Familiengeschäfte

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Familiengeschäfte sind das zeitgenössische Gegenstück zu Gogols Revisor. Hier wie dort eine durch und durch korrupte Gesellschaft, in der Bestechlichkeit und Bestechung das Normale, Selbstverständliche, Überlebensnotwendige sind. Hier wie dort Doppelmoral: große, schöne Worte wie Ehrlichkeit, Fleiß, Anstand, Vertrauen, Opferbereitschaft für die Sonn- und Feiertage, Betrug und jede andere Gaunerei für den Alltag. Freilich, die Welt Gogols war überschaubarer – Bestechlichkeit war das Privileg einer kleinen Beamtenkaste, Bestechen die Überlebensstrategie aller anderen. Eine Revision hätte ganz theoretisch diese Welt noch in Ordnung bringen können. In unserer, der Ayckbournschen Welt ist auch die Korruption privatisiert: eine Welt, in der jeder Versuch einer „Revision“ zum traurigen Witz verkommen muß. Und wenn da ein „Revisor“, einer wie Jack McCracken, die Hauptfigur im Stück Familiengeschäfte, auftaucht und die Sonntagsworte zum Leitfaden für den Alltag macht, mit Moral und weißer Weste auch noch Geschäfte machen will, dann muß logischerweise alles noch viel schlimmer werden als es schon ist. Denn Gutgläubigkeit und Blauäugigkeit sind keine brauchbaren Waffen gegen den abgefeimten Zynismus dieser Verbrauchergesellschaft. Was aber ist eine brauchbare Waffe? Gibt es überhaupt eine?