Die Wanze

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Dieses Medium ist Teil des Gesamtwerks Die Spur und der Strom ; Die Wanze

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In seiner "Zauberkomödie" wollte Majakowski den bürgerlich spießerhaft gewordenen Revolutionär treffen, der einer künftigen kommunistischen Idealwelt, wie sie ihm vor Augen stand, so fossilienhaft, absurd und schmutzig wie eine Wanze erscheinen mußte. Die erste Hälfte spielt in einer russischen Kleinstadt Ende der zwanziger Jahre. Prissypkin, "früherer Arbeiter, früheres Parteimitglied", will die Frucht seines revolutionären Kampfes vorzeitig genießen und ist deshalb aus der Partei ausgestoßen worden. Seine Geliebte, die klassenbewußte, aber reizlose Arbeiterin Zoja Birkelein, hat er verlassen und feiert Hochzeit mit der üppigen Elsevira Renaissans, einer Manikürdame, deren kleinbürgerliche Familie durch den Schwiegersohn mit der Gewerkschaftskarte in das herrschende Proletariat aufsteigen möchte. Es wird getanzt un gesoffen, "bürgerlich" nach Beethoven und Shakespeare gebrüllt, da bricht Feuer aus und Prissypkin friert im Keller im eisigen Löschwasser ein. Die zweite Hälfte spielt fünfzig Jahre später. Eine Weltregierung, zu der auch der "Sowjet von Chicago" gehört, eine hochtechnifizierte, keimfreie Gesellschaft, repräsentiert durch eine "funkmegaphonische Sprachrohranlage", taut Prissypkin aus dem Eise auf und mit ihm eine kostbare, weil inzwischen längst ausgestorbene Wanze. Prissypkin meldet sich für sie als Blutspender und wird im Zoo dem staunenden Publikum als rauchender, saufender, nach seiner Braut verlangender "Spiesserius vulgaris" vorgeführt.