Oral History Interview mit Friedrich Zawrel - 1. Teil [Ausschnitt]

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Titel Oral History Interview mit Friedrich Zawrel - 1. Teil [Ausschnitt]
Titelzusatz Geboren 1929 in Lyon (Frankreich): Überlebender der NS-Kindereuthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“, Hilfsarbeiter, Vater, Pensionist
Spieldauer 00:13:45
Mitwirkende Zawrel, Friedrich [Interviewte/r] [GND]
Maier, Michael S. [Interviewer/in]
Österreichische Mediathek [Produzent]
Datum 2010.08.30 [Aufnahmedatum]
Ort Wien [Aufnahmeort]
Schlagworte Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Interview ; Alltag ; Familie ; Straftaten ; Faschismus und Nationalsozialismus ; Politische Verfolgung ; Kinder und Jugend ; Unveröffentlichte Eigenaufnahme der Österreichischen Mediathek
Örtliche Einordnung Österreich
Bundesland / Niederösterreich
Deutschland, Deutsches Reich
Typ audio
Format DFWAV [Dateiformat: Broadcast WAV]
Sprache Deutsch
Signatur Österreichische Mediathek, e13-00691_b01_k02
Medienart Mp3-Audiodatei

Information

Inhalt

Auszug aus dem schriftlichen Interviewverlauf:
[Anm.: Friedrich Zawrel spricht über den Alltag bei seinen Pflegeeltern. Sie hatten im Haus keinen Strom, aber ein Radiogerät, das mit einem Akku betrieben wurde. ]
... musste den Akku zum Austausch immer nach Schwechat zum Elektriker bringen, lernte dort einen der wenigen netten Menschen seiner Kindheit kennen, dieser hat ihm die erste Schokolade und die erste Orange seines Lebens geschenkt.Er war mit dem Pflegevater auf der Mariahilfer Straße und am Heldenplatz, sah wenig, weil er zu klein war, sah Hitler an ihm vorbeifahren, wird diese Stimmung nie vergessen, die Menschen hatten Freudentränen in den Augen, Hakenkreuzfahnen, verstand das alles erst später, aber begriffen hat er es bis heute nicht, die Weltanschauung von Hitler war schon früher offensichtlich, alle Kirchenglocken haben geläutet, Blumenteppich für die marschierende Wehrmacht. Das wurde später verdrängt, Leute waren zu feige,sich dazu zu bekennen, kann das Wort „Mitläufer“ nicht mehr hören, ohne das Volk hätte Hitler nichts bewerkstelligen können, Hitler persönlich hat keinen Menschen umgebracht, hat sich später viel mit der NS-Vergangenheit beschäftigt, hat von einer Mauer aus Hitlers Ansprache am Heldenplatz gesehen und gehört, die Leute haben geschrien: „Wir danken unserem Führer“, nach 1945 wollte niemand dabei gewesen sein, wurde mit dieser „Erbärmlichkeit“ nie fertig, er selbst wurde für „Böses“ immer fürchterlich bestraft, ihm wurden 2002 noch Dinge vorgehalten, die aus einem Gutachten von einem hingerichteten NS-Verbrecher stammen. In der Schule erster Schock, das Kruzifix wurde entfernt und auf dem Boden zertrümmert, ein Hitlerbild wurde stattdessen aufgehängt, ab diesem Tag wurde das tägliche Vaterunser durch „Heil Hitler“ ersetzt, hat nur mehr vom Dritten Reich gehört. Herbst 1939, wollte in Schwechat wieder den Radio-Akku austauschen, eine Menschenmenge stand vor dem Geschäft, Tumult, sah eines der schrecklichsten Bilder seines Lebens: der alte Mann, der immer so gut zu ihm war, wurde von SA-Männern aus dem Geschäft geprügelt und als „Saujud“ beschimpft, wusste jetzt, wer mit „Gesindel“ gemeint war ...

Sammlungsgeschichte

Sammlung MenschenLeben

Art der Aufnahme

Oral-History-Interview

Interview