Einer zahlt seine Schuld

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Inhalt

Teil der Sammlung Franz Hiesel
Henckels, Paul (Immighofen); Grodtczinsky, Thea (Frau Immighofen); Beermann, Gerd (1. Student); Regentrop, Wolfgang (2. Student); Schurr, Benno (1. Rundfunksprecher); Timerding, Hans (2. Rundfunksprecher/Teppichverkäufer); Garg, Alois (Leiter Fußballtoto); Karzau, Sonja (1. Kassiererin/Frau im Postamt); Feiser, Maria (2. Kassiererin); Hoffmanns, Margret (3. Kassiererin); Engel, Hilde (4. Kassiererin); Friedrich, Klaus (Bankbeamter/Stimme); Pasch, Albert (Kassierer im Finanzamt); Lundt, Otto-Ernst (Inspektor); Rotberg, Wolfgang von (Amtsvorsteher); Bernhardt, Hanns (Senator); Gube, Günther (Ministerialrat); Golisch, Wolfgang (Ministerialdirektor); Zawadski, Alexander (Stimme); Michael, Georg (Stimme); Reichert, Willy (Präsident); Dättel, Paul (Kriminalinspektor); Ebbinghaus, Kurt (Postbeamter); Golisch, Renate (Mädchen); Beilke, Horst (Baumeister); Sladeck, Ernst (Postbote)
Schlossermeister Immighofen hat im Toto gewonnen. 17.000 Mark steuerfrei. Das ist 1950 sehr viel Geld. Natürlich wird zuerst einmal groß eingekauft. Aber dann kommt I. zur Besinnung. Erst vor kurzem stand in der Zeitung, daß die durch den Krieg bedingten Staatsschulden pro Kopf der Bevölkerung 6.200,45 Mark betragen. Als Mann von Gemeinsinn entschließt sich Immighofen, seinen Anteil an der 'großen Schuld, die alle haben, aus all den Jahren' sofort zu bezahlen. Natürlich wird er von den Beamten nicht ernst genommen. Aber Immighofen ist störrisch. Er will nicht einsehen, daß die Staatsschuld eine bloße Fiktion sei. Schließlich sind die vielen Trümmer und Bombenschäden auch keine Fiktion! Als Axel Eggebrecht im Alter von 84 Jahren nach der Verleihung des mit 15 000 Mark dotierten Gerrit-Engelke Preises gefragt wurde, was er mit dem Geld anfangen wolle, antwortete er ernsthaft und durchaus glaubwürdig: "Das lege ich mir beiseite, damit ich im Alter was auf der hohen Kante habe." Sein Lebensziel, 101 Jahre alt zu werden, und damit nicht nur in drei Jahrhunderten, sondern auch in zwei Jahrtausenden gelebt zu haben, erreichte der 1899 geborene Axel Eggebrecht nicht. Er starb 1991 in Hamburg an den Folgen eines Sturzes. Eggebrecht wurde in Leipzig als Sohn eines Arztes geboren. Er arbeitete als Bücherbote, Packer, Regieassistent, Dramaturg der UFA und als Mitarbeiter der "Weltbühne" zusammen mit Siegfried Jakobsohn, Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky. Nach der Inhaftierung in einem Konzentrationslager rettete sich Axel Eggebrecht mit dem Schreiben von Drehbüchern (u.a. Bel ami) über die Zeit des Faschismus. Im Jahr 1945 holten die Engländer Eggebrecht zum Besatzungssender Hamburg, wo er mit Peter von Zahn und Ernst Schnabel den bald zum Mythos gewordenen Nordwestdeutschen Rundfunk aufbaute. Er war Abteilungsleiter, sprach Kommentare, schrieb Hörspiele und Features, leitete Diskussionen. Aus Protest wegen der zunehmenden parteipolitischen Einflußnahme verließ der "Rundfunkmann der ersten Stunde" 1949 den Sender, blieb aber dem Funkhaus am Rothenbaum weiterhin als freier Mitarbeiter treu. Berühmt wurden vor allem seine Berichte und Kommentare zum Auschwitz Prozeß und die wöchentliche Rundfunksendung" Axel Eggebrecht spricht". Als er wenige Jahre vor seinem Tod in einem Interview gefragt wurde, was ihm lieber als Schreiben und Diskutieren sei, antwortete er: "Autofahren". Übrigens sein erstes Auto kaufte Axel Eggebrecht von Erich Maria Remarque, gebraucht.
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