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KI-generiertes Transkript
Guten Tag beim Mittagschanal, sagt Ihnen Fritz Wendl.
Wir erwarten heute Beiträge unter anderem zu folgenden Themen.
Eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Standpunkte zum in der vorletzten Nacht gefundenen Kompromiss von Brioni.
Eine Jugoslawien-Beratung führender europäischer Sozialdemokraten in Wien.
Der RAK gibt ein Programm zur Uran-Anreicherung zu.
Bemühungen um ein Abschalten des bulgarischen AKW Khoshladui.
Heftige Auseinandersetzungen um die deutsche Wirtschaftspolitik.
Der Amnesty International Jahresbericht.
In der Schweiz gibt es seit Monatsbeginn wegen der hohen Ozonbelastungen rigorose Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Autobahnen.
In Österreich konnte man sich zu so konkreten Maßnahmen bisher nicht durchringen.
Die lebende Soul-Legende James Brown tritt heute Abend auf der Wiener Hohen Watte auf.
Vor all dem jetzt aber ein von Edgar Heider zusammengestellter Meldungsüberblick, den Herbert Slavik liest.
Jugoslawien.
Das von der IG vermittelte Abkommen von Brioni wird von den Konfliktparteien unterschiedlich ausgelegt.
Das jugoslawische Staatspräsidium beschuldigt Slowenien, nicht alle Verpflichtungen dieses Abkommens erfüllt zu haben.
Dies betrifft die Punkte Freilassung aller gefangengenommenen Soldaten der Bundesarmee und Beseitigung aller Blockaden militärischer Einrichtungen.
Nach Auffassung des Staatspräsidiums hätte Slowenien diese Punkte bereits mit Null Uhr des heutigen Tages verwirklichen müssen.
Der slowenische Präsident Kucan argumentierte hingegen, die genannte Frist bedeute lediglich, dass Slowenien mit den entsprechenden Maßnahmen begonnen haben müsse, nicht jedoch bereits die völlige Ausführung.
Nach Angaben des ORF-Korrespondenten in Laibach sind in der vergangenen Nacht die meisten Straßensperren beseitigt worden.
Das Staatspräsidium entsendet heute zwei Vertreter nach Slowenien.
Österreich
Das Bundesheer verringert seine Präsenz an der Grenze zu Slowenien.
Von den insgesamt 6.000 Mann wird etwa die Hälfte in die Garnisonen zurückverlegt.
Heute fällt die Entscheidung darüber, welche Truppenteile davon betroffen sind.
Der Teilabzug soll bis Ende der Woche abgeschlossen sein.
Der Ministerrat hat in seiner heutigen Sitzung eine Verordnung verabschiedet, mit der die Ausfuhr von zivilen Waffen, wie etwa Sportgewehre, nach Jugoslawien unterbunden wird.
Bundeskanzler Franitzki erläuterte, die Bundesregierung habe Hinweise erhalten, wonach größere Mengen ziviler Waffen, die nicht dem Waffenexportgesetz unterliegen, zum Abtransport nach Jugoslawien bereitgestanden seien.
Die Visumpflicht für polnische Staatsbürger wird um einen weiteren Monat bis Ende August verlängert.
Das teilte Bundeskanzler Franitzki im Anschluss an die heutige Ministerratssitzung mit.
Ende August könnte die Visumpflicht nach Angaben Franitzkis möglicherweise aufgehoben werden.
Zu diesem Zeitpunkt will auch die Schweiz die Visumpflicht für Polen aufheben.
Das technisch veraltete Kernkraftwerk Kosloduy wird aus wirtschaftlichen Gründen vorerst nicht abgeschaltet.
Staatspräsident Chelev sagte, die Sicherheitseinrichtungen der Anlage entsprechen sicherlich nicht dem westlichen Standard.
Eine unmittelbare Gefahr bestehe jedoch nicht.
Das 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Sofia gelegene Kernkraftwerk deckt 40 Prozent des bulgarischen Strombedarfs.
Mit dem Problem Kosloduy befasst sich heute in Wien die Internationale Atomenergiebehörde.
Irak Erstmals hat der Irak zugegeben, ein geheimes Programm zur Urananreicherung zu besitzen.
Dies teilte ein Vertreter der Internationalen Atomenergieorganisation mit, die eine Delegation zur Inspezierung von atomaren Anlagen in den Irak entsandt hat.
Die Regierung in Bagdad hat gestern Details eines umfangreichen Atomprogramms offengelegt, von dem wichtige Teile bisher geheim gehalten worden sind.
Darin ist von drei parallelen, technisch unterschiedlichen Programmen zur Urananreicherung die Rede.
Zugegeben würde von irakischer Seite die Produktion eines halben Kilogramms leicht angereicherten Urans.
Dieser Grad der Anreicherung genügt nicht zur Herstellung einer Atombombe.
Der Irak legte Daten und Fakten seines Atomprogramms erst nach massivem Druck seitens der UNO und der Atomenergiebehörde offen.
Kuwait Die Opposition wirft der Regierung vor, ihre Versprechen zur Verwirklichung demokratischer Reformen bis jetzt nicht eingelöst zu haben.
Anlass für die Kritik ist die heute stattfindende Tagung des Kuwaitischen Nationalrats.
Es ist dies ein beratendes Gremium ohne wirkliche gesetzgebende Vollmachten.
Es wird erwartet, dass der Nationalrat auf Anordnung der Regierung ein Finanzprogramm für den Wiederaufbau Kuwaits verabschieden wird.
Dazu meint die Opposition, es sei unannehmbar, dass Beschlüsse von derartiger Tragweite von einem Gremium getroffen würden, das demokratisch nicht legitimiert sei.
Philippinen.
Der Vulkan Pinatubo ist weiterhin aktiv.
Aus dem Vulkankegel wurden heute neuerlich Aschewolken bis in 12 Kilometer Höhe geschleudert.
Durch die Eruptionen des seit Anfang Juni wieder aktiven Vulkans sind bisher 342 Menschen ums Leben gekommen.
Mehr als 250.000 Menschen mussten ihre Siedlungen rund um den Pinatubo verlassen.
Sie leben zurzeit in überfüllten Lagern, wo es an Nahrung und Wasser mangelt.
Soweit die Meldungen.
Jetzt das Wetter bis morgen früh.
Es bleibt warm und schwül, im Laufe des Nachmittags kommt es vor allem in den Alpen zu teils heftigen Gewittern, die in Tirol und Vorarlberg bis in die Nacht andauern.
Im Flachland im Osten bilden sich zwar Quellwolken, aber nur vereinzelt Gewitter.
Die Tageshöchstwerte liegen zwischen 25 und 30 Grad.
Die Aussichten für morgen Mittwoch weiterhin schwül, im Osten und Süden vorerst noch aufgelockert, sonst bereits stärker bewölkt.
Vor allem im Bergland wieder gewittrige Regenschauer.
Übermorgen Donnerstag voraussichtlich in ganz Österreich sonnig und heiß.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien heiter 30 Grad, Eisenstadt wolkig 27, St.
Pölten heiter 25, Linz stark bewölkt 21 Grad, Salzburg bedeckt 22, Innsbruck stark bewölkt 22, Bregenz bedeckt 23, Graz wolkig 23 und Klagenfurt heiter 23 Grad.
In der vorletzten Nacht kam es auf der Adirai-Insel Brioni also abermals zur Verabschiedung eines jugoslawischen Friedensplans.
Wie schon bei zwei rasch gescheiterten Vereinbarungen zuvor standen wieder EG-Außenminister Pate und wieder gibt es Auslegungsdifferenzen über Details des Kompromisses von Brioni.
Trotzdem rechnet diesmal aber kaum jemand, dass die Auffassungsunterschiede gleich wieder zu umfassenden bewaffneten Kämpfen führen werden.
Näheres in der folgenden Analyse von Roland Machatschke.
Am zweiten Tag nach Brioni wird in Jugoslawien nicht mehr Krieg geführt, dafür aber viel von Krieg geredet.
Die Krise sei am Punkt des totalen Zusammenbruchs angelangt.
Kriegerische Auseinandersetzungen drohen, sagte gestern Abend der kroatische Präsident Franjo Tudjman in einer Rundfunkansprache.
Boris Savjovic, der Vertreter Serbiens im Staatspräsidium, sprach davon, dass es zum Krieg führen würde, wenn Kroatien weiter auf seiner Unabhängigkeit bestehe, während die in Kroatien lebenden Serben bei einem jugoslawischen Gesamtstaat bleiben wollen.
Und der slowenische Präsident Milan Kucan meinte mit Blick auf die morgige Abstimmung des slowenischen Parlaments über die Brioni-Vereinbarungen, das sei eine Entscheidung über Krieg und Frieden.
Die führenden Politiker Sloweniens und Kroatiens lassen keinen Zweifel, dass die vor zwei Wochen erklärte Unabhängigkeit nicht zurückgenommen wird.
Kucan bezeichnete die Brioni-Vereinbarungen als ersten Schritt zur internationalen Anerkennung.
Parlamentssprecher Buca widersprach dem jedoch heftig.
Slowenien sei praktisch zur Kapitulation gezwungen worden und habe keine Garantien erhalten, nicht wieder von der Bundesarmee angegriffen zu werden.
Serbien legt die Vereinbarung dahingehend aus, dass die beiden westlichen Republiken ihre Unabhängigkeit auf drei Monate aussetzen.
Meinungsverschiedenheiten gibt es auch bei der Entflechtung von Armee und Territorialverteidigung.
Slowenien weigert sich, jene Einheiten abzuziehen, die vor den Kasernen der Bundesarmee liegen.
Wir brauchen eine Garantie, dass die Armee ihre Kasernen nicht verlässt, erklärte Präsident Kucan.
Das jugoslawische Staatspräsidium betrachtet das als Bruch der Brioni-Vereinbarung und schickt die Präsidenten von Mazedonien und Bosnien-Herzegowina zu Gesprächen nach Laibach.
Das Staatspräsidium stellt auch in einer Erklärung fest, dass die Bundesarmee und die Bundesbehörden allen Verpflichtungen der Vereinbarung nachgekommen seien.
An der Sitzung in Belgrad hatten das slowenische Vertreter und der Vertreter Kroatiens, zugleich Vorsitzender Stipe Mesic, nicht teilgenommen.
In Kroatien beschuldigt man die Armee, sie habe die Vereinbarungen gebrochen, weil ihre Einheiten noch nicht in die Kasernen zurückgekehrt sind.
Kroatien besteht darauf, dass dieser Punkt nicht nur für Slowenien gilt.
Allerdings ist der Geltungsbereich offenbar nicht ausdrücklich festgelegt worden und daher für Interpretationen offen.
In Kroatien stehen Armeeverbände an allen Orten, wo Kroaten und Serben in mitunter blutigen Kämpfen aneinandergeraten sind.
Die kroatische Führung wirft den Bundestruppen vor, auf der Seite der aufständischen Serben zu stehen, die aus Serbien einsickerten Četnik-Terroristen zu unterstützen und alle Versuche der kroatischen Behörden, die gemischten Gebiete der Krajina und Slavoniens wieder unter die Kontrolle Zagrebs zu bringen, mit Waffengewalt zu verhindern.
Vor dem Eintreffen der ersten Gruppe von IG-Beobachtern im Laufe des heutigen Tages stehen die Zeichen in Jugoslawien nach wie vor auf Sturm.
Der Kompromiss von Brioni scheint also zumindest tauglich, nicht sofort wieder neue Kämpfe ausbrechen zu lassen.
Ein tragfähiger Kompromiss für eine gedeihliche Zukunft eines jugoslawischen Bundesstaats bzw.
Staatenbundes dürfte er kaum sein.
Ein besonderes Problem dabei ist zweifellos das der 600.000 Serben in Kroatien.
Und die Kämpfe zwischen kroatischer Miliz und bewaffneten serbischen Nationalisten forderten zuletzt auch mehr Tote als der Krieg in Slowenien.
Aus Zagreb berichtet Friedrich Orta.
In kroatischen Regierungskreisen herrscht die Auffassung vor, dass Serbien trotz aller Friedenspläne im Zusammenspiel mit der Armee weiterhin ernsthafte Vorbereitungen trifft, um den Krieg auf kroatischem Territorium auszuweiten.
Diese Befürchtung wird durch einen Befehl von Verteidigungsminister Kadijevic, dessen voller Wortlaut gestern Abend im kroatischen Fernsehen verlesen wurde, noch verstärkt.
Der Inhalt kurz und unmissverständlich zusammengefasst, mit Defetismus und Wankelmut müsse in der Armee ab sofort Schluss sein.
Wer künftig nicht pariert, kommt vor ein Militärgericht, so der General.
Die Botschaft, die Stipe Mesic nach der Marathonsitzung von Brioni reporten zu rief, nämlich, ab heute beginnt der Friede, hört man gern, aber hier glaubt es eigentlich niemand.
Es gibt Befürchtungen, dass in den drei Monaten, in denen Kroatien und Slowenien ihre Unabhängigkeitsbestrebungen aussetzen, in den serbisch besiegelten Unruhigebieten Kroatiens, in Slavonien und in der Kraina, die Kämpfe zwischen der kroatischen Polizei und den Chetniks an Härte zunehmen werden.
dass ein schlimmer Herbst droht mit Hunger und Versorgungsengpässen, mit Energiemangel, weil die Armeepanzer die Felder der Bauern ruinieren und verwüsten, weil durch den kriegsbedingt zugrunde gerichteten Tourismus die Devisen für Ölimporte fehlen werden.
Auch wenn Kroatien den Bundesstaat nicht mehr will, es trägt die Folgen der gescheiterten Wirtschaftsreform der Regierung Marković mit.
Noch immer ist er Diener Zahlungsmittel.
Die Inflationsrate war zwar vorübergehend von 500 auf 70 Prozent gedrückt worden, wird aber bis Jahresende voraussichtlich wieder auf 100 Prozent steigen.
Die Industrieproduktion war schon vor dem Ausbruch der militärischen Gewaltaktionen rückläufig.
Die Arbeitslosenrate liegt bei 20 Prozent.
Zur nationalen Explosion kommt die soziale.
Polizeieinsätze in den von Chetniks kontrollierten Gebieten kosten das Geld, das für Investitionen in der Industrie fehlt.
In dieser Situation rief Präsident Dutschmann die Kroaten in und außerhalb des Landes neuerlich zur Besonnenheit auf, aber auch zur Entschlossenheit, die Freiheit und Demokratie zu verteidigen.
In Klina, 100 Kilometer südlich von Zagreb, blockieren seit den Morgenstunden Armeepanzer die kroatische Polizeistation.
Die Armee sagt, die Polizisten hätten auf die Soldaten geschossen.
Die kroatische Seite spricht von einer Provokation.
Zum Kompromiss von Brioni gibt es nicht nur unterschiedliche Interpretationen, was manche Vereinbarung konkret bedeutet, sondern etwa innerhalb der slowenischen Führung zum Beispiel auch darüber, was die Vereinbarungen der vorletzten Nacht für Slowenien politisch bedeuten.
In Leibach wird dazu auch eine reichlich kontroverse Parlamentsdebatte erwartet, berichtet von dort Gerhard Seyfried.
einmal mehr geprägt von hektischen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen.
Das Thema Nummer eins, der Kompromiss oder wie es andere nennen, das Diktat von Brioni vom Sonntag.
Die Meinungen über die Gespräche mit der EG-Außenministerin Troika klaffen hier weit auseinander.
Auf der einen Seite Verhandler und Präsident Milan Kucan, der die Aussicht auf weitere Verhandlungen und eine gewaltfreie Lösung des Dauerkonflikts unterstreicht.
Unterstützt wird er etwa von Cyril Rybicic, dem Chef der früheren Kommunisten, oder von Yanis Tarnoschek, bis vor kurzem Mitglied des jugoslawischen Straßpräsidiums.
Massive Kritik kommt von den oppositionellen Liberalen, deren Vorsitzender, Vito Mirkos, warft Kutschan vor, auf Brioni wie ein Salatverkäufer agiert zu haben.
Völlig unzufrieden auch Jože Pučnik vom Regierungsbündnis Demos,
Es gebe keinerlei Garantien, dass die Armee stillhalte.
In dem Papier von Brioni sei überhaupt nicht von Staat Slowenien die Rede.
Trotzdem wird heute versucht, die Abgeordneten für die morgige Parlamentssitzung auf Zustimmung zu trimmen.
Sollte das slowenische Parlament das Paket von Brioni ablehnen, bedeutete das nicht nur einen enormen Gesichtsverlust für den Präsidenten, sondern würde wohl auch geharrnischte Vorhaltungen seitens des Auslandes sowie aus Jugoslawien selbst nach sich ziehen.
Vor diesem Hintergrund sind heute knapp nach 11 Uhr die Vertreter Mazedoniens und Bosniens im Staatspräsidium Duburkovski und Bogicevic in Laibach eingetroffen.
Sie verhandeln derzeit mit Präsident Kucan.
Ein kleines Beispiel aus der Luftfahrt zeigt, wie die Verhältnisse in Slowenien derzeit liegen.
Die beiden Abgesandten kamen im Militärhubschrauber und konnten auf dem Laibacher Airport Berniks landen.
Kutschern ist es bis heute nicht möglich, per Flugzeug zu reisen.
Die zerstörte Flugsicherungstechnik wurde zwar wiederhergestellt, aber die Bundesluftfahrtbehörde in Belgrad verweigert nach wie vor den zivilen Flugbetrieb.
Indessen hat die slowenische Führung wieder Kritik am Verhalten der Armee geübt.
In Helikoptern mit Rotkreuzzeichen seien Soldaten nach Slowenien eingeflogen worden.
Der Armeeabzug werde nicht ernsthaft betrieben und die Luftwaffe observiere Slowenien intensiv.
Sloweniens Informationsminister Jelko Kacin sagte am Vormittag, die Territorialverteidigung werde zwar weiter demobilisiert, die Volksarmee habe aber nach wie vor mehr als 200.000 Reservisten unter Waffen.
Längst hat man in Slowenien damit begonnen, sich auf ein Leben im Psychokrieg einzustellen.
Ende, nicht absehbar.
Vor einer Woche, am 1.
Juli, berichtete Karl Jarkowski über die damaligen Schwierigkeiten von Laibach aus, den Grenzübergang Seebergsattel zu erreichen.
Bis nach Krain gab es Straßenblockaden.
Die Bergstraße zum Seebergsattel hinauf war teilweise durch umgeschnittene Bäume blockiert.
Nur für Pkw gab es über Holzbrücken lokale Umfahrungen.
Ein Durchkommen für Panzer oder schwere Mannschaftswagen war unmöglich.
Am Grenzübergang selbst stand ein gepanzertes Fahrzeug der Bundesarmee.
Die Soldaten der Bundesarmee hatten sich in einem Bunker in den Bergen verschanzt.
Die Situation war sehr angespannt.
Es gab nämlich gerade Verhandlungen darüber, wie sich die 32 Bundessoldaten ergeben sollen.
Der Grenzübergang war immer wieder für Reisende gesperrt worden.
Um 17 Uhr am Montag der Vorwoche ergaben sich dann die Soldaten der Bundesarmee der slowenischen Territorialverteidigung.
Wie ganz anders heute die Lage am Seebergsattel ist, berichtet nun von dort Armin Wolf.
Der Grenzübergang Seebergsattel heute Vormittag kurz vor elf.
1216 Meter über dem Meer.
Die Adria-Insel Brioni ist weit weg von hier.
Die dort vereinbarten Änderungen an den slowenischen Grenzen kennt der Zöllner hier nur aus der Zeitung.
Wann die vereinbarte Kompromisslösung in Kraft tritt, weiß er nicht.
Ich habe gelesen heute in diesen Zeitungen und gestern habe ich gehört am Radio und TV.
Aber bis jetzt ist, wie früher.
Wir kassieren viele slowenische Zollbeamte, aber die Einkommen geht, wie ich eingelesen habe in Zeitungen, das geht in den Bürgern.
Fünf slowenische Zöllner machen ihr Dienst dazu, slowenische Polizei und noch immer zwölf Mann der Territorialverteidigung.
Sie müssen laut der Vereinbarung von Brioni der Bundesarmee Platz machen, die für drei Monate wieder die grüne Grenze überwachen wird.
Wann die Armee hier eintrifft, weiß niemand.
Besonders freuen tut sich keiner.
Noch vor vergangene Woche hat die Armee hier das Zollhaus beschossen.
Die Einschläge in der Wand sind doch zu sehen.
Selbst das österreichische Zollhaus, 20 Meter weiter, hat ein paar Splitter abbekommen.
Dazwischen ein Schild.
Republik Slowenien.
Gegenüber rasen zwei Fahnenmasten in die Höhe.
Rechts weht stolz die slowenische Flagge, links die österreichische.
Anzeichen, dass hier der Start Jugoslawien beginnt, gibt es keine.
Aber in den nächsten Tagen soll das wieder anders werden, erzählt der Zöllner.
Was habe ich gehört, das muss noch in die jugoslawische Pfanne auch gefunden werden.
Aber unten die Tafel auch.
Aber bis jetzt noch nicht.
Haben Sie noch eine jugoslawische Pfanne hier?
Ich dachte, das habe ich noch als Reserve.
Ja, die alte war schon so kaputt.
Muss eine neue sein.
Und ein Schild haben Sie auch noch?
Nein, nein.
Nein, das Schild.
Muss erst geliefert werden?
Ja, die neue.
Und wissen Sie schon, wann es kommt?
Nein, das weiß ich nicht.
Ich gehe in den Urlaub jetzt.
Wenn ich aus dem Urlaub komme, dann wird es schon Ende.
Sie haben ja nur zwei Masken da.
Auf einem steht die österreichische Fahne, auf dem anderen die slowenische.
Wo hängen Sie denn da die jugoslawische Fahne hin?
Weiß ich nicht, vielleicht eine steht oben, die andere unten.
Welche wird dann oben sein, welche unten?
Die Slowenien.
Oben?
Ja.
Oben.
Die USA hier unten.
Nach der Aufregung der letzten Woche ist es nun wieder ruhig hier.
Genau gesagt, könnte es friedlicher nicht sein.
Alle halben Stunde passiert ein Auto die Grenze, sagt der Zöllner.
Absolut ruhig verlief auch die 60 Kilometer weite Fahrt von Laibach durch idyllische Karawankentäler hierher.
Alle Sperren, die noch vor Tagen die Straßen blockierten, sind entfernt.
Wenige Kilometer vor dem Pass lagen vor einer Woche Baumstämme quer über die Straße.
Sie wurden zur Seite geräumt.
Eine Pressekonferenz zu einem jugoslawien-Treffen führender europäischer Sozialdemokraten in Wien beginnt erst in einigen Minuten.
Wir erwarten einen Beitrag dazu vielleicht noch gegen Ende des Mittagsjournals, spätestens im Journal um 5.
Und die Situation in Jugoslawien ist heute ab etwa 18.20 Uhr auch Thema des Journal Panorama.
Armin Wolf spricht in Laibach mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Leo Secerco.
Der Irak hat nun in einem umfangreichen Papier an die internationale Atomenergiebehörde IAEO und die UNO ein geheimes Programm zur Urananreicherung eingestanden und die Produktion von bisher einem halben Kilogramm leicht angereicherten Urans eingeräumt.
Der Irak behauptet, der Grad der Anreicherung reiche nicht zur Herstellung einer Atombombe aus.
Neeres von Agathe Zupan.
Monatelang hat sich der Irak geweigert, Angaben über Experimente mit spaltbarem Material zu machen.
Nur heftiger internationaler Druck konnte Baghdad zur Aufgabe dieser Position bewegen.
Dass der Irak ein Atomprogramm laufen hat, war den Experten längst klar.
