Revolution als rhetorische Frage an die „Herren“: František Staňek vor dem Reichsrat am 2. Oktober 1918 in Wien

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Titel Revolution als rhetorische Frage an die „Herren“: František Staňek vor dem Reichsrat am 2. Oktober 1918 in Wien
Titelzusatz AF09064/2
Spieldauer 00:03:08
Mitwirkende Staňek, František [GND]
Datum 1918.10.02
Schlagworte Politik ; Revolution ; Publizierte und vervielfältigte Aufnahme
20. Jahrhundert - 10er Jahre
Typ video
Format DFFLV [Dateiformat: FLV]
Sprache Tschechisch
Rechte Mit freundlicher Genehmigung: Český Rozhlas
Signatur Österreichische Mediathek, e07-01791_k02
Medienart FLV-Videodatei

Information

Inhalt

Tondokument mit Untertitel

František Staňek (1867-1936) war Abgeordneter für die konservativ-landespatriotische Partei der Agrarier und im österreichischen Reichsrat bis 1918 vertreten. In der Ersten Republik der Tschechoslowakei übernahm er mehrere Ministerämter und war bis 1938 Abgeordneter im Parlament. Bis Mai 1917 vertrat er eine prohabsburgische Linie. Nach dem Zusammenkommen des Reichsrates, der von März 1914 bis Juni 1917 vertagt worden war (und mithin am Kriegsbeginn in keiner Weise mitwirkte), trat er für eine Föderalisierung der Monarchie ein und forderte mit Hinweis auf das Programm von Präsident Wilson das Selbstbestimmungsrecht der Völker ein.

Seine Rede vor dem Reichsrat am 2. Oktober 1918 ist, dem monotonen Tonfall nach zu schließen, das Produkt einer Studio-Aufnahme vom Ende der 1920er Jahre. Staňek adressiert faktisch die Abgeordneten des Reichsrates, doch spricht er nur über den gleichzeitig mit dieser Sitzung tagenden Kronrat beziehungsweise spricht er den Kronrat sogar an, um den Kontrast der beiden politischen Körper hervorzuheben: Während „hier“ im Reichsrat die militärisch aussichtslose Situation der Mittelmächte gewissermaßen identisch mit der unabwendbaren Bewegung zur Selbständigkeit der Völker ist, versuche man „dort“ im Kronrat krampfhaft durch Zugeständnisse an die Nationen von der Monarchie zu retten, was noch zu retten sei. Diese Gelegenheit nützt Staňek, um sich über die Überheblichkeit und Taubheit der deutsch-magyarischen Aristokratie („die Herren“) auszulassen und seiner Frustration über den österreichisch-ungarischen Ausgleich, der anderen Völkern eine entsprechende Selbständigkeit und einen entsprechenden Anteil an der Herrschaft vorenthielt, Ausdruck zu verleihen. In letzter Konsequenz macht er damit die deutsch-magyarischen Arroganz auch für die Niederlage im Ersten Weltkrieg verantwortlich. Man spürt freilich auch, dass sich Staňek in diesem Augenblick noch nicht ganz sicher ist, wie weit er eigentlich gehen kann, soll oder muss im Anspruch der Selbständigkeit für sein Land. Ein großer Teil der Rede bleibt in der Form der vorwurfsvollen Frage an den Herren. Von einer Proklamation ist er jedenfalls noch ein ganzes Stück entfernt.

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