Alpenwege: Vom Salz, vom Ötzi und dem Jakobsweg

Mediathek

Dieses Medium ist nur vor Ort im Publikumsbetrieb der Österreichischen Mediathek verfügbar.

Katalogzettel

Titel Alpenwege: Vom Salz, vom Ötzi und dem Jakobsweg
Titelzusatz Land der Berge
Urheber/innen und Mitwirkende Reindl, Kurt [Gestaltung]
Fleming, Stefan [Sprecher/in] [GND]
ORF 3 [Sendeanstalt]
Datum 2020.11.18 [Sendedatum]
2020 [Jahr des Copyright]
Schlagworte Natur ; Dokumentation ; Naturaufnahmen ; Landschaft ; TV-Mitschnitt
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-20973

Information

Inhalt

[Senderinformation] Die Dokumentation von Kurt Reindl erzählt die tragischen, lustigen und teils skurrilen Geschichten drei Tiroler Alpenwege.

„Land der Berge“ stellt drei ganz besondere Alpenwege in Tirol vor, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Auf dem einen war Ötzi unterwegs, auf dem anderen gehen Menschen, mitunter um sich selbst zu finden, und auf dem dritten wurde „weißes Gold“ quer durch Europa transportiert. Die Dokumentation folgt der Geschichte und den Geschichten und Menschen dieser drei Alpenwege.

Die Obere Tiroler Salzstraße liegt versteckt im Wald, wirkt unscheinbar und ist gefährlich. Hier beginnt der herausforderndste Teil einer der wichtigsten Salzstraßen Europas. Von Hall führt sie durch das Tiroler Inntal und betritt bei Weißenbach das Tannheimer Tal; bei Oberjoch verlässt sie Österreich und endet am Bodensee. Über 13.000 Fässer „weißes Gold“ sind hier transportiert worden, schwer beladene Pferde haben sich durch die Schlucht geplagt. Der Salzhandel war damals in vielen Städten Europas allein in Frauenhand - keine angesehene, aber ehrliche Arbeit mit einem weltweit begehrten Gut. Auch durchs Tannheimer Tal dürften sie auf dem Weg gewesen sein. Dorthin führt die Obere Salzstraße, die heute im Dornröschenschlaf zu liegen scheint.

Die Tiroler Salzstraße überwindet mit dem Hochleitensattel, dem Fernpass, dem Gaichtpass und dem Oberjoch vier Alpenpässe. Am Oberjoch, im deutschen Allgäu gelegen, erreichen wir auf über 1.200 Metern den höchsten Punkt aller europäischen Salzstraßen. Die steile Abfahrt war für die schweren Salzfuhrwerke gefährlich, schnell sind sie hier außer Kontrolle geraten. Die Händler haben zur Sicherheit eine Kapelle errichtet, um vor der Abfahrt Gottes Beistand zu erbitten.

Atemberaubende Aufnahmen zeigen die Schönheit der Alpenregion entlang von Ötzis Route. Ötzi hatte sich mit einfachsten Mitteln auf Handel und Wanderschaft begeben, doch das hintere Ötztal ist hochalpin, eine unwirtliche Gegend. Im August und September kann hier schon tiefster Winter herrschen. Nicht weit von der Similaunhütte entfernt, hat er auf über 3.200 Metern die Alpen überquert. Diesen transalpinen Weg begeht der Alpinist Johannes Klotz in den Gewändern von damals: Archäologen haben für ihn Ötzis Kleidung nachgemacht; so folgt er Ötzis Spuren von der Martin Busch Hütte auf die Similaunhütte. Auf dieser Route waren Hirten und Treiber mit tausenden Schafen unterwegs. Die Transhumanz zwischen Ötztal und Südtirol ist weltweit die einzige grenzüberschreitende, die über einen Gletscher führt. Die Schafe gehen hier seit tausenden Jahren über die Grenze.

Ötzis Route wurde schon lange vor ihm begangen. Funde belegen die Ankunft des Menschen unmittelbar nach dem Ende der letzten Eiszeit. So sind nahe der beschwerlichen Stellen Rastplätze und später Siedlungen entstanden. So auch die Rofenhöfe - heute die höchstgelegenen, ganzjährig bewirtschafteten Höfe Österreichs. Anni Klotz, die ehemalige Wirtin vom „Rofenhof“ erzählt, wie ihr Mann und ihr Schwager den Weg von Vent bis hierher gemacht haben: man hat das Vieh aus dem Stall getrieben und die Rinder haben den Weg getrampelt, die beiden Männer haben dann die Knollen entfernt.

Manche Wege dienen weder Handel noch Wirtschaft und haben auch sonst keine besondere Funktion. Sie sind einfach nur da, um gegangen zu werden. Wie der Jakobsweg, der weltweit bedeutendste Pilgerweg. Einige Streckenabschnitte führen durch Tirol, der alpinste unter ihnen führt über 230 Kilometer entlang der Tiroler Hauptroute von Zams über Landeck nach St. Anton und zum höchstgelegenen Punkt aller europäischen Pilgerwege, nach St. Christoph am Arlberg.

Der spektakulärste Wegabschnitt beginnt auf der Kronburg bei Zams; der Wallfahrtsort ist für viele eine bedeutende Wegmarke und magischer Knotenpunkt. Hier treffen Jakobsweg, die römische Handelsroute Via Claudia Augusta und der Europäische Fernwanderweg „E5“ zusammen. Etwas eigentümlich und einer Markierungsnadel gleich steht hier auch der Kirchturm ganz alleine. Das Kirchenschiff wurde vor über 100 Jahren, nach einem verheerenden Brand, abseits errichtet. Von der Burg Schrofenstein aus wurden jahrhundertelang die Verkehrswege nach Südtirol und über den Fernpass überwacht. Heute darf hier jeder passieren.

Nahe Landeck führt der Jakobsweg entlang vieler Zwetschkenplantagen steil hinauf zum weltweit bekannten Brennereidorf Stanz. Hier wird den Pilgern ein besonderer „Geist“ eingehaucht, gleich 55 Brennereien bieten ihnen wahre Verlockungen.

Der Jakobsweg ist international, genau so wie die Menschen, die auf ihm unterwegs sind. Der ehemalige und langjährige Pfarrer der Region St. Anton, Augustinus Kouanvih, kennt ihn gut, auch wenn der im westafrikanischen Togo geborene Priester die Höhe am Berg nicht so gern mag.