regen, 4 Grad, Westwind 25 Kilometer pro Stunde, Eisenstadt bedeckt 5, Nordwind 25, St.
    Pölten leichter Regen, 2 Grad, Südwest 25, Linz bedeckt 5, West 20, Salzburg stark bewölkt 4, Innsbruck stark bewölkt 5, Bregenz wolkig 7, Graz stark bewölkt 7 und Klagenfurt heiter 8 Grad.
    Erst im Lauf des Nachmittags lassen Regen und Schneefall nach.
    Die Schneefallgrenze wandert nach oben, etwa gegen 600 Meter.
    Sonnig ist es in Kärnten und Teilen der Steiermark und sonnig wird es in den nächsten Stunden zumindest stellenweise in Westösterreich.
    Der kalte Wind im Donattal und im Wiener Raum lebt immer wieder auf.
    Die Temperaturen steigen noch auf 4 bis 10 Grad in 2000 Meter Höhe, etwa gegen minus 1 Grad.
    In der Nacht reißt die Wolkendecke weiter auf und stellenweise wird es sternklar.
    Die Temperaturen sinken auf 3 bis minus 4 Grad in einigen Hochgebirgstälern bis minus 7.
    Morgen Freitag muss für kurze Zeit mit Frühnebel gerechnet werden.
    In Wien, Niederösterreich, Teilen des Burgenlandes und der Steiermark bleibt es vorerst bewölkt, sonst ist es bald sonnig.
    Am Nachmittag scheint die Sonne in ganz Österreich.
    Der Wind lässt deutlich nach.
    Wer in die Berge will, sollte vor allem die Schneebrettgefahr beachten.
    Die Höchsttemperaturen morgen 9 bis 15 Grad, wobei die höchsten Werte für Westösterreich gelten.
    In 2000 Meter Höhe um plus 3.
    Am Samstag wird es ein wenig milder bei Höchstwerten von 10 bis 17 Grad und im Großteil Österreichs noch einmal sonnig.
    Samstagnachmittag trübt es sich aber von Norden her ein und der Ausblick auf den Sonntag nass, kalt und Schneefall.
    Wieder einmal bis 600 Meter herab.
    Acht Minuten nach zwölf ist es und wir beginnen den Beitragsteil im Mittagschanal.
    bei der unfassbaren Familientragöde von gestern Abend in Wien.
    Eine knapp 30-jährige Frau streitet mit ihrem ehemaligen Mann, schießt auf ihn und während vor dem Haus die Polizei eintrifft, wirft sie ihre beiden Kinder aus dem Fenster im vierten Stock und springt danach.
    Was da an Hintergrund dahinter steckt, ist unauslotbar wahrscheinlich.
    Hans-Christian Ungart versucht, den kriminalistischen Teil dieses furchtbaren Ereignisses zusammenzufassen.
    Wir müssen es tun, auch wenn es uns schwerfällt.
    So hat heute ein Kriminalbeamter die Anzeige gegen die 37-jährige Dorit Hermann wegen zweifachen Mordes kommentiert.
    Die Frau, die gestern im 4.
    Wiener Gemeindebezirk ihre beiden Kinder aus dem Fenster geworfen hat und sich anschließend selbst in die Tiefe gestürzt hat, ist bereits außer Lebensgefahr.
    Heute haben die Kriminalisten versucht, die Hintergründe dieser Tragödie aufzuhellen.
    Das Resultat bisher?
    Die Ehe mit dem prominenten Wiener Psychiater und Drogenspezialisten Peter Herrmann war im September vergangenen Jahres geschieden worden.
    Im weiteren Verlauf erhielt dann allerdings der Vater das Sorgerecht für die beiden Kinder, den 3-jährigen Maximilian und die 6-jährige Katharina zugesprochen.
    Dies vermutlich deshalb, weil die Ex-Gattin bald nach der Scheidung einen Selbstmordversuch verübte.
    Sie schnitt sich die Pulsadern auf.
    Dorit Hermann wurde allerdings ein großzügiges Besuchsrecht und zwar zu 50 Prozent eingeräumt.
    Und tatsächlich, so die Polizei, wollten die Kinder lieber bei der Mutter bleiben und wohnten zuletzt sogar dort.
    Die Schüsse gestern auf ihren Mann hat die Frau, die zuletzt in der Werbebranche tätig war, aus einem Revolver der Marke Smith & Wesson abgegeben.
    Die Waffe besitzt sie legal.
    Ob sie auf ihren Ex-Mann gezielt gefeuert hat, ist noch nicht festzustellen gewesen.
    Der überlebende Peter Hermann ist Leiter der Drogentherapie im Krankenhaus Baumgartner Höhe.
    Er stand vor etwa fünf Jahren im Mittelpunkt schwerer Anschuldigungen, die auch ein heftiges Medienecho auslösten.
    Der Verdacht, Hermann soll Krankenhausmedikamente gestohlen und in seiner Privatordination verkauft, süchtigen Blankorezepte ausgestellt haben, die Patienten für Privatarbeiten eingespannt und allzu intensiven Kontakt mit Patienten geflogen haben.
    So geht die Polizei unter anderem auch dem Gerücht nach, dass Hermanns Ex-Frau eine ehemalige Patientin von ihm gewesen sein soll.
    Die Verdächtigungen führten schließlich zu einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, die jedoch im Vorjahr keinen Grund zur Anklageerhebung gefunden hat.
    Hermann wurde voll rehabilitiert.
    Das Privathobby des Psychiaters lange Zeit Modeschöpfer, der mit seinen Modellen sogar auf internationalen Avant-Garde-Messen revisierte.
    Diese Tragödie von Wien ist der vorläufig letzte Fall einer unheimlichen Serie von Gewalttaten in Österreich, die mit herkömmlichen kriminellen Motiven sicher nicht mehr zu erklären sind.
    Noch ist der Fall des sinnlos entführten und sinnlos ermordeten 8-jährigen Buben in Tirol in schrecklicher Erinnerung.
    Was geht da in den Tätern, in diesen beiden Fällen Täterinnen, was geht da vor?
    Primarius Reinhard Haller ist Dozent an der Uni Innsbruck.
    Als Sachverständiger war er seinerzeit etwa im Fall von Jack Unterweger beigezogen.
    Und seine Habilitationsarbeit verfasste der Vorarlberger Wissenschaftler über psychische Störungen und daraus resultierende Aggressionen.
    Mit Primarius Dozent Haller sprach Hanno Settele.
    Herr Primarius Haller, ein
    Bagatell verurteilte, er schießt fünf Leute, eine Frau wirft ihre Kinder aus dem vierten Stock.
    Solche Meldungen häufen sich.
    Täuscht der Eindruck, dass solche irrationale Verbrechen zunehmen?
    Dieser Eindruck täuscht nicht.
    Nach allem, was wir aus der Statistik wissen, ist es tatsächlich in den letzten Jahren und Jahrzehnten
    Weltweit ist eine Zunahme derartiger Handlungen gekommen.
    Es ist also nicht nur so, dass sie besser bekannt werden durch die Medien, sondern sie treten auch häufiger auf.
    Was geht Ihnen so jemandem vor?
    Was kann jemandem dazu bringen, seine Kinder aus dem Fenster zu werfen?
    Es muss hier auf jeden Fall so gewesen sein, dass sehr viele Kränkungen vorhanden waren, die sich dann gegen den vermeintlichen oder tatsächlichen Aggressor, nämlich gegen den Mann, richten.
    Sie kommen dort nicht an durch irgendwelche Zufälligkeiten und dann richtet sich die Dynamik der Aggression gegen die eigene Person.
    Bei Müttern, die zu Kindern eine emotional sehr enge Beziehung haben, dehnt sich das aggressive Verhalten dann auf die Kinder aus.
    Ferner müssen wir überlegen, dass bei Kindern sich zudem Besitzansprüche manifestieren.
    Sie werden zu einem Symbol der gegenseitigen Machtverteilung.
    Man sieht dem Kind immer noch einen Teil des Anderen.
    und handelt dann gleichsam nach dem Motto, wenn ich sie schon nicht haben darf, wirst du sie sicher auch nicht haben.
    Der Mann dieser Frau ist selbst Psychiater.
    Kann es sein, dass er durch seine Fähigkeiten in der Lage ist, erhöhten Druck auf diese Frau auszuüben?
    Man kennt ja sehr genau die Schwächen und die tiefsten Ängste des Anderen und ist geradezu geschult, wie man den Partner durch Wort und Verhaltensweis an seiner empfindlichsten Stelle treffen und ihn gnadenlos entblößen kann.
    Das will ich in diesem Fall nicht unterstellen, aber derartige Phänomene können wir auf jeden Fall bei psychisch gebildeten Menschen, bei den ganzen Psychotherapeuten, die wir heute haben, sehr häufig beobachten.
    Die Ausspielung des kalten Intellekts und der gezielte Einsatz psychologischer Waffen, die den Menschen ja in vielen
    Schichten als in seiner körperlichen Hülle attackieren und die dann oft zu schwersten Kränkungsreaktionen, zu Ohnmachtsgefühlen und dann eben zu Katastrophenreaktionen führen können.
    Versuchen wir ein bisschen Ursachenforschung zu betreiben.
    Warum werden solche Delikte, die niemand mehr nachvollziehen kann, immer häufiger?
    Eine Rolle spielt sicher, dass unsere heutige Gesellschaft gesamthaft indolenter ist.
    Sie ist weniger gewohnt, Schmerz und Frustration zu ertragen.
    Ein zweiter Faktor ist sicher auch, dass die natürliche Form der Aggressionsabfuhr, die beispielsweise die körperliche Betätigung wäre, halt ja nicht mehr diese große Rolle spielt.
    Wir haben ja alle Berufe, bei denen wir uns, auf Deutsch gesagt, die Hände nicht mehr dreckig machen müssen.
    Es spielt desweiteren eine Rolle, dass der Kampf um das tägliche Überleben, um das Brot für sich und seine Angehörigen, ja nicht mehr gegeben ist.
    Hier in diesem damaligen Daseinskampf sind sehr viele aggressive Kräfte gebunden worden.
    Heute haben wir sie frei.
    Und natürlich spielt eine gewisse Nachahmung, wie man es eben in den Videospielen und so weiter auch sehen kann, mit einer Rolle.
    Sie sind Aggressionsforscher.
    Wo geht die Reise hin?
    Die Gesellschaft wird sich als Gesamte davor nie hundertprozentig schützen können.
    Ich bin aber überzeugt davon, wenn wir
    der partnerschaftlichen Beratung beispielsweise auch gerade dieses Element des Streites einfließen lassen.
    Wie wird ein Streit, wie wird ein Konflikt abgewickelt?
    Wie kommt es zu einer tatsächlichen Streitkultur?
    Und uns dabei auch immer die psychologischen Möglichkeiten, die es hier gibt, überlegen.
    Dann glaube ich schon, dass man eine gewisse Chance hätte, das Problem zumindest zu regulieren, nicht zu lösen.
    hofft der Aggressionsforscher Primarius Dozent Haller.
    Mit ihm hat Hannus Sättile gesprochen.
    Tim in Wechsel zum BHI-Konkurs.
    Die Sparer der Grazer Insolventen-Bank für Handel-Industrie wollen ja nicht hinnehmen, dass ihre Bankguthaben verloren sind.
    Zum Teil zumindest.
    Vorerst werden ja nur Einlagen bis höchstens 200.000 Schilling ausbezahlt.
    Die Sparer demonstrieren jetzt vor dem Finanzministerium in Wien.
    Kurt Doncker berichtet.
    Auch wenn es nur an die 80 enttäuschten Sparer sind, die beim Finanzminister vorsprechen wollen.
    Die Sicherheitsvorkehrungen des Ministeriums müssen auch bei dieser Demonstration eingehalten werden.
    Die riesige Einfahrt in der Himmelpfortgasse wird beim Eintreffen der Sparer aus Graz vorsorglich verschlossen.
    Circa 20 Polizisten sichern das Tor ab.
    Nur eine Delegation von sieben Sparern wird um 11.30 Uhr zum Finanzminister vorgelassen.
    Auch die Journalisten müssen vor dem Ministerium warten.
    Sie haben, sehe ich auf Ihrem Transparent, ein Leben lang gespart und die Befürchtung, mit 60 oder 70 noch einmal von vorne beginnen zu müssen.
    Wie groß ist Ihr Verlust?
    Mein Verlust ist, ich habe eine Million in der Sparkasse und bekomme 200.000 Schillinge raus.
    Ich habe geputzt mein ganzes Leben.
    Und jetzt habe ich alles verloren.
    Das ist ja ein Butterbrot, was uns die geben.
    Wenn ich einmal in ein Altersheim komme, habe ich mir gedacht, ich werde mir einmal ein besseres Heim leisten können mit dem Geld, das ich mir erspart habe, dass ich meinen sieben Kindern nicht zur Last falle.
    Und jetzt ist mein ganzes Leben furchtbar.
    Wir beschäftigen 20 Mitarbeiter und man hat uns die Schirakonten zur Gänze gesperrt.
    Wie soll denn das weitergehen?
    In der Folge gibt es Arbeitslose.
    Wie groß ist Ihr Verlust?
    Ich kann Ihnen sagen, dass mein Verlust null ist, weil ich keine 200.000 Schillinge auf der Bank habe.
    Aber ich bin deshalb da, weil ich um den Finanzplatz Österreich größte Sorgen habe.
    Jedenfalls, wir legen kein Geld mehr ein in Österreich.
    Nicht einen großen.
    Zurzeit ist die Sparer-Delegation bei Finanzminister Latziner.
    Ob sie dort auch etwas erreichen werden, ist fraglich.
    Latziner hat nämlich schon am Vormittag angedeutet, dass es nicht mehr als die 200.000 Schilling gesicherte Einlage geben wird.
    Ja und das hat der Finanzminister auch ausdrücklich bestätigt im Gespräch mit Thomas Langpaul.
    Was man den Sparern dort sagen kann, und das ist ihnen ja auch gesagt worden, ist, dass die Einlagensicherung, die vorgesehen ist im österreichischen Bankwesengesetz, die kleinen Guthaben, Guthaben bis zu 200.000 Schilling, zur Gänze schützt und dass natürlich alles versucht werden wird, um einen möglichst großen Teil der Guthaben, die jetzt gefährdet sind, im Konkursverfahren noch zu befriedigen.
    Darüber hinaus allerdings gibt es keine Möglichkeit zu helfen, denn man muss sich im Klaren sein darüber, dass alle Hilfe, die darüber hinausginge, sei es von anderen Banken oder von der öffentlichen Hand,
    eher von anderen gezahlt werden muss.
    Das heißt, dass das entweder andere Sparer zahlen oder andere Kreditnehmer oder dass es der Steuerzahler zahlt.
    Und ich glaube, worüber man sich klar sehen muss, ist, wenn man Geld anlegt, überhaupt einen größeren Betrag anlegt,
    kann man unter Umständen auch höhere Zinsen erlangen und das ist offenbar da oder dort auch in diesem Institut der Fall gewesen.
    Wenn die Zinsen allzu schwer von den Marktkonditionen, die sonst geboten werden, abweichen, muss man sich im Klaren sein, dass das Risiko ein überdurchschnittliches ist.
    Das ist zwar keine Beruhigung, aber für die, die jetzt einen Schaden erlitten haben, eine Warnung für alle die, die in Zukunft Geld anlegen oder die jetzt Geld angelegt haben.
    Nun ist ja die Sicherung von Einlagen bis zu 200.000 Shillings gesetzlich vorgeschrieben.
    Ist das Gesetz einer Sicherung bis zu dieser Höhe Ihrer Ansicht nach ausreichend?
    Ich glaube, dass wir damit im internationalen Durchschnitt eher an der oberen Kante liegen, weil nochmals, man kann in einer Marktwirtschaft nicht gegen jedes Risiko versichern.
    Das zahlt ja immer irgendjemand.
    Und je mehr Sie versichern, je höher das wird, desto höher wird die Prämie.
    Und das heißt, dass sie weniger an Zinsen zahlen können oder dass sie mehr für die Kredite zu zahlen haben.
    Das ist nicht gratis.
    Also für den, würde ich sagen, normalen Sparer ist das, was wir haben, ausreichend.
    Insbesondere dann, wenn er einigermaßen risikobewusst seine Anlage legt.
    Was klar ist, ist, dass er dann verzichten muss auf
    Sonderkonditionen, die, ich weiß nicht, für eine Million oder mehr geboten werden bei dem einen oder anderen Institut.
    Hat sich dieser Konkurs abgezeichnet?
    Hätte die Bankenaufsicht da nicht schon viel früher Alarm schlagen müssen und möglicherweise Gegenmaßnahmen einleiten können?
    Wir haben ja diese Bank unter Beobachtung gehabt, allerdings die nicht besonders gute Kapitalausstattung der Bank war es nicht, was jetzt zu dieser Schwierigkeit geführt hat, sondern eine wirkliche Defraudation offenbar, die dort eingetreten ist.
    Also ich kann dem Gerichtsurteil nicht vorgreifen, aber es ist offenbar eine Betrügerei dort vorgekommen.
    Dagegen kann eine Bankaufsicht nichts tun.
    Eines ist klar, es trifft natürlich auch eine Verantwortung jene, die die Geschäftsführung bestellt haben.
    Also eines sollte angemerkt werden, diese Bank gehört Gruppen, die zweifellos über beträchtliches Vermögen verfügen.
    Hier gibt es keine gesetzliche, aber vielleicht doch eine moralische Verpflichtung gegenüber den Kunden der Bank.
    Sagt Finanzminister Latzener, der also klarstellt, Geld aus dem Budget wird es für die BHI-Opfer nicht geben.
    Ob die gern von ihm hören, jetzt in diesen Minuten wahrscheinlich, was er hier auch uns, Thomas Langpaul, gesagt hat, verkürzt, sie sind auch selber schuld, die Sparer, wenn sie dieses Risiko eingehen.
    Die Sparer werden es nicht gern hören und es geht vielleicht auch ein bisschen an den Ursachen für den Untergang des Bankhauses vorbei.
    Der Minister selbst hat es gesagt, Betrügereien waren es ja, die diesen Konkurs der BHI zustande gebracht haben.
    Nächstes Thema, der Konsum.
    Wird er aufgeteilt oder doch als eigenständiges Unternehmen erhalten?
    Ein Sanierungskonzept soll ja vorliegen.
    Und Teile aus diesem Konzept wurden bereits bekannt.
    Viele Filialen sollen geschlossen werden.
    Hören Sie Ernst Wainisch mit den neuesten Entwicklungen.
    Mindestens 150 Filialen werden zugesperrt.
    1500 Mitarbeiter verlieren dadurch ihren Job.
    Interessant wäre nun zu erfahren, welche Filialen das sind.
    Dazu will man aber beim Konsum nichts sagen.
    Auch nicht in der Insolvenzberatungsstelle für betroffene Mitarbeiter.
    Dort beginnt man erst am Montag zu arbeiten.
    Eines ist aber klar, geschlossen sollen vor allem kleine Geschäfte werden, die zu geringe Umsätze machen.
    Aber auch ein paar große KGM und frische Konsumfilialen.
    Und an diesen zeigt die Konkurrenz schon heftiges Interesse.
    Biller und Spar könnten sie übernehmen, dadurch gäbe es wieder Arbeitsplätze.
    Konkreteres gibt es vom Vorstand.
    Der entmachtete Generaldirektor Gerharter wird demnächst gehen.
    Alfred Reiter, Chef der Investkredit und Sprecher des Bankenkonsortiums, schlägt dem Konsumaufsichtsrat Hansjörg Tenk als Sanierer vor.
    Der Aufsichtsrat könnte darüber bereits in der morgigen Sitzung entscheiden.
    Das Sanierungskonzept dürfte lauten, schließen von unrentablen Filialen, aber auch weniger Leute in der Verwaltung des Konsum.
    Und zur Stunde Tag der Betriebsrat des Konsum Österreich, sicher auch zum Thema Sanierungskonzept, so wie ihr näheres Erfahren, bringen wir es natürlich auf Sendung.
    Vierter Verhandlungstag heute im Wiederbetätigungsprozess gegen Hansjörg Schimanek Junior.
    Weiterhin geht es im Gerichtsverfahren gegen den in der Sache geständigen Anführer der Kameradschaft Langenleus vor allem darum, welche Rolle er im Rahmen der FAPO, der volkstreuen außerparlamentarischen Opposition, gespielt hat.
    Danach richtet sich nämlich auch die rechtliche Qualifikation seiner Taten.
    War es nur Wiederbetätigung und Nazi-Propaganda, wie er es gesehen haben möchte, oder war es darüber hinaus doch ein Komplott, eine Verschwörung gegen den Staat?
    Darüber sollte nach heute mehrere Zeugen Auskunft geben, aus dem Wiener Landesgericht Karl Jakowski.
    Wenn im Vergleich Gottfried Küssl der Führer der FAPO Adolf Hitler war, dann war Hansjörg Schimanek Junior der SS-Chef Heinrich Himmler.
    Aber nur als Organisator und nur historisch betrachtet.
    Dies sagte kurz vor Mittag als Zeuge ein früheres Mitglied der Kameradschaft Langenlois, schon wegen Wiederbetätigung verurteilt.
    Kommentar der Vorsitzenden Richterin Eckbrecht, danke.
    Durch die Fragen der Vorsitzenden an die Zeugen wurde am Vormittag immer wieder die Zusammenhänge zwischen der Kameradschaft Langenlois, dem GAU Niederösterreich und der FAPO herausgearbeitet.
    Es fielen unter anderem folgende Aussagen.
    Die FAPO war die höhere Dachorganisation.
    Schymanek war der Organisationsleiter der FAPO für Niederösterreich.
    Der Macher war Schymanek.
    Wir waren stolz, dass wir als Kameradschaft Langenlois aufgefallen sind.
    Schymanek war gegen Schmieraktionen, aber er war grundsätzlich gegen die Ausländer.
    Er war für Aktionen gegen sie, aber nicht so oft und am selben Ort.
    Die Vorsitzende richtete ihn zum Angeklagten.
    Sie wussten, dass das, was sie taten, verboten ist.
    Darauf Schymanek.
    Das Verbotsgesetz war mir bewusst.
    Ich war mir bewusst, dass es eine Gratwanderung ist.
    Ich wollte mich aber im Rahmen der Gesetze bewegen.
    Der Angeklagte an anderer Stelle, ich war nur GAU-Beauftragter von Niederösterreich.
    Ich war nicht der Adjutant von Gottfried Küssl.
    Ich möchte mich nicht kleiner, aber auch nicht größer machen.
    Ein weiterer Zeuge, aus der Haft vorgeführt, er ist wegen Wiederbetätigung verurteilt worden, bestätigte, dass Szymanek eine Respektsperson und die Nummer eins in Niederösterreich war.
    Ihn fragte die Richterin, ob er mit Szymanek im Ausland war.
    Antwort, ja, in Deutschland.
    Die Richterin, mich wundert es, dass Sie Deutschland als Ausland bezeichnen.
    lachen im Gerichtssaal.
    Auch heute sind so wie gestern viele Zeugen nicht erschienen.
    Richterin Eckbrecht zu den Geschworenen.
    Wir haben einen gewissen Zeugenschwund.
    Die wichtigsten sind nicht gekommen.
    Gemeint sind jene aus der rechten Neonazi-Szene.
    Das Gericht werde sich etwas überlegen, kündigt die Vorsitzende Richterin an.
    Drei Minuten vor halb eins ist es, wir wechseln zunächst zu Auslandsthemen.
    Der belgische Außenminister und stellvertretende Ministerpräsident Frank van den Broecke ist gestern zurückgetreten.
    Van den Broecke war seit vergangenem Oktober Außenminister, als Nachfolger von Willi Klaas, der NATO-Generalsekretär wurde.
    Beide Politiker sind jetzt wegen des Agusta-Skandals unter massive Kritik geraten.
    Der dänische Rüstungskonzern Agusta soll den Sozialisten in Belgien 1988 Schmiergelder in Millionenhöhe gezahlt haben, um sich den Auftrag zum Verkauf von 46 Kampfhubschraubern an die belgische Armee zu sichern.
    über den neuesten Stand der Affäre nach dem Rücktritt des Außenministers aus Brüssel, Günther Schmid.
    Frank van den Brugge, der jetzt 39-Jährige, galt als die große Hoffnung der flämischen Sozialisten.
    Er hatte im belgischen Löwen und im englischen Cambridge Wirtschaftswissenschaften studiert.
    Vor zehn Jahren wurde er mit dem Slogan »Frankie goes to Brussels« ins Parlament gewählt.
    Knapp vier Jahre später, im Alter von 34 Jahren, machte man ihn zum Parteichef der flämischen Sozialisten.
    Er ging mit viel Energie daran, den Parteiapparat zu erneuern.
    Technokratische Qualitäten verband er mit einem tiefen sozialen Engagement.
    Allerdings, schon damals meinten einige, auch in den eigenen Reihen, er sei vielleicht manchmal etwas naiv.
    Kurz nach seinem Amtsantritt gab es jenes Treffen, das jetzt vor wenigen Wochen bekannt wurde und das die Reputation von gleich drei sozialistischen Spitzenpolitikern angekratzt hat.
    Der damalige Parteischatzmeister Manget informierte van den Broeck, den damaligen Wirtschaftsminister und heutigen NATO-Generalsekretär Willi Klaas und den jetzigen Parteivorsitzenden Tobak über ein Schmiergeldangebot des italienischen Hubschrauberherstellers Agusta.
    Keiner der drei wollte sich daran erinnern.
    Erst als der inzwischen verhaftete Parteikassier Manget ein Geständnis ablegte, fiel es den dreien ein.
    Ja, es habe wohl so ein kurzes Treffen gegeben, sie hätten das Ansinnen aber selbstverständlich zurückgewiesen.
    So entrüstet, dass man damals oder in der Zwischenzeit das Angebot den Behörden gemeldet hätte, war aber offensichtlich keiner der drei.
    Das und ihre Gedächtnislücken wundern die belgischen Kommentatoren noch heute.
    Was aber jetzt den Rücktritt von van den Brugge ausgelöst hat, war ein weiterer Zwischenfall zwei Jahre später.
    1991 gab es einen Wechsel im Parteisekretariat.
    Die neue Sekretärin informierte ihren Parteivorsitzenden, dass sie dabei auch einen Schlüssel zu einem Safe erhalten hatte, in dem sich fünf oder sechs Millionen belgische Frauen, also umgerechnet eineinhalb bis zwei Millionen Schilling, an Schwarzgeld befunden hätten.
    fanden Brücke dazu gestern Vormittag auf einer Pressekonferenz, er habe sofort reinen Tisch machen wollen und angeordnet, dass das Geld verbrannt werden soll.
    Das geschah aber nicht vielleicht gut so, denn das wäre nach belgischem Recht strafbar gewesen.
    Das Geld wurde vielmehr einer parteinahen Organisation gegeben.
    Nicht geklärt ist, wo das Geld herkam – aus der Augusta-Affäre oder von wo sonst.
    Van den Brugge hat dazu weder die frühere Parteisekretärin, noch den Schatzmeister, noch seinen Amtsvorgänger, den jetzigen EU-Kommissar Karel van Myrt, befragt.
    Ich war naiv, meinte van Embroucke dazu gestern und erklärte, deswegen werde er aber als Außenminister nicht zurücktreten.
    Sieben Stunden später lief sein Rücktrittsbrief über die Nachrichtenagenturen.
    Dazwischen hatte es ein ernstes Gespräch van Embrouckes mit dem christdemokratischen Ministerpräsidenten de Hane gegeben, der seinem Außenminister und Koalitionspartner den Ernst der Lage klargemacht hat.
    In einigen Wochen gibt es hier Parlamentswahlen.
    Die Oppositionsparteien sind natürlich voll in das Thema eingestiegen.
    Das außenpolitische Prestige Belgiens stehe auf dem Spiel.
    Die Mühlen der belgischen Justiz mahlen langsam aber unerbitterlich.
    Seit Wochen wird der frühere Kabinettschef von Willi Klaas verhört.
    Karel van Miert hat im Zusammenhang mit der Augusta-Affäre seine Unschuld beteuert und selbst um eine polizeiliche Durchsuchung seines Büros und seiner Wohnung ersucht.
    Wie in einer klassischen Tragödie glaubt hier niemand, dass mit dem Rücktritt von Frank Vandenbrücke die Affäre zu Ende ist.
    Günther Schmidt aus Brüssel.
    Im Vatikan muss jetzt ein lange zurückliegender Entführungsfall neu aufgerollt werden.
    Vor zwölf Jahren war die damals 15-jährige Emanuela Orlandi, Tochter eines Angestellten der päpstlichen Verwaltung, unter mysteriösen Umständen entführt worden.
    Die Verhandlung der Kriminalpolizei ist bisher ergebnislos geblieben.
    Vor zwei Tagen nun hat eine römische Tageszeitung eine sensationelle Nachricht veröffentlicht.
    Emanuela sei am Leben.
    Sie befinde sich in der Gewalt einer süditalienischen Mafia-Bande.
    Das ging aus dem Interview mit einem Priester hervor, der angeblich als Kontaktperson zwischen der Verbrecherorganisation und dem Heiligen Stuhl fungierte.
    Der Monsignor allerdings wurde gestern Abend nach einer zwölfstündigen Einvernahme gleich ins Gefängnis eingewiesen.
    Er steht unter dem Verdacht, an den Vatikan mit einer Lösegeldförderung in Millionenhöhe herangetreten zu sein.
    Das Geflecht der kargen Tatsachen und zahllosen Spekulationen in diesem Entführungsfall Orlandi, das versucht Andreas Pfeiffer zu entwirren.
    An geheimnisvollen Offenbarungen zum vatikanischen Entführungsfall hat es nie gefehlt.
    Zwar hat Emanuela Orlandi seit dem Tag ihres Verschwindens, dem 22.
    Juni 1983, kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben.
    Dafür warten in regelmäßigen Abständen Boulevardblätter und in ihrem Gefolge die Tageszeitungen mit sensationellen, aber schwer zu entschlüsselnden Enthüllungen auf.
    Von einem Zusammenhang mit dem Papstattentat 1981 wird gemunkelt.
    Der Skandal um das päpstliche Bankinstitut als Motiv der Entführung in Erwägung gezogen.
