Weh dem, der lügt!

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Gregor, Bischof von Chalons: Georg Trenkwitz ; Atalus, sein Neffe: Fritz Hammel ; Leon, Küchenjunge: Cornelius Obonya ; Kattwald, Graf im Rheingau: Michael Rastl ; Edrita, seine Tochter: Franziska Sztavjanik ; Galomir, ihr Bäutigam: Hannes Gastinger ; Der Schaffner Kattwalds: Wolfgang Klivana ; Ein Pilger: Gerhard Steffen ; Ein Fischer: Wolf Dähne ; und: Günter Baumann, Gernot Berger, Alexander Jagsch, Max Schmiedl, Markus Wasner, Mark Wechselberger
[https://emmywerner.at/volkstheater/daten/eingang/index.html?../produktionen/index.html] Der nahezu fanatisch wahrheitsliebende und damit rigoros weltfremde Bischof Gregor von Chalons gibt seinem Küchenjungen Leon, der sich aufmacht, des Bischofs Neffen Atalus aus seiner Geiselhaft beim Grafen Kattwald im Rheinland zu befreien, den Auftrag, den Befreiungsversuch nur ohne Hilfe von Lüge und Falschheit zu unternehmen, sonst wolle er Atalus nicht zurück. Leon verspricht, dieses Gebot zu erfüllen, und hält sein Versprechen, so gut er kann; und lügt durch Übertreibung und Ironisierung: nur die Worte sind wahr. – Eine Komödie, die mit Sprachgebrauch und Sprachmißbrauch experimentiert, in der die Grenzen der Wahrheit als die Grenzen der Sprache erscheinen; was auf die Untersuchungen Ludwig Wittgensteins (der das Werk Grillparzers hochgeschätzt hat) vorausweist, wonach absolute Wahrheit nur im Schweigen zu orten ist – mit Edritas Worten gesagt: „So laß uns schweigen, dann sind wir am wahrsten.“
Aber nicht nur um Lüge und Wahrheit geht es in Weh dem, der lügt!, dieser philosophischen Komödie, die bei der Uraufführung am Burgtheater 1838 zum Skandal geriet; und nicht nur der Zusammenprall zweier Kulturen wird thematisiert, die – miteinander im Krieg – zu keiner Harmonie gelangen können; sondern der Sieg der praktischen Vernunft (Leons, Edritas), die innere Wahrhaftigkeit höher stellt als wörtlich-äußerliche, über die weltfremde (Gregors) ist auch der Sieg der Rebellion der gesellschaftlich Deklassierten (des Küchenjungen, der jungen Frau ohne jedes Recht auf Selbstbestimmung) gegen die starre Ordnung von Adel und Kirche, gegen die Herrschaft der Väter.
Somit ist Weh dem, der lügt! auch eine demokratische Komödie, die ihre satirische Energie aus ihrer Verwandtschaft mit der Alt-Wiener Volkskomödie bezieht, die seit jeher listig-subversiv (über historische Gebundenheit hinaus bis heute) antritt gegen den Hochmut der Mächtigen, die Selbstgefälligkeit der Entscheidungsträger auf allen Ebenen.
Premiere war am [1992.05.10]