Titelzusatz |
Einblendung: Sergej Princip, Nachfahre von Gavrillo Princip, dem Attentäter von Sarajewo, der durch die Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand 1914 den Ersten Weltkrieg auslöste. Sergej Princip, 42 Jahre, Journalist, floh 1992 aus Sarajewo nach Wien. Der Serbe ist ein entschiedener Gegner des Krieges und der serbischen Politik, er sieht sich als Bosnier, befürchtet aber, dass er das kulturell vielschichtige Bosnien so nie wieder vorfinden werde. In Österreich bekam er aufgrund seiner serbischen Herkunft oder seines Nachnamens nie Ressentiments zu spüren. Die Leute seien einfach über die serbische Politik entsetzt, damit habe er aber kein Problem. Gerade aufgrund seiner multiethnischen Identität werde Sarajewo in den Augen der militärischen Akteure Ziel der Zerstörung zugunsten einer ethnisch homogenen Stadt, die jede Seite für sich beansprucht. Literarische Ausschnitte über das Zusammenleben der kroatischen, muslimischen, serbischen, griechischen und jüdischen Händler am Markt von Sarajewo. Princip betont das Stadt-Land-Gefälle in Bosnien: während die Städte wie Sarajewo, Bihać, Jajce oder Srebrenica ethnisch gemischt seien, präsentiere sich eine eigene ländliche Mentalität, die abgeschlossener sei: am Land gibt es serbische, kroatische, muslimische Dörfer die jedes für sich blieben und ethnisch segregiert seien. Selbst dort, wo die Dörfer ethnisch gemischt sind, würden die einzelnen Gruppen in unterschiedlichen Stadtteilen leben. So ist Bosnien zwar ethnisch und kulturell vielfältig, am Land, das den größten Teil der Republik ausmacht, sind die Ethnien aber voneinander getrennt. Princip über die Teilungspläne Bosniens: "Ich würde mich als Mensch sehr schlecht fühlen an einem Ort, an dem früher einmal ein anderer gelebt hat und der jetzt mit Blut bedeckt ist", "Ich bin bewusst bei denjenigen geblieben, die verlieren werden,", so Princip, weil ich mich keiner Nationalität zuzählen möchte". Aber er sehe sich nicht als Opfer. Seine 80-jährige Mutter sei noch immer in Sarajewo und versuche seit einem Jahr nur noch zu schlafen, weil sie sich vor Hunger nicht mehr bewegen könne. Nicht nur Granatenbeschuss ermorde die Leute, sondern auch Hunger und Unterversorgung.
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