    Kürzlich war sogar von einem Komplott innerhalb vatikanischer Mauern die Rede.
    Diese Spuren hat die Polizei bislang ohne konkrete Ergebnisse verfolgt.
    Der Vatikan verweist alle Spekulationen ins Reich der Hirngespinste und gemahnt zur Zurückhaltung.
    Dem Gebot des Schweigens hat sich nun aber ein Priester widersetzt.
    Don Tonino Intiso, der allseits beliebte Caritas-Direktor aus dem apulischen Foggia, hat der römischen Tageszeitung Messagero aufsehenerregende Neuigkeiten anvertrat.
    Emanuela, mittlerweile 27 Jahre alt und Mutter eines fünfjährigen Sohnes, befindet sich in den Händen einer süditalienischen Mafia-Organisation, die nun mit dem heiligen Stuhl um ein Lösegeld feilsche.
    Die geistliche Kontaktperson zum Entführungsopfer aber hat sich gestern während der Einvernahme für die römische Kriminalpolizei zu einem mutmaßlichen Verbrecher gewandelt.
    Gegen Don Tonino, den Rechtsanwalt Matteo Sarace und eine weitere noch unbekannte Person wurde ein Haftbefehl ausgestellt.
    Die Begründung gab Kriminaldirektor Nicola Cavaliere bekannt.
    Es handelt sich um einen zwar ungeschickten, aber dennoch von langer Hand geplanten Erpressungsversuch gegen den Vatikan.
    Das Trio um Don Tonino steht unter Verdacht, dem Vatikan mehrere Millionen Schilligen an Lösegeld für die Freilassung Orlandis und die Übergabe eines Geheimdokuments abverlangt zu haben.
    Ein Erpresser im Priesterrock, kaum war die Sensationsmeldung bekannt, da setzte sich auch schon der Reigen der Dementis wieder in Gang.
    Der Pressesprecher des Vatikans, Joaquín Navarro Valls, verlautbarte Geheimverhandlungen mit der Mafia habe es nie gegeben.
    Und Don Tonino selbst spricht nun von einer Lügengeschichte der Presse, die den wahren Sachverhalt entstelle.
    Don Tonino?
    Da werden Dinge behauptet, die ich nie gesagt habe.
    Ich habe nichts weiter getan, als eine Vermutung geäußert.
    Ich habe versucht, mit Emanuela Orlandi in Kontakt zu treten, aber es ist mir nicht gelungen.
    Ich hoffe, dass sie lebt, aber ich verfüge über keine sicheren Informationen.
    Hätte ich sie, wäre ich schon aus Gewissensgründen verpflichtet, zu reden und etwas zu unternehmen.
    Ich wäre in der Wissenschaft geblieben, zu sprechen, zu sagen und zu tun.
    Und wir wechseln zu einer Großrazzia der deutschen Behörden gegen Rechtsextreme.
    In einer landesweiten Aktion sind heute mindestens 80 Wohnungen durchsucht worden.
    Hören Sie mehr von Paul Schulmeister.
    Die Polizei schlug gleichzeitig um halb sieben Uhr früh in allen deutschen Bundesländern mit Ausnahme des Saarlandes zu.
    Im Auftrag der Hamburger Staatsanwaltschaft wurden mindestens 80 Wohnungen mutmaßlicher Rechtsextremisten durchsucht.
    Ziel der Aktion war es, festzustellen, auf welche Weise nationalsozialistisches Propagandamaterial aus den USA nach Deutschland kommt.
    Von der Stadt Lincoln im amerikanischen Bundesstaat Nebraska aus führt der 41 Jahre alte Amerikaner Gary Rex Locke seit Jahren als selbsternannter Propagandaleiter die Neonazi-Organisation mit dem Namen NSDAP-AO.
    AO steht dabei für Auslands- und Aufbauorganisation.
    An der Razzia in den Wohnungen mutmaßlicher Besteller und Empfänger von Propagandamaterial Gary Loggs nahmen hunderte Polizisten teil.
    Die Aktion wurde zentral vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden gesteuert.
    Soweit bisher bekannt wurde, stellten die Polizisten
    neben umfangreichem Propagandamaterial auch einzelne Schusswaffen und Munition sichern.
    Die bisher geheimen bzw.
    getarnten Luft- und Seepostwege aus den USA wurden aufgedeckt, so heißt es.
    Zu festnahmen kam es nicht, doch das Bundeskriminalamt in Wiesbaden bestätigte, dass sich Gary Locke bereits seit vergangenem Montag in Kopenhagen in Auslieferungshaft befindet.
    Er war aufgrund eines internationalen Haftbefehls des Amtsgerichtes Hamburg festgenommen worden.
    Nun verlangen die deutschen Behörden seine Auslieferung.
    Sollte es zu einer Auslieferung und einem späteren Prozess gegen Gary Lorch vor einem deutschen Gericht kommen, dann könnte die übelste Hauptquelle für Neonazi-Propaganda in Deutschland beseitigt werden.
    Nach der amerikanischen Rechtslage, die der Meinungsfreiheit höchste Priorität einräumt, konnte Lorch in seiner Zentrale in Nebraska straffrei die Zeitschrift NS-Kampfruf sowie rassistische und antisemitische Aufkleber und Handzettel herstellen und an seine Gesinnungsfreunde in Deutschland verschicken.
    Diese verwenden die Materialien bei ihren Schmier-, Klebe- und Verteilaktionen.
    Den Behörden war die ungehinderte Aktivität Gary Lockes in den USA ebenso ein Dorn im Auge wie die praktisch kaum verfolgte Herstellung von Neonazi-Material in benachbarten Belgien.
    Nun scheint den deutschen Behörden ein weiterer Erfolg im Kampf gegen den Rechtsextremismus gelungen zu sein.
    Erst vor einem Monat
    war es Bundesinnenminister Kanter nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes möglich geworden, die rechtsextremistische Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei, FAP, zu verbieten.
    Zum gleichen Zeitpunkt war auch die auf Hamburg beschränkte Neonazi-Organisation Nationale Liste aufgelöst worden.
    Großaktion der deutschen Polizei gegen importierten Rechtsextremismus.
    Paul Schulmeister hat berichtet.
    Seit Sonntag ist Bundespräsident Klestil zu einer insgesamt 10-tägigen Reise in Südostasien unterwegs.
    Ziele sind Indonesien, Thailand, Vietnam.
    Und nach dem Abschluss des Besuchs in Indonesien beginnt heute das Programm In Thailand.
    Aus Bangkok meldet sich Alfred Schwarz.
    Bundespräsident Gestell, Außenminister Mock und Verkehrsminister Klima verstehen sich hier bei ihrem Besuch in Thailand als diplomatische Bodyguard der Geschäftsleute, die die Türen für die österreichischen Lieferanten in den thailändischen Ministerien öffnen sollen.
    In Asien sei dies ebenso üblich.
    Die Politiker schaffen für die Wirtschaftsleute das Entree und die machen dann die Geschäfte.
    Ein Minister Termin jagt den anderen.
    Immer haben Außenminister Mock und Verkehrsminister Klima ein paar Vertreter von heimischen Firmen um sich, wenn sie bei einem thailändischen Minister empfangen werden.
    Minister Klima erklärt in Kurzform den Sinn dieses Vorgehens.
    Im Rahmen der Ministertermine dann kann der einzelne Firmenvertreter sein konkretes Projekt, seine Blockade, wo er sie sieht, ansprechen und offenbar wird das auch sehr kurzfristig geklärt dann.
    Für die österreichische Wirtschaft war das letzte Jahr in Thailand enttäuschend.
    Es fehlen einfach die Großaufträge.
    Heute wurde ein sogenanntes Eisenbahnkooperationsabkommen zwischen Österreich und Thailand unterschrieben, das den österreichischen Firmen den Einstieg ins Eisenbahngeschäft in Thailand erleichtern soll.
    Was Thailand dringend braucht, wäre der Bau von vernünftigen Abwasser- und Filtersystemen in den Großstädten.
    Bangkok etwa wird ähnlich wie Amsterdam von einer Reihe von Kanälen durchzogen, an deren Rand die Menschen in Barackenslums wohnen.
    Ihr Schmutz und Abfall landet direkt im Wasser.
    Das Wasser ist tiefbraun, es riecht oft nach einer Kloake.
    Kleine Kinder baden und spielen in dieser Brühe.
    Die Frauen waschen in dieser öffentlichen Abfallsuppe ihre Wäsche.
    Ebenso notwendig wäre der Aufbau eines öffentlichen Verkehrs.
    Zwei Millionen Autos und eine Million Mopeds machen die Stadt zu einer Lärm- und Gifthölle.
    Ein Weiterkommen gibt es nicht.
    Viele Mopedfahrer tragen Schutzmasken über den Mund.
    Für Kinder ist der Straßengestank bereits gesundheitsbedrohend.
    In manchen Bezirken betragen die Bleiwärter in der Luft schon mehr als das Hundertfache der zugelassenen Höchstmenge.
    Doch täglich kommen in Bangkok noch etwa 500 Autos hinzu.
    Die Wirtschaft boomt mit einer Wachstumsrate von etwa 8%, aber das Leben wird für viele Menschen deshalb nicht leichter.
    Manche Diplomaten haben Bangkok bereits wieder verlassen, weil durch die verseuchte Luft die Bleiwärter im Blut ihrer Kinder zu hoch gestiegen sind.
    Die thailändischen Politiker sprechen in letzter Zeit zwar von der Notwendigkeit des Umweltschutzes, doch es geschieht praktisch nicht.
    Der Umweltschutzbereich und der Ausbau der Infrastruktur, das könnte eine Domäne von österreichischen Firmen sein.
    Nicht weil Österreich Samarita spielen will, sondern weil viele österreichische Firmen auf diesen Gebieten ein gutes Know-how haben.
    Doch was Thailand hauptsächlich importiert, sind Maschinen, Lastkraftwagen und auch Stahlwerke.
    Auf diesen Gebieten spielt Österreich zwar mit, aber sicher nicht die erste Geige.
    Gegen die internationalen Großkonzerne gibt es wenig Chancen.
    Solange die thailändischen Politiker den öffentlichen Sektor vernachlässigen und vor allem auf die private Bereicherung setzen, werden es österreichische Firmen schwer haben, an wirkliche Großaufträge heranzukommen, auch wenn sich der Bundespräsident und Verkehrsminister bemühen, für die österreichische Wirtschaft einen Fuß in die thailändische Tür zu stellen.
    Alfred Schwarz aus Bangkok, der jüngsten Station Bundespräsident Kleestils auf seiner Asienreise.
    Zurück nach Österreich zur Selbstzerfleischung der ÖVP.
    So nennt jedenfalls der ehemalige zweite Präsident des Nationalrats und ehemalige Parteigrande Robert Lichal die Obmann-Diskussion in seiner Partei.
    Er appelliert an die Partei, die Selbstzerfleischung zu beenden, zu nahmen, in der Obmann-Debatte wieder Nichtstellung nehmen.
    Allerdings, Licherl macht kein Hehl daraus, dass er kein glühender Befürworter der Politik Bussex ist.
    Für ihn sind die folgenden Wochen für die ÖVP schicksalhaft.
    Dieser Parteitag entscheidet ja eigentlich auch über die Zukunft der österreichischen Volkspartei im nächsten Jahrzehnt, im nächsten Jahrhundert oder wenn Sie wollen sogar im nächsten Jahrtausend.
    Und viele sind halt jetzt von Sorge erfüllt,
    Und deshalb soll man auch wirklich alle Vor- und Nachteile leidenschaftslos diskutieren.
    Aber man soll nicht schon allfällige Kandidaten schlecht machen oder ausgrenzen.
    Ich bin der Meinung hier, es soll wirklich ganz leidenschaftlos diskutiert werden.
    Wie können wir wieder aus der derzeit doch etwas unauffälligen Situation herauskommen?
    Also leidenschaftslos ist ja die Diskussion der letzten Tage nicht.
    Da wird Schmutzwäsche gewaschen, da wird über den Herrn Fassl-Abend und sein Privatleben ausgebreitet.
    Regiert sich da eigentlich nicht die ÖVP zu Tode?
    Naja, das sind die unerfreulichen Erscheinungen.
    Da haben Sie schon recht.
    Ich glaube, dass der österreichische Stadtbürger, auch der Wähler der österreichischen Volkspartei, einen Anspruch darauf hat, dass hier wirklich mit dem Augenmaß
    und mit Fairness ans Werk gegangen wird.
    Alles andere wird überhaupt nicht verstanden.
    Und ich sage noch einmal, jede Herabwürdigung, jede Schlechtmachung irgendeines Kandidaten findet keineswegs meine Billigung und ich kann ja nur noch appellieren, dass man hier diese Auseinandersetzung wirklich fair und ordentlich und richtungsweisend führt.
    In den letzten Jahren anscheinend war man nicht allzu glücklich, denn wir haben ja hier keinen Höhenflug erlebt, sondern es ist eigentlich
    eine nicht sehr zufriedenstellende Situation für diese große österreichische Volkspartei eingetreten.
    In welchen Bereichen hat denn der derzeitige Obmann Busek am meisten enttäuscht oder die Erwartungen nicht gebracht?
    Schauen Sie, ich möchte hier überhaupt über Personen mir gar kein Urteil erlauben in der Öffentlichkeit und jetzt nicht noch einen Beitrag dazu leisten.
    Aber ich möchte nur feststellen, es ist keine Meinungsleidensbeleidigung, wenn man über alles diskutiert.
    Dieser Parteitag ist für unsere Gesinnungsgemeinschaft
    wirklich sehr wichtig und dass ich hier großes Interesse habe.
    Ich bin jetzt 45 Jahre bei der österreichischen Volkspartei, habe 30 Jahre, könnte man fast sagen, an der vordersten Front in den verschiedensten Funktionen für diese Gesinnungsgemeinschaft geworben, gekämpft und bin für sie eingetreten.
    Und daher möchte ich auch, dass wir wieder jene Bedeutung bekommen, die uns eigentlich als Volkspartei, als konservative
    Partei in Österreich zukommen.
    Also Sie plädieren dafür für einen Schwenk nach rechts zu christlicher Politik, sage ich jetzt einmal.
    Ja, das ist kein Schwenk nach rechts.
    Ich plädiere für eine wertorientierte Politik.
    Ich halte nichts vom Tempelhüpfen, von der Orientierung nach Umfrageergebnissen, nach der Orientierung von momentanen Inhalten,
    die gerade modern sind, sondern ich plädiere für eine wertorientierte Politik.
    Werner Faslabend ist Ihr Nachfolger geworden als Verteidigungsminister, Ihr Nachfolger geworden beim ÖAB Niederösterreich.
    Wäre er der Mann, der das als Bundesparteiobmann alles machen könnte, was Sie da so skizziert haben?
    Es gibt eine ganze Reihe von Kandidaten, eine ganze Reihe von Personen, die in Frage kämen.
    Die Bewährung kommt dann letztendlich ja doch immer dann erst nach der Wahl.
    Und ich möchte aber da weder zu der einen Person noch zu anderen, zu den bisherigen Obmannen oder zu den zukünftigen Obmannen ad personam etwas sagen.
    Ich habe meine Vorstellungen erklärt, erläutert, wie ich mir Politik vorstelle und das ist meine Position und ich glaube sie auch ausführlich erläutert zu haben.
    Sagt Robert Lichal im Gespräch mit Wolfgang Fuchs.
    Er war ja, wir haben es gerade gehört, Vorgänger von Werner Fasslerabend, nicht nur als Verteidigungsminister, sondern auch als Obmann des niederösterreichischen ÖAAB.
    Unser nächstes Stichwort heißt Lebensmittelkennzeichnung.
    Durch den Beitritt zur EU ist Österreich zwar nicht verpflichtet, sein Lebensmittelgesetz zu ändern, das vielfach als der strengste in Europa bezeichnet wird, aber Österreich kann auf der anderen Seite nicht den Import von Produkten verhindern, die im Ausland, in der EU, möglicherweise unter weniger strengen Auflagen produziert wurden.
    Dafür gibt es nach EU-Recht eine strengere Kennzeichnungspflicht für die Lebensmittel.
    Mit dieser Kennzeichnung auch umgehen zu können, das müssen Österreichs Konsumenten allerdings erst lernen.
    Hören Sie dazu Evelin Schütz.
    Wer sich um den Einkauf von Lebensmitteln zu kümmern hat, der konnte in den letzten Wochen und Monaten feststellen, dass sich die Palette der im Handel erhältlichen Produkte stark vergrößert hat.
    Produzenten aus anderen EU-Ländern erobern Österreichs Markt.
    Eine nicht von vornherein abzulehnende Entwicklung, meint die Ernährungswissenschaftlerin Mag.
    Hanni Rützler.
    Es kommt Schönes rein und es kommt weniger Schönes rein.
    Was ich etwas kritisch beobachte,
    ist der Bereich der Billigprodukte.
    Hierbei handelt es sich doch vermehrt um sehr stark verarbeitete Produkte.
    Das heißt, jene Bevölkerungsgruppe, die sehr stark beim Lebensmitteleinkauf aufs Geld schauen muss, wenn die nicht auf frische Ausgangsprodukte zurückgreift, sondern vermehrt auf verarbeitete, dass diese Bevölkerungsgruppe sehr stark sich an diese intensiv verarbeiteten Produkte gewöhnt.
    Eine Gesundheitsgefährdung kann man deshalb nicht konstatieren, aber mit dieser Kaufentscheidung unterstützt man natürlich eine gewisse Technologisierung im Bereich der Lebensmittelproduktion.
    In etwa 90 Prozent der heute im Handel befindlichen Lebensmittel werden in einem mehr oder weniger verarbeiteten Zustand angeboten.
    Und Österreichs Bevölkerung, das belegt das Statistische Zentralamt, nimmt sich immer weniger Zeit für Essen und Trinken.
    Der Einkauf von Lebensmitteln muss sozusagen nebenbei mitlaufen.
    Dabei wäre es wichtig, die Produkte auch umzudrehen, bevor man sie kauft, zu schauen, was man eigentlich kauft.
    Ein Beispiel, mit welchen Zusatzstoffen ein Nahrungsmittel versehen wurde.
    Diese Zusatzstoffe sind in E-Nummern angegeben.
    Je größer die Zahl der Bearbeitungsschritte ist, denen ein Nahrungsmittel unterzogen wurde, umso größer ist auch die Anzahl der E-Nummern.
    Aber was weiß der Konsument tatsächlich, wenn er liest, dass in einem Produkt Farbstoffe wie E110 oder E160E enthalten sind?
    Rein die Anzahl der angeführten Zusatzstoffe zeigt auf, dass es eine Vielfalt an Zusatzstoffen gebraucht hat, um dieses Produkt in dieser Form auf den Markt zu bringen.
    Das heißt, wenn Ihnen das wichtig ist,
    wenig Zusatzstoffe zu konsumieren, dann würde ich auf Alternativen zurückgreifen.
    Und es zeigt sich sehr schön am österreichischen Markt, dass jetzt eine neue Produktvielfalt zu finden ist.
    Und wenn man sie vergleicht, gibt es sehr wohl Produkte, die zusatzstoffärmer sind, andere sind zusatzstoffreicher.
    Und dann gibt es natürlich Lebensmittelgruppen, die prinzipiell reicher an Zusatzstoffen sind als andere.
    Was bzw.
    welcher Zusatzstoff sich hinter einer bestimmten E-Nummer verbirgt, das kann man in einer aktualisierten E-Nummern-Liste nachlesen, die im Auftrag der Niederösterreichischen Arbeiterkammer erarbeitet wurde.
    Man kann darin nicht nur nachlesen, wie die einzelnen Zusatzstoffe hergestellt wurden und in welchen Produkten sie vornehmlich verwendet werden, sondern auch bei welchen Stoffen es zu Nebenwirkungen wie zum Beispiel allergischen Reaktionen kommen kann.
    Diese Liste ist bei der Niederösterreichischen Arbeiterkammer in 1060 Wien, Windmüllgasse 28, zu erhalten.
    Schon im vergangenen Herbst gründeten drei amerikanische Unterhaltungsgiganten eine gemeinsame Firma, die die Medien des nächsten Jahrhunderts mit Spielmaterial beliefern will.
    DreamWorks heißt das Projekt von Filmregisseur Steven Spielberg, der Filme wie Schindlers Liste, Jurassic Park, Der weiße Hai oder E.T.
    gemacht hat.
    und vom Produzent Jeffrey Katzenberg, der in den Disney-Studios für Animationserfolge wie den König der Löwen verantwortlich war, sowie vom Musikproduzenten David Geffin, der Rock-Verkaufsschlager wie Nirvana oder Guns N' Roses unter Vertrag hatte.
    Mit 20 Milliarden Schilling startete diese Koproduktion, aus der Filme, Fernsehprogramme, Computerspiele, Musik und diverse Unterhaltungsmedien für das nächste Jahrhundert hervorgehen sollen.
    Und nun haben sie noch einen vierten sehr prominenten Partner gefunden.
    Bill Gates von Microsoft soll für die Software diverser interaktiver Medien verantwortlich sein.
    Microsoft beteiligt sich erstens mit 5 Milliarden Shilling an DreamWorks und zweitens gründen DreamWorks und Microsoft ein Joint-Venture zu je 50 Prozent, das den Namen DreamWorks Interactive tragen soll.
    Ein passender Name, denn SKG, wie DreamWorks nach den Initialen der drei Gründer Spielberg, Katzenberg und Geffen auch genannt wird, möchte diesen Markt der Zukunft für sich erobern.
    dass die drei Filme Zeichentrickserien und Platten machen können, haben sie schon bewiesen.
    Doch die Unterhaltungsindustrie wird immer globaler.
    Und neben dem Riesenmarkt Video- und Computerspiele wird es vor allem darum gehen, wie in Zukunft Musik und Bild vermarktet und verbreitet werden sollen.
    Längst zeichnet sich der Trend zum einheitlichen Gerät ab, das zu Hause Telefonate, Computerarbeiten, Fernsehen und Film und Musik von einem Keyboard aus möglich macht.
    Und immer mehr werden alle Unterhaltungsprodukte digitalisiert.
    Da ist Bill Gates der richtige Partner gleich in vielfacher Hinsicht.
    Erstens dringt er mit Microsoft auf immer mehr Märkte vor.
    Zweitens ist er reich und kann DreamWorks so einen Startvorteil verschaffen.
    Drittens ist er prominent, was derzeit das größte Kapital der Firma ist, die ja noch nichts produziert hat.
    Und viertens ist er wie die drei anderen ein Macher im mittleren Alter, der mitbestimmen will und kann, was die nächste Generation sich anhören und ansehen und womit sie spielen wird.
    Zuerst waren SKG etwas skeptisch, weil Gates der Ruf des skrupellosen Managers mit Dollarzeichen in den Augen vorauseilte.
    Doch Spielberg zeigte sich nach einem ersten Treffen beruhigt.
    Das ist ein Typ, den meine Mutter mögen würde, meinte er.
    Bill Gates sagte gestern, es ist ein Treffen verschiedener Welten und es soll nicht nach unserer Prominenz, sondern nach unseren Erfolgen beurteilt werden.
    Die Erwartungen sind auf jeden Fall äußerst hoch, sagt ein Investor.
    Ich wünsche dieser professionellen Ehe viel Erfolg und viele schöne Kinder und traue es ihr auch zu.
    Aber ich weiß auch, dass in Amerika die Hälfte der Ehen bald wieder geschieden werden.
    Der erste Film von DreamWorks soll nächstes Jahr auf den Markt kommen.
    Und vom Entertainment der Zukunft zu einem gestandener Entertainer der Gegenwart.
    Der populäre Wiener Volksschauspieler Alfred Böhm feiert heute seinen 75.
    Geburtstag.
    Seit seinem Fernsehdebüt in den 60er Jahren als Schwiegersohn in der legendären Familie Leitner hat der Wiener ganze Generationen von Fernsehzuschauern, aber auch Theaterfreunden mit seiner vielseitigen Kunst viel Freude gemacht.
    Zum Geburtstag!
    Vielen Dank!
    75.
    Geburtstag, älter werden.
    Alfred Böhm hält sich da an Nestros Lebensphilosophie.
    Wer nicht alt werden will, der muss sich schon als junger aufhängen.
    Auch Junggeselle bin ich noch.
    Und frei von harten Gehen, ja.
    Zur Liebe wär ich zwar bereit.
    Doch kommt nie die Gelegenheit.
    Heiterkeit begleitet Alfred Böhm von Kindheit an, obwohl er in ärmlichen Verhältnissen aufwächst.
    Sieben Jahre verbringt er beim Militär, er lernt den Beruf des Feinmechanikers, bevor der Vater grünes Licht gibt für Alfreds sehnlichsten Wunsch, zum Theater zu gehen.
    Ersten Engagements in Linz, Innsbruck und an Wiener Theatern folgt die Fernsehkarriere als Lai-Opa, Würstelmann und Untermieter mit seinem Freund Otto Schenk.
    Den Ober-Alfred im Seenorden-Club spielt er über tausendmal.
    Die Bretter, die seine Theaterwelt bedeuten, liegen in den Kammerspielen und in der Josefstadt.
    Zu Böhms Paraderollen auf der Bühne zählt der Mustergatte mit Elfriede Ott als Partnerin.
    Herr Winkler, Sie sind ja direkt ein Casanavo.
    Sie sind gerade dabei, mich in eine sehr verfängliche Situation zu bringen.
    Irgendwie haben Sie das Gefühl, dass ich Sie jetzt komprimiere.
    Komprimiere?
    Das heißt doch komprimotieren.
    Nein, da irren Sie sich gnädige Frau, denn werde ich Sie jetzt tatsächlich komprimieren.
    Würde, dann müssten wir schon längst perdu sein.
    Perdu sein, Entschuldigung.
    Sie können ja Bruderschaft trinken.
    Warum denn nicht?
    Schwester?
    Trotz seiner großen Erfolge ist Alfred Böhm immer bescheiden geblieben.
    Wenn man nur einem Menschen Freude gemacht hat und ihn aus der Traurigkeit herausgerissen hat, ist der Zweck des Berufs eigentlich schon erreicht.
    Und ich glaube und hoffe, dass ja mehr über mich schon gelacht haben.
    Karin Bauer hat gratuliert.
    Alfred Böhm ist 75.
    Uns bleibt noch Zeit für das Wetter in der Osthilfe Österreichs.
    Hin und wieder Regen oder Schneefall.
    In Kärnten schon durchweg sonnig, auch in Teilen der Steiermark und in Vorarlberg und Tirol lockert es noch auf.
    Höchstwerte 5 bis 10 Grad.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hintergründe der Familientragödie in Wien: Stand der Ermittlungen
    Eine Frau hat ihre beiden Kinder aus dem Fenster geworfen und ist dann nachgesprungen. Vorausgegangen war der Tat ein Streit mit dem Ex-Mann, auf den sie zuvor gesschossen hatte.
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung]
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Familie ; Straftaten ; Justiz und Rechtswesen ; Kinder und Jugend ; Tod ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hintergründe der Familientragödie in Wien: Gespräch mit dem Psychologen Haller
    Interview: Haller
    Mitwirkende: Settele, Hanno [Gestaltung] , Haller, Reinhard [Interviewte/r]
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Familie ; Straftaten ; Justiz und Rechtswesen ; Kinder und Jugend ; Tod ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Demonstration der BHI-Geschädigten vor dem Finanzministerium
    Einblendung: Passanten. 80 enttäuschte Sparer wollen beim Finanzminister vorsprechen, eine Delegation wird vorgelassen. Die Menschen sind zum Teil sehr aufgebracht, weil sie keinen Zugriff auf ihr Erspartes haben und fürchten um ihre Existenz. Finanzminister Lacina hat schon angedeutet dass es nicht mehr wie 200.000 Schilling Einlagensicherung geben wird.
    Mitwirkende: Toncar, Kurt [Gestaltung] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r]
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Konsum ; Regierung ; Finanzpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview Lacina zu BHI-Geschädigten
    Interview: Lacina
    Mitwirkende: Langpaul, Thomas [Gestaltung] , Lacina, Ferdinand [Interviewte/r]
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Konsum ; Regierung ; Finanzpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Deutschland: Razzia gegen Rechtsextreme
    Die Polizisten stellten Propagandamaterial, Munition und Waffen sicher
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung]
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Rechtsextremismus ; Justiz und Rechtswesen ; Sicherheit ; Faschismus und Nationalsozialismus ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bundespräsident Klestil in Bangkok
    Einblendung: Klima. Besuch Klestils steht ganz im Zeichen verbesserter Wirtschaftsbeziehungen.
    Mitwirkende: Schwarz, Alfred [Gestaltung] , Klima, Viktor [Interviewte/r]
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Außenpolitik ; Diplomatie ; Wirtschaftspolitik ; Industrie ; Handwerk und Gewerbe ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Thailand
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diskussion um ÖVP-Mann
    Interview: Lichal
    Mitwirkende: Fuchs, Wolfgang [Gestaltung] , Lichal, Robert [Interviewte/r]
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Personalfragen ; Diskussion ; Regierung ; Parteien / ÖVP ; Krisen und Konflikte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wissenschaft: AK-Broschüre über Lebensmittelzusatzstoffe
    Einblendung: Hanni Rützler, Ernährungswissenschaftlerin
    Mitwirkende: Schütz, Eveline [Gestaltung] , Rützler, Hanni [Interviewte/r]
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Ernährung ; Chemie ; Konsum ; EU ; Justizpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Spielberg und Gates gründen "interaktive" Gesellschaft
    "Dreamworks"- Co Produktionsfirma wird von Microsoft-Gründer Bill Gates verstärkt und wird sich um die Software kümmern.
    Mitwirkende: Ripper, Konstanze [Gestaltung]
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Unterhaltung ; Film ; Musik ; U-Musik ; Medien und Kommunikation ; Spielfilm ; Unterhaltungssendung ; Freizeit ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Alfred Böhm 75
    Einblendung: Böhm, Ott
    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung] , Böhm, Alfred [Interviewte/r] , Ott, Elfriede [Interviewte/r]
    Datum: 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Unterhaltung ; Porträt ; Drama ; Fernsehfilm ; Jubiläum ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1995.03.23
    Spieldauer 00:55:59
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1995.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-950323_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt