FM4 Radio Session [2018.11.30]

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Katalogzettel

Titel FM4 Radio Session [2018.11.30]
Titelzusatz Chilly Gonzales
Urheber/innen und Mitwirkende FM4 [Sendeanstalt]
Gonzales, Chilly [Klavier] [GND]
Datum 2018.11.30 [Sendedatum]
Ort Wien, Funkhaus, Großer Sendesaal [Aufnahmeort]
Schlagworte Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt
Typ audio
Format DFMP2 [Dateiformat: MP2]
Sprache Deutsch
Signatur E53-03546

Information

Inhalt

[Sendungsinformation]
Der Maestro lässt bitten: Wir konnten den Musical Genius Chilly Gonzales anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Albums „Solo Piano III“ für ein Klavierkonzert gewinnen.
Der keine Grenzen, Schranken oder Genrelimitierungen kennende Superstar wird am 30. November anreisen, um die verehrte HörerInnenschaft im Großen Sendesaal des Wiener Funkhauses auf eine Achterbahnfahrt zwischen entrückter Ekstase und melancholischer Introspektion zu schicken.
Erlauben Sie uns im Folgenden, ein paar Sätze zur Genesis unseres Helden zu verlieren. Jeder, der von sich behauptet, ein Genie zu sein, verdient es, mit lautem Gelächter verhöhnt zu werden. Außer es handelt sich um Chilly Gonzales. Es gibt nicht wenige, die ihm verfallen sind, seit sie zum ersten Mal der Musik des Maestros lauschten. Wem bereits das Privileg zuteil geworden ist, Chilly Gonzales in seinem natürlichen Habitat - also auf der Bühne - zu beobachten, egal ob als Rapper, als singenden Demagogen im pinken Anzug oder als weltrekordhaltendes Piano-Genie im durchschwitzten Frottee-Bademantel, die oder der weiß: ein Abend mit Gonzales ist etwas, das mit einem Sternchenaufkleber im großen goldenen Buch des Lebens vermerkt wird.
Im September diesen Jahres ist der dritte Teil von Gonzales’ Solo-Piano-Reihe erschienen, von der ihm schon der erste Teil Vergleiche mit Erik Satie einbrachte. Nicht wenige unter uns wünschen sich wohl klammheimlich, der äußerst gepflegte Malteserwelpe zu sein, der in den Videos zu „Solo Piano III“ andächtig und jedem Leckerli entsagend unter dem Piano des Maestros gebannt dessen Musik lauscht.
Eine jüngere Version der Verfasserin dieser Zeilen lustwandelte vor vielen Monden in den weitläufigen und vertrackten Katakomben des Wiener Funkhauses, als ihr am Gang unvermittelt eine junge Frau in pinken Latex-Hotpants und ein riesengroßer Typ in einem Safari-Anzug, komplett mit Tropenhelm, begegneten. Er sah aus wie der Bösewicht aus einem antikolonialistischen Comic und sie wie eine Punk-Barbarella, die gekommen war, um Jane Fonda in den Arsch zu treten und vom Thron zu stoßen. Die beiden waren sehr nett, sagten Hallo und die Dame wurde mir als Peaches, „the Protegé with a great future certain“, vorgestellt.
Das war kein Auftritt, um eine Medienvertreterin zwischen Tür und Angel zu beeindrucken; Chilly Gonzales und Peaches sind KünstlerInnen, die total in den Charakteren aufgehen, als die sie sich konzipiert haben. Seit diesem Moment verehre ich Gonzales. Er ist kein Poser; er ist ein großartiger Musiker und Entertainer, der so tut, als wäre er ein Poser und in dieser Rolle verkündet, er sei ein Genie - aber nur, um mit dem heiligen, bildungsbürgerlichen Genie-Begriff seine subversiven Scherze zu treiben und gleichzeitig alle musikalischen Erwartungen zu übertreffen.
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