Mittagsjournal 1995.07.15

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Mittagssjournal.
    Und aus dem Studio meldet sich Werner Löw.
    Guten Tag.
    Zwei kleine Schwerpunkte hat dieses Mittagssjournal.
    Zum einen ist das der neue Serbenvorstoß in Ost-Bosnien, jetzt auf die UNO-Schutzzone von Dschepa.
    Wir berichten über die neueste Lage und wir sprechen dazu mit Hans Koschnig, dem von der UNO eingesetzten Administrator von Mostar.
    Koschnig stellt nüchtern fest, kein Staat der Welt würde wegen Bosnien in einen Krieg ziehen.
    Zweiter Schwerpunkt, das so überraschend erfolgreiche Kirchenvolksbegehren in Österreich.
    Wir hatten Gelegenheit zu einem Gespräch darüber mit dem bekannten brasilianischen Befeuerungstheologen Leonardo Boff.
    Und zum Thema auch unsere heutigen Gäste im Journal.
    Im Journal zu Gast sind der verheiratete Priester Richard Picker und seine Frau Christel.
    Weiters auf unserem Programm ein Spital für Palästinenser in Ost-Jerusalem, errichtet mit Geld aus Österreich.
    Heute wird es eröffnet.
    Die Pläne von Konsumentenministerin Krammer gegen das Unwesen unseriöser Anlageberater und eine Effizienzstudie über die Aktion 8000.
    Die Arbeitsmarktverwaltung will damit jüngsten Kritiken an der Förderungspraxis begegnen.
    Außerdem die Wahl des Kärntner Lesachtals zur europäischen Landschaft des Jahres und mysteriöse Verätzungen mehrerer Badegäste im Attersee.
    Im Kulturtag schließlich der diesjährige Belvedere-Gesangswettbewerb in Wien.
    Zunächst aber bleiben wir beim gesprochenen Wort.
    Ernst Maton liest die von Georg Schallgruber zusammengestellten Nachrichten.
    Bosnien-Herzegowina.
    Nach dem Fall der UNO-Schutzzone Srebrenica konzentrieren die Serben ihre Angriffe offensichtlich auf Szepa.
    In der Region um diese ostbosnische Moslem-Enklave und UNO-Schutzzone hat es heute Nacht schwere Kämpfe gegeben.
    Über die tatsächliche militärische Lage herrscht aber Unklarheit, zumal nur wenige Berichte von Funk-Amateuren aufgefangen worden sind.
    Ein UNO-Sprecher sagte in Sarajevo, nach seinen Informationen hätten die Frontlinien gehalten.
    Schwere Kämpfe gibt es auch um die Moslem-Enklave Bihać im Westen Bosniens.
    Österreich.
    Bei etwa 30 Badegästen in drei Attersee-Gemeinden sind mysteriöse Haut- und Haarschäden festgestellt worden.
    Die Betroffenen hatten handtellergrosse Hautrötungen und gleichsam versenkte Körperhaare.
    Die Rötungen sind nach Behandlung zum Teil sehr rasch wieder verschwunden.
    Noch weiß man über die konkreten Ursachen nichts.
    Die wissenschaftliche Untersuchung der Attersee-Wasserproben ist noch nicht abgeschlossen.
    Die österreichischen Naturfreunde und ihre ausländischen Schwesterorganisationen haben das Kärntner Lesachtal zur europäischen Landschaft des Jahres gewählt.
    Der Grund?
    Das Land am Oberlauf der Gail ist ökologisch intakt und von touristischen Großbritäben verschont geblieben.
    Auch die Berglandwirtschaft funktioniert gut.
    Der Eisenstädter Polizeidirektor sieht sich mit dem Vorwurf der Urkundenunterdrückung konfrontiert.
    Die Vorgeschichte?
    Vor etwa einem Jahr wurde er per Lesekontrolle in der Steiermark des Schnellfahrens überführt.
    Auf die Strafverfügung der zuständigen Bezirkshauptmannschaft hat der Polizeidirektor nicht reagiert.
    Daraufhin ging der Akt an die Bundespolizeidirektion Eisenstadt.
    Von dort verschwand der Akt.
    Nach Erhebungen des Innenministeriums liegt nun eine Anzeige vor.
    Der Polizeidirektor will keine Stellungnahme abgeben.
    Italien.
    Die von der Regierung unter Lamberto Dini geplante Pensionsreform hat eine weitere politische Hürde genommen.
    Das Abgeordnetenhaus hat diese Reform gebilligt, indem sie zum dritten Mal hintereinander dem Ministerpräsidenten das Vertrauen ausgesprochen hat.
    Die Pensionsreform sieht vor, dass das Rentenalter angehoben wird und dass die Höhe künftig von den gesamten Beitragsteilungen abhängig ist und nicht mehr von den letzten fünf bis zehn Arbeitsjahren.
    700 Milliarden Schilling sollen in den nächsten zehn Jahren eingespart werden.
    Nächste Woche muss noch der Senat zustimmen.
    Naher Osten.
    Israel und die PLO setzen heute in der Nähe von Haifa Marathonverhandlungen fort.
    Es geht um die Ausweitung der palästinenser Autonomie auf das Westjordanland.
    Man will so lange verhandeln, bis eine Lösung erreicht ist.
    Die für nächste Woche geplanten israelisch-syrischen Friedensgespräche sind fraglich geworden.
    Frankreich.
    Die Umweltschutzorganisation Greenpeace plant neue, groß angelegte Aktionen gegen die französischen Atomtests auf dem Mouroir-Atoll.
    Eine Greenpeace-Sprecherin hat auf Tahiti dazu aufgerufen, dass eine, wie sie sich ausdrückte, Flotte des Friedens gegen die Versuche protestieren soll.
    Alle Schiffe, die dazu in der Lage seien, sollten sich dem Greenpeace-Flaggschiff Rainbow Warrior 2 vor dem Atoll anschließen, sagte die Koordinatorin der Kampagne.
    Die Rainbow Warrior 2 ist auf Tahiti von einer jubelnden Menschenmenge empfangen worden.
    Südkorea.
    17 Tage nach dem Einsturz eines Kaufhauses in Seoul ist neuerlich eine Überlebende aus den Trümmern geborgen worden.
    Die 19-Jährige ist bei relativ guter Gesundheit.
    Sie ist vor allem deswegen mit dem Leben davongekommen, weil Wasser durch die Ruinen sickerte.
    Für die Katastrophe am 29.
    Juni macht die Staatsanwaltschaft die Kaufhausleitung verantwortlich.
    Nach offiziellen Zählungen hält man jetzt bei mehr als 300 Toten und fast 350 Vermissten.
    USA.
    Im Kampf gegen Aids steht ein ebenso aufsehenerregendes wie umstrittenes medizinisches Experiment bevor.
    Ein 37-jähriger Aids-Patient im letzten Stadium soll durch die Transplantation von Pavian-Knochenmark behandelt werden.
    Ärzte haben schwere Bedenken, zumal vier Virusstämme im Pavian-Knochenmark vorkommen, nicht aber beim Menschen.
    Der Patient hat aber mit einer Klage gedroht, daraufhin haben die Gesundheitsbehörden die Transplantation gestattet.
    Mindestens 31 Menschen sind in den USA durch die ungewöhnliche Hitzewelle ums Leben gekommen.
    Unter anderem registrierte man in Chicago mit 41 Grad Celsius einen historischen Höchststand.
    Abkühlung ist nicht in Sicht.
    Soweit die Nachrichten und wie es bei uns aussieht mit dem Wetter übers Wochenende, sagt uns Gunter Schuller.
    In Österreich legt die Hitze bis einschließlich Dienstag eine Pause ein.
    Etwas kühlere und heute vor allem noch gewittrige Atlantikluft strömt zu uns.
    Ab Mittwoch greift dann das Azorenhoch bis Mitteleuropa aus.
    In der zweiten Wochenhälfte bahnt sich also wieder ungedrücktes Badewetter an.
    Nun zu den aktuellen Meldungen.
    Wien stark bewölkt, 22 Grad Westwind, 20 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 24 Nordwest, 20.
    St.
    Pölten bedeckt, 21.
    Linz leichter Regenschauer, 20.
    Salzburg leichter Regen, 18.
    Innsbruck und Bregenz wolkig, 20.
    Graz stark bewölkt, 22.
    Und Klagenfurt stark bewölkt, 21 Grad.
    Heute Nachmittag reichlich Wolken, es gehen einige Regenschauer und Gewitter nieder.
    Die Temperaturen erreichen kaum mehr als 21 bis 26 Grad.
    In der Nacht wird es dann nur noch stellenweise etwas regnen.
    Die Tiefstwerte liegen zwischen 19 und 14 Grad.
    Am Sonntag wird es wechselnd bewölkt sein, zeitweise sonnig dabei in Wien, Niederösterreich, im Burgenland sowie in Unterkernten und der südlichen Steiermark.
    Einzelne Regenschauer bleiben uns aber auch morgen nicht erspart, vor allem zwischen Vorarlberg und Oberösterreich.
    Im Osten bleibt es windig.
    Die Höchstwerte liegen morgen meist zwischen 23 und 26 Grad.
    In Wien, Eisenstadt und Graz können es auch 27 oder 28 werden.
    In 2000 Meter hat es zum Mittag etwa 11 Grad.
    Am Montag wird es immer wieder regnen.
    Am meisten Regen zeichnet sich für das Bergland und den Süden ab.
    Acht Minuten nach zwölf ist es mittlerweile.
    Seit gestern versucht die Armee der bosnischen Serben nun noch die UNO-Schutzzone von Ecepa in ihre Gewalt zu bringen.
    Bisher ist das offenbar nicht gelungen.
    Die UNO meldet, dass trotz schwerer Kämpfe während der Nacht die Front nicht verschoben wurde.
    Aber das kann auch nur eine kleine Verzögerung sein.
    Die Stadt wird fallen, so glaubt auch der UNO-Sicherheitsrat.
    Morgen fährt der amerikanische Generalstabschef Shailesh Kashvili nach London, um mit dem britischen Premier Major das weitere Vorgehen zu beraten.
    Aber nur Frankreich vertritt derzeit vehement eine Politik der militärischen Einmischung.
    Niemand sonst möchte das Leben der eigenen Soldaten riskieren.
    Konstanze Ripper fasst die aktuelle Lage in Bosnien-Herzegowina zusammen.
    Im Bosnienkrieg zeigt die serbische Seite nun deutlicher als je zuvor und ohne jede Scham, dass sie einen Angriffskrieg führt, der einen möglichst großen Teil der ehemaligen jugoslawischen Vielvölkerrepublik in rein serbisches Gebiet verwandeln soll.
    Mehr Menschen als je zuvor werden in einem Schlag vertrieben, Entschuldigungen werden nicht mehr gesucht.
    Das sei eben alles serbisches Land, heißt es aus Pale, wo man seit den Geiselnahmen der Blauhelme gesehen hat, dass die UNO hundertprozentig erpressbar ist und man nicht mehr mit ihr verhandeln muss.
    Vor drei Jahren hieß es aus allen Staatskanzleien noch großspurig, eine Grenzverschiebung in Europa werde niemand akzeptieren.
    Zahlreiche Friedenspläne gaben dann immer mehr Territorium verloren.
    Nun sieht es so aus, als finde niemand den politischen Willen, einen totalen Sieg der Serben zu verhindern.
    Frankreich allein vertritt eine militärische Lösung, überall sonst herrscht Resignation.
    Die Welt scheint Bosnien verloren zu geben und damit hunderttausende Menschen, die ihre Heimat bereits verloren haben oder sie demnächst mit nichts als den Kleidern, die sie auf dem Leibe tragen, verlassen müssen.
    Großbritanniens Premier Major hat erst für Freitag nächste Woche die Minister der Kontaktgruppe zu sich bestellt.
    Ein Zeichen, dass es eigentlich nichts zu besprechen gibt.
    Denn Washington, die militärische Großmacht, an der so vieles hängt, ist nach wie vor nicht bereit, Bodentruppen zu stellen.
    Niemals bekäme Präsident Clinton dafür eine Mehrheit im Kongress oder in der Bevölkerung.
    Auch Großbritannien, das einen großen Teil der schnellen Eingreiftruppe stellt, hat nun kalte Füße bekommen.
    Frankreichs Präsident Chirac steht allein mit seinem Ruf nach militärischem Eingreifen.
    Die schnelle Eingreiftruppe wäre ja inzwischen bereit, doch niemand erteilt ihr Befehl zum Eingreifen und schnell schon gar nicht.
    Ein dramatischer Appell des Bürgermeisters von Dschepas seiner Stadt zu helfen, verhalt unbeantwortet.
    Was bleibt sind Überlegungen, wie den zehntausenden Flüchtlingen zu helfen ist, die seit Dienstag praktisch ohne Nahrung, Unterkunft und andere Hilfe sind.
    Die UNO hofft wenigstens ihr humanitäres Mandat weiter ausüben zu können und einigen wenigen beim Überleben zu helfen.
    Doch schon der Flüchtlingsstrom aus Srebrenica übersteigt ihre Kräfte.
    Die Frauen, Kinder und Alten in Tuzla warten bisher vergeblich auf weitere Hilfsgüter und auf Nachricht von ihren Männern, die in die Hände der Serben gefallen sind.
    Keine eineinhalb Jahre ist es her, da wurde auch in Mostar, der Hauptstadt der Herzegowina, noch heftig gekämpft.
    Vor allem Kroaten und Moslems lieferten einander dort heftige Gefechte.
    Inzwischen stehen die beiden Volksgruppen im Bossischen Bürgerkrieg wieder auf derselben Seite und Mostau steht unter EU-Verwaltung.
    Als Administrator hat die Europäische Union den Deutschen Hans Koschnig eingesetzt, ehemals Bürgermeister von Bremen.
    Koschnig bemüht sich seit einem Jahr erfolgreich um den Wiederaufbau der Stadt und um die Versöhnung zwischen den früheren Kriegsgegnern.
    Er gilt als Mann der Vermittlung und Meister des Kompromisses.
    Aber Koschnik nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wenn es gilt, Missstände aufzuzeigen.
    Mit ihm sprach Christian Lieninger über die jüngsten Misserfolge der internationalen Bosnien-Politik und über den Fall der Schutzzone von Srebrenica.
    Die Schutzzonen-Politik der UNO ist leider immer falsch dargestellt worden.
    Es war immer nur ein Schutz für Flüchtlinge in der Versorgung durch UNO, Lebensmittel und so weiter.
    Nie hat die UNO gesagt,
    dass sie die Schutzzonen militärisch verteidigen wollen.
    Denn ihre Unpuffertruppen sind nicht Kampftruppen, sind nur als Neutralitätsgruppen zur Eigenverteidigung vorgesehen gewesen.
    Dies war ein Eindruck, der vermittelt worden ist durch eine Politik einer unfairen Aufklärung.
    Daran ist ganz unbestritten der Sicherheitsrat der UNO schuld.
    Da haben auch
    führende Vertreter der NATO mitgemacht, indem sie sich stärker machten als sie sind.
    Das heißt, die Staaten Europas wollten eigentlich nur den Eindruck erwecken, dass sie etwas tun für Bosnien.
    Kein, kein europäischer Staat, nicht Amerika und Kanada, kein wichtiger anderer Staat der Welt will wegen Bosnien in den Krieg ziehen.
    Keiner wird so viele Truppen stellen, dass morgen ein kritischer Konflikt ausgetragen werden kann und wir zu Hause Verantwortung übernehmen müssen für einen Konflikt hier.
    Wir waren, wir haben leider nie das deutlich gemacht.
    weder zu Hause, noch haben wir es deutlich gemacht, den betroffenen Menschen hier.
    Denn wenn die gewusst hätten, dass keiner bereit ist, für Bosnien Krieg zu führen, wären vielleicht mögliche Ansätze für Verhandlungen schon besser da gewesen.
    Halten Sie eine militärische Lösung, ein militärisches Eingreifen eigentlich überhaupt für sinnvoll?
    Nein.
    Habe ich schon vor zwei Jahren vertreten, deswegen bin ich ja hier.
    Dieser Balkan kann nur mit so massiven militärischen Mitteln befriedigt, aber nicht befriedigt werden,
    Wenn die UNO jetzt irgendwie nicht reagiert, dann verliert sie irgendwie noch mehr Glaubwürdigkeit.
    Da hat sie schon verloren, da hat sie nicht mehr viel zu verlieren.
    Nein, aber sie muss jetzt jedenfalls sagen, was will sie.
    Ich bin der Meinung, man soll die UNPOVO-Truppen stehen lassen, aber man kann nicht mehr sagen, wir schützen die Enklaven.
    Also Sie glauben, dass alle diese Enklaven eigentlich verloren sind, nicht nur Srebrenica, sondern auch Scepa und Gorasz.
    Viele sind verloren, ich sage nicht alle, aber viele.
    Denn keine Enklave
    wird von der UNO verteidigt.
    Es kann sein, dass die Einanklage so starke bosnische Verbände hat, dass die Serben nicht gewinnen können.
    Aber die UNO kämpft nicht.
    Die Einsatzreserven jedenfalls werden nach Czepa, nach Gorzesc, Gorazde usw.
    oder Biac nicht vorstoßen.
    Aber vielleicht können sie Sarajevo frei machen und dass von daher jedenfalls Sarajevo einen Zugang hat zur normalen Versorgung.
    Also Sie glauben, begrenzt sollte man schon eingreifen, militärisch, also im Sinne von Versorgungsrouten?
    Begrenzt sollte man jedenfalls dafür sorgen, dass die Menschen nicht weiter Geiseln genommen sind.
    Als humanitären Akt.
    Und das ist ja das Problem.
    Wir reden hier immer nur von den Geiseln als Blauhelme.
    Die Menschen in diesen Städten, in Schutzhunden, sind da auch Geiseln.
    Sie können sich nicht wehren und stehen plötzlich einer verdammten militärischen Übermacht gegenüber.
    Ich denke, man muss die Geiselnahme bitte eben nicht nur auf Soldaten beziehen, sondern auch auf Frauen, Kinder,
    und Menschen, die in solchen Städten leben.
    Ja, und jetzt konkret in dieser Verfahrenenlage... Wir hätten die ökonomischen Mittel Europas viel stärker anwenden müssen in der Schließung der Grenzen zu denen, die kriegstreiberisch und kriegswütend sind und in der Hilfe der Nachbarn, die die Grenzen schließen, damit sie nicht allein die Lasten tragen.
    Glauben Sie, dass in der jetzigen Verfahrenensituation in Bosnien mit massiver finanzieller Hilfe etwas auszurichten wäre?
    Ja, nur in einer Antibedingung.
    Abgrenzung im einen Falle, das heißt Abschnüren und zugleich ein Angebot für Wiederaufbauhilfe, falls es zu friedlichen Lösungen kommt.
    Meint Hans Koschnik, seit ziemlich genau einem Jahr der EU-Administrator für Mostar.
    Das Gespräch führte Christian Lieninger.
    Das österreichische Kirchenvolksbegehren mit seinen mehr als 500.000 Unterschriften hat nicht nur in unseren Nachbarländern für große Aufmerksamkeit gesorgt.
    Auch in Nord- und Südamerika hat dieses Begehren unseres überwiegend katholischen Kirchenvolks das Interesse der Basis und das von Theologen gefunden.
    Einer davon ist der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff.
    Boff war in den 70er und 80er Jahren der wohl prominenteste Verfechter der sogenannten Option für die Armen.
    Der Vatikan warf ihm Nähe zum Marxismus vor und entzog ihm für mehrere Jahre die Lehrbefugnis.
    1991 reichte es dem streitbaren Franziskaner, Boff trat aus seinem Orden aus und legte sein Priesteramt nieder.
    Sein Einsatz galt und gilt aber weiterhin den Straßenkindern in seiner brasilianischen Heimstatt Petropolis.
    Täglich sorgen er und seine Frau, dass hunderte Straßenkinder zu essen haben.
    Leonardo Boff hält sich zur Zeit in Deutschland auf und dort hat ihn Johannes Kaub gefragt, was er über das österreichische Kirchenvolksbegehren denkt.
    Für Leonardo Boff ist das österreichische Kirchenvolksbegehren ein klares Zeichen, dass die Laien Mitbestimmung und Mitverantwortung in der Kirche wollen.
    Und das völlig zu Recht.
    Boff begründet das theologisch.
    Weil es in der Trinität, also zwischen Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiligen Geist, keine Hierarchie gibt, die eine feste Struktur hat, dürfte es auch in der Kirche, also zwischen den Laien und dem Lehramt, auch keine Hierarchie des Ausschlusses und der Unterordnung geben.
    Auf die Frage, ob es berechtigt sei, gewisse in der Kirche gewachsene Traditionen infrage zu stellen, wie zum Beispiel das Verbot der Priesterweihe von Frauen, antwortet Boff.
    Es gibt einen gewissen Tipp von Ordnung, der zerstört werden muss, weil eine kirchliche Sünde bedeutet, eine Konzentrierung der Macht nur in den Händen der Kleriker ist gewiss nicht von Gott gewollt und von Christus ersohnen.
    Weil Christus immer sagte, es gibt keinen Vater, der Vater ist nur Gott.
    Kein Lehrer, nur Jesuslehrer, weil wir alle zusammen Geschwister sind.
    Also diese Geschwisterlichkeit ist verschwunden in der Kirche, ist nur eine Rhetorik, eine spirituelle Dimension geblieben.
    Und deswegen wird wohl eine andere Ordnung, die offener ist für Partizipation, für das Gemeinschaftliche.
    Und ich meine, dass wir tatsächlich diese bestimmte, konkrete Ordnung der Kirche nicht mehr hinnehmen wollen, weil mehr dem Evangelium schadet, der Evangelisierung, der Präsenz der Kirche in der Welt schadet, als hilft.
    Wie soll es nun weitergehen mit den Forderungen des Kirchenvolksbegehrens?
    Boff macht einen Vorschlag, dem man einem Befreiungstheologen für gewöhnlich nicht zutrauen würde.
    Die Kirchenbasis soll die Bischöfe zum Gebet für die Kirchenreform einladen.
    Im Gebet wachse der Geist, in dem die konkreten Forderungen hart, sachgerecht und ehrlich diskutiert werden könnten.
    Im Falle aber, dass weder die Bischöfe noch der Vatikan auf den Willen der Kirchenbasis einzugehen bereit ist, schlägt Boff eine andere Strategie vor.
    Nicht aus der Kirche austreten, aber den Kirchenbeitrag einfrieren.
    Denn Strukturen, die man nicht will, dürfe man auch nicht finanziell unterstützen.
    Frei nach dem Motto, wenn Rom nicht hören will, muss Rom fühlen.
    Ein Beitrag von Johannes Kaupp.
    Das Kirchenvolksbegehren verlangt in seinem Punkt 3 für Priester die freie Wahl, ob sie sich für den Zölibat, also die Ehelosigkeit, entscheiden oder nicht.
    Die Bindung des Priesteramts an die ehelose Lebensform sei biblisch und dogmatisch nicht zwingend, sondern geschichtlich entstanden, wird argumentiert.
    Dr. Richard Piker ist einer von ca.
    600 Priestern in Österreich, die aus dem Kirchendienst ausgeschieden sind und geheiratet haben.
    Er steht stellvertretend für jene Priester, die trotz ihrer Heirat die Hoffnung nicht aufgegeben haben, in der römisch-katholischen Kirche eines Tages doch wieder ihr Priesteramt ausüben zu können.
    Dr. Richard Piker und seine Frau Christl sind heute bei Michael Kerbler im Journal zu Gast.
    Herr Dr. Picker, Sie sind Psychotherapeut.
    Frau Christel Picker, Sie sind Psychotherapeutin.
    Das, was Sie aber auszeichnet, ist, Sie sind verheiratet, aber Sie, Herr Dr. Picker, waren Priester.
    Wie oder unter welchen Umständen haben Sie dann gesagt, nach einiger Zeit, ich glaube, Sie waren von 1961 bis 1970 Priester, haben Sie gesagt, also jetzt gehe ich aus diesem Priesteramt, es ist mir eine zu große Last oder ich möchte eigentlich nicht mehr.
    Was waren die Beweggründe, sich dann für Ihre Frau und gegen die Kirche zu entscheiden?
    Ich war ja irgendwie am Ende meiner Lebemöglichkeiten.
    Ich habe mit einer großen Schwierigkeit zu kämpfen gehabt, um überhaupt Priester werden zu können.
    Ich wurde das und war das voll.
    Aber ich bin in eine psychische Schwierigkeit geraten und war also vollkommen destabilisiert.
    ärztliche Untersuchung mitgemacht.
    Das war aber ein Jahr, bevor wir uns überhaupt kennengelernt haben.
    Ja, aber ich meine, du solltest dazu sagen, die psychische Schwierigkeit war hauptsächlich die, dass du nicht allein leben wolltest.
    Dir ist immer klarer geworden, was in dem Alter ja kein Wunder ist, denn mittlerweile warst du 35 Jahre alt,
    dass du nicht allein leben kannst auf Dauer.
    Und das war die Schwierigkeit und das war die große Krise.
    Das habe ich auch meinem damaligen Chef, dem Kardinal König, mitgeteilt und habe gesagt, ich kann so nicht leben.
    Sollte ich jemals in meinem Leben eine Frau kennenlernen, mit der ich glaube, leben zu können, werde ich sie heiraten.
    Und ich sage Ihnen das jetzt, bevor das noch passiert.
    Das ist ja ein Phänomen, von dem sehr viele Priester berichten.
    Ich glaube, Hansjörg Vogel, der Bischof von Basel, der vor einem Monat etwa sein Amt zurückgelegt hat, hat auch davon gesprochen, dass er dem Druck des Amtes nicht mehr gewachsen ist und Trost bei einer Frau gesucht hat, in einer Beziehung.
    psychische Schwierigkeiten, auch manchmal Alkoholismus, auch Depressionen.
    Das gibt es immer wieder.
    Können Sie das nachvollziehen, wenn Sie heute Priester davon erzählen hören, dass sie solche Schwierigkeiten haben?
    Ich würde gern da was dazu sagen.
    Ich möchte da was korrigieren.
    Das klingt meiner Meinung nach missverständlich, dieses Trost bei einer Frau suchen, weil man dem Druck des Amtes nicht gewachsen ist.
    Ich denke, dass man dem Alleinsein nicht auf Dauer gewachsen ist, wenn man ein normaler, beziehungsfähiger Mensch ist.
    Und es ist auch absolut unnatürlich, dass man allein leben soll und dass man niemanden gern haben soll.
    Und ganz konkret,
    Und körperlich, dass man niemanden streicheln darf, dass man niemanden küssen darf, dass man sich bei niemandem anlehnen darf.
    Ich spreche jetzt extra nicht von der Sexualität, damit es nicht immer so fokussiert ist auf den genitalen Vorgang.
    Das ist ja weit mehr, das Zusammensein von zwei Menschen.
    Und ich möchte da noch etwas dazu sagen.
    Ich habe mich den Regeln entsprechend verhalten.
    Der springende Punkt aber war, dass es keinen Grund gab, ehelos zu leben und dass ich umgeben war von älteren Priestern, also meinen Mitbrüdern, Mitarbeitern,
    die mir ein lebhaftes Beispiel an skurriler Einsamkeit vorexerziert haben, mit geradezu schrecklichen, schrecklichen Szenen beim Mittagessen, in der Freizeit, am Abend und alles.
    Ich habe also genau gesehen, wohin es führt.
    Es sprach nichts gegen eine Familie, aber alles dafür.
    Sie haben dann diesen Schritt gemacht.
    Wie hat Ihre Umgebung reagiert?
    Wie hat Kardinal König etwa reagiert?
    Der hat vornehm reagiert, so gut er konnte.
    also ich meine, so gut er konnte, heißt entsprechend seiner Stellung in der Kirchenorganisation.
    Er kann nicht glücklich gewesen sein, das ist ganz klar, aber er war menschlich vornehm, sagen wir mal so.
    Ich habe das auch so gemacht, dass ich mich bemüht habe, ein möglichst gutes Willen zu tun.
    Ich habe also gedacht, wenn jetzt die Organisation Kirche bereit wäre, wenigstens irgendwie verheirateten Menschen eine Spur vom priesterlichen Amt weiter ausüben zu lassen, könnten sie es mit mir tun.
    Ich habe Unterschriften gehabt, hinter mir jede Menge.
    Also wirklich, da könnte ich viel sagen.
    Ich habe mich bei jedem einzelnen Amtsträger verabschiedet, persönlich.
    Das hat aber alles nichts genützt und ich möchte das wirklich sagen, denn du hast von einem Tag auf den anderen deinen Beruf verloren.
    Und zwar, du dürftest nicht mehr Professor an der pädagogischen Akademie sein.
    Das war die staatliche Akademie.
    Während selbstverständlich an der kirchlichen Akademie ein verheirateter Mann mit fünf Kindern unterrichtet hat.
    Es war wie ein Rachefeldzug.
    Du heiratest, obwohl du ein so beliebter Lehrer warst und wirklich die Studenten wieder interessieren konntest für die Kirche.
    Das war alles Wurscht, hat nichts gezählt.
    Vom einen Tag auf den anderen warst du weg.
    Sind Sie kirchlich verheiratet?
    Sind wir, ja.
    Wir haben das Bilderbuch mäßig gemacht.
    Das heißt, Sie gehen auch sonntags in die Kirche?
    Wir gehen sonntags in die Kirche, wenn es uns möglich ist, von der Arbeit her.
    Und wenn ich eine Messe finde, wo ich mich aufkommen und wohlfühle.
    Also ich gehe nicht wohin, wo ich mich nur ärgere.
    Das kommt vor.
    Haben Sie jemals seit 1970, obwohl Sie ja nicht mehr, sage ich unter Anführungszeichen, amtierender Priester sind, noch einmal die Messe gelesen?
    Gelesen nicht.
    Gefeiert.
    Und zwar dann, wenn mich jemand drum ersucht hat, mit guter Begründung.
    Im privaten Kreis?
    Wenn es ein wirklich seelsorgliches Anliegen war.
    Auch die Kommunion gespendet?
    Ja, das gehört ja dann dazu.
    Das ist ja ganz klar.
    Dürfen Sie das?
    Nein.
    Und warum tun Sie es trotzdem?
    Weil es Notparagrafen gibt.
    Es ist dieselbe Situation, wie wenn in einem Spital
    es irgendwelche Regeln gibt, und nun zugunsten eines Patienten müssen sie die Regeln brechen.
    Das ist auch hier der Fall.
    Das ist eine Frage der Wertung.
    Wozu ist die Kirche da?
    Ist sie dazu da, den Menschen zu dienen, also im weiteren Sinn seelsorglich zu sein, oder ist es dazu da, ihre eigene Identität aufrechtzuerhalten?
    Jetzt entsteht vielleicht so ein Eindruck, wenn ich mit Ihnen so spreche, als ob es ununterbrochen vorkäme, und das ist absolut nicht der Fall.
    Das sind ganz wenige Gelegenheiten.
    Weil es nicht um die spirituelle Wichtigmacherei geht, sondern um einen Dienst.
    Und weil es ja ein göttlicher Bereich ist, um den sie dreht.
    Also nicht einfach etwas, was der persönlichen Beliebigkeit obliegt.
    Aber wenn ich die Wahl habe, jemandem zu dienen, der das auch will, ihm glauben zu dienen, oder zu sagen, das darf ich nicht, dann diene ich ihm.
    Das ist ganz klar.
    Und ich kann da nicht den geringsten Schaden sehen.
    die Kirche, dass sie das ab und zu tun, oder erfährt der Herr Kardinal Droher jetzt aus diesem Interview?
    Nein, das kann er nicht daraus.
    Ja, das ist so.
    Ich habe mit seinen Vertretern, mit vier seiner Priesterratsabgesandten und anderen zusammen, über ein Jahr, also fünfmal, glaube ich, zwei Stunden, genau über dieses Thema verhandelt.
    Wenn der Herr Kardinal das Papier gelesen hat und den Bericht dieser vier Abgesandten vernommen hat, weiß das natürlich nicht, dann weiß er das ganz genau.
    An sich müsste die österreichische Bischofskonferenz den 600 verheirateten Priestern am Briefschreiben zuerst entschuldigen für das unglaubliche Leid und die Verletzung, die sie ihnen zugefügt haben.
    Haben sie.
    Und zweitens, sie fragen, ob sie ihnen doch ein bisschen helfen wollen.
    Denn sie finden kaum Leute, die haben meistens zwei Berufe voll und eine Lebenserfahrung,
    zumindest über zehn, zwanzig Jahre in einem, dem seelsorglichen Teil, das sind eigentlich die klassischen Leute für diese Situation, für die Übergangssituation.
    Und das wären die Menschen, die auch mit der Ehe und mit dem Zusammenleben mit Kindern und Frauen eine Erfahrung haben, was ja leider Gottes den
    unter den Bedingungen, wie sie jetzt herrschen, dem Priester überhaupt abgeht.
    Mir hat erst gestern eine junge Frau in der Therapie gesagt, was soll ich mit den Priestern?
    Die sind ja so unglaublich weltfremd.
    Und sind sicher nicht alle gleich weltfremd, aber aufs Ganze gesehen, glaube ich, stimmt das.
    Und es gibt einen großen Bereich von für Menschen existenziellen Problemen, mit denen man einem Priester einfach nicht herangeht, weil man sich denkt, er hat eh keine Ahnung.
    Sitzt in seinem Pfarrhaus und am Sonntag steht er in der Kirche und was weiß er schon, was mich bewegt und wie ich leben kann und nicht leben kann.
    Haben Sie beide das Kirchenvolksbegehren unterschrieben?
    Freilich.
    Selbstverständlich.
    Ist ganz klar.
    Es gibt die Befürchtung, dass das Kirchenvolksbegehren so einen Janusköpfigen Charakter hat.
    Auf der einen Seite signalisiert es eine Aufbruchsstimmung den Veränderungswillen, auf der anderen Seite befürchtet man etwa Polarisierung, Frustration, wenn sich dann in weiterer Folge nichts tut.
    Wie sehen Sie die Chancen, dass dieses Kirchenvolksbegehren in der Hierarchie etwas bewegt?
    Es ist offensichtlich, dass ein Punkt erreicht ist, wo die Hierarchie die Wahl hat, entweder dort zu sein, wo das Volk ist, und dafür ist es ja eigentlich bestimmt.
    Die Bischöfe sind ja nicht für den Vatikan geweiht zur Privatassistenz von irgendwelchen Kurien, sondern sie sind zur Assistenz des Volkes geweiht.
    Das ist mal der erste Punkt.
    Und der zweite Punkt ist, auch der Papst muss sich entscheiden,
    Bleibt er auf seinem kirchenrechtlich legitimen Kurs, das aber besagt nicht viel, die rechtliche Inordnung, Befindlichkeit.
    Das ist so wie, mein Gott, jeder der lebt, weiß, dass der rechtliche Bereich notwendig ist, aber nur ein kleines Segment ist.
    Dann, wenn er auf dem Kurs bleibt, wird er zu einer Sekte verkümmern.
    Er behält zwar Recht, das war es dann.
    Kann Glaube demokratisch sein?
    Glaube, ich dreh das einmal um.
    Wenn ich einmal nicht als Therapeut spreche, sondern als Theologe.
    Weil in der menschlichen Geschichte Gott wirkt, gibt es sowas wie Demokratie.
    Das kann man nämlich glattwegs umdrehen.
    Glaube war immer in diesem Sinn demokratisch.
    Immer.
    Wenn man darunter versteht, dass es eine Konsensbewegung von Menschengruppen gibt,
    die in irgendeiner Form mit Mehrheitsverhältnissen oder überhaupt nur mehr Konsensabstimmungen, also wo es darauf ankommt, dass niemand mehr dagegen ist, dann als gemeinsame Ansicht, als Glaube, als Glaubenssatz definiert worden sind.
    Als Therapeut gefragt, welche Therapie empfehlen Sie der katholischen Kirche?
    Der Papst hat sie nach hinten orientiert, Richtung Hochmittelalter, was ich therapeutisch gut verstehen kann.
    Aber die Leute, die ihn jetzt eins zu eins ernst nehmen, kommen mit der gegenwärtigen Situation in unlösbare Konflikte.
    Da könnte man viele Beispiele machen.
    Dadurch haben die Leute das Gefühl, dass sie das alles nicht verstehen.
    Es mutet zwar heimatlich an, es irgendwie vertraut und so und hat noch immer einen symbolischen Wert, aber es hat mit dem jetzigen Leben so viel wie null zu tun.
    Das sehen Sie an dem Verhalten der Jugend.
    Das ist ein schrecklicher Schaden.
    Man sagt immer, die Kirche hat die Arbeiter verloren, die Kirche hat die Frauen verloren, die hat sie praktisch verloren, obwohl die die Hauptstädte sind.
    Und die Kirche verliert die jungen Menschen, auch die aus den katholischen Häusern.
    Denn ich kenne kaum mehr auch katholisch gut sozialisierte junge Menschen, die die Gebote des Vatikans ernst nehmen.
    Es hat so gut wie jeder vorherlichen Geschlechtsverkehr.
    Ein jeder verhütet, so gut wie jeder.
    Das heißt, in den vitalsten Lebensinteressen nimmt auch die Jugend die Kirche überhaupt nicht ernst.
    Und das ist ein schrecklicher Verlust.
    Wie lange hat die katholische Kirche in Österreich noch Zeit, diesen Dialog
    mit den Menschen, die hier unterschrieben haben, aber auch die nicht unterschrieben haben, fortzusetzen oder in diesen Dialog einzutreten, ohne dass unumkehrbar Schaden am gesamten Gebäude entsteht.
    Also wenn es nicht sehr schnell passiert, glaube ich, ist es schon vorbei.
    Ich halte das wirklich.
    Ich weiß nicht, ob 5 vor 12 überhaupt stimmt.
    Ich glaube, sie hat überhaupt keine Zeit.
    Der Prozess ist nicht zu stoppen.
    Sie kann, wenn es gute Hirten sind, auf den Wagen aufspringen und sich belehren lassen und sich selbst überlegen, warum das so passiert ist.
    Das ist ein Inspirationsvorgang.
    Sie kann ganz sicher rechtlich nichts mehr dagegen tun.
    Es ist zu spät.
    Ich will aber nicht, dass der christliche Weg ausstirbt in Europa.
    Will ich wirklich nicht.
    Aus diesem Grund habe ich das Kirchenvolksbegehren unterschrieben.
    Gibt es noch Hoffnung?
    Hoffnung, die Sie setzen auf Bischöfe, österreichische Bischöfe, die diese Trendwende, die diesen Dialog führen können?
    Ja, ich habe eigentlich Hoffnung.
    Ich habe Hoffnung, weil das jetzt passiert ist, wie es passiert ist.
    Dieses Volksbegehren ist ja allein für mich ein Wunder, dass das initiiert worden ist, dass das gegriffen hat, dass so viele Menschen unterschrieben haben.
    Ich begreife, wenn das kein heiliger Geistvorgang ist, dann weiß ich nicht, was das sein soll.
    Und daher denke ich, ist Hoffnung, sowas ist nicht umsonst.
    Es geht mir genauso.
    Ich gehe deswegen auch den christlichen Weg, weil ich ganz grundsätzlich in all den Festgelegtheiten diesen Spalt der Hoffnung offen halte.
    Ich kann mir nicht herausnehmen, über die Bischöfe zu urteilen in dem Sinn, dass ich sage, hier ist nichts mehr drinnen, sondern ich rechne ehrlicherweise damit, dass jeder von ihnen
    eine Änderung, eine Wende vollzieht, eine persönliche oder auch Gruppen von Menschen.
    Ich halte das wirklich für möglich.
    Sonst müsste ich ja mit Ihnen gar nicht sprechen.
    Und ich halte Sie überhaupt nicht für Unmenschen oder für schlechte Bischöfe so einfach.
    Man weiß ja, was alles ein schlechter Bischof sein kann.
    Also ich halte es durchaus für möglich.
    Aber ich glaube nicht, dass Sie mehr Zeit haben.
    Das glaube ich wirklich nicht.
    Und Sie sind mir herzlich willkommen, wenn Sie sich in die Gemeinschaft der Gläubigen zurückbewegen, wo Sie ja hinkönnen.
    Ich danke Ihnen beiden für das Gespräch.
    Das Ehepaar Richard und Christel Picker im Journal zu Gast bei Michael Kerbler.
    Vier Minuten nach halb eins ist es.
    Seit der Tatblatt-Affäre reißt die Diskussion um die Aktion 8000 der Arbeitsmarktverwaltung nicht ab.
    Das Anarchistenblatt, bekannt geworden durch den Strommastenanschlag von Ebergassing, wurde aus öffentlichen Mitteln gefördert und das ließ vor allem bei ÖVP und Freiheitlichen Zweifel an der Aktion entstehen.
    Jetzt hat die Arbeitsmarktverwaltung erstmal seine Effizienzstudie über die Aktion 8000 vorgelegt.
    Das Ergebnis fasst Hanno Settele zusammen.
    Mehr als 40.000 Menschen haben seit Einführung der Aktion 8000 vor elf Jahren an ihr teilgenommen.
    Und die Idee, einen Arbeitsplatz zu fördern, statt Arbeitslosengeld auszuzahlen, hat sich bewährt, sagt die Studie.
    Garantiert ein Verein oder eine Gemeinde den Arbeitsplatz für ein Jahr, so übernimmt die Arbeitsmarktverwaltung die Lohnkosten für acht Monate bzw.
    ein halbes Jahr.
    Dass Beschäftigungen nur im gemeinnützigen Non-Profit-Bereich möglich sind, bewertet der Projektleiter der Studie Walter Reiter keineswegs negativ.
    Es geht ja nicht darum, dass sie im Non-Profit-Bereich eine weitere Beschäftigung finden, sondern in der geförderten Zeit, also im Non-Profit-Bereich, sollen sie quasi fit gemacht werden für den Arbeitsmarkt.
    Und dass das gelingt, das zeigen die Forschungsergebnisse.
    Nämlich 50 Prozent der Personen, die so eine Maßnahme absolviert haben, finden dann einen weiteren Dauerarbeitsplatz.
    Mit Betonung auf Dauerarbeitsplatz, das ist auch sehr wichtig.
    Das heißt, der Non-Profit-Bereich stellt sich mehr oder weniger zur Verfügung für die öffentliche Hand, um die notwendigen Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zu übernehmen, damit Langzeitarbeitslose, also Personen, die schwierige Zugänge auf dem Arbeitsmarkt haben, wieder in die Chance, also in die Möglichkeit versetzt werden, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
    Dass die geförderten Arbeitnehmer nach der Maßnahme oft einen Dauerjob finden, wirkt sich positiv auf den Staatshaushalt aus.
    Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Aktion letztendlich mehr Geld bringt, als sie kostet.
    Denn wer Arbeit hat, zahlt auch Steuern und benötigt keine Unterstützung mehr und belebt mit seinem Geld wiederum die Wirtschaft.
    Konkret berechnet die Studie die fiskalen Auswirkungen jener Förderungen, die im Jahr 1990 ausbezahlt wurden.
    440 Millionen waren damals investiert worden und exakt 305 Tage nach Ende der Förderungsmaßnahme waren die angelaufenen Kosten wieder herinnen, sagt die Studie.
    Am häufigsten wird die Aktion 8000 von Pflichtschulabsolventen in Anspruch genommen, auf Platz 2 kommen schon die Akademiker.
    Zwei Schwachstellen der Aktion, ordnet die Studie.
    Einerseits die geringen Möglichkeiten, Beruf und Ausbildung zu verbinden und andererseits greife die Aktion zu wenig bei der am schwierigsten zu vermittelnden Gruppe, nämlich bei den Arbeitslosen über 45.
    Vor zehn Jahren waren dubiose Anlageberater, bildlich gesprochen nur ein Problem reicher Zahnärzte.
    Mittlerweile hat sich die Gefahr aber demokratisiert und immer mehr Leute geraten auf der Suche nach einerseits sicheren, auf der anderen Seite aber auch abenteuerlich ertragreichen Investitionsmöglichkeiten ins Netz von Geschäftemachern und Betrügern.
    Ein Problem dabei ist, dass es kaum gesetzliche Handhaben gegen diese Praktiken gibt, bis es dann zu spät und das Geld verloren ist.
    Gesundheitsministerin Christa Kramer, zu der auch der Konsumentenschutz gehört, wird hier nun aktiv.
    Fritz Titelbacher berichtet.
    Max Reuter ist im Verein für Konsumenteninformation für alle Finanz-, Kredit- und Geldangelegenheiten zuständig.
    Und in dieser Eigenschaft hat er seit einiger Zeit eine neue Hauptbeschäftigung.
    Im Monat wenden sich sicherlich
    so etwa an die 40 Leute an den VKI.
    Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass natürlich nicht jeder Konsument den VKI kennt, muss ich schon an eine sehr dramatische Grauziffer denken, die hier in Österreich vorhanden ist.
    Und da es in fast jedem zweiten Fall um mehrere hunderttausend Schilling geht, kommt hier eine gewaltige Schadenssumme zusammen.
    Ohne Zweifel ist das ein Milliardengeschäft und ich würde auch sagen, dass Milliarden hier sozusagen den Bach runtergehen.
    Beliebte Tricks sind hier immer noch die per Telefon angebotenen Superchancen auf der Rohstoffbörse, samt vorgespielter hoher Gewinne und immer neuen Nachschüssen.
    Nur wenn man sein Geld wieder haben will, ist das Büro plötzlich aufgelöst und die Maklerfirma auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
    Ein wenig seriöser sind da die großen Finanz- und Kapitalmakler.
    Sie verkaufen reale Geschäftsanteile, allerdings informieren sie meist kaum über die Risken und Verpflichtungen.
    Etwa beim neuesten Finanzmakler-Hit der atypisch stillen Beteiligung.
    In der Verkäuferpropaganda ist das ein todsicheres und lukratives Ansparmodell, in Wirklichkeit aber eine Unternehmensbeteiligung mit all ihren Problemen, etwa möglicher Verlust und Nichtkündbarkeit.
    Konsumentenschutzministerin Krista Kramer will daher zunächst einmal eine ganz genaue Information über alle Anlagen durchsetzen.
    So wie es bei Aktien und Anleihen seit langem eine Prospektpflicht gibt, so soll es solche geprüfte Informationen auch bei allen anderen Anlagen geben.
    Außerdem soll im neuen Kapitalmarktgesetz die Haftung für diese Prospektangaben wesentlich verschärft werden.
    Und die Ministerin fordert, analog zu einschlägigen EU-Richtlinien, auch eine genaue und einklagbare Beschreibung der Pflichten der meist selbst ernannten Finanzprofis.
    Wir wollen einen Pflichtenkatalog für die Vertreiber von Kapitalanlagen.
    Und zwar, die Verletzung dieses Pflichtenkatalogs sollte auch schadenersatzpflichtig sein.
    Der größte Teil dieser teilstubiosen Risikoanlagen wird über Telefonmarketing vertrieben.
    Hier will Krammer überhaupt einen Riegel vorschieben.
    Es soll ein ausdrückliches verwaltungsstrafrechtliches Verbot geben für die ungebetene telefonische Werbung, also für Kapitalmarktanlagen.
    Dann wollen wir ein verwaltungsstrafrechtliches Verbot, dass man Privatpersonen aufsucht in deren Wohnungen oder in deren Häusern, um ihnen eben einen Kauf anzuraten oder einzureden, sage ich jetzt.
    Das ist ja meistens der treffendere Ausdruck.
    Und das dritte ist das Rücktrittsrecht bei Haustürgeschäften.
    Aber wir wollen, dass das für den gesamten Kapitalanlagebereich gilt, erstens einmal.
    Und zweitens soll es auch für den Fall gelten, dass der Verbraucher eigentlich selbst die Geschäftsverbindung angebannt hat.
    Bis der Kapitalmarkt entsprechend der Wünsche Christa Grammers geändert worden ist, empfiehlt der Verein für Konsumenteninformation die Verwendung eines eigens entwickelten Fragebogens für Finanzberatergeschäfte.
    Dieser Bogen umfasst alle wichtigen Informationen samt Gewinnversprechen und Risikoangaben.
    Wird er vom Berater unterschrieben, so haftet dieser auch für alle seine Angaben.
    Unterschreibt er nicht, so rät der VKI nur eines, nämlich Finger weg.
    Vom Attersee in Oberösterreich wurden heute früh Haut- und Haarschäden bei mehreren Badegästen gemeldet.
    Auch jetzt, mehrere Stunden danach, ist die Ursache nach wie vor ein Rätsel.
    Wasserproben wurden entnommen.
    Mit dem Ergebnis der Untersuchungen ist aber frühestens am Abend zu rechnen.
    Heinz-Peter Ziegler vom Landesstudio Oberösterreich berichtet näher.
    Die ersten Beschwerden bei den Badegästen am Attersee traten Freitagabend am Ende des Badetages auf.
    Etwa 30 Personen suchten den Gemeindearzt von Unterach auf.
    Dieser stellte bei den Patienten handtellergroße Rötungen der Haut fest.
    In einigen Fällen begannen sich die Körperhaare zunächst zu verfärben, dann brachen sie an der Wurzel ab.
    Ähnliche Vorfälle wurden auch von anderen Orten am See berichtet.
    Zumeist genügte es, wenn sich die Patienten mit Leitungswasser abduschten und Milch auf die Haut auftrugen.
    In wenigen schwerwiegenderen Fällen halfen Kortisonsalben.
    Der Bürgermeister von Unterach, Johann Strobl, auf die Frage nach einem Badeverbot.
    Wir werden vorläufig kein Badeverbot verhängen, denn die Untersuchungen müssen abwarten.
    Ich glaube, heute stellt sich die Frage so und so nicht, weil nicht der ideale Badetag ist.
    Aber ich hoffe, dass wir im Laufe des Tages zumindest die biologischen Untersuchungen bekommen werden.
    Sein Badeverbot wäre natürlich auch eine wirtschaftliche Katastrophe.
    Das wäre gar nicht auszudenken.
    Die von der Feuerwehr genommenen Wasserproben werden jetzt von einem Chemiker und von einem Biologen untersucht.
    Erste Ergebnisse sind aber frühestens am Abend zu erwarten.
    Die Erfolgschancen sind nicht sehr groß.
    Das Ganze gleicht der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen, verglichen der Chemiker.
    Aus Österreichs Landschaft ist aber auch Positives zu melden.
    Im Zuge der EU-Diskussion war ja viel von europareife die Rede.
    Eines ist sicher europareif, Österreichs Landschaft.
    Zumindest das Lesachtal in Kärnten am Oberlauf der Gail.
    Es wurde von den österreichischen Naturfreunden und ihren ausländischen Schwesterorganisationen zur europäischen Landschaft des Jahres gewählt.
    Die Verleihung nimmt der Präsident Naturfreunde-Nationalratspräsident Heinz Fischer vor.
    Das Gebiet zählt zu jenen in den Alpen, dass sich dem sanften Tourismus verschrieben haben.
    Eine noch halbwegs intakte Landwirtschaft, eine von brutalen Eingriffen verschonte Landschaft, Menschen, die ihre kulturelle Bewusstsein noch nicht verloren haben, das sind einige der wichtigsten Kriterien, die eine Europalandschaft des Jahres erfüllen muss.
    Unser Reporter Hans-Christian Unger war auf einem Lokal-Augenschein im Lesachtal.
    Das ist nicht der einzige Grund für die Auszeichnung.
    Damit soll auch die Gefährdung einer Region signalisiert werden, die den Touristen aufs Erste gar nicht ins Auge fällt.
    Manfred Pilz, Generalsekretär der Naturfreunde Internationale.
    Der Fesertal ist ökologisch gefährdet, weil wir eine große Abwanderung der Berglandwirtschaft haben und die Berglandwirtschaft letztendlich die Flächen pflegt.
    die unsere Alpen ökologisch schützenswert machen.
    Noch kein Grund hier für Alarmstufe 3.
    Aber Versuche, den Menschen hier Arbeit und Einkommen zu verschaffen, um die Landschaft intakt zu halten.
    Der Bauer, der kleine Gewerbebetrieb, der Handel, sie brauchen alle hier den Fremdenverkehr.
    Und sie brauchen auch Förderung von allen möglichen Stellen dafür.
    Auch das ist das Ziel der Proklamation zur Europalandschaft.
    Ja, wir streben einerseits eine ökologische Partnerschaft mit den Alpen an.
    Das heißt, wir versuchen Verständnis zu erwirken europaweit für die Probleme des Lesartals.
    Andererseits werden in der Region Projekte initiiert, um dem Lesartal zu helfen.
    Zum Beispiel ein Themenwanderweg, eine Schule des sanften Reisens und andere Projekte.
    Und der Fremdenverkehrsreferent im Lesachtal meint, in den letzten zehn Jahren mit dem sanften Tourismus gar nicht so schlecht gefahren zu sein.
    Gabriel Obernosterer?
    Naja, der wirtschaftliche Aufschwung hat man natürlich dadurch im Lesachtal nicht so mitbekommen wie in den anderen touristischen Tälern.
    Aber wo es auch touristisch abwärts geht, so wie jetzt in dieser Zeit, sieht man das in Lesartal, dass es uns wirtschaftlich nicht abwärts geht, sondern dass wir unseren wirtschaftlichen Standard jetzt eigentlich halten.
    Und um das werden wir jetzt momentan sicherlich beneidet.
    Und das zeigt, dass man, wenn man nicht immer der Erste ist, dann wahrscheinlich auch nicht immer der Letzte ist.
    Vor zehn Jahren sind die Nächtigungszahlen auf 100.000 gesunken.
    Jetzt hält man schon wieder bei 120.000.
    Die Beteuerung der verschiedenen Kammern, die Kooperation zwischen der Landwirtschaft und dem Fremdenverkehr zu verbessern, sprich Direktvermarktung der Produkte, die haben hier noch nicht gegriffen.
    Noch immer zu viel Pizza und Hawaii-Steak auf der Speisekarte statt Lesserstaller Lamm und Rind.
    Dementsprechend die Kritik daran von den Bergbauern.
    Ja, das stimmt.
    Das muss man schon beobachten,
    eben unsere Produkte von den heimischen Betrieben viel zu wenig angeboten werden.
    Und ich glaube, da ist noch viel Zusammenarbeit notwendig und auch Verständnis für den anderen.
    Und so sehr man sich auch im Lesachtal freut, in diesen Tagen hohe Gäste wie etwa den Nationalratspräsidenten begrüßen zu dürfen, so bleibt der 72-jährige Bürgermeister Ignaz Brunner skeptisch, dass nach der Urkundenverleihung am Sonntag auch Montag konkrete Taten gesetzt werden.
    Was Sie sagen, es ist leider so, dass hier nur mit Worten geredet wird und
    Und eigentlich der Tatsächliche, wenn die dann in die Stadt kommen oder in die Zentren oder zu ihrer Verwaltung, dann ist das alles längst vergessen.
    Es wird eben viel zu viel beschwichtigt und schön geredet und ehrlich gesagt zu wenig getan.
    Stimmen aus der europäischen Landschaft des Jahres, dem Lesachtal in Kärnten.
    Und gegen Ende des Mittagsschnurrers jetzt nochmal ins Ausland.
    In Jerusalem wird heute Nachmittag eine Tagesklinik für die palästinensische Bevölkerung eröffnet und zwar durch die Staatssekretärin im Außenministerium, Benito Ferrero-Waldner.
    Denn das Diagnosezentrum im Herzen der Altstadt von Jerusalem wurde größtenteils mit österreichischen Mitteln errichtet.
    Es soll eines der Herzeige-Projekte für die westliche Entwicklungshilfe sein, die den Palästinensern im Rahmen des Friedensprozesses versprochen wurde.
    Aus Jerusalem, Brigitte Fuchs.
    Die Austrian Arab Clinic im muslimischen Viertel der Jerusalemer Altstadt ist direkt an der Via Dolorosa gelegen, jener Kreuzwegstraße der heiligen Stadt, wo sich jedes Jahr die Ströme hunderttausender Bilder und Touristen durchwälzen.
    Nach unseren Begriffen wäre die Klinik im Erdgeschoss eines der historischen Gebäude der Straße wohl eher als Ambulatorium zu bezeichnen.
    Doch für die rund 20.000 Araber, die in der Altstadt leben, ist dieses medizinische Zentrum von enormer Bedeutung.
    ist es doch die einzige derartige Einrichtung für Palästinenser im historischen Teil der Stadt.
    Auf knapp 400 Quadratmetern bietet das Ambulatorium ein mit hochmodernen medizinischen Gerät ausgestattetes Diagnosezentrum mit einem medizinischen Programm, das von Vorsorgemedizin und Schwangerschaftsberatung bis zur Altenbetreuung und natürlich auch notärztlicher Erstversorgung nach Unfällen reicht.
    Finanziert wurde das 7,5 Millionen Schilling-Projekt
    von der österreichischen Regierung, der Stadt Wien, privaten Spendern in Österreich und der arabischen Welt, sowie von der Erzdiözese Wien, die damit ein zehn Jahre altes Versprechen von Kardinal König nach der Schließung des palästinensischen Krankenhauses im österreichischen Hospiz einlöst.
    Denn als das Spital damals geräumt wurde und das Hospiz wieder zu einer Anlaufstelle österreichischer Pilger und Studenten im Heiligen Land wurde,
    verloren die Palästinenser ihr einziges von den Israelis unabhängiges Krankenhaus in Ost-Jerusalem.
    Auch deshalb, so meint Außenministeriums Staatssekretärin Ferrero-Waldner, die die Klinik heute Nachmittag eröffnen wird, hat man sich von österreichischer Seite gerade für dieses Projekt im Rahmen der Hilfe für den Aufbau palästinensischer Strukturen
    nach dem Nahöstlichen Friedensschluss engagiert.
    Man fördert es deshalb, weil eben damals unser österreichisches Hospiz hier war.
    Das ist also eine gewisse Tradition, die wir in diesem Bereich schon haben.
    Aber generell steht natürlich hinter all den Projekten, die von Österreich gefördert werden, einfach die Förderung des Nahostfriedensprozesses.
    Nicht, wenn wir jetzt die ganze internationale Gemeinschaft nicht da sind und diesen wichtigen Prozess
    fördern, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, mit Projekten wie Wasserversorgung, mit Erziehungsprojekten, mit Gesundheitsprojekten, dann ist der Friedensprozess gefährdet.
    Der Betrieb im neuen Haus an der Via Dolorosa, es liegt übrigens genau gegenüber des österreichischen Hospizes, wird noch fünf Jahre lang von Österreich mitfinanziert werden.
    Dann soll das medizinische Zentrum mit seinen zu erwartenden 6.000 bis 9.000 Patienten im Monat
    unabhängig von der Entwicklungshilfe existieren können.
    Der belvedere Wettbewerb für Oper und Operette geht dieser Tage in die Endrunde, schon zum vierzehnten Mal in der Wiener Kammeroper.
    Hans-Gabor-Wettbewerb steht diesmal als Untertitel auf den Plakaten, zum Andenken an den verstorbenen Direktor des Hauses und Begründer dieses renommierten Wettsingens.
    Heute ist der letzte Tag des Semifinales.
    Morgen geht das Finale über die Bühne, und zwar erstmals über die Bühne des Theaters an der Wien.
    Hören Sie ein Stimmungsbild von der Roteta.
    Frank.
    Ein Sängerwettstreit von gewaltigen Dimensionen.
    In ca.
    30 Städten auf der ganzen Welt haben 2500 Bewerber bei den Vorauswahlen ihr Glück versucht.
    160 von ihnen durften zum Semifinale nach Wien anreisen.
    Unter jungen Opernsängern, vor allem in Europa, wird der Belvedere-Wettbewerb als der wichtigste überhaupt gehandelt.
    Opernstar Christian Bösch, der am Sonntag das öffentliche Finale moderieren wird, verfolgt das Wettsingen mit Spannung.
    Das, was mich an dem Wettbewerb so fasziniert, ist, dass die Jury nicht nur Leute sind, die etwas verstehen, sondern auch die dieses Verstehen umsetzen können in echte Chancen.
    Das sind Later-Theater-Direktoren, Intendanten.
    Und es werden hier einen ganzen 26 Preise vergeben und das sind nicht Geldpreise auch.
    Ein bisschen Geld ist auch gut, aber sie haben eine echte Chance aufzutreten.
    Das heißt, die Direktoren vergeben ein Engagement und das ist die große Chance und das ist ziemlich einmalig.
    Auch im Zuschauerraum sitzen schon beim Semifinale wichtige Impresarios und Agenten und machen sich Notizen.
    Der Belvedere-Wettbewerb ist eine einzige große Sängerbörse.
    Ein Teilnehmer aus St.
    Petersburg.
    Selbst wenn er keinen Preis gewinnen sollte, so hat er doch schon wichtige Kontakte.
    Das kann Arbeit, Verträge bringen.
    Wer sich den scharfen Ohren der Jury stellt, braucht eiserne Nerven.
    Kaum ein Bewerber steckt die Belastungen des Wettbewerbs so einfach weg.
    Man kommt raus mit absolut null Feedback.
    Besonders wenn man weiß, wie es ist, mit Applaus.
    dann ist dieses hier, sich wieder einer Prüfung unterziehen, ist natürlich schon sehr undankbar.
    Die von den Europäern so gefürchtete Konkurrenz aus den USA ist hier eher schwach vertreten.
    Dafür ist der Belvedere-Wettbewerb traditionellerweise eine Drehscheibe zum Osten.
    Durch den Umbruch 1989 ist besonders in den GUS-Staaten ein enormes Reservoir an schönen und bestens ausgebildeten Stimmen frei geworden.
    Allein in den Vorauswahlen in Russland stiegen 17 Kandidaten ins Semifinale auf.
    Da hat es der heimische Nachwuchs oft schwer.
    Der in letzter Zeit beklagte Niedergang der Musikerziehung in diesem Land macht sich auch hier bemerkbar.
    Es ist jetzt fast erschütternd zu sehen, dass in dem Ganzen drei Österreicher waren, die sich da beworben haben.
    Eine Österreicherin trat gestern mit der mörderisch schwierigen Aria der Olympia aus Hoffmanns Erzählungen an.
    Das Finale des Belvedere-Wettbewerbs ist morgen um 14 Uhr im Theater an der Wien.
    Es gibt noch Karten.
    Und die Preisträger des Wettbewerbs treten dann nächste Woche bei einer Gala im Stadttheater Baden an, genau am Freitag, den 21.
    Juli.
    Bei uns im Mittagschnell tritt noch Ernst Maton mit den Schlussnachrichten an.
    Bosnien-Herzegowina.
    Die Angriffe der bosnischen Serben auf Dschepa gehen weiter.
    Nach Angaben der UNO haben sich die Frontlinien in den vergangenen Stunden aber kaum verschoben.
    In der UNO-Schutzzone Gorazde, 40 Kilometer südlich von Dschepa, haben bosnische Regierungssoldaten heute ukrainischen Blauhelmern, sechs Schützenpanzer und mehrere leichte Waffen abgenommen.
    Der ukrainische Kommandeur wurde dabei zusammengeschlagen.
    Die bosnischen Moslems wollen mit den erbeuteten Waffen Gorazde gegen die Serben verteidigen.
    Österreich.
    Die Ursache der mysteriösen Verletzungen von Badegästen am Attersee ist noch nicht geklärt.
    In Unterach und anderen Orten klagten gestern Abend mindestens 30 Personen nach dem Bad im See über Handtellergrosse Hautrötungen und versenkte Körperhaare.
    Die Ergebnisse der chemischen und biologischen Tests mit Wasserproben werden erst gegen Abend vorliegen.
    Ein Badeverbot für den Attersee wurde nicht verhängt.
    Die österreichischen Naturfreunde und ihre ausländischen Schwesterorganisationen haben das Kärntner Lesag-Tal zur Europäischen Landschaft des Jahres gewählt.
    Der Grund?
    Die Landschaft am Oberlauf der Geil ist noch ökologisch intakt, es gibt keine touristischen Großbetriebe.
    Dem Polizeidirektor von Eisenstadt wird Urkundenunterdrückung vorgeworfen.
    Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beamten vor, er habe eine Anzeige wegen Schnellfahrens verschwinden lassen.
    Der Polizeidirektor war in der Steiermark durch eine Laserkontrolle beim Schnellfahren erwischt worden.
    Der Strafakt verschwand bei der Bundespolizeidirektion Eisenstadt.
    Der Polizeidirektor wollte bisher keine Stellungnahme abgeben.
    Wien erhält eine eigene Schubhaftanstalt.
    Nach Angaben von Innenminister Aynem wird das neue Polizeigebäude etwa 500 Millionen Schilling kosten und frühestens in drei Jahren fertig sein.
    Notwendig wird der Bau, weil das Polizeigefangenenhaus in der Wiener Rosauer Kaserne nicht mehr sanierbar ist.
    Italien.
    Das Abgeordnetenhaus in Rom hat die umstrittene Rentenreform gebilligt.
    Ministerpräsident Dini hatte die Abstimmung zum dritten Mal hintereinander mit der Vertrauensfrage verbunden.
    Jetzt muss noch der Senat über das Reformvorhaben entscheiden.
    Das Wetter heute Nachmittag.
    Kaum noch Sonne, meist stark bewölkt und einige Regenschauer oder Gewitter.
    Lebhafter Wind im Osten Österreichs.
    Temperaturen zwischen 21 und 27 Grad.
    Und damit geht das Mittagschanal vom Samstag, dem 15.
    Juli, zu Ende.
    Unser Tonmeister war Toni Benedikt, die Ablaufregie führte Hubert Arnim Ellison und ihr Moderator war Werner Löw.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Entwicklungen Bosnien
    Bosnische Serben marschieren weiter auf UNO-Schutzzonen wie Cepa, 10.000 Flüchtlinge bleiben ohne Hilfe, auch das Schicksal der bosnischen Männer ist unklar.
    Mitwirkende: Ripper, Konstanze [Gestaltung]
    Datum: 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Völkermord und Holocaust ; Straftaten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview EU-Verwalter Koschnick
    Interview: Hans Koschnick, Verwalter der Stadt Mostar in Bosnien
    Mitwirkende: Lininger, Christian [Gestaltung] , Koschnick, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; EU ; Straftaten ; Friede ; Zivilgesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bosnien-Herzegovina
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Leonardo Boff sieht die Kirche im Aufbruch
    Einblendung: Boff
    Mitwirkende: Kaup, Johannes [Gestaltung] , Boff, Leonardo [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Religion ; römisch - katholische Kirche ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Priesterehepaar Picker
    Einblendung: Richard und Christl Picker
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Picker, Richard [Interviewte/r] , Picker, Christl [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Religion ; römisch - katholische Kirche ; Diskussion ; Sexualität ; Familie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktion 8000 - die Effizienz der Arbeitsvermittlung
    Einblendung: Walter Reiter
    Mitwirkende: Settele, Hanno [Gestaltung] , Reiter, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Arbeitsbedingungen ; Arbeitslosigkeit ; Regierung ; Verwaltung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuregelung der Aktivitäten von Anlageberatern
    Einblendung: Max Reuter, Christa Krammer
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Reuter, Max [Interviewte/r] , Krammer, Christa [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Handwerk und Gewerbe ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Straftaten ; Konsum ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verätzungen im Attersee
    Einblendung: Johann Strobl, Bürgermeister Unterach am Attersee
    Mitwirkende: Ziegler, Heinz Peter [Gestaltung] , Strobl, Johann [Interviewte/r]
    Datum: 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Tourismus ; Sicherheit ; Gewässer ; Ökologie und Umweltschutz ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Oberösterreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lesachtal "Landschaft des Jahres"
    Einblendung: Manfred Pils, Naturfreunde International, Fremdenverkehrsreferent Lesachtal Gabriel Obernosterer, Ignaz Brunner, Bürgermeister Gemeinde Lesachtal
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Pils, Manfred [Interviewte/r] , Obernosterer, Gabriel [Interviewte/r] , Brunner, Ignaz
    Datum: 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Preis ; Landschaft ; Umweltpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1995.07.15
    Spieldauer 00:55:41
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1995.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-950715_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt