Oral History Interview mit Essad Alexander Karoshi - 1. Teil

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Titel Oral History Interview mit Essad Alexander Karoshi - 1. Teil
Titelzusatz Geboren 1945 in Rom (Italien): Sohn eines Kriegsflüchtlings des Zweiten Weltkriegs, Kindheit in Kairo und Graz, Landwirt, Schafzüchter, Intellektueller, fünffacher Familienvater, Pensionist
Spieldauer 01:26:34
Mitwirkende Karoshi, Essad Alexander [Interviewte/r]
Dietschy, Ulrike [Interviewer/in]
Österreichische Mediathek [Produzent]
Datum 2015.09.14 [Aufnahmedatum]
Ort Rosenau am Hengstpaß [Aufnahmeort]
Schlagworte Gesellschaft ; Interview ; Alltag ; Familie ; Arbeitsbedingungen ; EU ; Krieg ; Zweiter Weltkrieg ; Migration ; Asyl ; Ernährung ; Religion ; Christentum ; römisch - katholische Kirche ; Tod ; Landwirtschaft und Forstwirtschaft ; Tiere ; Landschaft ; Politische Verfolgung ; Reise ; Unveröffentlichte Aufnahme
Örtliche Einordnung Österreich
Typ audio
Format DFWAV [Dateiformat: Broadcast WAV]
Sprache Deutsch
Signatur Österreichische Mediathek, e13-07826_k02
Medienart Mp3-Audiodatei

Information

Inhalt

Das Interview wurde mit dem privaten Aufnahmegerät der Interviewerin (Olympus LS-5 mit internem Mikrofon) aufgezeichnet.

Interviewprotokoll, 1. Teil #‍13#‍13 00:00:00 Flucht Albanien – Graz – Rom#‍13 Essad Alexander Karoshi, Vater im 2. Weltkrieg aus Albanien vor den Partisanen in die Stmk geflüchtet, dort Mutter kennengelernt, Grazerin, Eltern nach Kriegsende noch einmal geflüchtet, Vater von den Partisanen und der Sowjetunion verfolgt, Angst, dass die Alliierten ihn ausliefern, noch zu Kriegszeiten durch die mittelitalienische Kriegsfront nach Rom, Internierungslager, dort Essad geboren, Sept. 1945, im Filmgelände von Cinecittà. #‍13#‍13 00:02:35 Neapel – Kairo/Arbeit und Schule in Ägypten#‍13 In Neapel, dort Schwester auf die Welt gekommen, Familie nach Ägypten geflüchtet. Viele Albaner in Ägypten, albanische Exilregierung dort, Frieden gefunden, Vater Arbeit bekommen, Mutter bei den Nachfolgern der Stahlwerke Krupp, Stahlbau Rheinhausen, Arbeit gefunden, 48/49, Vater hat beim Onkel von König Faruk großen Pferdebesitz beaufsichtigt. Später hatte die Mutter die Silberkammer über, gut gegangen, glücklich, 1951 in die Volksschule gegangen, für Ausländer englische Schulen. #‍13#‍13 00:05:27 Vertreibung aus Ägypten/Tod des Vaters#‍13 Politische Umwälzungen in Ägypten, Militäraufstand, Nasser verdrängte Nagip, Militärdiktator, 1952 haben alle Ausländer weg müssen, Italiener aus Abessinienzeit, Engländer weg, Mutter mit Kindern nach Österreich, Vater blieb noch in Ägypten, 2 Jahre später in Ägypten verstorben, Umstände ungeklärt, verfolgt von der Militärdiktatur. #‍13#‍13 00:07:50 Albaner im Osmanischen Reich#‍13 Geschichte: Albaner im 18. Jhdt. große Rolle gespielt. #‍13#‍13 00:08:08 Schule/Berufsleben in Österreich#‍13 In Graz, in Volksschule, Muttersprache Deutsch, Gymnasium, in 70er Jahren mit seiner Frau eine Landwirtschaft in Attendorfberg gepachtet, für 40 Jahre eine Bleibe, 5 Kinder, schöne Kindheit, schwere Zeit, Landwirtschaft im Vollerwerb, schön und erfolgreich, Kinder studiert, Arbeit gefunden, nach 40 Jahren in Pension gegangen, 2015 Almhalter bei Windischgarsten. #‍13#‍13 00:10:53 Albaner im Osmanischen Reich#‍13 Albaner großen Einfluss im Osmanischen Reich, Bankenwesen, Feldzug Napoleons gegen Ägypten, aus dem Osmanischen Reich herausgelöst, Türken setzen König ein, in Abhängigkeit vom Osmanischen Reich; Gediven-Dynastie Albaner, 1808. (Ergänzung vom Interviewten: Es waren Tscherkessen - nicht Albaner im engeren Sinn -, die von der türkischen Zentralmacht zur Zeit des Osmanischen Reiches in Ägypten als Könige eingesetzt wurden; Jetzt noch gibt es tscherkessische Prinzessinnen und Prinzen aus Ägypten - was sich aus der osmanischen Zeit herleitet - in Mazedonien.) #‍13#‍13 00:13:57 Geburtsurkunde/Latein/Rom#‍13 Im Lager Cinecittà schwer lungenkrank, problematische Umstände, Geburtsurkunde in Rom ausgestellt, senatus populusque Romanus auf der Geburtsurkunde. Fragen, Vertiefung und Reflexion#‍13 00:16:14 Welche Sprachen hat’s in deiner Kindheit gegeben?#‍13 In Ägypten die Menschen der Umgebung aus vielen Ländern - polyglott unterhalten, Vater sprach 10 Sprachen, Deutsch, in Belgrad studiert, Serbokroatisch, Französisch, Englisch, Ägyptisch, Arabisch, Türkisch, Eltern sprachen im Konfliktfall Italienisch oder Französisch, Kinder sollten nicht verstehen, kein Einzelschicksal, sondern millionenfach, alle Nicht-Staatsbürger müssen Ägypten verlassen, bewegtes Leben, Mutter 1923 geboren, mit 20 Jahren Vater in Graz kennengelernt, 25-30jährig in Ägypten, 2 Kinder, als 30-Jährige wieder nach Graz. #‍13#‍13 00:18:57 Leben in Ägypten#‍13 Großzügiges Leben im königlichen Umfeld. Diener Schwarzafrikaner, abrupt geendet. #‍13#‍13 00:19:49 Hat deine Mutter in Österreich wieder Arbeit gefunden?#‍13 Viele Jahre in der Krankenversicherung, dann in Arztordination, 1977 früh gestorben, den Vater 7,8 Jahre erlebt, gut erinnern, mit Freunden ans Meer, nach Alexandria Ausflüge, schöne Kindheit; Schwester in jungen Jahren Mann kennengelernt, nach Deutschland, lebt in Wuppertal, kommt zu Besuch. #‍13#‍13 00:22.02 In welchem Kontext hat dein Vater Arabisch gelernt?#‍13 Der größte Teil des Osmanischen Reichs hat Arabisch gesprochen, großer Teil Griechisch, und Armenisch, auch Kurdisch, im europäischen Teil des Osmanischen Reichs hat man Serbisch gesprochen, auch Kroatisch und Slowenisch, Albanisch, auch Griechisch, die vielen Minderheiten, Vielvölkerstaat, man hat viele Sprachen gesprochen. Jüdisch- Hebräisch, Islam und Christentum in seinen verschiedenen Richtungen, Orthodoxie, ähnlich bei Habsburgern. #‍13#‍13 00:25:20 Wie hast du die Atmosphäre in Ägypten in deinem Kreis empfunden?#‍13 Weltoffen, aber nur in europäischen Kulturkreisen gelebt, Königshaus und Elite weltgewandt, mit sogenannten niederem Volk kaum zu tun gehabt, nicht in ägyptisch-arabische Volksschule. #‍13#‍13 00:26:44 Hast du mit ägyptischen Kindern gespielt?#‍13 Nein! Italiener, Engländer, Albaner, isoliert. #‍13#‍13 00:27:10 Du hast Ausflüge ans Meer erwähnt, kannst du dich an etwas erinnern?#‍13 Eine Stelle, wo sie gebadet haben, Küste Ägyptens ist Sand, an einer Stelle von einem flachen Felsplateau Stufen hinunter, 10, 15 m zu Sandfläche - war wie kleine Felsküste, winzig klein, oben 5000 m²wär schön, dort noch einmal hinzukommen… #‍13#‍13 00:29:10 Dann seid ihr nach Österreich gekommen, wie war die Atmosphäre hier? Wie hast du dich gefühlt?#‍13 Im Jänner gekommen, Überfahrt im Mittelmeer im Winter recht stürmisch, in Sälen Tische und Sessel vertäut, Schiff hin und her, von Venedig mit dem Zug nach Österreich, in Arnoldstein Halt gemacht, das erste Mal Schnee gesehen, diese Kälte nicht gekannt, große Überraschung, nach Graz in die Volksschule, keine Schwierigkeiten. #‍13#‍13 00:31:12 Würdest du Deutsch als deine Muttersprache sehen?#‍13 Sicher. Mutter aus Graz, 2. Vornamen Alexander mit 8 Jahren bei Taufe bekommen, Vater Moslem, Mutter katholisch, auf Albanisch würde man Karoshi anders betonen. #‍13#‍13 00:33:40 Deine Dokumente waren in lateinischer Schrift geschrieben, oder auf Arabisch?#‍13 In lateinischer Schrift. In Ägypten eine Art von Pass bekommen, in Arabisch geschrieben, mit Fotos. Wichtiges steht in Französisch, seine Frau hat übersetzt, dass es eine Passage ist ohne Wiederkehr, nur eine Ausreise. #‍13#‍13 00:34:46 Was war dein erster Berufswunsch?#‍13 Naturgeschichte studieren, nicht dazu gekommen, alles Mögliche gearbeitet, Frau kennengelernt. #‍13#‍13 00:35:10 Wie hast du sie kennengelernt?#‍13 Freund feierte neue Stelle, festgefügte größere Gruppe von Freunden, Pfarre Herz Jesu, Katholische Jungschar, Wolfgang Pfaffhammer, Gruppe soll sich nicht auflösen, marianische Kongregation von Prof. Franz Attems, in der Stiegenkirche in Graz, Freundeskreis erweitert, Reisen, Plan, nach Amerika oder in die Sahara oder nach Persien, während der Sommerfahrten schon die Winterreisen geplant, Schifahren, Hütte, Freundschaften bis heute, Besuche in Wr. Neustadt, Siegfried Wagner war Reiter, im Wr. Neustädter Reitclub, Kassiererin im Reitclub zukünftige Schwiegermama, in Katzelsdorf Feste, Frau kennengelernt, schnell nähergekommen, eineinhalb Jahre später geheiratet. #‍13#‍13 00:39:34 Das war Niederösterreich, wie ist der Schritt in die Stmk gekommen?#‍13 Frau in Wien Betriebswirtschaft studiert, in Graz zusammengelebt, geheiratet in der Nähe von Katzelsdorf, Schwiegereltern im Sommer in Ofenbach gelebt, in der alten Ofenbacher Kirche, „Wo wir uns getraut haben,“ das einzige Sakrament, das nicht von Amts wegen gespendet wird, sie wollten keine Aussteiger sein, sie wollten Einsteiger in die Landwirtschaft sein, gesucht am Land, Liegenschaft von der Ärztekammer gepach-tet, Herbst 73, am 1. Februar 74 in Attendorf eingezogen, ein paar Schafe halten war Traum vieler junger Leute. #‍13#‍13 00:42:00 Was war euer Traum?#‍13 Haben keinen gehabt, sie haben recht schön zusammen gelebt, 6ha waren ums Haus, 3 Schafe angeschafft, zu viel Fläche, extensiv betrieben, Käse gemacht, schon im ersten Jahr verkauft, gut angekommen, an das beste Delikatessengeschäft in Graz und das erste Hotel, der alte Steirerhof, dann risikofreudiger, im 2. Jahr zehn Tiere, die ersten in Österreich, die groß geworden sind, Schafkäse, Schafjoghurt, Topfen, hat Zukunft, 75 erstes Kind auf die Welt, die anderen vier bald, nach 3,4 Jahren gesehen: das geht, das schaffen sie, keine Konkurrenz, Stadtnähe wirtschaftlich wertvoll. #‍13#‍13 00:44:20 Was unterscheidet Einsteiger von Aussteigern?#‍13 Die Einsteiger von damals waren wirklichkeitsfern, Idealisten, die Sprache kann nicht alles sagen, sie wollten nicht wie die ‚68er die bürgerliche Welt hinter sich lassen und eine neue Welt aufbauen, sondern Landwirtschaft ist das, was sie hier sehen, sie können die Tradition einer Agrarkultur nicht zurücklassen, man kann’s nur weiterentwickeln, haben die Kinder weder ideologisch noch politisch beeinflussen wollen, sie haben gelebt wie in der Landwirtschaft üblich, jeden Tag 12 Stunden, von der Früh bis spät, sie haben ihnen das vorgelebt, ob gut war oder nicht, sollen die Kinder entscheiden, sie haben eine praktische Welt und einen praktischen Alltag ihnen vorgelebt, durch genau 40 Jahre, am 1. Februar 1974 eingezogen und am 31. Jänner 2014 ausgezogen. #‍13#‍13 00:48:12 Wenn du an die Anfänge zurückdenkst, was waren die Schritte, wie habt ihr diese Schafzucht aufgebaut?#‍13 Essad und seine Frau kommen aus einer sehr praktischen Welt, neben einer auch intellektuellen Welt, alles was sie angegangen sind von früh bis spät von der Kinderer-ziehung bis zum Melken und dem Verkauf der Produkte, das Wirtschaftliche, haben sie nüchtern gesehen, schnell herausgefunden, welches Holz ist gut und dauerhaft, wenn man es als Zaunstipfel in die Erde bringt, Dinge in der physischen Welt schnell beurteilen zu können, genügt allein nicht, haben sich Wissen und Können erworben, in Form von Büchern, in der Käserei, in Kursen, keine landwirtschaftliche Schule besucht, Melken und Tierhaltung Kopfsprung ins kalte Wasser, mit 30 macht man vieles, jetzt 70 - im Nachhinein, nie mehr so etwas, in jungen Jahren geht vieles, mit der Familie, sie waren glücklich zusammen, hat alles gepasst, deswegen ist es gut gegangen. #‍13#‍13 00:52:45 Wie war der Ablauf von einem Arbeitstag?#‍13 Der Jahrlauf nicht ganz gleich, 4 Jahreszeiten, verschiedene Arbeiten, Erntearbeiten, Melken nur in 3 Jahreszeiten, anders als bei der Kuhmilchwirtschaft, melken im Oktober aufgehört, recht freie und angenehme Zeit begonnen, kein Käsemachen, kein Käse-verkauf und -liefern, 2 Monate recht locker, im Jänner die Geburten, erst Mitte Februar mit dem Melken begonnen, der Tagesablauf während der Melkzeit: in der Früh kurzes Frühstück, dann in Stall melken gehen, am Vormittag Käse machen, nebenbei die Kinder versorgen, Schule, zu Mittag, die Frau hatte Käserei über, Mittag Mittagessen, Nachmittags Arbeiten draußen oder drinnen, Ernte oder anderes, gegen Abend füttern, Heu, Silage, sie haben silofreie Milch verarbeitet, am Abend wieder melken, im Jahresschnitt 12 Stunden jeden Tag, extreme Zeiten, Geburten - Mitternacht, 2, 3, 4 Uhr in der Früh, es gibt auch andere Berufe, die kurzzeitig die halbe Nacht durcharbeiten, die 12 Stunden regelmäßig, das ganze Jahr hindurch. #‍13#‍13 00:56:45 Der Jahresrhythmus hängt auch mit der Schafrasse zusammen, die ihr hattet?#‍13 Rassenspezifisch verschiedene Geburtszeiten, ostfriesisches Milchschaf, saisonale Brunft, Ablammungen 5 Monate später, andere Rassen haben Brunft das ganze Jahr über, wie bei Rindern, das Melken, das Halten der Herde, die Fütterung, die Krankheiten haben sie sehr schnell im Praktischen erworben, große Hilfe der Tierarzt Albrecht Schwinger aus Hitzendorf, der letzte von 4 Brüdern, die anderen 3 Brüder vom Freundeskreis in Graz gekannt. #‍13#‍13 00:59:41 Für welches landwirtschaftliche Gerät habt ihr euch entschieden?#‍13 Die Nachfolger haben einen ganzen Maschinenpark, ihr habt den nicht gebraucht. Das ist eine Entscheidung, nehme ich an? Haben ganz normalen regulären Maschinenpark gehabt, wie Herde größer geworden ist, 24ha bewirtschaftet, mittlere Landwirtschaft, dafür die entsprechenden modernen Maschinen, Maschinenkette war geschlossen, Heu, Silage, händisch - von der Sense äußerst geringen Gebrauch gemacht, Einsatz vom Maschinenring, Ballenpressen, auf der Höhe der Zeit. #‍13#‍13 01:02:36 Womit hast du gemäht?#‍13 Motormäher für Agrarbereich, für beide Traktoren Finger-Mähwerk, Kreiselheuer, Schwader, einen Ladewagen, Heugebläse, Heukran, alles da, PS-Zahl ausgereicht. #‍13#‍13 01:03:23 Ihr seid dann ein Bio-Betrieb geworden? Wie hat sich das entwickelt?#‍13 Immer biologisch gearbeitet, als noch nicht genau definiert, abhängig vom Getreidekauf, damals kein biologisches Getreide gegeben, bei EU-Beitritt definitiv Biobauern geworden, Kontrollen. #‍13#‍13 01:04:55 Was habt ihr gefüttert?#‍13 Alles aus dem Grünland, Weidegang jeden Tag, zusätzlich Grün gefüttert, eingrasen, Heu, Silage im November, Dezember, Jänner, Getreide, Gerste, Roggen, Pferdebohnen, Lecksteine, Mineralstoffmischungen. #‍13#‍13 01:08:10 Wie oft muss man so einen Stall ausmisten?#‍13 Zweimal im Jahr, Tretmiststall, hoch geworden, 30-40cm, Schafe misten trocken, oberflächige Einstreu, Arbeiten durch starke Maschinen vom Maschinenring. #‍13#‍13 01:06:57 Sind dir die Schafe ans Herz gewachsen?#‍13 Sicher, ist ja auch ein schönes Leben gewesen, lateinische Literatur, am Abend werden die Tiere heimgetrieben, sie haben gesagt: heimkommen!, in die Hände geklatscht, die Tiere sind tatsächlich heimgekommen, zufällig liest er die Bucolica von Vergil, da steht in der letzten Zeile, er ruft seine Schafe und Ziegen, denn der Abendstern sinkt, und ihr seid satt geworden, da steht wortwörtlich: ite domum, das hat er dem Sigi Wagner erzählt, im Operncafe, ja das hat er auch gelesen, das is schon sehr schön eigentlich, wenn’s dort steht: heimkommen, heimgehn! #‍13#‍13 01:09:37 Also die Schafe haben ein Zuhause...#‍13 So war das. #‍13#‍13 01:09:56 Es gibt ja einen Bogen in eurem Leben: aufgewachsen in der Stadt, dann der Schritt aufs Land, und jetzt, nach einem Berufsleben wieder ein Standort in der Stadt.#‍13 Ja, ja, das ist eigenartig für viele, die Leute bewundern das, als Außenstehender kann man das nicht verstehen, für Essad und seine Frau war das kein Problem, sie leben überall, auch in der Sahara, nema problema, weil Kindheit, Kairo liegt in der Wüste, Gizeh ist schon Sandwüste und Steinwüste, alles nicht fremd, ein großer Spannungsbogen von Anfang bis jetzt auch von seiner Frau, der Nani, sie tragen den Spannungsbogen, alle akzeptieren das, finden es sehr toll, die wenigsten werden das wirklich verstehen, dass sie auf der Alm hier sind, finden alle klass, es ist ein ganz besonders schöner Übergang aus der intensiven Landarbeit zu einer sehr lockeren Art, in der Pension geht das leichter. #‍13#‍13 01:13:39 Die besonderen Dinge, die man in der Stadt macht, was wäre das für euch?#‍13 Sie leben hier fast ein halbes Jahr in einer anderen Welt, in der Stadt bewegt er sich auch so wie alle Anderen, mit einer anderen inneren Haltung, eine Wertung des Stadtlebens traut er sich nicht zu, große Literaten sehr negative Beurteilung des Stadtlebens, vieles richtig, große Belastung, die heutige moderne Stadt, die attische polis ist ganz was Anderes gewesen, im alten Rom auch, Essad hat viele Bekannte, geht gern ins Kino, selektiv mit dem Kulturangebot. #‍13#‍13 01:16:06 Was kann das Landleben euren Kindern mitgegeben haben?#‍13 Als Vater möchte er nichts dazu sagen, es nicht beurteilen. #‍13#‍13 01:16:21 Was war für dich als Vater schön mit den Kindern am Land?#‍13 Trau mir’s nicht näher zu beschreiben, das ist zu nahe, großes schönes Haus, haben auf 24ha gelebt, Wiese und Wald waren ihre Wohnung, Kinder haben äußerlich ein größeres Umfeld gehabt als 100m²-Wohnung oder Einfamilienhaus, in dem Sinne hat der Bauer - auch im Mittelalter - einen größeren Horizont als der Städter, Lebenshorizont, Kant, kritische Vernunft, in seiner kleinen Stadt wunderbare Einsichten, den physischen Horizont hat der Bauer, die Kinder haben ein wilderes Leben führen können draußen, Stallleben, mit den Tieren für das junge Leben förderlich, zwei der Kinder haben in eine Landwirtschaft eingeheiratet, alle fünf haben studiert, ein Sohn hat bei der AMA mit der Landwirtschaft zu tun. Man sollte die Kinder fragen. #‍13#‍13 01:21:13 Möchtest du deine Ideen sagen zur Entwicklung der Landwirtschaft heute?#‍13 Stichwort Palmöl, geht in Richtung einer gravierenden Umwälzung, entweder es ändert sich gravierend weltweit etwas, oder es wird ganz schlimm, mit Landwirtschaft hängt Ernährung zusammen, mit Ernährung hängt auch Migration zusammen, die Natur löst ihre Probleme auf ihre einfache Art, wir nennen das oft einmal eine Katastrophe, viele Beispiele, warmen Zeiten nach dem Hochmittelalter, Wikinger und nordischen Völker haben sich nach Island und Grönland begeben, wie’s kälter geworden ist, katastrophal geendet, Natur ist wertfrei, sie unterschiedet nicht zwischen gut und bös, wir werden sehen. #‍13#‍13 01:24:14 Hat die Arbeit in der Landwirtschaft sich verändert nach dem EU-Beitritt?#‍13 In betriebswirtschaftlichen Belangen nicht viel, aber im bürokratischen sehr viel geändert, eine große Belastung geworden, lässt sich nicht gegenrechnen mit den Förderungen, gegen Ende gedacht: er würde gar nicht um Förderungen ansuchen, das bringt es nicht, verzichten drauf, ganz auf eigenen Beinen stehen. #‍13#‍13 01:26:28 Danke vielmals, danke fürs Interesse und die Zeit, die du uns gewidmet hast. #‍13 Gern.

Sammlungsgeschichte

Sammlung "MenschenLeben"

Art der Aufnahme

Interview