Journal Panorama: Gespräch mit dem Tschetnik-Führer Seselj

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Dieses Medium ist Teil des Journals Abendjournal 1991.08.01

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Titel Journal Panorama: Gespräch mit dem Tschetnik-Führer Seselj
Titelzusatz Interview: Chef der Serbischen Radikalen Partei Vojislav Seselj, Maja Gojkovic, Politikerin und Mitbegründerin der Radikalen Partei Serbiens. im Hauptquartier der Partei in Belgrad. Seselj spart nicht mit markingen Sprüchen: Kroatien werde man "amputieren", Slowenien und Österreich zusammenschließen, Österreich brauche wieder einen Zugang zum Meer, die alte Landkarte Europas solle wieder entstehen." Wo serbisches Gebiet ist, bestimmen wir", so Seselj in Bezug auf ethnisch gemischte Gebiete in Kroatien. Man wolle nicht alle Gebieten Sloweniens oder Kroatiens kontrollieren, nur die serbischen Gebiete. Österreich solle sich nur ein kleines Stück von Jugoslawien nehmen, etwa den Zugang zum Meer, sonst würde es den Staat aufgrund der hohen Anzahl slawischer Bewohner zerreissen. Seselj vertritt die Idee des Großserbiens, das im Westen durch die Linie Karlobag-Karlovac-Virovitica begrenzt sein sollte, also weit in kroatisches Gebiet hineinreicht. Im Süden soll Großserbien bis Bulgarien und Montenegro reichen. Er sieht sich als einzig wahre Opposition im Land. Ähnlich wie sein kroatischer Gegenspieler Franjo Tudjman war Seselj früher Kommunist, fiel dann als allzu aufmüpfig auf im Tito-Jugoslawien und kam ins Gefängnis. Auf die Frage, warum die Tschetniks derart brutal mit Kriegsgefangenen und Zivilbevölkerung verfahren würden, meint Seselj: "So ist eben der Krieg", außerdem sei vieles von den Kroaten übertrieben. Wer als Unbeteiligter von den Tschetniks beschossen werde, sei selbst schuld. Serbien sei da, wo Serben leben, aber im Gegenzug sei das Kosovo nicht albanisch, weil die Albaner nicht mehr Menschen seien wie die Serben und das primitivste Volk Europas. Die Tschetniks werden von zahlreichen serbischen Diaspora-Organisationen in Australien, Kanada und Großbritannien finanziell unterstützt. Hätte sie Mann und Kind, so Parteigeneralsekretärin Gojkovic, würde sie ihren Mann nicht daran hindern, bei den Tschetniks zu kämpfen, sie könnte mit niemandem zusammen sein, der nicht für sein Land kämpfe. Hätte sie einen Sohn, wäre sie absolut dafür, dass er sich zur serbischen Freiwilligenarmee meldet. Es geht nie um einzelne Menschen bei dem Konflikt, nur um eine feindliche Masse, die mit Eigenschaften wie "feindselig" "feig" "Faschisten" "Tschetniks" belegt wird, so Redakteurin Zupan. Gleichzeitig bezieht man sich auf historische Niederlagen, Unterdrückung und erlebten Ungerechtigkeiten und bezieht so die vermeintliche Legitimation für neue Aggressionen gegenüber anderen Volksgruppen. Serben würden sich anders als Kroaten nie einem anderen Volk freiwillig unterwerfen, so Seselj. Auf die Frage nach seiner persönlichen Zukunft antwortet Seselj, er wolle dann wieder zurück an die Universität und Verfassungsrecht unterrichten. "Wenn ich mit den Kroaten fertig bin, habe ich mein Ziel erreicht."
Mitwirkende Zupan, Agathe [Gestaltung]
Šešelj, Vojislav [Interviewte/r] [GND]
Gojkovic, Maja [Interviewte/r] [GND]
ORF [Produzent]
Datum 1991.08.01 [Sendedatum]
Schlagworte Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Nationalismus ; Rechtsextremismus ; Radiosendung-Mitschnitt
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ audio
Sprache Deutsch
Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
Signatur Österreichische Mediathek,
Gesamtwerk/Reihe Abendjournal 1991.08.01

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Schlagworte

Politik , Krieg , Krisen und Konflikte , Nationalismus , Rechtsextremismus , Radiosendung-Mitschnitt