Mittagsjournal 1995.12.27

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Durch eine knappe Stunde Information auf Österreich 1 begleitet sie heute Christian Moser.
    Zu Beginn gleich ein Blick auf unseren nachweihnachtlichen Menüplan.
    Die Auszählung der Wahlkarten hat, wie erwartet, zu Mantatsverschiebungen geführt.
    SPÖ und Freiheitliche verlieren jeweils einen Sitz, Liberales Forum und Grüne gewinnen jeweils einen dazu.
    Wir gehen der Frage nach, welche oder welcher Abgeordnete hat den Sprung ins Parlament gerade noch geschafft und wer muss sich Plenarsitzungen künftig von der Zuschauertribüne anschauen.
    Die Österreicher gehen skeptisch ins neue Jahr.
    Das hat eine Umfrage des IMAS-Institutes ergeben.
    Pessimismus auch bei der deutschen Wirtschaft.
    Heuer gingen die Geschäfte nicht unbedingt rosig und auch die Prognosen lassen nichts Gutes erwarten.
    Österreichs Exportwirtschaft geht in die Offensive.
    Die Vorteile der EU sollen besser genutzt werden.
    Ein Exportziel sind die skandinavischen Staaten.
    Wie schaut die Zukunft von Andrei Kossirev aus?
    Geht er als Abgeordneter in die Duma oder bleibt er doch Außenminister?
    Neue Hoffnung für eine Friedensvereinbarung zwischen Israel und Syrien.
    In den USA beginnen heute neue Verhandlungen der beiden verfeindeten Nachbarstaaten.
    Der österreichische Botschafter in Sarajevo nimmt Abschied, er zieht eine Bilanz.
    Slobodan Milošević im Umfragehoch, die serbische Opposition, ist aber zerstrittener denn je.
    Und heute vor 16 Jahren marschierte die Rote Armee in Afghanistan ein.
    Nach wie vor hofft das Land auf Frieden.
    In unserem Kulturbericht tritt Mary mit ihrer bzw.
    seiner Travestie-Show auf.
    Auf der Bühne zu sehen ist sie bzw.
    er in Österreich, ab heute Abend in Wiener Ronnacher.
    Zuvor im Mittagsschonal aber die Nachrichten verfasst hat sie Edgar Theider.
    Am Wort ist jetzt Josef Wenzel-Natek.
    Russland.
    Außenminister Andrei Kozyrev bleibt vorläufig im Amt.
    Nach einer Aussprache zwischen Präsident Jelzin und Kozyrev teilte heute der Pressesprecher des Kreml mit, eine endgültige Entscheidung über den Verbleib Kozyrevs im Amt werde erst später getroffen.
    Eine für heute geplant gewesene Pressekonferenz Kozyrevs wurde kurzfristig abgesagt.
    Kommunisten und Nationalisten werfen Kozyrev vor, den außenpolitischen Kurs Russlands zu sehr nach westlichen Wünschen zu orientieren.
    Auch Yeltsin hatte Kritik an der Amtsführung Kosirevs deutlich gemacht.
    Der Präsident hat sich nun entschlossen, künftig stärker in die Außenpolitik einzugreifen.
    Er hat zu diesem Zweck per Dekret einen eigenen Rat für Außenpolitik ins Leben gerufen, der ausschließlich ihm unterstellt ist.
    USA nahe Ostern Israel und Syrien unternehmen einen neuen Versuch, um Frieden zu schließen.
    Nach sechsmonatiger Unterbrechung werden die Friedensgespräche in Washington heute fortgesetzt.
    Alle bisherigen Verhandlungen scheiterten an der Frage der Golanhöhen.
    Syrien macht die vollständige Rückgabe dieses strategisch besonders wichtigen Höhenzuges an der Nordgrenze zu Israel zur Bedingung für einen Friedensschluss.
    Der israelische Ministerpräsident Peres hat nun erstmals Bereitschaft bekundet, dieser Forderung nachzukommen.
    Dies ist in Israel umstritten.
    Die Opposition hatte zuletzt im Parlament Misstrauensanträge gegen die Regierung Peres eingebracht.
    Sie blieben jedoch in der Minderheit.
    Die israelische Armee wird die Stadt Ramallah im Westjordanland einen Tag früher räumen als geplant.
    Nach Angaben des israelischen Rundfunks ist beabsichtigt, die in Ramallah stationierten Truppen bis heute Abend abzuziehen.
    Dann werden palästinensische Polizeieinheiten aus Jericho offiziell die Kontrolle übernehmen.
    Ramallah ist die siebente Stadt im Westjordanland, die aufgrund des zweiten Autonomieabkommens noch vor Jahresende den Palästinensern übergeben wird.
    Damit wird der Weg frei für die Abhaltung der palästinensischen Wahlen am 20.
    Jänner.
    Bosnien-Herzegowina.
    Um Mitternacht endet die Frist für die Räumung der militärischen Stellungen im Gebiet von Sarajevo.
    Nach den Bestimmungen des Friedensabkommens von Dayton müssen die bosnischen Regierungsarmee und die Verbände der serbischen
    und die Verbände der Serben jeweils 20 Stellungen aufgeben.
    Die meisten Soldaten sind bereits abgezogen worden.
    Die NATO rechnet damit, dass es zu keinen Verzögerungen kommt.
    Unterdessen drängt die Führung der bosnischen Serben auf eine Fristerstreckung bezüglich der Sarajevo-Bestimmungen im Friedensabkommen von Dayton.
    Sie will, dass die serbisch besiedelten Teile in und um Sarajevo erst im September kommenden Jahres der Kontrolle der Moslemisch-Kroatischen Föderation unterstellt werden.
    Gemäß dem Friedensvertrag muss dies jedoch bis Mitte März geschehen.
    Serbien.
    Der immer größer werdende Gegensatz zu den regierenden Sozialisten hat die Opposition zu einem außergewöhnlichen Schritt veranlasst.
    Fünf im serbischen Parlament vertretene Oppositionsparteien beschlossen, eine Art Parallelparlament zu gründen.
    Auf diese Art protestieren sie gegen die Entscheidung, der Sozialisten Parlamentssitzungen nicht direkt im Fernsehen übertragen zu lassen.
    Die Parteien erwägen auch die Aufstellung einer gemeinsamen Wahlliste, um ihre Interessen gegen die Partei von Präsident Milosevic besser durchsitzen zu können.
    Österreich.
    Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer plant für 1996 Liberalisierungsmaßnahmen an den Schulen.
    So soll es Schülern künftig leichter gemacht werden, ihre Noten zu verbessern.
    Auch sollen an den Schulen stärker demokratische Grundsätze zur Geltung kommen.
    Außerdem will Gehrer die Integration behinderter Kinder in Hauptschulen und der AHS-Unterstufe auf eine gesetzliche Basis stellen.
    Das unter ihrem Amtsvorgänger Bussek erlassene totale Rauchverbot an den Schulen soll gelockert werden.
    Gera will das Rauchen im Schulhof wieder gestatten.
    In der nächsten Runde des Lottos 6 aus 45 gibt es einen Jackpot.
    Im ersten Rang werden voraussichtlich 33 Millionen Schilling zu gewinnen sein.
    In der jüngsten Runde hatte ein Spieler die richtigen Joker-Zahlen.
    Sein Gewinn beträgt 4,6 Millionen Schilling.
    In großen Teilen Österreichs ist gestern der Winter wieder eingezogen.
    Vor allem auf den Straßen hat das ja erhebliche Behinderungen nach sich gezogen.
    Das alljährliche Weihnachtstauwetter hat heuer also nur bis zum Stephanitag gedauert.
    Meine Frage jetzt an meinen Kollegen von der Radio-Wetter-Redaktion Herbert Carters.
    Müssen wir mit noch mehr Schnee rechnen und bleibt zu kalt?
    Ja, für die nächsten Tage sollten wir uns auf Kälte und Schnee einstellen.
    Tiefwinterlich ist es ja jetzt wieder geworden, nach dem, wie gesagt, kurzen Weihnachtsdauerwetter.
    30 Zentimeter und mehr Schnee sind seit gestern gefallen, am meisten in Südösterreich.
    Und wenn es in der kommenden, immer noch ziemlich lange Nacht, aufklärt, dann werden die Temperaturen doch ordentlich nach unten rasseln.
    Noch ist es aber mit dem Aufklaren nicht so weit, das zeigen die Meldungen der Landeshauptstädte.
    Wien, Eisenstadt und St.
    Pölten bedeckt –1°, Linz bedeckt –2°, Salzburg leichter Schneefall –2°, Innsbruck leichter Schneefall –1°, Bregenz stark bewölkt –1°, Graz bedeckt 0° und Klagenfurt Schneefall –1°.
    Immer wieder schneit es also noch, erst gegen Abend wird der Schneefall überall aufhören.
    Vereinzelt kann die Wolkendecke aufreißen, etwa auf den hohen Bergen Westösterreichs oder im Flachland Ostösterreichs.
    Bei teils lebhaftem Nordwind liegen die Temperaturen am Nachmittag zwischen –5° und 0°.
    Morgen in der Früh stellenweise gefrierender, meist aber nur flacher Nebel, besonders von Osttirol bis in die Steiermark auch noch bewölkt und oft strenger Frost zwischen minus 15 und minus 5 Grad.
    Tagsüber wird es dann ziemlich sonnig, am Nachmittag ziehen aber von südwestlich erneuerlich Wolken auf und in der Nacht auf Freitag setzt dann erneut Schneefall ein.
    Höchstwerte morgen minus 7 bis minus 3, in 2000 Meter um minus 11 Grad.
    Am Freitag wird es dann auf den Bergen wieder weniger frostig und wenn die Luft ausreichend feucht sein sollte, dann könnte es wieder in fast ganz Österreich schneien, bei Temperaturen durchwegs unter dem Gefrierpunkt.
    Es ist erst acht Minuten nach zwölf, wir kommen zu den Beiträgen im Mittagsschornal.
    Seit gestern sind die Nationalratswahlen 1995 endgültig abgeschlossen.
    Die Auszählung der Wahlkarten brachte noch zwei Veränderungen in der Mandatsliste.
    Die SPÖ verlor ein Mandat und hat nun 71 Abgeordnete und auch ein freiheitliches Mandat ging dahin.
    Für die FPÖ wohl doppelt schmerzlich, denn dieses zweite verlorene Mandat drückt sie unter eine wichtige Maßzahl zur Parteienfinanzierung.
    Gemeinsam mit dem 41.
    Mandat hat sie nun auch mehrere Millionen Schilling jährlich verloren.
    Ein Mandat mehr haben nun dagegen Grüne und Liberale.
    Wer kommt nun aber tatsächlich ins Hohe Haus dieser Frage, ist Fritz Titelbacher nachgegangen.
    Alexander Van der Bellen, einer der grünen Hoffnungsträger dieser Wahl, bleibt der Öko-Partei nun doch erhalten.
    Der Wirtschaftsprofessor bekommt den neunten grünen Parlamentssitz, jenen, den ein für die Grünen gutes Wahlkartenergebnis möglich gemacht hat.
    Denn dieses Ergebnis unterschied sich zum Teil erheblich vom vorläufigen Gesamtergebnis.
    Nur die ÖVP erhielt bei den Wahlkarten denselben Anteil wie bei den normalen Sprengelstimmen.
    Die SPÖ lag mit 31 Prozent deutlich unter ihren sonstigen Werten, die Freiheitlichen genauso, Grüne und Liberale lagen bei den Wahlkarten mit jeweils knapp 11,5 Prozent und mehr als das Doppelte über den Sprengelwerten.
    Und so war auch für die Liberalen ein Mandat mehr drinnen.
    Ihr zehntes Mandat erhält der in letzter Zeit wegen seiner Frühpensionierung scharf kritisierte Hans-Helmut Moser, sobald die vor ihm gereihte Europamandatarin Martina Gredler wieder ins EU-Parlament geht.
    Während die beiden Kleinparteien also schon recht genaue Vorstellungen von ihren Wissen haben, bleibt bei den größeren Parteien auch nach der Endauszählung noch manches im Wagen.
    Die Freiheitlichen haben nun also im Vergleich zur 1994 um zwei Mandate weniger.
    Nur mehr 40 Mandate heißt aber auch weniger Parteien- und Clubförderung, denn die springt mit dem angefangenen 10er also erst mit 41.
    Umso weniger erfreulich das Ergebnis für die Freiheitlichen ist, so wenig interessiert man sich auch dafür.
    Die zuständigen Leute seien derzeit im Urlaub, heißt es heute in der Parteizentrale.
    Man werde sich wohl erst nächste Woche um die Details kümmern.
    Bis zur konstituierenden Clubsitzung am 11.
    Jänner sei ja noch Zeit.
    Auf alle Fälle drinnen werden die beiden Newcomer Thomas Prinzhorn und Klaus Lukas, auf alle Fälle draußen einige altgediente Parlamentarier wie die oberösterreichische Mandatarin und Schulsprecherin Karin Praxmarer.
    Und noch eines steht fest, EU-Mandat plus Nationalratssitz geht diesmal nicht mehr.
    Alle verfügbaren F-Mandate müssen in Zukunft einzeln besetzt werden.
    Noch vager als bei den Freiheitlichen sind die Angaben über den neuen Nationalratsklub bei der Volkspartei.
    Denn hier spielt auch noch die Unwägbarkeit einer Regierungsbeteiligung hinein.
    Über die genauen Mandatsbesetzungen wird erst beim Dreikönigstreffen entschieden, erklärt Generalsekretär Ottmar Karas.
    Dann geht es wohl auch um sein Mandat, denn im Gegensatz zu seiner Co-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallert hat Karas kein sicheres, sondern nur ein Nachrückermandat auf der Bundesliste.
    Auch bei den Sozialdemokraten ist die Nationalratsliste noch Gremiensache.
    Frühestens nächste Woche werde über die Mandate entschieden, heißt es heute in der Löwelstraße.
    Nur einem ist sein Mandat seit gestern sicher.
    Der gleichnamige Innenminister erhielt dank der Wahlkarten ein Direktmandat im Wahlkreis Wien-Innenwest.
    Eine Premiere für die SPÖ.
    Doch das allerletzte Wort über die Mandatsverteilung ist immer noch nicht gesprochen.
    Denn noch nie war ein Mandat so sehr auf wackeligen Füßen gestanden wie das 53. der Volkspartei.
    Gerade 165 Stimmen sichern es ab, sonst würde es den Freiheitlichen zufallen.
    Da es diesmal so knapp zuging, könnten aber daher erstmals auch Beeinspruchungen aus Sicht auf Erfolg haben.
    Denn allfällige Fehler bei der Wahl müssten Einfluss aufs Gesamtergebnis haben, verlangt das Gesetz.
    Und dass sich 165 Stimmen bewegen könnten, ist nicht ganz ausgeschlossen.
    Fritz Dittlbacher über die Folgen der Auszählung der Wahlkarten für die Parteien.
    Es ist also noch einiges offen.
    Seit beinahe einem halben Jahrhundert fragt das Linzer Meinungsforschungsinstitut IMAS die Österreicher vor dem Jahreswechsel, was sie vom nächsten Jahr erwarten.
    Heuer zeigen sich die mehr als tausend repräsentativ ausgewählten Personen wenig zuversichtlich.
    Das Ergebnis der Umfrage war dieses Jahr so schlecht wie schon zwölf Jahre nicht mehr.
    Hans Adler mit den Einzelheiten zur IMAS Neujahrsumfrage.
    Die Linzer Meinungsforscher haben ihre Umfrage zwischen dem 22.
    November und dem 14.
    Dezember durchgeführt und damit haben sie gleichsam als Nebenprodukt die Aussagen der Politiker bestätigt, dass die vergangene Nationalratswahl in einer Stimmung der Besorgnis bei den Wählern entschieden wurde.
    52 Prozent der befragten Erwachsenen sehen der Wirtschaftsentwicklung des kommenden Jahres mit Sorge oder zumindest mit Skepsis entgegen.
    Einen so schlechten Wert haben die IMAS-Leute zuletzt vor zwölf Jahren ermittelt.
    Gerade 38 Prozent der Österreicher sind für das nächste Jahr noch zuversichtlich.
    Nur die beiden Energie- und Rohstoffschocks Anfang der 70er Jahre und zehn Jahre später, ab 1980 bis 83, haben die Österreicher in eine ähnlich schlechte Stimmung versetzt.
    Was diesmal der Auslöser für die Zukunftsängste war, haben die Meinungsforscher nicht erhoben.
    Bei den Deutschen ist es die Budgetsanierung und in der Folge die Aussicht auf Steuererhöhungen und Einsparungen, die einen negativen Stimmungswandel ausgelöst haben.
    Warum sollten die Österreicher anders reagieren?
    Besonders besorgt sind, berichtet IMAS, ungelernte Arbeiter und Landwirte, aber auch ältere Arbeitnehmer über 50 Jahre.
    Den meisten Optimismus hat die Umfrage bei den Jungen, Unselbstständigen bis 30 Jahre ergeben.
    Fast die Hälfte, nämlich 47 Prozent der Befragten dieser Gruppe, sehen dem nächsten Jahr optimistisch entgegen.
    Am anderen Ende der Skala, bei den über 50-jährigen Arbeitnehmern, sind es nur noch 32 Prozent.
    Insgesamt aber registrieren die Meinungsforscher bei allen Gruppen einen mehr oder weniger starken, negativen Trend der Zukunftsbeurteilung.
    Wenn auf Österreichs Stammtischen diskutiert wird, was in den Betrieben alles falsch gemacht wird und wie man es besser machen könnte, dann wird gern auf unsere Nachbarn Deutschland verwiesen, denn die wissen, wie es besser geht.
    Doch knapp vor dem Jahreswechsel herrscht auch bei Deutschlands Unternehmern, Gewerkschaften und Wirtschaftspolitikern ausgesprochen trübe Stimmung.
    1995 gingen die Geschäfte schlechter als erwartet und die Prognosen für 1996 sind auch recht bescheiden.
    Vor allem die Arbeitslosenrate wird hoch bleiben.
    Das alles hat zu einer wirtschaftspolitischen Diskussion geführt, in der sogar der konservative Kanzler Kohl von Wirtschaftsvertretern kritisiert wird.
    Aus Deutschland berichtet Wolfgang Werth.
    Wirtschaft findet in der Wirtschaft statt, predigt der deutsche Wirtschaftsminister Günther Rexroth stets und meint damit offenbar, dass die Regierung nicht allzu viel dazu tun könne, um die Wirtschaft florieren zu lassen.
    Die Arbeitgeberverbände sehen das anders.
    Bonn müsse endlich Rahmenbedingungen für rentable Arbeitsplätze schaffen, müsse Unternehmenssteuern, Lohnnebenkosten und Sozialausgaben senken.
    Stattdessen höre man nur Sprechblasen aus Bonn, kritisieren die Wirtschaftsverbände.
    Und der Vizepräsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Till Neckar, griff sogar den Kanzler von der an sich industriefreundlichen CDU an.
    Helmut Kohl habe noch nie Gespür für wirtschaftliche Themen gehabt, stand in einem Interview zu lesen, das Neckar einer Wochenzeitung gab.
    Die Stimmung in Deutschlands Wirtschaft ist mies.
    Mieser vielleicht, als sie sein müsste.
    Eine Teuerungsrate von bloß zwei Prozent, ein niedriges Zinsniveau und in Ostdeutschland ist die wirtschaftliche Talfahrt gestoppt.
    Andererseits, und das ist das Hauptproblem, dreieinhalb Millionen Deutsche sind arbeitslos.
    Das macht eine Arbeitslosenquote von 9,3 Prozent.
    Und es ist nicht abzusehen, dass das neue Jahr viele neue Jobs bringt.
    Die Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten für nächstes Jahr ein Wachstum von weniger als zwei Prozent.
    Da muss man schon froh sein, wenn die Summe der Jobs gehalten werden kann.
    Nur mit Mühe kann es sich das deutsche Sozialsystem leisten, die erforderlichen Unterstützungsgelder für die Arbeitslosen aufzubringen.
    Nicht zur Beruhigung tragen auch manche Vorschläge bei, mit denen einzelne Politiker und Funktionäre die Misere beheben wollen.
    Da forderte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages die Kürzung der Pensionen.
    Auf der anderen Seite des politischen Spektrums der sozialdemokratische Wirtschaftspolitiker Gerhard Schröder, der ganz im Stil der 70er Jahre das Schuldenmachen empfiehlt.
    Originalton Schröder, lieber 5% Inflation als 5% Arbeitslosigkeit.
    In dieser Situation hat Gewerkschaftsbundchef Klaus Zwickl Mut bewiesen.
    Er schlägt vor, dass die Arbeitnehmerseite bei den nächsten Lohnverhandlungen auf Reallohnerhöhungen verzichtet, wenn die Arbeitgeber dafür neue Arbeitsplätze schaffen und die Regierung keine Sozialleistungen kürzt.
    Der unkonventionelle Vorschlag Zwickls behakt weder Hardline an dem Arbeitnehmer noch im Arbeitgeberlager.
    Mitte Jänner soll darüber verhandelt werden.
    Die schlechte Stimmung in Deutschlands Wirtschaftsszene hat mittlerweile aufs Volk übergegriffen.
    Laut einer jüngsten Umfrage erwarten fast 60 Prozent der Deutschen für 1996 eine spürbare Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse.
    Doch gerade die Konsumenten sind jener Faktor, auf den die Wirtschaftsforscher ihre Hoffnungen setzen.
    Die Deutschen sollten trotz steigender Sozialabgaben 1996 mehr Geld in den Taschen haben, wegen Steuersenkungen, einer Verbilligung des Stroms und der Erhöhung der Kinderbeihilfe.
    Im rechnerischen Durchschnitt macht dieses Plus aber auch nicht mehr als 150 Schillingen pro Kopf und Monat aus.
    So hoffen alle, dass das deutsche Unbehagen zu Jahresende nicht zur wirtschaftlichen Zukunftsangst wird.
    Denn gerade in der Wirtschaftspsychologie gilt der Spruch, das Todgefürcht ist auch gestorben.
    sagt Wolfgang Wert.
    Der Beitritt zur Europäischen Union ist für die österreichische Exportwirtschaft ein zweischneidiges Schwert.
    Denn einerseits tun sich Chancen auf, andererseits tauchen Schwierigkeiten auf oder sie verstärken sich.
    Die Chancen ergeben sich einfach durch den größeren Markt und weniger Handelsschranken.
    Die Schwierigkeiten sind allzu oft hausgemacht.
    Zu lange sind dringend nötige Strukturreformen verschleppt worden.
    Der Export wird aber immer wichtiger, nicht zuletzt deshalb, weil die Defizite in der Leistungsbilanz wachsen.
    Die Wirtschaftskammer hat heute ihre Pläne präsentiert, wie sie den Export ankurbeln will.
    Michael Czoklic hat sich angehört, wie das funktionieren soll.
    110 bis 120 Milliarden Schilling groß wird das Loch in der heimischen Handelsbilanz Ende heurigen Jahres sein.
    Schuld daran ist, dass wir beträchtlich mehr importieren als exportieren.
    Dass die Exporte heuer rascher stiegen als die Importe, ändert daran wenig.
    Mit drei Stoßrichtungen will die Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer dem Export österreichischer Waren jetzt neue Impulse verleihen.
    Zum einen will man sich stärker auf den europäischen Markt konzentrieren.
    Besonderes Augenmerk gilt hier den Grenzregionen, den Märkten vor der Haustüre, wie der Leiter der Außenwirtschaftsorganisation Egon Winkler es formuliert.
    Vor allem in Osteuropa soll der Markteinteil erhöht werden, sagt Winkler.
    Das Projekt vom Gateway zum Highway.
    In diesem Projekt ist unser Ziel, dass der Anteil der österreichischen Exporte an den Gesamtausfuhren in diese Region, also nach Mittel- und Osteuropa von gegenwärtig ungefähr 13,5 Prozent an den Gesamtausfuhren auf 20 Prozent bis ins Jahr 2000 gesteigert wird.
    wird.
    Noch besser genutzt für die Wirtschaft soll die Mitgliedschaft in der EU werden.
    Die Außenwirtschaftsorganisation will österreichische Firmen animieren, stärker als bisher an europaweiten Ausschreibungen und Projekten teilzunehmen.
    Damit auch die Förderungsgelder aus Brüssel von den Firmen vermehrt in Anspruch genommen werden, wird die Wirtschaftskammer in Wien ein eigenes Referat für EU-Förderungen einrichten, kündigt Winkler an.
    Wir haben festgestellt in diesen ersten Monaten unserer Mitgliedschaft bei der EU, dass es notwendig ist, die Firmen intensiver über diese Förderungsmöglichkeiten zu beraten.
    Und wir haben auch festgestellt, dass diese Geldtöpfe nicht so offen sind und dass man einfach hineingreifen kann, sondern dass man eben sich da sehr viel Know-how holen muss, nicht nur über die Arten der Förderungen, sondern wie man dann auch zu diesen Förderungen kommt.
    Die zweite Säule der Exportoffensive gilt den weltweit größten Wachstumsmärkten Asien und Südamerika, aber auch den USA.
    Eine besondere Betreuung der österreichischen Exporteure soll mithelfen, das Risiko eines Engagements auf diesen Märkten zu minimieren.
    In Asien werden dazu monatlich sogenannte Branchentelegramme veröffentlicht, die über die wichtigsten Industriezweige informieren.
    In Japan, dem wichtigsten österreichischen Markt in Asien, soll der Exportanteil bis zum Jahr 2000 von 8 auf 12 Milliarden Schilling erhöht werden.
    Die dritte Stoßrichtung der Exportoffensive der Bundeswirtschaftskammer gilt den fünf starken Branchen der österreichischen Wirtschaft.
    der Umwelt, der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, der Bauindustrie, dem Tourismus und der Zulieferindustrie im Bereich KFZ und Elektronik.
    Diesen Bereichen sollen mit gezielten Aktionen sowie dem hervorragenden Know-how neue Märkte erschlossen werden.
    Die Handelsbeziehungen zu den skandinavischen Ländern haben sich seit dem EU-Beitritt deutlich verbessert.
    Das gilt vor allem für Finnland und Schweden, die ebenfalls vor einem Jahr der EU beigetreten sind.
    Für heuer rechnet der bilaterale Handel mit Rekordergebnissen und Zuwachsraten in zweistelliger Prozenthöhe.
    Für österreichische Unternehmen kann der hohe Norden als der Zukunftsmarkt schlechthin bezeichnet werden, Christian Hunger berichtet.
    Skandinavien war früher einer der wichtigsten Handelspartner Österreichs.
    Schweden beispielsweise lag in den 70er und 80er Jahren an fünfter Stelle.
    Jetzt ist der hohe Norden nur mehr Nummer 12, seit dem EU-Beitritt ist man aber wieder auf dem besten Weg, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen.
    Obwohl die schwedische Bevölkerung heute die EU deutlich skeptischer als vor einem Jahr beurteilt, zwei von drei Schweden würden gegen den Beitritt stimmen, ist in der Wirtschaft davon nichts zu bemerken.
    Heuer wird Schweden voraussichtlich um 12% mehr Waren nach Österreich liefern, wir werden umgekehrt unseren Export um 7% steigern.
    Der Wermutstropfen, das Handelsbilanzdefizit, wird weiter anwachsen.
    Dr. Heinz Wim Bissinger, österreichischer Handelsdelegierte in Stockholm, führt den Exportboom auf die erleichterten Rahmenbedingungen seit dem EU-Beitritt zurück.
    Es gibt in Schweden heutzutage im bilateralen Handelsverkehr mit Österreich wesentlich weniger Bürokratie.
    Der Papierkrieg ist kleiner geworden.
    Die LKWs können von Tür zu Tür fahren, ohne aufgehalten zu werden.
    Ein zweites Moment ist, das Wirtschaftsklima in Schweden ist optimistisch geworden.
    Die Investitionen sind seit dem Beitritt zur EU wesentlich gestiegen, erstmals seit vielen Jahren.
    Eine wesentliche Konjunkturstütze ist daraus entstanden, was natürlich auch unseren bilateralen Handel beflügelt.
    Es gibt einige spezifische Bereiche, wie die landwirtschaftlichen Verarbeitungsprodukte,
    der Delikatessenladen Österreich profitiert ohne Zweifel.
    Freuen können sich dabei vor allem die österreichischen Weinhändler.
    Mit dem EU-Beitritt ist in Schweden zwangsläufig das staatliche Alkoholmonopol gefallen.
    Schweden ist heute für Österreich nach Deutschland der zweitwichtigste Weinexportmarkt.
    Ähnlich erfreuliche Wirtschaftsdaten werden vom EU-Mitglied Finnland gemeldet.
    Die dortige Wirtschaft war früher stark auf die ehemalige Sowjetunion orientiert.
    Der Zusammenbruch der Sowjetunion hat Finnland nicht nur die zweithöchste Arbeitslosenrate in Europa gebracht.
    Heute wendet man sich wieder stärker auf die westlichen Märkte.
    Österreich profitiert, zumal die finnische Wirtschaftskrise sich langsam zu erholen beginnt und die Finnmark nach einer zweimaligen Abwertung um insgesamt 35 Prozent jetzt wieder stärker ist.
    Der Handelsdelegierte in Helsinki, Dr. Franz Paller, rechnet heuer mit einem Exportplus von Österreich nach Finnland in der Höhe von 24 Prozent.
    Wir befinden uns echt im Aufwind und wir liegen mit unseren Werten ganz im Spitzenfeld.
    Wir werden also nur noch übertroffen,
    von Belgien, Luxemburg und knapp von Deutschland.
    Also wir liegen echt im Spitzenfeld.
    Vom positiven Trend im Norden kann schließlich auch Norwegen profitieren, der selbst nicht der EU beigetreten ist.
    Immerhin ist Norwegen indirekt gezwungen worden, seine restriktive Importpolitik teilweise zu lockern.
    Und als einziges europäisches Land mit einem Budget plus, dank der reichen Öleinkommen, dürfte Norwegen auch in Zukunft als Handelspartner interessant bleiben.
    Während dieser Bericht von Christian Hungerlief habe ich eine Meldung zum Urteil im Briefbombenprozess bekommen.
    Die Freisprüche für Peter Binder und Franz Radl in Sachen Briefbomben werden rechtskräftig.
    Die Anklagebehörde wird überhaupt keine Rechtsmittel gegen das Urteil der Geschworenen vom 21.
    Dezember im Briefbombenprozess am Wiener Straflandesgericht einbringen.
    Das teilten das Justizministerium und die Wiener Staatsanwaltschaft auf Anfrage der Austria Presse Agentur mit.
    Es ist jetzt fünf Minuten vor halb eins, wir kommen zu Auslandsthemen im Mittagsjournal.
    Lange galt er als Garant für den Wandel der russischen Außenpolitik nach dem Ende des Kalten Krieges, der russische Außenminister Andrei Kozyrev.
    Als längst dienender Minister im Kabinett von Boris Yeltsin hat er die Auflösung der Sowjetunion mitgetragen und den Kurs der Kooperation mit den Westen geprägt, den Russland zumindest bis Ende 1993 verfolgt hat.
    Den Kommunisten und Nationalisten im russischen Parlament war Kozyrev daher nie geheuer.
    Und er ist es ihnen auch heute noch nicht.
    Obwohl Kozyrev der russischen Außenpolitik nach den Erfolgen der Kommunisten und Nationalisten bei den Parlamentswahlen von 1993 bereits eine neue Richtung gegeben hat und jetzt wieder die Großmachtrolle Russlands stärker in den Vordergrund stellt.
    Nach ihren neulichen Wahlerfolgen, vor eineinhalb Wochen, haben die Kommunisten daher erneut eine Ablöse Kozyrews gefordert.
    Für heute hatte nun Kozyrew eine Pressekonferenz angesetzt.
    Allgemein wurde erwartet, dass er dabei seinen Rücktritt als Außenminister bekannt gibt.
    Doch es kam anders.
    Die Pressekonferenz wurde wieder abgesagt.
    Damit ist ein möglicher Rücktritt Kozyrews aber nicht vom Tisch, sondern nur aufgeschoben.
    Hören Sie eine Analyse von Susanne Scholl aus Moskau.
    Russlands Außenminister war schon immer gut für Verwirrung und Gerüchte.
    Zur Zeit beherrscht sein weiteres politisches Schicksal wieder einmal die Diskussion in Russland.
    Aber entschieden ist immer noch gar nichts.
    Die Vorgeschichte ist eigentlich ganz einfach.
    Kosyrev, das am längsten dienende Kabinettsmitglied, gilt vor allem der Mehrzahl der alten, wieder neuen russischen Parlamentsabgeordneten als Feind Nummer eins.
    Er habe Russland an den Westen verkauft, hat es immer wieder geheißen.
    Er habe die Rolle Russlands als Weltmacht nach außen hin nicht ausreichend vertreten.
    Niemandes Rücktritt ist vom bisherigen Parlament so häufig gefordert worden, wie der Kozyrews im vergangenen Oktober, sei es ganz aus, also Präsident Yeltsin dem Drängen der Abgeordneten nachgeben würde.
    Doch im Hinblick auf die Nahen Parlamentswahlen hielt Yeltsin Kozyrews erst einmal im Amt.
    Schließlich war allen in Russland klar, dass es nach der Wahl, egal wie diese ausgehen würde, auf jeden Fall eine Kabinettsumbildung geben würde.
    Dann gewann Kosyrev bei der Parlamentswahl ein Direktmandat und in Moskau ging man davon aus, dass er dieses annehmen und daher sein Amt aufgeben werde.
    Eine elegante Lösung für das Problem, so meinten viele hier.
    Gestern schließlich ließ Yeltsin mitteilen, er habe einen außenpolitischen Rat ins Leben gerufen, mit dessen Hilfe er mehr und direkteren Einfluss auf Russlands Außenpolitik nehmen werde.
    Gleichzeitig kündigte der Neo-Abgeordnete und noch Außenminister für heute eine Pressekonferenz an.
    Aber noch vor dem Treffen mit den Journalisten fuhr Kosirev zum Präsidenten, der sich inzwischen auf seiner Datschau-Saal von Moskau weiter von seinem Herzanfall im vergangenen Oktober erholt.
    Nach dieser Begegnung passierte zweierlei.
    Kosirev ließ seine Pressekonferenz absagen und Jelzins Pressesprecher teilte mit, die Frage, ob Kosirev Minister bleibe oder nicht, werde zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.
    Für das merkwürdige Hin und Her um den Außenminister gibt es viele Gründe.
    Einer dürfte wohl sein, dass Boris Yeltsin sich schon lange über allzu viele Eigeninitiative-Konferenz ärgert.
    Und dass er selbst, allenfalls noch gemeinsam mit Regierungschef Gernot Mürden, eventuelle Veränderungen in der Regierung bekannt geben will.
    Und dies zum spätestmöglichen Zeitpunkt, also Mitte Jänner, kurz bevor das neue Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentritt.
    Gestern hat bereits ein Regierungsmitglied selbstständig seinen Rücktritt erklärt,
    um ein Parlamentsmandat wahrnehmen zu können.
    Der Eindruck, der entstanden wäre, hätte Kosirev heute das Ende seiner Tätigkeit als Außenminister mitgeteilt, wäre der von einer Regierung, in der jedes einzelne Mitglied nach Gutdünken agiert, ohne auf die Gesamtarbeit Rücksicht zu nehmen.
    Angesichts eines neuen Parlaments, in dem die Kommunisten alleine ein Drittel aller Sitze haben, ein für Russland katastrophaler Eindruck.
    Kosiriev als bisher immer loyaler Yeltsin-Parteigänger hat sich offenbar dem Diktat des Präsidenten gefügt und auf den eigenen Rücktritt fürs erste Mal verzichtet.
    Dass er trotzdem nicht mehr lange Außenminister bleiben dürfte, scheint allerdings klar.
    Nur braucht Yeltsin offenbar noch ein bisschen Zeit, um erstens seinem neuen außenpolitischen Rat Konturen zu verleihen und zweitens einen willfährigen Kandidaten für die Nachfolge Kosirievs zu finden, der sich weniger selbstständig im Ausland betätigen wird.
    Was bei diesem Karussell zur Zeit völlig auf der Strecke bleibt, ist allerdings die russische Außenpolitik.
    Doch angesichts der internen Probleme, die auf das Land zukommen, wie zum Beispiel die Präsidentenwahl im kommenden Juni, bei der die große Gefahr besteht, dass es zu einer Stichwahl zwischen einem Nationalisten und einem Kommunisten kommen könnte, spielt das momentan offenbar keine große Rolle bei der Überlegung des Kreml her.
    Susanne Scholl hat analysiert.
    Jetzt im Mittagsjournal in den Nahen Osten.
    Auch wenn der Friedensprozess in den vergangenen Monaten große Fortschritte gemacht hat, dann ist eines klar.
    Einen dauerhaften Frieden kann es in der Region nur geben, wenn sich Israelis und Syrer einig werden.
    Zweimal sind Verhandlungsrunden ohne Ergebnis abgebrochen worden, einmal 1991 in Madrid, das zweite Mal dann vor einem halben Jahr in Washington.
    Zankapfel waren und sind die von Israel seit nunmehr beinahe 29 Jahren besetzten Golanhöhen.
    Nun hat Washington wieder einmal die Zügel in die Hand genommen und beide Seiten zu Verhandlungen eingeladen, die heute beginnen.
    Als Vorbild nahmen sich die Bosnien-Gespräche in dem Luftwaffenstützpunkt Dayton in Ohio.
    Diesmal wurde eine Plantage in Maryland zu einem Konferenzzentrum umfunktioniert.
    Das Ziel, wie schon in Dayton, die Verhandlungen sollen ohne Medienrummel ablaufen.
    Über die Ausgangslage der heute beginnenden Gespräche berichtet aus Tel Aviv Pensegenreich.
    Noch nie haben wir aus dem Norden eine so gute Musik gehört wie jetzt, sagte Israels Premier Shimon Peres vor der Wiederaufnahme der Verhandlungen, die ein halbes Jahr lang feststeckten.
    Es sind in der Tat der Ton und der Rahmen, die völlig neu sind, wenn Israelis und Syrereinander heute wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber sitzen, nachdem sie so lange nur über Zwischenträger kommuniziert haben, vor allem Amerikaner und Ägypter.
    Die Technik ist ein bisschen jener der so erfolgreichen ersten Gespräche der Israelis und der Palästinenser in Norwegen abgeschaut.
    In einem landhausartigen Konferenzzentrum in Wye Plantation, eine Autostunde von Washington entfernt, geht man praktisch in die Kasernierung.
    Drei Tage und drei Nächte lang werden die Unterhändler unter demselben Dach essen, schlafen, vielleicht gemeinsam spazieren gehen oder den Fitnessraum benutzen.
    Die menschliche Intimität soll das Misstrauen abbauen, das bisher Fortschritte verhindert hat.
    Die Amerikaner sind immer dabei als eine Art höhere Instanz oder als Schiedsrichter, sie sollen Todpunkte überwinden helfen.
    Am nächsten Samstag fliegen die Delegierten zu Beratungen nach Hause und schon Mitte nächster Woche kommen sie wieder zusammen, dann vielleicht schon als gute Bekannte und es geht in der gleichen Form weiter, intensiv und kontinuierlich.
    Das israelische Team hat einen neuen Chef.
    Uri Savir, der Generaldirektor des Außenministeriums, gilt als israelischer Vater des Abkommens von Oslo mit den Palästinensern.
    Der Leiter der syrischen Delegation ist nach wie vor der Botschafter in Washington, Walid Mualim.
    Die Syrer haben also bisher dem israelischen Wunsch nach Kontakten auf höherer Ebene, nach Treffen der Außenminister oder der Regierungschefs, nicht entsprochen.
    Aber Mualim soll ein erweitertes Mandat erhalten haben, soll er mächtig sein, mehr Flexibilität zu zeigen.
    In der arabischen Presse gab sich Mualim vorsichtig optimistisch, er betonte aber, er habe klare Anordnungen auf grundsätzliche syrische Rechte nicht zu verzichten.
    Auch aus Israel gab es zuletzt gemischte Signale.
    Der Landwirtschaftsminister erklärte etwa, die Wasserquellen auf dem Golan seien für Israel lebenswichtig und unersetzlich.
    Dafür sagte ein prominenter Abgeordneter der Arbeiterpartei, Israel solle jetzt schon erklären, dass es bereit sei, sich aus dem gesamten Golangebiet zurückzuziehen.
    Wenn die Israelis im Moment von Rückzug sprechen, dann denken sie an die sogenannte internationale Grenze, während sie nach dem Willen der Syrer noch etwas weiter zurückweichen sollten, nämlich bis an die Waffenstillstandslinie, die bis 1967 gegolten hat.
    Der Unterschied zwischen den beiden Linien ist nach Quadratkilometern zwar geringfügig, doch nach der syrischen Lesart säßen die Syrer am Ufer des Sees Genesaret und hätten damit Ansprüche auf sein Wasser.
    Wollten die Syrer aber bisher von vornherein eine Garantie für den totalen Rückzug, so gilt jetzt als einzige Vorbedingung, dass es keine Vorbedingung gibt.
    Und es gibt auch keine Tagesordnung.
    Die Syrer dürfen den Rückzug Israels vom Golan fordern.
    Israel wird etwa die Zügelung der Hezbollah-Milizen im Südlibanon verlangen und hat einen Katalog möglicher Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet.
    Frühwarnstationen, demilitarisierte Zonen, Trupenabbau, Satellitenüberwachung.
    Keine der Forderungen darf aber als Ultimatum präsentiert werden.
    Doch es geht doch gar nicht wirklich um Inhalte.
    Das Nazi liest die Absichten und Ängste der jeweils anderen Seite besser zu verstehen und stabile Gesprächskanäle aufzubauen.
    Für die kommenden drei Verhandlungstage hat die israelische Delegation übrigens eine völlige Nachrichtensperre verhängt.
    Auch Syrien und die USA wollen sich daran halten.
    Auf den serbischen Präsidenten Slobodan Milošević warten große Herausforderungen, sowohl in Serbien selbst als auch außerhalb der Landesgrenzen.
    Die Wirtschaft liegt da nieder und da können auch die nach dem Bosnien-Friedensvertrag gelockerten Sanktionen keine rasche Besserung bringen.
    Und da ist die Kraftprobe mit der Führung der bosnischen Serben.
    Milošević hat sich ja verpflichtet, Serbenführer Radovan Karadzic und seinen Armeeschef Ratko Mladic zu entmachten.
    Und da ist der serbische Präsident derzeit in einer starken Position.
    Den Meinungsumfragen bescheinigen ihm und seine Sozialisten ein Popularitätshoch.
    Das nicht zuletzt deshalb, weil die Belgrader Opposition zerstrittener ist denn je.
    Daran kann auch nichts ändern, dass sich die wichtigsten Oppositionsgruppen gestern erstmals zu einer sogenannten alternativen oder parallelen Parlamentssitzung getroffen haben.
    Aus Belgrad berichtet Soran Opra.
    Die erste Sitzung des Parallelenparlaments in Belgrad begann mit einem Skandal.
    Die Sicherheitsbeamten des serbischen Parlaments wollten den kleinen Saal für die Positionsabgeordneten einfach nicht aufsperren.
    Erst als der Oppositionsführer Vukdrashkovic drohte, wieder auf die Straße zu gehen, gaben die Sozialisten nach und die Sitzung des Parallelenparlaments konnte beginnen.
    Zum ersten Mal saßen alle Oppositionsführer und 108 Abgeordnete zusammen.
    Sie boykottieren die Arbeit des serbischen Parlaments, weil die Direktübertragungen von Parlamentsdebatten
    vor einem Monat durch den Beschluss des sozialistischen Parlamentspräsidenten abgeschafft wurden.
    Für die Sozialisten waren die ständig eingeschalteten Fernsehkameras im Sitzungssaal ein Störfaktor in ihrer Medienpolitik.
    Denn was die Zuschauer am Tag direkt aus dem Parlament sehen konnten, sich häufig stark von der Zusammenfassung in der Hauptnachrichtensendung des Belgrader Fernsehens am Abend ab.
    Am Parallelparlament
    neben aller fünf Oppositionsparteien teil.
    Neben der Koalition Depos von Vuk Draskovic sind darin Szeches radikale Dschinsgiz-Demokraten, die serbischen Demokraten von Vojislav Kustunica und die Union der Ungarn auf der Vojvodina von Andras Agostons vertreten.
    Nach der Sitzung sprach Agoston vom ersten Schritt auf dem langen Weg nach Europa.
    Draskovic kündigte die Bildung eines Schattenkabinetts an.
    Er formulierte auch die Ziele der Vereinigten Opposition, einheitliche Wahlliste, Niederlage der Kommunisten.
    Denn der Hauptgrund für die plötzliche Allianz der schon sprichwörtlich uneinigen serbischen Opposition liegt in dem zunehmenden Einfluss auf das politische Leben in Serbien der neokommunistischen Bewegung Jul, angeführt von der Präsidentengattin Mirjana Markovic.
    Die Kommunisten haben bis jetzt keine Sitze im Parlament.
    aber schon vier Minister in der serbischen Regierung.
    Von der parlamentarischen Demokratie und der Opposition halten sie nicht viel.
    Die regierenden Sozialisten reagierten gelassen auf die Bildung des parallelen Parlaments.
    Nach dem Friedensabschluss für Bosnien und der Suspendierung von Wirtschaftsfraktionen fühlen sich die serbischen Sozialisten so sicher im Machtsackel wie noch nie.
    Für die weitere Machterhaltung haben sie auch schon vorgesorgt.
    Denn ein beträchtlicher Teil der Haushaltsmittel in Serbien ist für eine starke Polizeitruppe vorgesehen.
    Sohran Obra hat aus Belgrad berichtet.
    Franz Bogen, Österreichs Botschafter im Bosnien-Herzegowina, verlässt nach zwei Jahren Dienst seinen Einsatzort Sarajevo und geht mit fast 66 Jahren in Pension.
    Seine Aufgabe war alles andere als leicht.
    Franz Bogen hat in Sarajevo als Residenz nur drei Hotelzimmer zur Verfügung.
    Statt Fenster gibt es zum Teil nur Plastikfolien, Warmwasser ist Mangelware.
    Ein gepanzertes Auto, wie es in Sarajevo fast alle Journalisten haben, und ein Satellitentelefon sind ihm vom österreichischen Außenamt nie zugestanden worden.
    Vor seinem Abflug aus Sarajevo hat Franz Bogen eine Bilanz seiner Tätigkeit in Bosnien gezogen.
    Mit ihm hat Hans-Christian Unger gesprochen.
    Herr Dr. Bogen, wie war das, wie Sie das erste Mal in diese belagerte, ausgehungerte und beschossene Stadt hineingekommen sind?
    Natürlich war es so, dass man von Straßengebäudeecke zu Gebäudeecke sprang, dass man selbstverständlich ununterbrochen beschossen wurde, aber es war eine Aufgabe, die eben zu erfüllen war.
    Eine ganz einfache Frage.
    Haben Sie Angst gehabt?
    Ja.
    Natürlich ist man vorsichtig.
    Ich bin aber ein Mensch, der im Grunde genommen eigentlich Angst nicht kennt.
    Das mag ein Vorteil sein für diese Mission.
    Möglicherweise könnte es auch für andere ein Nachteil sein, denn manche der Leute, die mich hier besucht haben, sind vor meiner Tür zusammengeschossen worden.
    Wo, glauben Sie, denn haben Sie viel erreicht?
    Ist es das Diplomatische gewesen oder ist es das nicht viel, viel Wichtigere, nämlich die humanitäre Komponente gewesen?
    Dazu ist zu sagen, dass Österreich und die österreichische Bevölkerung eine unglaubliche Hilfsleistung erbracht haben, dass aber auf der anderen Seite durch die konsequente Politik des Ministers Dr. Mock hier eine sehr willkommene politische Unterstützung durch die Präsenz Österreichs erbracht wurde.
    Sie werden jetzt bald hier einen Nachfolger haben.
    Welchen wichtigsten Rat werden Sie dem mitgeben?
    Ich würde meinen, dass er sich in jeder Hinsicht offen allen ethnischen, religiösen Seiten gegenüber zu beweisen hat.
    Herr Dr. Bogen, wenn man dann in Pension ist, kehrt man manchmal gerne vielleicht an die Städte seines Wirkens wieder zurück.
    Heißt es jetzt für Sie Sarajevo auf Wiedersehen oder Sarajevo nie mehr wieder?
    Mit Sicherheit heißt es nicht Sarajevo auf Nimmerwiedersehen.
    Ich weiß ganz genau, dass es eine Unzahl von Menschen gibt, die davon abhängen, dass ich ihnen gewisse Kontakte weiterhin aufrechterhalte und ich werde selbstverständlich im Interesse
    unseres Ansehens, des österreichischen Ansehens, aber auch meiner Verpflichtung, die ich der Bevölkerung hier gegenüber empfinde, weiter zur Verfügung stehen.
    Soweit Franz Bogen, scheidender österreichischer Botschafter in Bosnien-Herzegowina.
    Mit ihm hat Hans-Christian Unger gesprochen.
    Es ist erst elf Minuten nach halb eins Zeit für einen Hinweis auf eine Sendung heute Abend.
    Und dann, nach ein paar Minuten, ging alles ruhig.
    Und ich hörte, dass jemand unter einer Lorrie ist.
    Und ich wusste nur, dass es Jill war.
    Tut mir leid.
    Am 1.
    Februar dieses Jahres kam die junge englische Tierschützerin Jill Phipps unter die Räder eines Tiertransporters.
    Ich konnte es nicht glauben.
    Du weißt, wenn du einen wunderschönen
    Die Animal Rights Bewegung hatte damit ihr erstes menschliches Opfer zu beklagen.
    Und Jill Phipps, die schöne, engagierte Aktivistin, wurde zur Symbolfigur.
    Als erste Folge einer Serie mit den Journal Panorama Highlights des Jahres 1995 hören Sie heute, wofür starb Jill Phipps, die radikale Animal Rights Bewegung in Großbritannien.
    Ab 18.20 Uhr, Programm Österreich 1.
    Das zentrale asiatische Land Afghanistan ist heute mehr denn je Spielball der Mächte.
    Die vom Bürgerkrieg bestimmte Lage ist äußerst zerrissen, 16 Jahre nachdem die sowjetischen Truppen das Land besetzt haben.
    Ethnische Positionen der Kriegsparteien stehen im Vordergrund, aber auch die wirtschaftlichen Interessen der Nachbarstaaten spielen in diesem Krieg eine Rolle.
    Brigitte Kornberger über die derzeitige Lage in Afghanistan.
    Es ist die Nacht des 27.
    Dezember 1979.
    Sowjetische Fallschirmjäger landen auf dem Flughafen von Kabul, ermorden den Präsidenten Armin, setzen Babrak Kamal als ihren Präsidenten ein.
    Sozialistische Bruderhilfe, so nennen die Sowjets die Besetzung Afghanistans.
    Tatsächlich geht es ihnen darum, einen Pufferstaat für ihre eigenen Sicherheitsinteressen zu schaffen, westlichen Einfluss im Land zu verhindern.
    Mit der sowjetischen Besetzung Afghanistans beginnt gleichzeitig ein erbitterter Partisanenkrieg.
    Die Amerikaner unterstützen mit massiver Waffenhilfe den Widerstandskampf der Mujahedin.
    Dahinter steht der Wunsch, Moskau eine Niederlage zu bescheren.
    Und tatsächlich muss der Kreml letztlich kapitulieren.
    1989 zogen die Sowjet-Truppen aus Afghanistan ab.
    Dennoch herrscht im Land seitdem noch lange kein Frieden.
    1992 stürzten die islamistischen Mujahedin den von den sowjetischen Besatzern eingesetzten Staatschef Najibullah.
    Damit wurde das kommunistische Regime endgültig zu Fall gebracht.
    Seitdem kämpfen Führer verschiedener Mujahedin-Gruppen um die Vormacht im Lande.
    Zentrum der Gefechte ist die Hauptstadt Kabul.
    Hauptakteure dieses Bürgerkriegs sind vor allem drei Personen.
    Einmal Rabani, er ist seit 1992 formell der Präsident Afghanistans.
    Seine Regierungstruppen kontrollieren die Hauptstadt.
    Wichtigster Gegner Rabanis ist Hekmatyar.
    Er kontrolliert den Süden und die wichtigsten Zufahrtsstraßen zu Kabul.
    Der Führer der Usbeken-Milizen, Dostum, kontrolliert den Norden des Landes.
    Er hat praktisch einen Staat im Staate errichtet.
    Und um die Lage noch ein wenig unübersichtlicher zu machen, seit dem Herbst des Vorjahres gibt es noch eine weitere Bürgerkriegsgruppe, die radikal-islamischen Taliban.
    Auch sie zielen zu den Gegnern von Präsident Rabbani.
    Afghanistan als Ganzes ist nur noch formell ein Staat, in Wirklichkeit handelt es sich bei dem Land um ein Konglomerat von Kleinstaaten mit autonomen Kriegsfürsten an der Spitze.
    Sie alle ringen um die Macht in Kabul.
    Hinzu kommt, dass auch die umliegenden Staaten in den afghanischen Bürgerkrieg eingreifen.
    Moskau möchte beispielsweise die Kontrolle über die zentralasiatischen Republiken Usbekistan, Tadschikistan und Türkmenistan zurückgewinnen.
    Interesse an der Region haben auch Pakistan und der Iran.
    Es geht um die Durchsetzung politischer Interessen, aber auch um wirtschaftliche Aspekte.
    Die Region gehört potenziell zu den ressourcenreichsten der Welt.
    Also unterstützt jede ausländische Macht ihre Mujahedin-Fraktion.
    Worum es den Mujahedin selber geht, ist schwer zu sagen.
    Ethnischer Einfluss steht im Vordergrund, das Land, die Nation zählt kaum.
    Angesichts dieser Situation ist in Afghanistan nach 16 Kriegsjahren eines der ärmsten Länder der Welt ein Ende der Kämpfe nicht in Sicht.
    Nächstes Stichwort Essen.
    Alle Jahre nach den Weihnachtsfeiertagen kehrt es wieder.
    Das Gefühl, sie schlichtweg überfressen zu haben.
    Üppige Speisen versüßen zwar das Fest, verderben aber oft die Tage danach.
    Wie sich der Feiertagsgeschädigte über diese Tage danach retten kann, darüber berichtet nun Martin Heidinger, selbst kein Kostverächter.
    Magen, Darm und Galle und nicht zuletzt die Leber.
    Sie haben am meisten damit zu tun, Kalorien und Fett zu verarbeiten.
    Die Fehler, die wir das ganze Jahr über machen, komprimieren wir zu den Feiertagen, sagt Österreich 1-Radio-Doktor Prof. Wolfgang Ennenkel und er weist noch darauf hin, dass es in weiterer Folge natürlich auch gegen Herz- und Kreislauf geht.
    Doch die Spätfolgen sind für jene derzeit nicht so interessant, die vollgestopft und womöglich unter Schmerzen flach liegen.
    Da ist Soforthilfe angesagt.
    Also nachdem man ja sowieso über Essen ist, ist es gut, einmal die Kalorien stark zu reduzieren und alles, was fetthältig ist, so weitgehend als möglich wegzulassen.
    Ich sage immer, das fette Fleisch und die Wurst und vor allem, woran die wenigsten denken, der fette Käse, das sollte man also nach Möglichkeit weglassen.
    Man sollte mehr auf Kohlehydrate gehen und natürlich Obst.
    Salate und Gemüsebevorzug.
    Und vor allem, bitte sehr, Silvester und Neujahr steht vor der Tür, man sollte den Alkohol so weitgehend als möglich einschränken, denn der Alkohol ist per se ein schädigender Faktor und er macht weiter Hunger.
    Wen diese Liste des Radiodoktors nun trübsinnig gemacht hat, dem bleibt als Trost noch die eine oder andere Möglichkeit, sich die Tage nach dem großen Fressen dennoch ein wenig zu versüßen.
    Naja, also versüßende Süßigkeiten an sich, die vielleicht noch am Christbaum hängen, die essen wir ja sowieso auf, wie überhaupt die ganzen Ressel verwertet werden.
    Aber sonst sollte man nicht zu viel, wie soll ich sagen, zu fette Süßigkeiten, vor allem diese Cremetorten,
    mit den vielen Schlaugobers, das werde ich dringend abraten, eher die Süßigkeiten, die nicht so komprimiert viel Fett und Zucker enthalten.
    Noch viele Tipps hätte Prof. Wolfgang Enenkel parat, aber er und seine ärztlichen Standesgenossen kommen sich oft vor wie die sprichwörtlichen Rufer in der Wüste.
    Wenn man so die Statistik heranzieht, hat sich trotz des vielen Predigens, dass man andere Essgewohnheiten annehmen soll, sehr wenig verändert.
    Leider sehr wenig verändert.
    Wie gesagt, die Fehler sind eigentlich ziemlich gleich geblieben und haben sich weder der Quantität noch der Qualität nach wesentlich verändert.
    Und so werden wohl auch im nächsten Jahr wieder fleißig Gallen gereizt und Mägen verdorben werden, wenn es heißt, auf zum großen Fressen.
    lassen sie sich trotzdem nicht den Appetit verderben.
    Jetzt der Kulturbericht im Mittagsjournal.
    Glanzvolle Abendkleider, betörende Frisuren, schwindelerregende Kurven und aufreizender Hüftschwung.
    Doch hinter der perfekten Illusion steht ein Mann.
    Georg Preuße, besser bekannt als Mary.
    Und da sowohl der deutsche Schauspieler zuletzt als Konfrontier in Cabaret oder als Albain im Narrenkäfig auch andere Bühnenerfolge einheimsen konnte.
    Derzeit gastiert Mary mit einer neuen Travestie-Show im Wiener Ronnacher.
    Heute Abend findet die Premiere statt.
    Die Tournee läuft bereits seit September und Maria Rennhofer hatte Gelegenheit, die neue Mary-Show schon in Frankfurt zu sehen.
    Gutes und schlechtes Jahr, wie ein Scheiß hinter mir.
    Ich bin hier, manchmal Champagner.
    Sie ist wieder hier, oder besser, er ist wieder hier?
    Bei Mary alias Georg Preuße ist das nie so ganz sicher, denn zu einem der Gags der perfekten Bühnenshow gehört es, dass Mary nach gut drei Stunden Entertainment mit Songs und Konferenzen zwischen Witz und Ernst, zwischen Frivolität und Sentimentalität die falschen Wimpern und künstlichen Nägel abzupft, Make-up und Perücke entfernt und als eher unscheinbarer Mann in Jeans und T-Shirt dem glamourösen Abendkleid entsteigt.
    Doch zuvor wird über Liebe und Erotik geredet, über die Politik, das Älterwerden oder Aids.
    Aus vielen Ideen entsteht so ein Programm, das jedem etwas bieten soll.
    Georg Preuße?
    Dann wird auch oftmals diskutiert, würde das Mary sagen oder hat Mary überhaupt einen Mann und wenn sie einen hat, was hat sie dann für einen?
    Oder auch wie ich zum Beispiel ans Thema Aids rangehe, dass man immer versucht über die
    humorvolle Seite ranzugehen, damit man etwas Abstand bekommt zum Problem und sich nicht darin verbarrikadiert.
    Wie ein Puppenspieler seine Marionetten, so benutzt Georg Preuße die Figur Mary, um gewisse Dinge nicht selbst aussprechen zu müssen.
    So lässt es sich leichter über Gefühle und intime Dinge wie das Klimakterium oder die Erinnerung an den an AIDS verstorbenen Ex-Partner Gordy reden.
    Eine Nummer erinnert an frühere gemeinsame Auftritte.
    Für mich war es bei dieser Show, wie bei keiner, die ich zuvor gemacht habe, eben wahnsinnig wichtig.
    Ich wollte
    Leute berühren.
    Berühren, indem sie lachen oder weinen, indem sie nachdenken, indem sie merken, dass sie noch Gefühle haben.
    Etwas, was in unserer heutigen Zeit untergeht.
    Das Publikum, von Mary immer wieder ins Gespräch gezogen und zu Applaus animiert, geht begeistert mit.
    Zumindest auf den bisherigen Stationen der Tournee durch die Schweiz und Deutschland.
    Ich mag ihn an und für sich, weil er halt live singt.
    Ich glaube, er kann bringen, was er will, was vielleicht künstlerisch nicht so gut ist, aber ich mag ihn einfach so.
    Eine gute Mischung aus etwas seriöserem Programm und letztendlich auch was Lustiges.
    Also es gefällt mir alles an ihr.
    Sie ist Verwandlungskünstlerin Nummer eins.
    Ich finde sie ganz toll.
    Ob philosophisch, selbstironisch, frech oder frivol bis weit unter die Gürtellinie, Mary hat das Publikum in der Hand, auch wenn die traditionellen Grenzen von Travestie und Show längst in Richtung Betroffenheit und Weltverbesserung überschritten sind.
    Wenn Sie jetzt den Regenwald auch noch ganz wohl nehmen, dann heißt es, erregt euch bloß nicht auf, es wird schon nichts passieren.
    Und das geht auf der ganzen Welt so immer.
    Nach der Premiere, heute Abend, gastiert Mary bis 31.
    Dezember im Wiener Rohnacher.
    Mary in Österreich auf der Bühne zu bestaunen, also ab heute Abend im Wiener Rohnacher.
    Letzter Programmpunkt im Mittagsjournal, jetzt die Schlussnachrichten.
    Russland.
    Außenminister Kozyrev bleibt vorläufig im Amt.
    Nach einer Aussprache zwischen Präsident Jelzin und Kozyrev wurde offiziell mitgeteilt, dass eine Entscheidung über den Verbleib Kozyrevs im Amt erst später getroffen werde.
    Kommunisten und Nationalisten werfen Kozyrev vor, den außenpolitischen Kurs Russlands zu sehr nach westlichen Wünschen zu orientieren.
    Nahe Osten, USA.
    Einen Tag früher als geplant hat Israel heute früh begonnen, Ramallah im Westjordanland zu räumern.
    Am Vormittag fuhren etwa ein Dutzend Militärjeeps vor dem Polizeihauptquartier vor, um die verbliebenen Polizisten aus der Stadt zu bringen.
    Die über der Stadt wehende israelische Flagge wurde eingerollt.
    Nach dem Abzug der Israeli sollen noch heute mehrere hundert palästinensische Polizisten die Kontrolle übernehmen.
    Israel und Syrien unternehmen heute einen neuen Versuch, um Frieden zu schließen.
    Nach sechsmonatiger Unterbrechung sollen die Friedensgespräche in Washington heute fortgesetzt werden.
    Alle bisherigen Verhandlungen scheiterten an der Frage der Golanhöhen.
    Syrien macht die vollständige Rückgabe dieses strategisch besonders wichtigen Höhenzuges an der Nordgrenze zu Israel zur Bedingung für einen Friedensschluss.
    Der israelische Ministerpräsident Peres hat einen in Israel umstrittenen Bereitschaftsentschluss bekundet, dieser Forderung nachzukommen.
    Bosnien-Herzegowina.
    Um Mitternacht endet die Frist für die Räumung der militärischen Stellungen im Gebiet von Sarajevo.
    Nach den Bestimmungen des Friedensabkommens von Dayton müssen die bosnische Regierungsarmee und die Verbände der Serben jeweils 20 Stellungen aufgeben.
    Die meisten Soldaten sind bereits abgezogen worden.
    Österreich.
    Die Freisprüche für Peter Binder und Franz Radl in Sachen Briefbomben werden rechtskräftig.
    Die Anklagebehörde wird überhaupt keine Rechtsmittel gegen das Urteil der geschworenen Einbringern.
    Binder war angeklagt gewesen, die zehn Bomben der ersten Serie vom Dezember 1993 konstruiert und versandt zu haben.
    Radl wurde vorgeworfen, ihn dazu angestiftet zu haben.
    Die 8 Geschworenen hatten die beiden Männer einstimmig vom Vorwurf des 10-fachen Mordversuchs als Mittel der NS-Wiederbetätigung freigesprochen.
    Für die Wiener Rohrbombe von gestern Abend gibt es derzeit kein politisches Motiv.
    Der Sprengkörper war gestern in einer Mischmaschine auf einer Baustelle in Wien-Floridsdorf von einem Unbekannten deponiert worden.
    Der Mann war von einer 74-jährigen Pensionistin beobachtet worden.
    Das Wetter heute Nachmittag.
    Im Süden und im Bergland östlich von Salzburg noch einzelne Schneeschauer.
    Nur da und dort ein paar Sonnenstrahlen.
    Meist bleibt es stark bewölkt.
    Die Temperaturen liegen zwischen minus vier und plus ein Grad.
    Die Wetteraussichten und die Schlussnachrichten beenden das heutige Mittagsschornal.
    Verantwortlicher Techniker war Alfons Galotti, verantwortlicher Regisseur Volker Obermeier.
    Ihr Moderator war Christian Moser.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Außenhandelschef der Wirtschaftskammer zu Exportoffensive
    Einblendung: Egon Winkler
    Mitwirkende: Csoklich, Michael [Gestaltung] , Winkler, Egon [Interviewte/r]
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wirtschaftspolitik ; Industrie ; Handwerk und Gewerbe ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jahresbilanz der deutschen Wirtschaft
    Vor allem die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit macht den Menschen Sorgen, sie liegt bei 9,3% dazu kommt ein prognostiziertes Wirtschaftswachstum von 2 %.
    Mitwirkende: Werth, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wirtschaftspolitik ; Arbeitslosigkeit ; Industrie ; Handwerk und Gewerbe ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesrepublik Deutschland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Außenhandelschef der Wirtschaftskammer zu Exportoffensive
    Einblendung: Egon Winkler
    Mitwirkende: Csoklich, Michael [Gestaltung] , Winkler, Egon [Interviewte/r]
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wirtschaftspolitik ; Industrie ; Handwerk und Gewerbe ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichs Exporte nach Skandinavien
    Einblendung: Österreichischer Handelsdelegierter in Schweden, Heinz Wimpissinger, Franz Palla, Handelsdelegierter in Finnland
    Mitwirkende: Hunger, Christian [Gestaltung] , Wimpissinger, Heinz [Interviewte/r] , Palla, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wirtschaftspolitik ; Industrie ; Handwerk und Gewerbe ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Israelisch-syrische Friedensgespräche
    Zankapfel zwischen den beiden Staaten sind die von Israel besetzten Golanhöhen, drei Tage und drei Nächte verhandeln Vertreter nun nahe Washington.
    Mitwirkende: Segenreich, Ben [Gestaltung]
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Verhandlung ; Krisen und Konflikte ; Friede ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit dem österreichischen Botschafter in Sarajewo
    Einblendung: Franz Bogen
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Bogen, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Diplomatie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bosnien-Herzegovina
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Journal Panorama: Trailer Tierschützer in England: Wofür starb Jill Phipps?
    Mitwirkende: Klein, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Tiere ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    16 Jahre nach der russischen Invasion in Afghanistan
    Die Sowjetunion, die Afghanistan unter dem Vorwand "sozialistischer Bruderhilfe" überfiel, brauchte tatsächlich einen Pufferstaat und wollte den westlichen Einfluß im Land eindämmen. Die USA verbündeten sich mit den islamistischen Mudschaheddin und belieferten diese im Kampf gegen die Sowjets mit Waffen.
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Marxismus und Kommunismus ; Krieg ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Afghanistan ; Sowjetunion
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: "Mary" im Ronacher
    Einblendung: Georg Preuße "Mary", Passanten
    Mitwirkende: Rennhofer, Maria [Gestaltung] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r] , Preuße, Georg [Interviewte/r]
    Datum: 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Unterhaltungsveranstaltung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1995.12.27
    Spieldauer 00:55:54
    Mitwirkende Moser, Christian [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1995.12.27 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-951227_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt