Mittagsjournal 1997.07.05

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    Mittagsjournal.
    Herzlich willkommen zu Mittagsjournal.
    Wie grüßt Sie heute?
    Hans Christian Scheidt.
    Und das sind die Themen.
    Tragisches Zugunglück in Hessen, in Deutschland mit mindestens sechs Toten.
    Monate nach dem Selbstmord eines zwölfjährigen Buben in Oberösterreich klärt sich jetzt möglicherweise das Motiv.
    Kindesmissbrauch könnte der Auslöser für den Freitod gewesen sein.
    Ein Meinungsforscher beurteilt im heutigen Mittagsjournal die jüngste Diskussion um ÖVP-Obmann Schüssel und dessen von ihm geleugnete Aussagen am Rande des EU-Gipfels in Amsterdam.
    Vor dem NATO-Gipfel in Madrid analysieren wir die Stimmung in den USA zum Thema NATO.
    US-Präsident Clinton hat Österreich gestern in einem Interview als möglichen Beitrittskandidaten genannt.
    Und in der Radioreihe im Journal zu Gast am Samstag, da ist heute Verteidigungsminister Werner Fasslabend zu Gast und er wird natürlich zum NATO-Thema Stellung nehmen.
    Die Mars-Mission der Sonde Pathfinder ist voll angelaufen.
    Das Mars-Mobil steht vor seiner ersten Ausfahrt am Roten Planeten.
    Und die Kulturredaktion wird heute über den Start des Opernfestivals in Verona berichten.
    Dazu gibt es noch mehrere andere Beiträge.
    Bleiben Sie also dran.
    Wir beginnen unsere Sendung mit den Nachrichten.
    Verantwortliche Redakteurin ist Elisabeth Mahners und gesprochen werden die Meldungen von Josef Wenzel-Natek.
    USA.
    Mit der Landung der Raumsonde Pathfinder auf dem Mars kann die Raumfahrt wieder auf einen großen Erfolg hinweisen.
    Unmittelbar nach dem Aufsetzen auf dem Planeten sandte Pathfinder zunächst schwarz-weiß Bilder, dann aber auch Farbbilder von der Oberfläche des Mars zur Erde.
    Die Bilder sind auch im Internet zu sehen, ein einmaliges Ereignis in der Geschichte der Raumfahrt.
    Derzeit versuchen die amerikanischen Wissenschaftler noch Probleme mit dem Roboterfahrzeug an Bord in den Griff zu bekommen.
    Das sogenannte Marsmobil wird erst heute Abend zu einer Erkundungsexpedition aufbrechen können.
    Bei der Landung der Sonde war ein Luftkissen, das zur Abfederung gedient hatte, nicht richtig eingezogen worden und verhinderte das Ausfahren der Rampe für das Marsmobil.
    Russland
    Der russische Raumtransporter Progress M-35 ist seit heute früh zur beschädigten Raumstation Mir unterwegs.
    Mir ist nach einem Zusammenstoß im All beschädigt und benötigt Ersatzteile, aber auch Sauerstoffvorräte.
    Die drei Besatzungsmitglieder an Bord, zwei russische Kosmonauten und ein amerikanischer Astronaut, erwarten die Hilfe für kommenden Montag.
    Dann soll Progress M-35 an Mir andocken.
    USA.
    Präsident Clinton hat im Zusammenhang mit der NATO-Erweiterung zum ersten Mal auch Österreich als möglichen Kandidaten genannt.
    In einem Fernsehinterview sagte Clinton, er stehe dem neu geäußerten Interesse Österreichs und auch Bulgariens positiv gegenüber.
    Ähnlich äußerte sich auch der amerikanische Senator Lott nach einem Besuch in Brüssel.
    Der Senator meinte, auch nach der ersten Erweiterungsrunde bleibe die Tür offen.
    Österreich sei willkommen, wenn das Land selbst beitreten wolle.
    Bosnien-Herzegowina.
    Der Machtkampf in der politischen Führung der bosnischen Serbenrepublik hält an.
    Trotz einer von der Präsidentin Plavsic verfügten Auflösung des Parlaments will mehr als die Hälfte der Abgeordneten heute ihre in der Nacht unterbrochene Sitzung in Pale fortsetzen.
    Die Abgeordneten der allein regierenden serbischen Demokratischen Partei wollen so lange ununterbrochen tagen, bis Plavsic die Parlamentsauflösung zurücknimmt.
    Die Oppositionsparteien blieben der Sitzung fern.
    Plavčić ist zunehmend in die Isolation geraten.
    Sie hat sich für die Durchsetzung des Abkommens von Dayton und für die Achtung der Gesetze eingesetzt.
    Sie wirft einer Gruppe um den ehemaligen Serbenführer Karadžić Staatskriminalität, Schmuggel und illegale Bereicherung vor.
    Die Anhänger von Karadžić wollen die Präsidentin stürzen.
    Die internationalen Organisationen stehen hinter der gewählten Präsidentin.
    Für heute Nachmittag sind vor dem Amtssitz von Plavčić in Banja-Luka mehrere Kundgebungen geplant.
    Ähnlich wie im vergangenen Winter in Belgrad wollen nacheinander Anhänger und Gegner der Machthaber demonstrieren.
    Polen.
    In Warschau tritt heute die parlamentarische Versammlung der OSZE zusammen.
    Mehr als 300 Abgeordnete aus 54 OSZE-Mitgliedsländern werden über Fragen der Sicherheit, der Medienfreiheit und der Wirtschaft diskutieren.
    Es gibt scharfe Proteste gegen die Vertretung der bosnischen Serben.
    Der Delegierte wird beschuldigt, an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein.
    Nordirland.
    In der Provinz Alster herrscht Hochspannung.
    Die britische Armee ist mit Panzerfahrzeugen in der Stadt Portadown aufgefahren, um gewaltsame Ausschreitungen bei dem für morgen geplanten Marsch der Oranier, einem protestantischen Orden, zu verhindern.
    Im vergangenen Jahr sind bei Straßenschlachten zwischen Protestanten und Katholiken in Portadown mehr als 340 Menschen verletzt und eine Person getötet worden.
    Deutschland.
    Bei einem Zugunglück in Nordhessen sind heute früh sechs Menschen umgekommen.
    Mehrere Personen wurden verletzt.
    Ein Güterzug hatte auf offener Strecke einen Teil seiner Ladung verloren.
    Ein 15 Meter langes Metallrohr mit einem Durchmesser von einem Meter stürzte in den vorbeifahrenden Regionalzug und schlitzte ihn seitlich auf.
    Österreich.
    Der ritzelhafte Selbstmord eines zwölfjährigen Buben im salzburgisch-oberösterreichischen Grenzraum vor einem Jahr ist nun aufgeklärt.
    Der Jugendliche dürfte wenige Tage vor seinem Tod von einem unbekannten Täter sexuell missbraucht und zu Pornoaufnahmen gezwungen worden sein.
    Entsprechende Pornobilder mit dem Buben tauchten jetzt im Internet auf.
    Die Ermittler erkannten den Zwölfjährigen und schlossen daraus,
    dass er sich offensichtlich aus Scham und aus Verzweiflung das Leben genommen hatte.
    Seit gestern haben alle Schüler in Österreich Ferien.
    Wie sieht denn das erste Ferienwochenende jetzt vom Wetter her gesehen aus, Jörg Stieber?
    Verregenheit und Kühl zeigt sich dieses erste Ferienwochenende.
    Grund dafür ist ein Tief, das genau über Österreich hinweg Richtung Ungarn zieht und dort ein paar Tage liegen bleiben wird.
    Zur Zeit kommen die Regenwolken noch von Südwesten zu uns, morgen dann zur Abwechslung von Norden und damit kühlt es auf den Bergen weiter ab.
    Die Schneefallgrenze sinkt gegen 2000 Meter.
    Am Patschokowl etwa gibt es jetzt bereits starken Schneeregen.
    Nun aber zu den aktuellen Meldungen der Landeshauptstädte.
    In Wien regnet es leicht bei 18 Grad, Eisenstadt leichter Regen 17, St.
    Pölten und Linz Regen 16, Salzburg leichter Regen 15, Innsbruck immer noch starker Regen 12 Grad,
    Am Brenner hat es in den vergangenen drei Stunden übrigens 25 Liter pro Quadratmeter geregnet.
    Bregenz Regen 12 Grad, Graz leichter Regen 17 und Klagenfurt leichter Regenschauer 16 Grad.
    Heute Nachmittag bleibt es meist trüb und immer wieder regnet es vielerorts sogar intensiv.
    Auch einige Gewitter gehen nieder.
    Vorübergehend auflockern können die Wolken am ehesten im Süden.
    Die Temperaturen liegen nur zwischen 13 und 20 Grad.
    Auch heute Nacht regnet es überall, morgen Sonntag dann vor allem noch im Nordstau vom Bregenser Wald bis in den Mariazeller Raum.
    Allerdings lässt die Intensität tagsüber nach und der Regen legt auch ein paar Pausen ein.
    Im Flachland und im Süden lockern die Wolken morgen allmählich etwas auf und besonders in Kärnten, der südlichen Steiermark und im Südburgenland kommt auch zeitweise die Sonne durch.
    Regenschauer gibt es hier nur noch vereinzelt.
    Der Nordwestwind wird kräftig und die Temperaturen erreichen auch morgen nur 13 bis 19 Grad, bei Sonne sind etwa 22 Grad möglich.
    Am Montag legt der Wind weiter zu und wird stürmisch, die Temperaturen gehen noch einmal zurück und es wird besonders in Ober- und Niederösterreich, in Wien, dem Burgenland und in der Steiermark intensiv regnen.
    Schnee fällt stellenweise bis knapp unter 2000 Meter.
    Ein bisschen Sonne gibt es übermorgen am 1. in Vorarlberg, Teilen Tirols und in Oberkernten.
    Und wie geht's in der nächsten Woche weiter?
    Im Westen und in Kärnten kommt langsam die Sonne hervor, bei Temperaturen knapp über 20 Grad.
    In der Osthälfte Österreichs bleibt es zumindest bis Mittwoch unbeständig sehr windig und kühl mit einigen Regenschauern.
    Erst ab Donnerstag sollte sich das Wetter auch hier beruhigen.
    Danke Jörg Stibor.
    Mit dem ersten Beitrag heben wir ab ins All und landen am Mars, so wie das die amerikanische Raumsonde Pathfinder getan hat.
    Der Beginn der Mars-Mission ist sehr vielversprechend verlaufen.
    Wenige Stunden nach der Landung hat die amerikanische Raumsonde mittlerweile bereits ihre ersten Fotos vom Mars auf die Erde gefunkt.
    Auch die ersten Schwierigkeiten mit dem Mars-Mobil sind gelöst.
    Jetzt geht es um die Erkundung des roten Planeten, wie der Mars genannt wird.
    Christoph Kugenberger berichtet.
    Bei sehr klarer Atmosphäre ist der Pathfinder gelandet und bei frostigen Temperaturen.
    Etwa minus 90 Grad Celsius hat Pathfinder kurz nach der Landung gemessen.
    Die Probleme mit dem Airbag sind mittlerweile behoben.
    Die Rampe für das ferngesteuerte Mars-Auto ist ausgefahren.
    Bei Sonnenaufgang, also am späten Abend unserer Zeit, soll es sich dann auf den Weg machen und die Marsoberfläche erkunden.
    Wie kann man sich die Marslandschaft vorstellen?
    Der Grazer Geophysiker Siegfried Bauer.
    Es ist fast wie eine Wüste mit Gestein, rötlich, nur zum Unterschied von einer Wüste, wie wir sie kennen, wahnsinnig kalt.
    Andererseits, also Sand, Gestein, Erhebungen.
    Es gibt auf dem Mars einen Berg, der ist
    über 25 Kilometer hoch, also etwas, was es bei uns nicht gibt.
    Dann gibt es Canyons, so ähnlich wie der Grand Canyon, die sechs Kilometer tief sind.
    Von der Pathfinder-Mission erwartet man sich auch mehr Erkenntnis darüber, ob es vielleicht einmal Leben auf dem Mars gegeben hat.
    Johannes Ordner von der Österreichischen Gesellschaft für Weltraumfragen.
    Wenn es Leben gibt, dann sind es bestenfalls Mikroben.
    Das sind die kleinsten, primitivsten Lebewesen, die man mit dem Auge vielleicht gar nicht sehen kann, sondern einfach nur mit Mikroskopien.
    Alle zwei Jahre soll jetzt eine weitere Mission auf den Mars starten.
    Und, so die Pläne der NASA, bis zum Jahr 2010 sollen auch Astronauten auf dem Mars landen.
    Das Fernziel ist dann eine wissenschaftliche Kolonie auf dem Mars.
    Die Atmosphäre des Mars ist überaus dünn und nicht vergleichbar mit der von unserer Erde.
    Wir könnten oben nicht leben.
    Man müsste sich ein künstliches Labor wahrscheinlich unter der Mars-Oberfläche
    Die Rohstoffe, die man auf dem Mars vermutet, werden aber zunächst nur von den Astronauten selbst genützt werden, sagt Siegfried Bauer.
    und dergleichen, könnten sie flüssiges Wasser entnehmen, sie könnten Wasserstoffe entnehmen, sie könnten Sauerstoff erzeugen.
    Und das brauchen sie zum Beispiel für die Raketentriebwerke, dass die Treibstoffe, die sie brauchen für die Raketen, an Ort und Stelle sich erzeugen können und auf diese Art und Weise wieder zurückkommen können.
    Im Internet kann man die Mars-Mission live miterleben, und zwar unter der Adresse http://marseso.org.
    Ja, vielleicht nochmal so wiederholt, diese Internetadresse http mars.eso.org.
    Ein schier unglaubliches Unglück kostete heute früh sechs Menschen in Deutschland das Leben.
    Da verlierte ein Güterzug ein Eisenrohr und dieses bohrt sich in einen gerade vorbeifahrenden Personenzug.
    Das Ganze ereignete sich in Hessen.
    Paul Schulmeister berichtet.
    Der doppelstöckige Nahverkehrszug war gut besetzt.
    Darunter waren viele Ausflügler, die die günstigen Wochenendtarife der Deutschen Bundesbahn nützten.
    Als der Regionalexpress Frankfurt-Kassel in der Nähe des mittelhessischen Ortes statt Allendorf war, passierte es.
    Ein entgegenkommender Güterzug
    hatte einen Teil seiner Ladung verloren.
    Ein 15 Meter langes Metallrohr mit einem Durchmesser von einem Meter war dadurch offenbar verrutscht, hatte sich quergestellt und den letzten Waggon des entgegenkommenden Personenzuges regelrecht aufgeschlitzt.
    Mindestens sechs Passagiere wurden getötet, zehn weitere zum Teil schwer verletzt.
    Die Unglückstelle musste weiträumig abgesperrt werden.
    Die vielbefahrene Bahnstrecke bleibt vermutlich den ganzen Tag über unbenützbar.
    Im Zugreiseverkehr in Hessen kommt es daher zu beträchtlichen Verspätungen.
    Angesichts der schweren Verletzungen vieler Reisender wird befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer noch weiter steigen könnte.
    Jeden Tag nehmen sich in Österreich 5 Menschen das Leben, dies besagen Auswertungen des Statistischen Zentralamtes.
    Besonders nachdenklich stimmen Zahlen über die jüngsten Selbstmordopfer.
    Schon zahlreiche Kinder wählen nämlich den Freitod.
    1995 in der jüngsten vorliegenden Statistik waren es 8 Kinder im Alter zwischen 10 und 14 Jahren in Österreich.
    Bereits in den Nachrichten war von dem tragischen Selbstmord eines Zwölfjährigen die Rede.
    Hier konnten jetzt offenbar die Hintergründe näher ausgeleuchtet werden.
    Werner Hofer berichtet.
    März 1996.
    Im salzburgisch-oberösterreichischen Grenzraum erschießt sich ein zwölfjähriger Bub mit der Pistole seines Vaters.
    Eine völlig unerklärliche Verzweiflungstat.
    Erst im heurigen Frühjahr kommt der erschütternde Sachverhalt durch Zufall zutage.
    Im Zuge von anderen Ermittlungen entdecken Kriminalisten im Internet Kinderpornos, auf denen der Zwölfjährige eindeutig erkennbar ist.
    Offensichtlich wurde der Schüler von einem unbekannten Täter sexuell missbraucht, wobei der Unhold die Aufnahmen machte.
    Die Beweiskette schließt sich, als man eine letzte Zeichnung des bedauernswerten Buben findet.
    Sie zeigt einen Männerkopf mit einer phallusähnlichen Nase sowie mit einer Sprechblase, die besagt, komm zu mir ins Bett.
    Der Gerichtsmediziner Robert Lambrecht zu dieser letzten Zeichnung des Buben
    Diese Zeichnung ist, da braucht man nicht unbedingt großes psychologisches Wissen, wenn man diese Zeichnung kennt, die ist derartig eindeutig, auch mit der Sprechblase, dass sie eben einen sexuellen Missbrauch, was ja immer einen Seelenmord darstellt, hindeutet.
    Also eigentlich ein erschütternder Fall?
    Es ist ein erschütternder Fall.
    Kindsmissbrauch ist im Prinzip immer Seelenmord.
    In diesem Fall kann sogar ein tatsächlicher physischer Todesfall daraus resultieren.
    Die Zeichnung des Buben enthält noch eine Reihe weiterer Details, zu denen aber die Ermittler aus kriminaltaktischen Gründen noch nichts sagen wollen.
    Vielleicht weisen diese Details den Weg zum Täter.
    Soweit der Bericht von Werner Hofer.
    Sau und Trottel waren in dieser Woche wohl die am meisten zitierten Kraftausdrücke.
    Wolfgang Schüssel soll damit den deutschen Bundesbankpräsidenten und ein schwedisches Regierungsmitglied bedacht haben, am Rande des EU-Gipfels in Amsterdam, gegenüber Journalisten.
    Schüssel dementiert die Ausdrücke jemals verwendet zu haben, obwohl es mehrere Ohrenzeugen dafür gibt.
    Welche Auswirkungen hat diese Affäre auf die Partei von Schüssel, die Volkspartei?
    Diese Frage hat Dieter Baunemann, dem Chef des Institutes für strategische Markt- und Meinungsforschung, ISMA, Karl Spitzenberger gestellt.
    Herr Dr. Spitzenberger, die Affäre um Vizekanzler Schüssel ist jetzt eine Woche alt.
    Was hat denn das für Auswirkungen auf seine Partei, die ÖVP?
    Ich glaube nicht, dass diese Affäre auf die ÖVP, auf die Bundespartei und auch auf die Landesparteien große Auswirkungen haben.
    Unsere neuesten Daten sagen, dass die ÖVP bei rund 20 Prozent Wähleranteil besitzt.
    Ich kann mir schwer vorstellen, dass die ÖVP noch Stimmen verlieren oder Stimmenanteile verlieren könnte zurzeit.
    Wer profitiert denn am ehesten von der ganzen Affäre?
    Am ehesten profitiert die SPÖ und der Haider und in zweiter Linie sicherlich die SPÖ.
    Warum?
    Die Haider-SPÖ hat in ihrer
    in ihrer Werbelinie immer darauf hingewiesen, dass sie eine ehrliche, gerade Politik macht und damit bestätigt sie auch dieses Stereotyp, den die Österreicher zu einem hohen Prozentsatz über die Politiker haben, nämlich dass Politiker häufig die Unwahrheit sagen.
    Was bedeutet denn die ganze Affäre generell für das Image der Politiker?
    Sie ist extrem abträglich für das Image der Politiker, insbesondere für das Image des Vizekanzlers.
    Es wird hier ein sehr
    stark verhaftetes Stereotyp bestätigt, ein negatives Stereotyp, das besagt, dass Politiker sehr oft die Unwahrheit sagen und das hat Herr Doktor Schüssel mit seinen Aussagen, er hätte diese Meldungen nie getätigt, bestätigt.
    Was halten Sie denn von der Krisenbewältigungsstrategie der ÖVP in der vergangenen Woche?
    Die war sehr ungeschickt.
    Sollte ich Berater der ÖVP sein, was ich nicht bin, so hätte ich gesagt,
    Man muss das ganz offen und ehrlich zugeben.
    Man kann sagen, was wahrscheinlich auch der Fall war, man hat es in der Emotion gesagt.
    Dann, glaube ich, hätten die Wähler auch Verständnis bekommen.
    Kommende Woche wird Madrid im Zeichen eines großen NATO-Gipfeltreffens stehen.
    Dabei wird die NATO vermutlich Polen, Ungaren und Tschechien die Türen zu einem Beitritt öffnen.
    Der amerikanische Präsident Clinton hat gestern aber auch Österreich in einem Atemzug mit Bulgarien als mögliche Beitrittskandidaten in naher Zukunft erwähnt.
    Österreich ist nur Zaungast in Madrid.
    Bundeskanzler Klima und Vizekanzler Schüssel werden in die spanische Hauptstadt fliegen.
    Der Bundeskanzler ist zu einem großen Gala-Diner im Palacio Real, dem Königspalast bei Madrid, geladen.
    Zurück aber zum amerikanischen Präsidenten.
    Bill Clinton reist mit seiner Frau zunächst auf die Baleareninsel Mallorca.
    Dort wird er bis Montag Station machen, um ein wenig Sonne zu tanken und Kräfte zu sammeln für seinen Europatrip samt NATO-Gipfel.
    Begleitet wird er von Frau Hillary, deren Wege sich dann aber im Laufe der nächsten Woche trennen werden.
    Während Bill Clinton von Madrid aus nach Warschau, Bucharest und Kopenhagen weiterreist, kommt Ehefrau Hillary nach Österreich, wo sie unter anderem an einer Konferenz teilnimmt, die von der scheidenden amerikanischen Botschafterin in Österreich Swanny Hunt organisiert wird.
    In den USA nimmt man von der Reise Clintons, vor allem in Bezug auf den NATO-Gipfel, eigentlich wenig Notiz.
    Die Mission der Mars-Sonde ist die Hauptmeldung.
    Mit einer Analyse zum NATO-Thema meldet sich Eugen Freund aus den USA.
    Alle reden von der NATO, wir nicht.
    Auf diese einfache Formel könnte man die Einstellung der Amerikaner zur epochalen Umwälzung im Atlantischen Bündnis bringen.
    Aus einer jüngsten Umfrage geht hervor, dass nur sechs Prozent der Bevölkerung mit großem Interesse verfolgen, was sich in den nächsten Tagen in Madrid auf internationaler Ebene entscheiden wird.
    Nämlich, dass aller Voraussicht nach drei ehemalige kommunistische Länder des ehemaligen Warschauer Paktes das Angebot erhalten sollen, dem nordatlantischen Verteidigungsbündnis beizutreten.
    Das ist das eigentliche Thema der Konferenz.
    Es geht nicht um die unmittelbare Aufnahme von Polen, Ungarn und der Tschechischen Republik, sondern vorerst einmal um Sondierungsgespräche, die zwei Jahre später zum 50.
    Jahrestag der Gründung der NATO dazu führen soll, dass sich die westliche Allianz nach Osten ausdehnt.
    Dass die amerikanische Bevölkerung von diesen Veränderungen vor der Haustür des ehemaligen roten Erbfeindes ein paar Tausend Kilometer entfernt kaum Notiz nimmt, soll nicht weiter verwundern.
    Schließlich ist die gleiche Bevölkerung derzeit zu sehr damit beschäftigt, was sich gleichzeitig einige Millionen Kilometer entfernt am roten Planeten abspielt.
    Genauso werden die hunderte Millionen Dollar, die für die Weltraumfahrt an sich und für die Mars Mission im Speziellen aufgebracht werden müssen, leichter verschmerzt als die hunderte Millionen Dollar, die die USA für die NATO Erweiterung werden ausgeben müssen.
    So äußern sich jedenfalls im Kongress bereits kritische Stimmen, die vor allem den Kostenfaktor als Argument
    gegen die Aufnahme zusätzlicher Staaten in das Bündnis anführen.
    Neben den finanziellen Belastungen für die Steuerzahler werden aber auch noch andere Einwände vorgebracht.
    Vor allem, dass es durch die drei neuen Staaten zu einer Zerreißprobe in Europa kommen könnte, nämlich zwischen denen, die es geschafft haben und denen, die draußen geblieben sind.
    Ähnlich argumentiert hier in den USA auch eine Gruppe von Akademikern, Wissenschaftlern und außenpolitischen Experten,
    darunter auch zahlreichen ehemaligen hochrangigen Mitarbeitern des Außenministeriums, die von einem politischen Fehlschritt von historischen Proportionen sprechen.
    Dem halten die Befürworter der Erweiterung, allen voran Präsident Clinton, entgegen, dass es sich ohnehin nur um einen ersten Schritt handelt.
    Die Türe zu den anderen Bewerbern und Interessierten ist nicht zugeschlagen.
    Was nun unternommen werde, heißt es, werde die demokratischen Prozesse in den neu aufgenommenen Ländern stärken und damit auch das Atlantische Bündnis.
    Russland habe man mit dem Gründungsvertrag besonders mit eingebunden, der eine enge Zusammenarbeit mit Moskau vorsieht.
    Im Übrigen habe sich Boris Jelzin damit abgefunden, dass die NATO, eine neue, weniger militaristische NATO, nun eine gemeinsame Grenze mit Russland haben werde.
    Und wo bleibt Österreich in diesem Erweiterungsszenario?
    Bis gestern haben sich amerikanische Diplomaten immer sehr vorsichtig geäußert, wenn man sie darauf angesprochen hat, ob das neutrale Österreich ebenfalls als Aufnahmekandidat gelte.
    Erstmals hat Bill Clinton, also der Präsident selbst, in einem Interview vor seiner Abreise nach Europa zu verstehen gegeben, dass sich die Amerikaner auch Österreich als künftiges NATO-Mitgliedsland sehr wohl vorstellen können.
    Wäre es eine gute Sache, wenn auch Österreich sein Interesse an einer Aufnahme zeigen würde, hat sich der Präsident selbst die Frage gestellt und sie auch gleich eindeutig und klar beantwortet.
    Ja.
    Bis zur nächsten Runde, wenn es dazu kommt, werden mindestens noch zwei Jahre vergehen.
    Eine Atempause auch für Österreich.
    Freilich keine sehr lange.
    Eugen Freund berichtete aus Washington und das Thema NATO steht auch im Mittelpunkt unserer Samstagreihe.
    Im Journal zu Gast.
    Und da ist heute Verteidigungsminister Werner Fasselabend zu Gast.
    Seit fast sieben Jahren an der Spitze des Verteidigungsministeriums ist der ÖVP-Minister Werner Fasselabend zum exponiertesten Befürworter eines NATO-Beitritts Österreichs geworden.
    Gemeinsam mit seinem Parteiobmann, Außenminister Wolfgang Schüssel, kämpft Fasselabend dafür, dass Österreich noch heuer eine entsprechende Entscheidung trifft.
    Den NATO-Gipfel in Madrid in der kommenden Woche sieht der Verteidigungsminister als Weichenstellung für eine NATO neu.
    Mit Werner Fasslerabend spricht Robert Stoppacher.
    Herr Minister Fasslerabend, wo steht denn der Feind?
    Man muss sagen, dass sich nach dem Ende des Kalten Krieges die Sicherheitslage in Europa grundlegend verändert hat.
    Es gibt nicht mehr die Konfrontation der Blöcke, aber es gibt neue Unsicherheiten.
    Der Krieg in Ex-Jugoslawien hat das sehr deutlich gezeigt.
    Auch Österreich ist ja am Rande davon in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Und viele haben geglaubt, selbst das wäre ein Einzelereignis.
    Gerade aber erst die Ereignisse der letzten Tage, etwa in Albanien, haben sehr deutlich gezeigt, dass wir in Zukunft immer wieder mit Überraschungen rechnen müssen.
    Denn die Ereignisse in Albanien, das haben selbst die besten Geheimdienste der Welt nicht voraussehen können.
    Und trotzdem ist es eingetreten.
    Das heißt, Überraschungen, unangenehme Situationen, Krisen, die man versucht mit militärischen Mitteln zu lösen, die wird es auch in Zukunft geben, bis weit über Europa hinaus, auch in den Randbereichen.
    Aber Albanien ist ja wohl keine Bedrohung für die Sicherheit Österreichs.
    Nein, das ist sicherlich richtig, sonst hätten wir ganz anders darauf reagiert.
    Es ist nur ein Beispiel dafür, wie schnell sich eine Situation verändern kann.
    Und insofern stellt sich auch die Frage, inwieweit wir nicht auch versuchen sollten, den Schutz einer großen Gemeinschaft in der Zukunft in Anspruch zu nehmen, weil wir davon ausgehen können, dass es zweifellos
    gemeinsam günstiger ist, eine Verteidigung und Sicherheit zu organisieren.
    Gemeinsam Verteidigung anstreben, das heißt für Sie NATO, das haben Sie mehrmals gesagt.
    In wenigen Tagen findet in Madrid der NATO-Gipfel statt.
    Polen, Ungarn, Tschechien werden dort grünes Licht für den Beitritt bekommen.
    Warum haben Sie es denn so eilig, damit auch Österreich so rasch wie möglich diesem Militärbündnis angehört?
    Man muss dazu sagen, wir befinden uns in einer ungeheuer spannenden Zeit.
    Es ist eine Weichenstellung, die alle anderen Weichenstellungen dieses Jahrhunderts mit Sicherheit übertrifft.
    Vor wenigen Wochen, am 27.
    Mai, hat es den Vertrag von Paris gegeben zwischen der NATO und Russland.
    Diese beiden werden in Zukunft miteinander an einem Tisch sitzen und alle Sicherheitsprobleme miteinander besprechen.
    Jetzt an diesem Wochenende gibt es die Konferenz von Madrid, wo die NATO ihr neues Konzept und ihre neuen Mitglieder vorstellen wird und es ist davon auszugehen, dass unter diesen neuen Mitgliedern sich auch Polen, Tschechien und Ungarn befindet, so dass man wirklich sagen kann, hier gibt es eine ganz grundlegende Weichenstellung.
    Und insofern müssen zweifellos auch wir uns fragen, mit welchem Konzept gehen wir in die Zukunft, um die Freiheit, die Sicherheit des Landes zu gewährleisten, um einfach ein zukunftstaugliches Modell zu haben, um die Position des Staates zu wahren.
    Und da gibt es für mich durchaus einige Fragen, die man sich stellen kann.
    Ist man allein sicherer als in einer Gemeinschaft?
    Ist es teurer und einfacher, alles selbst anschaffen zu wollen?
    Oder ist es nicht besser, das gemeinsam zu tun, auch die Lasten miteinander zu tragen?
    Wo hat man mehr Möglichkeiten mitzureden?
    Innerhalb der Organisation, in der sich de facto fast alle Länder Europas bereits befinden oder außerhalb mit einer relativ kleinen Gruppe von kleinen Staaten, die sich noch in Entwicklung befinden?
    Ich gehe davon aus, dass man einem Zeitraum von ungefähr einem halben Jahr auch diese Frage beantworten kann und dass wir eben dann, so wie wir das auch vorgesehen haben in der Regierung, zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen können.
    Nun hat sich die Bundesregierung darauf verständigt, dass man bis Frühjahr 1998 den sogenannten Optionenbericht dem Parlament vorlegt.
    Da hat man ja noch etwas Zeit.
    Warum wollen Sie das schon in diesem Jahr fertig machen?
    Nein, ich gehe davon aus, und mir kommt das auch in keiner Weise auf einen Monat früher oder später an, sondern die Bundesregierung hat gesagt, spätestens im ersten Quartal des nächsten Jahres.
    Das heißt,
    Im Normalfall sollte man mit Ende dieses Jahres auch bereits einen Bericht soweit haben, dass man ihn dem Parlament vorlegen kann.
    Aber das Problem ist ja, was Ihnen die Kritiker vorwerfen, dass Sie jetzt vor der Vorlage des Optionenberichts ja schon wissen, wie die Option lautet, nämlich Österreich soll in die NATO.
    Ich halte es für absolut notwendig, dass, wenn man aus seiner Fachkenntnis heraus bestimmte Entwicklungen absehen kann, dass man sie auch in die Diskussion einbringt.
    Denn eine Entscheidung kann ja nur dann gefällt werden, wenn auch vorher eine Diskussion stattfindet, wenn man die Argumente abtauscht.
    Ich stelle genauso die Frage, was spricht dagegen?
    Das ist eine Frage.
    Ich habe nur bis jetzt keine Antwort darauf bekommen, was dagegen sprechen sollte.
    Es gibt schon etwas, was dagegen spricht, nämlich Österreichs Neutralität.
    Das ist eine Frage, die zweifellos damit auch in Verbindung steht, wo man sich aber trotz alledem fragen muss, was steht an erster Stelle.
    An erster Stelle steht für mich zweifellos die Frage, was bringt uns am meisten Sicherheit.
    Und an zweiter Stelle kann man dann fragen, ja, was kostet das?
    Beide Fragen gehen eindeutig für die Gemeinschaft aus.
    Auch der Einfluss, wo man selbst mitwirken kann und seine Interessen durchsetzen kann.
    Auch die wirtschaftlichen Argumente gehen dafür aus.
    Und dann muss man sich noch fragen, hat das einen Einfluss auf die Neutralität?
    Da gehen die Meinungen der Experten auseinander.
    Da gibt es durchaus einige sehr ernstzunehmende Stellungnahmen, die sagen, es ist durchaus mit einer Neutralität außerhalb des NATO-Gebietes auch in Zukunft eine Möglichkeit für Österreich, da diese bewährte Institution aufrechtzuerhalten.
    Ob es dann dazu kommt, das muss man sicherlich sorgfältig abwägen.
    Die meisten Völkerrechtler sagen, dass das natürlich nicht vereinbar ist.
    Es gibt ja entweder oder, NATO oder Neutralität.
    Neutral in der NATO, die NATO ist ja ein Militärbündnis und wird es auch nach Madrid noch sein, würde also heißen, die Neutralität abzuschaffen auf die eine oder andere Weise.
    Glauben Sie, dass dafür eine Volksabstimmung erforderlich ist?
    Nein, ich glaube, dass man in der Vorgangsweise
    auch konsequent sein soll.
    Und an allererster Stelle steht für mich jetzt einmal, dass sich die Bundesregierung ein Urteil bildet, dass sie dieses Urteil der Bundesregierung dem Parlament mitteilt, dort diskutiert und dass man allfälligerweise dann sich darüber unterhalten kann, ob es zweckmäßig ist oder nicht.
    Aber sofort sozusagen davon zu reden, dass man das Volk befragt,
    Das, glaube ich, ist der falsche Weg und zwar deshalb, weil das Volk ein Recht darauf hat, dass die Bundesregierung sagt, was sie will.
    Denn dazu ist sie ja gewählt, dazu ist sie ja etabliert, dass sie regiert und nicht, dass sie so die Meinung von der Bevölkerung herausholt.
    Fürchten Sie das Urteil des Volkes?
    Alle Umfragen sagen ja, dass nach wie vor eine deutliche Mehrheit der Österreicher gegen einen NATO-Beitritt und für die Beibehaltung der Neutralität ist.
    Ich fürchte das Urteil der Bevölkerung in keiner Weise, sondern ganz im Gegenteil.
    Ich stelle fest, aufgrund einer sehr intensiven Beschäftigung, dass hier ein Meinungswandel vor sich geht.
    Vor einigen Jahren war es noch so, dass eine ganz kleine Minderheit sich überhaupt mit der Frage auseinandergesetzt hat.
    Ich stelle jetzt fest, dass es immer mehr Leute gibt,
    die das nicht nur für absolut vernünftig finden, sondern die sagen, ja, das ist eigentlich der einzige zukunftsweisende Weg.
    Fast alle ihre Äußerungen in den letzten Tagen zum Thema NATO reizen den Koalitionspartner, die SPÖ.
    Das geht zum Teil so weit, dass zuletzt Klubobmann Kostelka sie, wenn auch indirekt, zum Rücktritt aufgefordert hat, haben sie vor, den Koalitionspartner weiterhin so auf die Palme zu bringen, sage ich einmal.
    Ich stelle fest, dass die Meinungen auch beim Koalitionspartner sehr stark auseinander gehen.
    Es ist an sich ja durchaus eine überraschende Situation in Österreich, muss man sagen, dass Oppositionsparteien sich für eine Integration auf sicherheitspolitischem Gebiet aussprechen.
    Die Freiheitlichen für die NATO, die Liberalen für einen Vollbeitritt zur WU.
    Sind Sie nicht bedenklich, dass Sie mehr Gemeinsamkeiten da mit den Freiheitlichen finden als mit dem Koalitionspartner SPÖ?
    Ich glaube, das ist eine Frage, die ganz Österreich betrifft und die die Zukunft betrifft und wo der Meinungsbildungsprozess nicht abgeschlossen ist.
    Ich sage, auch bei den Freiheitlichen oder bei den Liberalen gehen die Meinungen eher weit auseinander, da sind nicht hundertprozentig dafür oder dagegen.
    Das, was mir ganz entscheidend erscheint, ist die Beantwortung der Frage.
    Was werden wir in Zukunft brauchen?
    Was bringt uns mehr Sicherheit?
    Was ist kostengünstiger?
    Wo haben wir mehr Mitsprachemöglichkeiten?
    Und wo gibt es wirtschaftliche Vorteile?
    Und da stelle ich fest, dass es auch in der SPÖ immer mehr Leute gibt, die sagen nur, irgendwann kommt es sicher.
    Bleiben wir bei den Kosten des NATO-Beitritts.
    Ihre Aussage, dass Österreich in der NATO ein niedrigeres Verteidigungsbudget haben könnte, als wenn es draußen bliebe, haben doch vielfach auch Kopfschütteln unter Experten ausgelöst.
    Bleiben Sie dabei?
    Ich habe nie gesagt, dass wir mit niedrigeren Kosten aussteigen, sondern ich sage, dass wir kostengünstiger fahren.
    Das heißt, dass wir bei einem angesichts sehr moderaten Budget, das heißt, wenn wir draußen bleiben, kommt es insgesamt sicherlich auf Dauer gesehen wesentlich teurer, beziehungsweise bekommt man um das Geld, das man ausgibt,
    wesentlich geringeres Ausmaß an Sicherheit.
    Ich sage Ihnen dazu einige ganz konkrete Beispiele.
    Man kann etwa bei der Bevorratung, bei der Munition, wenn man weiß, dass man Partner hat, auf die man sich verlassen kann, auf ein Minimum beschränken.
    Wenn man allein ist, kann man das nicht tun, weil man dann in der Krise nicht rechnen kann, dass man auch entsprechend rechtzeitig Nachschub bekommt.
    Man kann etwa, ein anderes Beispiel, wenn man sich in der großen Gemeinschaft befindet, in der Anzahl vom ersten Abfangjäger auf ein Minimum heruntergehen.
    Man braucht nicht 36 Stück, sondern 18 Stück.
    Das wäre eine Möglichkeit, wo wir uns ganz konkret doch enorme Kosten ersparen können.
    Das heißt, das ist nichts Theoretisches.
    Selbstverständlich ist die Landesverteidigung nicht gratis, ganz egal, ob man allein ist oder in einer Gemeinschaft ist.
    Sicherheit hat selbstverständlich oder bedingt auch einen gewissen Aufwand und das wird uns auch in Zukunft nicht erspart bleiben.
    Es werden sicherlich nicht andere alle Aufgaben für uns übernehmen.
    Brauchen wir überhaupt Abfangjäger in Zeiten von Budgetnöten?
    Zweifellos ist es so, dass diese Frage zurzeit nicht aktuell ist.
    Grundsätzlich muss man dazu sagen, ist eine Verteidigung ohne auch Beherrschung des Luftraumes sicher nicht möglich.
    Warum ist die Frage Abfangjäger, Drakennachfolger nicht aktuell?
    Wie lange können die Draken noch fliegen?
    Weil man in allen Fragen der Landesverteidigung und insbesondere auch in den Beschaffungsfragen sicherlich nur Schritt für Schritt vorgehen kann.
    Es gibt hier nicht eine Möglichkeit einfach
    das, was jetzt gerade wünschbar ist und das, was sozusagen am Tapet steht, auch einfach so anzuschaffen, wie das im Idealfall der Fall wäre.
    Sondern man muss sagen, wir befinden uns in einer Sparfase des Gesamtstaates, denn diese Phase hat auch das Bundesheer mitzutragen, da kann es überhaupt keinen Zweifel geben.
    Da haben wir unseren Beitrag zu leisten und wir haben daher auch diese Frage entsprechend zurückgestellt.
    Sie ist zurzeit nicht aktuell und wird im heurigen Jahr in keiner Weise angesprochen werden.
    Herr Minister Fassler, im Zuge der NATO-Debatte wurde auch diskutiert über die Möglichkeit, die allgemeine Wehrpflicht abzuschaffen.
    Da gibt es quer durch die Parteien unterschiedliche Ansichten.
    Bei Ihnen hat es Klubobmann Kohl geäußert, dass das ein vernünftiges Modell wäre.
    Was halten Sie davon?
    Ich habe immer sehr klar zum Ausdruck gebracht, dass für mich die Systemfrage keine ideologische Frage ist, sondern eine Frage der Zweckmäßigkeit.
    Das, was man sagen kann, ist, dass die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft eher die Möglichkeit bietet, auf ein anderes System umzusteigen, weil man durch die Gemeinschaft auch die Vorteile eines anderen Systems kompensieren kann.
    Was meine ich damit?
    Die Wehrpflicht lebt insgesamt als Vorteil dieses Systems davon, dass es eine relativ hohe Anzahl von Soldaten produzieren kann, die man im Fall einer Krise einsetzt.
    Dieses Vorteils kann man sich dann begeben, wenn man einer Gemeinschaft angehört.
    Dann kann man auch mit einer etwas geringeren Anzahl von Soldaten auskommen.
    Das heißt, man kann sagen,
    Ein allfälliger NATO-Beitritt erhöht die Option zur Umstellung auf ein Berufsherr.
    Es bedingt ihn aber nicht und es fordert ihn nicht heraus, sondern das ist eine Entscheidung, die man aufgrund der Zugehörigkeit besser treffen kann, aber in keiner Weise treffen muss.
    Herr Minister Fasslabend, zum NATO-Gipfel in Madrid werden nicht Sie reisen, sondern der Bundeskanzler und der Außenminister.
    Der außenpolitische Handlungsspielraum von Außenminister Schüssel ist in den Augen vieler Beobachter aufgrund der aktuellen Debatte zumindest eingeschränkt.
    Sehen Sie das anders?
    Das sehe ich nicht so.
    sondern ganz im Gegenteil.
    Man muss sagen, dass Österreich verstanden hat, in den letzten Monaten auf der europäischen Bühne ein immer gewichtigeres Wort zu sprechen.
    Und das führe ich nicht zuletzt auf das äußerst große Verhandlungsgeschick und auch konzeptionelle Denken uns als Außenministers zurück.
    Die Debatte um die umstrittenen Äußerungen beim Frühstück in Amsterdam belastet nicht seine Handlungsfähigkeit, glauben Sie?
    Das ist im Wesentlichen eine Angelegenheit, die in Österreich diskutiert wird und die in wenigen Tagen vorbei sein wird.
    Sicherlich nicht aber eine Angelegenheit, die seinen Spielraum auch nur im geringsten in Europa insgesamt oder sonst wo eingrenzen würde.
    Glauben Sie, Schüssel, dass er die inkriminierten Äußerungen nicht getan hat?
    Ja.
    Sie haben aber zuletzt gemeint, es sei absolut ungünstig, wenn Aussagen in privatem und absolut inoffiziellem Rahmen wie aus einem offiziellen Interview kolportiert würden.
    Das hat jetzt viele zu dem Schluss veranlasst, Sie gehen davon aus, dass diese Aussagen doch gefallen sind.
    wenn jemand nur diese Worte in dieser Zusammensetzung gelesen hat, dann könnte das theoretisch der Fall sein.
    Tatsächlich habe ich gesagt, ich kenne jetzt den Vizekanzler und Außenminister seit über zehn Jahren intensivst aus allernächster Nähe als Parlamentskollege und als Regierungskollege und habe von ihm nie das Wort Sau gehört.
    Es ist für mich daher auch seine Aussage absolut glaubwürdig.
    Das ist das Erste.
    Das Zweite, was ich dazugefügt habe, dass ich es in jedem Falle darüber hinaus
    für absolut ungünstig halte, wenn man Dinge über das Ausland nach Österreich politisch hereinspielt und wenn man Dinge, wenn sie einmal fallen sollten, in irgendeiner Form
    aus dem privaten Bereich in den offiziellen Bereich hineinträgt.
    Aber ich habe nie einen Zweifel darüber gelassen, dass ich selbstverständlich zu den Aussagen des Außenministers voll und ganz stehe und in keiner Weise einen Zweifel daran habe.
    Sie haben gesagt, Sie haben von Außenminister Schlüssel nie das Wort Sau aus seinem Mund gehört, auch nie das Wort Trottel.
    Ich kann mich nicht daran erinnern.
    Herr Minister Fasslabend, wären Sie gerne Außenminister?
    Ich bin gerne Verteidigungsminister und glaube, wir haben einen ganz hervorragenden Außenminister.
    Wären Sie gerne ÖVP-Obmann?
    Diese Frage stellt sich mit Sicherheit nicht, weil Wolfgang Schüssel nicht nur unser Außenminister und Parteiobmann ist, sondern weil er diese Funktion sicherlich mit so viel Geschick, wie er es in den letzten eineinhalb Jahren an den Tag gelegt hat, auch in den nächsten Jahren ausüben wird.
    Ich danke für das Gespräch.
    In der Samstagreihe im Journal zu Gast war heute Verteidigungsminister Werner Fasslabend.
    Mit ihm hat Robert Stoppacher gesprochen.
    Von 500.000 Frauen mit Kindern unter 15 Jahren haben derzeit etwa 200.000 Frauen einen Teilzeitjob.
    Vor allem die ÖVP sagt immer wieder, es müssten mehr solche Arbeitsplätze geschaffen werden.
    Die steirische Landesregierung hat nun einen Preis für den frauen- und familienfreundlichsten Betrieb vergeben.
    Bekommen hat diesen Ehrenpreis ein großes Versandhaus in Graz.
    Der Grund, die Firma versucht mit 70 verschiedenen Teilzeitmodellen jeder Frau den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern.
    Ein Lokal-Augenschein von Wolfgang Fuchs.
    Bis zu 15.000 Pakete verlassen täglich die Lager- und Packhallen von Neckermann Versand im Süden von Graz.
    80 Prozent der 420 Mitarbeiter sind Frauen und es sind nicht gerade die interessantesten Arbeitsplätze, die man sich vorstellen kann.
    Vielleicht gerade deshalb muss sich die Firmenleitung so um seine Mitarbeiterinnen bemühen, dass sich der Betrieb jetzt die frauenfreundlichste und familienfreundlichste Firma nennen darf.
    Die Maßnahmen lesen sich wahrlich wie aus dem Wunschprogramm einer Frauenpartei, doch die Maßnahmen sind schon umgesetzt.
    Drei Jahre Karenz, nach der Rückkehr in den Betrieb zwölf Jahre ein Recht auf einen ganz speziellen Mutterarbeitsplatz mit variabler Arbeitszeit und nicht nur ein Modell unter 70 verschiedenen Arbeitszeitmodellen kann gewählt werden.
    Als etwa der Telefonistin Michaela Mischinger das Angebot, abwechselnd eine Woche am Vormittag, eine am Nachmittag zu arbeiten, nicht behagte, wechselte sie in ein Zeitsystem, das ihr mehr entgegenkam.
    Wenn meine Tochter dann später in den Kindergarten geht und ich ja eigentlich Vormittag ist im Kindergarten und ich muss dann Nachmittag arbeiten, brauche ich eigentlich die ganze Woche jemanden, der mir meine Tochter abholt.
    Und dann hat man mir den Vorschlag gemacht, es wäre eine andere Möglichkeit, ich könnte nur zwei, drei Tage in der Woche arbeiten und habe mich dann entschlossen für Donnerstag, Freitag den ganzen Tag und jeden zweiten Samstag.
    Und was machen Sie dann Donnerstag, Freitag mit Ihrem Kind?
    Das habe ich eine sehr nette Schwägerin, die schaut mir die zwei Tage.
    Und Samstag ist kein Problem, da ist mein Mann immer zu Hause.
    Wie wäre es, wenn es so ein Modell für Sie nicht gäbe?
    Könnten Sie dann eigentlich arbeiten gehen?
    Eigentlich nicht, weil ich würde dann eine Tagesmutter oder irgendjemanden brauchen, der mir auf die Tochter schaut.
    Die müsste ich aber dann bezahlen.
    Und da würde eigentlich das Teilzeit- oder nur ein paar Tage Arbeiten ja gar nicht rentieren.
    Wird ein Kind krank, dann zahlt Neckermann bis zu zwei Wochen drei Viertel der Kosten einer Tagesmutter.
    Gibt es größere Probleme, dann kann jeder Mitarbeiter ohne schlechtes Gewissen bis zu sechs Monate unbezahlten Urlaub nehmen oder die Arbeitszeit später wieder einbringen.
    Personalleiter Harald Gucci fühlt sich aber nicht als Wohltäter, ganz im Gegenteil.
    Er weiß, die Großzügigkeit gegenüber seinen Mitarbeiterinnen rechnet sich.
    Wir haben eine Krankenstandsquote, die liegt zwischen drei bis vier Prozent pro Mitarbeiter im Schnitt.
    Das ist eine extrem niedrige Quote.
    Wir haben Auszeichnungen erworben.
    Wir haben die freundlichsten Telefonistinnen aller Versender in Österreich.
    Wir haben eine Belegschaft, die motiviert ist, die produktiv ist.
    Und das, was wir an Geld investieren, kommt an Vielfaches an Motivation und Leistungsbereitschaft zurück.
    Beim frauenfreundlichen Betrieb ist zwar der Personalschef noch ein Mann, aber insgesamt sind in den Führungsebenen schon 50 Prozent Frauen.
    Einkauf, Marketing, Qualitätsmanagement, Buchhaltungsservice oder Logistik – überall Frauen als Chefinnen.
    Und das hat Spuren hinterlassen.
    So, und jetzt noch einmal im Mittagsjournal ins Ausland.
    In Kambodscha droht ein neuer Bürgerkrieg.
    Diesmal sind es allerdings nicht die berüchtigten Roten Khmer, die der Regierung in Phnom Penh den Kampf ansagen.
    Die Armeefraktionen der Regierungskoalition selbst stehen einander gegenüber.
    Knapp außerhalb von Phnom Penh hat es heute heftige Gefechte zwischen den Truppen von Ministerpräsident Ranarit und des stellvertretenden Regierungschefs Hun Sen gegeben, Ernst Kernmeier berichtet.
    Martialisch gab sich heute der zweite Ministerpräsident Kambodschas Hun Sen bei einem Auftritt im Fernsehen.
    In militärischer Uniform teilte er kurz mit, dass Regierungstruppen gegen Gesetzesbrecher vorgegangen seien.
    Mit einem Bürgerkrieg habe das, was heute früh in der Nähe der Hauptstadt geschehen sei, nichts zu tun.
    Die Gesetzesbrecher, von denen Hunzain spricht, sind Truppen, die loyal zum ersten Premierministerprinz Norodom Ranarid sind.
    Mehrere Stunden waren in der Nähe des Flughafens etwa 12 Kilometer nordwestlich von Phnom Penh Granatenexplosionen und heftiges Gewehrfeuer zu hören.
    Nach einer kurzen Beruhigung sind die Gefechte in der letzten Stunde neu aufgeflammt, diesmal bereits innerhalb der Stadtgrenze.
    Die kambodschanische Regierungskoalition zwischen den Monarchisten von Ranarit und den früheren Kommunisten von Hun Sen war von Beginn an brüchig.
    Die beiden vereinten ihre Kräfte nach den von der UNO kontrollierten Wahlen im Jahr 1993, die von den gefürchteten Roten Khmer boykottiert wurden.
    Doch beide misstrauten einander und versuchten zumindest Teile der Roten Kmeh auf ihre Seite zu ziehen.
    Hun Sen fürchtete, dabei ins Hintertreffen zu kommen und beschuldigte seinen ersten Premierminister, rote Kmeh-Kämpfer versteckt nach Phnom Penh zu schleusen.
    Beide Kontrahenten sehen dem Kampf um die Macht zumindest vorerst von außen zu.
    Prinz Ranarit ist gestern nach Frankreich gereist und Hun Sen soll sich seit heute Mittag in Vietnam aufhalten.
    Damit dürfte er bei den Kambodschanern allerdings kaum punkten, denn für sie galt Hun Sen immer als Vassal des mächtigen Nachbarn, der auch schon in den 80er Jahren nach der vietnamesischen Invasion als der Günstling Vietnams in Phnom Penh regiert hatte.
    Dreiviertel eins wird's gleich.
    Und sind noch, glaube ich allen, die Unruhen in Portadown in Nordirland genau vor einem Jahr in Erinnerung.
    Bei Straßenschlachten zwischen Protestanten und Katholiken und Sicherheitskräften sind 340 Menschen damals verletzt worden.
    Ein Jahr später herrscht wieder Hochspannung in Nordirland.
    Der unmittelbare Anlass für die befürchteten Ausschreitungen, die alljährlichen Märsche, zu denen der protestantische Oranjeorden aufruft und die an die Eroberung Irlands durch Großbritannien erinnern.
    Die Katholiken empfinden diese Traditionsveranstaltung als Provokation.
    Ernst Gelex mit näheren Informationen aus Nordirland.
    Viele Familien Nordirlands, vor allem jene mit kleinen Kindern, bemühen sich im Juli Urlaub zu bekommen.
    Sie packen dann ihre Sachen, machen ihre Häuser dicht und fliegen irgendwo hin ins Ausland, wo ist vielen schon egal, Hauptsache weg von zu Hause, denn dort treibt der Oranje-Orden sein Unwesen.
    Das sind Protestanten, die im schwarzen Anzug mit einem Melonenhut am Kopf, einem eingerollten Regenschirm unterm Arm und einer orangefarbenen Scherpe immer im Juli durch die Gegend marschieren, und zwar mit Vorliebe durch katholische Wohnviertel Nordirlands.
    Dabei schlagen sie Trommeln oder spielen sonstige Marschmusik.
    Die Katholiken sollen nämlich an ihre schwere Niederlage im Juli des Jahres 1690 erinnert werden.
    Damals hatte der englische König Wilhelm von Oranien, das war ein Protestant niederländischer Herkunft, seinen katholischen Widersacher Jakob II.
    am Fluss Boyne, etwa 40 Kilometer westlich von Dublin, vernichtend geschlagen.
    Seit damals haben die Protestanten das Sagen in Nordirland und das wollen sie den Katholiken jährlich auch in Erinnerung rufen.
    Im vorigen Jahr wollte die britische Regierung den Marsch des Oranjeordens in Portadown, einer Kleinstadt 50 Kilometer südwestlich von Belfast, verbieten.
    Das hatten sich die Oranje aber nicht gefallen lassen.
    Schwere Ausschreitungen waren die Folge.
    Schließlich hat die Regierung nachgegeben und den Marsch doch erlaubt, worauf die Katholiken rot gesehen hatten und die Ausschreitungen noch blutiger wurden.
    Seit Tagen versucht nun die britische Nordirland-Ministerin Mo Mowlam, ähnliche Unruhen bei den heurigen Juli-Märschen zu vermeiden, doch bisher ist kein Kompromiss erzielt worden.
    Beide Seiten scheinen sich unversöhnlich gegenüberzustehen.
    Die Katholiken bestehen darauf, dass Märsche durch ihre Wohnviertel verboten werden müssen.
    Die Protestanten betonen, dass sie schon seit knapp 200 Jahren diese Tradition pflegen und daher ein Recht darauf hätten.
    Auf die Märsche zu verzichten hieße der Gewalt weichen, sagen die Oranier.
    Angesichts dieser sturen Standpunkte ist ein Kompromiss tatsächlich kaum möglich.
    Das dürfte auch schon die britische Nordirland-Ministerin Mo Mowlam zur Kenntnis genommen haben.
    Resignierend musste sie eingestehen, dass die Verhandlungen bisher ergebnislos verlaufen sind und sich die Spannungen in Nordirland verschärft haben.
    Mexiko steht vor einem politischen Erdbeben.
    Die morgigen Parlamentswahlen könnten auf nationaler Ebene erstmals der seit nahezu 70 Jahren bestehenden Alleinherrschaft der Regierungspartei PRI ein Ende setzen, Marco Morell berichtet.
    Unter dem neuen Wahlgesetz, das seit wenigen Monaten gültig ist, gibt es kaum mehr Spielraum für Betrüger im großen Stil.
    Die Urnengänge werden nun nicht mehr vom Innenministerium überwacht, sondern von einer unabhängigen Behörde.
    Außerdem hat das neue Gesetz das Übergewicht des PRI abgebaut, besonders bei der Finanzierung der Wahlkämpfe.
    Den wichtigsten Oppositionsparteien, dem rechten PAN und dem linken PRD, hat dies ganz ungewohnte Perspektiven eröffnet.
    Gemäß den Meinungsumfragen werden sie am Sonntag massive Gewinne erzielen.
    Mit der Allmacht des Friedhofs dürfte es vorbei sein.
    Zum ersten Mal wird die Regierung auf der Pluralität der Meinungen aufbauen müssen und auf den Unterschieden unter den Parteien, sagt der Politologe Javier Hurtado.
    Dies sei für das Land von entscheidender Bedeutung.
    Um seine Niederlage abzuwenden, schürt der Prien der Bevölkerung die Ängste vor politischem Chaos und neuer wirtschaftlicher Instabilität.
    Der politische Kurs Mexikos dürfte sich jedoch kaum verändern.
    In den Programmen der drei großen Parteien gibt es keine grundlegenden Unterschiede.
    Juan Sanchez Navarro, der unter den mexikanischen Unternehmern als eine Art Chef-Ideologe gilt, sieht dennoch keinerlei Grund zur Beunruhigung.
    Wenn die Opposition die Wahlen gewinnen wird und dieses Ergebnis respektiert wird, wäre dies ein wichtiges Zeichen dafür, dass bei uns eine gesunde politische Ordnung am Entstehen ist, sagt Sanchez.
    Dies würde das Wirtschaftsklima sehr positiv beeinflussen.
    Ungewiss ist allerdings, wie sich die erfolgsverwühnte Staatspartei PRI mit einer Niederlage abfinden würde.
    Einige Experten halten die Spaltung der Partei für fast unausweichlich, womit für die Opposition der Weg frei würde, im Jahr 2000 auch das Präsidentenamt an sich zu reißen.
    So, jetzt machen wir wieder einen großen geografischen Sprung und kommen zurück nach Österreich.
    Klagenfurts Wahrzeichen, der Lindwurm, ist endlich wieder frei und das wird heute mit einem Riesenspektakel am Neuen Platz gefeiert.
    Dreieinhalb Jahre lang war das steinerne Ungeheuer nämlich in einem roten Holzhaus versteckt.
    So lange hat die Schönheitskur des 400 Jahre alten Drachens gedauert.
    Gudrun Maria Leb ist bei diesem Spektakel in Klagenfurt mit dabei.
    Zwölf Uhr exakt der große Augenblick.
    Ein Bungee-Jumper lüftet nach punktgenauem Sprung von 60 Meter hohem Kran die letzte Hülle.
    Der Wurm ist endlich wieder frei zum Entzücken der Klagenfurter und der vielen fotohungrigen Touristen.
    Ja, also der Lindwurm gehört zur Stadt.
    Der gehört zur Stadt, der gehört da her.
    Aber wenn er halt schon alt ist, gehört er ja frisch, gehört er reingemacht.
    Das war notwendig.
    Nicht einmal das Regenwetter hat die Klagenfurter abgehalten, der neue Platz ist überfüllt.
    Mehr als eine Million Schilling kostet das 400.
    Geburtstags- und Empfangsfest für den Lindwurm fast genauso viel wie die Restaurierung des alten Drachens.
    Wind, Regen, Schnee und Temperaturunterschiede bis zu 50 Grad haben dem Wurm gewaltig zugesetzt.
    Drei Zähne und etliche Schuppen fehlten, ebenso ein Teil des Hinterfußes.
    Der Lindwurm ist ja aus einem Stück Kreuzbergelschiefer gehauen.
    1597, so vermutet man, hatten die Landstände den Bildhauer Ulrich vom Vogelsang mit dem Wappentier beauftragt.
    Der Wurm selbst ist eigentlich aus Malnitz, erzählt die Sage.
    Er soll sich aber bis zu den Sümpfen vor der Stadt durchgeschlagen und hier alljährlich eine Jungfrau verschlungen haben, bevor er mit List übermannt und getötet wurde.
    Im ehemals sumpfigen Furt der Klagen wird die historische Lindwurm-Wiederkehr jedenfalls noch bis in den Morgen gefeiert und zum Höhepunkt am Abend soll der Wurm sogar noch einmal furchterregend Feuer spucken.
    So, jetzt noch ein bisschen südlicher nach Verona.
    In Verona hat gestern die 75.
    Saison in der Arena begonnen.
    Das wichtigste Sommerfestival Italiens wurde heuer mit Giuseppe Verdis Macbeth eröffnet.
    Es ist eines der seltener gespielten Werke des großen italienischen Opernkomponisten.
    Ein Bericht von Reinhard Frauscher.
    1913 begann mit der Aida Giuseppe Verdis der Siegeszug der Arena.
    Im besterhaltenen römischen Rundbau hat seither jeden Sommer, mit Ausnahme der Kriegsjahre, große Oper stattgefunden.
    Mit ihren 15.000 Zuschauern ist die Arena das größte regelmäßig bespielte Theater der Welt.
    Und natürlich stehen hier die großen Werke des italienischen Nationalkomponisten Giuseppe Verdi im Vordergrund.
    Alle seine Bühnenwerke wurden hier aufgeführt.
    Mit großem Abstand an der Spitze steht die monumentale Aida mit 37 Inszenierungen.
    Und so erreicht Verdi noch heute mehr Zuhörer als die meisten Popstars.
    Immerhin zählt die Arena jeden Sommer 600.000 Besucher, die Hälfte davon Ausländer.
    Umso mehr verwundert hat die Auswahl des diesjährigen Premierenstücks.
    Macbeth ist eines der früheren Werke Verdis, von dem sogar das Programmheft zugibt, dass es sich erst nach mehrmaligem genauen Zuhören erschließt.
    Das Libretto auf der Basis des blutrünstigen Königstramas von Shakespeare ist nicht leicht auf der Riesenbühne ohne Wechseldekoration darzustellen.
    Regisseur Pier Luigi Pizzi, einer der führenden Stars der italienischen Szene, inszeniert den Macbeth daher sehr stilisiert.
    Das karge, knappe Bühnenbild wird durch ein tiefes Schwarz dominiert, ebenso wie fast alle Kostüme.
    Farbliche Akzente setzen nur blutrote Fahnen und die Kostüme der Hauptprotagonisten.
    Pizzi spielt zurückhaltender als andere mit den suggestiven Massenszenen des Chors und des Balletts.
    Aber wenn Paolo Gavanelli als Macbeth von einem 20 Meter hohen Turm aus ins Riesenrund singt, dann ist auch das faszinierend.
    Die musikalische Leistung des Arenaorchesters unter John Nashling wurde von den anwesenden italienischen Kritikern gelobt.
    Die gewohnte Begeisterung oder besser gesagt die große Stimmung auf den oberen Rängen, den berühmten Steinstufen, blieb gestern Abend aber aus.
    Und dies obwohl das Wetter mitspielte.
    Die große Gewitterfront kam erst nach der Vorstellung.
    Vielleicht lag es auch nur daran, dass die Arena nur zur Hälfte besetzt war und die Zuschauer, die Macbeth anziehen konnte, eben weniger das sonst oft auch Volksfest hafte, als das musikalische Ereignis suchten.
    Für die, die auf das klassische Arenaspektakel warten, ist aber auch gesorgt.
    Die nächsten Premieren dieser Saison sind Madame Butterfly, Carmen und selbstverständlich die unverzichtbare Aida.
    Und jetzt Vorhang auf für Josef Wenzel-Natek im Nachrichtenstudio.
    Deutschland.
    Bei einem Zugunglück in Hessen sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, zwölf wurden schwer verletzt.
    Ein Güterzug hatte ein 15 Meter langes Eisenrohr verloren und damit einen entgegenkommenden Personenzug aufgeschlitzt.
    Die Bergungsarbeiten in Hessen dauern noch an.
    Österreich.
    Verteidigungsminister Fasselabend hat in der heutigen Radioreihe im Journal zu Gast Außenminister Schlüssel den Rücken gestärkt.
    Fasselabend Glaube Schüssels Aussagen, dass er die Beschimpfungen in Richtung des deutschen Bundesbankpräsidenten und eines schwedischen Regierungsmitglieds nicht getan hat.
    Karl Spitzenberger vom Institut für strategische Markt- und Meinungsforschung meinte, die Affäre Schüssel hätte auf die ÖVP keine großen Auswirkungen.
    Das Wetter, der Regen hat sich auf ganz Österreich ausgeweitet, die Temperaturwerte 12 bis 18 Grad.
    Das Team des Mittagsjournals, Herbert Hainer, Technik, Ilse Oberhofer, Regie und Hans-Christian Scheidt, Moderation.
    Ein schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Hnatek, Josef Wenzel [Sprecher/in] , Manas, Elisabeth [Gestaltung]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Nachrichten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Stibor, Jörg [Gestaltung]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Mars-Landung
    Einblendung: Geophysiker Bauer, ASA-Leiter Ortner
    Mitwirkende: Guggenberger, Christoph [Gestaltung] , Ortner, Johannes [Interviewte/r] , Bauer , Siegfried Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Raumfahrt ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zugsunglück in Hessen
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Technik ; Eisenbahn ; Unfälle und Unglücksfälle ; Hilfe ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesrepublik Deutschland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kindesmißbrauch in Oberösterreich
    Einblendung: Gerichtsmediziner Lamprecht
    Mitwirkende: Hofer, Werner [Gestaltung] , Lamprecht, Robert [Interviewte/r]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Tod ; Sexualität ; Straftaten ; Exekutive ; Pornographie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Oberösterreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Meinungsforscher zu Schüssel-Affäre
    Einblendung: Meinungsforscher Spitzenberger
    Mitwirkende: Bornemann, Dieter [Gestaltung] , Spitzenberger, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Skandal ; Außenpolitik ; Parteien / ÖVP ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Verteidigungsminister Werner Fasslabend
    Interview: Verteidigungsminister Fasslabend
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung] , Fasslabend, Werner [Interviewte/r]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Regierung ; Verteidigungspolitik ; Militär ; Parteien / ÖVP ; NATO ; Außenpolitik ; Sicherheit ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Steirische Landesregierung vergibt Preis für familienfreundlichsten Betrieb
    Einblendung: Atmo Neckermann-Versand, Mitarbeiterin, Personalleiter Gutschi
    Mitwirkende: Fuchs, Wolfgang [Gestaltung] , Anonym, Mitarbeiter [Interviewte/r] , Gutschi, Harald [Interviewte/r]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Politik Österreich ; Festakte ; Kulturveranstaltung ; Frauen ; Soziales ; Arbeitsbedingungen ; Familie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Steiermark
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wieder Kämpfe in Kambodscha
    Mitwirkende: Kernmayer, Ernst [Gestaltung]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Widerstand ; Krisen und Konflikte ; Straftaten ; Krieg ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Kambodscha
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Wahlen in Mexiko
    Einblendung: Politologe Hurtado, Ideologe Sanchez-Navarro
    Mitwirkende: Morell, Marco [Gestaltung] , Hurtado, Javier [Interviewte/r] , Sanchez-Navarro, Juan [Interviewte/r]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Regierung ; Opposition ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Mexiko
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Klagenfurter Lindwurm wieder zu sehen
    Einblendung: Atmo (Volksmusik), Festbesucher
    Mitwirkende: Leb, Gudrun Maria [Gestaltung] , Anonym, Besucher [Interviewte/r]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildende Kunst ; Architektur ; Festakte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Kärnten
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Start des Opernfestivals in Verona
    Einblendung: Musikausschnitte
    Mitwirkende: Frauscher, Reinhard [Gestaltung]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Kulturveranstaltung ; Vokalmusik - Oper ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Italien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kurzmeldungen
    Mitwirkende: Hnatek, Josef Wenzel [Sprecher/in] , Manas, Elisabeth [Gestaltung]
    Datum: 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Nachrichten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Italien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1997.07.05
    Spieldauer 00:55:55
    Mitwirkende Scheid, Hans-Christian [Moderation] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1997.07.05 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-970705_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt