fake reports

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[https://emmywerner.at/volkstheater/daten/eingang/index.html] Es gibt eine Realität, die zu dramatisch ist, so dass wir sie nicht als Realität annehmen können.“ (Slavoj Zizek). Um sie annehmbar zu machen, müssen wir sie erst fiktionalisieren. Davon handelt „fake reports“, das erste abendfüllende Stück der 1971 in Salzburg geborenen Autorin Kathrin Röggla, die den Prozess einer akuten Fiktionalisierung selbst miterlebt hat: in New York, Ground Zero, September 11th 2001. Röggla geht in ihrer dramatischen Auseinandersetzung mit dem dramatischen Ereignis der Frage nach, „wie wir realität mithilfe der muster und vorstellungen produzieren, die wir von der wirklichkeit haben, und wie diese realität dann auf uns zurückschlägt“. Sechs Schauspieler berichten, was sie gehört haben, verteilen Informationen. Sie erregen Aufmerksamkeit. Sie veröffentlichen Statements. Sie ziehen Vergleiche. Sie zählen Tote, Verletzte und Vermisste. Sie lügen, kalkuliert oder schockbedingt. Es geht um die kommunikativen Gesten, die unserer Unsicherheit und Panik zu Grunde liegen, um die gesellschaftlichen Riten, mittels derer man diese zu bändigen sucht; nicht nur darum, wie Diskurse – auch jenseits der Verständigungsabsicht - funktionieren, sondern auch wie sie ihrerseits Realität produzieren, besonders wenn „eine politik der angst entsteht“ (Röggla). Ob als Prosa, Hörspiel, Drama oder Hypertext – stets verhandeln Rögglas Texte das, was man lapidar „Gegenwart“ nennt. Schon in den Romanen „Niemand lacht rückwärts“ (1995), „Abrauschen“ (1997) und „Irres Wetter“ (2000) wurde deutlich, dass es derzeit kaum eine andere Autorin gibt, die so nah am „Jetzt“ dran ist, in ihrer Sprache so vehement ein Gefühl für die Zeit entwickelt und dieses Zeitgefühl „musikalisch“, experimentell und ausgesprochen reflektiert umzusetzen versteht.
Premiere war am [2002.10.16], Uraufführung