Freiheit in Krähwinkel

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Katalogzettel

Titel Freiheit in Krähwinkel
Urheber/innen und Mitwirkende Nestroy, Johann Nepomuk [Text] [GND]
Gruber, Peter [Inszenierung] [GND]
Rischer, Rudolf [Bühnenbild]
Bernd, Andrea [Mitarbeiter/in]
Gulda, Paul [Komponist/in] [GND]
Ebenbauer, Erwin [Komponist/in] [GND]
Murbach, Roger [Mitarbeiter/in] [GND]
Falkenbach, Uwe [Darsteller/in] [GND]
Rolant, Albert [Darsteller/in] [GND]
Schell, Hertha [Darsteller/in] [GND]
Keller, Judith [Darsteller/in] [GND]
Tausig, Otto [Darsteller/in] [GND]
Swoboda, Brigitte [Darsteller/in] [GND]
Meyer, Roswitha [Darsteller/in] [GND]
Hagg, Nicolaus [Darsteller/in] [GND]
Hammel, Fritz [Darsteller/in] [GND]
Hall, Bernhard [Darsteller/in]
Seboth, Ronald [Darsteller/in]
Franzmeier, Günter [Darsteller/in]
Köndgen, Cornelia [Darsteller/in] [GND]
Hauer-Riedl, Robert [Darsteller/in] [GND]
Cencig, Julia [Darsteller/in] [GND]
Hiller, Franz [Darsteller/in]
Mottl, Erika [Darsteller/in] [GND]
Sollat, Irene [Darsteller/in]
Klivana, Wolfgang [Darsteller/in]
Mertinz, Johanna [Darsteller/in] [GND]
Seethaler, Robert [Darsteller/in] [GND]
Altenburger, Inge [Darsteller/in] [GND]
Volkstheater Wien [Veranstalter]
Leonhardsberger, Johann [Flöte]
Minda, Ioan [Schlagzeug]
Pesendorfer, Ulli [Schlagzeug]
Pranzl, Andreas [Trompete]
Ptak, Martin [Klavier] [GND]
Datum 1995.10.11 [Aufführungssdatum]
Ort Wien, Volkstheater [Ort der Aufführung]
Schlagworte Theater ; Drama ; Unveröffentlichte Aufnahme
Typ video
Format DFFFV1 [FFV1-Codec im AVI-Container]
DFMPG [Dateiformat: MPG]
VKAVHS [Videokassette, VHS]
Sprache Deutsch

Information

Inhalt

Bürgermeister: Erwin Ebenbauer ; Sperling, Edler von Spatz: Roger Murbach ; Rummelpuff: Uwe Falkenbach ; Reakzerl, Edler von Zopfen: Albert Rolant ; Frau von Schnabelbeiss: Hertha Schell ; Adele: Judith Keller ; Klaus, Ratsdiener: Otto Tausig ; Emerenzia: Brigitte Swoboda ; Cecilie: Roswitha Meyer ; Siegmund Siegl: Nicolaus Hagg ; Willibald Wachs: Fritz Hammel ; Pfeifspitz: Bernhard Hall ; Wirt: Ronald Seboth ; Eberhard Ultra: Günter Franzmeier ; Frau von Frankenfrey: Cornelia Köndgen ; Nachtwachter: Robert Hauer-Riedl ; Walpurga: Julia Cencig ; Pemperl: Franz Hiller ; Frau Pemperl: Erika Mottl ; Babette: Irene Sollat ; Schabenfellner: Wolfgang Klivana ; Frau Schabenfellner: Johanna Mertinz ; Kehraus: Robert Seethaler ; Frau Klöppl: Inge Altenburger
[https://emmywerner.at/volkstheater/daten/eingang/index.html] Mit seiner Posse „Freiheit in Krähwinkel“ reagierte Johann Nestroy einst, mitten in der Revolution in Wien 1848, unmittelbar auf den Machtkampf zwischen revolutionären und reaktionären Kräften in seiner Gesellschaft. Aber seine Menschenkenntnis und Fortschrittsskepsis bewahrten das Stück davor, bloß ein tagespolitischer Reißer geblieben zu sein. Nestroys von Klarsicht und beißendem Sarkasmus erhelltes Blickfeld umfaßte die weitestgespannten Widersprüchlichkeiten des menschlichen Charakters. Deshalb braucht sein Ausflug in den Modellstaat Krähwinkel, hinter dem sich zu seiner Zeit das in die Reaktion zurückfallende Österreich von 1848 verbarg, für den Zuschauer heute keine historische Rückreise in Nestroys Jahrhundert zu sein: Einige auf unsere Gegenwart bezogene Anverwandlungen der nestroyschen Satire genügen, um die krähwinkelschen Verfinsterungen, aber auch die kleinräumige Beschränktheit des freiheitstrunkenen Überschwangs als uns vertrautes Wechselspiel zwischen Ordnungsfanatismus und Revolutionstaumel wiederzuerkennen.
Denn ein Spiel des theatralischen Wechsels von „Reaktion“ und „Revolution“ bleibt auch für uns Nestroys Possengeschichte vom (durchaus nicht uneigennützigen) Journalisten und Freiheitstrompeter Ultra, der dem in dumpfer Reaktion dahinbrütenden Kleinstaat Krähwinkel das flackernde Licht der Revolutionsfackel bringt. Als Spielregel gilt damals wie heute, daß Ultra aus einer freieren Gegenwart in eine reaktionäre Gesellschaft der Vergangenheit zurückfällt. Aus dem Zusammenprall dieser unterschiedlichen Geschichtserfahrungen ergibt sich die satirische Verzerrung, die nach den Erschütterungen unseres Jahrhunderts durch Reaktion und Revolution bedrohlicher denn je erscheint. Denn die Abwehr von Freiheit und Gerechtigkeit geschieht noch immer mit denselben Waffen der Drohung und des finsteren Aufräumterrors, gegen die sich die Satire auch mit heutigen Aneignungen der nestroyschen Gedanken wehren soll.
Fritz Hammel lesend für Günther Wiederschwinger
Premiere war am [1995.10.08]