Mein Sommernachtstraum

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Information

Inhalt

Teil der Sammlung Franz Hiesel
Sprecherin / Motto: Stefanie Schastok ; 1. Erzählerin: Angelica Domröse ; 2. Erzählerin: Y Sa Lo ; Alte Frau: Maria Krasna ; Friederike: Gabriele Litty ; Doktor Stein: Werner Rehm ; Doktor Cottbus: Friedrich W. Bauschulte ; Alter Mann: Herbert Weißbach ; Feldwebel / Flüsterstimme: Peter Roggisch ; Kalle Becker: Till Hagen ; Fremdenführer: Willy Trenk-Trebitsch ; 1. Gefolterter / Passant: Andreas Bißmeier ; 2. Gefolterter / Specht: Otto Sander ; 3. Gefolterter / Mann: Christian Rode
Die kritischen Jahre, fürchte ich, haben uns fett gemacht. Wir alle tragen längst ein wohlinformiertes, von allen Medien gemästetes Ich in uns herum, das ganz genau weil, was falsch gelaufen ist in den letzten Jahren, das eifrig nickt, wenn wieder mal die Rede ist von der sozialökologischenpolitischen Zeitbombe, auf der wir sitzen. An Schreibtischen, in Diskussionsrunden, in Funk- und Fernsehstudios ist es unheimlich da, dieses Ich. Aber ich werde den Verdacht nicht los, im Grunde kümmern wir alle uns immer weniger darum. Ein Bruchteil des kritischen Wissens, mit dem wir die gigantischen Lagerhäuser in unseren Hinterköpfen vollgestopft haben, müßte ausreichen, um die kollektive Reise in die Selbstzerstörung zu stoppen. In Wahrheit aber bleibt alles, wie es ist. Wir redenredenreden kritisch, wir schreibenschreibenschreiben kritisch, aber ändernändernändern tut sich nichts. Ich glaube, es wird langsam Zeit, den Ton zu wechseln. Das ausschließliche Abfotografieren von Elend, Gewalt und Ungerechtigkeit kann - so entsetzlich das ist - auch abstumpfen. Wir sollten zugleich darüber nachdenken, was nicht" drauf ist auf solchen Fotografien. Vielleicht haben Elend, Gewalt und Ungerechtigkeit es dann nicht mehr ganz so leicht unter uns. Wir sollten die Phantasie anheizen, die Träume, wir sollten das so heftig tun, daß jeder Lust bekommt darauf. Wer nur auf das Falsche starrt, verlängert es unwillentlich auch. Es muß Raum bleiben, das Andere, Bessere, Schönere, vielleicht sogar das Richtige zu denken - gerade wenn das praktisch nicht mehr möglich scheint. Ein Motto von Edgar Allan Poe steht über dem Hörspiel. "Die Martern, die sind, haben ihren Ursprung in den Entzückungen, die hätten sein können." Über solche Entzückungen versucht "Mein Sommernachtstraum" nachzudenken. Damit wir uns an die Martern nicht gewöhnen." (Der Autor)