Arigona Zogaj. Eine Asylsuchende gibt eine Pressekonferenz (2007)

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      Titel Arigona Zogaj. Eine Asylsuchende gibt eine Pressekonferenz (2007)
      Spieldauer 00:02:04
      Urheber/innen ATV [Produzent]
      Mitwirkende Zogaj, Arigona [Akteur/in]
      Saringer, Sylvia [Moderation]
      Datum 2007.10.12 [Produktionsdatum]
      Ort Ungenach [Ortsbezug]
      Schlagworte Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Ethnologie ; Feiertag ; Wissenschaftlicher Film ; Christentum ; Publizierte und vervielfältigte Aufnahme
      21. Jahrhundert - Nullerjahre
      Typ video
      Format DVD [DVD]
      Sprache Deutsch
      Signatur Österreichische Mediathek, 12-04022_b02_k02, 12-04022_b02_k01
      Medienart MPG-Videodatei
      Bild: CC BY-SA 3.0 AT. Österreichische Mediathek 2017.

      Bild: CC BY-SA 3.0 AT. Österreichische Mediathek 2017.

      Information

      Inhalt

      Die Geschichte der Familie Zogaj und einzelner Familienmitglieder war einer der wenigen Fälle in Österreich, in denen die Presse den komplizierten Prozess von zahlreichen Anträgen auf Asyl und humanitäres Bleiberecht, das Agieren der zuständigen Behörden und Politiker einerseits verfolgte und andererseits ausführlich über die betroffenen Familienmitglieder berichtete. In dem dramatischen Moment erteilten die Medien der perfekt oberösterreichisch sprechenden Tochter Arigona Zogaj, als diese nach einer zweiwöchigen Flucht vor die Presse trat, in einer Pressekonferenz selbst das Wort. Sie spricht in Ungenach, von dessen Pfarrer Josef Friedl sie betreut worden war, vor zahlreichen Pressestationen. Vor dem Hintergrund, dass sie in den Wochen, als sie untergetaucht war, Briefe mit Selbstmorddrohungen geschrieben hatte, wurde sie auch danach gefragt.

      Die Geschichte der Familie verlief in dem einen oder anderen Aspekt ähnlich wie Tausende andere, die sich seit den 1990er Jahren in Österreich zutrugen - in jenem Zeitraum, in dem die Asylgesetze in kurzen Abständen novelliert wurden, um das nationale mit EU-Recht zu koordinieren, um die Erlangung von Asyl tendenziell zu erschweren und Abschiebungen zu erleichtern, um Entscheidungen der Höchstgerichte zu berücksichtigen, um den Prozessverlauf zu verkürzen und damit nicht nur die Behörden zu entlasten, sondern auch Bescheide zu vermeiden, die über viele Jahre hier lebende und bereits wohl integrierte Menschen treffen. Gerade dieser Aspekt wurde durch das medienwirksame Auftreten der fünfzehnjährigen Arigona Zogaj, die wortgewandt und in "akzentfreiem" oberösterreichischem Dialekt ihren und den Fall ihrer kosovarischen Familie vertrat, für die Öffentlichkeit besonders deutlich. Allein dadurch, dass sie als attraktives, klug und beherzt agierendes Mädchen, das im Habitus von gleichaltrigen Österreicherinnen nicht unterscheidbar war, vor die Kameras der zahlreichen Fernsehstationen treten konnte, kam einem Eintreten der Medien für die Asylsuchenden gleich. Die Zuschauer übernahmen fast unweigerlich die Perspektive des Mädchens, für das der Staat als Gegner auftrat. Wie kann ein 15-jähriges Mädchen, das aus Angst vor der eigenen Abschiebung gemeinsam mit einem Pfarrer flieht und sich versteckt, nachdem die "MitbürgerInnen" von Frankenburg - zu solchen sind sie der Familie bereits geworden - gegen die Abschiebung protestierten, zu einer "Staatsfeindin" werden? Die PolitikerInnen, besonders der damalige Innenminister Günther Platter, erschienen als Gesetzgeber und Einklagender der Gesetze wenigstens in diesem Augenblick hart und gleichgültig gegenüber dem einzelnen menschlichen Schicksal.

      Politik und Medien sollten sich noch weitere Jahre mit dem "Fall Zogaj" beschäftigen, und im weiteren Verlauf änderten auch viele Medienstimmen ihre Haltung. Wie sehr den zuständigen PolitikerInnen die öffentliche Sichtbarkeit des menschlichen Antlitzes eines Flüchtlings ein Dorn im Auge sein konnte, zeigte am besten der Kommentar der Innenministerin und Nachfolgerin von Günther Platter, Maria Fekter im Jahr 2009: Sie lasse sich nicht von Rehleinaugen erpressen.

      Sammlungsgeschichte

      Archivbestand Österreichische Mediathek ohne weitere Sammlungszuordnung