Lila

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Lila ist der Name einer jungen Philippinin, die sich der Schiffskoch Siegfried Kratzke ins heimatliche Dorf mitgebracht hat. Langsam, aber darum nicht weniger bedrohlich, wächst die Ablehnung der Fremden durch die Familie und die Nachbarn, bis das Leben der Familie zerstört ist. Eine genaue Studie des alltäglichen Fremdenhasses, der plötzlich eskalieren und apokalyptische Züge annehmen kann, verbrannte Erde zurücklassend. Und wie in einem Brennspiegel werden dabei auch die Zerstörungen in der dörflichen Umwelt und Gesellschaft wahrnehmbar.
Kerstin Spechts zwischen 1988 und 1992 entstandenes Stück wählt keinen spektakulären Fall. Weder rechtsradikaler Terror noch restriktive Ausländergesetze spielen eine Rolle. Eine tiefverwurzelte Fremdenfeindlichkeit fordert auch ohne Gewalt und Behördenwillkür ihr Opfer. Die junge Philippinin ist auch kein Objekt von Frauenhändlern und Geschäftemachern. Die Beziehung zu ihrem deutschen Mann beginnt durchaus als Liebesbeziehung. Dennoch bleibt ihr das Schicksal der Sprachlosigkeit, Kontaktlosigkeit und Passivität, das ausländischen Frauen in unserer Kultur droht, nicht erspart. Der Mangel an Respekt für das Fremde, Andere trifft auch erwünschte Immigranten.
Lila ist keine Medea, auch wenn sie sich schließlich mit einer Gewalttat befreit, aber das Stück ergänzt die euripideische Tragödie aus heutiger Sicht. Medea und Lila teilen das Schicksal der fremden Frau.