Ein Kind unserer Zeit

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Information

Inhalt

Teil der Sammlung Franz Hiesel
Brenner, Hans (Erzähler) ; Trenk-Trebitsch, Willi (Der Vater) ; Wildner, Andrea (Das Fräulein) ; Hakl, Fritz (Der Liliputaner) ; Schmidinger, Walter (Der Buchhalter) ; Doll, Birgit (Anna) ; Brandt, Marianne (Die Hausmeisterin) ; Horeschowsky, Melanie (Die Dame) ; Nicoletti, Susi (Die Witwe)
"Ein Kind unserer Zeit", abgeschlossen und im darauffolgenden Jahr bei Allert de Lange in Amsterdam publiziert, ist der letzte Roman Horváths, der sich, ein Jahr vor seinem Tod, der Prosa zugewandt hatte. Der in der Abschreibetradition von Literaturkritikern oft als skizzenhaft bezeichnete Roman erweist sich als genauer, ja fast streng durchkomponierter Monolog, der Motive, Bilder, Empfindungen und Phrasen - z.T. auch früherer Arbeiten - als mehrfach wiederkehrende Stereotypien eines Bewußtseins zu einem Text von eher märchenähnlicher Struktur verarbeitet - trotz der deutlichen Zeitbezüge. Die Wiederkehr allerdings signalisiert hier Veränderungen eines Bewußtseins. Der Soldat, Jahrgang 1917, ein kleinbürgerlicher Schwadroneur nationalsozialistischer Parolen, begegnet, nachdem er infolge einer Kriegsverletzung die Armee verlassen muß und arbeitslos bleibt, in der Gestalt eines Buchhalters seinem eigenen inhumanen Denken, und er erschlägt ihn: "Bedenk es: er wußt sich nicht anders zu helfen, er war eben ein Kind seiner Zeit". Horváths Roman leistete weniger eine historisch genau Deskription der politisch gesellschaftlichen Zustände des 3. Reichs vor dem Zweiten Weltkrieg als eine Analyse der zähen Kleinbürgermentalität, deren konsequenten Weg in den Krieg, zu dem auch die Greuel an der Zivilbevölkerung gehörten, der Autor vorwegnahm.