Verdächtige Fabriken, Gerätekäufe und Erkenntnisse der westlichen Geheimdienste, vor allem Israels und der USA, ließen keinen anderen Schluss zu, es gibt ein geheimes Programm zur Anreicherung von Uran im Irak.
Teile dieses Programms wurden jetzt einem Vertreter der internationalen Atomenergieorganisation IAEU vorgelegt, der mit 36 Fachleuten zu einer Inspektionsreise in Sachen Atomenergie im Irak unterwegs ist.
Die Einzelheiten Der Irak hat mit drei unterschiedlichen Methoden zur Gewinnung von strahlendem Material gearbeitet.
Die wichtigste ist das Gaszentrifugieren.
Dabei wird Strahlendes von nicht strahlendem Uran getrennt.
Die entsprechenden riesigen Anlagen wurden vor den Augen der IAEU-Vertreter funktionsunfähig gemacht.
Wahrscheinlich hat Irak aber noch weitere gut versteckt.
Inspektoren der UNO wurden ja vor zwei Wochen daran gehindert, verdächtige Gebäude zu untersuchen.
Ein Mitarbeiter der Internationalen Atomenergiekommission sagt in Bagdad, bisher habe der Irak ein halbes Kilogramm leicht angereichertes Uran produziert, zu wenig um eine Atombombe zu bauen.
Das ist auch die Verteidigungslinie Bagdads.
Man habe das Forschungsprogramm für Atomenergie nur auf internationalen Druck hin veröffentlicht und auch das nur, obwohl alle Experimente friedlichen Zweck hin gedient hätten.
Die IAEU ist skeptisch.
Wer die Technologie zur Herstellung spaltbaren Materials beherrscht, der kann auch weiterbauen, sagt ein Fachmann.
Und misstrauisch sind die USA.
Ein Land wie der Irak, das alle internationalen Kontrollen für Kernenergie umgangen hat, und zwar absichtlich, das experimentiert nicht friedlich, meinte ein Beamter des Außenamtes.
Und der Sprecher des Präsidenten Malin Fitzwater sagte, wie gut, dass wir gedrängt haben, die irakischen Atomanlagen, wie von der UNO beschlossen, kontrollieren zu dürfen.
Ein Staatsschiff wie Saddam Hussein kann niemals glaubhaft machen, dass der Irak alle Massenvernichtungswaffen auch wirklich zerstört, trotz des verlorenen Krieges.
Die internationale Atomenergiekommission befasst sich heute in Wien mit den Fragen um das bulgarische Atomkraftwerk Kosladui.
Das AKW, das rund 150 Kilometer nördlich von Sofia an der Donau liegt, wurde von den Organisationen als so mangelhaft eingestuft, dass die Abschaltung empfohlen wurde.
An der Wiener Konferenz nehmen Vertreter der EG-Kommission, der Weltbank sowie aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den USA und der Sowjetunion teil.
Konferenzvorsitzender ist der deutsche Umweltminister Klaus Töpfer.
Die bulgarische Seite ist in Wien mit Vizepremier Alexander Tomov vertreten.
Es berichtet Herbert Huthal.
Als die Experten der Internationalen Atomenergieorganisation heuer im Frühjahr zum ersten Mal die Erlaubnis erhielten, das bulgarische Atomkraftwerk Kosloduy zu betreten, da glaubten sie ihren Augen nicht zu trauen.
Ein Kraftwerk in einem so schlechten Zustand hatten sie noch nicht gesehen.
Und so überraschte die für ihre Zurückhaltung oft kritisierte internationale Atomenergieorganisation mit mehr als deutlichen Worten.
Im Bericht heißt es wörtlich, das Team der internationalen Atomenergieorganisation fand die Anlagen in sehr schlechtem Zustand vor, mit einer ganzen Anzahl von sicherheitsrelevanten Mängeln.
Das Team drängte die bulgarische Regierung zu sofortigen Maßnahmen.
Soweit das Zitat.
Mit anderen Worten, es wurde empfohlen, das Kernkraftwerk abzuschalten.
Die Experten der IAEO beurteilen ein Atomkraftwerk nach drei Kriterien.
Erstens nach dem technischen Grundkonzept, zweitens nach der Personalsituation und drittens nach dem technischen Zustand der Anlage.
Alle drei Gesichtspunkte gaben Anlass zur Sorge.
Zunächst zum technischen Grundkonzept.
Das bulgarische Kernkraftwerk Kozloduy besteht aus Reaktoren der sowjetischen Bauart Voronezh 440.
Es ist dies eine Serie von Druckwasserreaktoren, wie sie auch in die ehemalige DDR und in die Tschechoslowakei geliefert wurde.
Dieser Reaktor ist nicht so gefährlich wie der Tschernobyl-Typ, aber drei grundsätzliche Konstruktionsmängel sind hervorzuheben.
Erstens haben diese sowjetischen Reaktoren keine Stahlbetonhülle, also kein Containment, das beispielsweise auch das von der amerikanischen Firma Westinghouse erbaute jugoslawische Kernkraftwerk Kryshko hat und das einen Flugzeugabsturz aushält.
Ein solches Containment also fehlt.
Dann sind die Notkühlsysteme für den Fall einer Havarie unzureichend gemessen an westlichen Standards.
Und drittens hat sich herausgestellt, dass die Druckgefäße dieser Reaktoren im Laufe der Jahre spröde werden.
Die Sowjets korrigieren dies mit einer Hitzebehandlung.
Ein Verfahren, von dem man im Westen noch nicht so genau weiß, was man davon halten soll.
Diese Konstruktionsmängel können durchaus beherrscht werden, ergärt die IAEO, wenn das Personal motiviert ist und wenn der Wartungszustand der Anlage gut ist.
Beides zum Beispiel ist in Bohunice der Fall, weswegen die IAEO dort keine Abschaltung empfohlen hat.
In Bochunice wurde auf Empfehlung der IAIO das Personal während der Schichten aufgestockt und zusätzlich mit einem Ingenieur verstärkt.
Anders in Bulgarien.
Bereits im Herbst vergangenen Jahres hat die IAIO das Abwandern von Arbeitskräften wegen schlechter Arbeits- und Lebensbedingungen im Kosloduy als Sicherheitsrisiko bewertet.
Die Leute erhielten entweder schleppend oder überhaupt keinen Lohn.
Noch drastischer reagierten die sowjetischen Experten.
Als die Regierung in Sofia sich nicht bereit erklärte, harte Dollars auf den Tisch zu blättern, packten sie ihre Koffer und reisten ab.
Was ein Krisenfall ohne Fachleute bedeutet, lässt sich leicht ausmalen.
Der Devisenmangel führte auch dazu, dass die Wartungsarbeiten mangelhaft oder überhaupt nicht durchgeführt wurden, weil keine Ersatzteile gekauft werden konnten.
Was soll die internationale Expertengruppe heute also in Wien beschließen?
Zur Diskussion steht finanzielle Hilfe und dazu sind die Vertreter der Weltbank da.
Zur Diskussion stehen Stromlieferungen und zur Diskussion steht technische Hilfe von ausländischen Fachleuten.
Während die Bulgaren zu finanzieller Hilfe selbstverständlich sofort Ja sagen, stehen die Deutschen da doch etwas auf der Bremse.
Finanzhilfe ja, aber dann muss man doch auch gleich ein Beraterteam mit in Kauf nehmen, damit sichergestellt ist, was mit dem Geld dann geschieht.
Details zur bulgarischen Wirtschaftslage, die so trist ist, dass man sich ein Abschalten des Gefahren-AKW Cosloduy nicht leisten kann, fasst nun Waltraud Langer zusammen.
Wenn die Reaktoren im Atommeiler abgeschaltet werden, dann bricht die Wirtschaft Bulgariens zusammen.
Das sagt der bulgarische Vizepremier Tomov.
Der Grund für seinen Pessimismus, das Atomkraftwerk sichert, sichert in diesem Fall wohl unter Anführungszeichen, sichert also ein Viertel des bulgarischen Energieaufkommens.
Kurzfristig sieht man keinen Ersatz dafür und wenn, dann nur mit internationaler finanzieller Hilfe.
Wie im vorhergegangenen Beitrag erwähnt, stehen aber da die Deutschen auf der Bremse.
Zuerst müsse sichergestellt werden, was mit dem Geld geschieht.
Die Vorsicht ist kein Wunder.
Bulgarien hat erst im März des Vorjahres sämtliche Rückzahlungen von Krediten inklusive der Zinsen eingestellt.
Bulgarien steht vor leeren Staatskassen.
Mit 120 Milliarden Schilling ist das Land im Ausland und hier vor allem bei Banken verschuldet.
Und Österreich zittert mit.
Es liegt bei den Schuldnerländern hinter Deutschland und Japan an dritter Stelle.
Besonders nervös blicken die Banken nach Bulgarien.
Auf sie entfallen knapp 13 Milliarden der 90 Milliarden Schilling, die Bulgarien den Banken schuldet.
Die Aussichten auf Rückzahlung des Geldes stehen schlecht.
In keinem anderen Land Osteuropas hat der Weg von der Plan- in die Marktwirtschaft zu einem derartigen Rückgang der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit geführt.
Während Länder wie die Tschechoslowakei zwar mit Umstellungsproblemen kämpfen, die Reformen aber langsam greifen, ist, wie die heimische Nationalbank schreibt, in Bulgarien zwar das alte System zusammengebrochen, ein neues konnte aber nicht aufgebaut werden.
Die heimischen Banken hoffen nun darauf, dass sie ihre Kredite wenigstens in Beteiligungen an bulgarischen Unternehmen umwandeln können, um einen Teil des Geldes zurückzubekommen.
Verhandelt wird auch an anderer Stelle.
Internationale Finanzorganisationen sagen Hilfe zu.
So hat erst vor einigen Tagen die EG 4 Milliarden Schilling zur Unterstützung der Reformbemühungen Bulgariens beschlossen.
Bedingung ist, dass Bulgarien seine Wirtschaftsreformen vorantreibt.
Mit denen wurde bereits begonnen.
Die bulgarische Regierung setzt dabei auf bewährtes, restriktive Geldpolitik, Rückzug des Staates aus der Wirtschaft, allgemeine Preis- und Steuerliberalisierung.
Die Wirtschaftsreformen, die von den internationalen Finanzorganisationen verlangt werden und die für einen Weg in die Marktwirtschaft nötig sind, die bezahlt vorläufig allerdings die Bevölkerung.
Ihre Lebensbedingungen haben sich drastisch verschlechtert.
Anfang Jänner wurden die Preise freigegeben.
Das führte dazu, dass die Preise allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres um knapp 300 Prozent gestiegen sind.
Die Geschäfte sind zwar jetzt nicht mehr so leer wie im Winter, als Zuckereier, Butter und Fleisch so gut wie gar nicht mehr zu bekommen waren, dafür kann sich die Bevölkerung das Wenige, was jetzt angeboten wird, nicht mehr leisten.
Und, wie eine Hausfrau sarkastisch bilanziert, Demokratie kann man nicht essen.
Auch bei anderen Reformen blieben die positiven Effekte aus.
So wurden zwar im Februar die rechtlichen Grundlagen für eine Privatisierung des Grundbesitzes geschaffen, die Bauern sehen jedoch kaum Anreize, die Felder zu bewirtschaften.
Die Subventionen sind gekürzt worden, die Preise für Energie und damit für Treibstoff wurden erst im Juni fast verdoppelt.
Die Folge, die mit Getreide und Kartoffeln bewirtschafteten Flächen gingen um 70 Prozent zurück, die mit Tomaten um die Hälfte.
Es ist nicht schwer, Bulgarien neuerlich einen Winter mit Hunger vorauszusagen.
Es fehlen die Anzeichen für einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Eine der Voraussetzungen für einen Aufschwung wären unter anderem neuerliche Abkommen mit den Banken, denn erst sie öffnen die Tür für dringend nötige Auslandsgeschäfte.
Aber die Banken sind nach ihren Erfahrungen mit Bulgarien natürlich vorsichtig geworden.
In Deutschland gibt es wirtschaftspolitischen Krach.
Der voraussichtlich nächste FDP-Vorsitzende Möllemann hat sich selbst ein Ultimatum gesetzt.
Sollte sich die CDU-CSU-FDP-Regierung nicht bis morgen auf drastische Subventionseinsparungen einigen, legt er sein Amt als Wirtschaftsminister zurück.
Seine Partei steht hinter ihm.
Nach einer Präsidiumssitzung forderte der amtierende Vorsitzende Lambsdorff eine Umkehr in der deutschen Finanzpolitik und meinte, nach realistischen Schätzungen kämen auf den Bund als Folgen der Kosten für die deutsche Einheit drastische Mehrausgaben von 150 Milliarden Mark jährlich zu.
Finanzminister Weigl sah dies nach einer CSU-Vorstandssitzung in München anders und meinte, die 150 Milliarden Mark Zusatzkosten würden nur für das laufende Jahr zutreffend sein und würden danach viel geringer werden.
Die Oppositionelle SPD spricht von einer Deutschland drohenden Wirtschaftskrise und kündigt an, gäbe es keine Änderungen des Regierungskurses, würde die Finanzpolitik am Widerstand des Bundesrats scheitern.
Aus Bonn berichtet Roland Adrowitzer.
Hält die deutsche Wirtschaft das alles aus?
Diese bange Frage stellt sich so manch einer hier in diesen heißen Sommertagen.
Zweifellos, die deutsche Wirtschaft ist eine der stärksten der Welt und wenn ein Wirtschaftssystem die unglaublichen Belastungen der Wiedervereinigung halbwegs ertragen kann, dann wohl nur das deutsche.
Dennoch, auch ihm sind Grenzen gesetzt und viel mehr an Belastungen als schon bisher sind dem geplagten Steuerzahler auch nicht mehr zuzumuten.
Der Bonner Finanzminister Theo Weigl rechnet nur noch in D-Mark Milliardenbeträgen.
Ein paar Milliarden hier, ein paar Milliarden da, Umzug nach Berlin 30 bis 90, Ablöse für die Besitzungen der Sowjetarmee im Osten nach oben offen, Schulden der ehemaligen DDR-Betriebe 88, jene der Wohnbaugesellschaften 35 und so weiter und so weiter.
Ein Zahlenspiel, bei dem einem schwindelig werden kann.
Die Zinszahlungen für die Staatsverschuldung werden im kommenden Jahr 600 Milliarden Schilling ausmachen, eine Horrorzahl selbst für deutsche Verhältnisse.
Die Inflationsrate steigt, sie beträgt derzeit 3,5 Prozent und wird durch die jüngsten Steuererhöhungen auf mindestens 4 Prozent ansteigen.
Die IG-Partner der Deutschen sind weit davon entfernt, mit Häme auf die nunmehrigen Sorgen des bisherigen Wirtschaftsmusterknaben zu blicken.
Sie sind ebenfalls irritiert.
Der Bonner Finanzstaatssekretär Köhler musste sich gestern in Brüssel Befürchtungen der Partnerländer über negative Auswirkungen der deutschen Finanzprobleme auf ganz Europa anhören.
Und in Bonn schlug der ehemalige Wirtschaftsminister und derzeitige FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff Alarm.
Ein dringender Kurswechsel in der Schuldenpolitik sei nötig, forderte Lambsdorff, dessen Partei allerdings in der Koalition alle einschlägigen Beschlüsse mitgetragen hat.
Die Auflistung der Fakten klingt ungeachtet dessen tatsächlich bedrohlich.
Die Defizite des Staates ohne Sozialversicherung belaufen sich 1991 auf 5,5% des Bruttosozialproduktes.
So hoch war das noch nie.
Der Anteil der Staatsausgaben am Bruttosozialprodukt, also die Staatsquote, fällt 1991 mit über 52% höher aus, wiederum, als jemals zuvor.
Das hatten wir noch nie.
Es ergibt sich aus all dem mit Schuldendienst, Gewährleistungen, Bürgschaften und Sondervermögen.
dass der Bund eine Dauerbelastung in erheblichem Umfang zu tragen haben.
Schätzungen, die von Größenordnung bis zu 150 Milliarden D-Mark pro Jahr ausgehen, sind nicht unrealistisch.
Um es noch einmal zu verdeutlichen, Lambsdorff befürchtet, dass auf Jahre hinaus mehr als 1000 Milliarden Schilling pro Jahr für den Aufbau in den neuen Bundesländern aufgewendet werden müssen.
In Bonn wird der gestrige Lambsdorff-Vorstoß bereits mit dem legendären Wendebrief verglichen, mit dem der Marktgraf im Jahr 1982 den Absprung von der SPD zur Union hin eingeleitet hatte.
Lambsdorff dementiert das, es gehe ihm nur um die Fakten, sagt er.
Im Wirtschaftsministerium seines Parteifreundes und Konkurrenten um den FDP-Vorsitz Möllemann bestreitet man den Ernst der Lage nicht.
Dennoch wird für 1991 nach wie vor mit einem Konjunkturplus von zweieinhalb bis drei Prozent gerechnet.
Und CSU-Finanzminister Theo Weigl beteuert, er habe die Finanzpolitik nach wie vor unter Kontrolle.
Der deutsche Steuerzahler hört die Botschaft wohl, so manchem fehlt allein der Glaube.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International präsentierte heute ihren Jahresbericht.
Sie konstatiert Menschenrechtsverletzungen in 141 Staaten, darunter auch Häftlingsmisshandlungen durch die österreichische Polizei.
Die schwersten Menschenrechtsverletzungen im Vorjahr gab es in Mauretanien und durch die irakischen Invasoren in Kuwait.
Gehäuft grauenhafte Zustände herrschten unter anderem auch in Sri Lanka, Kolumbien und der Türkei.
In mindestens 100 Ländern wurden Gefangene gefoltert.
In über 40 Staaten führten Misshandlungen oder unmenschliche Haftbedingungen zum Tod von Häftlingen.
Und in über 80 Ländern seien Gewissensgefangene inhaftiert, berichtet Amnesty International.
Nähere sehen Sie im folgenden Beitrag von Markus Fritz.
Das Jahr 1990 hat zwar dramatische politische Änderungen und Verbesserungen im Umgang mit den Menschenrechten gebracht.
Symbole dafür sind die Freilassung von Nelson Mandela und der Fall der Berliner Mauer.
Menschenrechtsverletzungen stehen aber weltweit nach wie vor auf der Tagesordnung.
Martin Mayer, Vorstandssprecher von Amnesty Österreich, hat zur Situation der Menschenrechte viele schlechte und wenige gute Nachrichten.
Zunächst eine gute.
Sieben Länder schafften im Vorjahr die Todesstrafe restlos ab.
Die Zahl der Länder, in denen die Todesstrafe nicht zur Anwendung kommt, stieg damit 1990 auf insgesamt 69.
Die schlechten Nachrichten?
Politische Gefangene zählen wir in Summe in mindestens 80 Staaten der Welt.
In über 55 Ländern befinden sich politische Gefangene ohne Anklage oder Urteil im Gefängnis.
Folter und Misshandlung ist in mindestens 100 Ländern der Welt
wird noch praktiziert.
In über 40 Ländern konnten wir nachweisen, dass diese unmenschlichen Haftbedingungen unter Umständen eben auch zum Tod von Häftlingen führten.
Wir wissen, dass in etwa 29 Ländern der Welt Gefangene hingerichtet wurden.
In über 60 Ländern der Welt erhielten Häftlinge Todesurteile oder befanden sich in sogenannten Todeszellen.
Während Gräueltaten der irakischen Streitkräfte die Schlagzeilen beherrschten, übersah die internationale Staatengemeinschaft krasse Menschenrechtsverstöße in anderen Weltgegenden.
So beispielsweise in China, in Sri Lanka, in Afrika und Südamerika, aber auch in Europa und in den Vereinigten Staaten.
Und auch Österreich bleibt im EMNES die Berichte nicht ungeschoren.
Wir dokumentieren Übergriffe der Polizei.
Und wir dokumentieren zwei Wehrdienstverweigerer, die, wie Amnesty meint, aus gewissensgrößten Gründen inhaftiert sind in Österreich.
Nach all den schlechten Nachrichten hat Martin Mayer noch eine erfreuliche Meldung.
Der Einsatz, und das ist bemerkenswert, der weltweit ehrenamtlich tätigen AI-Gruppen
brachte uns für das Jahr 1990 1.609 Gefangene, denen wir die Freiheit wiedergeben konnten.
Es ist vielleicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber steter Tropfen höhlt den Stein.
Und damit zurück ins Funkhaus.
Zum mittlerweile immer wiederkehrenden Sommerthema ist Ozon geworden.
Und zwar das bodennahe, das schädliche Ozon, das als Reizgas Menschen und Pflanzen an die Gesundheit gehen kann.
Auch wenn auf der einen Seite Fachleute vor dem Schadstoffozon, andere vor einer Ozonhysterie warnen, Faktum bleibt.
Wirklich wirksame Maßnahmen zur Reduktion jener Primärschadstoffe wie Stickoxide und Kohlenwasserstoffe, aus denen sich Ozon bilden kann, gibt es bisher kaum.
Nicht in Österreich und anderswo auch nicht allzu viel.
In der Schweiz wurde aber ein Anfang gemacht.
Näheres von Gisela Hopfmüller.
Die Schweizer Bundesregierung hat im März dieses Jahres einen Grundsatzbeschluss gefasst, die Primärschadstoffe, die zur Bildung von Ozon beitragen, um 70 bis 80 Prozent zu verringern.
Und weil die Primärschadstoffe, aus denen unter Sonneneinstrahlung Ozon entsteht,
vor allem Stickoxide und Kohlenwasserstoffe sind, die vor allem der Autoverkehr in die Luft bläst, verhängte die Schweiz als wichtigste Gegenmaßnahme eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf den wichtigsten Autobahnstrecken, nämlich Tempo 100 für PKW und Tempo 70 für LKW.
Darüber, dass dadurch die Ozonwerte im Moment bereits viel niedriger geworden wären, ist noch nichts berichtet worden.
Aber das wäre ja auch nicht zu erwarten, denn Ozon entsteht ja nicht unmittelbar dort, wo die Schadstoffe in die Luft geblasen werden, sondern durch die Mischung eines Cocktails in sogenannten Reihenluftgebieten, oft weit entfernt von den Schadstoffquellen, stark vereinfacht gesagt durch die Verfrachtung der Luft, in der die Schadstoffe miteinander reagieren.
was eine gewisse Zeit dauert und durch bestimmte Witterungsverhältnisse, speziell intensive Sonnenbestrahlung, gefördert wird.
Wobei aufgrund unterschiedlicher Luft-Cocktail-Mischungen und unterschiedlicher Wetterbedingungen die Ozonkonzentrationen regional sehr unterschiedlich sein können.
weshalb Ozondaten, die von einer Messstelle, Österreich etwa hat 100 davon, über das Bundesgebiet verteilt, geliefert werden, schon für ein Gebiet ein paar Kilometer daneben nicht mehr gelten müssen.
Ein paar Wolken mehr, ein Gewitter, eine geringere oder höhere Konzentration von Primärschadstoffen und schon kann sich deutlich weniger oder mehr Ozon gebildet haben, kurzfristig betrachtet.
Worüber Messdaten, die übrigens seit kurzem auch im Überblick vom ORF-Teletext auf Seite 671 veröffentlicht werden, allerdings sehr wohl Aufschluss geben können, ist die prinzipielle Tendenz.
Sprich, bei längeren Schönwetterperioden ergibt sich etwa aus einer insgesamt steigenden Tendenz der von Messstellen aufgezeichneten Werte der Hinweis, dass die Ozonbildung in Richtung der empfohlenen Grenz- und Warenwerte geht.
Beispielsweise bewegten sich die Ozonmesswerte gestern Nachmittags zwischen 0,12 Milligramm pro Kubikmeter Luft im Westen Österreichs und 0,17 Milligramm pro Kubikmeter Luft im Osten.
Wobei vom Bodensee bis zum Neusiedlersee hin die Werte im Schnitt fast immer ansteigen, was mit den höheren Primärschadstoffwerten im Osten in Verbindung mit den klimatischen Bedingungen erklärt wird.
Also, mit der erwähnten Spanne zwischen 0,12 und 0,17 Milligramm pro Kubikmeter Luft ist schon jener Grenzwertbereich erreicht, in dem die Weltgesundheitsorganisation WHO gesundheitliche Beeinträchtigungen für möglich hält.
Der WHO-Grenzwert liegt genau bei 0,12 Milligramm pro Kubikmeter Luft.
Die empfohlenen Warenwerte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften liegen etwas höher.
Hier ist die Vorwarenstufe bei einem 3 Stunden Mittelwert von 0,2 Milligramm pro Kubikmeter Luft angesetzt, die Warenstufe 1 bei 0,3 und die Warenstufe 2 bei 0,4 Milligramm.
Wenn also die veröffentlichten Ozonwerte in diese Bereiche steigen, gilt speziell für Kinder und empfindliche, etwa asthmakranke Personen, Reizerscheinungen im Bereich der Atemwege, Husten, Atemnot und Augenreizungen, Augenbrennen können auftreten.
Können müssen aber nicht, denn die Menschen reagieren sehr unterschiedlich.
Fachleute vergleichen mögliche Reaktionen mit allergischen Reaktionen, etwa auf Pollenflug.
Das Gegenmittel sich bei Ozonspitzenwerten vorübergehend nicht im Freien aufhalten.
Vorübergehend, denn auch wenn zum Beispiel an einem heißen Nachmittag die Werte hoch sind, mit dem Abnehmen der Sonneneinstrahlung baut sich das flüchtige Gasozon zu einem hohen Prozentsatz wieder ab.
Bis zum nächsten intensiven Sonnentag.
Michael Gorbatschow will beim Weltwirtschaftsgipfel in London die Grundzüge der sowjetischen Marktreform vorstellen.
Diese radikale Wende im Wirtschaftssystem und in der Gesellschaft der UdSSR wirft allerdings nicht nur ein Problem der Finanzierung auf, sondern auch ein psychologisches Problem.
Was jetzt auf einmal von den sowjetischen Arbeitern verlangt wird – Eigeninitiative, kreatives Denken, Verantwortungsgefühl – all das ist ihnen in Jahrzehnten des Stalinismus teilweise mit Zwang, teilweise mit Hilfe von Propaganda ausgetrieben worden.
Symbolisch für diese Politik ist auch die sogenannte Stachanow-Bewegung, die einst mit großem Propagandaaufwand aufgebaut worden war, um die Arbeiter zu Höchstleistungen zu motivieren.
Hinter dem angeblichen Rekord des Alexei Stachanow steckte allerdings Betrug.
Wie es heute um die Kinder Stachanows steht, berichtet in der folgenden Reportage aus dem Donbass der Heimat Stachanows Christian Schüller.
Man muss über 1000 Meter tief unter die Erdoberfläche, um die Bergleute vom Donbass bei der Arbeit zu sehen.
Die Luft ist hier heiß und stickig, die Gasbelastung gefährlich hoch, feiner Kohlestaub dringt in alle Hautritzen.
Im gebückten Gang tasten sich die halbnackten Männer durch das unterirdische Labyrinth.
Gearbeitet wird zum Großteil händisch.
Eine Sklavenarbeit ist das, richtige Sklavenarbeit.
Es gibt keinen anderen Ausdruck dafür.
Seit elf Jahren arbeite ich hier, seither haben sie zehn Kumpel tot hinaufgetragen.
Wir gehen ständig knapp am Tod vorbei.
Das letzte Mal ist es Ende Juli passiert.
32 Bergarbeiter sind dabei erstickt.
Die Schutzmaßnahmen, die nach den großen Streiks versprochen worden waren, sind für die schwer verschuldeten Bergwerke im Donbass nicht finanzierbar.
Weil die Kohle tiefer und immer tiefer gesucht werden muss, kommt der Abbau viel teurer als etwa in Sibirien.
Die einzige Alternative zu den vorsinnflutlichen Arbeitsbedingungen heißt deshalb zusperren, Arbeitslosigkeit, noch mehr Elend.
Wären da nicht die singenden Veteranen, man würde nichts mehr ahnen vom einstigen Stolz der Bergarbeiter.
Und wenig davon, dass im Don Pass einst ein grandioses Experiment gestartet wurde.
Die Stachanow-Bewegung, benannt nach dem Bergarbeiter Alexej Stachanow.
Er hat in einer einzigen Schicht 102 Tonnen Kohle produziert.
14 Mal so viel wie die übliche Norm.
Die Prafter und die sowjetische Wochenschau machten aus Tachanow sofort den Wegbereiter einer neuen Arbeitskultur.
Tatsächlich war der Rekord aber unter manipulierten Bedingungen zustande gekommen.
Stalins Ziel damals, einen Keil zu treiben zwischen der immer trägerwerdenden Bürokratie und der Elite der sowjetischen Arbeiterschaft.
Wenige Jahre später sollte auch diese Elite von der Bildfläche verschwinden.
Der Mythos ist bis heute geblieben.
Stachanow-Statuen und Stachanow-Feiern überall.
Und die weit verbreitete Angst, mit der von oben eingeführten Marktwirtschaft könnte es den Menschen ebenso ergehen, wie mit den großen Kampagnen der Stalin-Zeit.
Die Frauen vom Donbass können jedenfalls nicht verstehen, warum die einstigen Helden der sowjetischen Arbeiterschaft am Ende nichts wie Elend geerntet haben.
Wie sollen wir denn leben?
Sagen Sie uns, wie?
Mein Mann kann nicht mehr arbeiten und wir wissen nicht aus noch ein.
30 Jahre hat mein Mann hier gearbeitet und heute hat er nicht einmal Socken, nicht einmal Socken hat er.
Die Männer reagieren unterschiedlich auf die neue Zeit.
Für die Jüngeren haben die Streiks von 1989 und 1991 endlich Gelegenheit gegeben, eine lange, offene Rechnung zu begleichen.
Es war, sagt dieser 40-Jährige, der wichtigste Tag in meinem Leben.
Es war wie ein Schrei aus der Seele.
Die Alten sehen wenig Grund zur Hoffnung.
War der Sozialismus ein Betrug, so ist die Perestroika auch Betrug, meint er.
Glauben Sie mir, es wird nichts dabei herauskommen.
Und die ganz Jungen wissen nur eines ganz sicher, dass sie weg wollen, nach Amerika.
Ich weiß nicht, wie man dort lebt, aber dort kann man wenigstens in eine Bar gehen am Abend.
Und das reicht mir schon.
Nach mehrjähriger unfreiwilliger Pause kommt der Soulstar James Brown heute zu einem Sensationskonzert nach Wien.
Auf der Hohen Warte gibt er ab 19.30 Uhr sein einziges Gastspiel in Mitteleuropa.
Robert Bilek gibt einen Vorgeschmack auf das Ereignis.
Mr. Sex Machine hat allen Grund, sich wieder gut zu fühlen.
Ist er doch nach einer wilden Verfolgungsjagd, die er der Polizei geliefert hatte und die ihm eine mehrjährige Gefängnisstrafe einbrachte, nun wieder auf freiem Fuß?
Und glaubt man seiner Plattenfirma und den Kritikern besser als je zuvor?
James Brown, geboren 1928, war Baumwollpflücker, Boxer, Schuhputzer, Superstar und Multimillionär.
An die hundert Songs wie Sex Machine, It's a Man's World oder I'm Black and Proud hat er in den Hitparaden.
40 Millionen Seller und über 100 Millionen verkaufte Schallplatten sprechen für sich.
Der Vater des Soul ist aber dennoch nicht stehen geblieben, denn die harten Rhythmen von heute hat er in seiner Musik ohnehin schon vor 20 Jahren vorweggenommen.
Dinge, die ich vor 20 Jahren gemacht habe.
Was ich vor 20 Jahren gemacht habe, ist, was sie morgen machen.
Auf der Wiener Hohen Warte wird James Brown mit einer Unterhaltungsmaschinerie auffahren, die sich sehen und hören lassen kann.
29 Begleitmusiker werden dabei sein, darunter allein sieben Chorsängerinnen und sechs Tänzerinnen.
Pikanterie am Rande, Männer und Frauen der Band müssen in verschiedenen Hotels untergebracht werden und dürfen ihre erotischen Vibrationen ausschließlich auf der Bühne frei schwingen lassen.
In der Dependance der Hochschule für angewandte Kunst im Wiener Heiligen Kreuzerhof wird heute Abend eine Ausstellung geöffnet, die unter dem Titel der gelenkte Blickfahne Schmuck aus der Zeit zwischen 1900 und etwa 1950 zeigt.
Unter diesem Markenzeichen wurden von einer deutschen Firma sowohl kostbare, von bekannten Jugendstilkünstlern entworfene Schmuckstücke in Kleinserien, also auch Modeschmuckartikel in hohen Auflagen erzeugt, die interessante kulturgeschichtliche Aufschlüsse über den Zeitgeschmack und das veränderte Bild der Frau in der ersten Jahrhunderthälfte geben.
Neres von Maria Rennhofer.
Jede Frau kannte ihn und fast jede trug ihn auch.
Original Farnerschmuck, nur echt, mit der Punze.
Erst durch das Abschneiden dieser Punze, am besten durch die Trägerin selbst, wurde das Schmuckstück sozusagen eingeweiht.
Ein origineller Werbegeg, der in den 20er und 30er Jahren mit zum enormen Erfolg des Farnerschmucks beitrug.
Begonnen hatte alles schon viel früher.
Dieter Zühlsdorf vom Forum für Europäische Kunst und Kultur in Stuttgart, das die Ausstellungsstücke vorwiegend aus Privatbesitz zusammengestellt und wissenschaftlich aufgearbeitet hat.
Theodor Farner war ein Schmuckwarenfabrikant in Pforzheim.
Seine Firma wurde 1855 gegründet.
Sein Verdienst ist es, dass er die väterliche Firma kurz vor der Jahrhundertwende
mit Künstlern, Malern, Bildhauern, Architekten zusammenbringt.
Das heißt, er lässt von diesen Leuten Entwürfe für Schmuck anfertigen, was zu seiner Zeit oder zu der Zeit durchaus nicht üblich war.
Für die Wiener Präsentation hat sich Gerda Buchsbaum, die Leiterin des Instituts für Kostümkunde, ein besonderes Konzept einfallen lassen.
Die Ausstellung heißt bei uns der gelenkte Blick.
Das weist schon auf diesen engen Zusammenhang hin, der optischen Darstellung, der optischen Selbstdarstellung eines Menschen.
Man lenkt den Blick auf Sicht, nicht nur mit Mode, sondern auch mit Schmuck, der ja ein Teil der Mode ist, in dem Fall ganz besonders, weil ein Großteil von Fahnerschmuck ja eigentlich Modeschmuck ist.
Und das Konzept geht dahin, dass wir den Schmuck zwar als Hauptsache präsentieren, aber als assoziativen Hintergrund Mode dazu zeigen.
Also Blusen und Kostümjacken als Hintergrund für die Colliers und Anhänger von Josef Olbrich und anderen Jugendstilkünstlern, bestickte Charleston-Kleider und duftige Chiffon-Modelle,
zu glitzerndem Makarsit und mattschimmernden Bergkristallstücken, strenge Art Deco-Schmuckstücke aus mattem Email auf transparentem Metallgewebe vor Schuhen, Strümpfen, Handschuhen und Schals, Großserienbroschen in vergoldeter Filigranarbeit aus den 30er Jahren auf anonymen Schneiderpuppen.
Die Schmuckfabrik Theodor Farner wusste sich derzeit anzupassen.
Denn die Frau im Reformkleid der Wiener Werkstätte wünschte sich anderen Schmuck als der Bubikopf-Vamp der 20er-Jahre oder die neue deutsche Frau und Mutter der 30er.
Und sie wünschte ihn sich nicht nur, sie kaufte ihn auch.
Gerda Buchsbaum?
Der Farner-Schmuck war im Gegensatz zu den Juwelen, die die Frau vor der Jahrhundertwende getragen hat,
Ein Schmuck, den sich die Frau selber gekauft hat.
Sie hat sich sozusagen vom Sofa als Dekorationsobjekt, zu dem sie den Mann ja gemacht hat, indem er ihr auch noch Schmuck aufgehängt hat, hat sie sich heruntergeholt und hat sich selbst dekoriert mit Schmuck, den sie sich leisten konnte.
Ein illustrierter Katalog begleitet die Wanderausstellung, für deren Wiener Station der Architekturstudent Christoph Yarde die originelle Präsentation entworfen hat.
Und jetzt noch einmal ins Nachrichtenstudio.
Jugoslawien.
Das von der EG vermittelte Abkommen von Brioni wird von den Konfliktparteien unterschiedlich ausgelegt.
Das jugoslawische Staatspräsidium beschuldigt Slowenien, nicht alle gefangengenommenen Bundessoldaten freigelassen und nicht alle Blockaden vor den Kasernen der Bundesarmee beseitigt zu haben.
Der slowenische Präsident Kucan meinte hingegen, der Termin für diese Punkte, heute 0 Uhr, habe lediglich bedeutet, dass Slowenien mit den entsprechenden Maßnahmen beginnen müsse.
In Kroatien wirft man wiederum der Bundesarmee vor, sich nicht gemäß dem Brioni-Abkommen aus den Unruhegebieten zurückgezogen zu haben.
Zwei Mitglieder des jugoslawischen Staatspräsidiums, die Vertreter Mazedoniens und Bosniens, kommen heute nach Slowenien, um über die Verwirklichung des Friedensplanes zu verhandeln.
Das slowenische Parlament wird morgen über die Annahme der Vereinbarung von Brioni debattieren.
Österreich.
Die Krise in Jugoslawien steht im Mittelpunkt eines Treffens sozialdemokratischer Parteiführer in Wien.
Teilnehmer sind unter anderem der Chef der italienischen Sozialisten Craxi, SPD-Vorsitzender Engholm und der frühere griechische Außenminister Papoulias.
Bundeskanzler Franitzki erklärte, einerseits sei Bewegung unter die Völker geraten, die ihr Recht auf Selbstbestimmung in Anspruch nehmen wollten.
Andererseits gebe es beharrende Kräfte, die Militär einsetzten, um dieses Selbstbestimmungsrecht in bestimmte Bahnen zu lenken.
Das Bundesheer verringert seine Präsenz an der Grenze zu Slowenien.
Von insgesamt 6.000 Mann wird etwa die Hälfte abgezogen.
Der Ministerrat hat heute per Verordnung die Ausfuhr von zivilen Waffen, etwa Sportgewehren, nach Jugoslawien untersagt.
Bundeskanzler Wranicki sagte, die Regierung habe Hinweise erhalten, wonach größere Mengen ziviler Waffen, die nicht dem Verbot nach dem Waffenexportgesetz unterliegen, nach Jugoslawien transportiert werden sollten.
Bulgarien.
Das technisch veraltete Atomkraftwerk Kosloduy wird aus wirtschaftlichen Gründen vorerst nicht abgeschaltet.
Staatspräsident Shelev sagte, die Sicherheitseinrichtungen entsprechen zwar nicht dem westlichen Standard, eine unmittelbare Gefahr bestehe aber nicht.
Das einzige Kernkraftwerk Bulgariens decke 40 Prozent des Strombedarfs.
In Wien befasst sich heute die internationale Atomenergieorganisation mit COSLO DUI.
Sie hat das Kraftwerk bereits im Juni als Sicherheitsrisiko eingestuft und die Abschaltung empfohlen.
Soweit die Meldungen, jetzt noch das Wetter bis heute Abend in Österreich.
Schwarm und schwül.
Gewitter vor allem in den Alpen, im Flachland nur vereinzelt.
Nachmittagstemperaturen zwischen 25 und 30 Grad.
Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagsschanals.
Auf Wiederhören sagt Ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.