Yerma

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Eine Frau will von ihrem Mann ein Kind, doch er verweigert sich ihrem Wunsch, vor allem weil er seinen Reichtum mehren will. Ein archaisches Stück? In Zeiten zunehmend egoistischen Glücksverlangens (auch in der Familienplanung) rückt uns die Tragödie der Spanierin Yerma, die, eingezwängt in eine Gesellschaft mit lebensfeindlichen Moralvorstellungen, durch aufgezwungene Kinderlosigkeit ihrer damals einzig möglichen Rolle im Leben beraubt ist, auf unerwartete Weise nahe. Zwischen der Entscheidung für oder wider ein Kind pendelt heute in vielen Lebensgemeinschaften das Wunschbild der Frau, und oft ist ihr um den Preis der einen Entscheidung die Verwirklichung zugleich gehegter anderer Lebenswünsche verwehrt. Im Spanien des Dichters Federico Garcia Lorca herrscht noch, nach den strengen Zwängen patriarchalischen Gesellschaftsvorrechts, die Festlegung der Frau auf die Mutterrolle vor, doch der Mann Juan lebt schon ganz nach den Regeln der Geld- und Erwerbsgesellschaft: statt ein Kind zu ernähren will er lieber reich werden, statt seine Zukunft im Leben zu begründen will er sie lieber im erweiterten Besitzstand gesichert sehen. Für seine Frau Yerma bleibt da kein Funken Lebenssinn – weshalb Garcia Lorcas Stück Tragödie heißt. Das Tragische eines verfehlten Lebens, aufgezwungen durch einen fremden Willen und die Unausweichlichkeit dieser einseitigen Entscheidung, ist für alle nachvollziehbar, nicht nur für Frauen, die sich vor die Entscheidung für oder wider ein Kind gestellt sehen.
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