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Goethe nannte sie ,die beiden Huren‘ und drückte damit das Befremden aus, das „Maria Stuart“ neben Bewunderung und Begeisterung für Schillers formal vollendetstes, „klassischstes“ Drama auslöste. Schon daß Schiller das Eindringen privater Leidenschaften, seelischer Verstörungen und aufgestauter Affekte in politisches Handeln am Beispiel zweier Frauen demonstrierte, war ungewöhnlich für eine Zeit, in der die Frauen real über keinerlei politische Macht verfügten. Daß er beiden Frauen neben Verstand und Gefühl auch Sexualität zubilligte, daß er die beiden Königinnen auch zu zwei Weibern machte, war sensationell und sicherte dem Stück seinen bis heute andauernden Publikumserfolg.
Was an „Maria Stuart“ aber vor allem bis heute fasziniert, ist die Genauigkeit, mit der der Dichter Rollenkonflikte von Frauen beschreibt, die in eine „männliche“ beruflich politische Sphäre eintreten. Daß Elisabeth, um sich als Regentin durchzusetzen, „männliche“ Tugenden wie Leistungsbereitschaft, Askese, Disziplin und Intellektualität in den Vordergrund rücken und „weibliche“ entsprechend zurückdrängen muß, läßt sie in den Augen der Männer wenig begehrenswert erscheinen, beraubt sie ihrer Anziehungskraft. Daß Maria ihre Aufgaben als Regentin vernachlässigt und ganz auf ihre Anziehungskraft als Frau setzt, ermöglicht ihr zwar ein Leben in Fülle und einen Tod in Würde, doch besiegelt letztlich ihren politischen und physischen Untergang.
Das Problem ist nicht ein spezifisch weibliches. „Der Mensch unterdrückt entweder die Forderungen seiner sinnlichen Natur, um sich den höheren Forderungen seiner vernünftigen gemäß zu verhalten; oder er kehrt es um und ordnet den vernünftigen Teil seines Wesens dem sinnlichen unter …“ schrieb Schiller.
Elisabeth: Babett Arens, Maria Stuart: Andrea Eckert, Leicester: Georg Schuchter, Shrewsbury: Peter Uray, Burleigh: Michael Rastl, Davison: Klaus Rohrmoser, Paulet: Robert Hauer-Riedl, Mortimer: Cornelius Obonya, Aubespine: Hannes Gastinger, Okelly: Max Schmiedl, Hanna: Kennedy Brigitte Antonius, Grafen von Kent: Bernhard Hall, Wolfgang Klivana, Günter Baumann, Wolfgang Lesky
Sammlungsgeschichte
Sammlung Volkstheater
Art der Aufnahme
Theatermitschnitte
Technische Anmerkungen
Videodigitalisierung an der Österreichischen Mediathek