Mittagsjournal 1999.04.26

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Ich sag Grüß Gott, Ilse Oberhofer führt Sie heute durch die Sendung.
    Gibt es in Jugoslawien erstmals Kritik an der Führung?
    Vizepremier Vuk Draskovic hat gestern jedenfalls deutliche Worte gefunden.
    Scharfe Kritik am Kriegskurs, gleichzeitig tritt er für die Stationierung einer UNO-Truppe ein.
    Wird diese Stimme nur im Ausland gehört oder werden sich weitere Stimmen in Serbien anschließen?
    Stimmen einer Opposition, die mit dem Krieg zum Erstummen gekommen ist.
    Weitere Beiträge zum Krieg am Balkan.
    Die EU-Außenminister beschließen heute ein Öl-Embargo, aber auch andere Strafmaßnahmen gegen Jugoslawien.
    Darf Österreich da überhaupt mitmachen?
    Wie wird Russland weiter reagieren?
    Und ist so ein Boykott überhaupt lückenlos durchführbar?
    Auch das wollen wir uns anschauen.
    Dann Reportagen aus Flüchtlingslagern.
    Ich war in Dantes Inferno, sagt mein Kollege Hans-Christian Unger nach dem Besuch einer aufgelassenen Zigarettenfabrik in Skodra.
    Mehr Lichtblicke hat Fabio Polli in einem Lager in Mazedonien eingefangen.
    Dort versucht man den Kindern wieder so etwas wie einen Schulalltag Normalität zu bieten.
    Was oder besser wen wir gerne in diesem Journal auch hören würden, das ist Altbundeskanzler Franitzki.
    Er ist ja als UNO-Sondervermittler für den Balkan im Gespräch.
    Franitzki ist heute in Deutschland mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan zusammengetroffen und wir warten bei seiner Rückkehr am Flughafen in Wien-Schwächert, ob er uns ein bisschen mehr dazu sagen kann oder will.
    Aber das wird frühestens knapp vor Ende unserer Sendung sein, wenn wie gesagt überhaupt.
    Weitere Themen in diesem Mittagschanal?
    Semperit-Bilanz.
    Semperit, das geht immer.
    Zum Glück geht es nun wirklich wieder.
    Nach vielen Tiefs.
    Hat sich Österreichs Textilindustrie gesund geschrumpft?
    Heuer scheint es wieder knapp zu werden.
    Wie hören Sie sich an, die neuen EU-Werbespots?
    Unsere Kollegin Jörna Ratziner hat ein interessantes Buch geschrieben, Sklavenarbeit unterm Hackenkreuz.
    Wir wollen darüber berichten.
    Und Kultur in diesem Mittagsschanal.
    Bob Dillern ist ab morgen auf Österreich-Tournee.
    Ein fulminantes Comeback nach einer wechselvollen 40-jährigen Karriere.
    Zunächst aber geben wir Ihnen die Nachrichten.
    Den kompakten Überblick Georg Schalk-Gruber hat die Meldungen zusammengestellt.
    Unser Sprecher im Mittagsschanal, Josef Wenzl-Chnatek.
    Bundesrepublik Jugoslawien, Österreich.
    Aus Belgrad wird erster Widerstand gegen das Regime gemeldet.
    Der stellvertretende Ministerpräsident Vuk Draskovic hat der Führung um Präsident Milosevic vorgeworfen, die Bürger über die Lage im Konflikt mit der NATO zu belügen.
    Weiters sprach er sich für die Stationierung einer Friedenstruppe unter UNO-Führung zur Lösung des Kosovo-Konfliktes aus.
    Namentlich nannte Draskovic den Präsidenten allerdings nicht.
    Bei NATO-Luftangriffen wurde heute Nacht wieder die nordserbische Stadt Novi Sad bombardiert.
    Die letzte der drei Donaubrücken wurde zerstört.
    Die NATO hat zum Abschluss ihres Jubiläumsgipfeltreffens in Washington erklärt, sie wolle mit einem Stabilitätspakt verhindern, dass der Kosovo-Krieg auf den ganzen Balkan übergreift.
    Genannt werden militärische, wirtschaftliche und demokratiefördernde Maßnahmen.
    Aufgrund der humanitären Katastrophe im Kosovo und in Albanien startet der URF ein neues Service-Radio.
    Das neue URF-Radio Nachbar in Not wird ab heute auf Mittelwelle 1476 kHz und auf Kurzwelle 5945 kHz ausgestrahlt.
    Fünf Stunden täglich von 20 Uhr bis 1 Uhr früh wird das ORF-Radio Nachbar in Not ein Serviceprogramm für Europa, insbesondere für Österreich und für die gesamte Kriegs- und Krisenregion in Serbien, Montenegro, Mazedonien, Albanien und Kosovo anbieten.
    Aktuelle Weltnachrichten und Service-Informationen werden in vier Sprachen, Serbo-Kroatisch, Albanisch, Englisch und Deutsch gesendet.
    Umfangreiche Service-Meldungen, vor allem Suchmeldungen über Vertriebene aus dem Kosovo in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Roten Kreuz, werden in Serbo-Kroatisch, Albanisch und Englisch zu hören sein, eingebettet in ein adäquates Musikprogramm.
    Deutschland.
    UNO-Generalsekretär Annan versucht neuerlich im Kosovo-Konflikt zu vermitteln.
    Annan hält sich heute und morgen in Deutschland auf, anschließend reist er nach Moskau.
    Während seines Deutschlandaufenthaltes könnte der höchste UNO-Beamte mit dem österreichischen Altbundeskanzler Franitzski zusammentreffen, der als UNO-Sondervermittler im Gespräch ist.
    Mit einer Debatte über den Kosovo-Krieg hat heute der zweitägige Parteitag der CDU in Erfurt in Thüringen begonnen.
    Den etwa 1.000 Delegierten liegt als Initiativantrag eine Resolution des Parteivorstandes vor, in der das militärische Eingreifen der NATO unterstützt wird.
    Eine weitere militärische Eskalation wird aber abgelehnt.
    Ferner diskutieren die Delegierten über das Arbeitsprogramm bis zur Bundestagswahl im Jahre 2002.
    USA.
    In Washington beginnt heute die Frühjahrestagung der Finanzminister und Notenbankgouverneure der sieben führenden Industrienationen.
    Zur Debatte steht eine Reform des internationalen Finanzsystems, um Krisen wie in Asien oder Russland künftig besser vorzubeugen.
    An der Gedenkfeier für die Opfer des Massakers an einer Schule in Littleton im US-Bundesstaat Colorado haben gestern nahezu 100.000 Menschen teilgenommen.
    Vizepräsident Gore kritisierte, dass Minderjährige in den USA zu leicht Zugang zu Waffen haben.
    Er appellierte an die Eltern, sich der Verantwortung für ihre Kinder stärker bewusst zu sein.
    Italien.
    Der Staatssekretär für wirtschaftliche Angelegenheiten ist heute Vormittag festgenommen worden, weil er angeblich der Mafia angehört.
    Er gehört zur Demokratischen Union für die Republik.
    Diese Kleinpartei um den ehemaligen Staatspräsidenten Cossiga unterstützt die Mitte-Links-Regierung D'Alema.
    Festgenommen wurde weiter ein sizilianischer Kommunalpolitiker dieser Partei.
    Gegen einen Parlamentarier gibt es einen Antrag auf Verhaftung.
    Die drei Männer sollen im Zusammenhang mit dem Bau eines Krankenhauses in Catania hohe Schmiergelder kassiert und dafür wichtige Aufträge Unternehmern zugeschanzt haben, die der Mafia nahe stehen.
    Indien.
    Wegen der ausweglosen Regierungskrise wird es neue Wahlen geben.
    Das beschloss heute das bisherige Kabinett des gestürzten Ministerpräsidenten Vajpayee.
    Die Wahlen finden wahrscheinlich im Juni, möglicherweise wegen des Monsoons, aber erst im September statt.
    Nach dem Sturz Vajpayees war die Bildung einer neuen Regierung am Streit unter den Oppositionsparteien gescheitert.
    Die aus Italien stammende Vorsitzende der Kongresspartei, Sonja Gandhi, bekam nicht genug Stimmen für eine Minderheitsregierung, weigerte sich aber auch, einen kommunistischen Kompromisskandidaten zu unterstützen.
    Niederlande Nach dem vorzeitigen Gewinn der Fußballmeisterschaft durch die Mannschaft Feyenoord Rotterdam ist es in Rotterdam zu schweren Ausschreitungen gekommen.
    Nach Polizeiangaben beteiligten sich etwa 200.000 Fans an den Feiern.
    Jugendliche lieferten später den Beamten Straßenschlachten und warfen mit Steinen.
    Die Polizei setzte zunächst Wasserwerfer ein, schoss aber dann mit einer nicht genannten Munition in die Menge.
    Vier Personen wurden verletzt.
    Der Sachschaden nach den Ausschreitungen ist erheblich.
    Acht Minuten nach zwölf, zum Wetter.
    Der April geht zu Ende und bleibt sich offensichtlich treu, wie es aussieht, Rainer Schultheiß.
    Ja, so wie schon letztes Wochenende gibt es auch in den nächsten Tagen geringe Luftdruckgegensätze in Österreich.
    Das heißt, in den nächsten Tagen ändert sich der Charakter des Wetters kaum.
    Es geht wenig Wind, es ist mitunter schwül und die Luft ist gewitterträchtig.
    Und was sich auch noch für die letzte Aprilwoche sagen lässt, die Luft ist mild und feucht und damit sind die Voraussetzungen gut, dass die Vegetation einen ordentlichen Wachstumsschub bekommt.
    Jetzt zu den aktuellen Meldungen.
    Wien und Eisenstadt wolkig 15 Grad, St.
    Pölten wolkig 14, Linz heiter 14, Salzburg heiter 15, Innsbruck heiter 17 Grad, Bregenz heiter 13, Graz heiter 16 und auch Klagenfurt heiter 14 Grad.
    Die letzten Nebelfelder Niederösterreich haben sich aufgelöst, am Nachmittag überwiegt in ganz Österreich der Sonnenschein.
    Es bilden sich allerdings auch wieder einige Quellwolken und auch der eine oder andere Regenschauer kann niedergehen, vor allem in der Osthälfte Österreichs.
    Hier sind selbst einzelne Gewitter nicht auszuschließen.
    Bei schwachem Wind erreichen die Temperaturen 15 bis 22 Grad.
    Morgen Dienstag gibt es in der Früh stellenweise wieder Nebel.
    Die Sonnenstunden beschränken sich morgen vor allem auf den Vormittag.
    Am meisten Sonnenschein ist da noch im Norden und Osten zu erwarten.
    Am Nachmittag bilden sich dann mit Quellwolken überall auch einzelne Regenschauer.
    Gewitter sind dann vor allem im Süden und Westen zu erwarten.
    Die Temperaturen erreichen morgen 15 bis 20 oder 21 Grad, in 2000 Meter Höhe hat es morgen 3 bis 6 Grad.
    Am Mittwoch ist es zunächst bewölkt, gegen Mittag lockern die Wolken auf und zeitweise kommt die Sonne hervor.
    Im Laufe des Nachmittags wieder Quellwolken mit gewittrigen Regenschauern und die Temperaturen ändern sich kaum.
    Der Donnerstag sieht dann wieder nach mehr Sonnenschein aus und es bleibt auch weitgehend trocken und am Freitag dann wieder mehr Regenschauer und Gewitter, die mitunter dann auch mit Hagelschlag sehr heftig ausfallen können.
    Erstmals seit Beginn der NATO-Angriffe vor knapp fünf Wochen gibt es in Belgrad einen Ansatz von Kritikern der politischen Führung und das ausgerechnet vom Vizepremier der Regierung, von Vuk Traskovic, dem Chef der monarchistisch-nationalistischen serbischen Erneuerungsbewegung.
    Doch vor wenigen Jahren ein Mann der Opposition, vom Regime verfolgt, hat er sich zuletzt in die Regierung einbinden lassen und nun lässt er aufhorchen mit Kritikern Milosevic, ohne diesen allerdings mit Namen zu nennen.
    In einem Interview mit dem privaten Fernsehsender Studio B stellt Traschkowitsch die Frage, sind die Leute von der sozialistischen Partei, also von der Milosevic-Partei, überhaupt noch bei Klamenverstand?
    Und er fordert, das Regime soll aufhören, die Menschen zu belügen.
    Die NATO wird nicht wegen uns auseinanderbrechen und Russland wird wegen uns keinen Atomkrieg riskieren, sagt Traschkowitsch.
    Und er plädierte sogar für die Stationierung einer internationalen Truppe unter UNO-Flagge im Kosovo.
    Ungewöhnlich offene Worte aus der derzeit geschlossenen Politgesellschaft Serbiens, wo sich auch die frühere Opposition angesichts der NATO-Angriffe schweigend hinter Milosevic gescharrt hat.
    Bricht nun doch Widerstand auf?
    Hat Vukrasjkovic den Anfang gemacht?
    Werden andere folgen?
    Was bedeutet es, dass ein jugoslawisches Regierungsmitglied solche Töne anschlägt?
    Elisa Wasch dazu.
    Was der jugoslawische Vizeregierungschef Vuk Draskovic mit seinen jüngsten kritischen Äußerungen letztlich bezweckt hat, darüber kann nur spekuliert werden.
    Wollte der eitle Ex-Oppositionspolitiker nur die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich lenken, weil er sich in den Medien unterrepräsentiert fühlt?
    Oder sollte Draskovic die Bevölkerung darauf vorbereiten, dass sie sich auf eine lange Durststrecke einstellen muss, wenn er von den unermesslichen Kriegsschäden und den Opfern spricht, über die die Führung in Belgrad endlich die Wahrheit sagen solle?
    Oder waren seine Äußerungen hauptsächlich für die westlichen Länder bestimmt, die ein schlechtes Gewissen bekommen sollen?
    Die serbische Infrastruktur wird zerstört, Brücken werden bombardiert, all das könnte ja die Kritiker an den massiven Luftschlägen innerhalb der NATO wie Griechenland und Italien stärken.
    Es wäre letztlich aber auch möglich, dass sich Draschkowitsch durch seine Äußerungen dem Westen als vernünftiger Gesprächspartner für die Zeit nach dem Krieg empfehlen wollte.
    Eines darf bei all dem aber nicht vergessen werden.
    Draschkowitsch hat keine wirkliche Hausmacht hinter sich, ist auch innerhalb der Regierung im Grunde machtlos.
    Der 52-jährige Vuk Draskovic ist, vornehm ausgedrückt, ein wandlungsfähiger Politiker.
    In den 70er Jahren war er überzeugter Kommunist, in den 80ern wurde er als Verfasser nationalistischer Romane berühmt.
    Ende der 80er Jahre mutierte der Mann mit dem dunklen Bart zum glühenden Monarchisten.
    1991 ließ er noch freiwilligen Milizen für den Krieg gegen Kroatien aufstellen und äußerte, er werde jedem, der eine Halbmondfahne trage, die Hand abhacken.
    Nur ein Jahr später wiederum wurde er zum Pazifisten.
    Wegen seiner Proteste gegen Milošević kam er 1993 ins Gefängnis, wo er schwer misshandelt wurde.
    1996 gab sich Drasković als Vollblutdemokrat.
    Mit seiner Partei, der Serbischen Erneuerungsbewegung, war er wichtiger Teilnehmer am Oppositionsbündnis Zajedno.
    Seine Mitstreiter bei den Anti-Milošević-Protesten waren Soran Činčić und Vesna Pešić.
    Nach dem hart erkämpften Erfolg der monatelangen Demonstrationen wurde Djindjic Bürgermeister von Belgrad.
    Schon nach einem halben Jahr aber wurde er wieder abgesetzt, und zwar nicht etwa von der Sozialistischen Partei, sondern von seinem ehemaligen Mitstreiter Draskovic.
    Anfang dieses Jahres nun die letzte Wandlung Draskovic.
    Der ehemalige Oppositionsführer ließ sich von Milosevic in die Regierung einbinden, seitdem ist er Vizeministerpräsident Jugoslawiens.
    Dass er nach diesem Werdegang nicht unbedingt als geradliniger und glaubwürdiger Politiker gilt, ist klar.
    Dennoch, seitdem die NATO täglich Bomben auf Jugoslawien wirft, ist Draskovic die einzige dissonante Stimme in Serbien, der einzige Politiker, der ab und zu noch Kritik an der Führung äußert.
    In Jugoslawien herrscht Kriegsrecht, alle Medien werden strengstens zensuriert.
    War die Opposition bereits vor den NATO-Angriffen in ihrer Arbeit durch den Diktator Slobodan Milosevic massiv eingeschränkt, so ist ihr jetzt überhaupt jede Möglichkeit sinnvollen Wirkens genommen.
    Durch den Krieg stellen sich viele Serben, die zuvor durchaus Milosevic kritisch eingestellt waren, hinter die jugoslawische Führung.
    Der Oppositionspolitiker Soran Djindjic meinte kürzlich, dass die NATO mit ihrem Luftkrieg die Möglichkeit eines demokratischen Wandels in Jugoslawien auf lange Sicht zunichte gemacht habe.
    Es ist der 34.
    Tag im Krieg am Balkan, in einem Krieg, der völkerrechtlich gar nicht erklärt worden ist und den die Menschen in Jugoslawien doch hautnah erleben.
    Der Stehsatz dieser Wochen, auch heute Nacht, hat die NATO ihre Luftangriffe auf Jugoslawien fortgesetzt.
    Diesmal getroffen wurde unter anderem die letzte noch befahrbare Donaubrücke in Novi Sad.
    Damit ist der Verkehr über die Donau in der nordserbischen Provinz Vojvodina endgültig unterbrochen.
    Auch ein Treibstofflager in der zentralserbischen Stadt Valjevo war Ziel von Luftangriffen.
    Die NATO will Serbien, will Jugoslawien den Ölhahn zudrehen.
    Die vielen Angriffe auf Raffinerien und Treibstofflager sollten schon Wirkung zeigen.
    Angeblich sollen sich die Ölvorräte Jugoslawiens schon um 70 Prozent verringert haben.
    Aber in der Praxis laufen die Dinge offensichtlich anders.
    Es gibt, wie es scheint, ausreichend Nachschub.
    Und um den zu unterbinden, wollen heute die Außenminister der EU ein Öl-Embargo beschließen.
    Mit dabei auch Österreichs Außenminister Wolfgang Schüssel, was natürlich am Rand auch die Frage aufwirft, ist das mit Österreichs Neutralität vereinbar?
    Für uns berichtet Günther Schmid.
    Die Feiern der NATO in Washington sind vorbei, der Alltag hat sie wieder und auch die Mitglieder ihrer Partnerschaft für den Frieden.
    Und heute trifft man sich also hier auf der Ebene der EU-Außenminister in Luxemburg.
    Der NATO-Gipfel sollte Klarstellungen für den Kosovo bringen und das hat er ja auch bis zu einem gewissen Grad zumindest getan.
    Die Luftangriffe werden verstärkt, eine Invasion mit Bodentruppen wird es nicht geben.
    Also unter keinen Umständen ein Einsatz von Bodentruppen?
    So deutlich hat das auch wieder kaum jemand gesagt.
    Seit man erkannt hat, dass es ein schwerer Fehler war, zu Beginn der Luftschläge der Welt und damit auch Milosevic zu sagen, man werde keine Bodentruppen einsetzen, es sei denn als Friedenstruppe, hat man dazugelernt.
    Jede Journalistenfrage, jede Zeitungsspekulation über Bodentruppen ist der NATO eigentlich nicht unangenehm.
    Milosevic wird dadurch gezwungen, sich auch auf einen Bodenkrieg im Kosovo vorzubereiten und kann sich nicht ausschließlich auf die Vertreibung der Bevölkerung konzentrieren.
    Die Militärplaner der NATO haben jedenfalls den Auftrag gehalten, jetzt noch einmal die Optionen im Lichte der Ereignisse, sprich also vor allem der Folgen der Bombenkampagne, auf den letzten Stand zu bringen.
    Das ist zweifellos nichts Außergewöhnliches.
    Andererseits hält es die Diskussion am Leben, vor allem weil zwischen einem Einmarsch im Kosovo und der Entsendung von Friedenstruppen viele Zwischenvarianten möglich sind.
    Hier in Luxemburg werden in einer Stunde die Außenminister der EU zusammentreffen.
    Hauptthema natürlich die Lage in Kosovo.
    Die 15 Mitgliedstaaten haben sich ja schon in der vergangenen Woche auf die Ausweitung der Sanktionen gegen Jugoslawien geeinigt.
    Heute muss das Verbot der Erdöl-Lieferungen an Jugoslawien nur noch formal abgesegnet werden.
    Innerhalb der EU könnte die Einhaltung des Verbots von Erdöl-Lieferungen aus und durch ihre Mitgliedstaaten relativ einfach durchzusetzen sein.
    Die NATO, vor allem die USA, wollen da ja wesentlich weitergehen.
    Sie wollen praktisch durch eine Seeblockade in der Adria verhindern, dass irgendein Land Erdöl an Jugoslawien liefert.
    Das ist politisch und rechtlich extrem heikel.
    Frankreichs Staatspräsident Chirac etwa findet, es käme einem kriegerischen Akt gleich, wenn man in der Adria ein Handelsschiff eines Drittlandes stoppt und durchsucht.
    Wie man das Embargo in der Praxis völkerrechtskonform durchführen kann, das sollen in den nächsten Tagen NATO-Experten studieren, beschloss man in Washington.
    Im Vergleich dazu ist das EU-Embargo eine einfache Sache, offensichtlich auch für die Neutralen, die der Liefersperre auf Beamtenebene problemlos zugestimmt haben.
    Wenn Erdöl kriegswichtig ist, müssten die Neutralen dann nicht beide Seiten gleich behandeln, ist die Frage, die man in diesem Zusammenhang hören kann.
    Die neutrale Schweiz geht bei ihren Überlegungen noch weiter.
    Ihr Bundesrat Adolf Ogi sprach am Wochenende davon, dass die Schweiz beiden Seiten ihre Vermittlung anbieten will.
    Sie hilft in Albanien auch den Flüchtlingen, macht sich aber Sorgen über den zunehmenden Aufmarsch der NATO in Albanien.
    Man könne nicht einerseits Überflugrechte verweigern und gleichzeitig in Albanien mit der NATO zusammenarbeiten, sagte Bundesrat Ogi laut einem Schweizer Agenturbericht und damit zurück nach Wien.
    Ja, ich danke Günter Schmitt.
    Er hat uns von einem Autotelefonhaus angerufen und das erklärt, die technische Qualität, die er ein bisschen zu wünschen übrig gelassen hat.
    Wir bitten, das zu entschuldigen.
    Beim NATO-Gipfel in Washington hat US-Präsident Clinton ein logisches Plädoyer für das Öl-Embargo gegen Jugoslawien gehalten.
    Wie sollen wir rechtfertigen, dass wir die Leben unserer Piloten bei der Bombardierung von Raffinerien riskieren, wenn wir gleichzeitig die Belieferung mit Öl über Seewege akzeptieren, sagte der Präsident.
    Allerdings gibt es eben eine Reihe politischer und völkerrechtlicher Probleme.
    Günter Schmid hat es ja auch angesprochen.
    Frankreichs Staatspräsident Chirac etwa hat klargemacht, dass es völkerrechtlich ein Kriegsakt wäre, auf hoher See Schiffe zu stoppen, um deren Ladung zu kontrollieren.
    Ohne es direkt anzusprechen, hat der Irak ein Szenario heraufbeschworen, in dem NATO-Kriegsschiffe einen russischen Tanker unter Gewaltandrehung stoppen und zum Abdrehen zwingen müssten.
    Denn eines ist klar, Russland und auch die Ukraine, ein weiterer wichtiger Ölexporteur für Serbien, denken nicht daran, sich einem solchen Embargo anzuschließen.
    Dazu kommt, dass in diesen Tagen Russlands politische Führung doppelt verschnupft ist, weil der Westen den jüngsten Vermittlungsversuch von Tschernomyrdin so schnell und strikt abgeschmettert hat.
    Aus Moskau, Georg Dox.
    Der russische Sonderbeauftragte für Jugoslawien, Viktor Tschernomyrdin, war fast demonstrativ mit anderen beschäftigt.
    Am Wochenende organisierte er seine politische Basis, seine Partei Unser Haus Russland und nur am Rande dieses Parteikongresses fand er Worte für seine derzeit wohl wichtigste Funktion, nämlich zwischen Belgrad und der NATO zu vermitteln.
    An die Scharfmacher in Russland gewandt, rät Tschernomyrdin zur Mäßigung.
    Wir müssen aufpassen, sagt der Tschernomyrdin, dass wir nicht in einen dritten und letzten Weltkrieg hineinrutschen.
    Deswegen hat es jetzt keinen Sinn mit irgendwelchen Schiffen zu drohen.
    Und auf die Frage, wie Russland auf den Stopp von Öltankern für Jugoslawiens Kriegsmaschinerie reagieren wird, meinte Cernomirdin, wir müssen zurück an den Verhandlungstisch und dort die Sache stoppen, nicht mit Schiffen oder Luftstreitkräften.
    Nachdem sich die Reisepläne nach Washington für Cernomirdin zerschlagen haben, ist Moskau mit Ankündigungen vorsichtiger geworden.
    Aber eine Reise nach Bonn ist für den Lauf der Woche zumindest geplant.
    Was Tschernomyrdin von Außenminister Ivanov und Ministerpräsident Primakov unterscheidet, er hat an die Adresse der NATO und der Vereinigten Staaten keine Vorwürfe erhoben.
    Tschernomyrdin will beschwichtigen, verhandeln, die Emotionen beruhigen.
    Die Mahnung eines wichtigen russischen Politikers, des Präsidenten von Tatarstan, Mintimir Shamiev, nicht weiter auf die serbisch-russische Karte zu setzen, weil man sich damit die nach Millionen zählende muslimische Minderheit im Land weiter ausgrenzt, ist wohl gehört worden.
    Als sich in der Hauptstadt Athastans Rekrutierungsbüros für die serbische und die albanische Seite etablieren wollten, hat Chaimiev das polizeilich unterbunden.
    Bei der Union zwischen Russland und Weißrussland und Serbien hat man in Moskau eine Nachdenkpause eingelegt, die schon an Vergessen grenzt.
    Auch Yeltsin hat ja bereits in fast ironischer Art über den Bund und seine Realisierungsmöglichkeiten gesprochen.
    Doch wenn nicht die öffentliche Aufmerksamkeit sich ganz auf innenpolitische Themen konzentriert, schließlich ist spätestens mit Jahresende ein neues russisches Parlament zu wählen, bleibt der Grundtenor doch Verbitterung.
    Eine der wichtigsten Tageszeitungen, das Platzi Wodnia etwa, titelte über Cernomirdins Vermittlungsbemühungen, Eifersucht im Weltmaßstab verhindere seinen Erfolg.
    Oder die ebenfalls angesehene Unabhängige Zeitung meinte am Wochenende, die NATO versetze Moskau durch die Ablehnung von Cernomirdins Bemühungen Schlag für Schlag.
    Vor diesem Hintergrund ist die Haltung Cernomirdens bemerkenswert, denn er scheint momentan der einzige zu sein, der sich von dem allgemeinen Pessimismus nicht anstecken lässt.
    Er verhandelt weiter und scheint einzukalkulieren, dass der Weg weit und die Lösung der Krise nicht sofort und über Nacht zu haben ist.
    Die EU-Außenminister wollen also heute ein Ölembargo gegen Jugoslawien beschließen und das erscheint ja wirklich absurd, dass die NATO auf der einen Seite Ölraffinerien und Treibstofflager bombardiert und auf der anderen Seite Serbien ziemlich ungehindert weiter seine Öllieferungen bekommt.
    Aber wie kann ein Boykott wirklich lückenlos durchgeführt werden, ohne womöglich international neue Konflikte zu provozieren?
    Herbert Hutter ist dieser Frage nachgegangen.
    Sollte sich das Ölembargo wirklich durchsetzen lassen, so wäre das für Jugoslawien ein harter Schlag.
    Die beiden Raffinerien, eine bei Novi Sad, eine bei Belgrad, sind bombardiert und haben vorerst ihren Betrieb einstellen müssen.
    Möglicherweise kann eine Art Notbetrieb nach ersten Reparaturen gefahren werden.
    Dann könnte eigenes jugoslawisches Öl verarbeitet werden, das bisher knapp ein Drittel der 3 Millionen Tonnen Jahresbedarf gedeckt hat.
    Vorausgesetzt die Transportwege von den Lagerstätten an der bulgarischen Grenze zu den Raffinerien funktionieren.
    Die Reserven im Boden reichen jedenfalls für Jahre.
    Zu mehr als zwei Dritteln ist Jugoslawien aber von Importen abhängig.
    Jedoch, sowohl die Pipeline aus Ungarn als auch die von der kroatischen Adriaküste nach Novi Sad sind blockiert.
    Bleibt der Ölhafen bar in Montenegro an der Adria, aber den können nur kleine Tanker mit maximal 30.000 Tonnen anlaufen.
    Trotzdem, Öl gibt es im gesamten Mittelmeerraum mehr als genug.
    Russische Angebote werden dazukommen.
    Moskau will sich ja am Embargo nicht beteiligen.
    Also hängt es von der Überwachung der Küste ab, ob das Embargo wirkt.
    Wer das machen soll, ist noch unklar.
    Ob es die italienische Marine sein wird oder ob sie von amerikanischen und anderen NATO-Schiffen unterstützt wird, das ist noch unklar, wie gesagt.
    Durch die zerstörten Brücken ist auch der Transportweg auf der Donau blockiert.
    Rumänische Schmuggler wittern trotzdem wieder gute Geschäfte.
    Die Behörden berichten, dass Boote vorsorglich beschlagnahmt wurden.
    Im Gegensatz zu früheren Blockaden lässt die Regierung in Bukarest aber wissen, sie will diesmal hart durchgreifen.
    Ob das gegen findige Schmuggler reicht, wird sich zeigen.
    Bleiben als Unsicherheitsfaktor die strategischen unterirdischen Treibstofflager Jugoslawiens.
    Was die noch zur Versorgung beitragen können, das weiß aber nur der Generalstab in Belgrad.
    Schmuggler und Abenteurer, so viel steht fest, sind zu so manchem Risiko bereit, wenn es um das schnelle Geschäft und um Millionen von Dollar geht.
    Von den politischen Komponenten zu den menschlichen, den humanitären.
    Hauptbetroffene in diesem Krieg am Balkan, das sind zweifelsohne die Kinder und hier wohl in erster Linie die Kinder jener Menschen, die zu hunderttausenden auf der Flucht sind.
    Wie es jenen geht, die noch im Kosovo selbst sind, daran mag man gar nicht denken.
    Aber schlimm genug ist auch die Situation in den Lagern.
    Die Kinder, die teilweise furchtbare Dinge gesehen haben, die die Angst und Hilflosigkeit ihrer Eltern erleben müssen, sie sind, erzählen Ärzte, schwer traumatisiert.
    Auch größere Kinder werden wieder zu Bettnässern, sie werden apathisch, ziehen sich in sich zurück, flüchten aus einer Welt, die sie nicht bewältigen können.
    Was für diese Kinder geschehen muss, das ist wohl in erster Linie, ihnen wieder einen Alltag zu bieten, in dem sie sich auskennen, in dem sie daheim sind, der Sicherheit bietet, Bekanntes wiedergibt.
    In einem Lager in Mazedonien hat Fabio Polli erlebt, wie wieder ein Stück Normalität, wie wieder Schulleben für Kinder organisiert wird.
    Das ist eine Schule.
    Keine in westlich-modernem Sinn, aber es ist eine Schule.
    Ein Zelt zwölf Meter lang, sechs Meter breit, 100 Kinder, drei Lehrer.
    Im Lager in Brasta mit 27.000 Flüchtlingen müssten eigentlich rund 5.000 Kinder zur Schule gehen.
    Aber dafür ist kein Platz.
    Noch nicht.
    Joanna, die Organisatorin, arbeitet bei der International Catholic Migration Corporation.
    Sie wollte zuerst ein Gemeindezentrum schaffen.
    Es ist eine Art Schule.
    Wir haben aber eigentlich mit einem Gemeindezentrum begonnen.
    Aber was wir am meisten brauchen, sind natürlich Schulen.
    Es ist die erste Idee, die wir organisieren.
    Dahinter steht, Erziehung und Bildung auch in dieser Situation zu vermitteln.
    Es soll aber auch eine Jugendgruppe und Möglichkeiten für ältere Leute geben, etwas zu tun.
    Viel können die Lehrer noch nicht bieten.
    Erst morgen sollen Bänke und Tische kommen.
    Wie für die Kinder ist es auch für die Erwachsenen nicht leicht.
    Geht man in ein Zelt, wird man freundlich aufgenommen, Familienoberhaupt Chazim Khozmandji erzählt.
    Solche Zustände hatten wir nicht einmal, als wir mit dem Zelt auf Urlaub gefahren sind.
    Aber wir müssen jetzt einfach überleben.
    Wir haben keinen Ausweg.
    Alle hoffen bald in den Kosovo zurückzukommen, denn hier sehen sie keinen Sinn in ihrem Leben.
    Unser Leben ist derzeit bedeutungslos.
    Wir stehen in der Früh auf, machen sauber auch rund ums Zelt.
    Manchmal gibt es eine Zeitung, aber sonst können wir hier nichts tun.
    Was derzeit am meisten gebraucht wird, ist Platz.
    Aber Mazedonien hat schon rund 130.000 Menschen aufgenommen.
    Neue große Lager wird es so bald nicht geben.
    Die Bedingungen für die geflüchteten Kosovo-Albaner werden sich auf Sicht wohl nicht ändern.
    Es gibt wie gesagt unterschiedliche Bedingungen für Flüchtlinge in Mazedonien und in Albanien.
    Vom Österreichcamp in Skodra hat man schon in den ersten Tagen gehört, wie gut es funktioniert, wie gut die Bedingungen dort sind.
    Für die Lagerleitung fast schon ein Problem, weil man hunderte Flüchtlinge abweisen muss, gar nicht so viel Platz hat, wie Menschen kommen wollen.
    Die Verantwortlichen aus Österreich haben eine vorbildliche Infrastruktur auf die Beine gestellt.
    Das Zeltlager wird immer mehr zur gut strukturierten Zeltstadt, wo die Flüchtlinge teilweise autonom und auch selbstverantwortlich leben können, so gut es halt geht.
    Es gibt aber auch ganz andere Bedingungen, unter denen Menschenhausen vegetieren müssen.
    Zwar sind Flüchtlinge wohl immer fürs erste froh, der akuten Gefahr entronnen zu sein, aber der Platz zum Überleben kann auch zum Horror werden.
    Wie in einer ehemaligen Zigarettenfabrik in Skodra in Albanien.
    Hans-Christian Unger, der dort war, hat uns ziemlich geschockt seine Reportage überspielt.
    In der ehemaligen Zigarettenfabrik von Skoda ist Tantes Inferno Realität geworden.
    Ein österreichischer Botschafter der EU hier will es nicht ins Mikrofon sagen.
    Das, was sich hinter den verrosteten Gittern in den fast lichtlosen Betonlöchern in einem abbruchreifen Gebäude abspielt, das erinnere ihn an Dokumentationsfilme über Konzentrationslager.
    5.000 aus dem Kosovo sind darin zusammengepfercht, manche schon seit Wochen.
    Und viele von ihnen haben den Eindruck, man habe sie fürs Erste vergessen.
    Ein etwa 50-Jähriger aus dem Kosovo lädt zum Besuch des Lagers ein.
    Sie werden sehen, das ist die Hölle.
    Sehen Sie selbst, in welchem Dreck die Leute leben.
    Der Boden der Höfe ist total verschlammt.
    Schrott überall, riesige Haufen von stinkendem Unrat, zwischen dem Tausende auf- und abspazieren.
    Ein Blick hinauf über die Fabriksfassaden, alle Fenster ohne Glas, Mauerbrocken, die herunterzufallen drohen.
    Es ist gerade Essensverteilung.
    Margarine, ein Stück Käse und Brot.
    Zwei Kilo für zehn Leute, erzählt er.
    Heute ist allerdings ein besonderer Tag.
    Pro Person gibt's ein Ei.
    Gleich neben der Essensausgabe der sogenannte Sanitärbereich.
    Sechs Plumpsklos hinter einem Holz- und Plastikverschlag.
    Menschenschlangen vor jedem davon.
    Bis zu einer Stunde, so erzählt unser Führer, heißt es warten, bis man dran kommt.
    Kein Wunder daher, dass man Seuchen fürchtet.
    Die Kinder fangen an, krank zu werden.
    Eine Grippe-Epidemie gibt's schon.
    Wer kein Geld hat, weiß wirklich nicht mehr, wie es weitergeht.
    Es geht uns doch wirklich nur um ein bisschen Sauberkeit.
    Ein wenig Brot haben wir.
    Aber ich habe seit einem Monat dasselbe Gewand an und schlafe auf Holz.
    Die Behausung.
    Durch einen Vorraum voll mit Exkrementen geht es über Stiegen in den sogenannten Wohnbereich.
    Es ist schon finster und Strom gibt es keinen.
    Daher muss das Licht eines Feuerzeugs herhalten.
    Und dann ist man vom Vorhof im Innern von Dante's Inferno angelangt.
    Primitivste Holzstockbritschen geschlafen wird auf zusammengeschnipseltem Papier.
    Gefährlich nahe daran gehen die Menschen schemenhaft mit brennenden Kerzen vorbei.
    Auf einem primitiven Kocher werden die Eier in die Pfanne geschlagen.
    Von dort wieder hinaus zum Tor.
    Auf dem Weg dorthin beteuert ein Kosovare mit einem Kleinkind im Arm noch, hier wäre doch alles in Ordnung, weil man wenigstens vor den Serben sicher sei.
    Der übliche Griff in den Rucksack, um ein kleines Auto für den Buben herauszuholen, der unterbleibt hier.
    Das hier ist alles unmenschlich, meint unser Begleiter.
    Es gibt Leute, die haben den Kindern Spielzeug gebracht.
    Aber was hilft ihnen Spielzeug in diesem Dreck?
    In der Reportage war das von Hans-Christian Unger aus einem Flüchtlingslager in Skodra in einer aufgelassenen Zigarettenfabrik der Stadt.
    Die Spendenfreudigkeit der Österreicher nun auch bei dieser jüngsten Balkankrise ist phänomenal, schon mehr als 300 Millionen Schilling stehen zur Verfügung.
    Das Postscheckkonto 7600111 ist Drehscheibe für ganz konkrete und überlebensnotwendige Hilfe für die Kosovo-Flüchtlinge.
    Nicht aus diesen Spendengeldern finanziert wird ein anderes Hilfsprojekt, wenn es auch unter dem Titel Nachbar in Not firmiert.
    Das Nachbar in Not Radioprojekt, das heute Abend mit seiner ersten Sendung startet, vom ORF initiiert.
    Hubert Annim Ellison war am Vormittag bei den Radiomachern.
    ORF, Radio Nachbar in Not.
    Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
    Rainer Rosenberg gibt die letzten Instruktionen für den ersten Sendetag an seine vielsprachige Mannschaft weiter.
    Wir kriegen bis spätestens um 21.45 Uhr von RÖI die Nachrichten mit dem Journal, das um 22 Uhr gesendet wird.
    A quarter to nine we get the English Journal.
    So there is 45 minutes to translate it and sum it up.
    in Serbien und Albanien.
    Das ORF-Radio Nachbar in Not auf Mittelwelle 1476 und auf der Kurzwelle 9545 Kilohertz wird täglich von 20 Uhr bis 1 Uhr früh Informationen senden.
    Prominente und kompetente Studiogäste sind von Anfang an dabei.
    Wolfgang Petrich kommt zwischen 11.15 Uhr und 11.15 Uhr bis Mittag.
    Und wir machen dieses Interview in Serbisch, Englisch, Deutsch und Kroatisch.
    Wir sind alle zusammen im Studio und es wird ein riesiges Mess.
    Wir beide moderieren ja ohne dies durch.
    Die Lydia kommt zu uns und
    Die babylonische Sprachverwirrung kann nur durch eiserne Redaktionsdisziplin, rekordverdächtige Übersetzungsgeschwindigkeit und viel Herz überwunden werden.
    Oberstes Gebot der kleinen Redaktion, die auch aus ehemaligen Radiomachern aus Belgrad besteht.
    Wenn sie jetzt wollen, dass man Serbisch sagt und nicht Serbo-Kroatisch, wenn sie wollen, dass man Kroatisch oder Bosnisch sagt,
    dann muss man das ernst nehmen.
    Die Sprachen unterscheiden sich ein wenig und man muss zum Beispiel auch schauen, dass alles, was serbisch gesagt wird im Inhalt, auch albanisch gesagt wird, damit da nicht unangenehme Gefühle entstehen und die Menschen, die das hören, das Gefühl haben, jetzt wird da in der Sprache eines Feindes gesprochen und wir verstehen es nicht.
    Budgetplan gibt es noch keinen für das ORF-Radio Nachbarnot.
    Es musste alles schnell gehen.
    Rainer Rosenberg verspricht Sparsamkeit und... Ich weiß nur eines, es ist ein ORF-Budget, es ist kein Nachbarnot-Budget oder Regierungsgeld.
    Wichtiger als die Kosten sind derzeit die Ziele des Nachbarnotradios.
    Wir wollen versuchen, Flüchtlingen zu helfen, ihre
    Verwandten zum Beispiel zu finden.
    Wir beginnen das in engster Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz.
    Wir wollen, dass Sie hören in einer Sendung die verschiedenen Seiten.
    Wir sind in diesem Punkt sehr froh, dass wir ein neutrales Land sind.
    Einen Spruch leihen wir uns aus.
    Der ist vom inzwischen eingestellten Sender B92 in Belgrad, die sagen, misstraut jedem auch uns,
    haben sie gesagt, sie haben dann noch Keep the Faith hinzugesetzt.
    Als Haltung ist das schon einmal ganz gut.
    Das ORF Radio Nachbar in Not auf Mittelwelle 1476 und Kurzwelle 5945 Kilohertz bietet ab heute 20 Uhr seine Informationen an.
    Rainer Rosenberg zur Zielgruppe.
    Alle Menschen in Europa.
    ORF Radio Nachbar in Not.
    Fünf Minuten nach halb eins, das waren heute unsere Beiträge zur Krise am Balkan.
    Das heißt aber, auch im nächsten Beitrag geht es doch noch thematisch ein bisschen weiter.
    Zu Gast in Wien war heute der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages Hans-Peter Stiel und meine Kollegin Cate de Genaro hat ihn natürlich angesprochen auf die wirtschaftlichen Folgen dieses Balkankriegs, speziell für Deutschland.
    Deutschland ist der wichtigste Wirtschaftspartner der Bundesrepublik Jugoslawien.
    Wie wirkt sich der seit einem Monat dauernde Krieg für die deutsche Wirtschaft aus, Herr Stihl?
    Die Beziehungen, die Wirtschaftsbeziehungen zu Serbien sind derzeit auf dem Stillstand.
    Das heißt, Sie spüren Auswirkungen?
    Trotzdem ist das Volumen, das Exportvolumen, das wir in Richtung Serbien auf den Weg bringen, relativ klein und hat auf die Gesamtentwicklung der Wirtschaft in Deutschland so gut wie keinen Einfluss.
    Die Unternehmer in Deutschland rechnen damit, dass die Beschäftigungslage sich in diesem Jahr verschlechtern wird.
    Es wird also mehr Arbeitslose geben.
    Sie führen das hauptsächlich auf die Tarifabschlüsse in diesem Frühjahr zurück.
    Das ist richtig.
    Ein wesentlich niedrigerer Tarifabschluss wäre beschäftigungswirksam gewesen.
    Die deutschen Gewerkschaften haben sich allerdings, vor allen Dingen die IG Metall, darauf kapriziert, die Arbeitsplatzbesitzer intensiv zu vertreten und Abschlüsse zu machen, mit denen sie das Heer der Arbeitslosen eher vermehren als verringern.
    Wie wird es mit dem Bündnis für Arbeit weitergehen?
    Die nächste Runde soll ja im Juni beginnen.
    Ich hoffe, dass diese Gesprächsrunde noch längere Zeit besteht.
    Vor allen Dingen deswegen, weil wir entsprechende Rahmenbedingungen schaffen müssen, damit wir die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf ein erträgliches Maß reduzieren können.
    Sehen Sie Chancen für eine rasche Einigung zur Öko-Steuer?
    Ich hoffe, dass die Bundesregierung den Weg der Verschärfung der Ökosteuer nicht weitergeht.
    Die Ökosteuer ist ja auch ein Thema im Bündnis für Arbeit.
    Nicht nur die Ökosteuer, sondern zum Beispiel die Tarifpolitik muss ein Thema werden, aber auch die gesamte Steuerpolitik in Deutschland ist ein beherrschendes Thema in dieser Runde.
    Denn im Vergleich zu anderen Nachbarländern ist die Unternehmensbesteuerung in Deutschland insgesamt gesehen viel zu hoch.
    Die Steuerpolitik ist viel zu kompliziert und die Ausnahmetatbestände sind ebenfalls zu zahlreich.
    Man hat aber schon den Eindruck, dass die Gespräche im Bündnis für Arbeit nur schleppend weitergehen.
    Der Eindruck ist sicherlich nicht ganz unrichtig, vor allen Dingen deswegen, weil für mich unverständlicherweise, vor allen Dingen von Seiten der IG Metall, der Erfolg dieser Gesprächsrunde immer wieder infrage gestellt wird und dies
    mit der fadenscheinigen Behauptung, dass Gespräche über Tarifpolitik in dieser Runde nichts zu tun haben.
    Gerade das Gegenteil ist richtig.
    Wenn wir etwas tun wollen, um die Arbeitslosigkeit abzusenken, muss auch die Tarifpolitik mit eingebunden werden.
    Der frühere Finanzminister Lafontaine war so etwas wie ein Buhmann der deutschen Wirtschaft.
    Haben sich seit seinem Abgang die Beziehungen zur Bundesregierung gebessert?
    Wie stehen Sie zum neuen Minister Eichel?
    Die Beziehungen haben sich deutlich gebessert.
    Herr Eichel hat als Finanzsachverständiger einen guten Ruf und er genießt ein weitaus höheres Vertrauen von Seiten der Wirtschaft als sein Vorgänger.
    Letzte Frage noch zum Bananenstreit und zum Rindfleischstreit der EU mit den USA.
    Der deutsche Großhandel hat die EU heute aufgefordert auf ein Einfuhrverbot für US-Rindfleisch zu verzichten, das ja wegen Hormonverdachts in Erwägung gezogen wird.
    Protektionismus gefährde den Wohlstand, sagt der Handel, geht hier Wohlstand vor Gesundheit.
    Es ist ja keineswegs erwiesen, dass durch solche Hormonbehandlungen dieses Rindfleisch gesundheitsschädlich würde.
    Ich würde schon der Europäischen Union raten, nach ihrem blamablen Untergang bei der Bananenmarktordnung, sich sehr zu überlegen, ob man einen ähnlichen Streit jetzt auch beim Rindfleisch ansetzten möchte.
    Sagt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages Hans-Peter Stiel.
    Er ist derzeit in Wien.
    Katja De Gennaro hat mit ihm gesprochen.
    Und vor zwei Minuten hat sich ja bei uns im Studio Karin Koller gemeldet.
    Sie war am Flughafen Wien-Schwächert und hat dort auf Franz Franitzki gewartet, der mit einer Maschine aus Deutschland angekommen ist.
    Franitzki ist ja seit vergangenem Donnerstag als UNO-Sonderbeauftragter für den Balkan im Gespräch.
    Er hat in Deutschland mit Kofi Annan gesprochen.
    Am Flughafen wollte er uns nur so viel sagen, es ist noch keine Entscheidung gefallen.
    Er hat mit Annan gesprochen, das stimmt.
    Der UNO-Generalsekretär wird eine endgültige Entscheidung aber erst bekannt geben, wenn er wieder
    zurück in New York ist, wenn er mit den UNO-Gremien gesprochen hat.
    Momentan ist Kofi Annan in Deutschland, fährt dann noch nach Moskau weiter.
    Soviel also zur Frage, wird Franz Franitzski UNO-Sonderbeauftragter für den Balkan.
    Bei uns im Mittagschnall jetzt aber ein Programmhinweis.
    Wir haben R, wir haben R. Ich sage oft, wenn ich Walisische Stunden gebe zu Walisern und Engländern, die kein Walisisch können, das erste, was sie merken sollten, ist, dass es wehtut.
    Wenn der Mund nach der Stunde nicht wehtut, dann machen sie das falsch.
    Weil beim Walisisch sprechen muss man den Mund öffnen.
    Das Wort Walisisch, das ist auch für mich problematisch und das sage ich auch nicht so gern.
    Das schmeckt nicht sehr schön im Mund irgendwie, weil das Wort an sich ist ein Kennzeichnis von dem Einfluss der Engländer.
    Wels heisst das Fremdsein.
    Und ich als Waliser von mir selber als Fremd zu reden, ist selbst irgendwie problematisch.
    Das walisische Wort ist natürlich kymrisch, kymraik, kymri.
    Was interessant ist an Worten natürlich, ist, dass das Wort britisch ein walisisches Wort ist.
    Seit mehr als 700 Jahren ist das Fürstentum Wales mit England verschmolzen, doch eine walisische Identität existiert.
    Und walisische Nationalisten spüren Aufwind für die Wahlen nächste Woche.
    Ein Feature von Martin Alliott.
    Stell dir vor, es sind Wahlen und keiner geht hin.
    Nicht gedacht jetzt an die Wahlen in Wales, sondern an die Europawahlen am 13.
    Juni, bei denen in allen europäischen Ländern insgesamt 626 Abgeordnete für das EU-Parlament gewählt werden.
    Die Österreicher wählen an diesem Tag 21 Abgeordnete ins Parlament.
    Um zu vermeiden, dass in sieben Wochen eben keiner zur Wahl geht, startet das Informationsbüro des Europäischen Parlaments eine Werbekampagne in Österreich.
    Im Mittelpunkt stehen dabei Werbespots für Radio und Fernsehen, Monika Feldner berichtet.
    Ich geh wählen.
    Das ist der Kernsatz auf den pickerlen T-Shirts, Kugelschreibern und Plakaten.
    In großen Lettern darunter das Wahldatum der Europawahlen am 13.
    Juni.
    Wohl die wichtigste Botschaft der Kampagne.
    Ein blauer, lächelnder, leicht zerzauster Schuh soll die Wähler zum Gehen animieren.
    Zum Gehen in Richtung Wahllokale.
    Und genau darauf zielt auch der Radiowerbespot ab.
    Hubert hüpft.
    Walter watzelt.
    Stefan stampft.
    Tini, die Bild.
    Ja, da geht's.
    Fritz Litz.
    Wählen Sie, wie Sie gehen.
    Aber gehen Sie wählen.
    Europawahl am 13.
    Juni.
    Die Werbespots in Radio, Fernsehen und in den Kinos werden im Mai gestartet.
    Fünfeinhalb Millionen Schilling kostet die Kampagne, die vor allem drei Zielgruppen ansprechen soll.
    Frauen, Jugendliche und Menschen, die in ländlichen Regionen leben, sagt Michael Reinbrecht vom Wiener Informationsbüro des EU-Parlaments.
    Warum ist das so?
    Weil wir aus verschiedenen Umfragen wissen, dass dies die Bevölkerungsgruppen und Zielgruppen sind, die am wenigsten gut informiert sind, die am ehesten sensibilisiert werden sollen.
    das augenscheinliche Ziel eine möglichst hohe Wahlbeteiligung.
    Wir glauben, dass das wichtig ist, liegt einfach in dem Faktum, dass das Europäische Parlament spätestens jetzt bei 1.
    Mai mit dem Vertrag von Amsterdam noch wichtiger geworden ist, denn jetzt
    ist es so, dass nahezu 80 Prozent der EU-Richtlinien, also der EU-Gesetze, mit Entscheidung haben im Europaparlament.
    Nichts geht mehr ohne das EP.
    Und eine hohe Wahlbeteiligung stärkt den Europaparlamentariern dabei natürlich den Rücken.
    Ganz sorglos in puncto EU-Parlamentswahlen scheinen die Österreicher aber ohnehin nicht zu sein.
    Bei der letzten und für Österreich ersten EU-Wahl 1996 gingen knapp 68 Prozent der Wahlberechtigten zu den Wahlurnen.
    Österreich lag damit im Vergleich zu den übrigen EU-Ländern im guten Mittelfeld.
    Vor drei Jahren stand die Semperitreifen AG in Dreiskirchen vor dem Aus.
    Die Konzernmutter, die Deutsche Kontinental, hat zu diesem Zeitpunkt ein neues Reifenwerk im benachbarten Tschechien gegründet.
    Aufgrund der niedrigeren Löhne konnte dort weitaus kostengünstiger produziert werden.
    In Dreiskirchen hat man damals einen radikalen Umstrukturierungsplan begonnen, der jetzt seine Früchte zeigt.
    30 Prozent der Kosten wurden eingespart.
    Das Unternehmen hat seine Stellung innerhalb des Kontinentalkonzerns deutlich verbessert.
    Heute wurden die neuesten Wirtschaftszahlen bekannt gegeben.
    Für uns gibt sie Christian Hunger bekannt.
    Die Zeiten, in denen die Semperit-Mitarbeiter fast täglich um ihren Arbeitsplatz zittern mussten, scheinen vorüber, vorerst zumindest.
    Die Zahlen, die der Dreißkirchner Vorstandsvorsitzende Bernd Barther heute vorlegen konnte, sind tatsächlich beeindruckend.
    Der Nettoumsatz lag im Vorjahr mit 4,8 Milliarden Schilling um mehr als 10 Prozent über den Werten des Jahres zuvor.
    Der Bilanzgewinn ist von 14 Millionen Schilling im Jahr 1997 auf 617 Millionen Schilling gesteigert worden.
    Derzeit ist Semperit bei reifem Marktführer in Österreich.
    Das Vorjahr war ein Rekordergebnis in der Geschichte des Standortes Dreiskirchen.
    Mittlerweile wird bereits wieder in fünf Schichten rund um die Uhr sonn- und feiertags produziert.
    3,8 Millionen PKW-Reifen, eine Viertelmillion LKW-Reifen.
    Man hat sogar wieder 400 neue Mitarbeiter aufnehmen können.
    Mit 1.948 Beschäftigten ist der Mitarbeiterstand höher als im Krisenjahr 1996.
    Trotzdem ist der Standort Dreiskirchen keinesfalls auf Dauer gesichert.
    Der neue Vorstandsvorsitzende von Continental, der Muttergesellschaft von Semperit, Stefan Kessel, will 40 Prozent der Reifen in Billiglohnländern, also in Osteuropa, produzieren.
    Derzeit liegt der Anteil erst bei 30 Prozent.
    Ein neues Werk in Rumänien ist geplant.
    Kessel will die Auslastung seiner Werke noch in erster Linie über eine erwartete Nachfragesteigerung erreichen.
    Derzeit gibt es keine Entscheidung bei uns, Produktion zu reduzieren, an keiner Stelle.
    Ich will damit nicht ausschließen, dass wir eine Maßnahme treffen müssen im Verlaufe dieses Jahres.
    Kann das in Restrukturierung münden?
    Wie gesagt, theoretisch ja.
    kann durchaus passieren.
    Und dann entscheiden Kostenvorteile und entscheiden Potenziale von Standorten.
    Dann sind wir in der Wettbewerbssituation.
    Es gibt auch nicht für Dreiskirchen so wenig wie für irgendein anderes Werk im Konzern.
    Eine Standortgarantie, so wenig wie es für den Konzern eine Garantie des Überlebens gibt, wenn er nicht wirtschaftlich funktioniert und arbeitet.
    Keine Standortgarantie also für Semperit Dreskirchen, das weiß auch der Werkchef Bernd Barther.
    Die Einsparer können nie stehen bleiben.
    Es gibt eigentlich nie mehr eine Konsolidierungsphase.
    Und wenn man sich mit dieser Erkenntnis vertraut gemacht hat, dann liegt man richtig.
    Semperit Dreiskirchen ist derzeit eines der kostengünstigsten und flexibelsten Reifenwerke des Kontinentalkonzerns.
    Damit steht es in Konkurrenz nicht nur zu Osteuropa, sondern auch zu zwei Werken, eines bei Hannover und eines in Belgien.
    Eines von diesen drei Werken soll mittelfristig geschlossen werden, heißt es.
    Die Herausforderung für Dreiskirchen bleibt somit weiterhin bestehen.
    Sklavenarbeit unterm Hakenkreuz, so heißt ein neues Buch über Zwangsarbeit und Zwangsarbeiter im Dritten Reich.
    Geschrieben hat es Joanna Ratziner, die Sie als ORF-Journalistin ja gut kennen.
    Edith Bachkönig berichtet.
    150.000 Menschen aus Polen stellten im Dritten Reich das zweitgrößte Kontingent an Zwangsarbeitern in Österreich, der damaligen Ostmark.
    Menschen ohne Rechte, die unter härtesten Bedingungen arbeiten mussten.
    Heute leben von ihnen noch 23.000 in Polen, verzeichnet in provisorischen Listen.
    Und diese hat die Journalistin und Soziologin Joanna Ratziner in Polen aufgesucht.
    Das Schlimme ist, sehr viele dieser alten Menschen haben gar kein Telefon.
    Von vielen kennt man irgendwie die Adresse auch nicht genau.
    Man muss sich da oft durchrecherchieren.
    Und einen ganzen Teil von Leuten habe ich getroffen in Lodz, in so einem halb verfallenen Haus, in dem diese Zwangsarbeiterorganisation auch eine Delegatur hatte, sozusagen gebeten hat, jeder, der noch Papier hat, Dokumente, Ausweise aus dieser Zeit, möge sich dort melden.
    Und man kann sich nicht vorstellen, es war wirklich bummvoll.
    Von ganz alten Menschen auf Krüken, wirklich behindert.
    Es war ein schrecklicher Anblick.
    Mit ein wenig Geld könnten sich die ehemaligen Zwangsarbeiter wenigstens Medikamente kaufen, sagt der Co-Autor des Buches der Journalist und Politologe Reinhard Engl.
    Aber die Bereitschaft der Unternehmen ist nicht sehr groß.
    Die Journalisten haben die Firmen angeschrieben, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben.
    Mit dem Ergebnis?
    Man kann das nicht über einen Kamm scheren.
    Es hat Unternehmen gegeben, die selbst in ihrer eigenen Vergangenheit schon nachgeschaut haben, die dokumentiert haben, was in den dunklen Jahren ihre Vergangenheit war, etwa die Enzkraftwerke oder die Tauernkraft.
    Da gibt es durchaus gute Studien, die im Auftrag der Firmen gemacht wurden.
    Andere haben uns
    überhaupt nicht geantwortet.
    Etwa die Universale, die AMAG oder die OMV, wobei man bei der OMV korrekterweise sagen muss, die hat natürlich als diese Firma in der NS-Zeit nicht existiert, aber es sind in dieser Zeit große Ölfelder hochgefahren worden und ausgeweitet worden.
    Steyr-Daimler-Puch hat uns etwa zurückgeschrieben.
    Es dürfte gegen sie bereits eine Sammelklage vorliegen, deshalb sind sie an weiterer Öffentlichkeit nicht interessiert und haben uns daher keine Informationen gegeben.
    Steyr Daimler pocherte während des Krieges bis zu sieben Außenlager des KZ Mauthausen mit tausenden Häftlingen, die direkt für das Unternehmen arbeiteten.
    Jeden Tag starben 15 Zwangsarbeiter.
    Die höchsten Todesraten waren in den Außenlagern der damaligen Reichswerke Hermann Göring, der Ostmark der späteren, fest.
    Wenn auch das heutige Management dieser Unternehmen nichts damit zu tun hat, sagt Reinhard Engel, so sollten sie doch wenigstens die Schatten beseitigen.
    Vorbild könnten die deutschen VW-Werke sein, die derzeit 10.000 Mark für jeden, der Zwangsarbeit verrichtet hat, auszahlt.
    Mitarbeiter der VW-Werke fahren in Polen herum und suchen diese Menschen auf.
    Aber dafür, so die Journalistin Joanna Ratziner, muss auch der politische Wille da sein.
    Und auch von diesem ist nicht viel in Österreich zu bemerken.
    Das Buch Sklavenarbeit unterm Hackenkreuz ist ihm deutliche Verlagerschiene.
    Österreich scheint derzeit ein gutes Pflaster für Rockgrößen zu sein.
    Wenige Tage nach Bruce Springsteen kommt mit Bob Dylan ein weiterer amerikanischer Rockpoet mit Superstar-Status in heimische Konzerthallen.
    Morgen Abend tritt der jetzt fast 58-jährige Dylan in Linz auf, dann in Graz und Wien und am 1.
    Mai gibt er sogar ein Open-Air-Konzert im Tiroler Skiort Ischgl.
    Der reine Erlös kommt den Betroffenen der Lawinenkatastrophe vom herrlichen Winter zugute.
    Der Triumph kam spät, unerwartet und massiv.
    Gleich drei den Oscars vergleichbare Grammys für Bob Dylans letztes Studioalbum Time Out of Mind belohnten ein Comeback, mit dem nicht mehr viele gerechnet hatten.
    Nach einer fast 40-jährigen wechselvollen Künstlerkarriere hatte der reife Rock-Poet hier in subtil durchhörbaren Arrangements vieldeutige Verse voller Entzagung und Todesahnung in Musik verwandelt.
    Einmal mehr war Bob Dylan dem Himmel der Pop-Welt nahe.
    Time Out of Mind oder World Gone Wrong schon die Titel seiner letzten Plattenveröffentlichungen zeigen, dass hier einer bewusst nicht mehr mit der Zeit gehen, sondern sie, ein elder statesman der Popmusik, aus distanzierter Außenseiterposition kritisch kommentieren will.
    In der Tat hat Bob Dylan den vielen überraschenden Kehrtwendungen seines künstlerischen Weges bis in die jüngste Zeit immer wieder neue hinzugefügt.
    Verstörte er in den 60er Jahren politbewusste Protestjünger durch radikale Rock-Arrangements, so wandte er sich in den 70er und 80er Jahren einmal dem Judentum, dann wieder dem Christentum zu, um zuletzt, mitten in der Ära von Grunge und Hip-Hop, asketische Solo-Alben voller klassischer Folk-Songs einzuspielen.
    Eine Herzerkrankung brachte Dylan an den Rand des Todes und seinen Erfolgssong Knockin' on Heaven's Door intonierte der unberechenbare Sänger im September 1977 in Bologna gar vor dem Papst.
    Und jetzt, Bob Dylan!
    Unberechenbar bis zur Berechenbarkeit sei Bob Dylan heute, formulierte die Zeitschrift Format erst letzte Woche.
    Und in der Tat hat sich Dylan allen Interpretationsversuchen immer wieder wortkarg entzogen.
    Statt die symbolreichen Anspielungen seiner Liedtexte zu entschlüsseln, überraschte er seine Fans mit Tributes an Größen wie Frank Sinatra, George Gershwin oder, wie hier bei der Grammy-Verleihung im vorletzten Februar, an Buddy Holly.
    I just wanted to say that one time when I was about 16 or 17 years old, I went to see Buddy Holly play.
    I was three feet away from him and he looked at me.
    Im Juli 1994 war Bob Dylan das letzte Mal in Österreich zu Gast gewesen.
    Die vier jetzt bevorstehenden Konzerte zeigen den Künstler mit Sicherheit wieder von einer anderen Seite.
    Stimmlich vielleicht brüchiger, doch künstlerisch potent wie eh und je.
    Forever Young.
    wie hier bei diesem Auftritt vom September 95, bei dem Bruce Springsteen Dylans Partner war.
    Stimmen, die uns ins Ohr gehen.
    Bruce Springsteen, Bob Dylan und natürlich Hans Langsteiner, der den Beitrag gestaltet hat.
    Nicht zum Zug gekommen ist Georg Schaltgruber mit seinen Schlussnachrichten.
    Ich sage Ihnen jetzt nur noch ganz kurz, das Wetter überwiegend sonnig.
    Allerdings am Nachmittag auch einzelne Regenschauer.
    Das war das Mittagsschanal.
    Gabinel Technik, Hubert-Anim Ellison, Sendungsverantwortung, Ilse Oberhofer verabschiedet sich.

    Beiträge dieses Journals

    Wetter
    Mitwirkende: Schultheis, Rainer [Gestaltung]
    Datum: 1999.04.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Vorschau ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jugoslawien-Krieg - Schule für Flüchtlinge in Mazedonien
    Bericht von Fabio Polly mit O-Tönen und Einblendung der Flüchtlingshelferin Joanna und dem Oberhaupt einer albanischen Familie Jasim Kosmanci
    Mitwirkende: Polly, Fabio [Gestaltung] , Joanna [Interviewte/r] , Kosmanci, Jasim [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Krieg ; NATO ; EU ; Militär ; Exekutive ; Luftfahrt ; Regierung ; Diskussion ; Terror ; Tod ; Asyl ; Ethnie ; Nationalismus ; Internationale Organisationen ; Bildung und Schulwesen ; Kinder und Jugend ; Krisen und Konflikte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Jugoslawien ; Serbien und Montenegro ; Kosovo ; Albanien ; Mazedonien ; USA - Vereinigte Staaten von Amerika ; Kontinente / Europa ; Russland ; Ungarn ; Kroatien ; Regionen / Balkan
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    EU-Spots zur Wahl
    Bericht von Monika Feldner mit Einblendung eines Spots und Einblendung von Michael Reinprecht (EU-Büro Wien)
    Mitwirkende: Feldner, Monika [Gestaltung] , Reinprecht, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Wahlen ; Parlament ; EU ; Werbung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich ; Kontinente / Europa
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beschäftigungzuwachs bei Semperit in Traiskirchen - Pressekonferenz
    Bericht von Christian Hunger mit Einblendung von Stefan Kessel (Continental) und Bernd Bartha (Semperit)
    Mitwirkende: Hunger, Christian [Gestaltung] , Kessel, Stefan [Interviewte/r] , Bartha, Bernd [Interviewte/r]
    Datum: 1999.04.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Gesellschaft ; Politik Österreich ; Industrie ; Handwerk und Gewerbe ; Globalisierung und multinationale Konzerne ; Verkehr ; Finanzpolitik ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Wirtschaftspolitik ; Pressekonferenz ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich ; Kontinente / Europa ; Bundesland / Niederösterreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bob Dylan auf Tournee in Wien
    Bericht von Hans Langsteiner mit Einblendungen von Bob Dylan
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Dylan, Bob [Interpret/in]
    Datum: 1999.04.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Musik ; U-Musik ; Musik ; E-Musik ; Kultur ; Gesellschaft ; Literatur ; Moderne Musikformen - Blues ; Moderne Musikformen - Rock, Hardrock, Heavy Metal, Punkrock ; Volksmusik - Folk, Country, Western ; Kulturveranstaltung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; USA - Vereinigte Staaten von Amerika ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1999.04.26
    Spieldauer 00:56:01
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1999.04.26 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-990426_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt