Mittagsjournal 1995.11.15

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Heute Mittagstunde ist gekommen und damit Zeit für ausführliche Informationen in einem Ö1-Mittagsjournal mit Manfred Kronsteiner.
    Internationale Themen heute UNO-Flüchtlingsbericht, weltweit mindestens 27 Millionen Menschen auf der Flucht, mehr als die Hälfte davon Kinder.
    Nationalismus made in Bratislava, vor Beschlussfassung über das Minderheiten-sabotierende Sprachengesetz.
    Athena-Häftlingsrevolte, Aufstand im berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis von Corrida Los.
    Österreichthemen heute Mittag.
    Konfliktträchtiger 8.
    Dezember.
    Aktuelle Stunde im Parlament.
    Agrarisches im Nationalrat.
    Die Landwirtschaftsdebatte.
    IHS zur Budgetsanierung.
    Sparen, nicht neue Steuern, lautet der Kernpunkt.
    Filmfest Viennale.
    Neuer Leiter wird Hans Hurch.
    Nach diesem akustischen Wegweiser ein informativer Überblick.
    Wir bieten Ihnen eine Zusammenfassung der wesentlichsten Nachrichten, redigiert von Elisabeth Manners.
    Im Sprecherstudio sitzt jetzt Josef Wenzel-Hnatek.
    Österreich.
    Der Nationalrat tritt am Vormittag zur Plenarsitzung zusammen.
    Sie wird voraussichtlich bis Freitag dauern.
    Die Tagesordnung umfasst 26 Punkte.
    Zur Debatte stehen auch je zwei dringliche Anfragen der Freiheitlichen und der Grünen.
    USA.
    Die Verhandlungen über den amerikanischen Haushalt sind festgefahren.
    Eine neuerliche Gesprächsrunde zwischen hochrangigen Regierungsvertretern und republikanischen Abgeordneten ist ergebnislos geblieben.
    Griechenland.
    In einem Gefängnis in der Nähe von Athen ist eine Gefangenen-Meuterei im Gang.
    Acht Personen, unter ihnen ein Arzt, wurden als Geiseln genommen.
    Zwei ließen die Meuterer wieder frei.
    Die 1300 Häftlinge dürften aber das gesamte Gebäude unter ihrer Kontrolle haben.
    Über ihre Forderungen herrscht noch Unklarheit.
    Vereinte Nationen.
    Mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge auf der Welt sind Jugendliche unter Kinder.
    Dies geht aus dem jüngsten Flüchtlingsbericht des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge hervor.
    Demnach sind in manchen Regionen sogar zwei Drittel der vertriebenen Bevölkerung Kinder.
    Insgesamt sind weltweit 27 Millionen Menschen auf der Flucht.
    Nach Angaben des UNO-Hochkommissariats sind die Flüchtlingskinder wegen ungenügender Immunisierung meist schutzlos Krankheiten und Infektionen ausgesetzt.
    Als häufigste Todesursache wird Durchfall genannt.
    Er wird durch verschmutztes Wasser verursacht, aber auch über Nahrung und Hautkontakt übertragen.
    In der Nähe von Tokio ist es zu einem Bombenanschlag gekommen.
    Betroffen war eine Stromleitung.
    Die unbekannten Täter hatten an einem Strommast vier Sprengsätze angebracht, aber nur einer explodierte.
    Die Stromversorgung zur nahegelegenen amerikanischen Basis wurde nicht unterbrochen, verletzt wurde niemand.
    In Japan gab es in den vergangenen Wochen immer wieder Protestaktionen gegen die amerikanische Militärpräsenz.
    Zwei amerikanische Soldaten hatten ein japanisches Mädchen vergewaltigt.
    Nahe Osten.
    Die Palästinenser Polizei hat einen Mordanschlag auf PLO-Chef Arafat vereitelt.
    Schon vor einigen Tagen sind im Gaza-Streifen fünf Männer festgenommen worden.
    Sie hatten einen Anschlag auf Arafat geplant.
    Die Männer kamen aus Libyen und Algerien.
    Sie dürften in Verbindung zur radikalen palästinensischen Abu-Nidal-Gruppe stehen.
    Algerien.
    Zwei Tage vor den Präsidentenwahlen sind wieder drei Menschen durch die Explosion einer Autobombe umgekommen.
    Sieben Personen erlitten Verletzungen.
    Als Urheber des Anschlages werden Fundamentalisten vermutet.
    Nepal, Italien.
    Nach dem schweren Lawinenunglücken in Himalaya-Gebirge werden noch immer 114 Italiener vermisst.
    74 Italiener konnten gerettet werden.
    Bei der Serie von Lawinenunglücken wurden seit Ende der vergangenen Woche mindestens 50 Bergsteiger getötet.
    Auch 10 Deutsche waren von den Schneemassen überrascht worden.
    Sie konnten aber lebend geborgen werden.
    USA, Russland.
    Die amerikanische Raumfähre Atlantis hat erfolgreich an die russische Raumstation Mir angekoppelt.
    Dies ist der Höhepunkt der auf acht Tage angesetzten Atlantis Mission.
    Beide Raumfahrzeuge sollen vier Tage lang aneinander gekoppelt bleiben und mehr Nationalitäten im All vereinen als je zuvor.
    Es sind dies vier Amerikaner, zwei Russen, ein Kanadier und ein deutscher Astronaut.
    Die Raumfähre Atlantis ist am Sonntag mit 24-stündiger Verspätung vom Raumfahrtzentrum Cape Canaveral im Bundesstaat Florida ins All gestartet.
    Es ist das zweite russisch-amerikanische Treffen im All in diesem Jahr.
    Polen.
    Der Primas der katholischen Kirche in Polen, Kardinal Glemp, lässt Messen für die Wiederwahl von Präsident Wałęsa lesen.
    In einem heute veröffentlichten Hirtenwort schreibt Glemp, es sei auch angezeigt, den Rosenkranz zu beten, die Religionsfreiheit sei bedroht.
    Es wäre möglich, dass Nichtgläubige alle wichtigen Posten im polnischen Staat übernehmen.
    Ein Wort an Autofahrer, wer jetzt noch immer keine Winterreifen am Fahrbahnuntersatz montiert hat, sollte dazuschauen.
    Was das Wetter betrifft, geht's drunter und drüber.
    Alles weitere in Christian Huhndorf's Wettervorschau.
    Eines der Kennzeichen des Herbstes ist ja der rasche und plötzliche Wechsel zwischen warm und kalt und genau das bekommen wir in den nächsten Tagen zu spüren.
    Kaum ist der erste Schnee vielerorts wieder verschwunden, so kündigt sich für das Wochenende der nächste Schub kalter Luft an.
    Es sieht ganz nach einem winterlich kalten Wochenende aus.
    Momentan ist davon noch nichts zu merken.
    Elf Grad hat es jetzt zum Beispiel in Neulengbach, in Tulln und in Salzburg.
    Ähnlich mild geht es bis Freitagmittag im Großteil Österreichs weiter.
    Dann aber stellt sich das Wetter nachhaltig um.
    Schon am Freitagabend kann es bis in höher gelegene Täler schneien.
    Am Samstag sind dann auch im Flachland Schnee oder zumindest Schneeregenschauer wieder möglich.
    Wir kommen zum aktuellen Wetter, die Meldungen aus den Landeshauptstädten.
    In Wien ist es heiter bei 8 Grad, Eisenstadt Nebel 5, St.
    Pölten heiter 10, Linz wolkig 10, Salzburg wolkig 11, Innsbruck wolkig 9, Bregenz stark bewölkt 9, Graz Nebel 7 und Klagenfurt stark bewölkt 8 Grad.
    In Unterkärnten und auch im Grazer Becken bleibt es heute Nachmittag bewölkt oder nebelig trüb.
    Meist sonnig ist es hingegen im Osten Österreichs.
    Der Nebel im Burgenland löst sich noch auf.
    In Westösterreich wechseln Sonne und Wolken und es kann leicht föhnig werden.
    Die Temperaturen reichen 6 bis 14 Grad.
    Feucht, windig und mild ist der morgige Donnerstag.
    Von Südwesten her ziehen nach und nach immer mehr Wolken auf.
    Regnerisch ist es zunächst vor allem in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberkärnten.
    Im Laufe des Nachmittags wird der Regen im Westen häufiger und breitet sich allmählich auf den Großteil Österreichs aus.
    Am Abend sind dann auch in Wien und im Burgenland erste Regentropfen möglich.
    Außerdem ist es morgen windig auf den Bergen stürmisch, die Temperaturen erreichen 8 bis 14 Grad, in 2000 Meter Höhe 2 Grad.
    Feucht ist es auch übermorgen Freitag, man muss in ganz Österreich mit Regenschauern rechnen, auch Gewitter sind möglich.
    Am Vormittag und zu Mittag können die Temperaturen noch 8 bis 14 Grad erreichen, im Laufe des Nachmittags und am Abend kühlt es aber deutlich ab, es kann am Abend bis 800 Meter herabschneien.
    Der Wind legt übermorgen noch zu und wird sehr kräftig, der Samstag ist dann stürmisch und kalt und es kann wie gesagt auch im Flachland hin und wieder schneien.
    Soviel zum Wetter, gleich wird es 8 nach 12 sein.
    Und wir beginnen unsere Berichterstattung mit einem Österreich-Thema.
    Maria Empfängnis kommt bestimmt in drei Wochen und zwei Tagen.
    Seitdem gestern im zuständigen Parlamentsausschuss die ÖVP mit Unterstützung von Freiheitlichen und Liberalen eine Regelung zum Offenhalten der Geschäfte am 8.
    Dezember in einer von der SPÖ abgelehnten Form durchgedrückt hat, ist bei der Gewerkschaft der Privatangestellten Feuer am Dach.
    Im Radio-Morgenjournal sprach GPA-Chef Salmutter vom größten Wort- und Vertragsbruch, den er je erlebt habe und von einem Frontalangriff auf die Rechte der Handelsangestellten, weil die ursprünglich vereinbarten kollektivvertraglichen Regelungen nun nicht mehr auftauchen.
    Wirtschaftskammer-Generalsekretär Günther Stummvoll wehrt Salmütters Vorwürfe vehement ab.
    Also diese Behauptung von Herrn Salmuth ist im Grunde eine Ungeheuerlichkeit.
    Hier von einem Wortbruch zu sprechen, richtig ist, dass zwischen den beiden Regierungsfraktionen und der Einbeziehung der Sozialpartner ein großes Paket versucht wurde zu schnüren, ein großes Paket, das enthalten hat, also Bestimmungen über den 8.
    Dezember, über die Agrarförderung und so weiter.
    Dieses Paket wurde deshalb aufgelöst, weil die SPÖ nicht bereit war, die Versprechen der Landwirtschaft gegenüber einzulösen.
    Und damit bitte ist der Wortbruch zunächst einmal auf SPÖ-Seite geschehen.
    Auch die Behauptung, es gebe keinen Kollektivvertrag, bitte ist wahrheitswidrig.
    Es gibt einen bereits unterschriebenen Kollektivvertrag.
    der die Entgeltbestimmungen enthält, was gilt, wenn Handelsgeschäfte am 8.
    Dezember aufsperren, was gilt hier, was bestehen für Entgeltansprüche der Handelsangestellten.
    Also ich muss wirklich sagen, ich weise diese Ungeheuerlichkeit des Herrn Salmutter mit aller Entschiedenheit zurück.
    Jetzt war es ja vorher so, und auch die SPÖ hat es zu einem Antrag eingebracht, dass drinnen gestanden wäre in diesem Gesetz am 8.
    Dezember, dass es kollektivvertragliche Lösungen gibt.
    Jetzt steht nur mehr drinnen, am 8.
    Dezember kann man aufsperren, kurz gesagt.
    Warum ist es denn nicht möglich, dass man sowas hineinschreibt, es gibt dann eben kollektivvertragliche Lösungen?
    Ich glaube, wir brauchen hier eine saubere, korrekte, ordnungspolitische Trennung.
    Die Frage, was ist ein Feiertag oder darf aufgesperrt werden oder nicht, ist Sache des Gesetzgebers.
    Die Frage, welche Lohnbedingungen gelten, ist Sache der Kollektivvertragspartner.
    Die Gewerkschaft ist keine Nebenregierung.
    Es ist nicht zu tolerieren, dass die Gewerkschaft entscheidet, was ein Feiertag ist und was kein Feiertag ist, wann geöffnet werden darf und wann nicht.
    Die Gewerkschaft ist keine Nebenregierung, das erklärt sie selbst immer wieder, aber ihr Verhalten ist ein anderes.
    Da müsste man aber sagen, die Sozialpartner sind keine Nebenregierung mehr.
    Richtig, aber wir als Wirtschaft, wir wollen keine Nebenregierung sein und verhalten uns auch entsprechend.
    Günter Stumm, Vollwirtschaftskammer-Generalsekretär, im Gespräch mit Wolfgang Fuchs.
    Der 8.
    Dezember stand heute auch im Mittelpunkt einer Aktuellen Stunde, mit der der Nationalrat am Vormittag seine Beratungen im Zuge der Sondertagung aufgenommen hat.
    Über diese Aktuelle Stunde, die vom liberalen Forum verlangt worden ist, berichtet Robert Stoppacher.
    Liberalisierung gegen soziale Absicherung lautete das Match hier im Hohen Haus.
    Dass dabei raue Töne angeschlagen wurden, war angesichts der gestrigen Vorentscheidung zum 8.
    Dezember wohl zu erwarten.
    Der Chefin des liberalen Forums, Heidi Schmidt, geht die Liberalisierung der Ladenschlusszeiten noch zu wenig weit.
    Sie wirft der ÖVP vor, auf der Bremse zu stehen.
    Ergehen Sie sich nicht in Wahlreden, reden Sie nicht davon, wenn Sie wissen, dass Sie sowieso schon diese Koalition auflösen wollen und wissen, Sie müssen nicht mehr den Beweis erbringen, sondern legen Sie endlich jene Initiativen vor, worauf wir uns dann verlassen können, dass wir in diesem Haus über konkrete Vorlagen dann sprechen.
    Sie haben es verabsäumt in der Zeit des Wirtschaftsministers Schüssel, Sie haben es verabsäumt als Wirtschaftsminister Dietz.
    Meine Sorge ist, Sie werden es auch für die Zukunft verabsäumen.
    Für die ÖVP antwortet Wirtschaftsminister Johannes Dietz, dass es eine Liberalisierung bei den Öffnungszeiten nicht um jeden Preis geben dürfe.
    Gegenüber der SPÖ verteidigt Dietz dann die Regelung zum 8.
    Dezember.
    Im Gesetz ist festgelegt, dass jeder, der aus religiösen Gründen sagt, ich kann und will hier nicht arbeiten, nicht arbeiten muss und dass er keinen Nachteil hat.
    Es war mir aus sozialer Verantwortung ein Anliegen, das im Gesetz festzulegen.
    Ich halte eine darüber hinausgehende kollektivvertragliche Regelung nicht für notwendig, weil ich überzeugt bin, dass es nicht die Aufgabe des Gesetzgebers ist, in die Kollektivvertragshoheit der Sozialpartner einzugreifen.
    Die Ausführungen des ÖVP-Wirtschaftsministers lösen bei ÖGB-Präsident Fritz Fertzett-Nitsch Empörung aus.
    Wo ist denn Ihr Bekenntnis?
    Wo ist denn Ihr Bekenntnis zum Sozialen?
    Wo ist denn Ihr Bekenntnis, auch Dein Bekenntnis zum Kollektivvertrag?
    Meine Damen und Herren, es wird immer klarer, welches Ziel Sie verfolgen.
    Weg mit Kollektivverträgen!
    Weg mit geregelten Arbeitszeiten!
    Weg mit Sonn- und Feiertagsruhe!
    Erhöhung der normalen Arbeitszeit auf 18 und 13 Stunden!
    Das sind Ihre Ziele, meine sehr geehrten Damen und Herren.
    Die Frauen in die totale Verfügbarkeit drängen.
    Sicherheit und Berechenbarkeit war in unserem Land, ist in unserem Land eine Größe, die nach wie vor notwendig ist.
    Aber es wird immer deutlicher, Unsicherheit hat einen Namen in dieser Frage.
    ÖVP, F und Liberales Forum.
    Scharfe Kritik an SPÖ und Gewerkschaft kommt daraufhin vom freiheitlichen Abgeordneten Helmut Haigermoser.
    Der spart aber auch nicht mit Angriffen gegen Wirtschaftsminister Dietz.
    Wenn dann noch in Ihren Kammerzeitungen 48 Seiten bunte Beilagen den Zwangsmitgliedern noch ins Haus geliefert werden, wo sie weiter auch zum Einkauf im Ausland animiert werden sollen, dann ist einmal klar Herr Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten, wer Sie sind und wie Sie sich dargestellt haben.
    Sie sind ein Feind der Wirtschaft, Sie sind ein Kämmerer, ein Zwangskämmerer und haben bis dato nichts dazu beigetragen, dass dieser Wirtschaftsstandort Österreich gefestigt wird.
    Die Grünen wiederum vermissen im Hinblick auf den 8.
    Dezember den Schutz der Handelsangestellten.
    Der grüne Sozialsprecher Karl Oehlinger... In Bezug auf den 8.
    Dezember müssen Sie sich dem Vorwurf gefallen lassen, dass Sie hier, auch Sie vom Liberalen Forum, nicht nur den Feiertag abschaffen wollten, sondern einer Lösung zugestimmt haben,
    die ein weniger an Sicherheit für die im Handel Beschäftigten bedeuten.
    Und ich warne Sie, nicht nur die vom liberalen Forum, ich warne Sie, meine Damen und Herren hier im Hohen Haus, überspannen Sie den Bogen nicht.
    Der Herr Salmutter hat nichts zu Unrecht gehabt.
    Es geht nicht an, dass nur für die Bauern das Versprechen eingelöst wird.
    Es ist richtig, das zu machen.
    Es ist auch wichtig für alle anderen, die Versprechen, die gemacht wurden vor dem EU-Beitritt einzulösen.
    Sagt der grüne Abgeordnete und soweit mein Bericht von der Aktuellen Stunde hier im Parlament und zurück zum Funkhaus.
    Reporter war Robert Stoppacher.
    Soviel zum Konflikt um den 8.
    Dezember im heutigen Mittagsjournal.
    Ins Parlament werden wir in dieser Sendung noch einmal zurückkehren zur Landwirtschaftsdebatte.
    Nächstes Stichwort, das Budget.
    Seit Jahren wird darüber gestritten, wie das Budget am sinnvollsten zu sanieren sei.
    Durch mehr Einnahmen, sprich Steuern oder durch einen strikten Sparkurs.
    Auch die Koalitionsregierung konnte sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen und ist, wie erinnerlich, schließlich an der Budgetfrage zerbrochen.
    Konsequenterweise beherrscht dieses Thema auch den Wahlkampf.
    Heute hat das Institut für Höhere Studien seine Vorschläge zur Budgetsanierung präsentiert.
    Die Kernaussage, keine neuen Steuern einführen, sondern sparen.
    Details von Michael Tjocklich.
    Budgetdefizite sind nur in den Griff zu bekommen, wenn kräftig gespart wird.
    Das ergab die Studie eines renommierten amerikanischen Wirtschaftsinstituts, das die Budgetentwicklung der westlichen Industriestaaten in den letzten 30 Jahren untersucht hat.
    Genau hier setzt das Institut für höhere Studien an.
    Nur durch Sparen kann das Budget auf Dauer saniert werden, sagt IHS-Chef Bernhard Felderer.
    Dementsprechend sieht sein Konzept nicht nur keine Steuererhöhungen vor, sondern verzichtet auch auf die Einführung der zuletzt viel diskutierten Energiesteuer.
    Wo sollen die fehlenden 53 Milliarden Schilling für das Budget also herkommen?
    Den größten Brocken bringt laut Felderer die Anhebung des faktischen Pensionsalters.
    Zwei Jahre soll es aufgeschoben werden und die Maßnahme würde, wenn es sie sofort anläuft, im zweiten Jahr etwa 10 Milliarden bringen.
    Wir sind der Meinung, dass das aber nur ein erster Schritt sein soll.
    Darüber hinaus müssten langfristig sämtliche Pensionssysteme aneinander angeglichen werden, sagt Felderer.
    Überraschend kommt der Vorschlag, die Sonderausgaben nicht sozial zu staffeln, sondern gleichvöllig abzuschaffen.
    Das soll das Budget um 8 Milliarden Schilling entlasten.
    Weil wir glauben, dass die soziale Staffelung, wie sie der Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen vorgeschlagen hat, für die unteren Einkommensgruppen praktisch irrelevant ist, ist es ohnehin auch dort, auch in diesem anderen Vorschlag, nur eine
    Erweiterung der Bemessungsgrundlage, die nur die höheren Einkommensstufen trifft.
    Wir haben deshalb gedacht, wir lassen sie unmittelbar weg.
    Es geht darum, dass die höheren Einkommen belastet werden sollen, stärker als die niedrigeren.
    Daher schienen uns die Sonderausgaben der richtige Ansatzpunkt zu sein.
    Geht es nach dem IHS, sollen die Sozialleistungen für Familien künftig von der Höhe des Familieneinkommens abhängig sein.
    Weiter soll die Geburtenbeihilfe gestrichen und die Familienbeihilfe nur mehr bis zum 19.
    Lebensjahr der Kinder ausbezahlt werden.
    Ungeschoren kommen im IHS-Konzept auch die Beamten nicht davon.
    Fix ist, dass ab sofort jährlich ein Prozent der Beamten eingespart werden soll.
    Felderer ist das zu wenig.
    Wir haben beispielsweise bei den Ausgaben für die Öffentlich Bediensteten schon eingerechnet, dass die 1% Verminderung der Öffentlich Bediensteten der Stellen realisiert wird und haben darüber hinaus aber jetzt noch gefordert, dass bei den Beamten eine starke Zurückhaltung der Lohnrunde 96 stattfindet.
    Weil die Gehälter im öffentlichen Dienst in den letzten vier Jahren um rund ein halbes Prozent rascher gestiegen sind als im privaten Bereich.
    Entweder Nulllohnrunde oder eine etwas stärkere Verminderung der Anzahl der Bediensteten als ein Prozent.
    Dann könnte der Lohn mehr steigen als nur null Prozent.
    Unabhängig davon ist es für Felderer unumgänglich, dass der Staat künftig seine Aktivitäten stark reduziert und sich auf die Kernbereiche der Verwaltung konzentriert.
    Weiters sieht das Konzept vor, Steuerschlupflöcher zu schließen und jede Form sozialen Missbrauchs zu bekämpfen.
    Diese Vorschläge zur Budgetkonsolidierung sind nach Meinung des IHS Sozial ausgewogen und sichern den Wirtschaftsstandort Österreich.
    Das Budgetdefizit für 1996 soll damit auf 93 Milliarden begrenzt werden und auch für 1997 soll das Budget so keine großen Probleme mehr machen.
    Soweit die Budgetsparvorstellungen des IHS in Wien.
    Und vor weiteren Mittagsberichten unser Ö1-Radio-Tipp für den heutigen Abend.
    Mehr als 200 Milliarden Schilling werden pro Jahr in Österreich für die Gesundheit ausgegeben.
    Das sind öffentliche und private Ausgaben zusammen.
    Rund die Hälfte davon fließt in die Spitäler.
    Der Nationalrat wird in seiner Sondertagung heute oder morgen unter anderem auch die neuerliche Verlängerung des KRAZAF, des Krankenanstaltenzusammenarbeitsfonds, beschließen.
    Dieser Fonds ist zwar das wichtigste Finanzierungsinstrument für die Spitäler derzeit, aber eigentlich ist er nur ein Provisorium, das mittlerweile allerdings beinahe 20 Jahre in Kraft ist.
    Und die Spitalskosten zu senken, ist durch den Kratzhaf bisher auch nicht gelungen.
    Im Gegenteil, die Kosten für die Spitäler steigen jährlich um etwa 10 Prozent.
    Um hier gegenzusteuern, soll ja auch auf eine leistungsbezogene Spitalsfinanzierung umgestiegen werden, also nur noch das bezahlt werden, was in den Spitälern tatsächlich gemacht wird.
    Aber das Auseinanderbrechen der Koalition hat auch hier eine für heuer geplante Lösung verhindert.
    Doch die Kosten explodieren nicht nur in den Spitälern.
    Das Gesundheitswesen insgesamt wird zu teuer.
    Mit Wegen aus diesem Dilemma befasst sich unser heutiges Journal Panorama.
    Gesundheitsministerin Christa Kramer von der SPÖ und die Gesundheitssprecher der anderen Parlamentsparteien diskutieren über die Zukunft der Spitäler, über Verbesserungen der Versorgung außerhalb der Spitäler und über Sparen im Gesundheitswesen insgesamt.
    Im Journal Panorama heute Abend um etwa 18.20 Uhr im Programm Österreich 1.
    Weiter jetzt in den Mittagsberichten.
    Die Privatisierung der Kreditanstalt ist wegen der Regierungskrise abgeblasen.
    Doch unterdessen wird langsam und weniger spektakulär die Privatisierung einer anderen Großbank vorbereitet, der Bank Austria.
    Diese größte Bank Österreichs startet demnächst quasi als Test einen Aktienverkauf in den USA.
    Das gab Bank Austria-Chef Gerhard Randa heute bei der Eröffnung einer Tochterbank im slowakischen Bratislava bekannt.
    Von dort meldet sich jetzt Josef Schweinzer.
    Die Bank Austria wird noch heuer einen Probelauf für den Verkauf der Bundesanteile starten.
    Das gab heute Gerhard Randa, der Generaldirektor der Bank Austria, hier in Bratislava anlässlich der Eröffnung einer Tochterbank für die Slowakei bekannt.
    Der Probelauf, das ist der Verkauf von Vorzugsaktien, also Aktien ohne Stimmrecht, unter anderem in den USA.
    Das Aktienpaket hat einen Wert von einer Milliarde Schilling.
    Es stammt aus dem Besitz der Amtsteilsverwaltung Wiener Hypo und macht 3% des Bank-Austria-Kapitals aus.
    Die Präsentation im anglo-amerikanischen Raum wird Ende November beginnen.
    Zwei Wochen später sollen die Aktien an den Mann, das heißt an Großanleger, gebracht sein.
    Die Besitzverhältnisse an der Bank Austria verschieben sich dadurch nur wenig.
    Haupteigentümer bleibt unverändert die Gemeinde Wien eigene Anteilsverwaltung Zentralsparkasse und zwar mit 45%.
    Knapp 20% hält die Republik Österreich.
    Der Rest entfällt auf Banken, Versicherungen und kleinere Aktionäre.
    Allerdings läuft der Aktienverkauf in Amerika gut, dann kommen das nächste Mal die Stammaktien dran, also jene mit Stimmrecht.
    Und zwar die aus dem Bundesbesitz.
    Wobei das aber, wie Bank Austria-Chef Rander betonte, vom Finanzminister und damit von der neuen Regierung abhängt.
    Zur Bilanz, für die Bank Austria läuft das Geschäft heuer besser als im Vorjahr.
    Das Betriebsergebnis soll mit 225 Millionen Schilling ein Drittel höher sein.
    Probleme bescheren allerdings die Pleiten.
    Sie reißen heuer, nicht zuletzt dank Makulan und HTM, ein Loch von mehr als zwei Milliarden Schilling in die insgesamt positive Bank Austria-Bilanz.
    Nächstes Stichwort im heutigen Mittagsjournal, Fremdenfeindlichkeit in Zeiten des Wahlkampfs.
    Die Menschenrechtsplattform SOS-Mitmensch hat schon im vergangenen Jahr einen Wahlservice der besonderen Art angeboten.
    Eine Kommission hatte damals den Wahlkampf vor allem auf fremdenfeindliche Äußerungen hin beobachtet und eine solche Aktion soll auch heuer als Entscheidungshilfe für die persönliche Wahl dienen, erklärt SOS-Mitmensch.
    Fritz Dittlbacher war bei der Präsentation dabei.
    Die Historikerin Erika Weinzierl, der Politologe Emrich Talos, der Sprachwissenschaftler Bernd Matuschek und der SOS-Mitmensch Obmann Martin Schenk.
    Das sollen nach den Vorstellungen von SOS-Mitmensch die moralischen Instanzen dieses Wahlkampfes werden.
    Bis zum 17.
    Dezember werden von ihnen alle Wahlkampf-Aussagen auf Wahrhaftigkeit oder Populismus abgeklopft.
    Und vor allem dem Instrument des Sündenbockes wird der Kampf angesagt.
    Sündenböcke, das sind Themen oder Personengruppen, die von den eigentlichen Problemen ablenken sollen, lautet die Definition.
    Und solche Ablenkerdebatten haben die vier auch schon ausgemacht.
    Die derzeitigen Kulturkampfparolen gegen Paimann, Scholten und Dieburg seien etwa solche, meint Erika Weinzierl.
    Und Emmerich Talos hat den Hauptfeind der Wahlkampfschlachten bereits ausgemacht.
    Es ist der Sozialschmarotzer, den jeder kennt, aber der natürlich niemand selber ist.
    Während in den 70er Jahren die Wahlen mit Sozialthemen gewonnen worden wären, würden sie heute mit Sozialabbauversprechungen entschieden, erklärt der Politologieprofessor.
    Und neben bekannten Vorwürfen wie Sozialhilfemissbrauch oder Pfusch würden diesmal neue Fronten gezogen.
    Und zwar der Kampf Jung gegen Alt, Erwerbstätige gegen Pensionisten, so Talos.
    Mir scheint so etwas wie ein Generationenkampf sich abzuzeichnen.
    Die undifferenzierte Formel von den Frühpensionisten, die eigentlich die wesentliche Ursache sind für die Finanzierungsprobleme in der Pensionsversicherung,
    spricht für mich die undifferenzierte Form, spricht für mich dafür, dass hier sehr fahrlässig vorgegangen wird und hier sowas wie Spaltungstendenzen eben auf der Ebene der Generationen gemacht wird.
    Ein Sündenbock-Thema des vergangenen Jahres sei dagegen noch wenig angeklungen.
    Die Ausländerfrage ist bisher in den Medien noch nicht aufgetaucht.
    Halböffentliche Veranstaltungen, also etwa Wahlkampfauftritte vor Gesinnungsfreunden, würden aber sehr wohl schon von diesem Thema dominiert, sagt Kommissionsmitglied Bernd Matuschek.
    Und das wird in den nächsten Wochen wohl auch in den Medien durchschlagen.
    Eine Kopie der 94er-Wahlen würde es aber trotzdem nicht werden, meinen die vier.
    Ein Tafelwahlkampf lasse sich nicht wiederholen.
    Diesmal würde man wohl etwas differenzierter vorgehen.
    Fritz Dittlbacher über die vergleichenden Wahlkampfbeobachtungen der Organisation SOS-Mitmensch.
    Auf die Schmälerung von Minderheitenrechten hat es der slowakische Ministerpräsident Wladimir Mečiar mit seiner nationalistischen Koalition der Extreme abgesehen.
    Heute will Mečiars Koalition im Parlament von Pressburg das bereits international umstrittene Staatssprachengesetz durchboxen und es besteht kein Zweifel am Gelingen dieses minderheitenfeindlichen Vorhabens.
    Das Gesetz sieht vor, dass alle 5,4 Millionen Einwohner der Slowakei sich vor Behörden lediglich der slowakischen Sprache bedienen dürfen.
    Die größte Minderheit bilden die slowakischen Ungarn.
    Mehr als 600.000 leben auf slowakischem Staatsgebiet und sie wollen sich das Ungarische verständlicherweise nicht verbieten lassen.
    Die Spannungen zwischen Pressburg und Budapest nehmen unter solchen Bedingungen weiter zu.
    Die Slowakei ist auf dem besten Wege, sich mit ihrer ultranationalistischen Linie international zu isolieren.
    Alfred Schwarz aus Bratislava.
    Vor dem Parlament in Bratislava heizen einige hundert Demonstranten der nationalistischen Rechten die Stimmung auf.
    Es sind hauptsächlich alte Menschen und da vor allem Frauen.
    Zu Hause sollen die Ungarn reden, wie sie wollen, doch die Amtssprache muss slowakisch sein, lautet der Tenor.
    Wenn sie ihre Kikiriki-Sprache reden wollen, sollen sie nach Budapest gehen.
    Hier sind wir die Herren, sagt diese Frau.
    Im Parlament geht es zumindest der Form nach zivilisiert dazu.
    Doch inhaltlich stehen einander Welten gegenüber.
    Die Regierung mit ihren extremen rechten und linken Rändern will Slowakisch als Amtssprache abschaffen und noch einige andere Restriktionen einführen.
    So etwa müssen in Zukunft Sendungen im Radio und Fernsehen, die auf Ungarisch ausgestrahlt werden sollen, auch vorher in Slowakisch gesendet werden.
    Der stellvertretende Vorsitzende der christlich-demokratischen Partei, František Mikloško, der in heftiger Opposition zum neuen Sprachengesetz steht, erklärt noch einige andere Spezialitäten des neuen Sprachengesetzes.
    Nach diesem Gesetz müssen unsere Opernsänger nur slowakisch singen, also das heißt sie würden nicht mehr wie die Operarien in italienischer Sprache singen können.
    Dann die Filme, die würden nur
    in der Schlottschensprache sein müssen.
    Außerdem noch, dieses Sprachgesetz ist gegen unsere Dialekte.
    Irgendwo im Norden der Slowakei gibt es Menschen, die nicht die Schriftsprache kennen.
    Also sie, nach diesem werden sie bestraft oder werden sie Schwierigkeiten bei der Aufnahme in die Arbeit haben.
    Also das ist Resultat dieses Gesetzes.
    Hinter diesem Gesetz stehen die Nationalisten, die auf diese Weise ihre Stellungen stärken wollen.
    Und im Parlament dominieren die Nationalisten.
    Und die Regierungspartei von Ministerpräsident Mečiar ist fest entschlossen, das Gesetz durchzubringen.
    Der Abgeordnete Josef Blunko von der Slowakischen Nationalpartei verteidigt das Gesetz.
    Es stimme schon, dass das Ungarisch als Amtssprache abgeschafft würde.
    Aber der Gebrauch der ungarischen Sprache werde ohnehin auch in anderen Gesetzen geregelt.
    Mehr ist aus dem Abgeordneten nicht herauszubekommen.
    Wut empfinden die Vertreter der ungarischen Minderheit über das ihrer Meinung nach diskriminierende Gesetz.
    Ihr radikalster Vertreter Miklos Sture kündigt sogar einen zivilen Ungehorsam an.
    Die Ungarn in der Slowakei werden gegen das Gesetz nicht demonstrieren und auf die Straße gehen, sondern das Gesetz wird einen solchen passiven Widerstand hervorrufen, sodass der Staatsapparat in den südlichen Gebieten der Slowakei, wo die Ungarn leben, lahmgelegt wird.
    Der Slowakei stehen also möglicherweise stürmische Zeiten bevor.
    Schon vor Wochen äußerten die USA als auch die Europäische Union Bedenken über die demokratiepolitische Entwicklung in der Slowakei.
    Doch diese Bedenken haben bei der slowakischen Regierung bisher keine Wirkung gezeigt.
    Und so könnte es sein, wenn die Regierung in der Slowakei so weitermacht, dass die Slowakei bald international in Isolation gerät.
    Soviel über ausufernden Nationalismus bei unseren slowakischen Nachbarn.
    Es ist halb eins.
    27 Millionen Menschen weltweit sind auf der Flucht vor Gewalt und repressivem Chaos und mehr als die Hälfte der Flüchtlinge sind Kinder, in manchen Regionen sogar zwei Drittel.
    Viele von ihnen müssen sich ohne ihre Eltern durchschlagen, Versuche, die häufig mit dem Tod der Kleinen enden.
    Zahlen aus dem heute präsentierten Bericht des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge in Genf.
    Marion Lorenz berichtet.
    Noch nie zuvor in seiner gesamten Geschichte musste sich das UNO-Flüchtlingshochkommissariat um so viele Menschen kümmern wie heute.
    27,4 Millionen Flüchtlinge, Vertriebene und repatriierte Personen stehen derzeit auf der Versorgungsliste des UNHCR.
    UNO-Flüchtlingshochkommissarin Sadako Ogata schätzt die tatsächliche Zahl der weltweit Vertriebenen, die innerhalb ihrer eigenen Landesgrenzen entwurzelt umherirren, auf zusätzliche 30 Millionen ein.
    Während die Quote der klassischen Flüchtlinge jener Menschen also
    Die auf fremdem Boden um Asylansuchen seit 1990 bei rund 15 Millionen Menschen stagniert, steigt die Zahl der sogenannten Internal Displaced People in der im eigenen Lande Vertriebenen auf Rekordhöhe an.
    16 Millionen in Afrika, 7 Millionen in Asien, 5 Millionen in Europa und 3 Millionen in Amerika.
    Menschen, die von der Flüchtlingskonvention nicht erfasst werden und eigentlich gar keinen Völkerrechtsschutz genießen.
    Doch die jüngsten Kriege in Ex-Jugoslawien, in Tadschikistan, Tschetschenien, in Ruanda, Liberia, Sierra Leone haben eben gerade diesen neuen Flüchtlingstyp hervorgebracht.
    Menschen, die vor den Kämpfen provisorisch fliehen, aber eigentlich sofort wieder nach Hause zurück wollen.
    Zwangsrepatriierte Flüchtlinge auch, wie etwa im Ruanda-Konflikt,
    Sahire schiebt seit September tausende von Hutu-Flüchtlingen gewaltsam in ihre Heimat zurück.
    Aus Angst, der bewaffnete Konflikt zwischen Hutus und Tutsis könnte sich auf sahirischen Boden ausbreiten.
    Zu Hause in Ruanda aber bleiben die unfreiwilligen Heimkehrer entwurzelt, weil ihre Dörfer, ihre Häuser zerstört sind.
    Afrika ist mit fast 7 Millionen klassischen Flüchtlingen und 16 Millionen Vertriebenen ohnehin der am schwersten betroffene Kontinent, gefolgt von Asien und Europa.
    Hier bedingt durch die Kriege auf dem Balkan und im Kaukasus.
    Viele Osteuropa-Flüchtlinge hoffen, in den Westen zu emigrieren, doch die Grenzen vor allem nach Österreich und Deutschland werden immer dichter.
    Allein in Polen sollen derzeit 100.000 Transitflüchtlinge feststecken.
    Deutschland beherbergt derzeit mit 350.000 Menschen aus Ex-Jugoslawien so viele wie ganz Westeuropa zusammen.
    Weltweit sind über 43 Staaten mit über 100.000 Flüchtlingen belastet.
    Immer mehr Regierungen schließen aus Angst vor finanziellem Kollaps und sozialen Konflikten ihre Grenzen.
    Deshalb, so UNO-Hochkommissarin Ogata, muss sich die Völkergemeinschaft verstärkt um Lösungen bemühen,
    die Flüchtlingsströme von vornherein verhindern.
    Einsätze der UNO-Blauhelme, Menschenrechtsbeobachter und OSZE-Missionen, aber auch Kriegsverbrecher-Tribunale könnten gerade in Krisenregionen Vertrauen schaffen und einen Massenexodus verhindern.
    Anstatt jedes Jahr 10 Milliarden Dollar in das Flüchtlings- und Asylsystem hineinzustecken, so Ogata, sollten die reichen Staaten mehr Geld in präventive Friedensmissionen investieren.
    Doch, so Sadako Ogata, es gibt auch eine positive Bilanz.
    Die Welt, so die UNO-Flüchtlingshochkommissarin, hat sich geändert.
    9 Millionen Menschen konnten seit 1990 in befriedete Konfliktregionen heimkehren, unter anderem nach Mosambik, Afghanistan, Vietnam, Eritrea und in die Staaten des ehemaligen Ostblocks.
    Marion Lorenz über den UNO-Flüchtlingsbericht.
    Im Athena-Hochsicherheitsgefängnis Corrida Los, einem der für seine Haftbedingungen am meisten gefürchteten und berüchtigten Gefängnisse Europas, ist die Lage förmlich explodiert.
    Seit gestern Abend tobt in dem überfüllten Gefängnis ein gewalttätiger Aufstand.
    Zellen, Büros und Aufenthaltsräume des Gefängnisses wurden zertrümmert, in allen Trakten des Gebäudes wurde Feuer gelegt.
    Die Polizei hat bisher vergeblich versucht, die Revoltierenden unter Kontrolle zu bringen.
    In deren Gewalt befinden sich sechs Geiseln.
    Die Häftlinge verlangen bessere Haftbedingungen.
    Aus Athen dazu Harald Weiß.
    Berühmt und berüchtigt ist das Corrida-Los-Gefängnis aus vielen Gründen.
    Dort sitzen nicht nur die ehemaligen Putschisten, der Athener Militärjunta.
    In der für 500 Gefangene gebauten Haftanstalt sind oft bis zu 1700 Insassen untergebracht.
    Nahezu jedes Jahr kommt es zu gewalttätigen Häftlingsrevolten und immer wieder zu Massenausbrüchen, die mitunter, wie zuletzt im Dezember 1994,
    von korrupten Angehörigen des Wachtpersonals unterstützt werden.
    Menschenrechtsorganisationen aus dem In- und Ausland haben wiederholt auf schwere Misshandlungen und sogar auf Folterungen aufmerksam gemacht.
    Ehemalige Häftlinge, die nach ihrer Entlassung über die Zustände in Korydalos berichteten, wurden unter ungeklärten Umständen ermordet.
    Nach griechischen Zeitungsberichten ist es gängige Praxis, Häftlinge zur Strafe tagelang nackt an ihre Betten zu ketten, um sie sauber zu halten
    würden sie einmal am Tag mit kaltem Wasser abgespritzt.
    Der Bürgermeister des Stadtteils Corrida Los sprach heute Morgen von Mafia-ähnlichen Zuständen, die den Sicherheitsbehörden offenbar vollkommen aus der Kontrolle geraten seien.
    Ein gut organisierter Ring, dem verurteilte Gewalttäter innerhalb des Gefängnisses ebenso angehören wie führende Figuren der Athener Unterwelt, handelt mit Waffen und Rauschgift.
    Wer sich als Gefangener den Mafia-Forderungen nicht fügt, wird erpresst.
    Schon vor einem Jahr hatte die Staatsanwaltschaft angeordnet, die Bankkonten aller Justizvollzugsbeamten von Corrida Los zu überprüfen.
    Verdächtige Zahlungen sollten Rückschlüsse darauf zulassen, wer zu dem Kreis der Drogenhändler und Erpresser gehört.
    Anfang dieses Jahres trat Justizminister Kuvelakis zurück mit dem Hinweis, oberste Regierungsstellen deckten offenbar Gefängniswärter, die sich an Drogengeschäften beteiligten.
    In dem völlig überfüllten Gefängnis von Corrida Los sind in Zellen für zwei Personen
    oft fünf Häftlinge untergebracht.
    Die Gefangenen forderten denn auch heute Nacht menschlichere Haftbedingungen und eine bessere medizinische Versorgung.
    Auch sollten Aids, Gelbsucht und Tuberkulosekranke künftig nicht mehr gemeinsam mit anderen Häftlingen in dieselbe Zelle gesperrt werden.
    Seit zwölf Stunden verhandeln Staatsanwälte und Polizei bereits mit den revoltierenden Häftlingen, doch noch immer konnten die Sicherheitskräfte die Meuterei nicht unter Kontrolle bringen.
    Einziger Erfolg bisher
    Die Häftlinge gaben am Vormittag zwei ihrer acht Geiseln frei, darunter den Psychiater der Anstalt.
    Ein Großaufgebot von Polizeisondereinheiten aus Piraeus und Athen hat das Hochsicherheitsgefängnis seit Mitternacht umstellt.
    Soviel zur Gefängnisrevolte in Athen.
    Und wir kehren, wie zu Beginn der Sendung angekündigt, zurück ins Parlament zur Landwirtschaftsdebatte.
    Doch sehe ich gerade durch Zeichen der Regie, dass der Bericht noch nicht abrufbar ist.
    Es wird noch gearbeitet.
    Und wir kommen jetzt zu einem Wissenschaftsbeitrag.
    Eine neue Methode zum Aufspüren von Viren ist nunmehr ausgereift.
    Schlagzeilen hat sie in den Prozessen rund um Jack Unterweger und O.J.
    Simpson gemacht und auch in der Ötzi-Forschung wurde sie schon angewendet.
    Eine Methode zum Aufspüren von kleinsten Teilen von Erbinformationen, kurz PCR genannt.
    Ein Laboratorium in Wien hat es nun geschafft, diese Methode auch für die praktische Medizin nutzbar zu machen.
    So können mit PCR etwa Viren im Blutplasma schneller als bisher aufgespürt werden, was infizierte Blutkonserven künftig nahezu ausschließt, Martin Heidinger berichtet.
    Für die bahnbrechende PCR-Methode wurde 1993 sogar ein Nobelpreis verliehen.
    Was in der theoretischen Forschung schon länger gebraucht wird, kann seither, nicht zuletzt durch die Ergebnisse eines Labors in Wien, in der medizinischen Praxis verwendet werden.
    Beim Blutspenden etwa, sagt Prof. Lutz Gürtler von der Universität München.
    In Deutschland hat er schon Erfahrungen mit der PCR-Anwendung gesammelt.
    Was einen Infektionserreger angeht, heißt das, dass ich einen Infektionserreger direkt über sein Erbmaterial nachweisen kann.
    Ich muss nicht mehr warten, bis der Körper dagegen Antikörper gebildet hat, so wie das normalerweise beim Aids-Test ist.
    Und ich kann unter Umständen auch nachweisen dann, wenn ich Blutprodukte habe, ob diese mit diesem Infektionserreger in Berührung gekommen sind, sprich kontaminiert gewesen sind.
    So wird sehr schnell noch beim Blutspender selbst jede mögliche Infektion ausgeschlossen.
    Das Blutplasma bleibt frei von gefährlichen Viren.
    Trotzdem stößt das PCR-Verfahren noch an Grenzen.
    Weniger aus technisch-medizinischen Gründen, sagt Lutz Gürtler, sondern aus finanziellen.
    Die PCR kann heute schon routinemäßig eingesetzt werden, da gibt es überhaupt keine Probleme, außer die Finanzierung.
    Die Finanzierung ist zu teuer und wenn Sie für den Test heute 200
    D-Mark bezahlen, also 1.400 Schilling, dann können Sie sich überlegen, wie lange das Gesundheitsbudget reicht, bis das leer ist, ausgeblutet ist.
    Und das heißt, wir müssen warten, bis die PCR-Technologie billiger geworden ist und dann kann sie auch massenmäßig viel, viel breiter zu einer Sicherheitssteigerung eingesetzt werden.
    Das gilt nicht nur für Deutschland, auch in Österreich wird man noch warten müssen, bis jede Blutspende und jede Blutkonserve routinemäßig mittels PCR überprüft werden kann.
    Hoffnungen birgt sie dennoch in sich.
    Auch in der Untersuchung von Erbkrankheiten bei umgeborenen Kindern ist sie einsetzbar.
    Doch auch andere Grenzen sind vorgezeichnet.
    Es können nur bekannte Viren überprüft werden.
    Neuen Erscheinungen, die wie 1980 das AIDS-Virus auftauchen, ist auch PCR nicht gewachsen.
    Neues vom Film, die Viennale, Österreichs einziges internationales Filmfestival, erhält eine neue Leitung.
    Der frühere Filmjournalist und derzeitige Koordinator der Jubiläumsaktion zum 100.
    Geburtstag des Kinos, Hans Hurch, wird die Viennale-Direktion von Alexander Horwath übernehmen, der dem neuen Chef anfangs noch zur Hand gehen soll.
    Wiens Kulturstadträtin Ursula Pasterk hat die neue Viennale-Leitung heute vorgestellt, Hans Langsteiner berichtet.
    Hier schließt sich ein Kreis.
    Seinerzeit, Mitte der 80er Jahre, war Alexander Horvath in die Filmredaktion der Wiener Stadtzeitung Falter eingetreten, als Hans Hurch dort arbeitete.
    Jetzt erbt Hurch von Horvath die Viennaledirektion.
    Allerdings erst 1997, denn nächstes Jahr wird die Viennale noch einmal und endgültig zum letzten Mal von Horvath gestaltet werden.
    Ab übernächsten Jahr übernimmt dann der 43-jährige Oberösterreicher Hans Hurch für zwei Jahre die Leitung von Österreichs größtem Filmfestival.
    Wiens Kulturstadträtin Ursula Pasterk.
    Wir haben uns diese Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht.
    Wir haben eine Reihe von Gesprächen auch mit ausländischen Kandidaten und Kandidatinnen geführt.
    Wir sind letztendlich zum Schluss gekommen, dass diese Kontinuität und gleichzeitig Anschluss
    wohl die beste Lösung in der momentanen, wie ich meine, sehr guten Situation der Viennale ist.
    Hurch gilt als passionierter Seniorst von hohem Anspruch.
    Derzeit koordiniert er die verschiedenen Aktivitäten zum 100-jährigen Jubiläum des Kinos und hat dabei, vom Wanderkino bis zur Bad Böttitscher Retrospektive, schon einige vielleicht kleine, aber jedenfalls feine Aktivitäten gesetzt.
    Hans Hurch zu seiner neuen Aufgabe?
    Im Wesentlichen
    glaube ich, dass die Vianale, so wie sie sich in den letzten Jahren präsentiert hat, durchaus sehr gut war und etwas ist, auf dem man aufbauend weiterarbeiten kann.
    Also ich bekomme sozusagen ein gut bestelltes Haus, in dem ich vielleicht ein paar Möbel umstellen kann oder ein paar Durchbrüche machen kann.
    Aber im Wesentlichen ist es etwas, von dem ich ausgehen kann, was sehr gut ist, also was mir sehr viel hilft.
    Befragt, welche Möbel er umstellen würde, spricht Hurch von seiner Freude, im Kino überrascht zu werden, die durch die derzeitige Aufteilung in übersichtliche Programmschienen bei der Viennale nicht immer gefördert werde.
    Als mögliche Schwerpunkte seines Viennale-Programms nennt Hurch etwa eine Filmreihe mit Darstellungen eines Landes gesehen durch die Augen ausländischer Regisseure oder, etwas überraschend, eine Retrospektive auf einen durchaus populären Star.
    Ich würde gerne das machen über die Romy Schneider zum Beispiel.
    Die Romy Schneider, von der existiert ein Bild, behaupte ich, auch gerade in Österreich.
    Und das existiert, so schön es ist im Belaria-Kino.
    Aber wer hat sich jemals mit dieser Figur wirklich beschäftigt?
    Also nicht nur biografisch, sondern auch in was für einem Zusammenhang die steht, was das heißt, wenn jemand
    nach Frankreich geht, in ein Autorenkino kommt und in der steckt viel Österreichisches drinnen, in der Rommel Schneider, finde ich.
    Noch aber sitzt Alexander Horvath sehr aktiv auf dem Viennale Direktionsstuhl.
    Die nächste Attraktion seines Teams steht schon nächste Woche ins Kino.
    Der Wien-Besuch von Amerikas Regie-Superstar Martin Scorsese.
    Hans Langsteiner über Hans Hurch, den ehemaligen Filmjournalisten und künftigen Viennale-Chef.
    Und jetzt, wie angekündigt, noch einmal ins Parlament zu Helma Poschner.
    Sehr emotional geht es zu bei der Bauerndiskussion vor allem zwischen den Noch-Koalitionspartnern.
    Die SPÖ sieht sich als Anwalt für die Masse der kleineren Bauern.
    Mehr Förderung für Berg- und Biobauern, die unter erschwerten Bedingungen arbeiten, ist für SPÖ-Agrarsprecher Harald Hoffmann der richtige Weg.
    Dann ein Seitenhieb auf die ÖVP, die sich für Hoffmann klar auf die Seite der Großbauern schlägt.
    Ich bekenne mich auch zu einem Klassenkampf, wenn es darum geht, einer Minderheit, die kein Lob hat, zu Rechten zu kommen.
    Sie verteilen ja nur unter den Großgrundbesitzern das Geld.
    Wenn es nur wenig ist, der Mehrheit der kleinen Österreicher und den unterprivilegierten Österreichern, wie den Berg- und Biobauern, Rechte zu verschaffen, dann bekenne ich mich auch zu einem notwendigen Klassenkampf, wenn der straßeneue Bürgerblock nicht in der Lage ist, bessere Verhältnisse zu schaffen.
    Dann weiterer Wirbel und Zwischenrufe.
    Dann der ÖVP-Agrarsprecher Georg Schwarzenberger, der zu widerlegen versucht, dass die SPÖ ein Herz für Bauern habe.
    Meine Damen und Herren, es stimmt einfach nicht, dass sozusagen die kleinen Bauern nach dem SPÖ-Antrag mehr bekommen würden, denn sie haben nur oben gekappt, aber überhaupt nichts unten dazugegeben.
    Im Gegenteil, vom Umweltprogramm hat Minister Staribacher 5,3 Milliarden Schilling freigegeben.
    Er hat aber nicht freigegeben die Elementarförderung, die jeden der 180.000 Bauern, die sich am Umweltprogramm beteiligen, dort betroffen sind, weil dort pro Hektar Grünland 700 Schilling, wenn er diese Bedingungen einhält.
    Und hier hat er den kleinen Bauern genauso gekürzt als etwa den größeren Bauern.
    Die Liberalen kritisieren beide noch Koalitionspartner und werfen ihnen vor, dass es SPÖ und ÖVP erst gar nicht um Strukturreformen in der Landwirtschaft geht.
    Reines Wahlkampfgeplänkel ist dies alles für den liberalen Agrarsprecher Reinhard Vierlinger.
    Für die Freiheitlichen ist klar, sie sind der einzige Schutzpatron für die Bauern.
    Grüne Redner haben sich bislang noch nicht zu Wort gemeldet.
    Für die Sondertagung sind übrigens vier Dringliche Anfragen eingebracht worden, zwei von den Grünen und zwei von den Freiheitlichen.
    Am Nachmittag wird zunächst eine Dringliche der Grünen behandelt, die eine Gefährdung des Umwelt- und Wirtschaftsstandorts Österreichs orten.
    Danach dürfte sich für heute nur noch die Dringliche der Freiheitlichen zum Thema Versagen der österreichischen Budget- und Finanzpolitik ausgehen.
    Diese soll dann in einen Misstrauensantrag an den Finanzminister münden, der allerdings keine Unterstützung finden dürfte.
    Soweit mein Bericht zurück ans Funkhaus.
    Die Turbulenz des Parlaments eingefangen von Helma Poschner in ihrem Bericht über die Bauerndebatte.
    Interessantes für Musikfreunde, morgen wäre Paul Hindemith 100 Jahre alt.
    Überall in Europa werden zum Gedenken des weltbekannten Komponisten Opernabende und Konzerte veranstaltet.
    In London, in der Covent Garden Opera, findet morgen aus diesem Anlass die Premiere von Mathis der Mahler statt.
    Regie Peter Sellars, Claudia Neuhauser aus London.
    Paul Hindemiths Oper Mathis der Maler ist hochpolitisch und topaktuell, sagt der amerikanische Starregisseur Peter Sellers.
    Paul Hindemith schrieb diese Oper 1933, als Hitler in Deutschland gerade an die Macht kam.
    Es geht um die Schwierigkeiten eines Künstlers in einer Gesellschaft des sozialen Umbruchs.
    Hindemith verlegte sein Stück in das 16.
    Jahrhundert, aber die Oper wurde den Nazi-Deutschland wegen ihrer künstlerischen Sprengkraft verboten und kam nie zur Aufführung.
    Paul Hindemith hat ein sehr autobiografisches Stück geschrieben, aber das konnte er seinerzeit natürlich nicht zugeben.
    Während er die Oper schrieb, wurde er namentlich von Hitler angegriffen.
    Er wurde als verfault, korrupt und degeneriert hingestellt, denn er repräsentierte nicht die Händler von Hitler.
    heroischen Ideale, die die Kunst damals ausdrücken sollte.
    Seine Werke wurden verboten.
    Hindemith war in den 20er Jahren der führende deutsche Amogard-Musiker.
    Aber für Mathis, der Maler, beschloss er, eine Musik zu komponieren, die Hitler, der ja ein Wagner-Fan war, verstehen konnte.
    Hindemith hat das Wichtigste getan, das man in einer Zeit der sozialen Krise tun kann.
    Er hat versucht, mit seinen Feinden zu kommunizieren.
    Peter Sellers hat das Werk vom 16.
    Jahrhundert in die Jetztzeit verlegt und eine zerbombte Glaskulisse, die an den Bombenanschlag von Oklahoma erinnert, bildet das Bühnenbild.
    Paul Hindemith hat in der Oper Mathis der Mahler die ganze Zerrissenheit eines Künstlers von dem Hintergrund der Bauernkriege in Deutschland porträtiert.
    Und Peter Sellers lässt keinen Zweifel daran, dass gewisse Themen zeitlos sind.
    Diese brutale Atmosphäre in der öffentlichen Auseinandersetzung, wo Politik nur noch auf der untersten Ebene stattfindet, ist ein Virus, das noch zu unseren Lebzeiten wiedergekehrt ist.
    Peter Sellers neue Szenierung von Hindemiths Matis der Maler bietet in London schon jetzt genug Diskussionsstoff und zeigt, dass Oper auch sehr politisch sein kann.
    Hinde mit Gedenken in der Sellers-Produktion in Londons Covent Garden Opera.
    Nach Algerien noch.
    Für morgen Donnerstag sind in Algerien 16 Millionen Menschen zur Wahl des künftigen Präsidenten aufgerufen.
    Erstmals seit der algerischen Unabhängigkeit vor 33 Jahren stehen mehrere Kandidaten zur Wahl, wobei jedoch der amtierende Präsident Serwal als klarer Favorite ins Rennen geht.
    Claudia Altmann über die Stimmung in Algerien am Vortag der Präsidentenwahl.
    Einen Tag vor den Präsidentschaftswahlen laufen in Algerien die Vorbereitungen auf Hochtouren.
    In Schulen und öffentlichen Einrichtungen werden Wahlbüros eingerichtet.
    Trotz der Drohungen militanter Fundamentalisten kommen immer noch die Menschen in Rathäuser und Gemeinden, um sich in die Listen einschreiben zu lassen und ihre Wahlkarten entgegenzunehmen.
    Die Stimmung ist gespannt, die Leute sind aufgeregt.
    Immerhin ist es das erste Mal in 33 Jahren Unabhängigkeit, dass sie ihren Präsidenten unter mehreren Kandidaten auswählen können.
    Während der dreiwöchigen Wahlkampagne hatten sie Gelegenheit, in den Medien und auf landesweiten Meetings vier verschiedene Programme zu vergleichen.
    Angetreten sind der Außenseiter Nurdin Bukru, Saeed Saadi, der als Demokrat und strikter Gegner der Fundamentalisten gilt, Mahfouz Nahnat, der mit, wie er sagt, friedlichen Mitteln einen islamischen Gottesstaat errichten will, und der jetzige Staatspräsident Liamin Zeroual, der nach wie vor den Dialog mit allen politischen Kräften verspricht,
    mit der Armee im Rücken zugleich aber unnachgiebig im Anti-Terror-Kampf ist.
    Vor allem um die Stimmen der jungen Leute, von denen viele Erstwähler sind, wurde im Wahlkampf geworben.
    Und zumindest in Algier scheint es, dass sich viele von ihnen die Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen.
    Insgesamt werden 16 Millionen Wahlberechtigte in den etwa 34.000 Wahllokalen erwartet.
    Gestern noch hat die unabhängige Wahlkommission des Landes über Rundfunk und Fernsehen einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung gerichtet, massiv an der Abstimmung teilzunehmen.
    Die größten Oppositionsparteien dagegen, darunter auch die verbotene Islamische Heilsfront FIS, haben zum Boykott aufgerufen.
    Seit Wochenbeginn bereits wählen die Bewohner der Sahara und entlegener Gebiete, ebenso wie auch Armee, Polizei und Gendarmerie.
    Letztere werden am morgigen Wahltag auch anderes zu tun haben.
    Die Gefahr von Terrorakten ist allgegenwärtig.
    Islamistische Extremisten wollen den Urnengang mit Gewalt verhindern.
    In und um Algier wurde vor mehreren Tagen schon verstärkt Armee zusammengezogen.
    Überall in den Außenbezirken sind Straßenkontrollen.
    Aus Sicherheitsgründen gilt seit vergangenem Montag ein Fahrverbot für Lastkraftwagen.
    12.000 Reservisten der Armee sind zusätzlich zum Schutz der Wahlbüros im Einsatz.
    So viel aus Algerien.
    Bleibt noch Zeit im Mittagsschornal für die wichtigsten Nachrichten.
    Österreich.
    Die Vorentscheidung für ein Offenhalten der Geschäfte am 8.
    Dezember sorgt für heftige Kontroversen.
    Wirtschaftskammer-Generalsekretär Stummvoll hat im ORF-Mittagsjournal Aussagen des Chefs der Gewerkschaft für Privatangestellte Salmutter über einen Wortbruch der ÖVP als ungeheuerlich zurückgewiesen.
    Die Regierungsparteien hätten versucht, ein großes Paket zu schnüren, das Regelungen über den 8.
    Dezember und die Agrarförderung enthalte.
    Das Paket sei aufgelöst worden, weil die SPÖ die Versprechen gegenüber den Bauern nicht eingelöst habe, so stummvoll.
    Die Gewerkschaft sei keine Nebenregierung, schloss stummvoll.
    GPR-Chef Seilmutter hatte der ÖVP Wortbruch vorgeworfen und vor allem den Wegfall des Kollektivvertrages kritisiert.
    In der Aktuellen Stunde im Nationalrat verteidigt die Wirtschaftsminister Dietz die Lösung auch ohne Kollektivvertrag.
    ÖGB-Präsident Ferzlnitsch sagte daraufhin, es werde immer klarer, dass die Volkspartei weg wolle von Kollektivverträgen und Regelarbeitszeiten.
    Das Institut für höhere Studien hat einen Vorschlag für ein Sparbudget erstellt.
    IHS-Chef Felderer schlägt unter anderem vor, das Pensionsalter um zwei Jahre zu erhöhen, den Beamtenstand um ein Prozent zu verringern sowie eine Null-Lohn-Runde bei den Beamten durchzuführen.
    Weiters sollen die Geburtenbeihilfe und die Familienbeihilfe ab dem 19.
    Lebensjahr abgeschafft werden und Steuerschlupflöcher müssten gestopft werden, erklärte Felderer.
    Die Vorschläge würden 53 Milliarden Schilling einsparen und das Budgetdefizit für das kommende Jahr auf 93 Milliarden senken.
    Die Plattform SOS-Mitmensch hat für den Wahlkampf eine Beobachtungskommission eingesetzt.
    Der Kommission gehören unter anderem die Historikerin Erika Weinzirrl und der Politikwissenschaftler Emmerich Talos an.
    Die Kommission soll auf die Einhaltung einer gewissen Moral und Ethik sowie auf soziale und Menschenrechtsfragen im Wahlkampf achten.
    Nahe Osten
    PLO-Chef Arafat ist offenbar nur knapp einem Attentat entkommen.
    Im Gaza-Streifen sind fünf Männer festgenommen worden, die nach Angaben der Palästinenser Polizei einen Anschlag auf Arafat geplant hatten.
    Die Männer kommen angeblich aus Libyen und Algerien und dürften in Verbindung zur radikalen Abu-Nidal-Gruppe stehen.
    Diese Gruppe gehört zu den schärfsten Gegnern des Friedensprozesses zwischen Israel und den Palästinensern.
    USA.
    Die Verhandlungen über das amerikanische Budget sind weiter festgefahren.
    Eine neuerliche Gesprächsrunde zwischen Regierungsvertretern und republikanischen Abgeordneten ist ergebnislos geblieben.
    Präsident Clinton ist nicht bereit, den von den Republikanern verlangten drastischen Kürzungen im Sozialbereich zuzustimmen.
    Die Beamten bleiben vorerst weiter im Zwangsurlaub.
    Das Wetter heute Nachmittag meist wechselnd bewölkt.
    Nur in Unterkärnten und in der südlichen Steiermark kann es bis zum Abend trüb bleiben.
    Die Temperaturen liegen heute zwischen 6 und 14 Grad.
    Soweit die neuesten Meldungen plus Wetter, soweit auch das heutige Mittagsjournal.
    Einen angenehmen Nachmittag wünschen wir Ihnen.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Stummvoll zum Offenhalten 8.Dezember
    Interview: Stummvoll
    Mitwirkende: Fuchs, Wolfgang [Gestaltung] , Stummvoll, Günter [Interviewte/r]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Arbeitnehmerverbände ; Parteien / ÖVP ; Regierung ; Handwerk und Gewerbe ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    NR-Sondertagung: Debatte um 8.Dezember
    Einblendung: Schmidt, Ditz, Verzetnitsch, Haigermoser, Öllinger
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung] , Schmidt, Heide [Interviewte/r] , Ditz, Johannes [Interviewte/r] , Verzetnitsch, Fritz [Interviewte/r] , Öllinger, Karl [Interviewte/r] , Haigermoser, Helmut
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Regierung ; Opposition ; Handwerk und Gewerbe ; Konsum ; Arbeitsbedingungen ; Diskussion ; Sozialpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    IHS zur Budgetsanierung
    Einblendung: Felderer
    Mitwirkende: Csoklich, Michael [Gestaltung] , Felderer, Bernhard [Interviewte/r]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Finanzpolitik ; Regierung ; Wirtschaftspolitik ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Panorama: Spitäler
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktienverkauf der Bank Austria
    BA startet Probelauf von Aktienverkäufen in den USA. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung Privatisierung.
    Mitwirkende: Schweinzer, Josef [Gestaltung]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Finanzpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SOS Mitmensch will Wahlkampfaussagen prüfen
    Einblendung: Talos
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Tálos, Emmerich [Interviewte/r]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wahlen ; Rassismus ; Menschenrechte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UNO-Flüchtlingsbericht
    Einblendung: Sadako Ogata. Etwa 30 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, vor allem die Zahl der "Binnenflüchtlinge", also Menschen die im eigenen Land vertrieben wurden steigt rasant an.
    Mitwirkende: Lorenz, Marion [Gestaltung] , Ogata, Sadako [Interviewte/r]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Migration ; Soziales ; Kinder und Jugend ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Symposium über Blutreinhaltung
    Einblendung: Lutz Gürtler, Mediziner. PCR-Analyse kann nun sicherstellen, dass es zu keinen verunreinigten Blutkonserven mehr kommt.
    Mitwirkende: Haidinger, Martin [Gestaltung] , Gürtler, Lutz [Interviewte/r]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Viennale-Leitung
    Einblendung: Pasterk, Hurch
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Hurch, Hans [Interviewte/r] , Pasterk, Ursula [Interviewte/r]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Film ; Spielfilm ; Personalfragen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    NR-Sondertagung: Landwirtschaftsdebatte
    Einblendung: Harald Hofmann, Georg Schwarzenberger
    Mitwirkende: Poschner, Helma [Gestaltung] , Hofmann, Harald [Interviewte/r] , Schwarzenberger, Georg [Interviewte/r]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Landwirtschaft und Forstwirtschaft ; Diskussion ; Regierung ; Parteien / SPÖ ; Parteien / ÖVP ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Peter Sellars inszeniert in London Hindemith's "Mathis der Maler"
    Interview: Sellars
    Mitwirkende: Neuhauser, Claudia [Gestaltung] , Sellars, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Musik ; E-Musik ; Vokalmusik - Oper ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wahlen in Algerien
    16 Millionen Menschen sollen morgen den Präsidenten wählen. Der amtierende Präsident Seroual gilt als klarer Favorit.
    Mitwirkende: Neuhauser, Claudia [Gestaltung]
    Datum: 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Direkte Demokratie ; Militär ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1995.11.15
    Spieldauer 00:55:44
    Mitwirkende Kronsteiner, Manfred [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1995.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-951115_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt