Opernabend [2017.08.04]

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[Sendungsinformation]
"Gesamtkunstwerk", "spektakuläres Opernkino", "Dramatik und Kraft" sowie "Kammermusikalische Räume" - so lauten die ersten überaus positiven Kritiken für die Produktion der Oper "Lady Macbeth von Mzensk von Dmitri Schostakowitsch.
Die Produktion ist in mehrerer Hinsicht außergewöhnlich. Denn Mariss Jansons dirigiert nur mehr in Ausnahmefällen Oper, zu sehr nimmt so eine musikdramatische Produktion den gewissenhaften Arbeiter in Anspruch. Es ist dies die erste Opernproduktion mit Mariss Jansons in Österreich und die erste mit den Wiener Philharmonikern. Die internationale Aufmerksamkeit ist entsprechend groß.
Lady Macbeth von Mzensk passt in mehrfacher Hinsicht in das heurige Festspiel-Generalthema der "Macht". Denn der Komponist hat ganz direkt die konkrete politische Macht zu spüren bekommen. 1936, zwei Jahr nach der Uraufführung, hat nämlich Stalin einer Aufführung der Lady Macbeth beigewohnt - erzürnt verließ er schon nach zwei Akten seine Loge, kurz darauf erschien in der Prawda ein Verriss unter dem Titel "Chaos statt Musik". Das Werk wurde als bourgeois, dekadent und abstrakt-formalistisch gebrandmarkt. Formalistisch - in der Stalin-Zeit ein Verdikt, das den Tod der betroffenen Künstler zur Folge haben konnte oder die Versendung ins sibirische Lager. Formalistisch - das Äquivalent im Nazi-Deutschland (was die möglichen Folgen betrifft) war die Bezeichnung "entartet".
Nicht nur in Bezug auf den selten Oper dirigierenden Maestro Jansons ist dieser Abend etwas Außergewöhnliches, sondern auch für die Sängerin der Hauptrolle: die schwedische Sopranistin Nina Stemme, einer der führenden dramatischen Soprane unserer Zeit. Es ist für sie eine Rückkehr: 2001 hat sie die Rolle schon gesungen - nun zum zweiten Mal in einer Produktion und sie kann nun auf ihre ganze Erfahrung zurückgreifen - vor allem bei der packenden Darstellung, denn die Rolle ist eine große schauspielerische Herausforderung. Zumal in der sehr realistischen, fast brutalen Regie von Andreas Kriegenburg.
Eine trostlose Welt spiegelt sich im beeindruckenden Bühnenbild von Harald B. Thor - wenn sich der Vorhang hebt, sehen wir den vergammelten Hof eines trostlosen Plattenbaus. Katerina ist allein in ihrem Zimmer - wie ein Vogel im goldenen Käfig wirkt sie. Was sich dann entwickelt ist ein Drama einer Frau, die alle moralischen Grenzen umstößt in ihrer Suche nach körperlicher Erfüllung.