Der Irrläufer

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Ein Dorf an einer Grenze. Eine Frau wartet. Sie wartet darauf, daß der Mann, in den sie sich vor über dreißig Jahren verliebte, zurückkehrt, um sie zu holen. Man hatte damals einen jungen Fremden, in dessen Heimatland Krieg geführt wurde, zur Erholung im Dorf aufgenommen. Er verbrachte viele Stunden mit der Frau, die zu dieser Zeit fast noch ein Mädchen war, oben am Waldrand beim Holzapfelbaum. Er sagte ihr Gedichte auf – damals hinterm Haus, als der Mond schien. Er versprach ihr wiederzukommen und sie zur Frau zu nehmen. Seit dieser Zeit wartet die Frau vergebens auf ihren Geliebten, sie hat sich ihren Traum vom großen Glück zurechtgelegt, ein Glück, das ihr bis jetzt verwehrt geblieben ist. Doch noch immer lebt sie für die Hoffnung auf dessen Erfüllung.
Eines Tages sucht ein Flüchtling, ein illegaler Grenzgänger, im Haus der Frau Zuflucht. Der Irrläufer wird von der Dorffeuerwehr gehetzt. Ist es der Fremde von damals? Die Erfüllung des großen Traums rückt in greifbare Nähe. Doch nun will die Frau es gar nicht mehr zulassen. Sie will die schöne, wehmütige Erinnerung an ihre Jugend nicht verlieren. Sie will nicht wahrhaben, daß der alte, versoffene Schauspieler aus dem fremden Land ihr Märchenprinz von damals ist. Sie nimmt den Flüchtling zwar auf, aber sie verleugnet seine Identität.
Der bekannte Schweizer Autor beschreibt in seiner Liebesgeschichte sehr einfühlsam das Problem des Fremdseins, die Ängste, Aggressionen und Sehnsüchte, die es auslöst.