Politische Diskussion um das "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" am Albertinaplatz im Juli 1988

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Titel Politische Diskussion um das "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" am Albertinaplatz im Juli 1988
Spieldauer 00:22:19
Urheber/innen ORF Radio Österreich 1 [Produzent]
Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
Hrdlicka, Alfred [Interviewte/r] [GND]
Hofer, Brigitte [Gestaltung]
Keller, Heinrich [Interviewte/r] [GND]
Tuppy, Hans [Interviewte/r] [GND]
Mock, Alois [Interviewte/r] [GND]
Roither, Bettina [Gestaltung]
Zilk, Helmut [Interviewte/r] [GND]
Busek, Erhard [Interviewte/r] [GND]
Hauer, Ernest [Gestaltung]
Langsteiner, Hans [Gestaltung]
Datum 1988.07.26 [Sendedatum]
Ort Wien [Ortsbezug]
Schlagworte Kultur ; Gesellschaft ; Bildende Kunst ; Nachrichten ; Bildhauerei ; Faschismus und Nationalsozialismus ; Rückblick ; Krieg ; Völkermord und Holocaust ; Radiosendung-Mitschnitt
Örtliche Einordnung Bundesland / Wien
20. Jahrhundert - 80er Jahre
20. Jahrhundert - 30er Jahre
Typ audio
Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
Sprache Deutsch
Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
Signatur Österreichische Mediathek, jm-880726_b01_k02
Medienart Mp3-Audiodatei
Das "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" von Alfred Hrdlicka wurde im Jahr 1988 errichtet. Bild: CC BY-SA 3.0 AT. Österreichische Mediathek 2015.

Das "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" von Alfred Hrdlicka wurde im Jahr 1988 errichtet. Bild: CC BY-SA 3.0 AT. Österreichische Mediathek 2015.

Information

Inhalt

Eine außerordentlich lange, über 20 Minuten dauernde Beitragsstrecke eines Ö1-Mittagsjournals aus dem Juli 1988 thematisiert den Moment der letzten Entscheidung für die Errichtung des "Mahnmals gegen Krieg und Faschismus" von Alfred Hrdlicka. Es kommen neben dem Bildhauer zahlreichen Politikern zu Wort. Es dreht sich um die Frage des Standortes und noch mehr um die politische Polemik und wechselseitige Beschuldigungen. Gar nicht befassen sich die Interviewten mit der eigentlichen Konzeption des Denkmals.

Das Denkmal löste aber auch nach seiner Errichtung Kritik aus: sowohl wegen seiner künstlerischen Form als auch wegen seines thematischen Umfangs. Am Platz des zerstörten Philipphofes, wo unter dem Erdboden noch immer über 100 Tote begraben liegen, wird in einer komplexen teils historischen, teils allegorischen Konzeption aller Opfer von Krieg und Faschismus gedacht. Am Ende der narrativen Hauptachse steht der Text der österreichischen Unabhängigkeitserklärung vom 27. April 1945, mit der das Land die Annexion durch das Deutsche Reich als ungültig erklärte und Österreich ausschließlich als Opfer des Dritten Reiches dargestellt wurde. Der "antifaschistische" Gestus des Denkmals kann auch als ein Verbergen der maßgeblichen Beteiligung von Österreicher/innen am NS-System und dessen Verbrechen gelesen werden. Der straßenwaschende Jude verweist als zentrale Figur der Erniedrigung, die in dieser Form von jüdischer Seite als demütigend empfunden und kritisiert wurde, zwar auf die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung Wiens. Anders als das Opfer werden die dargestellten NS-Täter aber nicht lokalisiert. Im allzu breiten Umfang bleibt das Thema der Verbrechen von Krieg und Faschismus vage und spaltet sich auf verschiedene Sprachebenen auf. Die figurale Darstellung wurde bereits zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Mahnmals als unangemessen für Denkmäler des Holocaust und die Unermesslichkeit dieses Verbrechens eingeschätzt.

Das "Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah" am Wiener Judenplatz (eröffnet im Jahr 2000) sollte wenige Jahre später auf die Probleme des Hrdlicka-Denkmals reagieren, den Holocaust thematisch isolieren und in einer abstrakten Sprache darstellen. Anders als das von der Stadt Wien beim Bildhauer Hrdlicka direkt beauftragte Denkmal wurde die Entscheidungsfindung nun einer Jury übertragen.

Sammlungsgeschichte

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