Woyzeck

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[https://emmywerner.at/volkstheater/daten/eingang/index.html] Ein einfacher Mann versteht, als sein Mädchen sich mit einem anderen, imposanteren einlässt, die Welt nicht mehr und läuft Amok: Erst tötet er die Geliebte, dann sich selber. Ein Allerweltsfall, beinahe täglich auf den Lokalseiten der Zeitungen zu lesen – und ein großer, in seiner Einmaligkeit unerreichter Tragödienentwurf des Welttheaters. An seinem Franz Woyzeck, Soldat und Barbier in niedriger Stellung, exemplifiziert Georg Büchner die Tragik des schlichten, gutmütigen Mannes, der das Weltgetriebe mitträgt und sich doch darin verloren, ausgestoßen wiederfindet. Ein ewiger Verlierer, den die oberflächlichen Gewinnertypen – der dummdreiste Hauptmann, der eine mörderische Medizin praktizierende Doktor, der Jahrmarktsmob einer egoistischen Gesellschaft – wie in einem gemeingefährlichen Kesseltreiben vor sich her hetzen. Woyzeck erfährt auch die Liebe nicht als das Brot der Armen: Marie, die ein Kind von ihm hat, wird in aller Unschuld ihrer sinnlichen Begierde von dem Männlichkeitsprotz Tambourmajor wie ein Magnet angezogen. Ehe Woyzeck sie im Leben verliert, möchte er sie lieber im Tod für sich behalten: „Unsereins ist doch einmal unselig in der und der anderen Welt, ich glaub’ wenn wir in den Himmel kämen, so müssten wir donnern helfen“, beschreibt er hellsichtig seine verzweifelte Lage. Büchners Drama des Woyzeck ist der existenzialistische Aufschrei seines Exponenten aller Erniedrigten und Beleidigten. Zugleich ist es seine erschütternde Anklage vor dem Tribunal der Menschlichkeit. Es fordert desto eindringlicher zu Mitleid und Solidarität auf, je weiter sich die Gesellschaft von diesen Werten fortbewegt.
Premiere [05.05.2002]
Franz Woyzeck: Karl Markovics, Marie: Anna Franziska Srna, Hauptmann: Hannes Gastinger, Doktor: Fritz Hammel, Tambourmajor: Thomas Evertz, Andres: Christoph Zadra, Ausrufer: Gerhard Roiss, Großmutter: Vera Borek
Käthe: Doris Weiner, 1. Trommler: Ronald Seboth, 2. Trommler: Peter Vilnai, Karl: Roger Murbach, Alter Mann: Joseph Zöhrer